seitenbühne 01.02 - Staatstheater Hannover
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14.<br />
15 AUS DEN ABTEILUNGEN – SPEZIAL<br />
Blick auf die Beleuchterbrücke Tragrahmen der Bühnenpodien Blick aus der 4. Galerie auf die Bühne<br />
BEI »IN-TOLERANZ« – STILLSTAND<br />
Eva Harrison im Gespräch mit Rogé Roth über den Umbau im Opernhaus im Sommer 2012<br />
Je zwei Mitarbeiter der Maschinenabteilung<br />
befinden sich während einer Vorstellung auf<br />
dem Maschinenstand, von wo aus alle maschinell<br />
bewegten Bühnenumbauten, so genannte<br />
»Verwandlung«, per Computer gesteuert<br />
werden. Der erst kürzlich erfolgte<br />
Umbau in diesem Bereich steht nun, rund<br />
anderthalb Jahre nach Planungsbeginn, unmittelbar<br />
vor dem Abschluss. Ein guter Zeitpunkt,<br />
um Betriebsingenieur Rogé Roth, seit<br />
der Spielzeit 2010/11 Leiter der Maschinenabteilung<br />
der Staatsoper, zu befragen.<br />
Eva Harrison Während der Spielzeitpause<br />
im Sommer 2012 wurde die Steuerung der<br />
Bühnenmaschinerie komplett ausgetauscht.<br />
Warum war das notwendig, fand doch der<br />
letzte große Umbau der gesamten Bühnenmaschinerie<br />
erst Ende der 90er Jahre statt?<br />
Rogé Roth Die Anlage war gute 16 Jahre alt<br />
und funktionierte ganz ordentlich. Aber irgendwann<br />
sind uns die Ersatzteile ausgegangen.<br />
Die Firma konnte keine Teile mehr<br />
nachliefern, die Anlage wurde immer labiler<br />
und instabiler; daraus entstanden viele Störungen:<br />
Antriebe fielen aus, Prospektzüge<br />
und Bühnenpodien konnten nicht mehr fahren,<br />
und das vor allem meist nicht logisch<br />
erklärbar: Wir haben teilweise Fahrten 15<br />
Mal ausprobiert; 14 Mal passierte nichts,<br />
beim 15. Mal hat es dann plötzlich nicht<br />
mehr funktioniert. Wir konnten uns nicht<br />
mehr auf die Anlage verlassen und deshalb<br />
ist schließlich die Entscheidung gefallen, die<br />
Anlage auf einen aktuellen Stand zu bringen.<br />
Harrison Bis es zu dieser Entscheidung kam,<br />
musste die Abteilung noch eine ganze Weile<br />
mit den Gegebenheiten agieren. Was hieß<br />
das konkret? Machte es sich für das Publikum<br />
bemerkbar, wenn die Steuerung der<br />
Bühnenmaschinerie streikte?<br />
Roth Einige Ersatzteile waren tatsächlich<br />
nur noch via Ebay, zu bekommen: Mir fehlten<br />
zum Beispiel Netzwerkkomponenten,<br />
die Händler aus ihren Altbeständen angeboten<br />
hatten. Damit ging es noch eine Weile<br />
weiter, aber das konnte natürlich kein Dauerzustand<br />
bleiben. Darüber hinaus versuchen<br />
wir natürlich, für das Publikum alles<br />
»gewollt« aussehen zu lassen. So hatten wir<br />
für die gesamte letzte Spielzeit zusammen<br />
mit der künstlerischen Leitung »Havariepläne«<br />
für die verschiedenen Stücke ausgearbeitet.<br />
Als es aber bei einer Turandot-Vorstellung<br />
gleich zu Beginn einen Totalausfall<br />
gab, blieb uns nichts anderes übrig, als diese<br />
abzubrechen: Eingangs befindet sich das<br />
komplette Bühnenbild samt Chor in 5,50<br />
Meter Tiefe in der Unterbühne – für das Publikum<br />
zunächst nicht sichtbar – um dann<br />
von dort mit dem fahrbaren Bühnenboden<br />
nach oben gefahren zu werden und so gewissermaßen<br />
»von unten« aufzutreten. Während<br />
dieses Vorgangs fiel die Steuerung aus,<br />
so dass wir die Fahrt der Bühnenpodien aus<br />
Sicherheitsgründen anhalten mussten. Dadurch<br />
klaffte mitten auf der Bühne ein<br />
16x16 Meter großes Loch. Unter diesen Umständen<br />
konnte es niemand verantworten,<br />
die Sänger auf die Bühne zu schicken. So<br />
blieb keine andere Wahl, als die Vorstellung<br />
nicht stattfinden zu lassen. In einem solchen<br />
Fall machte sich die zunehmende Unzuverlässigkeit<br />
der Steuerung massiv bemerkbar.