seitenbühne 01.02 - Staatstheater Hannover
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18. 19 KANTINENPLAUSCH<br />
DOROTHEE HARPAIN<br />
ES WAR WIE EIN SCHLAG AUS HEITEREM HIMMEL …<br />
Mit dem Bassisten Per Bach Nissen<br />
»Singen hat viel mit Kochen gemeinsam«,<br />
meint der dänische Bass Per Bach Nissen. Er<br />
muss es wissen, schließlich absolvierte der<br />
Opernsänger zunächst eine Kochausbildung<br />
und durfte als Küchenchef einige Jahre lang<br />
jeden Abend mehrere hundert Leute im<br />
»Stars Restaurant« in San Francisco bekochen.<br />
»Jeden Tag mussten wir uns ein neues<br />
Menü ausdenken. Es ist wie bei einer Vorstellung<br />
im Opernhaus – man spielt immer<br />
wieder die gleiche Figur, es darf aber nicht<br />
das Gleiche sein. Man muss es immer wieder<br />
neu erfinden. Und du hast nur eine<br />
Chance, genauso wie beim Kochen.«<br />
In seiner Jugend konnte sich Per Bach Nissen<br />
nur wenig für klassische Musik begeistern,<br />
viel lieber widmete er sich ganz seiner<br />
Leidenschaft fürs Kochen. Erst in San<br />
Francisco spricht ihn ein befreundeter Musiker<br />
an: »Mensch Per, wenn du lachst, hast<br />
du so eine unglaubliche Resonanz in der<br />
Stimme, hast du schonmal Gesangsunterricht<br />
gehabt?« »Ich? Ich kann doch nicht singen!«<br />
Doch gleich nach der ersten Unterrichtsstunde<br />
steht für ihn fest: Er will<br />
Opernsänger werden. »Da war ich aber auch<br />
schon Mitte zwanzig. Trotzdem gab es für<br />
mich überhaupt kein Zweifeln oder Zögern.<br />
Es war einfach wie ein Schlag aus heiterem<br />
Himmel…« Er kündigt seinen Job als Küchenchef<br />
in San Francisco, kauft ein kleines<br />
Bistro in Kopenhagen und nimmt – »so ganz<br />
nebenbei« – zwei Jahre lang Gesangs-, Theorie-<br />
und Klavierunterricht. Nach erfolgreichem<br />
Vorsingen studiert er Gesang am<br />
Royal Welsh College of Music in Cardiff. »Das<br />
Studium war sehr intensiv, wir haben auch<br />
viel szenisch gearbeitet.« Als Don Alfonso in<br />
Così fan tutte – seiner ersten Partie – tourt<br />
Bach Nissen mit der Opera School of Wales<br />
durch England. »Mein Motto war immer<br />
›learning by doing‹. Und es hat auch seine<br />
Vorteile, wenn man als Erwachsener studiert<br />
– man weiß, was wichtig ist und sucht<br />
sich zielgerichtet das aus, was man braucht.«<br />
Es folgt ein Aufbaustudium am Trinity College<br />
of Music in London und ein erstes Engagement<br />
im Chor des Royal Opera House<br />
Covent Garden. Nach weiteren Kursen und<br />
Studien reift in ihm der Plan, erneut auszuwandern,<br />
denn »wo geht man hin, wenn<br />
man Opernsänger werden will? Nach<br />
Deutschland! Hier gibt es tolle Möglichkeiten,<br />
sich als Sänger auszuprobieren und<br />
– es gibt Festverträge.« Die ersten Engagements<br />
am Theater Vorpommern und am<br />
<strong>Staatstheater</strong> in Schwerin sind anstrengend,<br />
CAESAR'S SALAD*<br />
»Schnell gemacht, schmeckt traumhaft!« Per Bach Nissen<br />
aber auch lehrreich. Per Bach Nissen singt<br />
unter anderem Partien wie Sarastro, Colline<br />
in La Bohème, Hagen, Ferrando in Der Troubadour<br />
oder Seneca in Die Krönung der<br />
Poppea. »Das Schöne am Gesangsfach des<br />
Basses ist, dass die Partien alle sehr unterschiedlich<br />
sind, mal dramatischer, mal virtuos<br />
mit vielen Koloraturen. Ich mag komische<br />
Rollen wie Osmin oder Van Bett in Zar und<br />
Zimmermann, aber auch die Basspartien,<br />
die Bösewichte sind, wie zum Beispiel Boris<br />
in Schostakowitschs Lady Macbeth von<br />
Mzensk.«<br />
In dieser Rolle debütierte Per Bach Nissen<br />
diese Spielzeit an der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />
und sie bescherte ihm einige graue Haare:<br />
»Am Anfang habe ich mir es nicht wirklich<br />
zugetraut, denn die Partie des Boris in Lady<br />
Macbeth von Mzensk liegt sehr hoch und ist<br />
sehr anspruchsvoll. Außerdem konnte ich<br />
kein Wort Russisch.« Da ist ihm das deutschsprachige<br />
Repertoire schon lieber, besonders<br />
das Wagnerfach – König Heinrich, König<br />
Marke, Daland – würde ihn in Zukunft<br />
reizen. Und das Kochen? Nun, Singen und<br />
Kochen kann man ja auch praktisch miteinander<br />
verbinden, beispielsweise bei kulinarischen<br />
Opernabenden.<br />
1 Kopf Romana-Salat, 75 ml Olivenöl, 3 Teelöffel Zitronensaft, Salz, Pfeffer aus der Mühle, 1 hartgekochtes<br />
Ei, 2 Anchovifilets, 100g Parmesan am Stück, 1 Knoblauchzehe, 1 Tasse Toastbrotwürfel, etwas Dijon-Senf<br />
etwas Butter oder Olivenöl<br />
Knoblauchzehe zerdrücken, in Butter oder Öl dünsten und die Brotwürfel darin leicht braun anbraten. Salat<br />
waschen, schleudern, trocken tupfen und in kleine Stücke reißen. Olivenöl mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer,<br />
zerbröckeltem Käse, Senf, Anchovis und kleingehacktem Ei mischen, mit einem Stab pürieren und als Dressing<br />
in die große Schale mit den Salatblättern geben. Alles auf einem Teller anrichten und zuletzt die Knoblauchcroutons<br />
und etwas Parmesan dazugeben.<br />
*Parmesan, Olivenöl, Romana-Salat – die italienischen Wurzeln des Caesar-Salad sind unverkennbar. Namensgeber<br />
ist Caesar Cardini, ein Restaurantbesitzer im mexikanischen Tijuana, der das Gericht zu Prohibitionszeiten<br />
angeblich aus Resten kreierte – die US-amerikanische Kundschaft hatte sein Lokal gestürmt und<br />
sozusagen »leer« gegessen.