Strahleninduzierte Hautveränderungen - Staff.uni-mainz.de ...
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mikrobiologisch weniger wirksam sind Benzalkoniumchlorid, Cetylpyridiniumchlorid o<strong>de</strong>r<br />
Chlorhexidinhydrochlorid. Eine toxische Wirkung auf neugebil<strong>de</strong>tes Granulationsgwebe ist trotz<strong>de</strong>m<br />
bei allen Antiseptika zu berücksichtigen. Daher gilt auch hier: solange wie nötig behan<strong>de</strong>ln, jedoch so<br />
kurz wie möglich.<br />
PVP-Iod wird durch Blut, Eiter und Exsudat inaktiviert und sollte nicht bei Säuglingen, Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />
und Schwangeren eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Cave Schilddrüsenerkrankungen.<br />
Wasserstoffperoxid gilt als bestes Wundreinigungsmittel mit nur schwach antibakterieller Wirkung.<br />
Farbstoffe wie Methylviolett, Gentianaviolett, Brillantgrün o<strong>de</strong>r Fuchsin gelten seit langem aus<br />
verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n als obsolet, da sie eine starke zelltoxische Wirkung aufweisen. Eosin ist wohl<br />
<strong>de</strong>r einzige Farbstoff, <strong>de</strong>n man unter Umstän<strong>de</strong>n in speziellen Fällen einsetzen könnte (siehe NRF-<br />
Vorschrift). Ethacridinlactat, Chinosol und Mercurochrom gelten ebenso als zelltoxisch. Am Beispiel<br />
<strong>de</strong>s weit verbreiteten Mercurochrom sollen einige negative Eigenschaften genannt wer<strong>de</strong>n, die,<br />
mutatis mutandis, auch für die an<strong>de</strong>ren Farbstoffe zutreffen.<br />
• Mercurochrom ist nur schwach bakteriostatisch und fungistastisch wirksam.<br />
• Es besteht immer die Gefahr <strong>de</strong>r Resistenzbildung.<br />
• Kontakt<strong>de</strong>rmatiti<strong>de</strong>n sind beschrieben.<br />
• Bei großflächiger Anwendung könnte eine Quecksilberintoxikation auftreten.<br />
• Die Inspektion <strong>de</strong>r Wun<strong>de</strong> wird wegen <strong>de</strong>r intensiven Farbe sehr erschwert<br />
• Es trocknet die Wun<strong>de</strong> mit Schorfbildung aus und hemmt die Epithelisierung.<br />
• Es ist, bedingt durch die Herstellung, schwermetallhaltig.<br />
• Mercurochrom ist eine Laborsubstanz und nicht zur Anwendung am Menschen zugelassen.<br />
Das nach wie vor gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Radiologie beliebte Gentianaviolett sollte also nicht mehr angewen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n, da es die Wun<strong>de</strong> austrocknet und die Wundheilung verzögert. Physiologische Wundheilung<br />
ist feuchte Wundheilung.<br />
Die sogenannten Wund- und Heilsalben haben auf einer Wun<strong>de</strong> nichts zu suchen. Gera<strong>de</strong> hier<br />
wer<strong>de</strong>n durch fetthaltige Salben feuchte Kammern geschaffen, die hochgradig infektionsgefähr<strong>de</strong>t<br />
sind.<br />
Zuckerpaste und Pu<strong>de</strong>r mit Saccharose o<strong>de</strong>r Xylit und Polyethylenglykol sind nur bei infizierten,<br />
übelriechen<strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong>n zu verwen<strong>de</strong>n. Sie wirken durch starke osmotische Kräfte wundreinigend und<br />
bakterizid.<br />
Auch konventionelle Pflaster o<strong>de</strong>r Gaze sollten nicht mehr verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da sie die Schmerzen<br />
verstärken und das Gewebe schädigen, wenn sie entfernt wer<strong>de</strong>n.<br />
G -<br />
Zusammenfassung<br />
Seit Jahrzehnten ist die Strahlentherapie ein unverzichtbarer Faktor in <strong>de</strong>r Onkologie.<br />
Notwendigerweise be<strong>de</strong>utet eine Bestrahlung von Organen immer auch eine potenzielle Schädigung<br />
<strong>de</strong>r Eintrittspforte – das System und Organ Haut. Die Patienten erlei<strong>de</strong>n oft starke und stärkste<br />
Irritationen <strong>de</strong>r Haut, die bis zu offenen Wun<strong>de</strong>n führen können. Dadurch ist nicht nur <strong>de</strong>r<br />
Therapieerfolg <strong>de</strong>r Bestrahlung, son<strong>de</strong>rn auch die Lebensqualität <strong>de</strong>s Patienten unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
massiv beeinträchtigt. Umso wichtiger ist es, diese sekundäre Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Patienten<br />
adäquat zu begleiten. Dazu zählt sowohl eine richtige Vorbereitung <strong>de</strong>r Haut vor Beginn <strong>de</strong>r<br />
Bestrahlung, als auch eine Prophylaxe ab Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung bzw. eine therapeutische<br />
Hautpflege nach Auftreten <strong>de</strong>r Effloreszenzen. Auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rmatologischen Erkenntnisse<br />
ist in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n, dass eine mangelhafte Hautpflege im Vorfeld einer<br />
Bestrahlung und auch während einer Strahlenbehandlung die Hautirritationen <strong>de</strong>utlich verstärkt<br />
und/o<strong>de</strong>r zeitlich verlängert. Dem Patienten kann geholfen wer<strong>de</strong>n, wenn man ihm die passen<strong>de</strong>n<br />
Informationen zur jeweiligen Situation zukommen lässt. So sollte man i<strong>de</strong>alerweise bereits Tage vor<br />
Beginn einer Bestrahlung die in Frage kommen<strong>de</strong>n Hautareale mit <strong>de</strong>n zum jeweiligen Hauttyp<br />
gehören<strong>de</strong>n pflegen<strong>de</strong>n Präparaten „konditionieren“. So lässt sich erreichen, dass zu Beginn <strong>de</strong>r<br />
Bestrahlung und im weiteren Verlauf die Haut nicht schon in schlechterem Zustand ist als sie sein<br />
könnte und sich dadurch die Hautschä<strong>de</strong>n schneller bzw. stärker bemerkbar machen. Aber auch nach<br />
Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung muss die Hautpflege mit entsprechen<strong>de</strong>n Präparaten weiter geführt wer<strong>de</strong>n<br />
und selbstverständlich auch nach Auftreten von Hauteffloreszenzen. Die <strong>de</strong>rmatologische Forschung<br />
hat zeigen können, dass insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Wassergehalt bzw. Wasserverlust <strong>de</strong>r Haut einer <strong>de</strong>r<br />
wichtigsten Faktoren darstellt, wie eine Haut auf Störungen von außen reagiert. Nicht umsonst gilt die<br />
Trockenheit einer Haut als Leitsymptom <strong>de</strong>r Nebenwirkungen einer Bestrahlung. Aufgrund dieser<br />
Erkenntnisse braucht <strong>de</strong>r Patient in <strong>de</strong>n jeweiligen Stadien die richtigen Präparate, um <strong>de</strong>n<br />
Wassergehalt im günstigen Bereich zu halten bzw. wie<strong>de</strong>r in einen physiologischen Bereich zu<br />
bringen. Diese Informationen gilt es, <strong>de</strong>m Patienten rechtzeitig bzw. während und auch nach einer<br />
Therapie anzubieten. Information und Beratung ist daher ein wesentlicher Faktor einer erfolgreichen<br />
Strahlentherapie. Die Patienten müssen über ihr Risiko einer Hautschädigung angemessen informiert<br />
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