Strahleninduzierte Hautveränderungen - Staff.uni-mainz.de ...
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Ein gesun<strong>de</strong>s Stratum corneum hat einen relativ hohen Wassergehalt (15-30%), ist elastisch und<br />
biegsam. Wenn <strong>de</strong>r Wassergehalt <strong>de</strong>s Stratum corneum unter 10% fällt, wird ein feines Schuppen<br />
sichtbar und die Haut fühlt sich rau und trocken an.<br />
Ein verstärkter transepi<strong>de</strong>rmaler Wasserverlust (TEWL) kann klinisch zu Pruritus, Schuppung,<br />
Rauigkeit und Fissuren führen.<br />
Relativ gesehen ist <strong>de</strong>r Wassergehalt <strong>de</strong>r innersten Schicht <strong>de</strong>s Stratum corneums höher, während<br />
<strong>de</strong>r Wassergehalt <strong>de</strong>r äußeren Schicht von <strong>de</strong>r Feuchtigkeit <strong>de</strong>r Umgebung abhängt. Ein gesun<strong>de</strong>s<br />
Stratum corneum muss in <strong>de</strong>r Lage sein, einen adäquaten Wassergehalt gegen <strong>de</strong>n<br />
Verdampfungsgradienten aufgrund einer geringen Umgebungsfeuchtigkeit aufrecht zu erhalten.<br />
Der Wassergehalt <strong>de</strong>s Statum corneums erhöht sich mit steigen<strong>de</strong>r Feuchtigkeit. Die Gegenwart <strong>de</strong>s<br />
NMF scheint <strong>de</strong>n Wassergehalt <strong>de</strong>s Stratum corneums zu erhöhen, wann immer die relative<br />
Feuchtigkeit etwa 40-50% übersteigt. Robbins und Fernee (zitiert in [16]) konnten zeigen, dass Zellen<br />
mit einem hohen Wassergehalt quellen und sich gegenseitig ohne Lücken fest zusammen drücken.<br />
Als Ergebnis eines stärkeren Wasserverlustes schrumpfen die Zellen <strong>de</strong>s Stratum corneum und<br />
Brüche/Risse treten auf. Klinisch manifestiert sich eine trockene Haut (Xerosis cutis), die we<strong>de</strong>r<br />
effektiv Wasser zurückhalten noch verhin<strong>de</strong>rn kann, dadurch, dass Irritanzien (z.B. Alkaliseifen) o<strong>de</strong>r<br />
Allergene eindringen. Wenn die epi<strong>de</strong>rmalen Lipi<strong>de</strong> durch wie<strong>de</strong>rholte Anwendung von Lösemitteln<br />
o<strong>de</strong>r Seifen entfernt wer<strong>de</strong>n, beobachtet man diese Än<strong>de</strong>rungen auch bei normaler Haut. Die<br />
Verwendung von Seifen auf ekzematöser Haut entfernt mehr Lipid und reduziert die Barrierefunktion<br />
weiter [19].<br />
Um eine intakte Epi<strong>de</strong>rmis nach einer Alteration zu erhalten, muss eine minimale Zahl von<br />
funktionellen Untereinheiten, Papillen plus umgeben<strong>de</strong> Basalschicht pro Fläche Haut bestehen<br />
bleiben. Wird diese Anzahl <strong>de</strong>r funktionellen Untereinheiten beispielsweise als Folgen einer<br />
Bestrahlung unterschritten, kann die Basalschicht nicht mehr ausreichend ernährt wer<strong>de</strong>n. Dies führt<br />
sekundär zum Absterben von Basalzellen unter Ausbildung einer Hautatrophie.<br />
HAUTTROCKENHEIT (Xerosis cutis)<br />
Als Basis <strong>de</strong>r topischen Behandlung gilt die Verwendung von Emollenzien und Moisturizern.<br />
Emollenzien reduzieren <strong>de</strong>n TEWL und glätten die Hautoberfläche - sie füllen gewissermaßen <strong>de</strong>n<br />
Raum zwischen <strong>de</strong>n Korneozyten einer trockenen Haut auf. Moisturizer bewirken einen nachhaltigen<br />
Anstieg <strong>de</strong>s epi<strong>de</strong>rmalen Wassergehaltes.<br />
Einige bekannte Substanzen wer<strong>de</strong>n gern in dieser Situation angewen<strong>de</strong>t. Unter <strong>de</strong>n<br />
feuchtigkeitsbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Substanzen (Humectants) sind beispielsweise Harnstoff, Glycerin und α-<br />
Hydroxysäuren zu nennen. Eine durch topische Applikation erreichte Konzentrationssteigerung um<br />
<strong>de</strong>n Faktor 6 kann in vivo zu einer Verdoppelung <strong>de</strong>r Hornschichtfeuchtigkeit führen.<br />
Als Antioxidans kommt Vitamin C häufig zum Einsatz. Allerdings ist bei einer topischen Formulierung<br />
darauf zu achten, dass die Ascorbinsäure nur unterhalb pH 3,5 resorbiert wird [48].<br />
Rezeptur <strong>de</strong>r Eigenherstellung von „DermSolProtect Lotion“:<br />
Cremophor EL, Ethanol abs., Ascorbinsäure, α-Tocopherol, Aqua purificata in<br />
Basiscreme DAC.<br />
Tocopherol hat ebenfalls antioxidative und photoprotektive Eigenschaften und wird auch resorbiert<br />
[94]. Für die meisten Vitaminzusätze fehlen allerdings wissenschaftliche Studien zum<br />
Wirkungsnachweis bei topischer Applikation.<br />
Auch Dexpanthenol wirkt als Humectant. Bei klinischer Anwendung von Dexpanthenolsalbe zeigte<br />
sich eine nicht-entzündliche Aktivierung <strong>de</strong>r kutanen Mikrozirkulation an Spalthautentnahmestellen.<br />
Sie führte zur rascheren Normalisierung <strong>de</strong>r Hydratation <strong>de</strong>r Haut im Vergleich zur Grundlage. Der<br />
begleiten<strong>de</strong> Pruritus verschwand eher und <strong>de</strong>r Schmerz wur<strong>de</strong> reduziert. Es stellte sich auch nach<br />
mehrtägiger Anwendung eine signifikante Verbesserung <strong>de</strong>r Hornschichtfeuchtigkeit und eine<br />
Reduktion <strong>de</strong>s TEWL ein.<br />
REPARATUR DER EPIDERMALEN BARRIERE<br />
Wenn die epi<strong>de</strong>rmale Barriere verletzt ist, läuft die Wie<strong>de</strong>rbefeuchtung in vier Schritten ab:<br />
1) Initiierung <strong>de</strong>r Barrierenreparatur,<br />
2) Wechsel <strong>de</strong>s Oberflächen-Haut-Feuchtigkeits-Partialkoeffizienten,<br />
3) Beginn <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rmal-epi<strong>de</strong>rmalen Feuchtigkeitsdiffusion,<br />
4) Synthese <strong>de</strong>r interzellulären Lipi<strong>de</strong>.<br />
Das physiologische Signal, das die Barrierenreparatur durch Lipidsynthese anstößt, ist <strong>de</strong>r<br />
transepi<strong>de</strong>rmale Wasserverlust. Ein TEWL von 1% ist ausreichend, um die Lipidsynthese anzustoßen<br />
[36]. Dampf-undurchlässige Auflagen lösen keine Lipidsynthese aus, da <strong>de</strong>r transepi<strong>de</strong>rmale<br />
Wasserverlust gleich 0 ist. Dieser Aspekt ver<strong>de</strong>utlicht die Be<strong>de</strong>utung von dampfdurchlässigen<br />
Auflagen in <strong>de</strong>r Wundheilung. Die Regeneration <strong>de</strong>r Haut dauert ca. 4 Wochen, bei älterer Haut kann<br />
es auch länger dauern.<br />
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