AUTOStraßenverkehr Heft 17-2014
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VERGLEICHSTEST<br />
CITROËN C4 CACTUS, FORD ECOSPORT, PEUGEOT 2008, RENAULT CAPTUR<br />
MESSEN IST FERTIG Nach<br />
dem großen Messprogramm<br />
auf abgesperrter Strecke<br />
geht es auf Verbrauchs- und<br />
Vergleichsfahrten<br />
gepolstertes Sofa geräumt.<br />
Und für einen 4,14 Meter<br />
kurzen Subkompakten bietet<br />
der Cactus ein durchaus<br />
üppiges Platzangebot.<br />
Ähnlich ungedrängt bringt der<br />
Renault seine Passagiere unter.<br />
Er ist schmal, variiert den<br />
Raum aber clever. Während es<br />
für den Cactus derzeit nicht<br />
mal eine geteilt umklappbare<br />
Rückbank gibt, lässt sich die<br />
des Captur zweifach klappen<br />
und um 16 Zentimeter verschieben.<br />
Zu den weiteren<br />
praktischen Ideen zählen drei<br />
Isofix-Anker, die große Ablageschublade<br />
vorn oder – für 400<br />
Euro extra – Sitzbezüge mit<br />
Reißverschluss, die sich zum<br />
Waschen abzippen lassen.<br />
Das Bedien-Layout übernimmt<br />
der Captur vom Clio. Bis auf<br />
einige leicht verwirrt positionierte<br />
Schalter – für den Tempomaten<br />
oder den effizienzsteigernden<br />
Eco-Modus –<br />
funktioniert alles eingängig.<br />
Das gilt auch für die Menüs<br />
des günstigen Infotainments<br />
mit Sieben-Zoll-Touchscreen.<br />
Dagegen ist der Ford Ecosport<br />
im Zeitalter des gepflegten<br />
Shell-Atlasses hängen geblieben.<br />
Allerdings nicht nur in<br />
Bezug auf Sonderausstattungen,<br />
in denen ein Navigationssystem<br />
erst gar nicht vorgesehen<br />
ist. Wobei so ein Navi vom<br />
Elektro-Discounter zum Ranpatschen<br />
an die Scheibe günstiger,<br />
einfacher bedienbar und<br />
moderner ist als das, was Ford<br />
ansonsten als Infotainment<br />
verkauft. Die restliche Bedienung<br />
übernimmt der Ecosport<br />
samt bekannt wirrem Tastenreichtum<br />
vom Fiesta.<br />
Auf dem basiert der Micro-<br />
SUV, der eigentlich gar nicht<br />
für uns gedacht war, sondern<br />
für Indien, China und Brasilien.<br />
Nun schwemmt ihn die SUV-<br />
Woge zu uns, und dabei bringt<br />
er sein kaum von Feinschliff<br />
getrübtes, rustikales Wesen<br />
mit. Es zeigt sich schon in der<br />
– freundlich formuliert – betont<br />
zweckmäßigen Materialauswahl<br />
und der unpingeligen<br />
Verarbeitung. Das geräumige,<br />
hartplastikvertäfelte Interieur<br />
möblieren haltarme, nach vorn<br />
wegknautschende Vordersitze.<br />
Im geräumigen Fond steht eine<br />
schwach konturierte Bank,<br />
deren Lehnenneigung sich variieren<br />
lässt.<br />
Dahinter reicht es noch für 333<br />
Liter Kofferraum. Was für ein<br />
4,27 Meter langes Auto nur so<br />
lange erstaunlich wenig ist,<br />
bis man sich vergegenwärtigt,<br />
dass da ja ein 26 Zentimeter<br />
breites Reserverad an der<br />
Hecktür baumelt. Die öffnet<br />
schwer und nach links zur Seite,<br />
was das Beladen nicht wirklich<br />
erleichtert. Immerhin packt<br />
der Ecosport am meisten<br />
Gepäck ein, wenn die geteilt<br />
klappbare Rückbank hinter die<br />
Vordersitze gewickelt ist.<br />
Noch praktischer gelingt die<br />
Klapperei beim Peugeot 2008,<br />
diesem als Crossover getarnten<br />
Kombi. Bei ihm tauchen<br />
Rückbank und -lehne zu einer<br />
Ebene ab, die Ladekante liegt<br />
mit 60 Zentimetern am niedrigsten,<br />
die Zuladung am<br />
höchsten und mit 500 Kilo um<br />
91 Kilo über der des Ecosport.<br />
Passagiere bringt der 2008<br />
nicht ganz so bequem unter,<br />
was weniger am etwas knappen<br />
Knieraum auf der ordentlich<br />
ausgeformten Rückbank<br />
und der geringeren Innenbreite<br />
vorn liegt, sondern am Panoramaglasdach.<br />
Es kostet 550<br />
Euro und wegen seines breiten<br />
Rahmens ein paar entscheidende<br />
Millimeter Kopffreiheit.<br />
So sitzen auch Fahrer und Beifahrer<br />
knapp unter dem Dach<br />
– auf gut gepolsterten, haltstarken<br />
Sitzen – und teilen sich<br />
die Aufgaben während der Eingewöhnungszeit<br />
am besten.<br />
Während der Kopilot sich in<br />
die teils verstrickten Menüs<br />
des Infotainments einarbeitet,<br />
kann sich der Pilot um eine<br />
passende Sitzposition bemühen,<br />
in der die Instrumente<br />
nicht vom kleinen Lenkrad verdeckt<br />
sind. So ganz erschließt<br />
sich der Sinn des Mini-Volants<br />
im 2008 nicht. Es soll die Agi -<br />
lität steigern, meint Peugeot,<br />
und tatsächlich witscht der<br />
2008 am schnellsten durch<br />
den Slalom, vom ESP spät und<br />
routiniert eingebremst. Aber<br />
die Lenkung spricht giftig an,<br />
meldet nur gedämpft zurück.<br />
Kleine Korrekturen verlangen<br />
dabei große Konzentration.<br />
So verbreitet das straffe Fahrwerk<br />
eine unpassende Hektik,<br />
die sich auf den Komfort überträgt.<br />
Unebenheiten steckt der<br />
2008 nur rumpelig weg, bleibt<br />
beladen aber immerhin komfortabler<br />
als der Ford – was<br />
jedoch keine besondere Leistung<br />
darstellt.<br />
Von der Handling- und Komfort-Raffinesse<br />
des Fiesta<br />
bleibt im schwereren Ecosport<br />
nichts übrig. Er rempelt herb<br />
über kurze Unebenheiten,<br />
schaukelt lange nach. All das<br />
wird mit Zuladung nicht besser:<br />
Dass die Federung dabei<br />
nicht durchschlägt, zählt noch<br />
zum Überschwänglichsten,<br />
was man an ihr belobigen<br />
kann. Um Kurven schubbert<br />
der Ford mit deutlicher Seitenneigung,<br />
heftig vom ESP eingebremst<br />
und von der rückmeldungsscheuen<br />
Lenkung<br />
unpräzise geführt.<br />
Da überrascht es durchaus,<br />
dass der Captur noch lethargischer<br />
durch den Slalom gondelt<br />
als der Ecosport. Beim<br />
Renault liegt das allerdings<br />
weniger an der ebenfalls geringen<br />
Präzision der gefühlskalten<br />
Lenkung, sondern vor<br />
allem an der gouvernantenhaften<br />
ESP-Abstimmung.<br />
22 AUTO <strong>17</strong>/<strong>2014</strong> www.facebook.com/AUTOStrassenverkehr