AUTOStraßenverkehr Heft 17-2014

DATEN IM VERGLEICH
BMW i3
VW E-GOLF
ANTRIEB
Motor
Permanenterregter
Synchronmotor
Permanenterregter
Synchronmotor
Leistung
bei Drehzahl
125 kW/170 PS
4800/min
85 kW/115 PS
3000/min
max. Drehmoment
bei Drehzahl
250 Nm
k. A.
270 Nm
3000/min
Höchstgeschwindigkeit 150 km/h 140 km/h
CO 2 -Ausstoß 0 g/km 0 g/km
Kraftübertragung
Getriebe
Hinterradantrieb
Einstufengetriebe
Vorderradantrieb
Einstufengetriebe
KAROSSERIE
Länge/Breite/Höhe 3999/1775/1597 mm 4270/1799/1450 mm
Radstand 2570 mm 2631 mm
Batterietyp Lithium-Ionen Lithium-Ionen
Energiegehalt 18,8 kWh (netto) 24,2 kWh 1)
Ladedauer 230/400 V 6–8/3–6 h 13/8 h
Kofferraum 260–1100 l 341–1231 l
Anhängelast
ungebremst/gebremst
–/– –/–
Serienbereifung 155/70 R 19 Q 205/55 R 16 Q
Testwagenbereifung
Reifentyp
155/70 R 19 Q
Bridgestone
Ecopia EP 500
MESSWERTE
Beschleunigung
0–100 km/h 7,5 s 10,8 s
Elastizität
40–60 km/h
60–100 km/h
1,3 s
3,7 s
205/55 R 16 Q
Continental
eContact Blue Eco
1,8 s
6,4 s
Bremsweg
unbeladen/beladen 36,7/36,7 m 37,9/38,5 m
Innengeräusch
bei 80 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Normverbrauch
Testverbrauch
Energie-Effizienzklasse
CO 2 -Ausstoß Testverbrauch 2)
61 dB(A)
65 dB(A)
70 dB(A)
12,9 kWh
13,9 kWh
A+
80 g/km
64 dB(A)
67 dB(A)
69 dB(A)
12,7 kWh
13,4 kWh
A+
77 g/km
Energie für Vollladung 20,6 kWh 24,5 kWh
Reichweite (Werksangabe) 130–160 km 130–190 km
Reichweite (Testverbrauch) 148 km 183 km
Achslast vorn/hinten 590/648 kg 839/689 kg
Testwagenleergewicht
Zuladung
1238 kg
382 kg
1528 kg
432 kg
Wendekreis l./r. 9,7/9,7 m 10,8/10,9 m
AUSSTATTUNG
Airbags
Kopf vorn und hinten
Seiten vorn/hinten
Serie
Serie/–
Serie
Serie/365 Euro
Einparkhilfe vorn/hinten 990 Euro 3) /Serie Serie
Klimaanlage/-automatik Serie/1990 Euro 3) –/Serie
Navigationssystem 1990 Euro Serie
Schnelllademöglichkeit 990 Euro 600 Euro
PREIS/KOSTEN
Preis 34950 Euro 34900 Euro
Wertverlust 18000 Euro 18300 Euro
möglicher Rabatt 4) k. A. 14 %
Finanzierung 5) 4,99 % 1,90 %
Leasing 6)
Anzahlung
monatliche Rate
6990 Euro
383 Euro
6980 Euro
315 Euro
Steuer pro Jahr 0 Euro 0 Euro
Versicherung HK/TK/VK 18/21/18 17/21/21
Haftpflicht (50% Prämie) 632 Euro 591 Euro
Teilkasko 484 Euro 484 Euro
Vollkasko (50% Prämie) 877 Euro 1148 Euro
Fixkosten pro Jahr 1509 Euro 1739 Euro
Monatskosten
mit/ohne Wertverlust
667/172 Euro 675/167 Euro
Kilometerkosten
mit/ohne Wertverlust
53,4/13,8 Cent 53,9/13,4 Cent
Ölwechselintervall 15000 km/2 Jahre 30000 km/2 Jahre
Inspektionsintervall 30000 km/4 Jahre 60000 km/4 Jahre
Garantie
Technik/Lack
Batterie
Mobilität
2/3 Jahre
8 Jahre
unbegrenzt
2/3 Jahre
8 Jahre
unbegrenzt
1)
Nennkapazität; 2) Basis Strommix für Deutschland mit 576 Gramm CO 2 pro kWh; 3) im Paket
mit weiterem Inhalt; 4) laut Preisagentur netCar.de – das Internet-Autohaus; 5) über Autobank,
Laufzeit 3 Jahre, Jahreszins effektiv; 6) Kilometerleasing, Laufzeit 3 Jahre (15 000 km/Jahr).
UNSER URTEIL
BMW i3
VW E-GOLF
PLATZ max. 40 Punkte
14 23
Der deutlich geräumigere Golf lässt dem futuristischen
i3 hier wenig Chancen, er ist vorn wie hinten
luftiger und wirkt selbst mit bis zu fünf Personen an
Bord nie kleinwagenhaft beengt.
KOMFORT max. 60 Punkte
47 52
Feinerer Federungskomfort, bessere Sitze – der
Volkswagen zeigt sich auch hier überlegen. Er ist
zudem das etwas leisere der zwei fast unhörbaren
Autos. Dürftig bei beiden: die Klimatisierung.
HANDHABUNG max. 30 Punkte
24 27
Auch hier hat der VW die Nase leicht vorn, vor
allem weil er sich im Alltag prinzipiell wie ein normaler
Golf anfühlt. Der BMW verlangt da nach
mehr Kompromissen.
FAHRLEISTUNGEN max. 30 Punkte
9 6
Hier spielt der leichtere i3 seine Vorzüge aus, er ist
das fixere Elektroauto, was jedoch im täglichen
Fahrbetrieb kaum eine Rolle spielt. Etwas größer ist
zudem die Höchstgeschwindigkeit.
FAHRVERHALTEN max. 60 Punkte
53 53
Gleichstand: Fahrsicherheit und Handling sind auf
ähnlich hohem Niveau. Der VW hat die sensiblere
Lenkung, der BMW den überlegenen Durchzug.
Dennoch bleiben die Unterschiede gering.
SICHERHEIT max. 50 Punkte
25 28
Selbst wenn der i3 etwas besser bremst, muss er
auch in diesem Kapitel dem Golf den Vortritt lassen.
Der verfügt über die bessere Sicherheitsausstattung
und das erhellendere Licht.
UMWELT max. 30 Punkte
21 23
Der etwas günstigere Energieverbrauch und die
längeren Wartungsintervalle sprechen für den
E-Golf. Trotz seiner theoretischen Vorteile durch
Motor und Gewicht kann der i3 hier nicht punkten.
TESTERGEBNIS max. 300 Punkte
Bewertet nach dem Punkteschlüssel für Allrounder
193 212
KOSTENWERTUNG max. 150 Punkte
71 72
Obwohl sie preislich fast gleichauf liegen, gibt es
für den VW günstigere Leasing-Angebote. Beim
Stromverbrauch hat er ebenfalls Vorteile, allerdings
fallen diese eher gering aus. Enttäuschend bei beiden
Elektroautos: die sehr bescheidenen Garantieleistungen
von jeweils zwei Jahren. Das ist nicht
gerade vorbildlich und gibt zweimal null Punkte.
GESAMTERGEBNIS max. 450 Punkte
2. PLATZ 1. PLATZ
264 284
FAZIT
Weil er das insgesamt
harmonischere und alltagstauglichere
Auto ist, gewinnt der VW
E-Golf diesen Vergleich recht deutlich. Das
coolere, mutigere und modernere Fahrzeug
ist dennoch der BMW i3 – der Sieger
der Herzen, wenn man so will. Zudem gibt
es den i3 auf Wunsch mit Range Extender,
eine sehr empfehlenswerte Option, die
beim E-Golf einfach fehlt.
Ganz anders der Golf: Er ist
kaum von seinen konventionell
angetriebenen Brüdern
zu unterscheiden. Man mag
das langweilig finden, doch
das eher klassische Design
hat praktische Vorzüge.
Das Gewicht des E-Golf ist
etwas höher, genau 290 kg
sind es verglichen mit einem
Diesel-Golf in ähnlicher Ausstattung.
Weitere Kompromisse
muss der E-Golf-Fahrer
jedoch nicht eingehen
– mit fünf Sitzplätzen, einem
341 Liter großen Kofferraum
sowie einem maximalen Ladevolumen
von 1231 Litern
ist der VW so alltagstauglich
wie jeder andere Golf auch,
abgesehen vom Elektroantrieb
natürlich.
Für den viel radikaleren BMW
gilt das nur eingeschränkt,
doch selbst der verkraftet
vier Erwachsene und jede
Menge Gepäck, wenn auch
nicht unbedingt alles gleichzeitig.
Er verfügt über zwei
getrennte Kofferräume, und
die Rückbanklehne ist zweiteilig
umklappbar, was leicht
für große Familieneinkäufe
ausreicht. Ob der Zugang zu
den Rücksitzen durch die
gegen die Fahrtrichtung öffnenden
Fondtüren nun praktisch
oder eher lästig ist, darüber
lässt sich trefflich
streiten. Die Türen selbst sehen
cool aus, wie überhaupt
der i3 beim Publikum gut ankommt.
Selbst einige Monate
nach der Markteinführung
erntet er interessierte Blicke
von Passanten.
Viel dezenter stromert da der
E-Golf durch die City, auffällig
nur durch das andere Dekor
und den nicht hörbaren
Antrieb. Zudem fällt der Umgewöhnungsprozess
im Golf
viel leichter: Wer einen Benzin-
oder Diesel-VW gewohnt
ist, kommt mit dem E-Golf
auf Anhieb klar.
Beim Stromwegnehmen mittels
Fahr pedal verzögert der
VW im Normalmodus kaum
stärker als ein konventionelles
Auto beim Lupfen des
Gaspedals. Allerdings rekuperiert
er im Sparmodus
deutlich heftiger. Sogar die
Bremslichter leuchten dann
auf, jedoch ohne dass der
Golf dabei die gleiche Verzögerungswirkung
entfaltet wie
der i3.
Bei dem ist das sogenannte
Ein-Pedal-Fahren schon etwas
gewöhnungsbedürftiger.
Mit etwas Übung gelingt es
allerdings, den Elektro-BMW
beinahe ohne Einsatz des
Bremspedals lässig durch
den Stadtverkehr zu steuern.
Die Bedienung des i3 ist
ebenfalls speziell. Der Startknopf
verbirgt sich neben
dem Wählknopf für Vorwärts-
und Rückwärtsfahrt
rechts des Lenkrads. Das alles
unterscheidet sich deutlich
von der Bedienung anderer
BMW-Modelle – bewusst
und gewollt, klar.
An der Ampel spurtet der i3
etwas nachdrücklicher vorwärts
als der Golf. Die Fahrleistungen
sind deutlich besser
– kein Wunder bei einem
Leistungsvorsprung von 40
kW (55 PS). Etwas mehr
Drehmoment hat mit 270
Newtonmetern freilich die
Golf-Elektromaschine – die
des i3 kommt auf 250 Nm.
Das drehfreudigere Naturell
des i3-Antriebs liegt in seiner
Bauweise begründet: Der
Hybrid-Synchronmotor nutzt
die Wirkung der Permanentmagneten
und zusätzlich des
magnetischen Widerstands,
Reluktanz genannt, zur
Drehmoment-Erzeugung.
Der Stromverbrauch der beiden
unterscheidet sich übrigens
recht wenig, 13,9 kWh
verbrauchte der BMW auf der
Testrunde, 13,4 der VW trotz
seines höheren Gewichts.
Viel entscheidender ist bei
E-Autos natürlich die Reichweite.
Auch hier zeigt sich
ein leichter Vorsprung für
den VW: Er kommt mit einer
Batterieladung praxisnah 130
bis 190 km weit, beim BMW
ist meist etwas früher
Schluss (130 bis 160 km).
Die schnelleren Ladezeiten
wiederum hat der BMW, da
seine Akkus etwas weniger
Energie speichern können.
Trotz unterschiedlicher Verbräuche
ergeben sich bei den
Stromkosten kaum Unterschiede:
Der i3-Fahrer
müsste nach 100 000 km bei
Test-Verbrauch nur 125 Euro
mehr als der Golf-Fahrer für
Strom aufwenden. Doch
nicht nur deswegen ist der
VW E-Golf unterm Strich das
bessere Elektroauto.
Heinrich Lingner
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