Analysis I - Abteilung für Mathematische Stochastik
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2.1 Konstruktion der reellen Zahlen 21<br />
2.1 Konstruktion der reellen Zahlen<br />
Die Konstruktion der reellen Zahlen ist der erste große mathematische Meilenstein der Vorlesung.<br />
Zentral bei unserer Konstruktion ist der Begriff der Cauchy- und der Nullfolge. Wir<br />
erinnern daran, dass Folgen rationaler Zahlen wie in Bemerkung 1.22 durch (x n ) n=1,2,... gegeben<br />
sind.<br />
Definition 2.1 (Cauchy-Folgen und Null-Folgen). Sei (x n ) n=1,2,... eine Folge rationaler<br />
Zahlen.<br />
• Die Folge (x n ) n=1,2,... heißt Cauchy-Folge (oder Fundamentalfolge), falls es für jedes<br />
ε > 0 (und ε ∈ Q) ein N ∈ N gibt, so dass für alle m, n > N gilt, dass<br />
In Quantorenschreibweise bedeutet dies<br />
|x n − x m | < ε.<br />
∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀m, n > N : |x n − x m | < ε.<br />
Wir definieren die Menge der Cauchy-Folgen durch<br />
C := {(x n ) n=1,2,... Cauchy-Folge}.<br />
• Die Folge (x n ) n=1,2,... heißt Null-Folge falls es für jedes ε > 0 (und ε ∈ Q) ein N ∈ N<br />
gibt mit |x n | < ε für alle n ≥ N. In Quantorenschreibweise bedeutet das<br />
∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀n > N : |x n | < ε.<br />
Wir definieren die Menge der Null-Folgen durch<br />
N := {(x n ) n=1,2,... Null-Folge}.<br />
(Es sollte klar sein, dass N C, d.h. jede Nullfolge ist eine Cauchy-Folge, aber es gibt<br />
jedoch Cauchy-Folgen, die keine Nullfolgen sind.)<br />
• Eine Cauchy-Folge heißt positiv, wenn es ein ε > 0 und ein N ∈ N gibt mit x n > ε für<br />
alle n ≥ N. Wir sagen auch: Für fast alle n, (d.h. für alle bis auf endlich viele n) gilt<br />
x n > ε. Wir definieren die Menge der positiven Cauchy-Folgen durch<br />
P := {(x n ) n=1,2,... positive Cauchy-Folge}.<br />
Bemerkung 2.2 (Notation: Maximum, Minimum und Mengenschreibweise). 1.<br />
Sei M ⊆ Q mit |M| < ∞, d.h. M ist eine endliche Teilmenge von Q. Dann schreiben<br />
wir<br />
min M := x ⇐⇒ (x ∈ M) ∧ ∀y ∈ M : x ≤ y,<br />
(2.1)<br />
max M := x ⇐⇒ (x ∈ M) ∧ ∀y ∈ M : y ≤ x.<br />
Weiter gilt min M = − max(−M) und max M = − min(−M), wobei −M := {−x : x ∈<br />
M}. Für Zahlen x, y ∈ Q schreiben wir<br />
a ∧ b := min{a, b},<br />
a ∨ b := max{a, b}.<br />
Später werden wir diese Schreibweisen auch für reelle (also nicht notwendigerweise rationale)<br />
Zahlen benutzen.