Analysis I - Abteilung für Mathematische Stochastik
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2.4 Überarzählbarkeit von R 31<br />
Leider stimmt es aber nicht, dass jede mögliche Zahlenfolge (n i ) i=1,2,... in {0, 1} auch die<br />
Binärdarstellung einer Zahl x ∈ [0, 1) liefert. In Bemerkung 2.27.2 haben wir nämlich festgestellt,<br />
dass genau die Folgen in der Menge<br />
nicht vorkommen können.<br />
M := {(n i ) i=1,2,... : ∃N ∀k > N : n k = 1} (2.7)<br />
Beweis von Proposition 2.30. 1. Wir beginnen mit der Gleichmächtigkeit von R und (0, 1).<br />
Hierzu definieren wir die Abbildung 8<br />
⎧<br />
⎪⎨ R → (0,<br />
{<br />
1)<br />
f :<br />
1<br />
⎪⎩ x ↦→<br />
2 ex , x ≤ 0,<br />
1 − 1 2 e−x , x > 0.<br />
Diese ist offenbar eine Bijektion, und damit sind R und (0, 1) gleichmächtig.<br />
Um die Gleichmächtigkeit von (0, 1) und [0, 1) zu zeigen, definieren wir<br />
⎧<br />
(0, 1) → [0, 1),<br />
⎪⎨<br />
⎧<br />
g :<br />
⎪⎨ 0, x = 1 2 ,<br />
x ↦→ 2<br />
⎪⎩<br />
⎪⎩<br />
−(n+1) , x = 2 −n für ein n = 1, 2, ...,<br />
x, sonst.<br />
Wir stellen fest, dass g eine Bijektion ist, was die Behauptung zeigt. Die Gleichmächtigkeit<br />
von [0, 1) und (0, 1] ist klar, da x ↦→ 1−x eine Bijektion zwischen den beiden Mengen darstellt.<br />
Die Gleichmächtigkeit von (0, 1] und [0, 1] zeigt man, indem man g mittels g(1) = 1 zu einer<br />
Funktion (0, 1] → [0, 1] erweitert.<br />
2. Wir verwenden die Beweisidee aus Bemerkung 2.31. Insbesondere haben wir dort bereits<br />
gesehen, dass es eine Bijektion h : [0, 1) → 2 N \ M mit M aus (2.7) gibt. Wichtig ist es zu<br />
bemerken dass die Menge M abzählbar ist. Da es unendlich viele Primzahlen gibt, ist die<br />
Menge der Primzahlen {2, 3, 5, ...} abzählbar. Es gibt also eine Bijektion {2, 3, 5...} → M. Mit<br />
Hilfe dieser Bijektion erhalten wir nun auch eine Bijektion [0, 1) ∪ {2, 3, ...} → 2 N . Es bleibt<br />
also zu zeigen, dass es eine Bijektion [0, 1) ∪ {2, 3, ...} → [0, 1) gibt. Diese lässt sich aber (mit<br />
Hilfe desselben Tricks wie in der Definition von g) durch<br />
⎧<br />
[0, 1) ∪ {2, 3, 5, ...} → [0, 1),<br />
⎪⎨<br />
⎧<br />
1<br />
⎪⎨ p<br />
, falls x = p ∈ {2, 3, 5, ...},<br />
x<br />
↦→ p<br />
⎪⎩<br />
⎪⎩<br />
−(j+1) , falls x = p −j für ein p ∈ {2, 3, 5, ...} und j = 1, 2, ...,<br />
x, sonst.<br />
definieren. (Wir bemerken, dass wir in dieser Definition deswegen auf die Menge der Primzahlen<br />
zurückgreifen, weil x = p −j nur für höchstens eine Primzahl p für ein j gilt.)<br />
8 Wir setzen hier die Kenntnis der Exponentialfunktion voraus. Wir werden die genaue Definition später<br />
nachliefern.