Analysis I - Abteilung für Mathematische Stochastik
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1.1 Aussagen und Mengen 7<br />
8. Es gilt (A ∧ B) ⇐⇒ (B ∧ A) und (A ∨ B) ⇐⇒ (B ∨ A). Man spricht von der<br />
Kommutativität von ∧ und ∨.<br />
9. Es gilt (A ⇒ B) ⇐⇒ (B ∨ ¬A). Denn A ⇒ B bedeutet, dass es nicht sein kann, dass<br />
B nicht gilt, A aber schon, also ¬(¬B ∧ A). Wendet man nun Lemma 1.5 an, erhält<br />
man die Behauptung.<br />
10. Es gilt ((A ⇒ B) ∧ (B ⇒ C)) ⇒ (A ⇒ C). Man spricht von der Transitivität von ⇒.<br />
Dies lässt sich mit dem letzten Beispiel auch einfach beweisen, nämlich so:<br />
(A ⇒ B) ∧ (B ⇒ C)<br />
9.<br />
⇐⇒ (B ∨ ¬A) ∧ (C ∨ ¬B)<br />
6.<br />
⇐⇒ (B ∧ C) ∨ (B ∧ ¬B) ∨ (¬A ∧ C) ∨ (¬A ∧ ¬B)<br />
=⇒ C ∨ (¬A ∧ C) ∨ ¬A<br />
=⇒ ¬A ∨ C<br />
⇐⇒ A ⇒ C.<br />
Wir führen nun den Begriff der Menge ein. Allerdings wollen wir nicht sagen, was der – in der<br />
Definition wichtige – Begriff der sinnvollen Aussage genau ist. Mit anderen Worten führen<br />
wir hier nur einen naiven Mengenbegriff ein. Will man Mengen axiomatisch genau definieren,<br />
führt das auf das Zermelo-Fraenkel’sche Axiomensystem, auf das wir hier nicht eingehen. In<br />
der Praxis sind die allermeisten Aussagen sinnvoll, so dass wir keine Schwierigkeiten mit dem<br />
naiven Mengenbegriff erwarten.<br />
Definition 1.7 (Menge). Sei A = A(x) eine “sinnvolle” Aussage, die von einer Variablen<br />
x abhängt. Dann bezeichnen wir mit 3<br />
M := {x : A(x) ist wahr}<br />
die Menge aller x, für die A(x) gilt. Noch kürzer setzen wir<br />
M := {x : A(x)}.<br />
Wir schreiben x ∈ M genau dann, wenn A(x) wahr ist. Es bedeutet x /∈ M dasselbe wie<br />
¬(x ∈ M) oder auch, dass A(x) falsch ist.<br />
Beispiel 1.8.<br />
• Die Menge ∅ := {x : x ≠ x} ist die leere Menge.<br />
• Die natürlichen Zahlen N kann man nach Peano axiomatisch etwa so definieren:<br />
– 1 ist eine natürliche Zahl.<br />
– Jede natürlich Zahl n hat genau einen Nachfolger, genannt n + 1.<br />
– Die Eins hat keinen Vorgänger.<br />
– Enthält eine Menge M die Eins und mit jeder natürlichen Zahl n auch deren<br />
Nachfolger, so ist M bereits die Menge der natürlichen Zahlen.<br />
3 Zur Notation: wir unterscheiden in der Mathematik das Gleichheitszeichen “=” vom Zeichen “:=”, das das<br />
Symbol auf der “:”-Seite (das sogenannte Definiendum) durch das Objekt auf der anderen Seite (das Definiens)<br />
definiert. Sind nämlich x für die A(x) wahr ist bereits bekannt, definieren wir hiermit die Menge M aller dieser<br />
Elemente.