Das Magazin 3/2008 - Evangelische Heimstiftung
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Reportage<br />
„Schlafen kann ich<br />
noch die ganze Nacht“<br />
Beim Nachtcafé wird gespielt, gelacht und gesungen –<br />
eine Runde Memory als Betthupferl<br />
Wenn über den dunklen Tannenwipfeln des Schwarzwalds die Sonne<br />
untergeht, ist im Martin-Haug-Stift in Freudenstadt, einer Einrichtung<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Heimstiftung</strong>, die Nachtcafé-Zeit angebrochen.<br />
Ein Dutzend Hausbewohner versammelt sich dann im Café Höflesblick,<br />
um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen bei Wein, Saft und<br />
Gebäck. Wer von der Müdigkeit übermannt wird, geht ins Bett.<br />
„Schlafen kann ich noch die ganze<br />
Nacht“, sagt Erika Nill, die ihr Zimmer<br />
gegen halb acht verlässt, um<br />
sich mit den anderen nachtaktiven<br />
Bewohnern im Café Höfl esblick zu<br />
treffen. „Hier unten lebt man ein<br />
bisschen auf“, sagt die muntere ältere<br />
Dame. „<strong>Das</strong> ist doch schön, wenn<br />
man so beieinandersitzt – in meinem<br />
Zimmer wäre ich ja allein und würde<br />
doch nur fernsehen – das kann ich<br />
auch nachher noch tun.“<br />
Schwester Swetlana Günther erwartet<br />
sie schon, die Tür zum Café steht<br />
offen, der Tisch ist liebevoll gedeckt<br />
mit reichlich Obst, Keksen und Salzstangen;<br />
Vasen mit Feuerlilien und<br />
Efeu zieren die Tafel. Die Memory-<br />
18 „Aus der <strong>Heimstiftung</strong>“ 3/<strong>2008</strong><br />
Schachtel steht parat, im Hintergrund<br />
stapeln sich die Liederhefte und eine<br />
Stellwand ist bereits für Wortspiele<br />
vorbereitet worden. <strong>Das</strong> verspricht<br />
Kurzweil.<br />
Die Zeit vergeht wie im Fluge<br />
„Memory, das kennt doch jeder?“,<br />
fragt Schwester Swetlana Günther.<br />
Zustimmendes Nicken in der Runde,<br />
zu der sich heute Abend nur weibliche<br />
Hausbewohner eingefunden haben.<br />
Irma Eckert legt die Karten aus und<br />
Rosa Finkbeiner dreht gleich zwei<br />
davon um: ein Koffer und ein Auto –<br />
leider noch kein Treffer. Für diejenigen,<br />
welche die Spielkarten nicht<br />
alleine wenden können, greift<br />
Schwester Swetlana mit einer helfenden<br />
Hand ins Spiel ein. Augenzwinkernd<br />
gibt sie auch den ein oder<br />
anderen Tipp. So geht es Runde um<br />
Runde, wer knapp danebenliegt,<br />
verhilft seiner Nachbarin zu einem<br />
Treffer. Mare Taal hat zügig ein kleines<br />
Häufchen gehortet. „Prost – zum<br />
Wohl!“, ruft Maria Weik in die Runde<br />
und hebt ihr Glas. Ein Teller mit<br />
Keksen wird gereicht. „Die mag ich<br />
besonders gerne“, sagt Frau Finkbeiner<br />
und nimmt sich zwei Stück davon.<br />
Gut durch die Nacht kommen<br />
<strong>Das</strong> Nachtcafé ist nicht nur ein schönes<br />
Ritual, das im Allgemeinen sehr<br />
gerne angenommen wird; es hat auch<br />
einen überaus positiven Nebeneffekt:<br />
„Wir haben viele Bewohner, die<br />
nachts ziemlich unruhig sind. Wenn<br />
sie im Nachtcafé den Tag gemeinsam<br />
ausklingen lassen, gehen sie dadurch<br />
deutlich später zu Bett und schlafen