Sonderpädagogische Förderung in NRW

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Bensberger Tagung 2014 1978 seine Überlegungen für das mathematische Lernen bei lernbehinderten Kindern. Prinzipiell können diese Schüler/ innen ein mathematisches Operationsverständnis erwerben, wenn zwei Ebene passend zueinander finden: Die fachliche Anforderungsstruktur und die dazu passende Niveaustufe des Denkens. Es müssen also die sachlogische Struktur des Lerngegenstandes und das aktuelle Aneignungsniveau des Lernenden systematisch und entwicklungslogisch in Beziehung gebracht werden. Dies lässt sich in Tabellenform darstellen. Man kann an dieser systematischen Tabellenstruktur ablesen, welches fachliche Anforderungsniveau mit welchem Lernniveau bearbeitet werden kann. Die Verknüpfung von Diagnostik der Lernausgangslage und Findung nächster Lernziele macht den Vorteil dieses Ansatzes aus. In einer solchen Tabelle lassen sich die verschiedenen Abstraktionsstufen des Denkens in Bezug zur Komplexität des Lerngegenstandes darstellen. Das Thüringer Forschungsteam unter Leitung von Frau Prof. Sasse führte KUTZERS Ansatz mit dem Konzept der „Differenzierungsmatrizen“ weiter. Für das Fach Mathematik ist ein entwicklungsbasiertes Modell schulischen Lernen durch die vorgegebene Fachstruktur klar ersichtlich, aber wie soll das in den anderen Unterrichtsfächern gelingen? Es ist eine Herausforderung für alle Fachdidaktiken. Die Mitarbeiterinnen von Frau Prof. Sasse stellten zur Erläuterung beispielhaft Matrizen aus verschiedenen Fächern vor. Die Matrizen werden nicht von den Kompetenzerwartungen der Lehrpläne her konstruiert, sondern von der fachlichen Struktur der dazu gehörenden Bildungsinhalte. Sie sind auch nicht eindeutig empirisch abgesichert, sondern stellen vorrangig ein praktikables Planungsinstrument des Klassenteams für die sehr heterogene Lerngruppe dar. Das folgende Beispiel (Seite 5) stammt aus einer jahrgangsgemischten Lerngruppe (Kl. 3/4) der Montessorigesamtschule Jena zum fächerübergreifenden Projekt „Planeten“. Die Differenzierungsmatrix ist so aufgebaut: Die thematische Komplexität nimmt von links nach rechts zu: vom Planeten Erde zu den Galaxien und der Milchstraße. Die kognitive Komplexität nimmt von unten nach oben zu: vom anschaulich-praktischen zum abstrakten Lernen. Die Arbeit mit diesem Strukturgitter bietet folgende Möglichkeiten und Vorteile: • Alle SuS haben prinzipiell Zugang zu allen Ebenen. • Das Thema kann auf einem Lernniveau mit mehreren inhaltlich unterschiedlichen Lernaufgaben differenziert bearbeitet werden. • Ein Thema kann bei steigender kognitiver Komplexität anspruchsvoller bearbeitet werden. • Thematische und kognitive Komplexität können gleichzeitig erhöht werden. • Kommt ein Schüler mit einer Aufgabe, einem Lernniveau nicht zurecht, kann ein Angebot auf einem anderen Niveau ausgewählt werden. • Die SuS können selbst durch Markieren zeigen, was sie bereits können und woran sie aktuell arbeiten. Mit Pfeilen können sie markieren, welchen Weg sie durch das Themenfeld gegangen sind. • Sonderpädagoge und Allgemeinpädagoge können auf der Basis der Matrix ihre Aufgaben teilen und absprechen. • Die Summe und Qualität der Lernergebnisse kann für eine individuelle oder kriterienbezogene Leistungsbewertung genutzt werden. Mit den „Differenzierungsmatrizen“ können die Lehrer (-teams) für ein Fach Bildungsinhalte so analysieren und strukturieren, dass für die heterogene Lerngruppe passende Lernaufgaben/-situationen auf unterschiedlichen Lernniveaus vorbereitet werden können. Im Thüringer Schulversuch wurden mittlerweile viele Differenzierungsmatrizen für unterschiedliche Fächer – in unterschiedlicher Qualität – erstellt. Ein 2. Beispiel dazu steht auf Seite 6 (rationale Zahlen). Sie können unter www.gu-thue.de eingesehen werden. Bisher werden in den Beispielen nur Schüler/innen im Bildungsgang Lernen berücksichtigt, perspektivisch sollen die Matrizen auch um den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erweitert werden. Basis für gemeinsame Planungsentscheidungen sind die Kompetenzerwartungen des allgemeinen Lehrplans und die Lernausgangslagen in der heterogenen Lerngruppe. Für sie sind in den Matrizen Themen und Lernaufgaben so zu bestimmen, dass alle Schüler/innen ihren Zugang zum gemeinsamen Thema finden können. Die Differenzierungsmatrix bündelt also didaktische Entscheidungen vor dem Beginn eines Projektes oder einer Unterrichtsreihe. Zu jedem Zielbereich müssten dann die entsprechenden Aufgaben, Medien, Hilfen, Sozialformen aufgelistet werden. • Die SuS sehen im Überblick, was es alles zu entdecken, zu lernen gibt. Dafür müssen die Ziele allerdings in Schülersprache übersetzt werden. 4 VDS · Sonderpädagogische Förderung in NRW 2/2014
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