Zett
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12 <strong>Zett</strong> 2–14 Tage der offenen Tür<br />
Einblicke in<br />
die Forschung<br />
an einer Kunsthochschule<br />
Am 27. und 28. September stellen Forschende<br />
der ZHdK ihre Arbeit vor. Doch wie kann<br />
Forschung visuell erfahrbar gemacht werden?<br />
Mittels unterschiedlicher Formate wie Posterund<br />
Videopräsentationen wird Interessierten<br />
an den Tagen der offenen Tür die künstlerischwissenschaftliche<br />
Forschung nähergebracht.<br />
Catherine Nuber und Dieter Mersch*<br />
Anfang der 1960er-Jahre mietete der Künstler Bruce Nauman<br />
ein leer stehendes Lebensmittelgeschäft, um sich im Schaufenster<br />
tagelang allein auf einem Stuhl sitzend zu präsentieren.<br />
Indem er sich als Künstler inszenierte, der über Kunst<br />
sinniert, machte er das ästhetische Denken zum Gegenstand<br />
«Immersive Lab». Foto: Jan Schacher<br />
seiner Performance. Zudem verwies er auf die Schwierigkeit,<br />
Prozesse wie das geistige Denken einem Objekt der Kunst<br />
gleich auszustellen.<br />
Anlässlich der Tage der offenen Tür stellt sich für manche<br />
Besucherinnen und Besucher ebenso die Frage, wie die künstlerisch-wissenschaftliche<br />
Forschung an der ZHdK als konzentrierte<br />
Form des Denkens in einer Ausstellungssituation<br />
sichtbar gemacht werden könnte. Oft gibt sich Forschung ja<br />
allein im Medium der Sprache zu erkennen: Fragestellungen<br />
werden formuliert, Thesen aufgestellt, Textanalysen vorgenommen,<br />
Archivmaterial ausgewertet. Mit der Veröffentlichung<br />
werden die erarbeiteten Forschungsergebnisse in<br />
den bereits bestehenden Diskurs eingespeist. Dieses Wissen<br />
wird im Modus der mündlichen und schriftlichen Sprache<br />
verhandelt, zuweilen begleitet von Illustrationen und Visualisierungen.<br />
Poster-Session und Videoloop<br />
Die Kombination von Text und Bild nutzt die sogenannte<br />
Poster-Session, ein gängiges Kongressformat, welches im<br />
Gegensatz zu Referaten Inhalte in komprimierter Form zur<br />
Verfügung stellt. Im Kunstraum auf Ebene 5 werden mittels<br />
solcher Posterpräsentationen Fragen, Strategien, Methoden<br />
und Grenzen der verschiedenen an der ZHdK angesiedelten<br />
Forschungsprojekte visuell erfahrbar gemacht. Dabei<br />
liefern die auf den Postern abgedruckten Abbildungen und<br />
Texte einen informativen Einstieg in die einzelnen Projekte.<br />
Gleichzeitig stehen vor Ort die Forschenden selber Rede und<br />
Antwort – sie erklären, argumentieren und diskutieren. Ein<br />
Videoloop, der im angrenzenden Raum 5.G02 abgespielt<br />
wird, vermag aufzuzeigen, wie vielfältig die Forschung an<br />
der ZHdK sein kann.<br />
Lecture Performance<br />
Am Samstagnachmittag wird ebenfalls im Seminarraum<br />
5.G02 eine Lecture Performance stattfinden, mittels deren<br />
«unerwartete Situationen» hervorgerufen werden sollen. Im<br />
Unterschied zum klassischen Vortrag wenden sich hier die<br />
Forschenden performativ an ihr Publikum und bringen dabei<br />
verschiedene Medien zum Einsatz: eine Arbeit an und mit<br />
akustischen Interventionen, mit Diagrammen und Filmausschnitten,<br />
deren Herstellungs- und Präsentationsweise häufig<br />
mitreflektiert wird, gelegentlich durch gezieltes Opponieren<br />
von Wort und Bild.<br />
Test im Kino, «Immersive Lab», Windkanal<br />
Satellitenstationen der Forschung befinden sich im Kino, in<br />
einem Laborraum sowie auf der Dachterrasse. Bei der Präsentation<br />
des Forschungsprojekts «Analog/Digital» wirken<br />
die Besucher als Probanden mit: Anhand eines Tests wird<br />
eruiert, ob das Kinopublikum die technisch bedingten Differenzen<br />
zwischen analogen und digitalen Filmaufnahmen<br />
wahrnehmen kann. Im ICST Labor/Raum 3.D24 ist die Infrastruktur<br />
«Immersive Lab» aufgebaut, in welcher Realisationen<br />
interaktiver künstlerischer Arbeiten gezeigt werden.<br />
Dabei wird das Ziel verfolgt, in einer räumlich umhüllenden<br />
Situation neue Erfahrungen zu generieren. Auf der Dachterrasse<br />
treffen ausdauernde Besucherinnen schliesslich auf den<br />
Windkanal des Forschungsschwerpunkts Transdisziplinarität<br />
– einen Ort der Formfindung, ein aerodynamisches Labor,<br />
eine wissenschaftshistorische Einrichtung und künstlerische<br />
Metaphernmaschine.<br />
* Catherine Nuber ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dossier Forschung<br />
der ZHdK (catherine.nuber@zhdk.ch). Prof. Dr. Dieter Mersch ist Vorsitzender<br />
der Forschungskommission der ZHdK und Leiter des Instituts für Theorie,<br />
Departement Kulturanalysen und Vermittlung (dieter.mersch@zhdk.ch).<br />
www.toni-tage.ch/c/forschung