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Es soll im folgenden den Lesern<br />

keine mathematische Beweisführung<br />

vorgesetzt werden, sondern es sollen<br />

Grundbegriffe geklärt und Hinweise<br />

für die praktische Anwendung<br />

des Satzes gegeben werden. In<br />

erster Linie soll aber die Angst vor<br />

dem "Lehrsatz des Pythagoras" dem<br />

mathematisch nicht vorgeschulten<br />

Leser genommen werden, denn die<br />

Praxis beweist immer wieder, daß in<br />

der Tat bei vielen Menschen eine<br />

Angst vor mathematischen Sätzen<br />

besteht.<br />

Als erstes bleibt festzustellen, daß<br />

der Lehrsatz des Pythagoras gar<br />

nicht von P ythagoras selbst stammt.<br />

Der griechische Wissenschaftler und<br />

Politiker aus dem vorchristlichen<br />

6. Jahrhundert lernte diesen Satz bei<br />

den Ägyptern kennen und deutete<br />

ihn wissenschaftlich.<br />

In einem rechtwinkligen Dreieck<br />

nennt man die beiden Seiten, die den<br />

rechten Win::el einschließen, ,.Katheden"<br />

(in Zeichnung 1 die Seiten a<br />

und b) und die dem rechten Winkel<br />

gegenüberliegende Seite (Seite c) die<br />

"Hypotenuse". Der Satz des Pythagoras<br />

sagt nun:<br />

"In einem rechtwinkligen Dreieck<br />

ist die Summe der Kathedenquadrate<br />

gleich dem Hypotenusenquadrat." In<br />

Formelzeichen wird dieser Sachverhalt<br />

so ausgedrückt:<br />

a~ + b~ = c 2<br />

(Anmerkung: Soll eine Zahl mit sich<br />

selbst malgenommen werden,<br />

z. B .: 5 x 5 = 25, so schreibt man<br />

hierfür in der Mathematik 5' = 25;<br />

also a' = a x a.)<br />

Nun gibt es einfache Zahlengruppen,<br />

die sogenannten pythagoreischen<br />

Zahlen, die die Bedingung a~ + b' =<br />

c' glatt erfüllen; so d,je berühmten<br />

,.Winkelzahlen" 3, 4, 5 und ganzzahlige<br />

Vielfache davon (z. B.: 6, 8 und<br />

10 oder 30, 40 50 usw). Es- ist also<br />

60~ + 80' = 100' = (60 x 60) + (80 x<br />

80) = (100 x 100).<br />

Es kommt nun bei Instandsetzungsarbeiten<br />

häufig vor, daß ein rechter<br />

Winkel konstruiert werden muß, bei<br />

einem Abstützgerüst muß der Streichbalken<br />

mit der Treiblade einen rechten<br />

Winkel bilden, der Uferbalken<br />

einer Behelfsbrücke, so wie jede<br />

andere Unterstützung, schließt mit<br />

der Brückenlinie einen rechten Winkel<br />

ein, beim Konstruieren einer<br />

Bocklehre muß ebenfalls ein ['echter<br />

Winkel abgesteckt werden (siehe<br />

THW-Merkblatt Nr. 30305 1 III). und<br />

so fallen noch viele andere Arbeiten<br />

an, bei denen der Helfer zwei Bauteile<br />

rechtwinklig aneinanderpassen<br />

muß.<br />

Ist zum Beispiel eine Brückenlinie<br />

fest abgesteckt und soll an Punkt C<br />

ein Stapel errichtet werden, der<br />

rechtwinklig zur Brückenlinie steht,<br />

so mißt man sich auf der Brückenlinie<br />

eine Strecke von 60 cm (1. Ka-<br />

Der Lehrsatz des Pythagoras<br />

/ 90·<br />

B ------------~~c<br />

o<br />

Zeichnung 1<br />

thede) ab. Der eine Endpunkt der<br />

Strecke ist C (siehe Zeichnung 2), der<br />

andere Endpunkt ist A. Um C schlägt<br />

man mit der Meßschnur einen Kreisbogen<br />

mit dem Halbmesser 80 cm<br />

(2. Kathede) und um A einen Kreisbogen<br />

vom Halbmesser 100 cm (Hypotenuse).<br />

Der Schnittpunkt der beiden<br />

Kreisbogen ist der P unkt B des rechtwinkligen<br />

Dreiecks. Verlängert man<br />

nun noch die Strecke B- C des Dreiecks<br />

nach beiden S~iten, so ist die Lagelinie<br />

des Stapels rechtwinklig zur<br />

Brückenlinie festgelegt.<br />

Eingangs wurde erwähnt, daß<br />

Pythagoras "seinen" Lehrsatz bei den<br />

alten Ägyptern gelernt habe. Auch<br />

die Ägypter wendeten diesen Satz in<br />

der Praxis an, er bildete sogar die<br />

Grundlage der Landvermessung, die<br />

im Ägypten des Altertums eine große<br />

Rolle spielte. Jährlich tritt der Nil<br />

über seine Ufer und bedeckt das Land<br />

mit seinem sehr fruchtb~ren Nilschlamm<br />

- hier wirkt sich also eine<br />

überschwemmung einmal nicht als<br />

Katastrophe aus, sondern ist im<br />

Gegenteil sehr segensreich. Durch den<br />

Schlamm werden aber auch die Feldgrenzen<br />

jährlich aufs neue bedeckt<br />

und verwischt, so daß nach jeder<br />

überschwemmung das Land neu vermessen<br />

werden mußte. Hierzu waren<br />

vom ägyptischen Staat des Altertums<br />

Beamte die "Harpedonapten", die<br />

,.Seilsp~nner", angestellt. Sie hatten<br />

ein Seil durch Knoten in drei Längen,<br />

A<br />

~ I<br />

~ I<br />

l'<br />

I<br />

Zeichnu ng 2<br />

die sich wie pythagoreische Zahlen<br />

(3, 4, 5) verhalten, eingeteilt und<br />

beide Seilenden miteinander verbunden.<br />

Wurde nun dieses "endlose" Seil<br />

an den Knoten gespannt, so entstand<br />

stets ein rechter Winkel.<br />

Diese Arbeitsweise der Altägypter<br />

soll uns eine Anregung sein zum Herstellen<br />

eines sehr einfachen, billigen<br />

und praktischen "Meßgerätes", das<br />

sich zudem in jeder Hosentasche verstauen<br />

läßt, und erst recht in jeder<br />

Gerätekiste noch einen Platz findet:<br />

Wir teilen auf einer Schnur hintereinander<br />

60, 80 und 100 cm ab, verbinden<br />

Anfang und Ende der Schnur.<br />

und fertig ist das Meßgerät, das uns<br />

viele gute Dienste leisten kann. Will<br />

man zudem noch auf der Schnur alle<br />

10 cm durch Knoten markieren, so<br />

hat man sich außerdem noch ein Behelfsbandmaß<br />

geschaffen. Wichtig ist<br />

allerdings, daß man beim Knoten<br />

von Knotenpunkt zu Knotenpunkt<br />

vorgeht und streng darauf achtet, daß<br />

die einzelnen Abschnitte maßhaltig<br />

sind, damit beim Messen auch die<br />

notwendigen Genauigkeitsforderungen<br />

erfüllt werden. Auch ist es zweckmäßig,<br />

wenn man zum Herstellen<br />

dieses Behelfsmeßgerätes eine entspannte<br />

und drallfreie Schnur benutzt.<br />

Am besten eignet sich hierzu<br />

geklöppelte oder Kunststoffschnur<br />

(Perlonangelschnur), da nur hier die<br />

eingeteilten Längen sich nicht aufdrallen.<br />

Heinrich Schäfer<br />

PERSONALNACHRICHTEN<br />

Vom Direktor der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk wurden als<br />

Ortsbeauftragte bestellt für:<br />

Köln-Deutz: Baurat Franz Heinrich;<br />

Neunkirchen: Maschinenbamneister Fritz Werner.<br />

Auf eigenen Wunsch wUTde von seinem Amt als Ortsbeauftragter<br />

entbunden in:<br />

Trier: Dr.- Ing. Castor<br />

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