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Diplom-Ingenieur Rudolf Michel, Regierungsbaurat im Bundesministerium für Wohnungsbau,<br />

1. Fortsetzung und Schluß<br />

Baulicher Luftschutz<br />

Städtebauliche Untersuchungen als Voraussetzung<br />

für die Einsatzplanung des Luftschutzhilfsdienstes<br />

Hinzu tritt, daß die Tagesproduktion<br />

im allgemeinen auch dem<br />

Verbrauch gleichzusetzen ist. Eine<br />

Erweiterung des Tankraumes ist ko~tspielig<br />

und umfangreich. Außerdem<br />

sind derartige Behälter bereits gegen<br />

kleine Waffen hochempfindlich, ihr<br />

Schutz sehr aufwendig. Die Einlagerung<br />

von Gas in unterirdischen Höhlen<br />

ist zwar in Ausnahmefällen möglich,<br />

hängt jedoch von vielen örtlichen<br />

Voraussetzungen ab, die ohne ausgesprochene<br />

1;achkenntnisse nicht<br />

erkannt werden können.<br />

In die Leitungsskizze gehören alle<br />

wichtigen Angaben wie Standort,<br />

Behälter, Druckausgleichsstationen,<br />

Hauptabsperrscheiben, Leitungsquerschnitte<br />

und anderes mehr.<br />

Im Gegensatz zu den letztgenannten<br />

Versorgungsanlagen ist das Leitungsnetz<br />

für die EIt-Versorgung im allgemeinen<br />

nicht so stark empfindlich<br />

gegen Waffenwirkungen, dagegen<br />

sehr gegen Beschädigungen durch<br />

Sabotage. Die Elt-Versorgung arbeitet<br />

bereits lange auf der Grundlage<br />

der für die Fragen des Luftschutzes<br />

erstrebenswerten Verbundwirtschaft<br />

über weiteste Strecken.<br />

Schwierig ist jedoch auch hier wieder<br />

die Vorratshaltung. Denn praktisch<br />

wird noch stärker als bei den<br />

anderen Versorgungseinrich tungen<br />

die Produktion auf schnellstem Wege<br />

dem Verbraucher ohne Zwischenbevorratung<br />

zugeführt, die Anlage von<br />

Speichern ist praktisch in dem erforderlichen<br />

Umfang unmöglich. Eine<br />

indirekte kann durch Speicherung<br />

von Wasser in betriebsarmen Zeiten<br />

zum Auffangen der Spitzenbelastung<br />

erreicht werden. Die gefährdeten<br />

Punkte sind die Trafos, Schaltanlagen<br />

usw. Ihr Schutz und Ersatz muß<br />

bedacht werden.<br />

Der Verkehr spielt sich auf verschiedenen<br />

Ebenen ab. Wir haben<br />

den<br />

Schienenverkehr (Bundesbahn<br />

und Straßenbahn);<br />

Straßenverkehr;<br />

die Binnenschiffahrl;<br />

die Seeschiffahrt:<br />

den Luftverkehr.<br />

Der Schienenverkehr ist heule derartig<br />

spezialisiert, daß diese Frage<br />

praktisch nur von Fachleuten beherrscht<br />

wird. Seine Führung und<br />

Anlagen gehören jedoch in die Darstellung<br />

mit hinein. Er zerschneidet<br />

in vielen Fällen den Stadtol'ganismu<br />

in zwei oder mehrere Teile und wird<br />

oft die Grenzen taktischer Abschnitte<br />

bedingen. Wenn er auch weitgehend<br />

unabhängig vom Straßenverkehr ist,<br />

so müssen vielleicht gerade deshalb<br />

alle Punkte aufgezeichnet und untersucht<br />

werden, die seine Kreuzung<br />

mit dem Straßenverkehr und seinen<br />

Ersatz durch Anschluß an Notstraßen<br />

usw. aufzeigen. Zur Darstellung gehören<br />

Betriebsanlagen, Verkehrsbauten,<br />

Personen-, Güter- und Abstellbahnhöfe,<br />

Be- und Entladestellen.<br />

Ähnlich liegen die Verhältnisse bei<br />

den Straßenbahnen, deren Schienengebundenheit<br />

im Gegensatz zum<br />

O-Bus eine entscheidende Behinderung<br />

erfahren kann. In diesem Zusammenhang<br />

sei an die Gefährdung<br />

des Verkehrs durch bewegungsunfähige<br />

Straßenbahnwagen sowie durch<br />

herunterhängende Oberleitungen erinnert.<br />

Zur Aufnahme gehören auch<br />

hier die Versorgungs- und Betriebsanlagen<br />

sowie Fahrzeughallen, Reparaturwerkstätten,<br />

Tankstellen usw.<br />

Die Untersuchungen des Straßenverkehrs<br />

sind für die Katastrophenbekämpfung<br />

besonders wichtig, da<br />

hiervon allein die Erreichbarkeit der<br />

gefährdeten bzw. in Mitleidenschaft<br />

gezogenen Gebiete abhängig ist. Neben<br />

der Klassifizierung der Straßen<br />

(Autobahnen, Bundesstraßen, Durchgangsstraßen,<br />

Umgehungs- und städtische<br />

Straßen) muß die unmittelbare<br />

Umgebung der Straßennetze ermittelt<br />

werden. Profil, Randbebauung,<br />

Trümmerfreiheit, Steigungen, Brükken,<br />

Dämme, Einschnitte, Unterund<br />

überführungen mit Angabe der<br />

freien Durchfahrthöhe geben erst<br />

Auskunft über die Eignung der untersuchten<br />

Straße im Ernstfall. Hierbei<br />

kann sich durchaus eine weitgehende<br />

Verschiebung der Verkehrsnotwendigkeiten<br />

ergeben. Hauptstraßen<br />

ersten Grades können im Ernstfall<br />

durch Beschädigungen derart beeinträchtigt<br />

werden, daß sie für das in<br />

Untersuchung stehende Verkehrsnetz<br />

uninteressant werden.<br />

Wichtige Hinweise für die Untersuchung<br />

können die hier bereits vorhandenen<br />

Erhebungen über die Verkehrsdichte<br />

und Unfallpunkte geben,<br />

auch wenn angenommen werden<br />

muß, daß der Verkehr sich im Ernstfall<br />

wesentlich anders ab pielt.<br />

Untersuchungen bestehender Verkehrsstraßen<br />

dieser Art zeigen,<br />

daß unter der Annahme der möglichen<br />

Verschüttung ganzer Straßenzüge<br />

von einer bestimmten Breite ab<br />

weite Strecken wichtiger Straßen unbenutzbar<br />

werden.<br />

Die Anlagen der Bin nensChiffahr&<br />

können mit ihren Be- und Entladevorrichtungen<br />

für die Notversorgung<br />

und den Transport von Massengütern<br />

sehr wichtig werden. Wenn<br />

sie auch in ihrer Streckenführung<br />

weniger empfindlich sind, so müssen<br />

doch ihre Spezialanlagen sorgfältig<br />

untersucht werden. Dasselbe gilt<br />

naturgemäß auch für die Anlagen der<br />

Seeschiffahrt. Hier muß an Ausweichanlagen<br />

für das Entladen im<br />

freien Strom oder auf der Reede gedacht<br />

werden.<br />

Wo die zivile Luftfahrt mit baulichen<br />

Anlagen vorhanden ist, muß<br />

sie in ihren wesentlichen Zügen in<br />

die Untersuchung einbezogen werden.<br />

Einen besonderen Hinweis verdienen<br />

in diesem Zusammenhang einmal die<br />

langsamfliegenden Starrflügel-Flugzeuge,<br />

die auch unter provisorischen<br />

Verhältnissen bessere Start- und<br />

Landeeigenschaften aufweisen, und<br />

zum anderen die Hubschrauber, da<br />

diese im Ernstfall auch auf engstem<br />

Raum starten und landen können und<br />

damit selbstverständlich geeignet erscheinen,<br />

z. B. die Notversorgung<br />

mit Medikamenten, Blutkons 2rv~n<br />

u. a. m. schnell und zuverlässig soweit<br />

wie möglich bis ins Innere der<br />

Schadensgebiete hinein zu übernehmen.<br />

Wichtig ist hier der Anschluß<br />

an das Notverkehrsnetz.<br />

Als 1940 die deutschen Truppen in<br />

Paris einmarschierten, fanden sie<br />

Pläne für die Verwendung des Untergrundbahnnetzes<br />

als Luftschutzraum<br />

vor. Daß ein großer Teil z. B. der<br />

Berliner Bevölkerung während der<br />

Bombennächte Unterschlupf in den<br />

unterirdischen Anlagen der S- und<br />

U-Bahn suchte, i t bekannt. Allerdings<br />

glaubt man heute nicht mehr<br />

verantworten zu können, diese Anlagen<br />

als Schutzraumbauten vorzuschlagen.<br />

Sie könnten jedoch als Rettungswege<br />

aus dem Inneren der Stadt<br />

bis zur Peripherie und umgekehrt als<br />

Anmarschwege für Rettungsmannschaften<br />

von außen nach innen benutzt<br />

werden. Dann müßte allerdings<br />

daran gedacht werden, dem Gieiskörper<br />

eine Ausgestaltung zu geben,<br />

die das mühelose Laufen und Fahren<br />

im Dunkeln ermöglicht.<br />

Das Wasserstraßennetz kann für<br />

den Transport lebenswichtiger Güter<br />

sowie Verletzter sehr wichtig sein.

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