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green tech report 2013 - umwelttechnik.at

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über Einzellösungen immer vorrangig zur Deckung<br />

des betrieblichen Wärmebedarfs eingesetzt werden<br />

[8]. Dabei wird in der Energiestr<strong>at</strong>egie Österreich vor<br />

allem die verstärkte Nutzung industrieller Abwärme<br />

als wesentlicher Hebel für den Ers<strong>at</strong>z fossiler<br />

Energieträger im Wärmebereich genannt. Im Bereich<br />

Produktion ist eine verstärkte Nutzung von Abwärme<br />

sowohl innerbetrieblich (Wärmeintegr<strong>at</strong>ion und<br />

Prozessintensivierung) als auch nach außen (Verkauf<br />

von Abwärme als Nahwärme bzw. Einspeisung<br />

in Wärmenetze) und die Nutzung des Potentials von<br />

hocheffizienter Co- und Polygener<strong>at</strong>ion im Interesse<br />

des gesamten Energiesystems anzustreben. Die<br />

<strong>tech</strong>nischen Möglichkeiten, Potenziale und Vorteile<br />

der Nutzung betrieblicher Abwärme für Unternehmen<br />

wurde bereits in einem eigenen Kapitel des<br />

<strong>green</strong> <strong>tech</strong> <strong>report</strong> 2012 ausführlich behandelt [9].<br />

Im Rahmen der Erstellung eines österreichweiten<br />

Überblicks zu den vorhandenen und ungenutzten<br />

Abwärmequellen in Industriebetrieben sowie der Erarbeitung<br />

von Maßnahmenvorschlägen zur Weiterentwicklung<br />

der Voraussetzungen für eine Nutzung<br />

dieser Potenziale (Abwärmepotenzialerhebung<br />

2012) wurde festgestellt, dass der größte Anteil an<br />

Abwärme – ca. 5.300 GWh/a bzw. rund drei Viertel<br />

des Gesamtpotenzials – bei Temper<strong>at</strong>uren zwischen<br />

20 und 35 °C anfällt [10]. Das wichtigste Abwärmemedium<br />

ist Wasser. In der Regel muss diese<br />

Abwärme für eine sinnvolle und wirtschaftliche Verwertbarkeit<br />

durch Wärmepumpen auf ein höheres<br />

Temper<strong>at</strong>urniveau angehoben werden. Aus energiepolitischer<br />

Sicht ist es jedenfalls entscheidend,<br />

diesen quantit<strong>at</strong>iv wichtigen Niedertemper<strong>at</strong>ursektor<br />

zu erschließen. Rel<strong>at</strong>ivierend ist anzumerken,<br />

dass Abwärmemengen, die über Kühlwasser<br />

an die Umgebung abgegeben werden oftmals aufgrund<br />

von Einleitgrenzwerten auf sehr niedrigem<br />

Temper<strong>at</strong>urniveau vorliegen, wiewohl innerbetrieblich<br />

durchaus höhere Temper<strong>at</strong>urniveaus vorliegen.<br />

Die Abwärmepotenzialerhebung 2012 zeigte außerdem,<br />

dass 44 % der teilnehmenden Unternehmen<br />

ihre Abwärmemengen noch nicht im Detail quantifiziert<br />

haben. Zusätzliche Anstrengungen, den Unternehmen<br />

ihre eigenen Abwärmepotenziale besser<br />

bewusst zu machen, könnten bewirken, dass neue<br />

Chancen für Abwärmeprojekte identifiziert und mehr<br />

Projekte als bisher umgesetzt werden.<br />

Wärmenetze<br />

(Nah- und Fernwärme)<br />

Leitungsgebundene Wärmenetze bieten die Möglichkeit,<br />

Überschuss- und Abwärme aus Industriebetrieben<br />

und Energieanlagen beispielsweise zur<br />

Beheizung von Büros und Wohnungen zu nutzen.<br />

Durch die zunehmende Etablierung des Fast-Nullenergiegebäude-Standards<br />

im Neubau bzw. höher<br />

werdenden Anteils thermisch sanierter Gebäude<br />

ist allerdings ein deutlicher Rückgang des Bedarfs<br />

an Niedertemper<strong>at</strong>ur-Energie im Gebäudesektor zu<br />

erwarten. Dadurch können Kapazitäten von Nahund<br />

Fernwärmesystemen für zusätzliche Kunden,<br />

beispielsweise im Produktionssektor mittels<br />

Wärmepumpen, bereitgestellt werden.<br />

Andererseits entstehen in Zukunft für Industriebetriebe<br />

neue Möglichkeiten, ihre Niedertemper<strong>at</strong>ur-Abwärmepotenziale<br />

auf eine sinnvolle Art und Weise zu<br />

verwerten, da die benötigten Vorlauftemper<strong>at</strong>uren<br />

für die Beheizung neuer Gebäude in der Tendenz<br />

sinken. Niedertemper<strong>at</strong>urnetze mit Vorlauftemper<strong>at</strong>uren<br />

von 5 bis 20 °C, sogenannte Anergienetze,<br />

könnten hier zukünftig interessante Perspektiven<br />

eröffnen. Typische Abnehmer für diese Abwärme<br />

durch Wärmepumpen könnten z.B. Wohngebäude,<br />

Hotelanlagen oder Thermen sein.<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Die Erdwärmequelle kann als saisonaler oder temporärer<br />

energetischer Zwischenspeicher genutzt<br />

werden und sich so ein vorübergehendes Missverhältnis<br />

von Energieangebot und -nachfrage ausgleichen.<br />

Dies gilt nicht nur für die einzelne Anlage,<br />

sondern im Prinzip auch für Wärmenetze, in denen<br />

eine Vielzahl von Produzenten und Nachfragern mit<br />

zu großen Anteilen vol<strong>at</strong>ilem Verhalten aktiv ist. So<br />

kann die Geothermie als kostengünstiger saisonaler<br />

Wärmespeicher die Möglichkeit einer vollsolaren<br />

Wärmeversorgung von Wohn- und Servicegebäuden<br />

eröffnen, womit sie als Schlüssel<strong>tech</strong>nologie für eine<br />

Systeminnov<strong>at</strong>ion im Bereich der Raumwärmebereitstellung<br />

und Brauchwassererwärmung zu sehen<br />

ist. In Hinblick auf das große Potenzial im Bereich<br />

der Gebäudesanierung wurden im österreichischen<br />

Forschungsprojekt GEOSOL ausschließlich multiplizierbare<br />

Systemlösungen für den Gebäudebestand<br />

untersucht. Hierbei standen die Untersuchung der<br />

<strong>tech</strong>nischen Machbarkeit und die Charakterisierung<br />

der Erfolgsfaktoren für die Errichtung und den<br />

Betrieb von solaren Mikrowärmenetzen mit saisonaler<br />

geothermischer Wärmespeicherung im<br />

Vordergrund. Das GEOSOL-System eignet sich für<br />

räumlich dichte Aggreg<strong>at</strong>e von wärme<strong>tech</strong>nisch sanierten<br />

Bestandsgebäuden, welche mit Niedertemper<strong>at</strong>ur-Wärmeverteilsystemen<br />

ausgest<strong>at</strong>tet sind<br />

[11].<br />

Wenn Wärmeangebot und Wärmebedarf örtlich<br />

nicht zusammenfallen und kein entsprechendes<br />

Wärmenetz verfügbar ist, ist es grundsätzlich auch<br />

möglich Speichersysteme einzusetzen, die die Wärme<br />

als l<strong>at</strong>ente Wärme oder als chemische Energie in<br />

mobilen LKW- oder Bahn-gestützten Speichersystemen<br />

bzw. Wärmecontainern zwischenspeichern.<br />

Als Wärmespeichermedien stehen Metallhydride<br />

oder Silicagel (für chemische Energie) oder aber Paraffine<br />

für l<strong>at</strong>ente Energie zur Verfügung. In letzterem<br />

Fall führt Wärmezufuhr zu einem Wechsel des<br />

Aggreg<strong>at</strong>zustands von fest auf flüssig. Die mit den<br />

bestehenden Technologien erzielbaren Wärmespeicherdichten<br />

und Wärmeleistungen sind, verglichen<br />

mit den theoretischen Potenzialen, bisher für eine<br />

Wirtschaftlichkeit in industriellen Systemen zu gering.<br />

Damit diese Speicher<strong>tech</strong>nologien in der Praxis<br />

eine Chance auf Durchsetzung haben ist daher noch<br />

weitere Forschung und Entwicklung notwendig [10].<br />

Wärmenetze auf Basis von Niedertemper<strong>at</strong>urwärme<br />

und Wärmepumpen werden häufig auch<br />

als Anergienetze bezeichnet. Der Begriff Anergie<br />

verweist auf jenen Anteil der Energie, mit<br />

dem man keine Turbine mehr antreiben oder andere<br />

Arten von mechanischer Arbeit verrichten<br />

kann. In Holland und der Schweiz gibt es Gemeinden,<br />

die „Anergienetze“ mit Vorlauftemper<strong>at</strong>uren<br />

von 5 bis 20 °C (und Rücklauf von 5 bis<br />

10 °C) zur Verfügung stellen, an die die Nutzer<br />

lokal ihre Wärmepumpen oder Kältemaschinen<br />

anschließen können. In Österreich sind noch<br />

keine derartigen Anwendungsbeispiele bekannt.<br />

Angesichts der großen Abwärmemengen im<br />

Niedertemper<strong>at</strong>urbereich sind jedoch die Entstehung<br />

solcher Beispiele sowie die begleitende<br />

Erforschung der Wirtschaftlichkeit, Anwendbarkeit<br />

und Praxistauglichkeit von Anergienetzen<br />

wünschenswert [10].<br />

Weitere prioritäre Themen der Forschung und Entwicklung<br />

im Bereich der Geothermie wurden vom<br />

Geothermal Technology Panel der Europäischen<br />

Technologiepl<strong>at</strong>tform Renewable He<strong>at</strong>ing & Cooling<br />

entwickelt [12].<br />

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