Moralische Entwicklung und soziale Umwelt - Universität Konstanz
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- Die Situation wird vom Handelnden als moralisches Problem bewertet,<br />
d.h.die Aufrechterhaltung von Intersubjektivität ist primäre Handlungsorientierung.<br />
- Er moralisiert jedoch mit Argumentationsstrukturen unterhalb seiner an<br />
sich verfügbaren höchsten Stufe.<br />
- Er identifiziert potentiell relevante moralische Bewertungsaspekte seiner<br />
höchsten bzw. höheren Stufe(n).<br />
- Er hat potentiell Schuldgefühle <strong>und</strong> “kognitive Dissonanzen”.<br />
- Er gebraucht (institutionalisierte) Deutungsmuster, um die Diskrepanz<br />
zwischen der Segmentierungsstufe <strong>und</strong> seiner höchsten Stufe zu rechtfertigen.<br />
Bevor diese Merkmale exemplarisch veranschaulicht werden, sollen zuvor einige<br />
Strukturmerkmale der Organisation B<strong>und</strong>eswehr zur Kennzeichnung der<br />
“moralischen Atmosphäre” der militärischen <strong>Umwelt</strong> in aller Kürze skizziert<br />
werden.<br />
Eine entsprechend Stufe V auf Partizipation <strong>und</strong> Kooperation des Soldaten angelegte<br />
Menschenführung ist im Konzept der “Inneren Führung” in der B<strong>und</strong>eswehr<br />
zwar institutionalisiert, aber interaktionsstrukturell wohl nur in Bereichen<br />
umgesetzt, wo Technisierung <strong>und</strong> funktionale Differenzierung eine<br />
horizontal-kooperative Teamorganisation unentbehrlich machen. Die bürokratisch-hierarchische<br />
Organisationsform (Stufe IV) bleibt hingegen in den Ausbildungs-<br />
<strong>und</strong> sogenannten Kampfeinheiten dominant, da der Eventualfall kollektiver<br />
Gewaltanwendung das System direkter Herrschaft zu legitimieren vermag.<br />
Die Beziehungen zwischen Vorgesetzten <strong>und</strong> Untergebenen <strong>und</strong> ihr Aufgabenebereich<br />
sind durch ein umfangreiches <strong>und</strong> differenziertes System formalisierter<br />
Regeln <strong>und</strong> Sanktionen abgedeckt. Auf dieser Basis erlernt der Soldat<br />
in seinem militärischen Sozialisationsprozess unter anderem “Haltungsdisziplin”(Gehorsamsbereitschaft).<br />
Die Bürokratisierung <strong>und</strong> die besondere<br />
Art des militärischen Sozialisationsprozesses führen zur Institutionalisierung<br />
einer großen Regelverletzungswahrscheinlichkeit. Diese <strong>und</strong> andere Bedingungen<br />
bewirken vermutlich ausgeprägte Solidaritätsbeziehungen der Stufe III<br />
im informellen Gruppenbereich <strong>und</strong> verursachen auf der anderen Seite eine<br />
große Sensibilität für Regeln <strong>und</strong> Befehle sowie eine mehr oder minder starke<br />
Angstdisposition gegenüber Sanktionen (Stufe I).<br />
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