21.10.2014 Aufrufe

Moralische Entwicklung und soziale Umwelt - Universität Konstanz

Moralische Entwicklung und soziale Umwelt - Universität Konstanz

Moralische Entwicklung und soziale Umwelt - Universität Konstanz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Raum für eine solche Sichtweise. Es zeigt sich, dass das am höchsten “standardisierte”<br />

Fach Ingenieurwissenschaft, eher von Abiturienten gewünscht<br />

wird, deren moralisches Urteil überdurchschnittlich stark an Stufe 1 <strong>und</strong> Stufe<br />

3 orientiert ist, <strong>und</strong> dass Soziologie/Politologie, das am wenigsten standardisierte<br />

Fachgebiet als Studium von jenen bevorzugt wird, die Stufe 1 am<br />

schärfsten ablehnen <strong>und</strong> Stufe 5 am meisten zustimmen (vgl. Abbildung 2, in<br />

die zum Vergleich auch die beiden anderen, von Portele untersuchten Fachrichtungen<br />

eingezeichnet sind). Dass diese Effekte eher auf Selbst- denn auf<br />

Fremdselektion hinweisen, zeigt Abbildung 3. Nach Berücksichtigung aller<br />

Umstände (wie z.B. Numerus clausus, Berufschancen etc.) bei der Ausbildungsentscheidung<br />

ebnen sich die Unterschiede zwischen den Fachrichtungen<br />

etwas ein. Bei der kleinen Zahl von “Sozialwissenschaftlern”, gewinnt eine<br />

merkwürdige Dominanz von Stufe-3-Urteilen an Boden.<br />

In Bezug auf Wissenschaftler, die sich durch ihre Berufswahl als sehr mit<br />

ihrem Fach identifiziert zu erkennen geben, haben diese Bef<strong>und</strong>e eine interessante<br />

Implikation: Wissenschaftler suchen jene Forschungsdisziplin auf <strong>und</strong><br />

sind darin erfolgreich, in der sie einen ihrem moralischen Niveau gemäßen<br />

Standardisierungsgrad antreffen. Allgemeiner: Soziale <strong>Umwelt</strong> wirkt nicht nur<br />

sozialisierend, sondern auch selektierend.<br />

Auf einen allgemeineren Stratifikationseffekt verweist Abbildung 4. Diejenigen<br />

Schüler, die weder ein <strong>Universität</strong>sstudium noch ein Fachhochschulstudium<br />

schaffen, nehmen insgesamt gesehen eine unkritischere Haltung gegenüber<br />

moralischen Orientierungen ein. Weitere Analysen werden näher auf diese<br />

Selektionsvorgänge einzugehen haben.<br />

Neben Anlage <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> bietet sich damit Selektion als dritte Erklärmöglichkeit<br />

für psychologische Differenzierungen an, eine Erklärmöglichkeit, die<br />

wegen der Debatte um Anlage <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> in der Psychologie etwas zu kurz<br />

zu kommen scheint.<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!