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Substanzbezogene Störungen am Arbeitsplatz - Aktionswoche Alkohol

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Medik<strong>am</strong>ente <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> – ein bislang unterschätztes Risiko?<br />

Das Thema „Medik<strong>am</strong>ente <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong>“<br />

ist nach wie vor ein Tabuthema,<br />

obwohl versicherungsrechtliche Fragen<br />

als auch die Zunahme des Arzneimittelgebrauchs<br />

mit arbeitssicherheitsrelevanten<br />

Wirkungen und darüber hinaus qualifizierte<br />

Aussagen über eine hohe Zahl von<br />

Medik<strong>am</strong>entenabhängigen das Thema in<br />

den Vordergrund schieben müssten.<br />

· In Deutschland sind etwa 1,4 Millionen<br />

Menschen von ärztlich verschriebenen<br />

In Anbetracht des DAK Gesundheitsreports<br />

2009 stehen die psychischen Erkrankungen<br />

inzwischen auf Platz vier<br />

der Liste der häufigsten Krankheiten in<br />

Deutschland. Es ist nicht abwegig, zu<br />

mutmaßen, dass mit der Zunahme psychischer<br />

Belastungen <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> ein<br />

Anstieg psychischer Erkrankungen und<br />

d<strong>am</strong>it eine erhöhte Einnahme von Psychopharmaka<br />

wahrscheinlich sind. Zu dieser<br />

Entwicklung muss realistischerweise<br />

die demografische Veränderung in der<br />

Belegschaft wahrgenommen werden. Die<br />

Menge der Einnahme von Medik<strong>am</strong>enten<br />

korreliert proportional mit dem Alter.<br />

Die Medik<strong>am</strong>entenproblematik könnte,<br />

von seiner derzeitigen Brisanz aus betrachtet,<br />

Gesundheit, BGV, bei der Arbeit formuliert<br />

ist (Seite 39). Die Landesunfallkassen und<br />

der Gemeindeunfall-Versicherungsverband<br />

haben den Wortlaut der BGV unverändert<br />

übernommen. Seit der Überarbeitung<br />

im Jahr 2004 ist ein wichtiger neuer<br />

Passus zu Abs. 2 als Ergänzung hinzugekommen:<br />

„Abs. 2 Versicherte dürfen sich durch den<br />

Konsum von <strong>Alkohol</strong> oder anderen berauschenden<br />

Mitteln nicht in einen Zustand<br />

versetzen, durch den sie sich selbst oder<br />

andere gefährden können.<br />

Abs. 3 Absatz 2 gilt auch für die<br />

Einnahme von Medik<strong>am</strong>enten.“<br />

Dieser kleine Zusatz ist in der Arbeitswelt<br />

zurzeit noch nicht ausreichend bekannt.<br />

· Antiepileptika (Arzneien gegen<br />

epileptische Anfälle)<br />

· Blutdrucksenkende Mittel (wie z. B.<br />

Beta-Blocker)<br />

· Antihist<strong>am</strong>inika (Arzneien gegen<br />

Allergien)<br />

· Blutzuckersenkende Mittel (wie z. B.<br />

Insulin)<br />

· Anticholinergika (Arzneien zur<br />

Pulsbeschleunigung)<br />

· Atropinhaltige Augentropfen (Arzneien,<br />

die die Pupillen weit stellen)<br />

In der Broschüre des Bundesverbandes<br />

der Betriebskrankenkassen, BKK, und der<br />

das Thema „<strong>Alkohol</strong>probleme <strong>am</strong><br />

Doch diese Ergänzung in den Vorschrif-<br />

Medik<strong>am</strong>enten abhängig. Andere<br />

2<br />

Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen,<br />

Schätzungen rechnen mit 1,9 Millionen <strong>Arbeitsplatz</strong>“ in der Zukunft einholen. Die<br />

ten kann für die einzelnen Arbeitnehmer DHS, zum Thema „Schlaf- und Beruhigungsmittel<br />

<strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong>“ findet sich<br />

Menschen.<br />

verantwortlichen Akteure im Betrieb und<br />

gravierende Folgen haben: Diese Ergänzung<br />

in den versicherungsrechtlichen unter dem Titel „Erst Gebrauchsinforma-<br />

· Weitere 1,7 Millionen Menschen müssen in den Verwaltungen sollten sich sinnvollerweise<br />

darauf einstellen, indem sie sich<br />

Vorschriften bezieht sich nicht nur auf die tion checken, bevor Sie ins Auto steigen<br />

als mittel- bis hochgradig gefährdet<br />

eingestuft werden.<br />

informieren und kundig machen. Dieses<br />

Einnahme von Psychopharmaka, sondern<br />

generell auf Medik<strong>am</strong>ente, die die<br />

oder an Maschinen arbeiten“ eine lange<br />

bezieht sich in erster Linie auf Fragen der<br />

· Etwa jeder zwanzigste erwachsene<br />

Liste der Arzneimittelgruppen, deren Risiken<br />

für einen verantwortungsvollen Um-<br />

Arbeitssicherheit, der rechtlich möglichen<br />

Vorgehensweise im Einzelfall und<br />

higkeit eines Menschen beeinträchtigen<br />

Wahrnehmung und/oder die Reaktionsfä-<br />

Bürger ist akut von Medik<strong>am</strong>entenproblematik<br />

betroffen.<br />

gang mit Medik<strong>am</strong>enten zu beachten sind.<br />

der Prävention im Rahmen des Gesundheitsschutzes<br />

der Beschäftigten und nicht<br />

kungen finden sich auf dem „Beipack-<br />

Mediziner sehen eine Beeinträchtigung<br />

können. Hinweise auf diese Einschrän-<br />

· Rezeptfreie Arzneimittel, die ggf.<br />

missbräuchlich genutzt werden, sind auf das Wissen um die Pharmakologie von<br />

zettel“ des jeweiligen Medik<strong>am</strong>ents. Hier der Fahrtüchtigkeit und der Arbeitsfähigkeit<br />

bei einigen der genannten Arznei-<br />

der Kontrolle entzogen.<br />

Medik<strong>am</strong>enten.<br />

wird unter der Rubrik „Wirkungen und<br />

· 4–5 % aller verordneten Arzneimittel<br />

Nebenwirkungen“ auf die Gefahr der Einnahme<br />

von Medik<strong>am</strong>enten beim Bedie-<br />

wenn sich der Körper nach Einnahme des<br />

en vor allem in der Einstellungsphase,<br />

besitzen ein eigenes Missbrauchs- und Versicherungsrechtliche Vorschriften:<br />

Abhängigkeitspotenzial.<br />

Die Sorgfaltspflicht der Beschäftigten<br />

nen von Maschinen und bei der Teilnahme Medik<strong>am</strong>ents erst auf die entsprechende<br />

Dosis einstellen muss. Ist diese Phase<br />

· In der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

wurden im Jahr 2008 „<strong>Alkohol</strong> – wie sollten Personalverant-<br />

Peschke, Arbeitsmediziner der Freien und erfolgreich abgeschlossen und stellt der<br />

Im vorangegangenen Text zum Thema<br />

<strong>am</strong> Straßenverkehr hingewiesen. Michael<br />

für 667 Millionen verordnete Arzneimittel<br />

29,5 Milliarden Euro ausgegeben. akut nicht mehr arbeits- beziehungsweise<br />

Medik<strong>am</strong>ente mit sicherheitsrelevanten seiner Wahrnehmung und Reaktion mehr<br />

wortliche handeln, wenn Beschäftigte<br />

Hansestadt H<strong>am</strong>burg hat auf einige Konsument selber keine Einschränkung<br />

dienstfähig sind?“ ist der § 15 „Allgemeine<br />

Unterstützungspflichten und Verhal-<br />

Arbeitsprozess und für den Weg von und<br />

Wirkungen hingewiesen:<br />

fest, dann ist der Sorgfaltspflicht für den<br />

ten“ zitiert, wie er in der Berufsgenossenschaftlichen<br />

Vorschrift für Sicherheit und<br />

de Arzt muss – rein juristisch gesehen –<br />

zur Arbeit Genüge getan. Der behandeln-<br />

64<br />

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