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Substanzbezogene Störungen am Arbeitsplatz - Aktionswoche Alkohol

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auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch<br />

möglich, dann, wenn die Einnahme<br />

in Dauerkonsum übergeht, der der Befindlichkeitsmanipulation<br />

dient.<br />

Um der schnellen Suchtentwicklung bei<br />

benzodiazepinhaltigen Präparaten entgegenzutreten,<br />

hat die Pharmaindustrie<br />

Beruhigungsmittel mit den Wirkstoffen<br />

Zolpidem, Zopiclon oder Zaleplon entwickelt.<br />

Bei diesen Wirkstoffen wird mit<br />

einem geringeren Abhängigkeitsrisiko<br />

gerechnet. Inzwischen häufen sich aber<br />

Hinweise auf unerwünschte und schwerwiegende<br />

Nebenwirkungen (Amnesie,<br />

visuelle Wahrnehmungsstörungen, Auslösen<br />

von Psychosen, optische Halluzinationen<br />

bei Zolpidem), so dass diese Produkte<br />

keine echte Alternative darstellen. Die für<br />

den <strong>Arbeitsplatz</strong> relevanten Auswirkungen<br />

können nur exemplarisch aufgezeigt<br />

werden.<br />

Sicherheitsrisiken<br />

· verminderte Konzentrationsfähigkeit<br />

· beeinträchtigte Muskelfunktion<br />

möglich, Koordinationsfähigkeit<br />

herabgesetzt<br />

· Reaktions- und Leistungsvermögen<br />

kann negativ beeinflusst werden<br />

· Schwindel, Müdigkeit, Schlafstörungen,<br />

Unruhe<br />

· lange Verweildauer im Blut<br />

(Halbwertzeit) möglich, Wirkung noch<br />

<strong>am</strong> nächsten Tag (Hang-over-Effekt)<br />

Barbiturate (Schlaf- und Narkosemittel)<br />

Barbiturate sind stark wirks<strong>am</strong>e Schlafmittel,<br />

bis auf wenige Ausnahmen wirken<br />

sie nicht nur schlafanstoßend, sondern<br />

schlaferzwingend. Sie finden daher ihr<br />

Einsatzgebiet in der Anästhesie als Betäubungsmittel<br />

bei operativen Eingriffen.<br />

In der Regel unterliegen sie der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung,<br />

BtMVV. Verschrieben werden sie inzwischen<br />

seltener als o.g. Tranquilizer, vorwiegend<br />

bei nicht beherrschbaren Schlafstörungen.<br />

In geringer Dosierung nehmen sie Ängstlichkeit<br />

und Anspannung und wirken beruhigend.<br />

Bei Verkr<strong>am</strong>pfungen entfalten<br />

sie eine muskelentspannende Wirkung.<br />

Bei regelmäßigem Gebrauch lassen die<br />

gewünschten Wirkungen schon nach etwa<br />

zwei Wochen nach. Eine Erhöhung der<br />

Dosis ist dann wahrscheinlich, aber gefährlich,<br />

weil bei einer Überdosierung die<br />

Gefahr einer zentralen Atemlähmung besteht.<br />

Die für den <strong>Arbeitsplatz</strong> relevanten<br />

Auswirkungen können nur exemplarisch<br />

aufgezeigt werden.<br />

Sicherheitsrisiken<br />

· Müdigkeit bis in die Arbeitsphase hinein,<br />

evtl. aber auch eine Kombination<br />

mit Psychostimulantien, die als Aufputschmittel<br />

helfen, die Müdigkeit zu<br />

überwinden<br />

· mangelnde Konzentration<br />

· Unterschätzung von Gefahren<br />

· Verminderung der Reaktionsfähigkeit<br />

· Körperliche und seelische Abhängigkeit<br />

mit entsprechenden Auswirkungen.<br />

· Beim Absetzen des Medik<strong>am</strong>ents treten<br />

Entzugssymptome (Angstzustände,<br />

stetige Unruhe, Schlaflosigkeit) auf.<br />

Analgetika (Schmerzmittel)<br />

Zwischen den zentral und den peripher<br />

wirkenden Schmerzmitteln wird unterschieden:<br />

· Opiate und Opioide sind sehr stark wirkende<br />

Schmerz- und Betäubungsmittel,<br />

die auf das Zentrale Nervensystem<br />

wirken. Das bekannteste Mittel<br />

bei den Opiaten ist das Morphium, das<br />

aus dem Schlafmohn gewonnen wird.<br />

Angesichts der euphorisierenden, aber<br />

stark suchterzeugenden Wirkung wurde<br />

nach Alternativen gesucht. Opioide sind<br />

synthetisch oder teilsynthetisch<br />

hergestellte Substanzen, die morphinähnliche<br />

Wirkungen haben. Sie wirken<br />

nicht nur lokal bei Verletzungen, sondern<br />

im ges<strong>am</strong>ten Organismus und<br />

machen abhängig. Opiate und Opioide<br />

werden z. B. bei Krebserkrankungen<br />

oder chronischen Schmerzen, die<br />

anders nicht mehr behandelbar sind,<br />

eingesetzt. Sie unterstehen der<br />

Betäubungsmittelverschreibungs-<br />

Verordnung (BtMVV), das bedeutet,<br />

die Verschreibung erfolgt auf Spezialre<br />

zeptformularen und unterliegt der<br />

staatlichen Kontrolle. Das Kodein,<br />

welches sowohl in Schmerzmitteln<br />

wie auch in Hustenmitteln vorkommt,<br />

ist ebenfalls ein Opiatabkömmling,<br />

unterliegt aber nur eingeschränkt<br />

der BtMVV.<br />

· Nichtopioide Schmerzmittel, sogenannte<br />

„einfache Schmerzmittel“,<br />

wirken peripher, das bedeutet, sie<br />

bekämpfen die Schmerzen nur im<br />

verletzten Gewebe. Im Gegensatz zu<br />

den vorher genannten haben sie<br />

keinen Einfluss auf das Zentrale<br />

Nervensystem. Über 80 % dieser<br />

Arzneien sind ohne Rezept erhältlich.<br />

Dieser Schmerzmittelgebrauch<br />

ist überwiegend eine Selbstmedikation<br />

ohne Zutun und Verordnung<br />

der Ärzteschaft. Bei bestimmungsgemäßer<br />

Anwendung, das<br />

heißt nicht häufiger als ein- bis dreimal<br />

monatlich mit höchstens vier bis<br />

zehn Tabletten, besteht kein Missbrauchs-<br />

und ggf. Abhängigkeitsrisiko.<br />

· Kombinationspräparate sind Schmerzmittel,<br />

die neben dem gezielt schmerzstillenden<br />

Wirkstoff wie Acetylsalicy l-<br />

säure oder Paracet<strong>am</strong>ol zusätzlich<br />

Kodein als dämpfenden bzw. Koffein<br />

als aufputschenden Wirkstoff enthalten.<br />

Diese zweite Wirkstoffkomponente birgt<br />

wiederum die Gefahr des Missbrauchs.<br />

Die meisten Kombinationsmittel sind<br />

inzwischen verschreibungspflichtig.<br />

Bei den nicht rezeptpflichtigen sind<br />

allerdings immer noch 18 % aller<br />

verkauften Schmerzmittel solche<br />

Kombinationspräparate.<br />

Im Jahre 2008 wurden insges<strong>am</strong>t 156 Mio.<br />

Packungen Schmerzmittel verkauft, davon<br />

126 Mio. ohne Rezept (rund 81 %). Die<br />

Schmerzbehandlung zeigt sich vornehmlich<br />

in Form einer Selbstmedikation.<br />

Beispiele für Schmerzmittel mit einem möglichen Missbrauchspotenzial (2004)<br />

Rezeptpflichtige Mittel<br />

(mit Tilidin und<br />

Naloxon bzw. Tr<strong>am</strong>adol)<br />

Präparat<br />

Valoron N<br />

Tr<strong>am</strong>adolor Hexal<br />

Tr<strong>am</strong>adol-ratio<br />

Tr<strong>am</strong>al<br />

Tilidin<br />

Glaeske, in Jahrbuch Sucht 06<br />

Packungsmenge<br />

Nichtrezeptpflichtige<br />

Mittel (koffeinhaltig)<br />

Packungsmenge<br />

72 73<br />

1,9 Mio.<br />

1,4 Mio.<br />

1,1 Mio.<br />

1,1 Mio.<br />

0,8 Mio.<br />

Präparat<br />

Thomapyrin<br />

Vivimed mit Coffein<br />

Neuralgin<br />

Titralgan<br />

Neuranidal<br />

Optalidon N<br />

13,9 Mio.<br />

2,1 Mio.<br />

1,9 Mio.<br />

1,4 Mio.<br />

1,2 Mio.<br />

0,8 Mio.

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