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Substanzbezogene Störungen am Arbeitsplatz - Aktionswoche Alkohol

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Welche Definitionen gibt es für den Medik<strong>am</strong>entenkonsum?<br />

Die Bundesärztek<strong>am</strong>mer hat im Jahr 2007<br />

zum Thema „Medik<strong>am</strong>ente – schädlicher<br />

Gebrauch und Abhängigkeit“ einen „Leitfaden<br />

für die ärztliche Praxis“ veröffentlicht.<br />

Der Leitfaden gibt viele wertvolle<br />

Hinweise, um d<strong>am</strong>it einer Verschärfung<br />

der vermeidbaren Medik<strong>am</strong>entenproblematik<br />

entgegenzuwirken. Zitiert werden<br />

im Folgenden die wichtigsten Definitionen:<br />

„Schädlicher Gebrauch (ICD-10: F1x.1)<br />

bzw. Missbrauch von Sedativa / Hypnotika<br />

(DSM-IV)<br />

Schädlicher Gebrauch bezeichnet ein Konsummuster<br />

von Sedativa oder Hypnotika,<br />

das zu einer physischen oder psychischen<br />

Gesundheitsschädigung führt, z. B.<br />

Der Begriff „Missbrauch“ wurde mit dem<br />

ICD 10 (1991) durch den Begriff „schädlicher<br />

Gebrauch“ ersetzt. Er wird jedoch<br />

weiterhin im US-<strong>am</strong>erikanischen Klassifikationssystem<br />

DSM IV R benutzt und<br />

bezieht in dieser Kategorie auch die durch<br />

den Gebrauch hervorgerufenen sozialen<br />

Probleme in die Definition mit ein.<br />

Abhängigkeitssyndrom (ICD-10: F1x.2)<br />

Ein Abhängigkeitssyndrom liegt nach ICD<br />

10 dann vor, wenn in einem Zeitraum von<br />

12 Monaten drei oder mehr der folgenden<br />

Kriterien erfüllt sind:<br />

Zusätzlich zu diesen genannten Definitionen<br />

wird bei der Medik<strong>am</strong>entenabhängigkeit<br />

noch differenziert zwischen einer<br />

„Niedrig-Dosis-Abhängigkeit“ und einer<br />

„Hoch-Dosis-Abhängigkeit“.<br />

· Niedrig-Dosis-Abhängigkeit besteht<br />

bei niedriger therapeutischer<br />

Dosierung, die zum Teil über Jahrzehnte<br />

konstant bleibt. Sie tritt vor<br />

allem bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln<br />

auf. Die Abhängigkeit wird erst<br />

beim Absetzen des Medik<strong>am</strong>ents<br />

deutlich. Die Entzugssymptome sind<br />

Schlafstörungen, depressive Verstimmungen<br />

und Ängste. Diese Symptome<br />

treten aufgrund der Halbwertzeiten,<br />

d. h. der Wirkungsnachdauer der<br />

Medik<strong>am</strong>ente, teilweise zeitverzögert<br />

auf, so dass sie von den Betroffenen oft<br />

gar nicht als Entzugssymptome<br />

gewertet werden. Waren diese Befindlichkeitsstörungen,<br />

die nach dem<br />

Absetzen auftreten, schon eingangs<br />

Anlass für die Mitteleinnahme, wird<br />

jetzt durch den erneuten Konsum ein<br />

„Teufelskreislauf“ in Gang gesetzt.<br />

Zu den Arzneimitteln, die süchtig machen<br />

können, zählen vor allem Medik<strong>am</strong>ente<br />

mit psychotroper Wirkung, d. h.,<br />

· der Hauptwirkungsort liegt im Zentralen<br />

Nervensystem (Rückenmark, Gehirn),<br />

· die psychischen Prozesse, wie z. B. die<br />

Wahrnehmung, das Empfinden von<br />

Gefühlen, sind verändert.<br />

Die Bundesärztek<strong>am</strong>mer gibt den Ärzten<br />

zur Diagnose eines schädlichen Medik<strong>am</strong>entengebrauchs<br />

bzw. einer Abhängigkeit<br />

Hinweise, wie bei wachs<strong>am</strong>em Auge<br />

äußerlich sichtbare Auffälligkeiten wahrzunehmen<br />

sind. Diese Hinweise betreffen<br />

vor allem den schädlichen Gebrauch von<br />

Schlaf- und Beruhigungsmitteln.<br />

· Es besteht ein starker Wunsch bzw.<br />

Zwang, die psychotrope Substanz zu<br />

· Amnestische (das Gedächtnis<br />

konsumieren.<br />

„Diagnostische Hinweise auf den <strong>am</strong> häufigsten<br />

vorkommenden schädlichen Ge-<br />

betreffend; die Verfasserin) <strong>Störungen</strong>, · Es besteht eine verminderte Kontrolldie<br />

bei Benzodiazepinkonsumenten vor fähigkeit im Umgang mit der Substanz.<br />

brauch von Benzodiazepinen können sein:<br />

allem unter hohen Dosen und bei<br />

· Beim Absetzen der Substanz tritt ein<br />

· Affektive Nivellierung und kritiklose<br />

schnell resorbierbaren Substanzen körperliches Entzugssyndrom auf.<br />

Euphorie<br />

vorkommen,<br />

2· Es hat eine Toleranzentwicklung<br />

· Dysphorisch-depressive Stimmungslage<br />

(Alltagsverstimmungen wie<br />

· Verhaltensstörungen in Kombination stattgefunden.<br />

mit <strong>Alkohol</strong> (auch in kleinen Mengen),<br />

· Soziale und berufliche Aktivitäten<br />

Verdrossenheit, Unzufriedenheit,<br />

· Zunahme von Angst und / oder<br />

werden anhaltend vernachlässigt.<br />

Missmutigkeit bis hin zu Traurigkeit;<br />

Schlafstörungen unter der Medikation,<br />

die Verfasserin)<br />

· Der Substanzgebrauch wird trotz<br />

· Die Hoch-Dosis-Abhängigkeit<br />

· Dosissteigerung mit erhöhter<br />

eindeutiger Schädigung fortgesetzt,<br />

entspricht dem bereits beschriebenen · Konzentrationsstörungen, Amnesien<br />

Wahrscheinlichkeit für schwerwiegende<br />

Folgen,<br />

Klaren ist.<br />

worüber sich der Konsument im<br />

Bild. Sie zeichnet sich durch das dringende<br />

Verlangen oder den Zwang zur<br />

(Gedächtnisstörungen; die Verfasserin),<br />

Verwirrtheit<br />

· Psychomotorische Behinderungen im<br />

Einnahme aus. Es kommt zur Dosissteigerung<br />

und / oder auch zur<br />

(<strong>Störungen</strong> der Bewegungskoordination<br />

· Ataxie, Dysarthrie, Nystagmus<br />

Umgang mit Maschinen, mit Zunahme Auch niedrige Dosierungen können bereits<br />

zu einer Abhängigkeit führen. Ge-<br />

von Straßenverkehrsunfällen,<br />

Einnahme immer stärker wirkender wie „daneben zeigen“ oder „daneben<br />

häuslichen Unfällen und Frakturen, sicherte Gefahrengrenzwerte existieren<br />

Medik<strong>am</strong>ente. Die Entwicklung einer<br />

greifen“; verschiedene <strong>Störungen</strong> des<br />

Sprechens; Schläfrigkeit und unkontrolvor<br />

allem bei älteren Menschen und nicht, jedoch ist die Grenze zwischen<br />

Medik<strong>am</strong>entenabhängigkeit ist ein<br />

lierte Bewegungen der Augen wie<br />

bei Verwendung lang wirks<strong>am</strong>er<br />

einer kurzfristigen, zweckgerichteten<br />

Prozess, dessen Zeitdauer und Intensität<br />

abhängig ist von der Art des ent-<br />

„Augenzittern“; die Verfasserin)“<br />

Substanzen.<br />

Befindlichkeitsmanipulation und einem<br />

abhängigkeitsrelevanten Konsummuster<br />

haltenen Wirkstoffes, der Höhe der Dem Arzt / der Ärztin wird in der Leitlinie<br />

schnell überschritten.“<br />

Dosis und der individuellen<br />

nach der Definitionsklärung ein Fragenkatalog<br />

an die Hand gegeben, mit dessen<br />

Empfindlichkeit.<br />

Hilfe er bzw. sie klären kann, ob eine<br />

Abhängigkeit oder „nur“ ein schädlicher<br />

Konsum vorliegt.<br />

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