Der City Tunnel Leipzig: Sicherheitsaspekte beim Tunnelvortrieb
Der City Tunnel Leipzig: Sicherheitsaspekte beim Tunnelvortrieb
Der City Tunnel Leipzig: Sicherheitsaspekte beim Tunnelvortrieb
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<strong>Der</strong> <strong>City</strong> <strong>Tunnel</strong> <strong>Leipzig</strong>:<br />
<strong>Sicherheitsaspekte</strong> <strong>beim</strong> <strong>Tunnel</strong>vortrieb<br />
Prof. Dr. Ing. Jürgen Schwarz, Institut für Baubetrieb,UniBw München<br />
Dipl. Ing. Jan Schmidt, Technisches Büro, Dywidag Bau GmbH<br />
1. Projektbeschreibung<br />
Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es die Idee eines Eisenbahntunnels durch<br />
die <strong>Leipzig</strong>er Innenstadt. Beim Bau des <strong>Leipzig</strong>er Hauptbahnhofes 1915 wurde sogar<br />
ein Bahnhof für eine spätere U-Bahn integriert. Aber erst nach der deutschen<br />
Wiedervereinigung wurde das Projekt wieder aufgenommen und die Realisierung auf<br />
den Weg gebracht: 1996 wurde die S-Bahn <strong>Tunnel</strong> GmbH gegründet, am 19. Mai<br />
2000 der Planfeststellungsbeschluss gefasst.<br />
Bayerischer<br />
Bahnhof<br />
Wilhelm-<br />
Leuschner-Platz<br />
Hauptbahnhof<br />
Markt<br />
Abbildung 1: Übersicht über die <strong>Tunnel</strong>trasse<br />
© Freistaat Sachsen<br />
Das gesamte Projekt wird in 3 Baulosen abgewickelt. Hier soll über das Kernstück,<br />
das Baulos B mit der Untertunnelung der <strong>Leipzig</strong>er Innenstadt, berichtet werden. Die<br />
Realisierung des Projekts erfolgt unter der Bauherrenschaft der Deutsche Bahn AG,<br />
wobei der Freistaat Sachsen als verantwortlicher Bauherr die Rohbauarbeiten des<br />
<strong>Tunnel</strong>s und der Stationen eigenständig unter Einbindung der „Deutschen Einheit<br />
Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES)“ abwickelt. Die Ausführung der<br />
Arbeiten erfolgt durch die ARGE CTL – Los B (DYWIDAG Bau GmbH, ALPINE BAU<br />
DEUTSCHLAND AG, Oevermann GmbH, GSB Grund- und Sonderbau GmbH,<br />
STRABAG AG) unter technischer Federführung der DYWIDAG Bau GmbH.<br />
- 1 -
Die ca. 2,3 km lange Strecke verbindet den Haltepunkt „Bayerischer Bahnhof“ mit<br />
dem Hauptbahnhof und führt über die Haltepunkte „Wilhelm-Leuschner-Platz“ und<br />
„Markt“. Die Bauwerke der Haltepunkte werden in offener Bauweise erstellt, wobei<br />
außer dem Haltepunkt „Bayerischer Bahnhof“ die Bahnhöfe mit Schlitzwand/Deckelbauweise<br />
erstellt werden, damit die Oberfläche des Baufeldes möglichst schnell<br />
nutzbar ist und der erwartete Besucherstrom zur Fußballweltmeisterschaft nur geringe<br />
Beeinträchtigungen in Kauf nehmen muss. Ebenso ist der traditionelle <strong>Leipzig</strong>er<br />
Weihnachtsmarkt zu berücksichtigen: Im Dezember 2006 konnte er am Marktplatz<br />
stattfinden, während unter dem fertig gestellten Deckel der Station die Aushubarbeiten<br />
fortgeführt wurden.<br />
Abbildung 2: <strong>Leipzig</strong>er Weihnachtsmarkt und BE mit Versorgungsöffnung für den Stationsrohbau<br />
2. Schildvortrieb und Geologie<br />
Die in bergmännischer Bauweise herzustellenden unterirdischen Strecken werden<br />
als zwei eingleisige <strong>Tunnel</strong>röhren nacheinander mit einer Schildvortriebsmaschine<br />
(Außendurchmesser 9 m) mit flüssigkeitsgestützter Ortsbrust mit Stahlbetontübbingausbau<br />
aufgefahren.<br />
HP Bayerischer<br />
Bahnhof<br />
HP Wilhelm-<br />
Leuschner-Platz<br />
HP Markt<br />
HP <strong>Leipzig</strong><br />
Hbf<br />
632 m<br />
408 m 438 m<br />
Abbildung 3: Geotechnischer Längsschnitt, Bahnröhre, <strong>Tunnel</strong>abschnitte<br />
- 2 -
Als Startpunkt der Vortriebsanlage dient der in offener Bauweise herzustellende Haltepunkt<br />
„Bayerischer Bahnhof“. Zunächst wird die Oströhre aufgefahren. Nach Einfahren<br />
der Vortriebsmaschine in die Haltepunkte „Wilhelm-Leuschner-Platz“ und<br />
„Markt“ werden TBM und Nachläufer durch die zu diesem Zeitpunkt bereits im Rohbau<br />
erstellten Haltepunkte geschoben, um den jeweils nächsten Abschnitt auffahren<br />
zu können. Nach Einfahren in den Haltepunkt „Hauptbahnhof“ wird die Vortriebsanlage<br />
demontiert, ausgehoben und zurück zum Bayerischen Bahnhof transportiert.<br />
Das Nachlaufsystem sowie kleinere Teile der TBM werden durch die Oströhre vom<br />
Hauptbahnhof zur Startbaugrube am Bayrischen Bahnhof zurückgezogen. Das Auffahren<br />
der zweiten Röhre erfolgt analog der ersten Röhre.<br />
<strong>Der</strong> Baugrund ist geprägt durch geologische Erosions- und starke Akkumulationsprozesse<br />
im Pleistozän mit ihren Auswirkungen auf die tertiäre Schichtenfolge. Insgesamt<br />
wurden 13 quartäre und 10 tertiäre Schichten auskartiert. Im Allgemeinen handelt<br />
es sich um Lockerböden, die sowohl bindige, gemischtkörnige als auch rollige<br />
Fraktionen enthalten. <strong>Der</strong> gesamte Vortrieb erfolgt im Grundwasser und gestaltet<br />
sich aufgrund zahlreicher Grundwasserleiter sowie durch bindige Einlagerungen in<br />
den rolligen Bereichen äußerst komplex. Die während des Vortriebs durchzufahrenden<br />
Lockergesteine reichen im Hangenden von sandigen Mittel- bis Grobkiesen der<br />
quartären Flussschotter bis hin zu den feinsandigen, tonigen Schluffen der tertiären<br />
Grüngrauen Schluffe. Dazwischen eingeschaltet befinden sich bereichsweise Mittelbis<br />
Feinsande, zum Teil tonige, schluffige, zum Teil kiesige Mittel- bis Feinsande der<br />
tertiären Bitterfelder Sande, sowie Wechselfolgen von Schluffen, Tonen und Feinsanden.<br />
Charakteristisch für die tertiären Lockergesteinseinlagerungen sind eingeschaltete<br />
Sandsteinbänke und Sandsteinblöcke. Diese variieren sowohl in ihrer Lage als auch<br />
in ihrer Druckfestigkeit. Gemäß geotechnischer Prognose erreichten die untersuchten<br />
Sandsteine bzw. Tertiärquarzite Druckfestigkeiten von bis zu 242 MN/m². Diese werden<br />
zum Teil gehäuft im Firstbereich bis hin zur Querschnittsmitte prognostiziert.<br />
Das gewählte Schildmaschinenkonzept mit hydraulischer Förderung (Hydro-/Mixschild)<br />
ist auf die Anforderungen des <strong>Leipzig</strong>er Bodens abgestimmt. Darüber wird im<br />
folgenden Vortrag seitens des Maschinenherstellers berichtet werden.<br />
3. Setzungsausgleich und Vortriebshindernisse<br />
Vortriebsbedingte Senkungen an der Geländeoberfläche kennzeichnen oberflächennahe<br />
<strong>Tunnel</strong>baumaßnahmen. Um den Verformungen entgegenzuwirken und bedingt<br />
durch die geringen Grenzwerte für die zulässigen Setzungen der über den <strong>Tunnel</strong>röhren<br />
liegenden Bebauung, wird im Rahmen der <strong>Tunnel</strong>baumaßnahme <strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> das Compensation-Grouting-Verfahren eingesetzt.<br />
- 3 -
Hebungsfeld<br />
1 (2)<br />
Hebungsfeld<br />
4 (2)<br />
Hebungsfeld<br />
5 (2)<br />
Hebungsfeld<br />
2 (2)<br />
Hebungsfeld<br />
3 (6)<br />
Hebungsfeld<br />
6 (1)<br />
Abbildung 4: Übersicht über die CGV-Maßnahmen;<br />
Nummer Hebungsfeld (Anzahl der Objekte für Setzungsausgleich)<br />
Hebungsfeld<br />
7 (1)<br />
In diesem Verfahren werden aus speziell für diesen Zweck hergestellten temporären<br />
Schächten Hebungsinjektionen unterhalb der betroffenen Bebauung hergestellt. Im<br />
Zuge der Hebungsinjektionen wird wiederholt, abhängig vom Vortriebsstand und den<br />
eintretenden Setzungen, Verpressgut über fächerartig angeordnete Injektionsbohrungen<br />
in den Boden injiziert. Durch Einpressdruck entstehen Risse im Boden, die<br />
mit Suspensionsgut verfüllt werden (Soilfracturing). Die dadurch erzielte Volumenzunahme<br />
im Boden wirkt den vortriebsbedingten Senkungen entgegen.<br />
Abbildung 5: Prinzip des Compensation Grouting und der Messtechnik<br />
Kennzeichnend für diese Verfahren ist die notwendige Messtechnik und Überwachung<br />
mit Genauigkeiten im Bereich von < 0,25 mm.<br />
Abb. 6 dokumentiert beengte Arbeitsräume bei der Ausführung der Bohrungen für die<br />
Injektionen.<br />
- 4 -
Abbildung 6: Bohrungen für Compensation Grouting<br />
Ein weiterer Aspekt für den sicheren <strong>Tunnel</strong>vortrieb ist die notwendige Durchfahrung<br />
von künstlichen Hindernissen und die Unterfahrung von Gebäuden mit geringem Abstand<br />
und mit geringer Überdeckung, wie hier beispielhaft an dem Gebäude „Petersbogen“<br />
mit verbliebenen Temporärankern und dem Gebäude „Stenzlers Hof“ gezeigt.<br />
Abbildung 7: Vortriebshindernisse <strong>beim</strong> <strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
- 5 -
4. Anfahrvorgänge <strong>beim</strong> Hydroschildvortrieb<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tunnel</strong>vortrieb unter dem Grundwasserspiegel bedingt die Forderung, dass die<br />
gesamte <strong>Tunnel</strong>röhre bis zum Startschacht jederzeit und an jeder Stelle des Vortriebes<br />
„dicht“ ist. Kritisch zu betrachten sind dabei alle Schnittstellen, wie:<br />
Abbildung 8: Übersicht Hydroschildvortrieb<br />
• Ortsbrust als Schnittstelle zwischen Maschine und Boden<br />
• Schildschwanzdichtung als Schnittstelle zwischen Schildmantel und Tübbingring<br />
• Tübbingfugen<br />
• Verbindung der <strong>Tunnel</strong>röhre mit dem Start- bzw. Zielschacht<br />
• Dichtung der Schildmaschine an den Start- bzw. Zielschacht während dem<br />
Start- und Zielvorgang<br />
Insbesondere der Start- und Zielvorgang beinhaltet ein erhöhtes Risiko für den <strong>Tunnel</strong>vortrieb,<br />
da hier Dichtungen unter Bewegung kleinste Toleranzen aufnehmen<br />
müssen. Üblich ist es deshalb, vor dem Schacht einen Dichtkörper anzuordnen. Hierfür<br />
wurden <strong>beim</strong> <strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong> <strong>Leipzig</strong> neue und innovative Lösungen erforderlich, um<br />
die Sicherheit von Start- und Zielvorgang zu gewährleisten.<br />
Zunächst werden im Folgenden die Phasen des Startvorganges beschrieben, um die<br />
kritischen Schnittstellen darzustellen. <strong>Der</strong> Zielvorgang ist analog zu betrachten.<br />
Phase 1 - Aufbrechen der Stirnwand<br />
In der ersten Phase des Anfahrvorganges muss die Maschine die Stirnwand durchfahren.<br />
Beim CTL bestehen die Baugrubenwände aus bewehrten Schlitzwänden. Die<br />
Anfahrwand muss deshalb vorab – vor Beginn des Maschinenvortriebes – aufgebrochen<br />
werden. Die einzige Dichtebene ist in diesem Bauzustand der Dichtkörper vor<br />
der Baugrube.<br />
- 6 -
Abbildung 9: Risiken bei Phase 1 des Anfahrvorgangs: Aufbrechen der Stirnwand<br />
Die Risiken:<br />
1. <strong>Der</strong> Anschluss Dichtkörper/Dichtwand:<br />
Fugen sind immer kritisch! Noch kritischer ist die Fuge Dichtkörper/Dichtwand,<br />
wenn der Aushub der Baugrube nach Herstellung des Dichtkörpers erfolgt,<br />
und dadurch die Baugrubenwand Verformungen vom Dichtkörper weg erleidet.<br />
2. <strong>Der</strong> Dichtkörper selbst<br />
Es ist, trotz aller Verbesserungen und Kontrollen des Verfahrens, Stand der<br />
Technik, dass ein in situ hergestellter Düsenstrahlkörper für hohe Anforderungen<br />
nicht ausreichend dicht, nicht ausreichend homogen und nicht erosionsstabil<br />
ist. In der Station Markt war aus geometrischen Gründen nur ein Düsenstrahl<br />
– „Dichtkörper“ möglich. <strong>Der</strong> Anfahrvorgang in dieser Station wird wegen<br />
der daraus folgenden Anforderungen im Abschnitt 5 gesondert beschrieben.<br />
Beim CTL war die ausgeschriebene Lösung für den Dichtkörper der anderen Stationen<br />
ein vorgelagerter Betonkörper, der als Unterwasserbeton hergestellt werden<br />
sollte.<br />
- 7 -
Auffüllung<br />
UW-Beton<br />
Abbildung 10: Dichtköper aus UW-Beton im Spundwandkasten<br />
<strong>Der</strong> Dichtblock sollte in einem mehrfach ausgesteiften Spundwandkasten hergestellt<br />
werden. Diese Lösung bringt aber eine neue Störung und Unstetigkeitsstelle für den<br />
weiteren Vortrieb: Vor dem Ausfahren muss die Spundwand gezogen werden. Das<br />
ist sehr schwer zu realisieren bei einem gegen die Spundwand betonierten UW - Beton.<br />
Aus diesen technischen Gründen, aber auch aus Termingründen, entschieden<br />
sich ARGE und Bauherr für eine andere Ausführung des Dichtkörpers:<br />
<strong>Der</strong> Dichtkörper wurde aus Einphasen-Schlitzwandlamellen hergestellt. Hierbei erfolgt<br />
im Gegensatz zum Düsenstrahlverfahren ein vollständiger kontrollierter Bodenaustausch.<br />
Als zusätzliche Dichtebene wurden die äußeren Lamellen mit Dichtprofilen<br />
an die Bahnhofsschlitzwand angeschlossen sowie in den Stauer eingebunden.<br />
Dichtblock<br />
Nord<br />
Einphasen-<br />
Lamellen<br />
Einbindung<br />
in Stauer<br />
Abbildung 11: Bayerischer Bahnhof (Bauzustand) mit Dichtblock Nord<br />
- 8 -
Dichtblock<br />
Süd<br />
Abbildung 12: Wilhelm-Leuschner-Platz mit Dichtblöcken Süd und Nord<br />
Dichtblock<br />
Nord<br />
Phase 2 - Einfahren in den Dichtkörper<br />
Die Anfahrwand ist durchbrochen oder durchfahren, die Maschine fährt in den Dichtkörper<br />
ein. In Phase 2 gibt es zwei Dichtebenen, das sind<br />
- der Dichtkörper<br />
- die Anfahrbrille<br />
Wenn die erste Dichtebene – der Dichtkörper – keine Redundanz aufweist, muss in<br />
der Phase 2 die zweite Dichtebene - die Dichtbrille - dieses Risiko auffangen. Beschrieben<br />
wird hier die konventionelle Lippendichtung (Abb. 13).<br />
Die Lippendichtung verträgt eine maximale Abweichung von 50 mm. Toleranzen und<br />
Konizität des Schildmantels nehmen davon schon 20 mm weg. Bei einem Schilddurchmesser<br />
von 9 m werden diese 30 mm durch eine Winkelabweichung von 4,5°<br />
verbraucht. In jeder Phase <strong>beim</strong> Durchfahren der über 10 m langen Maschine darf<br />
diese Winkelabweichung nicht überschritten werden.<br />
- 9 -
Detail „B“<br />
Abbildung 13:<br />
Risiken bei Phase 2:<br />
Einfahren in den<br />
Dichtkörper<br />
Bei entsprechenden Belastungen durch hohen Wasserdruck, bei erosionsanfälligen<br />
Böden, wie <strong>beim</strong> CTL ist der Anfahrvorgang mit „einfacher Dichtbrille“ nur mit zusätzlicher<br />
Redundanz im Dichtkörper zu realisieren. Bei dem ausgeführten Lamellenblock<br />
dient die äußere Einphasendichtwand mit Dichtanschluss an die Schlitzwand sowie<br />
Einbindung in den Stauer als „2. Dichtebene“.<br />
Phase 3 - Ausfahren aus dem Dichtkörper<br />
Wie auch immer der Dichtwandkasten ausgeführt wird: <strong>Der</strong> Sicherheitsgewinn zahlt<br />
sich nur aus, wenn er lang genug ist. „Lang genug“ heißt: Bevor die Maschine den<br />
Dichtkasten verlässt, soll die Tübbingauskleidung in der Dichtbrille sein.<br />
Erst wenn die Tübbingauskleidung in der Dichtbrille ist, entschärft sich das Toleranzproblem<br />
der Dichtbrille. Mit dem Aufblasen und Verpressen eines Dichtschlauches<br />
entsteht eine feste Dichtung (Abb. 14).<br />
- 10 -
Detail „C“<br />
Abbildung 14:<br />
Langer Dichtwandkasten<br />
Beim CTL konnten die Dichtkörper aus geometrischen Gründen nur eine Länge von<br />
6 m haben. Dies führte bei einer Schildlänge von 10 m zur Forderung nach einer Verlängerung<br />
der Dichtbrille.<br />
Abbildung 15 a: Schneidspur im Dichtblock<br />
Abbildung 15:<br />
Anfahrsituation im<br />
Bayerischen Bahnhof<br />
"Phase 1"<br />
- 11 -
Die Abb. 15 zeigt die Anfahrsituation im Bayrischen Bahnhof Phase 1 vor Einbau der<br />
Startbrille. Deutlich ist auch die ausgebrochene Stirnschlitzwand mit dem dahinter<br />
liegenden Lamellen – Dichtblock. <strong>Der</strong> Blick auf die Schneidspur zeigt die hohe Dichtigkeit<br />
des Einphasen-Dichtblocks.<br />
5. Die Start- und Zielsituation im Haltepunkt (HP) Markt<br />
Bei der Herstellung des Dichtblockes Süd mit überschnittenen HDI-Säulen im Zug<br />
einer Vorlaufmaßnahme am Haltepunkt Markt wurden Holzeinlagerungen und Braunkohlen<br />
gefunden, welche die Dichtigkeitsfunktion des Dichtblockes stark beeinträchtigen.<br />
Aus dieser Kenntnis heraus wurden am Nordkopf bereits vor Herstellung der<br />
HDI Erkundungsbohrungen abgeteuft, die auch dort mächtige Braunkohleeinlagerungen<br />
erkundet haben.<br />
Aufgrund dieser Tatsachen wurden die ausgeschriebenen Dichtungskonzepte hinsichtlich<br />
ihrer Funktion von allen Baubeteiligten überprüft. Als Ergebnis der Prüfung<br />
stellte sich heraus, dass es mit dem gewählten Herstellungsverfahren Hochdruckinjektionen<br />
nicht möglich ist, die geforderte Dichtigkeit für den Düsenstrahl - „Dichtblock“<br />
einzuhalten.<br />
Schon im Ausschreibungsentwurf gab es die Forderung, die Schlitzwände des HP<br />
Markt unter Druckluft abzubrechen. Nach erfolgtem Abbruch und festgestellter Dichtigkeit<br />
(oder Nachdichtung des Düsenstrahl – Dichtkörpers) sollte die Druckluft wieder<br />
abgelassen und die Start- bzw. Zieleinrichtung unter atmosphärischen Bedingungen<br />
installiert werden. Diese Möglichkeit der Nachdichtung musste unter den gegebenen<br />
geotechnischen Voraussetzungen nun ausgeschlossen werden. Nach Öffnung<br />
der Schlitzwand ist eine Druckluftstützung oder eine gleichwertige Maßnahme<br />
aufrecht zu erhalten. <strong>Der</strong> Dichtblock kann nicht als zuverlässige Dichtebene angesehen<br />
werden. Deshalb ist z. B. in der Zielsituation nach Abb. 16 der verpresste Ringspalt<br />
im Dichtblock nicht ausreichend!<br />
- 12 -
Abbildung 16:<br />
Zielsituation gemäß<br />
Ausschreibung (Phase<br />
Einfahren der TBM in<br />
den Stahltopf )<br />
Dichtebene:<br />
Ringspalt (verpresst) im<br />
Dichtblock<br />
5.1 Alternative Entwürfe für die Start- und Zielsituation im HP Markt<br />
Auf Basis der Erkenntnis des nicht funktionstüchtigen Dichtblocks wurden auf Veranlassung<br />
des Bauherrn alternative Start- und Zielsituationen durch die ARGE auf ihre<br />
Machbarkeit untersucht. Die ARGE CTL Los B hat Entwurfsplanungen für Vereisungsverfahren,<br />
Weichgelinjektionen, einen langen Stahltopf und eine Bullflexsonderdichtung<br />
ausgearbeitet Alternativ wurde von der ARGE das Verfahren der so genannten<br />
„Betontöpfe“ nach einer Patentanmeldung der DYWIDAG für die Start- und<br />
Zielsituation auf Machbarkeit überprüft. Es stellte sich heraus, dass die Planungen für<br />
die Vereisung und die Weichgelinjektion nicht zielführend sind. Somit blieben 3 alternative<br />
Start- und Zielsituationen für eine weiterführende Entwurfsplanung.<br />
Bullflexsonderdichtung<br />
Die Bullflexsonderdichtung ist ein System bestehend aus 2 Bullflexschläuchen im<br />
Abstand von ca. 50 cm und einer mit Fett gefüllten Kammer zwischen den beiden<br />
Bullflexschläuchen. Die Bullflexsonderdichtung wird in der Brillenwand montiert.<br />
- 13 -
Zustand I: Andichtung gegen Schildmantel<br />
3<br />
4<br />
1 2<br />
1<br />
5<br />
1 Bullflexschlauch<br />
2 Fettkammer<br />
Spalt zwischen Schildmantel und<br />
3<br />
Brillenwand<br />
4 Brillenwand<br />
5 Schildmantel<br />
Zustand II: Andichtung gegen Tübbinge<br />
3<br />
4<br />
1 2<br />
1<br />
5<br />
1 Bullflexschlauch<br />
2 Fettkammer<br />
Spalt zwischen Tübbing und<br />
3<br />
Brillenwand<br />
4 Brillenwand<br />
5 Tübbing<br />
Abbildung 17: Zielsituation in der Variante Bullflexsonderdichtung<br />
Die Bullflexsonderdichtung ist nicht zur Ausführung gekommen, weil die Versuche<br />
zum Nachweis der Dichtigkeit des Systems in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht<br />
mehr realisierbar waren. Die Idee dieses Dichtungssystems ist es aber wert, zur Ausführungsreife<br />
entwickelt zu werden.<br />
<strong>Der</strong> lange Stahltopf<br />
Mit dem langen Stahltopf wurde die 1. Dichtungsebene, welche sich im Dichtblock<br />
befand, in die Schlitzwand verlagert. Die TBM fährt so weit in den Stahltopf ein, bis<br />
die Schildschwanzdichtung die Schlitzwand vollständig passiert hat. Anschließend<br />
kann der Ringraum zwischen Tübbing und Schlitzwand (Breite 1,35 m) mittels Ringspaltmörtel<br />
verpresst werden. Nach dem Aushärten des Ringspaltmörtels darf der<br />
Deckel des Stahltopfes geöffnet werden.<br />
- 14 -
Verlagern der 1.<br />
Sicherungsebene<br />
Verlängerung des Stahltopfes<br />
Abbildung 18: Zielsituation in der Variante langer Stahltopf<br />
<strong>Der</strong> lange Stahltopf kam aus wirtschaftlichen Gründen nicht zur Ausführung. Weiter<br />
kam hinzu, dass der Stahltopf auf der Weströhre, bedingt durch die Trassierung und<br />
verfahrenstechnischen Randbedingungen, nicht genügend Platz zum Aufstellen hat<br />
und somit weit reichende Umplanungen im HP Markt erforderlich gewesen wären.<br />
5.2 Die zur Ausführung kommende Planung der Betontöpfe<br />
Allgemeines<br />
Da zum einen die Installation der Start- bzw. Zieleinrichtung unter atmosphärischen<br />
Bedingungen auf Grund des Risikos von Undichtigkeiten nicht möglich ist und zum<br />
anderen die erste Sicherungsebene (Dichtblock) als Dichtung nicht die ausreichende<br />
Zuverlässigkeit besitzt, wurden - ergänzend zu den bisherigen Entwürfen - die Startund<br />
Zielsituationen mit der Betontopflösung derart umgeplant, dass das geforderte<br />
Sicherheitsniveau erreicht werden konnte.<br />
Durch den Einsatz der Betontöpfe wird die erste Dichtungsebene aus dem Dichtblock<br />
in den Bereich der Schlitzwand verlagert. Die Betontöpfe bestehen aus einer bewehrten<br />
Betonschale und einem unbewehrten Betonkern. Die Länge der Betontöpfe ergibt<br />
sich aus geometrischen, statischen und verfahrenstechnischen Randbedingungen.<br />
<strong>Der</strong> Betontopf wird als Schwergewichtsblock betrachtet und so in den statischen Berechnungen<br />
auf eine ausreichende Standsicherheit nachgewiesen. Hierbei werden<br />
die Äußere (Globale) Standsicherheit und die Innere Standsicherheit unterschieden.<br />
Die Äußere Standsicherheit wird über den Gleitsicherheitsnachweis und den Nachweis<br />
der Sicherheit gegen das Kippen geführt. Die Innere Standsicherheit wird mit<br />
den einschlägigen Massivbaunormen nachgewiesen.<br />
<strong>Der</strong> Betontopf in der Zielsituation<br />
In den HP Markt fährt die TBM nach dem zweiten Teilvortrieb aus. <strong>Der</strong> Bahnhof<br />
Markt selbst besteht während der Schildfahrten aus einer Schlitzwandbaugrube in<br />
- 15 -
Deckelbauweise mit teilweise fertig gestellter Sohle und fertig gestellten Stirnwänden,<br />
wobei die Stirnschlitzwand vor der Schildfahrt im Durchfahrbereich unter Druckluft<br />
ausgebrochen wird.<br />
DTA- Oströhre<br />
Gleisachse Spur 2<br />
Abbaukammer<br />
Abbildung 19: Entwurf des Betontopfs in der Zielsituation<br />
Als Hilfskonstruktion zum Abbruch der Stirnschlitzwand wird in den Betontopf eine<br />
Abbaukammer integriert. Die Konstruktion wird mit einem Stahlschalrohr an die Stirnwand<br />
angedichtet. Die Abbaukammer ist über eine seitlich angebrachte Material- und<br />
Personenschleuse zugänglich.<br />
Bevor die TBM in den Dichtblock fährt, wird die Abbaukammer dem äußeren Wasserdruck<br />
entsprechend mit Druckluft beaufschlagt und unter der Druckluftstützung die<br />
Stirnschlitzwand ausgebrochen. Danach wird die Abbaukammer mit Beton verfüllt<br />
und die Schleusen wieder demontiert.<br />
Jetzt kann der Schild komplett in den Betontopf als Regelvortrieb einfahren. Während<br />
der Schildfahrt in den Betontopf erfolgt kontinuierlich die Verpressung des Ringspalts<br />
im Dichtblock bis hinein in die Schlitzwand. In diesem Zustand ist der wasserdichte<br />
Anschluss gewährleistet.<br />
<strong>Der</strong> Betontopf ist ca. 13 m lang und so konstruiert, dass der Schild komplett in den<br />
Topf hinein fährt und der Stützdruck dann noch mit der verbleibenden Restblocklänge<br />
aufgenommen wird. Die Lastabtragung in den Bahnhof erfolgt über Reibung, der<br />
Betontopf ist zur Aufnahme der Kräfte außerhalb der Fahrtrasse radial und längs bewehrt.<br />
Auf der Abbildung 20 ist die Krafteinleitung schematisch dargestellt. Die Einwirkung<br />
teilt sich auf in eine Druck- und eine Zugkomponente. Die Zugkomponente wird durch<br />
das Eigengewicht des Betonblocks überdrückt, so dass keine statischen Anschlüsse<br />
zum ersten Bauabschnitt der Sohle erforderlich sind. Die Druckdiagonale wird über<br />
eine Schubverzahnung (durch Einlegen von Trapezleisten in die Betondeckung der<br />
Sohle des HP Markt) in die Sohle eingeleitet.<br />
- 16 -
Einwirkung<br />
Eigengewicht<br />
Betonblock<br />
Zugkraft<br />
Druckdiagonale<br />
Abbildung 20: Kraftverfolgung für den Nachweis der Äußeren Standsicherheit<br />
<strong>Der</strong> Vortrieb im restlichen Betontopf erfolgt mit dem Bau von Blindringen ohne Stützdruck<br />
bis zum Durchbruch in den Bahnhof. Dann wird der Schild mittels Sohltübbingen<br />
aus dem Topf auf die Schildwiege geschoben.<br />
Nach der Passage der Nachläufer kann der Betontopf entweder in einer Vortriebspause<br />
oder aber nach Vortriebsende abgebrochen werden.<br />
<strong>Der</strong> Betontopf in der Startsituation<br />
Am HP Markt wird die TBM nach Aus- und Durchfahrt wieder für den Vortrieb in Position<br />
gebracht und der dritte Teilvortrieb gestartet. Die Abbaukammer im Starttopf ist<br />
analog der Abbaukammer im Zieltopf.<br />
<strong>Der</strong> Zielbetontopf ist ca. 23 m lang und so konstruiert, dass der Schild komplett in<br />
den Topf („Betonhöhle“) hinein geschoben wird, Teile der Vortriebspressenlasten in<br />
den Topf abgetragen werden und der Stützdruck dann noch mit der verbleibenden<br />
Restblocklänge aufgenommen wird. Die Lastabtragung in den ersten Bauabschnitt<br />
der Sohle des Bahnhofs erfolgt über Reibung. <strong>Der</strong> Betontopf ist zur Aufnahme der<br />
Kräfte außerhalb der Fahrtrasse radial und längs bewehrt.<br />
Im Ostvortrieb kann die TBM aus der Phase „Durchfahrt durch den Bahnhof“ direkt<br />
gerade durch den Topf fahren. Im Westvortrieb geht dies aus geometrischen Gründen<br />
nicht. Deshalb wird im Westvortrieb nach dem Einschieben des Schildes in den<br />
Betontopf gleich mit einer Kurvenfahrt gestartet.<br />
Unabhängig von den Abbrucharbeiten wird der Schild in die „Betonhöhle“ bis vor den<br />
Betonblock geschoben, Blindringe kraftschlüssig an die „Betonhöhle“ angeschlossen<br />
und der Ringspalt verpresst. Die Pressenlasten aus dem Vortrieb werden über die<br />
Blindringe in den Betontopf und von dort über Reibung und „leichte“ Widerlagerkonsolen<br />
abgeleitet.<br />
Jetzt kann der Regelvortrieb im Betontopf, zunächst noch mit Blindringen und ab der<br />
Brillenwand mit verbleibenden Ringen starten. Während der Schildfahrt erfolgt kontinuierlich<br />
die Verpressung des Ringspalts im Betontopf, Schlitzwand und Dichtblock.<br />
In diesem Zustand ist der wasserdichte Anschluss gewährleistet.<br />
- 17 -
Nach etwa 50 m Vortrieb ist die Reibung zwischen <strong>Tunnel</strong> und Boden groß genug,<br />
um die Vortriebskräfte allein über Reibung im Boden abtragen zu können.<br />
Nach der Passage der Nachläufer kann der Betontopf entweder in einer Vortriebspause<br />
oder aber nach Vortriebsende abgebrochen werden.<br />
Im Folgenden unterscheidet sich der Betontopf in der Startsituation von der Zielsituation:<br />
1. Im Betontopf der Startsituation wird eine Aussparung (Ø 9,04 m) mit Fertigteilen<br />
zum Einstellen der TBM vorgesehen („Betonhöhle“). Durch die Fertigteile werden<br />
GEWI ® gleichmäßig über den Umfang verteilt angeordnet, um einen Teil der Vortriebskräfte<br />
(Ringbaukräfte) aufnehmen zu können.<br />
2. Zur Einleitung der Vortriebskräfte (Ringbau) werden Abstützkonsolen an der<br />
Stirnseite des Betontopfes angeordnet. Diese werden mit den GEWI ® verbunden.<br />
Die Kräfte aus dem Vortrieb werden über die Konsolen in die GEWI ® eingeleitet<br />
und in den Bereich der Abbaukammerrückwand zurückgehängt und dort verankert.<br />
3. Die verbauten Fertigteile für die Startaussparung besitzen eine trapezförmige Profilierung,<br />
um die Vortriebskräfte (Stützdruck, Schneidradandruck) aufzunehmen<br />
und an den Betonblock weiterzuleiten, welche über die Blindtübbinge und den<br />
Ringspaltmörtel eingeleitet wurden.<br />
Durch das Abtragen der Vortriebskräfte in den Betontopf ergeben sich für die Schildfahrt<br />
wesentliche Zeitersparnisse, da das Aufbauen einer zusätzlichen massiven Abstützkonstruktion<br />
erspart bleibt. Die TBM kann ohne weiteres in den Haltepunkt Markt<br />
einfahren, sich durchschieben und nach dem erfolgtem Einschub der TBM in die<br />
Startaussparung und Setzen des 1. Blindringes aus dem Haltepunkt wieder ausfahren.<br />
>„Betonhöhle“<<br />
Abbildung 21: Entwurf des Betontopfes in der Startsituation<br />
- 18 -
6. Störfallszenarien und Sicherheitsmanagement<br />
Es ist Stand der Technik, mögliche – auch höchst unwahrscheinliche – Störfälle zu<br />
durchdenken und für alle Risiken Maßnahmen vorzusehen.<br />
6.1 Störfallszenarien Betontopf<br />
Im Zuge der Planung wurden mögliche Störfallszenarien speziell für das neue Verfahren<br />
„Betontopf“ durchdacht und Lösungen ausgearbeitet, wie diese Störfälle vermieden<br />
bzw. welche Maßnahmen erforderlich sind, um den Störfall zu beseitigen.<br />
Nachfolgend sind die möglichen Störfälle skizziert:<br />
Risse im Betontopf<br />
Risse z.B. aus Hydratation <strong>beim</strong> Betonieren des Massenbetons und in der Folge Undichtigkeit.<br />
Aufgrund des einzubringenden Massenbetons (je Betontopf ca. 1.400 m³)<br />
muss damit gerechnet werden, dass infolge der Hydratationswärmeentwicklung<br />
Schwindrisse auftreten können. Folgende Maßnahmen können zur Minderung der<br />
Rissbildung ergriffen werden:<br />
1. Kühlung nach Erfordernis.<br />
2. Betonieren in angepassten Abschnitten.<br />
3. Betonieren mit geringerem Zementgehalt im oberen Bereich.<br />
4. Außerhalb des Vortriebs Bewehrung für Zwang aus abfließender<br />
Hydratationswärme einlegen.<br />
5. Bemessung und Bewehrung für exzentrische Lastfälle.<br />
6. Versiegelung der Abbaukammer von innen für den LF Luftdruck.<br />
7. Kontinuierliche Abdichtung des Blockes <strong>beim</strong> Vortrieb mit Bentonit.<br />
8. Angepasste Betonrezeptur.<br />
Klaffende Fuge zwischen Betontopf und Brillenwand<br />
Aufgehen der Fuge zwischen Betontopf und Brillenwand. Durch das Schwinden des<br />
Betons entsteht eine Fuge zwischen dem Betontopf und der Brillenwand. Folgende<br />
Maßnahmen können zum Verschließen der Fuge ergriffen werden:<br />
1. Einbau von Nachverpresschläuchen in die Fuge zwischen Schlitzwand und<br />
Betontopf.<br />
2. Örtliches Nachinjizieren nach Erfordernis.<br />
3. Abdichten der Fuge aus der Abbaukammer heraus mittels Fugendichtmasse.<br />
Durchlässiger HDI-Körper<br />
Störfall: <strong>Der</strong> HDI-Körper ist so durchlässig, dass keine Druckluftstützung möglich ist.<br />
Es werden folgende Maßnahmen ergriffen, um die Druckluftstützung zu gewährleisten:<br />
1. Durch vorherige Kontrolle und ggf. Ertüchtigung des Dichtblockes wird dieser<br />
Störfall vermieden. Es wurde ein QM- Plan für die Prüfung der Dichtigkeit des<br />
Dichtblocks für alle Haltepunkte entworfen.<br />
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2. Falls das Überprüfen des Dichtblocks ergibt, dass dieser zu durchlässig ist,<br />
wird durch entsprechendes Nachinjizieren aus dem Haltepunkt heraus aus der<br />
Abbaukammer heraus die Dichtigkeit hergestellt.<br />
3. Weiter ist es auch möglich, mit Spritzbeton oder Bentonit eine Stützmembran<br />
herzustellen.<br />
4. Vorheriges Überprüfen des Spalts zwischen Dichtblock und Schlitzwand und<br />
ggf. Verpressen aus dem Haltepunkt heraus.<br />
Unvollständige Verfüllung der Abbaukammer<br />
Keine vollständige Verfüllung der Abbaukammer. Die Abbaukammer wird nach Ausbruch<br />
der Schlitzwand mit Beton bzw. Dämmer verfüllt. Ein unvollständiges Verfüllen<br />
der Abbaukammer stellt jedoch keinen Mangel für die weitere Ausführung dar, soweit<br />
sicher gestellt ist, dass die TBM sicher in der verfüllten Abbaukammer gebettet ist. Im<br />
Folgenden sind Methoden beschrieben, wie das unvollständige Verfüllen der Abbaukammer<br />
vermindert bzw. der Spalt geschlossen werden kann:<br />
1. Einbau von druckfesten Verfüllstutzen und Entlüftungsventilen im Firstbereich<br />
der Abbaukammer.<br />
2. Aufsetzen von Standrohren auf den Deckel der Abbaukammer und Fluten der<br />
Abbaukammer bis ein Pegelausgleich mit dem Grundwasser erfolgt ist. Anschließend<br />
kann die Abbaukammer über ein zweites Standrohr, in welchem<br />
das Betonagerohr eingeführt wird, im Kontraktorverfahren ausbetoniert werden.<br />
3. Anbringen von Nachverpressschläuchen auf der Deckeninnenseite der Abbaukammer.<br />
Diese können nach dem Aushärten des Betons den entstandenen<br />
Spalt verschließen.<br />
Seitlicher Stoß des Schildes von innen gegen den Block<br />
Diesem Störfall kann im Vorfeld durch entsprechende Maßnahmen statischer und<br />
konstruktiver Art im Rahmen des normativen Sicherheitskonzepts entgegengewirkt<br />
werden:<br />
1. Zusatzbewehrung über die druckhaltende Bewehrung hinaus.<br />
2. Mindestdicke der freien inneren Dichtblockwand: gew. 1,0 m.<br />
3. Bemessung des Lastfalls „Seitenstoß“.<br />
Weggleiten des Betontopfes<br />
Weggleiten des Schwergewichtblocks <strong>beim</strong> Ein- und Ausfahren sowie Abbrechen der<br />
Schlitzwand wird durch folgende Maßnahmen verhindert:<br />
1. Begrenzung des Stützdrucks und der Pressenkraft durch Vorgaben auf den<br />
Vortriebsplänen und in dem <strong>Tunnel</strong>handbuch.<br />
2. Sicherstellung einer ausreichenden Abstützung gegen die nachfolgenden Bodenplatten.<br />
3. Sicherstellung der Durchleitung der Vortriebskräfte durch die Bodenplatten<br />
des Haltepunktes<br />
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4. Anordnung einer ausreichenden Schubverzahnung z. B. Trapezleistenprofil<br />
zwischen Betontopf und Sohle 1. Bauabschnitt.<br />
Abbildung 22: Übersicht Lotsenpunkte<br />
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Kippen des Betontopfes<br />
Das Kippen des Schwergewichtsblocks <strong>beim</strong> Ein- und Ausfahren sowie Abbrechen<br />
der Schlitzwand kann wie folgt vermindert bzw. verhindert werden:<br />
1. Begrenzung des Stützdrucks und der Pressenkraft.<br />
2. Abstützung gegen die folgenden Bodenplatten.<br />
3. Die Bemessung des Betontopfes für die Sicherheit gegen das Kippen wurde<br />
mit dem Nachweis aus der DIN 1054-1 geführt. Die Normen hätten auch andere<br />
Nachweiskonzepte mit einem geringeren Sicherheitsniveau zugelassen.<br />
6.2 Sicherheitsmanagement<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tunnel</strong>vortrieb unter <strong>Leipzig</strong> wird im höchsten Maße überwacht und gesteuert<br />
sein. Dennoch und gerade deshalb sorgt ein engmaschiges Netz von Lotsenpunkten<br />
im Notfall für die schnelle Auslösung von Notfallalarm und die Möglichkeit der schnellen<br />
Hilfe an jedem Ort des Vortriebes, Untertage und Übertage.<br />
7. Zusammenfassung<br />
Im Zuge der Ausführungsplanung für den <strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong> <strong>Leipzig</strong> wurden neue Lösungen,<br />
insbesondere im Bereich der Start-/Zielsituationen, für einen sicheren <strong>Tunnel</strong>vortrieb<br />
umgesetzt. Dies erfolgte in konstruktiver Zusammenarbeit der ARGE, der<br />
Vertreter der Bauherrn (DEGES), Prüfingenieur (R. Maidl, IMM, Bochum) und Ausführungsplaner<br />
(TB DYWIDAG).<br />
Mit dem Vortriebsstart im Januar 2007 müssen die geplanten Maßnahmen nun in die<br />
Ausführung umgesetzt werden.<br />
Literaturangaben<br />
Glitsch, Rehm<br />
Die Konzeption der Schildmaschine für den <strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong> <strong>Leipzig</strong> unter besonderer<br />
Berücksichtigung der örtlichen geologischen Verhältnisse,, Geotechnik<br />
2/2006<br />
Schwarz, Schmidt, Maidl, Handke<br />
Stützdruckberechnung <strong>beim</strong> Hydroschildvortrieb – Stand der Technik, dargestellt<br />
am <strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong> <strong>Leipzig</strong>, 5. Geotechnik-Tag in München 2006, TUM<br />
Schwarz<br />
Dichtkörper <strong>beim</strong> maschinellen <strong>Tunnel</strong>bau, Tiefbau, Heft 11, November 2005<br />
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<strong>City</strong> <strong>Tunnel</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Konzeption und Bau der Vortriebsanlage<br />
Werner Burger, Herrenknecht AG<br />
Grundlagen<br />
Die Basis für die Konzeption der Herrenknecht-Vortriebsanlage für den <strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong> in <strong>Leipzig</strong><br />
bildete die Baubeschreibung des Bauherrn, die technische Grundlagen und Anforderungen<br />
an die Schildmaschine und den Nachläufer definiert. Die Baubeschreibung formuliert darüber<br />
hinaus Anforderungen an den Betrieb sowie die Dokumentation. Die bauausführende ARGE<br />
erstellte auf dieser Basis wiederum ein Pflichtenheft, das der Ausgangspunkt für die Konzeption<br />
der Vortriebsanlage durch die Firma Herrenknecht als Maschinenhersteller bildete.<br />
Die zu erwartenden komplexen Baugrundverhältnisse sowie die spezielle innerstädtische<br />
Lage des <strong>Tunnel</strong>s schlagen sich in den wesentlichen Eckpunkten des Anforderungsprofils<br />
nieder:<br />
– Setzungsarmes Vortriebsverfahren mit gestützter Ortsbrust mit Flüssigkeitsstützung als<br />
bevorzugter Variante, alternative Verfahren (z.B. Erdruckstützung) sind gestattet, jedoch<br />
wird ein expliziter Nachweis der Tauglichkeit gefordert<br />
– Heterogener Baugrund mit natürlichen (Sandsteinbänken, Findlingen) sowie<br />
gegebenenfalls künstlichen Hindernissen (Schachtwände, Bohrgestänge)<br />
– Einrichtungen zur mitlaufenden geophysikalischen Vorauserkundung des Baugrundes<br />
– Möglichkeit des Ortbrustzugangs unter Druckluft, um Hindernisse im Bedarfsfall händisch<br />
bergen zu können<br />
– Systeme zur Verschleißerkennung an einzelnen Werkzeugen<br />
– Auslegung des Abbau- und Fördersystems auf die Bewältigung von größeren Blöcken<br />
sowie Minimierung des Verklebungsrisikos<br />
– Massenbilanzsystem für Ausbruchmaterial<br />
– Auslegung der „state of the art“ TBM auf geringst mögliche Setzungsgefahr (Minimierung<br />
des Überschnitts sowie der Schildkonizität, Einsatz einer vollwertigen Bohrkopfverstellung,<br />
hochwertiges Verpresssystem etc.)<br />
– Ausrüstungen und Einrichtungen zur Kammerbegehung und Werkzeugwechsel gemäß<br />
dem letzten Stand der Technik<br />
– Hochwertige Systeme für Steuerung und Datenerfassung bzw. Verarbeitung<br />
– Berücksichtigung der speziellen Gegebenheiten des Bauablaufs bei der Konzeption von<br />
Nachläufern und Versorgungslogistik<br />
Als Vortriebsverfahren mit gestützter Ortsbrust stehen grundsätzlich die Techniken der Erddruck-<br />
sowie der Flüssigkeitsstützung zur Verfügung – klare Tendenzen für eine Flüssigstüt-<br />
- 1 -
zung waren in der Ausschreibung schon gegeben. Die Hauptargumente für die flüssiggestütze<br />
Variante lagen bereits in der Frühphase der Maschinenkonzeption klar auf der<br />
Hand:<br />
– Bessere Beherrschung des heterogenen Baugrunds insbesondere der Möglichkeit eines<br />
Steinbrechereinsatzes<br />
– Unter den gegebenen Baugrundverhältnissen Vorteile bezüglich der Regelgenauigkeit<br />
des Stützdrucks und damit der Setzungsminimierung<br />
– Vorteile bei Kammerbegehung und Werkzeugkontrolle<br />
– Bereits bestehende Erfahrungen mit dem Einsatz von kontinuierlich mitlaufenden<br />
Vorauserkundungssystemen<br />
– Breite Einsatzerfahrungen im deutschsprachigen Raum unter ähnlichen Randbedingungen<br />
und Dimensionen<br />
Maschinenkonzept<br />
In den Grundzügen folgt die Anlage dem klassischen Aufbau eines flüssiggestützten Mixschildes<br />
mit Tauch-Druckwandkombination und Regelung des Stützdrucks über ein Druckluftpolster<br />
zwischen diesen beiden Wänden. Eine Vielzahl von Maschinen dieses Prinzips<br />
waren und sind auf deutschen und internationalen Baustellen im Einsatz, so z.B. <strong>beim</strong> Fernbahntunnel<br />
in Berlin oder kürzlich bei der Erweiterung der S-Bahn in Hamburg.<br />
Die Stahlkonstruktion des Schildes ist aus Transport- und Montagegründen mehrteilig, geschraubt<br />
ausgeführt. Die Dimensionierung erfolgte mittels umfangreicher FE–Berechnungen,<br />
in die die zu erwartenden äußeren und inneren Lasten ebenso eingehen wie betrieblichen<br />
Anforderungen und die jeweils relevanten Vorgaben der Ausschreibung zu Mindestwandstärken.<br />
Als wesentliche Ausrüstungskomponenten<br />
sind Tauchwandschieber und Steinbrecher<br />
zu nennen sowie eine oben liegende<br />
Zweikammer-Personenschleuse und eine<br />
davon unabhängige Materialschleuse. Die<br />
im Schild befindlichen Einrichtungen des<br />
Spül- und Förderkreislaufs berücksichtigen<br />
insbesondere den Themenkreis Verklebung.<br />
Vortriebsanlage, vormontiert im Werk Schwanau<br />
- 2 -
Durch den Firstbereich des Schildmantels<br />
verlaufen 10 geneigte Injektionsbohrkanäle.<br />
Mit einem temporär am Erektor angebauten<br />
Bohrgerät ist es möglich, einen<br />
vorlaufenden Injektionsschirm im oberen<br />
Bereich zu erstellen. Zu diesem Zweck<br />
können die Bohrkanäle mit geeigneten<br />
Preventer-Einrichtungen ausgerüstet werden.<br />
Schildeinbauten mit Personen- und Materialschleuse<br />
sowie Ringbaubereich<br />
Temporärer Bohrgeräteanbau auf Erektorsaugplatte<br />
Im Bereich des Schildschwanzes ist ein<br />
Teleskoparmerektor mit Vakuumgreifsystem<br />
eingebaut. Er wird hydraulisch angetrieben,<br />
verfügt über 6 Freiheitsgrade und<br />
wird über eine Funkfernbedienung gesteuert.<br />
Kinematik und Ringbaubühnen<br />
sind speziell auf den einzubauenden 8-<br />
teiligen Tübbingring von 1,8 m Länge und<br />
0,4 m Stärke abgestimmt. <strong>Der</strong> fest mit<br />
dem Schild verbundene Schildschwanz ist<br />
mit einer dreireihigen Bürstendichtung<br />
ausgerüstet. Die Verfüllung des Ringspalts<br />
zwischen Ausbruchdurchmesser und Tübbing erfolgt kontinuierlich durch sechs im Schildschwanz<br />
integrierte Verpressleitungen.<br />
Die Tübbingzufuhr zum Erektor erfolgt unten mittels eines verfahrbaren Zufuhrtisches. Die<br />
Anlage verfügt über drei im <strong>Tunnel</strong> fahrende, lenkbare Nachläufer. Die beiden vorderen<br />
Nachlaufwagen dienen als primäre Geräteträger für die Versorgungsaggregate der Maschine.<br />
<strong>Der</strong> dritte Nachläufer dient im Wesentlichen der Verlängerung der Leitungen und Kabel<br />
zur Anlagenversorgung sowie als Träger von Sekundäraggregaten. Die Versorgungslogistik<br />
im <strong>Tunnel</strong> erfolgt gleisgebunden. Die Verlängerung des <strong>Tunnel</strong>gleises erfolgt im dritten<br />
Nachläufer unterhalb eines klappbaren Bodenelements.<br />
<strong>Der</strong> Versorgungszug mit einem kompletten Tübbingring in zwei Stapeln sowie einem Wechselcontainer<br />
für Verpressmörtel fährt über eine Schlepprampe in den unten geschlossenen<br />
Nachläufer ein. Die Tübbingstapel werden auf dem Wagen gedreht und mit einer Hubeinrichtung<br />
abgehoben. Nach dem Wechsel des Mörtelcontainers kann der Versorgungszug den<br />
Nachläufer wieder verlassen. Mittels eines Tübbingumschlagkrans mit Vakuumsaugplatte<br />
werden die Tübbinge während des Ringbaus einzeln auf den Zufuhrtisch umgeschlagen.<br />
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<strong>Der</strong> Hauptdurchgang zur Maschine erfolgt im oberen Deck des Nachläufers, wo sich auch<br />
die geschlossene Steuerkabine, der Personal- sowie der Fluchtcontainer befinden. Sowohl<br />
im Unterdeck- als auch im Oberdeckbereich des Nachläufers sind durchgängige Fluchtwege<br />
vorhanden unabhängig vom jeweiligen Betriebszustand der Anlage. Trotz der Forderung<br />
nach einer möglichst kompakten Anlage und einer Gesamtlänge unter 60 m konnte ein in<br />
sich logisches und großzügiges Verkehrs- und Fluchtwegekonzept umgesetzt werden.<br />
Schneidrad und Abbaukammer<br />
Besonderes Augenmerk wurde im Zuge der Maschinenkonzeption dem Themenkreis<br />
Schneidrad – Abbaukammer geschenkt. Naturgemäß ist dieser exponierte Maschinenbereich<br />
direkt den vorherrschenden Gegebenheiten des Baugrunds ausgesetzt und verlangt<br />
dementsprechend die maximale Aufmerksamkeit hinsichtlich einer speziellen Anpassung.<br />
Oftmals ergeben sich hier je nach Perspektive komplett entgegengesetzte Anforderungen an<br />
die maschinentechnischen Umsetzungsmöglichkeiten. So verlangt z.B. das Risiko von Verklebungen<br />
eine nach Möglichkeit offene und „leichte“ Abbauradgestaltung, insbesondere<br />
zum Zentrumsbereich hin. Andererseits fordern Sandsteinbänke, Findlinge oder Schachtwände<br />
zwingend Schneidrollen als gesteinsabbauende Werkzeuge sowie die damit verbundenen<br />
notwendigen Andruckkräfte und in deren Folge adäquate strukturelle „schwere“ Maßnahmen.<br />
Schneidrad mit Mischbesatz<br />
Tauchwandöffnung mit Steinbrecher und<br />
Saugrechen<br />
Wesentliche Eckpunkte <strong>beim</strong> Schneidrad „<strong>City</strong>-<strong>Tunnel</strong>“ sind:<br />
– Werkzeugwechsel für alle Werkzeuge von hinten, keine „regelmäßige“ Notwendigkeit für<br />
Arbeiten vor dem Rad<br />
– Vollflächiger Mischbesatz (Schneidrollen, Schälmesser)<br />
– Verstärkter Verschleißschutz<br />
– Soweit irgend möglich alle Bereiche der Ortsbrust zugänglich durch Öffnungen am Rad<br />
– Strömungsgünstige Gestaltung<br />
– Minimierung von Ansatzpunkten für Brücken- und Kuchenbildung vor und hinter dem Rad<br />
– Einfacher robuster Aufbau, Vermeidung komplexer störanfälliger Mechanik<br />
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Einige dieser Eckpunkte sind wie oben ausgeführt nur unter Kompromissen erfüllbar, wobei<br />
sicherheitsrelevante Aspekt wie „Werkzeugwechsel von hinten“ nicht zur Disposition stehen<br />
können.<br />
Personenschleuse mit Vor- und Hauptkammer<br />
Obere Tauchwandtür als Zugang zum Abbauraum<br />
Die verschiedenen Aspekte und Lösungsmöglichkeiten wurden in großer Tiefe mit allen am<br />
Projekt Beteiligten ausführlich diskutiert. Als geeignetste Lösung wurde letztlich für den Einsatz<br />
eines weitgehend offenen Scheibenrades mit umlaufender Felge und durchgängigem<br />
Besatz mit Zweiringschneidrollen entschieden. Alle Werkzeuge sind von hinten auswechselbar,<br />
der überwiegende Teil der Ortsbrust ist durch die Öffnungen am Schneidrad erreichbar.<br />
Die besondere Monoblock-Bauweise des Zentrumsbereichs ermöglicht dort eine geringe<br />
Konstruktionshöhe bei ausreichender Festigkeit. Im Zusammenspiel mit angepassten Spülstrahlführungen<br />
sollte die zentrumsnahe Verklebungsneigung beherrschbar sein.<br />
Die für das Bauvorhaben <strong>City</strong>tunnel <strong>Leipzig</strong> konzipierte Vortriebsanlage berücksichtigt in<br />
hohem Maße die spezifischen Gegebenheiten des Projekts. Dies wurde insbesondere unterstützt<br />
durch eine intensive Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten schon in der Konzeptionsphase.<br />
Die Anlage stellt den heute aktuellen technischen Stand der Vortriebstechnik<br />
mit flüssiggestützen Maschinen dar.<br />
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Technische Hauptdaten<br />
Maschinentyp:<br />
Bohrdurchmesser:<br />
Tübbing:<br />
Gesamtleistung:<br />
Einsatzlänge:<br />
Mixschild<br />
9010 mm<br />
8700 mm Außendurchmesser<br />
7900 mm Innendurchmesser<br />
1,8 m Länge<br />
7+1 Teilung<br />
2500 kW<br />
ca. 58 m<br />
Bohrkopf, Antrieb<br />
Bohrdurchmesser:<br />
Bohrkopfdrehzahl:<br />
Drehmoment :<br />
Antriebsart:<br />
Antriebsleistung:<br />
9010 mm<br />
2,47 Upm stufenlos verstellbar<br />
4837 MNm<br />
elektrisch FU<br />
880 kW<br />
Schild<br />
Schildtyp:<br />
Betriebsdruck:<br />
Schilddurchmesser:<br />
Schildlänge:<br />
Vortriebskraft:<br />
Steinbrecher:<br />
Personenschleuse:<br />
Materialschleuse:<br />
Stahlkonstruktion, mehrteilig verschraubt<br />
4 bar<br />
9000 mm<br />
9650 mm<br />
56000 kN<br />
800 mm<br />
1800 mm<br />
1 Stck.<br />
Erektor<br />
Erektortyp:<br />
Greifsystem:<br />
Ringerektor hydraulisch betrieben<br />
Vakuum<br />
Nachlaufeinrichtung<br />
Typ:<br />
Nachläuferlänge:<br />
Versorgungslogistik:<br />
3 Einzelwagen, tunnelfahrend<br />
ca. 45 m<br />
gleisgebunden<br />
Förderkreislauf<br />
Umlaufvolumen:<br />
Nennweite:<br />
Förderpumpe:<br />
Speisepumpe:<br />
1400 m³/h<br />
350/450 mm<br />
723 kW<br />
723 kW<br />
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