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Die Bottroper ZWAR-Zeitung Die AKTIVE GENERATION Ausgabe 2 2014 Seite 12 Eenmol Urlaub an't Water Moj Zette ha' öhr Leerwen lang nicks nich anneret gekannt äs Arbeit un nochmols Arbeit in'n Husholt van öhr Süster Fine, dä elf Kinner geborn ha'. Bus op Jüppi warn nu alle ut't Huse, härn ne eegene Familge un stön'n ok so op eegene Beene. So unnerscheidlich ok öhre Meinungen un Ansichten wärn, in eens trocken alle an een Strick: Moj Zette muß mol in Urlaub gohn, mürgelichst an de See. Un seu wärn sick ok gau alle eenig: Sylt - dor schiern ümmer de Libbit, dor kunn man met blote Beene an'n Strand lopen, un dät Etten soll ok rieklich un lecker sien. Wat dor so aals örwer da annere Urlauber vötalt wo', dä dor dän ganzen Dagg nacksch an'n Strand harümleipen — et soll woll nich so schlimm sien! „Lot se mä quatschen, dätt meeße sall jo woll gelorgen af örwerdrierwen sien! Moj Zette war sick nich so secker, wie seu sick gaw — awer wat soll't: Probeern geht ok hier örwer Stodeern! As Zette met 'n Zug in Sylt op'n Bahnhoff ankam, sohg seu wiet un breet angetrockene Menschen. Seckers woll, dän Bahnhoff war kän Strand nich. Ok in dät Hotel - alle warn angetrocken, wenn ok manks mä mehr äs knapp un luftig. Un de Mannskerls? kotte Buckschen un manks ok ohne Hemp - awer nacksch? Nee nacksch war hier känne! As Moj Zette so eene Wecke op Sylt war, wogen seu sick ok mol no buten - un dor troff öhr de Schlagg! Dor leipen wörklich un wahrhaftig Grot un Klein, Kinner, Mannskerls un Fraulö, Olt un Jung, Schlank un Schwabbelig, total nacksch harüm - un därn bormdal noch so, äs wenn dät känne Sünne nich war! So ielig war Moj Zette noch nie nich no öhr Zimmer gebossen as nu, wo seu Oogentüge gewon'n war örwer dät Sodoma un Gomorrha an'n Strand. Dät aals war öhr op'n Magen geschlon, dätt se nich tam Etten in dän Saal gegohn war. Seu war fasse entschlotten, so gau wie mürgelich van hier wegg te gohn - un wenn seu mä de Hälfte van öhrn Urlaub hinner sick gebracht ha'. An't Telefon sagg seu fö öhr Süster Fine, dätt se alleenig, ohne öhrn Kerl Jupp kommen soll. „Da lott met de Fott te Huse bliewen. Un dann denk ok an dä! Wenn de Mannskerls, un dortau gehört ok Jupp, eenmol düt Sünnenbabel beleerwt häwt –junge, junge, ick sägg et dä! Du kriegs känne Rauh mä!" Un ehr hä blind wöd, es dät met Biechen ok nich gedorn!" Fine bestun awer dordrop, dätt öhr Kerl Jupp metkärm - äs Hölpe, Schutz un Taschendreerger. Zette: „Dann dau mä un us alle dän Gefall'n un lott Jupp nich dorhen, wo Schiller stoht met dä Opschrift: FKK! Fine: „Känne bange nich. Du kennst jo ok Jupp: „Dä hätt leiwer de Fott vull äs blank bä't Baden." Aus: Vötellkes van Theo Täpper in Platt- un Hochdütsch
Die Bottroper ZWAR-Zeitung Die AKTIVE GENERATION Ausgabe 2 2014 Seite 13 Einmal Urlaub am Wasser Tante Zette hatte ihr Leben lang nichts anderes gekannt als Arbeit und nochmals Arbeit im Haushalt von Ihrer Schwester Fine, die elf Kinder geboren hatte. Bis auf Jüppi waren schon alle außer Haus, hatten eine eigene Familie und standen auch auf eigenen Beinen. So unterschiedlich auch ihre Meinungen und Ansichten waren, in einem zogen alle an einem Strick: Tante Zette mußte mal in Urlaub gehen, möglichst an die See. Und sie waren sich einig: Sylt - da schien immer die Sonne, da konnte man mit bloßen Füßen am Strand laufen, und das Essen war auch reichlich und lecker. Was da alles so über die anderen Urlauber erzählt wurde, die da den ganzen Tag über nackend am Strand herumliefen - es sollte wohl nicht so schlimm sein!" Laß sie nur quatschen, das meiste sollte ja wohl gelogen sein oder übertrieben. Tante Zette war sich nicht so sicher, wie sie sich gab - aber was sollte es? Probieren geht auch hier über Studieren! Als Zette mit dem Zug in Sylt auf dem Bahnhof ankam, sah sie weit und breit angezogene Menschen. Sicher doch, der Bahnhof war kein Strand. Auch in ihrem Hotel! Alle waren angezogen, wenn auch manchmel mehr als knapp und luftig. Und die Männer? Kurze Hosen und manchesmal auch ohne Hemd! Aber nackend? Nein, nackend war hier keiner! Als Tante Zette so eine Woche auf Sylt war, wagte sie sich auch mal nach draußen - und da traf sie der Schlag! Da liefen tatsächlich Groß und Klein, Kinder, Männer und Frauen, Jung und Alt, Schlank und Wabbelig, total nakkend herum — und taten obendrein auch noch so, als wenn das keine Sünde wäre! So eilig war Tante Zette noch nie in ihr Zimmer gerannt wie jetzt, wo sie Augenzeuge geworden war über dieses Sodoma und Gomorrha am Strand. Dies alles war ihr auf den Magen geschlagen, daß sie nicht zum Essen in den Saal gegangen war. Sie war fest entschlossen, so schnell wie möglich von hier weg zu gehen - auch wenn sie nur die Hälfte von ihrem Urlaub hinter sich gebracht hatte. Am Telefon sagte sie zu ihrer Schwester Fine, daß sie allein, ohne ihren Mann Jupp kommen sollte. „Den laß mit dem Hintern zu Hause bleiben. Und dann denk auch an dich! Wenn die Männer, und dazu gehört auch dein Jupp, einmal dieses Sündenbabel erlebt haben — junge, junge, ich sage es dir! Und ehe er blind wird, ist das mit Beichten auch nicht getan.“ Fine bestand aber darauf, daß ihr Mann Jupp mitkäme — als Hilfe, Schutz und Taschenträger. Zette: „Dann tu uns allen den Gefallen und laß Jupp nicht dorthin, wo Schilder stehen mit der Aufschrift: FKK!" Fine: Keine Angst! Auch du kennst Jupp, der hat lieber seine Fott voll*) - als blank beim Baden. " *) ist lieber besoffen
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