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Die Bottroper ZWAR-Zeitung Die AKTIVE GENERATION Ausgabe 2 2014 Seite 19<br />

Bunker-Erfahrung Interview mit Helene<br />

Sittek<br />

„Ich war ungefähr mit Mitte 20 zuletzt im<br />

Bunker des Eigener Marktes. Jeden Tag gab<br />

es Bombenalarm, egal ob morgens, abends<br />

oder nachts - sie machten uns immer wach.<br />

Meine Mutter hatte immer als wir zum<br />

Bunker gerufen wurden, schon das<br />

Butterbrot für den Tag fertig geschmiert.<br />

Jeder von uns hatte seinen eigenen Hocker<br />

oder Klappstuhl, den wir immer mitnahmen,<br />

um nicht auf dem kalten Betonboden<br />

schlafen zu müssen. Die Gänge dort wo wir<br />

schliefen, waren ca. 3 m breit. Der Bunker<br />

hatte eine eigene Kranken-und<br />

Entbindungsstation.<br />

Für die meisten Leute war es ein Traum, mal<br />

in einem Bett während des Alarms zu<br />

schlafen, jedoch waren die Betten schon für<br />

die Kranken und älteren Leute vorgesehen.<br />

So kam es, dass wir mit unseren Nachbarn<br />

nur auf dem Flur saßen und manchmal<br />

sogar kurz einnickten.<br />

Das Licht im Bunker war auch sehr nervend.<br />

Entweder war es nach einem Treffer an oder<br />

die ganze Zeit aus. Wir bemühten uns, im<br />

Bunker nie auf die Toilette zu gehen, doch zu<br />

oft mussten wir gehen. Wir brachten uns<br />

immer einen Eimer Wasser mit, um die<br />

Toilette damit zu säubern.<br />

Als die Amerikaner in Bottrop einmarschierten,<br />

schossen sie nur auf die Wohnhäuser,<br />

um möglichst viele Nazis zu töten.<br />

Wenn die Amerikaner dann doch mal den<br />

Bunker trafen, hörte man innen drin davon<br />

überhaupt nichts. Wenn man allerdings in<br />

dem Tunnelsystem von Haus zu Haus in<br />

einem Luftschutzkeller war und dort eine<br />

Granate einschlug, fühlte sich das an, als ob<br />

man hochfliegt und kurz danach wieder fällt.<br />

Als die Amerikaner endgültig einmarschierten,<br />

wurde den Kindern Schokolade, Kaugummis<br />

und Bananen gegeben. Viele Kinder<br />

hatten auch noch nie zuvor einen schwarzen<br />

Menschen in ihrem Leben gesehen. Die restlichen<br />

noch lebenden Nazis kamen mit einer<br />

weißen Fahne hervor und ergaben sich.<br />

Die Amerikaner steckten sie in<br />

Gefangenenlager, wo sie ihre Uniform<br />

beschmutzen mussten und wieder gehen<br />

durften."<br />

Auf Infotafeln und selbst<br />

angefertigten Steinen, die als<br />

Trümmerstücke dem Bunker<br />

nachempfunden sind, informierte die<br />

Ausstellung über den Luftschutzraum<br />

als Teil des Stadtteils mit den<br />

Geschichten seiner Bewohner.<br />

Siehe auch den Bericht von<br />

Hermann Trox:<br />

Vom Krieg zur Kunst

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