P.T. MAGAZIN 05/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Regional-Special 51<br />
Absturz in NRW?<br />
Die Aufholjagd hat wieder begonnen<br />
(Foto: © BirgitH/PIXELIO)<br />
Die Aussichten sind auf jeden Fall<br />
schwierig. Im ersten Quartal <strong>2009</strong><br />
war das deutsche BIP im Vergleich<br />
zum Schlussquartal 2008 um 3,8 Prozent<br />
eingebrochen. Ende Juli schätzt<br />
die Bundesbank nach der rasanten<br />
Talfahrt der Industrieproduktion<br />
während des Winterhalbjahres<br />
2008/<strong>2009</strong> ein: Die Lage in den Frühjahrsmonaten<br />
habe sich „deutlich<br />
aufgehellt“. Wie geht es weiter tief<br />
im Westen?<br />
Immerhin halten 78 Prozent der Bürger<br />
ihren Arbeitsplatz für krisenfest,<br />
22 Prozent fürchten um ihren Job.<br />
„Damit ist das Vertrauen in die Sicherheit<br />
der Arbeitsplätze ungetrübt<br />
und die Stimmung der Deutschen<br />
besser als ihre Bewertung der Konjunkturaussichten“,<br />
erklärte der<br />
Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren<br />
Stefan Kirschsieper.<br />
Wo steht NRW?<br />
Die Wirtschaftskrise hat Nordrhein-<br />
Westfalen laut Landes-Arbeitgeberpräsident<br />
Horst-Werner Maier-<br />
Hunke schwer erwischt und wird<br />
NRW in eine tiefe Krise stürzen. „Wir<br />
bewegen uns langsam darauf zu,<br />
aber die Talsohle wird länger dauern<br />
als vermutet“, sagte Maier-Hunke in<br />
Düsseldorf.<br />
Vor allem NRW als exportorientierter<br />
Wirtschaftsstandort mit einem hohen<br />
Anteil an Maschinenbau gehe<br />
„schweren Zeiten“ entgegen, so Maier-Hunke.<br />
„Wir waren in NRW vor<br />
der Krise gut aufgestellt. Ich weiß<br />
nicht, wo wir nach der Krise stehen<br />
werden“, betonte er.<br />
Weiter skeptisch<br />
Immerhin hat sich das ifo- Geschäftsklima<br />
in der gewerblichen<br />
Wirtschaft Nordrhein-Westfalens<br />
im Juli zum vierten Mal in Folge<br />
verbessert. Nach den Ergebnissen<br />
des ifo- Konjunkturtests beurteilten<br />
die Firmen hier ihre Geschäftslage<br />
deutlich weniger negativ als in den<br />
letzten vier Monaten. Die Skepsis im<br />
Hinblick auf die Entwicklung in den<br />
nächsten sechs Monaten hat allerdings<br />
nicht weiter abgenommen.<br />
Erstmals seit Juli 2008 verbesserte<br />
sich die Geschäftslage im Juni wieder<br />
leicht. Bauhauptgewerbe und<br />
Einzelhandel sind zur Zeit wieder<br />
skeptischer geworden. Das BIP<br />
wuchs in diesem Jahr langsamer: im<br />
Vergleich zum Vorjahr real um 1,5<br />
Prozent.<br />
Konzerne stehen gut da<br />
Beim jährlichen Schaulaufen der<br />
größ ten NRW-Konzerne vor ihren<br />
Aktionären im April gab es eine<br />
Über raschung: 2008 war ein leidlich<br />
gutes Jahr für sie. Bis Mit te Mai können<br />
RWE, Deutsche Tele kom, Bayer &<br />
Co. gute Zahlen für 2008 präsentieren.<br />
Z. B. der Düsseldor fer Waschmittel-<br />
und Konsum güterhersteller Henkel<br />
hat 2008 trotz Wirtschaftskrise<br />
1,2 Mrd. Euro Gewinn gemacht – 31<br />
Prozent mehr als im Vorjahr.<br />
So wie Henkel haben die meisten<br />
NRW-Konzerne das Jahr 2008 erstaunlich<br />
gut überstanden. Während<br />
sich die Wirtschaftsforscher mit tiefschwarzen<br />
Prognosen gegenseitig zu<br />
übertrumpfen versuchten, liefen die<br />
Geschäfte an Rhein und Ruhr – noch<br />
– rund.<br />
Sie kommt noch<br />
Die Krise kommt noch – das darf<br />
man über den guten Zahlen des Jahres<br />
2008 nicht vergessen, so wdr.de.<br />
Und weiter: Für die Stahlkocher im<br />
Thys sen-Krupp-Werk Duisburg ist sie<br />
da. Der Konjunktureinbruch belastet<br />
die Geschäftsentwicklung. Sparen<br />
und eine strategische Neuordnung<br />
sind angesagt.<br />
Kurzarbeit in fast allen Branchen<br />
Was die Metallbranche vorgemacht<br />
hat, wird auch in anderen Wirtschafts<br />
zweigen Mode, meint RP<br />
ONLINE. In der Chemiebranche,<br />
die ebenfalls besonders hart von<br />
der Krise betroffen ist, nutzten 139<br />
Betrie be mit 53 000 Beschäftigten<br />
den Ent gelt korridor: Dieser erlaubt<br />
das Absenken der Löhne um bis zu<br />
zehn Prozent. 168 Betriebe hatten<br />
zudem die Arbeitszeit für ihre 72 000<br />
Beschäf tigten herabgesetzt.<br />
Bochum kriegt die Krise<br />
Nach der letzten Steuerschätzung<br />
wird der Staat bis 2012 knapp 320<br />
Mrd. Euro weniger einnehmen. Betroffen<br />
sind auch die Gemeinden.<br />
Die Folge für Bochum: „Katastrophal“<br />
– schätzt der Stadtkämmerer Manfred<br />
Busch die Lage im Interview mit<br />
dem WDR im Mai ein: „Wenn sich<br />
die soziale Lage verschärft, wenn die<br />
Arbeitslosigkeit wie erwartet steigt,<br />
dann werden wir das als Kommunen<br />
spüren, weil wir bei den Kosten<br />
für Unterkunft und Heizung in der<br />
Pflicht stehen, zu hel fen.“<br />
Überblick<br />
n 1950er und 1960er Jahre: Land von<br />
Kohle und Stahl<br />
n hat zum Wirtschaftswunder nicht<br />
nur im Land, sondern in der gesamten<br />
Bundesrepublik entscheidend beigetragen<br />
n Stahl und Kohlekrisen<br />
n Aufschwung im Maschinenbau, der<br />
metall und eisenverarbeitenden<br />
Industrie<br />
n Strukturwandel regional sehr unterschiedlich<br />
n von Industrie zur Wissensgesellschaft<br />
n wirtschaftsstärkstes Land Deutschlands,<br />
BIP: 540,8 Mrd. Euro 2008<br />
n in der ProCapitaBetrachtung eher<br />
wirtschaftsschwach<br />
n Arbeitslosenquote Juli <strong>2009</strong>: 9,2%<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2009</strong>