Handwerk: Von der Schule <strong>zum</strong> Gesellen (Teil IV) abwechslung ist angesagt 28 Das <strong>Dach</strong> n Alle reden vom Wetter – Maximilian Burkl könnte sich keinen Beruf am Schreibtisch vorstellen.
n Ganz oben – <strong>das</strong> ist seine Welt. Text und Fotos: Friedrich Traunstein in Oberbayern: Es ist ein Novembertag wie aus <strong>dem</strong> Bilderbuch. Nasskalt, neblig, eintönig grau. Für Maximilian Burkl, den <strong>Dach</strong>decker-Lehrling der Mühldorfer Süßenguth-Bedachungen im zweiten Lehrjahr, ist dieser Tag <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Flachdach eines Gewerbeobjektes allen andere als grau. „Immer wieder eine andere Baustelle, immer wieder in einem anderen Team – was soll da langweilig sein?“ fragt er. Und dann – in einem Atemzug – gleich sein Tipp für die Nachwuchswerbung: „Zeigt’s wie abwechslungsreich unsere Arbeit ist.“ Allein <strong>das</strong> Wort „unsere Arbeit“ dokumentiert schon: Der Maxi, wie er von allen genannt wird, ist einer von ihnen, von den <strong>Dach</strong>deckern. Da ist er stolz dr<strong>auf</strong>. Und wie sieht <strong>das</strong> sein Vorarbeiter <strong>auf</strong> dieser Baustelle, Robert Zasimaus? „Der Maxi Burkl ist seit drei Wochen hier <strong>auf</strong> meiner Baustelle – und der ist gutes Mittelfeld.“ Klar, meint Vorarbeiter Zasimaus, gibt ganz sicher auch noch die Superlehrlinge. Aber es gibt leider auch ganz viele, die noch lange nicht soweit und so gut sind wie der Maxi. Das erfährt er auch immer wieder, wenn er einen Praktikanten bekommt. „Da ist kaum jemand, den wir eigentlich wirklich brauchen könnten.“ Das soll nicht heißen, <strong>das</strong>s die Kids alle faul oder ungebildet sind. „Was die in der Schule lernen, brauchen die hier kaum. Und was die hier brauchen, lernen die kaum in der Schule“, spricht er aus Erfahrung. Was oft fehlt, ist der Funke, der überspringen muss. „Der Maxi war doch mal Koch – und dann hat ihn <strong>das</strong> <strong>Dach</strong>deckerhandwerk gepackt.“ Vielleicht optimale Voraussetzungen, um aus einem Lehrling im Mittelfeld einen guten <strong>Dach</strong>decker zu machen. Begeisterung statt Algebra. Liebe <strong>zum</strong> Handwerk ganz oben statt binomischer Formeln. „Lasst die Kids doch einfach mal Folien schweißen – macht echt Spaß“, so der Rat <strong>auf</strong> Augenhöhe von Maximilian Burkl zu den Auftritten der <strong>Dach</strong>decker <strong>auf</strong> Berufs-Infotagen. „Und vor allem: macht klar, wieviel Abwechslung bei uns geboten ist“. Da ist es wieder: <strong>das</strong> „uns“ – der Durch-und-durch-<strong>Dach</strong>decker Burkl. „Wer nicht weiß, ob er Zimmerer oder Spengler werden will, soll gleich <strong>Dach</strong>decker werden – da hat er alles zusammen“, würde er seinen Altersgenossen mit <strong>auf</strong> den <strong>Weg</strong> geben. Angst vor <strong>dem</strong> Winter und Nichtstun? „Es gibt immer Arbeit für mich – ob im Betrieb in der Werkstatt oder beim Schneeräumen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Dach</strong>“. Soviel Begeisterung kann ansteckend sein. „Ein Freund von mir hat Bäcker gelernt. Dem hab‘ ich mal von meinem Job erzählt.“ Die Folge: Nach einem Praktikum lernt er jetzt auch <strong>Dach</strong>decker. Und wie sieht die Zukunft für ihn persönlich aus, den Maxi Burkl, <strong>Dach</strong>decker-Lehrling im zweiten Lehrjahr? „Nahe Zukunft: Zwischenprüfung schaffen. Weitere Zukunft: <strong>Dach</strong>decker bleiben. Ferne Zukunft: Meister werden“. Auch Vorarbeiter Robert Zasimaus dürften solche Pläne nicht ungelegen kommen: „Wir brauchen Leute mit Geschick und Begeisterung.“ Gut, <strong>das</strong>s er gerade so einen <strong>Dach</strong>decker von morgen im Team hat. n „Nur Wenige wie der Maxi schaffen den Sprung vom Praktikum zur Ausbildung“, weiß Robert Zasimaus. Das <strong>Dach</strong> 29