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tadt gespräche - Stadtgespräche Rostock

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das ist es auch. Die gegenwärtige US-Politik zeigt es in aller Deutlichkeit.<br />

Demokratie hat immer etwas zu tun mit Anerkennung von Verschiedenheit. Es war zu allen Zeiten ein<br />

probates Mittel, den Gegner, den Feind, den Anderen zu verteufeln, war Legitimation für willkürliches<br />

Handeln ohne Schranken und Ausgangspunkt schrecklicher Verbrechen. Mögen viele daran geglaubt<br />

haben, es wird damit nicht richtiger. Und abgesehen von den Gläubigen und Manipulierten gab es immmer<br />

genügend Menschen, die den Popanz des Bösen und Dämonischen zur Durchsetzung sehr eigennnütziger<br />

Interessen aufbauten, zum Glück aber auch solche, die dem widersprachen und entgegen handelten.<br />

5. Vor und während des Irakkrieges waren die Interessen der deutschen und französischen Regierung<br />

andere als die der USA. Das war gut so, ansonsten hätten wir neben vielen anderen Folgen schon längst<br />

die ersten Heldengedenkfeiern in Deutschland abhalten müssen. Aber wird das so bleiben? Kann deutsches<br />

Interesse in Zukunft nicht auch darin bestehen, deutsche wirtschaftliche Interessen am Hindukusch<br />

und in Afrika zu verteidigen (Verteidigungsminister Struck)? Oder im Namen von Demokratie<br />

und Freiheit EU-Streitkräfte zu „Kampfeinsätzen im Rahmen der Krisenbewältigung einschließlich<br />

Frieden schaffender Maßnahmen“ einzusetzen ( Entwurf der EU-Verfassung)? Um im Namen von Demokratie<br />

und Freiheit wessen Interessen durchzusetzen?<br />

6. In einem hoffe ich mit Harald Müller: „Erfolglosigkeit mögen die Amerikaner nicht. So ist zu hofffen,<br />

dass sich Verschiebungen in der amerikanischen Machtkonstellation ergeben.“ Ob diese dann<br />

USA und Europa einander wieder näher bringen, wie er meint, und ob das mehr ist als ein Interessenausgleich<br />

zwischen den politischen und wirtschaftlichen Eliten, hängt davon ab, wieweit die elementaren<br />

Interessen der Masse der Menschen nach Frieden, nach individueller Persönlichkeitsentfaltung zum<br />

eigenen Nutzen und zum Nutzen anderer, nach ausreichender sozialer Sicherheit, nach gleichberechtigter<br />

Zusammenarbeit aller Völker und Staaten und vieles andere mehr zur Leitschnur staatlichen und<br />

wirtschaftlichen Handelns in den USA und in Europa werden und andere Interessen zurückdrängen<br />

oder gar unwirksam werden lassen.<br />

Und das hängt auch von unseren Interessen ab und der Fähigkeit, sie Schritt für Schritt umzusetzen getreu<br />

dem Motto der Zapatisten: „Fragend gehen wir voran“. Ansonsten bleibt Weltpolitik immer nur<br />

ein Kampf der Interessen unterschiedlicher Staaten und überstaatlichen Zusammenschlüsse und der<br />

hinter ihnen stehenden politischen und wirtschaftlichen Kräfte. Notwendig ist eine Allianzpartei- und<br />

regierungsunabhängiger sowie international vernetzter Kräfte, die imstande sind, die oben angedeuteten<br />

Interessen zumindest teilweise durchzusetzen. Davon sind wir allerdings noch ein ganzes Stück entfernt.<br />

Sagen wir mal optimistisch: zum Glück. Sonst hätten wir ja gar nichts mehr zu tun! Und übrigens<br />

unsere Nachfahren auch nicht.<br />

Mit besten Grüßen, P. ¬<br />

„Ich bin ein ganz starker Befürworter von Träumen und Utopien. Visionen, auch gesellschaftliche, sind wie der Polarstern, vielleicht<br />

unerreichbar, aber sie können eine Richtung geben. Wir müssen dieses Gefühl haben: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, das Morgen<br />

zu gestalten. Wenn man sagt, es gibt keine Alternative, dann ist die Zukunft einfach die Fortsetzung des Vergangenen. Dann gestalten<br />

wir sie, indem wir dauernd in den Rückspiegel schauen. Und dann wiederholt sich die Vergangenheit. Die Zukunftsfähigkeit<br />

des homo sapiens - und nicht nur seiner Schrumpfgestalt, des homo oeconomicus - erfordert neben der Erhaltung der natürlichen<br />

Lebensgrundlagen auch eine Nachhaltigkeit auf der gesellschaftlichen und human-individuellen Ebene. Und weil die herrschenden<br />

politischen Systeme ganz offensichtlich außerstande sind, Kriege zu verhindern oder globale Probleme wie die Eindämmung von<br />

Hunger, Armut oder Umweltkatastrophen zu lösen, brauchen wir künftig eine viel stärkere demokratische Mitwirkung parteiunabhängiger<br />

zivilgesellschaftlicher Kräfte, die durch ihre Sachkompetenz legitimiert sind.“<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Physiker, langjähriger Direktor des Werner-Heisenberg-Instituts am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in<br />

München, Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis ¬<br />

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