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Quecksilber - Gudjons Apotheke

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antIMon, EIn ElEMEnt dES übErGanGS<br />

materiellen Ummantelung zur Entfaltung gebracht<br />

werden, damit sie dem kranken Menschen<br />

schadlos einverleibt werden können.<br />

In dem Heilmittelkonzept der spagyrischen<br />

und homöopathischen Arzneimittelerschließung<br />

wird radikal mit dem Versuch<br />

gebrochen, die pharmakologische Substanz<br />

an deren chemische Konstitution gebunden<br />

zu denken.<br />

Verfolgen wir die Biografie des Heilmittels<br />

Antimon, das den spagyrischen Ärzten ein Arkanum<br />

bedeutete weiter durch die Geschichte,<br />

dann werden wir den Folgen dieser reduktionistischen<br />

Betrachtungsweise, bei der nur der<br />

Chemismus der Droge Beachtung findet, in<br />

ihrer tragischen Auswirkung begegnen.<br />

Schon im späten 16. und im nachfolgenden<br />

17. Jahrhundert ging das Verständnis für<br />

die subtile Handhabung der Arzneimittelherstellung<br />

und das rechte Maß im Hinblick auf<br />

die Indikation und die Dosierung des Antimons<br />

verloren.<br />

So schreibt Pelikan, dass es im Mittelalter<br />

die sogenannte „ewige Pille“ gab, ein Kügelchen<br />

aus Antimon, das in Getränken aufgelöst<br />

gegen allerlei Leiden helfen sollte.<br />

Man räumte der Arznei somit den Stellenwert<br />

eines Universalheilmittels ein, was dazu<br />

führte, dass viele kranke Menschen an einer<br />

Antimonvergiftung zugrunde gingen.<br />

Verständlich, dass die medizinische Fakultät<br />

von Paris bereits 1566 den therapeutischen<br />

Einsatz von Antimon verbot und in der<br />

gründlichen deutschen Universität Heidelberg<br />

alle medizinischen Doktoranden schwören<br />

mussten, niemals Stibium in ihrer Praxis einzusetzen.<br />

Das Martyrium des Antimons war damit<br />

noch nicht zu Ende. 1803 fand der britische<br />

Oberst Shrapnel in antimonhaltigen Substanzen<br />

eine geeignete Möglichkeit, Hartbleikugeln<br />

herzustellen. Die Shrapnelkugeln<br />

wurden zu Hauptkampfgeschossen für viele<br />

kriegführenden Staaten. So geriet das vergessene<br />

Heilmittel in die tragische Rolle, zu<br />

einem Tötungsmittel missbraucht zu werden.<br />

Erst durch die Entwicklung der Granate<br />

1916/17 wurde das Antimon aus seiner traurigen,<br />

todbringenden Rolle entbunden, und der<br />

Weg wurde frei, um durch die geisteswissenschaftlichen<br />

Betrachtungen Rudolf Steiners<br />

einen völlig neuen Zugang zu der besonderen<br />

Heilwirkung von Antimon zurück zu gewinnen.<br />

Bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts<br />

war die Heilkraft des Antimons aus dem<br />

offiziellen medizinischen Bewusstsein verschwunden.<br />

1908 noch schrieb Penzold in seinem<br />

„Lehrbuch der klinischen Arzneibehandlung“<br />

den lapidaren Satz über Antimon: „ Entbehrlich,<br />

da es nur ein wirksames, aber unzweckmäßiges<br />

Brechmittel, den Tartarus stibiatus<br />

(Brechweinstein) liefert.“<br />

So erlangen wir durch die intensive Auseinandersetzung<br />

Rudolf Steiners mit dieser<br />

außergewöhnlichen Substanz viele völlig neue<br />

Verständnisebenen, die uns der Wesenskraft<br />

dieses Metalls näherbringen und die therapeutischen<br />

Möglichkeiten ergreifen lassen,<br />

die in der paracelsischen Heilkunst und alchemistischen<br />

Aufbereitung der Wirkkräfte<br />

bereits bekannt waren.<br />

Antimon hat eine große Affinität zu Schwe-<br />

fel und tritt dadurch in eine enge Wirkungsbe

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