Ausgabe 8, Dezember 2010 - Quartier-Anzeiger Archiv
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Gedankenspiele mit Alterspyramiden<br />
Die Witiker Gespräche <strong>2010</strong> standen<br />
im Zeichen der Bevölkerungsentwicklung.<br />
Wird das <strong>Quartier</strong><br />
zur Alterssiedlung für Begüterte?<br />
Zeichnet man die Altersstatistik von Witikon,<br />
gleicht diese einer Sanduhr. Deshalb<br />
ist es egal, was unten ist und was<br />
oben. Zum einen ziehen wieder mehr<br />
junge Familien ins <strong>Quartier</strong>, zum anderen<br />
gibt es immer mehr alte bis sehr alte<br />
Leute. Dies wird einem vor allem dann<br />
bewusst, geht man die Listen der Gestorbenen<br />
und deren Geburtsjahre<br />
durch. In der Mitte wird die Grafik, wie<br />
jede Sanduhr, eng. Der Bevölkerungsteil<br />
in den so genannt «besten Jahren» –<br />
quasi der Mittelstand – ist in Witikon<br />
vergleichsweise schwach vertreten.<br />
Auf nationaler Ebene zeigt die Bevölkerungsentwicklung<br />
ein ähnliches Bild:<br />
Die Gesellschaft überaltert. Diese Umlagerung<br />
innerhalb der Alterspyramide<br />
birgt die Gefahr, dass die Sozialwerke<br />
in die Schuldenfalle geraten und von der<br />
arbeitstätigen Bevölkerung – dem zunehmend<br />
schwächeren Mittelstand –<br />
nicht mehr finanziert werden können.<br />
Schweizer erst 2450 ausgestorben<br />
«Generationen im Interessenkonflikt»<br />
hiess das Thema der Witiker Gespräche<br />
der zwei Kirchgemeinden und der Paulus-Akademie.<br />
Die beiden ersten Abende<br />
in der Akademie loteten die anstehenden<br />
Probleme auf nationaler Ebene<br />
aus. Der Soziologe Prof. François Höpflinger<br />
bot rasant, zahlenreich und mit<br />
viel Witz einen demographischen Tour<br />
d'horizon, aber ohne Abendrot («der<br />
letzte Schweizer steht erst 2450 im Landesmuseum»).<br />
Sinke mit der Einwanderung<br />
die demographische Alterung und<br />
mit dem Wohlstand die Geburtenrate<br />
heisse das: «Wollen alle in die Schweiz,<br />
Witkon hat wieder eine Gemeinderätin<br />
Die Jungen, die Frauen und die Witiker<br />
bekommen im Stadtparlament eine weitere<br />
Stimme. Die 29jährige Tamara Lauber<br />
aus Witikon rutscht bei den Freisinnigen<br />
für Lukas Apafi nach, der Ende Jahr<br />
schon als zweiter<br />
Vertreter der FDP<br />
7/8 zurücktritt. Die<br />
Juristin und Präsidentin<br />
der städtischen<br />
sowie Vize<br />
Tamara Lauber<br />
ist es gut, wollen alle weg, haben wir<br />
ein Problem.» Dem durchwegs ergrauten<br />
Publikum gab Grossvater Höpflinger<br />
die statistisch nicht gesicherte Erkenntnis<br />
mit: «Man hat nicht gelernt alt<br />
zu werden, sondern möglichst lange<br />
jung zu bleiben.»<br />
Das hochkarätig besetzte Podium des<br />
zweiten Abends lieferte je nach Interessenvertretung<br />
gefärbte Ansätze, wie ein<br />
gerechtes Neben- und Miteinander der<br />
Generationen aussehen könnte. Die Forderung<br />
nach einer neuen Sorgekultur in<br />
der Gesellschaft, weil die Unterschiede<br />
innerhalb der Generationen grösser seien<br />
als zwischen den Generationen, wurde<br />
jedoch von der politischen Frage des<br />
Rentenalters überlagert.<br />
PWG soll in Witikon Häuser kaufen<br />
Am dritten Abend ging es um die<br />
Wohnbaupolitik. Ist Witikon 2034, also<br />
100 Jahre nach der Eingemeindung, nur<br />
noch eine Alterssiedlung für Begüterte?<br />
Nach zahlreichen Stimmen aus dem<br />
<strong>Quartier</strong> skizzierte Brigit Wehrli-<br />
Schindler, Direktorin Stadtentwicklung<br />
Zürich, eine Vision ihres eigenen Wohnquartiers.<br />
Viel Neues konnte allerdings<br />
auch sie nicht zur Diskussion beitragen.<br />
Die Einwohnerzahl bleibe konstant, die<br />
private Bautätigkeit steige, es gebe<br />
mehr Hochbetagte und mehr junge Familien<br />
mit Kindern, kurz: «Witikon<br />
bleibt Witikon.»<br />
SP-Gemeinderätin Jaqueline Badran<br />
hielt dagegen und rief nach einer Trendwende,<br />
denn Wohnen sei mehr als ein<br />
ökonomisches Gut. Es brauche weniger<br />
Eigentums-, dafür mehr Genossenschaftswohnungen.<br />
Die PWG Stiftung<br />
zur Erhaltung von preisgünstigen Wohnund<br />
Gewerberäumen der Stadt Zürich<br />
müsse endlich auch auf dem Witiker<br />
Immobilienmarkt aktiv werden. (ee)<br />
der kantonalen<br />
Jungpartei war zwar<br />
nur zweiter Ersatz,<br />
aber Beatrice Bänninger<br />
vor ihr – auch sie eine Witikerin –<br />
verzichtete aus beruflichen Gründen, genauer<br />
wegen einer Terminkollision. Die<br />
Rechtsanwältin hatte im Herbst die Geschäftsführung<br />
des Verbandes der stadtzürcherischen<br />
evangelisch-reformierten<br />
Kirchgemeinden übernommen, dessen<br />
Vorstandssitzungen just am Mittwoch<br />
stattfinden, wenn auch das Stadtparlament<br />
tagt. Bei den Kantonsratswahlen<br />
aber kandidiert sie.<br />
Wäre es bei den Gemeinderatswahlen<br />
nach den Plänen der<br />
Parteistrategen gegangen,<br />
sässe Bänninger<br />
schon heute<br />
Beatrice Bänninger<br />
im Rathaus. Doch<br />
der auf der Wahl liste<br />
hinter ihr platzierte<br />
Marc Bourgois, der heute den in<br />
die Schulpflege gewählten Christian<br />
Aeschbach im Rat ersetzt, fing sie mit einer<br />
massiven Werbekampagne um 14<br />
Stimmen ab. (ee)<br />
Eine immerwährende<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Bereits zum 38. Mal fand Ende Oktober<br />
der Basar des Evangelischen Frauenvereins<br />
Zürich-Witikon statt. Seit der Gründung<br />
des Vereins 1934 ist der Basar der<br />
Höhepunkt einer jeweils zweijährigen<br />
Vorbereitungszeit, während der geplant,<br />
organisiert und vor allem handwerklich<br />
gearbeitet wird. Heute stellt ein Team<br />
von rund 10 Frauen Handarbeiten jeglicher<br />
Art her, von Socken bis zu Handy-<br />
Hüllen. Der Vorstand sowie die einzelnen<br />
Abteilungen Flohmarkt, Büchermarkt,<br />
Secondhand-Kleider und Küchenbrigade<br />
planen und bereiten den Grossanlass minutiös<br />
vor. In der Woche vor dem Basar<br />
wirken unzählige Freiwillige mit, und am<br />
Tag selber sorgen rund 80 Personen für<br />
einen reibungslosen Ablauf. Der Frauenverein<br />
dankt allen Mitarbeitenden sehr<br />
herzlich für ihr Engagement und freut<br />
sich, dass in Witikon ein solch generationenübergreifendes<br />
Modell immer noch<br />
bestens funktioniert.<br />
Vom Päcklifischen...<br />
Bereits um 8 Uhr 30 standen die ersten<br />
Leute vor den noch geschlossenen Türen<br />
und stürzten sich dann eine halbe Stunde<br />
später zuerst vor allem auf die Flohmarkt -<br />
artikel. Teilweise gab es in dem Gedränge<br />
kein Durchkommen mehr. Die vielen<br />
ausrangierten Dinge waren liebevoll geordnet<br />
und verführerisch drapiert. Die<br />
nächste Verlockung war der Büchermarkt,<br />
der dieses Jahr die gebrachten<br />
Bücher kaum zu fassen vermochte.<br />
Wer Kinder hatte, wurde unweigerlich<br />
ins nächste Zimmer zum Päcklifischen<br />
und zur Märchenecke gezogen. Trotz des<br />
heutigen Überangebots der Medien sprechen<br />
kleinere Kinder tatsächlich noch auf<br />
so etwas Einfaches wie Päcklifischen an<br />
– vielleicht eben gerade wegen seiner<br />
Einfachheit. Im Märchenzelt sassen staunende<br />
Kinder verschiedenen Alters und<br />
hörten konzentriert zu.<br />
...bis zum kecken Hütchen<br />
Im oberen Stockwerk präsentierten sich<br />
die vielfältigen Secondhand-Kleider. Sogar<br />
das eine oder andere kecke Hütchen<br />
fand eine glückliche Abnehmerin. Im<br />
Foyer reihte sich kunterbunt Stand an<br />
Stand mit frischen Zöpfen, Strickwaren,<br />
hausgemachten Konfitüren, herbstlichen<br />
Blumengestecken oder kreativen Geschenkartikeln.<br />
Zu guter Letzt konnte<br />
man sich im Saal mit einem kulinarisch<br />
hoch stehenden Angebot stärken.<br />
Es war wieder ein rundum gelungener<br />
Anlass und wir sind stolz, zwei wichtige<br />
Institutionen für Kinder mit je 10 000<br />
Franken unterstützen zu können.<br />
Vorstand des Evang. Frauenvereins:<br />
Christina Bürgisser, Gret Fallegger,<br />
Ruth Gallizzi, Anny Gut,<br />
Tilde Hunsperger, Esther Käser<br />
und Marianne Rechsteiner<br />
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