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Rotationsschweißen - Plastics, Polymers, and Resins - DuPont

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10 – Verbindungstechniken – Kategorie II<br />

Schweißen, Kleben<br />

<strong>Rotationsschweißen</strong><br />

Einleitung<br />

Für alle rotationssymmetrischen Teile aus thermoplastischen<br />

Kunststoffen, die mitein<strong>and</strong>er fest und dicht verbunden<br />

werden müssen, stellt die Rotationsschweißung das ideale<br />

Verfahren dar. Hat der Konstrukteur die Wahl zwischen<br />

einer Ultraschall- und einer Rotationsschweißung, so wird<br />

er sich ohne Zögern für die letztere Methode entschließen,<br />

wenn folgende eindeutige Vorteile berücksichtigt werden:<br />

– Die Investitionskosten sind für einen gleichen Ausstoß<br />

geringer. Es ist ohne besondere Schwierigkeiten möglich,<br />

eine Anlage ganz oder teilweise in der eigenen Werkstatt<br />

und unter weitgehender Verwendung von h<strong>and</strong>elsüblichen<br />

Maschinenelementen herzustellen.<br />

– Das Verfahren beruht auf einfachen physikalischen Vorgängen,<br />

die jedermann versteht und beherrscht. Wenn<br />

das Werkzeug gut konstruiert und die Schweißbedingungen<br />

einmal richtig festgelegt sind, kann das Schweißergebnis<br />

durch Verändern einer einzigen Größe, nämlich der<br />

Geschwindigkeit, genau angepaßt werden.<br />

– Die Kosten für elektrische Kontrollausrüstung sind<br />

bescheiden, sogar für vollautomatisches Schweißen.<br />

– Konstruktiv besteht eine viel größere Freiheit in der Gestaltung<br />

der Teile. Ein Abbrechen vorstehender Nocken, Bolzen<br />

oder Rippen ist nicht zu befürchten. Ebenso werden<br />

umspritzte Metallteile nicht lose und vormontierte mechanische<br />

Elemente nicht beschädigt. Eine gewisse Symmetrie<br />

oder eine gleichmäßige Verteilung der Materialmasse ist<br />

im Gegensatz zur Ultraschallschweißung ebenfalls nicht<br />

erforderlich.<br />

Wenn die Position der beiden Teile zuein<strong>and</strong>er eine Bedingung<br />

ist, muß auf Ultraschall- oder Vibrationsschweißen zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Es gibt allerdings in der Praxis immer wieder Teile, die<br />

diese Bedingung erfüllen müssen, nur weil die Konstruktion<br />

ungeschickt ausgelegt wurde. Der Konstrukteur sollte die<br />

Teile nach Möglichkeit so ausbilden, daß die Schweißnaht<br />

an eine Stelle gelegt werden kann, wo eine Positionierung<br />

der beiden zu verschweißenden Teile nicht notwendig ist.<br />

Grundprinzip<br />

Beim <strong>Rotationsschweißen</strong> wird, wie der Name besagt, mittels<br />

einer Drehbewegung und unter gleichzeitigem Andrücken die<br />

notwendige Schmelzwärme erzeugt. Deshalb ist das Verfahren<br />

naturgemäß nur für kreisrunde Teile anwendbar. Dabei ist es<br />

natürlich unwichtig, welche der beiden Hälften festgehalten<br />

wird und welche dreht. Bei Teilen ungleicher Längen ist es<br />

vorteilhaft, das kürzere Teil drehen zu lassen, um die bewegten<br />

Massen möglichst kurz zu halten.<br />

Für die Auswahl der nachfolgend eingehend beschriebenen<br />

Methoden und Einrichtungen sind im wesentlichen die geometrische<br />

Form des Teiles, die geplante Stückzahl und<br />

die Investitionsmöglichkeit ausschlaggebend. Auf Grund des<br />

verhältnismäßig geringen notwendigen Aufw<strong>and</strong>es an mechanischen<br />

Elementen werden die Einrichtungen gelegentlich im<br />

Selbstbau hergestellt. Dabei kann man jedoch häufig prinzipielle<br />

Fehler im Ablauf des Schweißvorgangs feststellen,<br />

die in diesem Aufsatz noch eingehend geschildert werden.<br />

Praktisch anwendbare Methoden<br />

Die der Praxis zur Verfügung stehenden Methoden können<br />

nach folgenden Gesichtspunkten grob in zwei Gruppen<br />

unterteilt werden:<br />

Drehzapfenschweißen<br />

Die Aufnahmevorrichtung für das rotierende Teil wird mit<br />

der Antriebsspindel während der Schweißzeit unter gleichzeitigem<br />

Andrücken der Teile eingekuppelt. Nach Ablauf<br />

der Schweißzeit wird ausgekuppelt, und der Druck noch<br />

eine dem Kunststoff entsprechende Zeit aufrecht erhalten.<br />

Schwungmasse-Schweißen<br />

Die zum Schweißen erforderliche Energie wird zuerst in<br />

einer auf die entsprechende Drehzahl beschleunigten Masse<br />

aufgespeichert, die gleichzeitig die Aufnahmevorrichtung<br />

mit dem einen Kunststoffteil trägt. Sodann werden die Teile<br />

unter hohem Druck zusammengefahren, wobei die kinetische<br />

Energie durch Reibung in Wärme umgew<strong>and</strong>elt und die<br />

Schwungmasse zum Stillst<strong>and</strong> gebracht wird. Dieses Verfahren<br />

hat sich in der Praxis am besten durchgesetzt und<br />

soll dementsprechend eingehend beh<strong>and</strong>elt werden.<br />

Drehzapfenschweißen<br />

Drehzapfenschweißen mit der Drehmaschine<br />

Die wohl einfachste, aber auch umständlichste Schweißung<br />

dieser Gruppe läßt sich auf jeder Drehmaschine geeigneter<br />

Größe ausführen. Die prinzipielle Anordnung ist in Abb. 10.01<br />

dargestellt.<br />

Das eine der zu schweißenden Teile a wird in einer Vorrichtung<br />

b eingespannt. Dies kann ein normales Spannfutter,<br />

ein Schnellspannfutter, eine pneumatische Vorrichtung oder<br />

irgend eine <strong>and</strong>ere geeignete Einrichtung sein.<br />

Wesentlich ist nur, daß das Teil sicher gehalten, zentriert und<br />

mitgedreht wird.<br />

Die federnde Spitze c im Reitstock muß den erforderlichen<br />

Anpressdruck aufbringen können und soll einen Federweg<br />

von 5-10 mm aufweisen. Im weiteren wird der Querschnitt d<br />

vorteilhaft mit einer Hebelbetätigung ausgerüstet.<br />

Um das Kunststoffteil a mittels des Anschlages e am Drehen<br />

hindern zu können, muß dieses mit einer vorstehenden Partie<br />

(Rippe, Nocken) versehen sein.<br />

91


Der Ablauf des Schweißvorganges spielt sich sodann folgendermaßen<br />

ab:<br />

– Nach Aufspannen des Teils a wird das Gegenstück a1 aufgesetzt<br />

und mit der federnden Spitze angedrückt.<br />

– Der Querschlitten d fährt nach vorne, wobei der Anschlag e<br />

unter eine vorstehende Partie dieses Teils a1 zu liegen<br />

kommt.<br />

– Die Spindel wird eingekuppelt oder der Motor eingeschaltet.<br />

– Nach Ablauf der Schweißzeit fährt der Querschlitten d<br />

zurück und gibt das Teil a1 frei, das nun sofort mitdreht.<br />

– Die Maschine wird abgestellt (oder die Spindel ausgekuppelt).<br />

– In Abhängigkeit der Erstarrungs-Eigenschaften des Kunststoffes<br />

muß der Druck der Spitze noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />

bleiben, bevor die Teile herausgenommen werden<br />

können.<br />

Häufig wird dieser Ablauf in dem Sinne vereinfacht, daß am<br />

Ende der Schweißzeit der Anschlag e nicht weggefahren,<br />

sondern einfach ausgekuppelt oder der Motor abgeschaltet<br />

wird. Da jedoch die bewegten Massen der Maschine meist<br />

verhältnismäßig groß sind, geht die Drehzahl zu langsam<br />

zurück, wodurch das im Erstarren befindliche Material<br />

der Schweißnaht Scherbeanspruchungen ausgesetzt ist. Die<br />

Naht weist dann oft geringe Festigkeit auf oder ist überhaupt<br />

unbrauchbar.<br />

Allgemein kann man sagen, daß die Relativgeschwindigkeit<br />

der beiden Teile umso schneller auf Null zurückgehen muß,<br />

je enger der Temperaturbereich ist, in dem der Kunststoff<br />

vom flüssigen in den festen Zust<strong>and</strong> übergeht. Mit <strong>and</strong>eren<br />

Worten: Entweder muß das stehende Teil schnell beschleunigt<br />

oder das rotierende schnell abgebremst werden.<br />

Das <strong>Rotationsschweißen</strong> auf Drehmaschinen hat für die<br />

Serienfertigung wenig Bedeutung, wird aber gelegentlich für<br />

Nullserien und H<strong>and</strong>muster angewendet. Das Aufschweißen<br />

von Endmuffen und Gewindenippeln auf lange Rohre läßt<br />

sich dagegen auf diese Weise recht gut ausführen. Dabei muß<br />

der Reitstock durch eine aufklappbare Vorrichtung ersetzt<br />

werden, die das Rohr klemmt und gleichzeitig ein federndes<br />

Andrücken erlaubt. Die Drehmaschine muß jedoch für diese<br />

Arbeitsweise mit einer Kupplung und einer Schnellbremse<br />

ausgerüstet sein, da ein Loslassen und Mitdrehen des Rohres<br />

nicht in Frage kommt.<br />

92<br />

b a a1 c<br />

Abb. 10.01 Drehzapfenschweißen mit einer Drehmaschine<br />

e<br />

d<br />

Drehzapfenschweißen auf Bohrmaschinen<br />

Mit besonders dafür gebauten Drehzapfenwerkzeugen<br />

können Teile bis etwa 60 mm Durchmesser auf Tischbohrmaschinen<br />

recht gut verschweißt werden. Die Methode ist<br />

vorzüglich geeignet für Nullserien, H<strong>and</strong>muster oder Reparaturen.<br />

Dagegen würde eine Vollautomatisierung des Vorganges<br />

einen gewissen Aufw<strong>and</strong> erfordern, der das Verfahren<br />

dafür uninteressant macht. Die Erzielung regelmäßiger<br />

Schweißnähte erfordert einige Übung, da bei H<strong>and</strong>betätigung<br />

die Schweißzeit und der Druck nur einigermaßen genau eingehalten<br />

werden können.<br />

Das in Abb. 10.02 gezeigte Werkzeug ist mit einer auswechselbaren<br />

Zahnkrone a versehen, deren Durchmesser dem<br />

Kunststoffteil entsprechen muß. Ein Satz von 3-4 Zahnkronen<br />

genügt, um Teile mit einem Durchmesser von etwa<br />

12-60 mm schweißen zu können.<br />

Abb. 10.02 Drehzapfenschweißen für Bohrmaschinen<br />

Der Federdruck der Spitze kann mittels der Rändelmutter b<br />

der Nahtoberfläche entsprechend eingestellt werden. Es ist<br />

sehr wichtig, den richtigen Spitzendruck durch Versuche zu<br />

ermitteln, da er für die Dichtigkeit und Festigkeit der Naht<br />

ausschlaggebend ist.<br />

Zum Schweißen wird die Bohrspindel langsam nach unten<br />

gefahren, bis die Zahnkrone nur noch wenige Millimeter<br />

über dem Teil steht (Abb. 10.03a). Sodann muß schlagartig<br />

eingekuppelt werden, damit das zu schweißende Teil unverzüglich<br />

mitgedreht wird, und die Zähne keine unsauberen<br />

Eindrücke hinterlassen. In dieser in Abb. 10.03b gezeigten<br />

Arbeitsstellung soll unter möglichst konstantem Druck so<br />

lange verharrt werden, bis ringsherum eine gleichmäßige<br />

Schweißbraue ausgetreten ist. Dann muß die Zahnkrone<br />

ebenso schnell wieder aus dem Eingriff gebracht werden<br />

(Abb. 10.03c), jedoch nur soweit, daß die Spitze noch auf<br />

das Teil drückt und zwar so lange, bis der Kunststoff genügend<br />

erstarrt ist.<br />

b<br />

a


a<br />

b<br />

c<br />

Abb. 10.03 Vorgang des Drehzapfenschweißens<br />

Die Spitze dient also ausschließlich dazu, den Nachdruck zu<br />

erzeugen. Die Kunststoffteile sollen jedoch mit Zentrierungen<br />

versehen sein, um eine bessere Werkzeugführung und einen<br />

guten Rundlauf zu erreichen.<br />

Um eine korrekte Schweißung zu erzielen, braucht man eine<br />

gewisse, vom Kunststoff abhängige Wärmemenge. Diese ist<br />

ein Produkt aus Druck, Geschwindigkeit und Zeit. Andererseits<br />

muß das Produkt aus Druck × Geschwindigkeit einen<br />

bestimmten Minimalwert aufweisen, da sonst an der Nahtoberfläche<br />

nur Abrieb und kein genügender Temperaturanstieg<br />

auftritt. Da auch der Reibwert einen Einfluß hat, lassen sich<br />

diese Größen nicht für alle Kunststoffe allgemein angeben,<br />

sondern müssen individuell bestimmt werden.<br />

Als erste Annahme für die Umfangsgeschwindigkeit bei<br />

DELRIN ® Acetalhomopolymer und ZYTEL ® PA66 kann man<br />

rund 3-5 m/s. wählen. Dann wird man den Druck so einstellen,<br />

daß eine Schweißzeit von 2-3 Sekunden das gewünschte<br />

Resultat ergibt.<br />

Voraussetzung für gute Ergebnisse sind natürlich korrekte<br />

Nahtprofile. (Vorschläge und Dimensionen siehe Abschnitt 8).<br />

Drehzapfenschweißen mit besonders dazu gebauten Maschinen<br />

Das oben beschriebene Verfahren läßt sich nicht ohne einen<br />

gewissen Aufw<strong>and</strong> automatisieren, weshalb es für die Großproduktion<br />

kaum mehr angewendet wird.<br />

Leicht abgeändert und mit besonders dazu konstruierten<br />

Maschinen (Abb. 10.04) kann man indessen einen einfacheren<br />

Funktionsablauf erreichen.<br />

b<br />

a<br />

c<br />

d<br />

e<br />

f<br />

Abb. 10.04 Prinzip einer Drehzapfenschweißmaschine<br />

Die Maschine ist mit einer vorzugsweise elektromagnetisch<br />

betätigten Kupplung a versehen, die ein schnelles Ein- und<br />

Auskuppeln der Arbeitsspindel b gestattet. Letztere ist in<br />

einem Rohr c gelagert, das seinerseits den pneumatischen<br />

Kolben d trägt.<br />

Das Antriebsteil e kann eine Zahnkrone oder wie weiter<br />

unten beschrieben, irgend eine <strong>and</strong>ere dem Kunststoffteil<br />

angepaßte Mitnehmervorrichtung sein.<br />

Der Schweißvorgang geht folgendermaßen vor sich:<br />

– Einlegen beider Teile in die untere Aufnahme f.<br />

– Herunterfahren des druckluftbetätigten Kolbens mit der<br />

Arbeitsspindel.<br />

– Einschalten der Kupplung, wodurch das Drehen des oberen<br />

Kunststoffteils erfolgt.<br />

– Nach der durch ein Zeitrelais gesteuerten Schweißzeit<br />

schaltet die Kupplung aus, wogegen der Druck noch eine<br />

vom Kunststoff abhängige Zeit aufrechterhalten wird.<br />

– Hochfahren der Spindel und Auswerfen der geschweißten<br />

Teile (oder Weiterschalten des Rundtisches).<br />

93


Die Mitnahmevorrichtung kann für Teile, die sich dazu eignen,<br />

eine Zahnkrone (Abb. 10.16) sein. Es können indessen<br />

auch vorstehende Partien wie Rippen, Zäpfchen oder dergleichen<br />

zum Antreiben benützt werden, da die Spindel ja<br />

erst nach dem Eingreifen der Mitnahme eingekuppelt wird.<br />

Abb. 10.05 zeigt ein Teil, bei dem Mitnahme über 4 Rippen<br />

durch entsprechend angeordnete Klauen erfolgt. Bei dünnw<strong>and</strong>igen<br />

Teilen muß allerdings ein R<strong>and</strong> a vorgesehen werden,<br />

der ringsherum einen gleichmäßigen Druck auf die Naht<br />

gewährleistet. Die Klauen dienen also nicht zum Aufdrücken,<br />

sondern nur zum Mitdrehen.<br />

Gelegentlich gibt es Teile, die sich nicht auf die beschriebene<br />

Art antreiben lassen. So müßte zum Beispiel die Abschlußkappe<br />

mit dem seitlichen Rohranschluß nach Abb. 10.06 von<br />

H<strong>and</strong> vor dem Herunterfahren der Spindel in die obere Aufnahmevorrichtung<br />

gelegt werden, wodurch natürlich ein<br />

automatischer Betrieb unmöglich wird.<br />

94<br />

a<br />

Abb. 10.05 Antrieb durch vier Rippen<br />

Abb. 10.06 Antrieb mittels vorstehender Partien<br />

Abb. 10.07 Schweißmaschine mit unten angeordnetem Zylinder<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Spindel, wie<br />

Abb. 10.07 zeigt, fest einzubauen und die untere Aufnahmevorrichtung<br />

auf dem Druckluftzylinder anzuordnen. Der<br />

mechanische Aufw<strong>and</strong> wird dadurch geringer, jedoch läßt<br />

sich damit kein Drehtisch und somit kaum eine automatische<br />

Produktion kombinieren.<br />

Diese Verfahren haben im Gegensatz zur Schwungmassemethode<br />

den Nachteil, daß bei größeren Durchmessern und<br />

Nahtflächen erhebliche Motorleistungen notwendig sind.<br />

Schweißen mittels<br />

Schwungmasse-Werkzeugen<br />

Die weitaus einfachste Rotationsschweißmethode, die dementsprechend<br />

auch die größte Verbreitung gefunden hat, ist<br />

mittels Schwungmasse. Sie benötigt den geringsten Aufw<strong>and</strong><br />

an mechanischen und elektrischen Elementen und erzeugt<br />

gleichmäßige und gute Verbindungen.<br />

Das Grundprinzip besteht darin, eine rotierende Masse auf<br />

die geeignete Drehzahl zu bringen und sodann auszukuppeln.<br />

Durch Herunterfahren der Spindel werden die Kunststoffteile<br />

zusammengepreßt und die gesamte in der Schwungmasse enthaltene<br />

kinetische Energie durch Reibung auf der Nahtoberfläche<br />

in Wärme umgesetzt.<br />

Die einfachste praktische Anwendung dieser Methode erfolgt<br />

mit besonders dazu konstruierten Werkzeugen, die auf normalen<br />

Bohrmaschinen zum Einsatz kommen können.<br />

Abb. 10.08 zeigt eine typische Vorrichtung dieser Art. Die<br />

Schwungmasse a ist auf der Antriebswelle b frei gelagert.


Die Mitnahme erfolgt also nur durch die Reibung der Kugellager<br />

und die Fettfüllung.<br />

Sobald die Schwungmasse die Drehzahl der Spindel erreicht<br />

hat, fährt letztere nach unten, wobei die Zahnkrone c in das<br />

obere Kunststoffteil d eingreift und es mitdreht.<br />

Durch den hohen Flächendruck auf den Nahtoberflächen<br />

wird die Schwungmasse schnell abgebremst und der Kunststoff<br />

erreicht den Schmelzpunkt. Auch hier muß der Druck<br />

dem Material entsprechend noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Abb. 10.08 Schwungmasse-Werkzeug für Bohrmaschinen<br />

Da das Werkzeug nach Abb. 10.08 keine mechanische Kupplung<br />

besitzt, dauert es eine gewisse, vom Trägheitsmoment<br />

und der Spindeldrehzahl abhängige Zeit, bis die Schwungmasse<br />

zur nächsten Schweißung bereit ist. Bei größeren Werkzeugen<br />

oder Automaten würde der Zyklus deshalb zu lang.<br />

Vor allem bei H<strong>and</strong>betrieb besteht auch die Gefahr, daß die<br />

nächste Schweißung vorgenommen wird, bevor die Schwungmasse<br />

die Enddrehzahl völlig erreicht hat, so daß die Nahtfestigkeit<br />

schlecht wird. Die in Abb. 10.08 gezeigten Werkzeuge<br />

werden deshalb nur etwa bis zu einer Größe von ∅ 60-80 mm<br />

eingesetzt.<br />

Da das Schweißen mittels Schwungmasse bei entsprechend<br />

hohen Drehzahlen auch für kleine Druckmesser geeignet ist,<br />

werden gelegentlich auch Kleinstwerkzeuge mit Durchmessern<br />

von 30-45 mm zum direkten Einspannen in Bohrfutter gebaut.<br />

Abb. 10.09 zeigt eine derartige Einrichtung zum Verschweißen<br />

von Verschlußzapfen. Da man dazu Drehzahlen von 8 bis<br />

10 000 U/min benötigt, ist unter Umständen ein Drehzapfenwerkzeug<br />

entsprechend Abb. 10.02 vorzuziehen.<br />

b<br />

c<br />

d<br />

a<br />

Abb. 10.09 Kleines schnellaufendes Schwungmasse-Werkzeug<br />

Abb. 10.10 Schwungmasse-Werkzeug mit Konuskupplung<br />

b<br />

d<br />

c<br />

a<br />

95


Werkzeuge mit Durchmessern von über 60-80 mm, die eine<br />

schnelle Schweißfolge gestatten müssen, werden vorteilhaft<br />

mit einer mechanischen Kupplung, etwa nach Abb. 10.10,<br />

versehen. Bei dieser Konstruktion ist die Schwungmasse a in<br />

bezug auf die Welle b axial verschiebbar. Im Leerlauf drücken<br />

die Federn c die Schwungmasse nach unten, wodurch letztere<br />

über die Konuskupplung d mit der Welle kraftschlüssig wird.<br />

Die Beschleunigung der Masse auf Betriebsdrehzahl erfolgt<br />

somit praktisch augenblicklich.<br />

Sobald die Zahnkrone beim Herunterfahren der Spindel auf<br />

das Kunststoffteil auftritt, verschiebt sich die Schwungmasse<br />

in bezug auf die Welle nach oben, wodurch ausgekuppelt<br />

wird (Abb. 10.10).<br />

Da jedoch der Spindeldruck erst dann vollständig übertragen<br />

wird, wenn die Kupplung den Endanschlag erreicht, tritt in<br />

der Mitnahme eine gewisse Verzögerung auf. Die Folge<br />

davon ist eine Tendenz zur Spanbildung an der Zahnkrone,<br />

vor allem wenn die Vorschubgeschwindigkeit der Spindel<br />

ungenügend ist.<br />

Selbstverständlich kann an Stelle der gehärteten und geschliffenen<br />

Konuskupplung eine Flachkupplung mit Belag verwendet<br />

werden (Abb. 10.13).<br />

Für das Arbeiten mit Schwungmassewerkzeugen auf Bohrmaschinen<br />

sind folgende Regeln zu beachten:<br />

– Das Herunterfahren der Spindel muß schlagartig erfolgen.<br />

H<strong>and</strong>elsübliche pneumatisch-hydraulische Vorschubeinheiten,<br />

wie sie an Bohrmaschinen angebaut werden, sind<br />

wegen der zu kleinen Geschwindigkeit ungeeignet.<br />

– Der Druck muß so groß sein, daß das Werkzeug nach<br />

1-2 Umdrehungen zum Stillst<strong>and</strong> kommt. Dies ist vor allem<br />

bei kristallinen Kunststoffen, die ja einen eng begrenzten<br />

Schmelzpunkt aufweisen, wichtig (siehe allgemeine<br />

Schweißbedingungen).<br />

– Schwungmasse-Werkzeuge müssen absolut rund und vibrationsfrei<br />

drehen. Wenn sie mit einem Morsekonus versehen<br />

sind, ist es unerläßlich, denselben gegen Herausfallen zu<br />

sichern. Vorzugsweise sollen Morsekegel nicht mit Innengewinde<br />

und Sicherungsbolzen (Hohlspindel) verwendet<br />

werden. Schwungmasse-Werkzeuge, die sich lösen oder<br />

Wellenbruch erleiden, können zu tödlichen Geschossen<br />

werden.<br />

Abb. 10.11 Umgebaute Tischbohrmaschine<br />

96<br />

– Die Spindelbewegung muß in der unteren Endstellung<br />

mittels eines mechanischen Anschlages so begrenzt werden,<br />

daß die beiden Aufnahmevorrichtungen keinesfalls<br />

in Berührung kommen können, wenn keine Kunststoffteile<br />

eingelegt sind.<br />

Obwohl auch durch die H<strong>and</strong>betätigung der Bohrmaschinen<br />

durchaus gleichmäßige Nähte erreicht werden können, ist<br />

schon für eine kleine Produktion ein Umbau auf pneumatischen<br />

Vorschub unbedingt zu empfehlen. Dies geschieht am<br />

einfachsten, indem man nach Abb. 10.11 die Kreuzarme<br />

durch ein Ritzel, das über eine Zahnstange betätigt wird,<br />

ersetzt. Weiterhin ist es vorteilhaft, die Maschine mit einer<br />

stufenlosen Drehzahlregulierung der Spindel zu versehen,<br />

damit ein gutes Resultat ohne Veränderung der Schwungmasse<br />

erreicht werden kann.<br />

Schwungmasse-Schweißmaschinen<br />

Schwungmasse-Schweißmaschinen können auf Grund des<br />

einfachen Prinzips schon mit recht bescheidenen Mitteln<br />

gebaut werden. Es sollen deshalb nachstehend vor allem<br />

Einrichtungen beschrieben werden, die nur die zur einw<strong>and</strong>freien<br />

Funktion absolut notwendigen Elemente enthalten.<br />

Eine Maschine, die zur Verbindung eines bestimmten, immer<br />

gleichen Teils besonders eingesetzt wird, braucht im allgemeinen<br />

keine regulierbare Drehzahl. Falls eine Anpassung<br />

derselben unerläßlich ist, kann dies durch Verändern der<br />

Riemenscheiben erfolgen.<br />

Die in Abb. 10.12 gezeigte Maschine (Konstruktion <strong>DuPont</strong>,<br />

Genf), ist mit Ausnahme des Schweißkopfes aus h<strong>and</strong>elsüblichen<br />

Einheiten zusammengebaut. Sie besteht im wesentlichen<br />

aus dem Druckluftzylinder a mit durchgehender Kolbenstange<br />

auf dem aufgesetzten Steuerventil b.<br />

d<br />

Abb. 10.12 Tisch-Rotationsschweißmaschine (Bauart <strong>DuPont</strong>)<br />

e<br />

f<br />

a<br />

c<br />

b


a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

Abb. 10.13 Drehmasse mit Reibkupplung (Bauart <strong>DuPont</strong>)<br />

Das untere Ende der Kolbenstange trägt den Schweißkopf c<br />

(siehe Abb. 10.13), der vom Motor d über den Flachriemen e<br />

angetrieben wird. Des weitern ist noch eine Drucklufteinheit<br />

f mit Reduzierventil, Filter und Schmiergerät angebaut.<br />

Der Schweißkopf nach Abb. 10.13 besteht aus der kontinuierlich<br />

drehenden Riemenscheibe a, die den Kupplungsbelag b<br />

trägt. In der gezeichneten Stellung ist die Kolbenstange hochgefahren<br />

und die Drehbewegung wird über die Kupplung auf<br />

die Schwungmasse c übertragen.<br />

Beim Herunterfahren der Spindel kommt die Kupplung aus<br />

dem Eingriff, und die Zahnkrone kuppelt in den Deckel des<br />

als Beispiel gezeigten Schwimmers ein.<br />

Teile, die nicht durch eine Zahnkrone angetrieben werden<br />

können, sondern von H<strong>and</strong> in die obere Aufnahme eingelegt<br />

werden (siehe Abb. 10.06), erfordern eine zusätzliche Einrichtung<br />

in der Steuerung. Der Kolben muß beim Hochfahren<br />

kurz vor dem Einkuppeln anhalten, um das Einlegen der<br />

Teile zu gestatten. Dieses Ziel kann auf verschiedene Weisen<br />

erreicht werden. Es gibt zum Beispiel h<strong>and</strong>elsübliche Druckluftzylinder,<br />

die bereits mit entsprechenden Vorrichtungen<br />

versehen sind. Der Schaltimpuls wird vom durchfahrenden<br />

Kolben direkt in einem außen angeordneten Reed-Relais<br />

ausgelöst.<br />

Um die Teile bequem herausnehmen zu können, muß der<br />

Kolbenhub allgemein etwa 1,2 mal der totalen Länge der<br />

verschweißten Einheit entsprechen. Diese Forderung kann<br />

bei langen Teilen zu erheblichen Kolbenhüben führen, was<br />

unpraktisch und teuer ist. Ein typisches derartiges Beispiel<br />

stellt der in Abb. 10.14 gezeigte Druckkörper dar, für den<br />

in der normalen Bauweise ein Kolbenhub von 1,2 mal L<br />

notwendig wäre.<br />

Um dies zu vermeiden, kann man folgende Wege einschlagen:<br />

– Die untere Aufnahme a kann mittels einer Klemm- und<br />

Zentriervorrichtung mit wenigen H<strong>and</strong>griffen gelöst und<br />

seitwärts weggezogen werden.<br />

– Man sieht zwei Aufnahmen a und b, welche auf einer drehbaren<br />

Grundplatte c um die Achse «X» 180° geschwenkt<br />

werden können. Die ausgefahrenen Teile wechselt man<br />

während des Schweißvorganges aus, was die Zykluszeit<br />

erheblich verkürzt.<br />

– Wenn die Produktion es rechtfertigt, kann natürlich auch<br />

ein Drehtisch vorgesehen werden, der zum Beispiel 3<br />

Schaltstellungen hat, die zum Schweißen, Auswerfen und<br />

Einlegen benützt werden.<br />

Auf Grund dieser Einrichtungen wird der Kolbenhub auf L1<br />

reduziert, so daß die Schwungmasse in der Schweißstellung<br />

viel näher an der Kolbenstangenführung liegt.<br />

Da der Schweißdruck verhältnismäßig hoch ist, werden der<br />

Kupplungsbelag und die Kugellager der Riemenscheibe in<br />

der oberen Stellung unnötig stark belastet. Es ist deshalb<br />

vorteilhaft, mit zwei verschiedenen Drücken zu arbeiten,<br />

was allerdings eine kompliziertere pneumatische Einrichtung<br />

erfordert. Man kann aber auch eine Spiralfeder über dem<br />

Kolben einbauen, so daß in der oberen Endstellung ein Teil<br />

der Kraft aufgehoben wird.<br />

L1<br />

c<br />

a<br />

Abb. 10.14 Schwenkbare Aufnahmevorrichtung<br />

L<br />

Auf jeden Fall muß die Kolbengeschwindigkeit kurz vor<br />

dem Einkuppeln stark gedämpft werden, um die Anfahrbeschleunigung<br />

der Masse zu reduzieren und den Kupplungsbelag<br />

zu schonen.<br />

An Maschinen, die mit einem Drehtisch ausgerüstet sind,<br />

werden die Teile ausgeworfen, nachdem sie unter der Spindel<br />

weggefahren sind. Der Kolbenhub kann in solchen Fällen,<br />

wie z.B. für den in Abb. 10.13 gezeigten Schwimmer,<br />

wesentlich kleiner gewählt werden.<br />

b<br />

X<br />

X<br />

97


Es besteht auch die Möglichkeit, den Druck mittels einer<br />

Membraneinheit, wie in Abb. 10.15 dargestellt, zu erzeugen.<br />

Die Gummimembrane ist unten mit einer Feder und oben mit<br />

Druckluft beaufschlagt. Die Feder muß genügend stark<br />

gewählt werden, um die Schwungmasse anzuheben und die<br />

Kupplung mit der erforderlichen Kraft anzudrücken. Für eine<br />

Produktionsmaschine wird die Welle vorteilhaft in Axial-<br />

Kugelbüchsen gelagert. Die dargestellte Einrichtung hat<br />

gegenüber einem normalen Zylinder den Vorteil geringerer<br />

Reibverluste und längerer Lebensdauer. Immerhin sind die spezifischen<br />

zulässigen Drücke auf die Membrane begrenzt, so<br />

daß mit größeren Durchmessern gerechnet werden muß, um<br />

einen bestimmten Schweißdruck zu erreichen. (Der Schweißkopf<br />

mit der Schwungmasse und dem Riemenantrieb entspricht<br />

Abb. 10.13.)<br />

Die Konstruktion mit Gummimembrane eignet sich für<br />

Hübe von max. 10-15 mm und spezifischen Drücken<br />

von 0,3-0,4 N/mm2 .<br />

Da, wie schon erwähnt, die Betriebsdrehzahl durch Anpassen<br />

der Motorriemenscheibe verändert werden kann, ist ein regelbarer<br />

Motor nicht unerläßlich. Immerhin gibt es in jeder Produktion<br />

Fälle, die zumindest eine begrenzte Anpassungsmöglichkeit<br />

der Drehzahl als wünschenswert erscheinen lassen.<br />

Die in der rotierenden Masse enthaltene kinetische Energie<br />

verändert sich mit dem Quadrat der Drehzahl und deshalb ist<br />

es wichtig, letztere möglichst genau konstant zu halten.<br />

Diese Bedingung ist nicht immer ohne weiteres erfüllt, da eine<br />

nennenswerte Motorleistung nur zum Beschleunigen der<br />

Masse notwendig ist. Sobald die Betriebsdrehzahl erreicht<br />

wird, muß nur noch die Reibung überwunden werden, wozu<br />

eine vernachläßigbar kleine Leistung genügt. Der Motor dreht<br />

dann nahezu im Leerlauf und kann sich in einem unstabilen<br />

Zust<strong>and</strong> befinden (z.B. seriegeschaltete Kollektormotoren).<br />

Abb. 10.15 Membran-Druckeinheit für kleine Hübe<br />

98<br />

Geeignete Antriebe für Rotationsschweißmaschinen dieser<br />

Bauart sind zum Beispiel:<br />

– Repulsionsmotoren, die auf dem Prinzip der Bürstenund<br />

damit der Feldverschiebung beruhen. In den meisten<br />

Fällen werden Einphasenmotoren von 0,5 PS bei ca.<br />

4000 U/min genügen.<br />

– Frequenzgesteuerte Drehstrom- oder Einphasen-Kurzschlußankermotoren.<br />

Die Steuereinheit muß eine lastunabhängige<br />

Regulierung gestatten, was nicht immer der Fall<br />

ist. Die maximale mögliche Drehzahl beträgt indessen nur<br />

etwa 2800 U/min.<br />

– Sehr gut geeignet sind auch Gleichstrom Nebenschlußmotoren<br />

mit Ankerspannungs-Regulierung. Der steuerseitige<br />

Aufw<strong>and</strong> ist recht gering, so daß die Gesamtkosten in<br />

erträglichem Rahmen bleiben.<br />

Die Drehzahlkonstanz ist auch ohne Tachodynamo ausreichend<br />

und der Regelbereich sehr groß.<br />

Schweißmaschinen, die für Versuchszwecke verwendet oder<br />

in der Produktion häufig auf Teile verschiedener Durchmesser<br />

umgerüstet werden müssen, sind unbedingt mit einem<br />

der erwähnten Antriebe auszurüsten.<br />

Maschinen, die ausschließlich zum Verbinden eines bestimmten<br />

Teils zum Einsatz kommen, brauchen, wie schon früher<br />

erwähnt, nicht unbedingt einen Regelantrieb, obwohl derselbe<br />

auch dort recht nützlich ist. Wird eine Maschine mit<br />

einem nicht regelbaren Antrieb ausgerüstet, so sieht man die<br />

Spindeldrehzahl vorteilhaft etwas zu hoch vor. Dadurch<br />

erreicht man einen gewissen Energieüberschuß und schweißt<br />

die Teile auch dann korrekt, wenn die Nahtprofile auf<br />

Grund zu großer Toleranzen schlecht aufein<strong>and</strong>er passen.<br />

Dabei wird natürlich eine größere Menge Schmelze erzeugt<br />

als tatsächlich erforderlich wäre.<br />

Gelegentlich werden auch Druckluft-Lamellenmotoren oder<br />

Turbinen als Antriebe verwendet. Diese sind jedoch in der<br />

Anschaffung und im Betrieb weniger wirtschaftlich als elektrische<br />

Motoren und rechtfertigen sich deshalb kaum.<br />

Mitnahme- und Haltevorrichtungen<br />

Mitnahme- und Haltevorrichtungen können in folgende<br />

Gruppen unterteilt werden:<br />

– Teile, die mit einer beim Herunterfahren der Spindel schon<br />

rotierenden Mitnahme in Eingriff gebracht werden.<br />

– Teile, die bei ruhender Spindel in die Mitnahme eingelegt<br />

werden müssen.<br />

Selbstverständlich ist die erste Lösung in bezug auf die Zykluszeit<br />

immer vorteilhafter und sollte deshalb, wo möglich, vorgezogen<br />

werden. Dazu geeignet sind folgende Einrichtungen:<br />

– Zahnkronen nach Abb. 10.16 greifen beim Herunterfahren<br />

der Spindel in den entsprechend ausgebildeten R<strong>and</strong> des<br />

Kunststoffteils ein und drehen ihn mit. Bei richtiger Auslegung<br />

der Zähne und genügend hoher Vorschubgeschwindigkeit<br />

des Kolbens können die unvermeidlichen Eindrücke<br />

klein und sauber gehalten werden. Dazu ist allerdings eine<br />

absolut scharfe Schneidkante der Zähne unerläßlich.


Abb. 10.16 Auswechselbare Antriebs-Zahnkrone<br />

Im allgemeinen werden die Zahnflanken nicht geschliffen,<br />

doch muß die Krone, vor allem an Produktionswerkzeugen,<br />

gehärtet sein.<br />

– Die in Abb. 10.17 vorgeschlagenen Dimensionen sind<br />

Richtwerte und müssen dem Durchmesser angepaßt werden.<br />

Bei sehr dünnw<strong>and</strong>igen Teilen ist die Zahndistanz<br />

eher zu verringern, um auch zwischen den Zähnen genügend<br />

Druck auf die Naht auszuüben.<br />

30°<br />

1-2<br />

Abb. 10.17 Bevorzugte Zahnform<br />

– Bei größeren oder komplizierten Mitnehmern ist es vorteilhaft,<br />

die Zahnkrone getrennt auszuführen, um sie gegebenenfalls<br />

auswechseln zu können.<br />

– Abb. 10.18 zeigt zwei typische Nahtprofile und die entsprechenden<br />

Zahnkronen bzw. Haltevorrichtungen.<br />

– Bei Nähten ohne Außenr<strong>and</strong> nach Abb. 10.18 muß die<br />

untere Aufnahme a nahe an die Naht reichen, um ein Aufweiten,<br />

vor allem bei dünnen Wänden, zu vermeiden. Das<br />

obere Kunststoffteil b wird vorteilhaft mit einem gerundeten<br />

R<strong>and</strong> versehen, der das Eingreifen der Zähne c erleichtern<br />

soll. Bei Schwungmassewerkzeugen ist manchmal ein<br />

Außenring d erforderlich, um ein genaues Zentrieren zu<br />

gewährleisten. Dies kann der Fall sein, wenn das untere<br />

Kunststoffteil zuviel Spiel in der Haltevorrichtung aufweist,<br />

oder die Kolbenstangenführung zu ungenau ist.<br />

d<br />

b<br />

1-2 mm<br />

a<br />

c<br />

~ 4-8 ~ 3-6<br />

Abb. 10.18 Halte- und Mitnehmer-Vorrichtungen<br />

s<br />

– Das untere Kunststoffteil kann sinngemäß mit einer gleichen<br />

Zahnkrone (siehe Abb. 10.13 und 10.20) festgehalten<br />

werden. An dem in Abb. 10.19 gezeigten Venturirohr wird<br />

der seitliche Rohrstutzen zum Halten benutzt. Es ist klar,<br />

daß diese Lösung ein automatisches Einlegen erschwert<br />

oder gar unmöglich macht. Da der untere Rohrstutzen<br />

etwa 200 mm lang ist, wäre eine Automatisierung allerdings<br />

ohnehin zu aufwendig. Das in Abschnitt 6 betreffend<br />

des erforderlichen minimalen Kolbenhubes Gesagte<br />

kommt an diesem Beispiel besonders gut zum Ausdruck.<br />

Da die totale Länge der verschweißten Teile etwa 300 mm<br />

beträgt, müßte man mit einem Kolbenhub von 350 mm<br />

rechnen. Eine derartige Maschine wäre unpraktisch und<br />

aufwendig. Auch stellt die rotierende Schwungmasse an<br />

der langen, ausgefahrenen Kolbenstange eine Gefahr dar.<br />

Man könnte das Problem durch Verwendung eines Drehtisches<br />

umgehen, doch wäre auch diese Lösung aufgrund<br />

der großen Länge der Teile unpraktisch.<br />

Abb. 10.19 Pneumatische Klemmvorrichtung für langes Venturirohr<br />

– Die in Abb. 10.19 vorgeschlagene Anordnung besteht deshalb<br />

darin, daß die Aufnahme a nur die Hälfte des Teils<br />

umschließt, und daß Letzteres mittels einer pneumatischen<br />

Vorrichtung b angedrückt wird. Dadurch kann der Kolbenhub<br />

klein gehalten, und die Teile leicht eingelegt und herausgenommen<br />

werden. Auch gestattet diese Lösung, die<br />

Naht auf den ganzen Umfang zu stützen.<br />

– Oft kann die Zahnkrone nicht direkt über der Naht angeordnet<br />

werden. An dem in Abb. 10.20 gezeigten Schwimmer<br />

ist das z.B. aus technischen Gründen unmöglich. In<br />

solchen Fällen muß die Länge L, d.h. der Abst<strong>and</strong> von der<br />

Naht zur Zahnkrone, in einem vernünftigen Verhältnis zur<br />

W<strong>and</strong>stärke stehen, damit das hohe Drehmoment und der<br />

Schweißdruck ohne nennenswerte Deformation aufgenommen<br />

werden können. Das gilt natürlich sinngemäß<br />

auch für das untere Kunststoffteil.<br />

– Die Auswahl der Nahtprofile und der Mitnahme- bzw.<br />

der Haltevorrichtung ist oft von der W<strong>and</strong>stärke abhängig.<br />

a<br />

b<br />

99


Abb. 10.20 Antrieb und Aufnahme für Schwimmer ohne Außenr<strong>and</strong><br />

Antreiben durch Zahnkupplung<br />

Anstelle einer Zahnkrone, die in den Kunststoff eingedrückt<br />

werden muß, um das Drehmoment zu übertragen, werden<br />

gelegentlich auch Zahnkupplungen verwendet. Das Prinzip<br />

besteht darin, daß am Kunststoffteil geeignete Zähne angespritzt<br />

werden. Dieselben können vorstehen, oder, wie in<br />

Abb. 10.21 gezeigt, versenkt angeordnet sein, wodurch sie<br />

weniger störend wirken.<br />

Die Mitnahmevorrichtung a weist gleiche aber entgegengesetzt<br />

gerichtete Zähne auf, die bei genügend großem Spindelvorschub<br />

in das Kunststoffteil eingreifen, ohne es zu beschädigen.<br />

Es ist vorteilhaft, innerhalb und außerhalb der Kupplung<br />

Ringflächen b vorzusehen, die den Schweißdruck auf das Teil<br />

ausüben, ohne daß die Zähne unten aufliegen. Letztere dienen<br />

also nur der Übertragung des Drehmomentes. Ihre Anzahl<br />

soll klein gehalten werden, um die Gefahr des Abschlagens<br />

der Zahnspitzen zu verringern.<br />

Die Zähne sollen nicht spitz ausgelegt werden, sondern eine<br />

kleine Fläche c von 0,3-0,5 mm aufweisen.<br />

Dieses Prinzip ist auch geeignet für zuvor beschriebene Drehzapfenwerkzeuge,<br />

die mit geringeren Geschwindigkeiten<br />

arbeiten als Drehmassewerkzeuge. Bei letzteren ist auf Grund<br />

der hohen Umfangsgeschwindigkeit ein sauberes Eingreifen<br />

der Zähne schwieriger.<br />

a<br />

100<br />

b<br />

-15°<br />

Abb. 10.21 Reibschweißteil mit integrierter Zahnkrone<br />

c<br />

L<br />

Antreiben durch Gießmassen<br />

In gewissen Fällen besteht auch die Möglichkeit, das Antreiben<br />

bzw. Festhalten der Teile durch Aufnahmen aus Elastomeren<br />

zu verwirklichen. Zu diesem Zweck wird die Gießmasse<br />

direkt in die Mitnehme- bzw. Haltevorrichtung gegossen,<br />

wobei ein Kunststoffteil das Gegenstück bildet und somit die<br />

entsprechende Oberflächenform direkt erzeugt.<br />

Da die übertragbaren Drehmomente begrenzt sind, wie übrigens<br />

auch der zulässige Flächendruck, ist diese Methode nur<br />

für Teile in Betracht zu ziehen, die verhältnismäßig große<br />

Auflageflächen bieten.<br />

Konische Teile, wie die in Abb. 10.22 dargestellten, sind für<br />

diese Lösung am besten geeignet, da bei gegebenem Schweißdruck<br />

ein höheres Übertragungsmoment erzielt wird.<br />

Wenn ein Schwungmassewerkzeug mit einer derartigen<br />

Mitnahme ausgerüstet ist und das Kunststoffteil vom<br />

ruhenden Zust<strong>and</strong> aus auf die erforderliche Schweißdrehzahl<br />

bringen muß, so entsteht naturgemäß ein gewisser Schlupf.<br />

Wenn dieser zu groß ist, kann an der Oberfläche ein unzulässiger<br />

Temperaturanstieg auftreten.<br />

Die Auswahl der korrekten Härte der Gießmasse ist deshalb<br />

von größter Wichtigkeit und muß experimentell bestimmt<br />

werden. Wie in Abb. 10.22 prinzipiell dargestellt, muß die<br />

Gießmasse a selbstverständlich mittels Bolzen, Hinterschnitten<br />

oder Ausfräsungen an den Metallteilen gut verankert<br />

werden. Die Aussparungen b wurden nachträglich bearbeitet,<br />

da ein Kontakt an diesen Stellen eher hinderlich ist.<br />

Die Herstellung von Gießmasse-Mitnahmen erfordert Erfahrung<br />

und entsprechende Einrichtungen. Auch sind die Gestehungskosten<br />

verhältnismäßig hoch, weshalb diese Lösung in<br />

der Praxis keine große Verbreitung gefunden hat.<br />

Bei Drehtischmaschinen, die mehrere gleiche Mitnahmevorrichtungen<br />

erfordern, kann dieses Verfahren indessen unter<br />

Umständen wirtschaftlich interessant werden.<br />

a<br />

a<br />

Abb. 10.22 Schweißvorrichtung mit Gießmasse-Mitnehmern<br />

b<br />

b


Schweißnahtprofile<br />

Um einw<strong>and</strong>freie Resultate in bezug auf Dichtigkeit und<br />

mechanische Festigkeit zu gewährleisten, müssen die Nahtprofile<br />

gewisse Bedingungen erfüllen. Da die Festigkeit der<br />

Naht mindestens der allgemeinen Festigkeit der beiden verschweißten<br />

Teile entsprechen soll, muß die Schweißfläche<br />

etwa 2-2,5 mal dem W<strong>and</strong>querschnitt entsprechen.<br />

Am besten bewährt haben sich die seit vielen Jahren angewendeten<br />

V-Nähte, von denen zwei typische Beispiele in den<br />

Abbildungen 10.23 a und 10.23 b gezeigt werden.<br />

Das Profil in Abb. 10.23 a kommt für Teile mit gleichen<br />

Innendurchmessern zur Anwendung und ebenfalls für solche,<br />

die zum Antreiben bzw. Festhalten mit Außenschultern<br />

versehen werden können (z.B. zylindrische Gehäuse oder<br />

Druckbehälter, die wegen der großen Länge in der Mitte<br />

geteilt werden müssen). Das Profil in Abb. 10.23 b ist für<br />

aufgeschweißte Böden und Abschlußklappen besonders gut<br />

geeignet (z.B. Butangaspatronen für Feuerzeuge, Feuerlöscher,<br />

Aerosolflaschen).<br />

Die als Funktion der W<strong>and</strong>dicke eingetragenen Dimensionen<br />

sind selbstverständlich als Vorschläge zu betrachten, die der<br />

Teilkonstruktion entsprechend angepaßt werden können.<br />

Immerhin darf die Schweißfläche nicht verkleinert werden.<br />

Kunststoffe mit hohem Reibwert neigen überdies bei zu kleinen<br />

Schrägungswinkeln zu Selbsthemmung, so daß die<br />

Zahnkrone das Teil nicht drehen kann und nur Material<br />

abfräst. Der Winkel von 15° darf deshalb nur in Sonderfällen<br />

unterschritten werden.<br />

Bei Nähten entsprechend Abb. 10.23 a soll zwischen den senkrecht<br />

zur Teilachse liegenden Flächen im ungeschweißten<br />

Zust<strong>and</strong> etwas Spiel vorh<strong>and</strong>en sein. Damit bezweckt man, den<br />

ganzen Anpressdruck zuerst auf die Schrägflächen zu leiten, da<br />

dieselben fast den ganzen Anteil an Festigkeit ausmachen.<br />

An diesen Nähten ist das Austreten einer Schweißbraue nicht<br />

zu vermeiden, was oft störend wirkt und eine Nacharbeit<br />

erfordert. Bei verschweißten Gehäusen, die bewegte mechanische<br />

Teile enthalten, kann das Abbröckeln der Schweißbraue<br />

im Inneren die Funktion gefährden und muß deshalb unbedingt<br />

verhindert werden.<br />

Die Abbildungen 10.24 a bis 10.24 d zeigen vier Vorschläge<br />

von Nahtformen, die mit Rillen zur Aufnahme der Schweißbraue<br />

ausgerüstet sind.<br />

Eine einfache Rille nach Abb. 10.24 a verdeckt zwar die<br />

Braue nicht, verhindert aber ein Vorstehen derselben über<br />

den Außendurchmesser, was in gewissen Fällen genügt.<br />

Oft wird auch eine überlappte Lippe mit einem kleinen<br />

Spalt entsprechend Abb. 10.24 b verwendet.<br />

Bei Abb. 10.24 c sind die Rillen so angeordnet, daß sie am<br />

Ende der Verschweißung abschließen.<br />

Abb. 10.24 d zeigt innen eine leicht überlappende Lippe, die<br />

die Rille völlig abschließt und jedes Austreten von Material<br />

verhindert. Die äußere Lippe liegt nach dem Verschweißen<br />

auf dem Gegenr<strong>and</strong> auf.<br />

Die Naht in Abb. 10.23 b kann, sofern die Abschlußkappe<br />

außen vorstehen darf, ebenfalls mit einem R<strong>and</strong> versehen<br />

werden.<br />

t 0,1 t<br />

15°<br />

0,6 t<br />

t 0,6 t (min. 1 mm)<br />

0,4 t<br />

15°<br />

0,05 t<br />

0,6 t<br />

0,8 t 0,8 t<br />

1,8 t<br />

0,4 t<br />

a b<br />

Abb. 10.23 a. Nahtprofil mit Außenr<strong>and</strong><br />

b. Nahtprofil ohne Außenr<strong>and</strong><br />

Abb. 10.25 zeigt einen entsprechenden Vorschlag, wie er<br />

gelegentlich an Butangaspatronen verwendet wird. Im allgemeinen<br />

ist eine offene Rille ausreichend. Es besteht indessen<br />

auch die Möglichkeit, eine dünne Lippe mit einem Hinterschnitt<br />

entsprechend a vorzusehen, wodurch die Auffangrille<br />

vollständig abgedeckt wird. Diese Lösung kann selbstverständlich<br />

auch außen erwünscht sein. Sie erfordert indessen<br />

eine etwas kompliziertere Werkzeugauslegung zum Auswerfen<br />

und sollte deshalb auf die Fälle beschränkt bleiben, wo<br />

sie unerläßlich ist.<br />

1,8 t<br />

0,5 t<br />

5°<br />

a b<br />

c d<br />

15° 0,5 t<br />

Abb. 10.24 Nahtprofil mit Aufnahmerillen für die Schweißbraue<br />

t<br />

5°<br />

1,5 t 0,2 t<br />

30°<br />

101


Berechnung von Schwungmasse-<br />

Werkzeugen und Maschinen<br />

Um einen Kunststoff vom festen in den flüssigen Zust<strong>and</strong> zu<br />

bringen, ist eine gewisse, vom Material abhängige Wärmemenge<br />

notwendig. In der Praxis machen sich die Unterschiede<br />

innerhalb der technischen Kunststoffe indessen<br />

wenig bemerkbar, so daß sie in den nachfolgenden Betrachtungen<br />

vernachläßigt werden.<br />

Die zum Schmelzen erforderliche Wärme wird durch die in<br />

der rotierenden Masse enthaltene Energie erzeugt. Die beim<br />

Zusammenpressen der Nahtoberflächen entstehende Reibung<br />

bringt die Schwungmasse in weniger als einer Sekunde zum<br />

Stehen.<br />

Bei Kunststoffen, die einen engbegrenzten Schmelzpunkt<br />

besitzen, wie z.B. DELRIN ® Acetalhomopolymer, sollte das<br />

Werkzeug nach dem Aufsetzen kaum mehr als 1-2 Umdrehungen<br />

ausführen. Ist der Anpreßdruck ungenügend, so<br />

dreht die Schwungmasse zu lange durch und schert das im<br />

Erstarren begriffene Material wieder ab. Dadurch entstehen<br />

abgeschwächte oder undichte Nähte.<br />

Für amorphe Kunststoffe ist diese Bedingung weniger wichtig,<br />

da sie langsamer erstarren. Man arbeitet indessen bei<br />

allen Kunststoffen vorteilhaft mit höheren Anpreßdrücken<br />

als unbedingt notwendig, da die Qualität der Schweißnaht<br />

darunter nicht leidet.<br />

102<br />

0,8 T<br />

0,3 T<br />

Abb. 10.25 Nahtprofil mit Außen- und Innenabdeckung<br />

T<br />

a<br />

Um mit Schwungmasse-Werkzeugen gute Nähte zu erzielen,<br />

müssen folgende Größen betrachtet werden.<br />

– Umfangsgeschwindigkeit an der Schweißnaht<br />

Sofern dies technisch möglich ist, sollte sie nicht unter<br />

10 m/s liegen. Bei kleinen Teildurchmessern ist man indessen<br />

gelegentlich gezwungen, zwischen 5 und 10 m/s zu<br />

arbeiten, da sonst die Drehzahl zu hoch wird. Allgemein<br />

kann man indessen sagen, daß hohe Umfangsgeschwindigkeiten<br />

bessere Ergebnisse zeigen. Auch bezüglich der<br />

Abmessungen der Schwungmasse ist es von Interesse, mit<br />

möglichst hohen Drehzahlen zu arbeiten, da die Werkzeuge<br />

für ein gegebenes Teil kleiner werden.<br />

– Die Schwungmasse<br />

Da die in der Schwungmasse enthaltene Energie eine Funktion<br />

der Drehzahl und des Trägheitsmomentes ist, müssen<br />

beide Größen in Abhängigkeit zuein<strong>and</strong>er festgelegt werden.<br />

Der Einfluß der Drehzahl erfolgt im Quadrat, so daß<br />

schon geringe Veränderungsmöglichkeiten derselben eine<br />

gute Anpassung an das gewünschte Resultat zulassen.<br />

Für technische Kunststoffe kann man allgemein annehmen,<br />

daß zum Verschweißen von 1 cm 2 projezierter Nahtoberfläche<br />

50 Nm Arbeit notwendig sind.<br />

Die Materialmenge, die geschmolzen werden muß, hängt<br />

indessen noch zusätzlich von der Genauigkeit ab, mit der<br />

die Nahtprofile aufein<strong>and</strong>er passen, also auch von den<br />

Spritztoleranzen. Es wäre deshalb müßig, zu genaue<br />

Berechnungen anzustellen, da man ohnehin meistens<br />

mit einer Anpassung der Drehzahl rechnen muß.<br />

– Der Anpreßdruck<br />

Wie schon weiter oben erwähnt, ist der Anpreßdruck so<br />

zu bemessen, daß das Werkzeug nach dem Aufsetzen nur<br />

noch etwa 1–2 Umdrehungen macht.<br />

Als Berechnungsgrundlage kann man annehmen, daß ein<br />

spezifischer Druck von 5 MPa auf die projezierte Nahtfläche<br />

erforderlich ist. Es genügt indessen nicht, den Kolbendurchmesser<br />

und den Luftdruck entsprechend festzulegen.<br />

Auch die Zufuhrleitungen und die Ventile müssen so<br />

dimensioniert sein, daß der Kolbenvorschub schlagartig<br />

erfolgt. Ist dies nicht der Fall, so fährt das Werkzeug zu<br />

langsam nach unten, und der Druck im Zylinder baut sich<br />

zu spät auf. Eine große Zahl fehlerhafter Schweißnähte in<br />

der Praxis sind auf diese Fehler zurückzuführen.<br />

– Der Nachdruck<br />

Das sich im flüssigen Zust<strong>and</strong> befindliche Material braucht<br />

eine gewisse Zeit zum Erstarren. Es ist deshalb unbedingt<br />

notwendig, den Druck entsprechend lange aufrechtzuerhalten.<br />

Die Zeitdauer hängt vom Kunststoff ab und wird<br />

am besten durch Versuche ermittelt. Für DELRIN ® liegt sie<br />

bei 0,5-1 Sekunde, während für amorphe Kunststoffe<br />

etwas mehr Zeit benötigt wird.


Graphische Bestimmung<br />

der Schweißgrößen<br />

Das Nomogramm, Abb. 10.26, gestattet eine schnelle und<br />

einfache Festlegung der wichtigsten Daten und ist für alle<br />

technischen Kunststoffe durchaus geeignet.<br />

Zuerst bestimmt man den mittleren Nahtdurchmesser d in<br />

Abb. 10.27 sowie die projezierte Nahtfläche F.<br />

ø D (mm)<br />

120<br />

110<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

20<br />

10<br />

8<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

F (cm2 )<br />

4<br />

L (mm)<br />

30<br />

40<br />

506070<br />

80<br />

90 100<br />

120<br />

10000<br />

5000<br />

3000<br />

2000<br />

P (N)<br />

1000<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Abb. 10.26 Nomogramm zur Bestimmung der Schweißparameter<br />

2<br />

8000 t/min ød 25 mm<br />

7000 28<br />

6000 33<br />

5000 40<br />

4000 50<br />

3500 57<br />

3000 65<br />

2500 80<br />

2000 100<br />

1800 110<br />

1600 125<br />

1400 140<br />

1200 165<br />

1000 200<br />

3 1<br />

Beim eingezeichneten Beispiel beträgt die Fläche F etwa 3 cm2 und der mittlere Nahtdurchmesser d 60 mm. Man fährt also<br />

von der linken Skala von 3 cm2 ausgehend nach rechts bis zum<br />

Schnittpunkt mit der Durchmesserlinie 60 (Punkt 1) und von<br />

dort senkrecht nach oben. Dort wählt man dann einen Durchmesser<br />

und die dazugehörende<br />

Länge der Schwungmasse beliebig (Abb. 10.28). Immerhin<br />

sollte der Durchmesser größer sein als die Länge, um die<br />

Gesamthöhe des Werkzeuges klein zu halten.<br />

Im gezeigten Beispiel hat man einen Durchmesser von 84 mm<br />

gewählt, was eine Länge von 80 mm ergibt (Punkt 2).<br />

Dem Nomogramm ist eine Umfangsgeschwindigkeit von<br />

10 m/s zu Grunde gelegt, was für das gezeigte Beispiel<br />

von 60 mm ∅ eine Drehzahl von etwa 3200 U/min ergibt.<br />

Man kann indessen auch eine höhere Drehzahl, z.B. 4000,<br />

wählen, welche den Schnittpunkt 3 ergibt. Wenn man von<br />

diesem Punkt nach oben fährt, werden die Werkzeugabmessungen<br />

selbstverständlich kleiner. Im gezeigten Fall<br />

wurde auf Punkt 4 ein Durchmesser von 78 mm gewählt,<br />

zu dem eine Länge von 70 mm gehört.<br />

100<br />

Wenn man von der Fläche 3 cm2 horizontal auf die rechte<br />

Skala geht, findet man gleichzeitig den notwendigen<br />

Anpreßkraft, der im gezeigten Beispiel etwa 1500 N beträgt.<br />

Das Nomogramm berücksichtigt nur die Außenabmessungen<br />

des Werkzeuges und vernachläßigt die Bohrungen. Diese<br />

werden jedoch von der Aufnahmevorrichtung einigermaßen<br />

kompensiert, so daß die Werte trotzdem genügend genau<br />

sind.<br />

Ø d<br />

Abb. 10.27 Bestimmung des mittleren Nahtdurchmessers<br />

L<br />

Abb. 10.28 Schweißkopf-Abmessungen<br />

Ø d<br />

F F<br />

P<br />

Ø D<br />

103


Motorantriebsleistung<br />

Schwungmasse-Werkzeuge haben neben vielen <strong>and</strong>eren<br />

positiven Eigenarten auch den Vorteil, daß zum Antrieb<br />

nur geringe Leistungen benötigt werden.<br />

Da die totale Zykluszeit bei einer halb- oder vollautomatischen<br />

Anlage zwischen einer und zwei Sekunden liegt, hat<br />

der Motor genügend Zeit, die Schwungmasse auf die<br />

Betriebsdrehzahl zu beschleunigen. Die im Werkzeug enthaltene<br />

kinetische Energie wird während des Schweißvorganges<br />

in so kurzer Zeit in Wärme umgesetzt, daß dabei erhebliche<br />

Leistungen auftreten.<br />

Wenn z.B. die beiden auf dem Nomogramm (Abb. 10.26)<br />

aufgeführten Werkzeuge in 0,05 s abgebremst werden, geben<br />

sie während dieser Zeitdauer eine Leistung von etwa 3 kW<br />

ab. Wenn sie bis zur nächsten Schweißung eine Sekunde Zeit<br />

für die Wiederbeschleunigung haben, wäre dazu theoretisch<br />

nur eine Leistung von 150 W notwendig.<br />

Für die meisten in der Praxis anfallenden Teile genügen deshalb<br />

Motorleistungen von 0,5 kW.<br />

Wie schon bereits erwähnt, ist eine Anpassungsmöglichkeit<br />

der Drehzahl wünschenswert. H<strong>and</strong>elt es sich indessen um<br />

eine Produktionsanlage, auf der immer gleiche Teile verschweißt<br />

werden, so erfolgt die Anpassung der Drehzahl<br />

meistens durch Verändern der Riemenscheibendurchmesser.<br />

Qualitätskontrolle geschweißter Teile<br />

Um eine gleichmäßig gute Qualität zu erreichen, sollten die<br />

Nähte am Profilprojektor zuerst auf Paßgenauigkeit untersucht<br />

werden. Zu große Abweichungen der Profile sowie der<br />

Durchmesser (Spritzgußtoleranzen) können den Schweißvorgang<br />

erschweren und die Qualität vermindern. Korrekt dimensionierte<br />

Nähte und gewissenhaft verarbeitete Teile erübrigen<br />

ohne weiteres eine spätere systematische Kontrolle.<br />

Stimmen beispielsweise die Winkel der beiden Profile schlecht<br />

aufein<strong>and</strong>er, so entsteht nach Abb. 10.29 eine äußerst spitze<br />

Kerbe, die unter Belastung unzulässige Spannungsspitzen<br />

erzeugt, und damit die Festigkeit des ganzen Teils vermindert.<br />

Auch muß zuviel Material weggeschmolzen werden.<br />

Abb. 10.29 Profilfehler<br />

104<br />

Ausschlaggebend für die Beurteilung der Naht ist je nach der<br />

Anwendung die mechanische Festigkeit, die Dichtigkeit<br />

gegen flüssige oder gasförmige Stoffe oder beides zusammen.<br />

Die möglichen Prüfverfahren können wie folgt<br />

beschrieben werden:<br />

– Eine visuelle Kontrolle der Nähte ist nur sehr begrenzt<br />

möglich und gibt keine Auskunft betreffend der Festigkeit<br />

und der Dichtigkeit. Sie kann nur an Teilen erfolgen, an<br />

denen die Schweißbraue sichtbar ist. Wenn die Schweißbedingungen<br />

korrekt sind, muß am ganzen Nahtumfang<br />

eine kleine, gleichmäßige Braue austreten.<br />

Ist sie unregelmäßig, zu groß oder gar nicht vorh<strong>and</strong>en,<br />

so muß die Drehzahl korrigiert werden. Selbstverständlich<br />

hat man kein Interesse, mehr Kunststoff wegzuschmelzen<br />

als unbedingt erforderlich. Wenn indessen überhaupt kein<br />

Material austritt, hat man keine Gewähr, daß die Naht<br />

genügend gut verschweißt ist.<br />

Das Aussehen der Schweißbraue hängt nicht nur vom<br />

Kunststoff, sondern auch von der Viskosität und eventuellen<br />

Zusätzen ab. So ergibt z.B. DELRIN ® 100 eher eine faserige<br />

Braue, während DELRIN ® 500 einen verschmolzenen<br />

Schweißgrat zeigt. Des weiteren hat auch die Umfangsgeschwindigkeit<br />

einen Einfluß auf das Aussehen, so daß<br />

daraus keine Schlüsse in bezug auf die Qualität gezogen<br />

werden können.<br />

– Festigkeitsprüfungen der Nähte bis zu deren Zerstörung<br />

sind die einzige Möglichkeit, die Qualität der Schweißung<br />

richtig beurteilen und daraus endgültige Schlüsse ziehen<br />

zu können. Die weitaus meisten rotationsgeschweißten<br />

Teile sind geschlossene Behälter, die unter dauerndem<br />

oder kurzzeitigem Innen- oder Außendruck stehen (Feuerzeuge,<br />

Gaspatronen, Feuerlöscher). Daneben gibt es eine<br />

große Zahl Schwimmer, welche unbelastet sind und nur<br />

eine dichte Schweißung aufweisen müssen. Alle derartigen<br />

Teile wird man ungeachtet der im Betrieb tatsächlich<br />

auftretenden Spannungen am besten und einfachsten mittels<br />

langsam aber kontinuierlich ansteigendem Innendruck<br />

zum Bersten bringen. Eine derartige Anlage sollte die<br />

Möglichkeit bieten, die Teile während des Druckanstieges<br />

beobachten zu können.<br />

Aus sichtbaren, vor dem Bersten auftretenden Deformationen<br />

können sehr oft wertvolle Rückschlüsse auf eventuelle<br />

Konstruktionsfehler und daraus resultierende Schwachstellen<br />

gezogen werden.<br />

Nach dem Berstversuch sollen die Teile, vor allem aber<br />

die Schweißnähte, gründlich untersucht werden. Wenn die<br />

Naht korrekt dimensioniert und verschweißt ist, dürfen die<br />

Profilflächen nicht sichtbar sein. Die Brüche müssen quer<br />

durch die Naht oder an ihr entlang gehen. Im letzteren Fall<br />

läßt sich allerdings nicht feststellen, ob die Naht direkte<br />

Ursache des Bruches ist. Dies kann der Fall sein, wenn,<br />

wie z.B. in Abb. 10.29 gezeigt, eine starke Kerbwirkung<br />

vorh<strong>and</strong>en ist. Wenn es sich um Teile h<strong>and</strong>elt, die im<br />

Betrieb unter dauerndem Innendruck stehen und Temperaturschwankungen<br />

ausgesetzt sind, so muß der Berstdruck<br />

8-10 mal dem Betriebsdruck entsprechen. Nur dann hat<br />

man Gewähr, daß sich das Teil über die ganze Lebensdauer<br />

den Erwartungen entsprechend verhält (z.B. Butangas-Feuerzeuge).


Da es sich immer um zylindrische Körper h<strong>and</strong>elt, ist es sehr<br />

aufschlußreich, die Tangential-Bruchspannungen nachzurechnen<br />

und sie mit der tatsächlichen Zugfestigkeit des Kunststoffes<br />

zu vergleichen. Ist das Verhältnis schlecht, so muß die<br />

Ursache nicht unbedingt in der Schweißnaht gesucht werden.<br />

Konstruktionsfehler, Orientierung beim Füllen dünner Wände,<br />

ungünstige Anordnung oder Dimensionierung des Anschnittes,<br />

Schweißlinien oder seitliches Ausweichen des Kerns und<br />

somit unregelmäßige W<strong>and</strong>dicken können ebenfalls Gründe<br />

dafür sein.<br />

Bei glasfaserverstärkten Kunststoffen liegen die Verhältnisse<br />

etwas <strong>and</strong>ers. Mit zunehmendem Glasgehalt erhöht sich<br />

einerseits die Festigkeit, <strong>and</strong>ererseits wird der Anteil der<br />

schweißbaren Oberfläche wegen der vorh<strong>and</strong>enen Glasfasern<br />

kleiner. Somit wird das Verhältnis vom tatsächlichen zum<br />

theoretischen Berstdruck ungünstiger und die Schweißnaht<br />

kann in gewissen Fällen die schwächste Stelle werden.<br />

Wie wichtig schon die konstruktive Gestaltung rotationsverschweißter<br />

Druckbehälter ist, geht aus den folgenden zwei<br />

Beispielen hervor:<br />

Die beiden Patronen aus DELRIN ® 500 Acetalhomopolymer<br />

nach Abb. 10.30 wurden nach dem Verschweißen unter<br />

Innendruck geborsten und ergaben folgende Resultate:<br />

Patrone A riß in der Ebene X-X, ohne daß der zylindrische<br />

Teil oder die Schweißnaht beschädigt wurden. Dieser Bruch<br />

ist zweifellos auf den flachen Boden und die scharfe Innenkante,<br />

also einen Konstruktionsfehler, zurückzuführen.<br />

Der Berstdruck betrug nur 37% des theoretisch möglichen.<br />

X X<br />

A (schlecht) B (gut)<br />

Abb. 10.30 Schlecht und gut ausgelegte Druckkörper<br />

Patrone B barst zuerst in der Fließrichtung des Zylinders<br />

und anschließend der Naht entlang, ohne sie aufzureißen.<br />

Der Berstdruck betrug 80% des theoretisch errechneten,<br />

was als annehmbar betrachtet werden darf.<br />

Aus den Werten der mechanischen Nahtfestigkeit kann man<br />

allerdings keine Schlüsse in bezug auf die Dichtigkeit gegen<br />

Flüssigkeiten oder Gase ziehen.<br />

Druckbehälter und Schwimmer müssen deshalb noch zusätzlich<br />

mit dem entsprechenden Medium geprüft werden. Unter<br />

Innendruck stehende Gefäße wird man etwa mit dem halben<br />

Berstdruck belasten, um schwache Stellen sicher ermitteln<br />

zu können.<br />

X<br />

Schwimmer und <strong>and</strong>ere geschlossene Behälter werden durch<br />

Eintauchen in heißes Wasser auf Blasenbildung an der Naht<br />

untersucht. Schneller und sicherer ist das Arbeiten mit<br />

Unterdruck, wozu ein einfaches Gerät, wie es gelegentlich<br />

zum Prüfen von wasserdichten Uhren verwendet wird,<br />

genügt.<br />

– Abb. 10.31 veranschaulicht ein solches Gerät und stellt<br />

einen entsprechenden Vorgang dar.<br />

Ein runder Glasbehälter a, dessen Größe den Teilen entsprechend<br />

gewählt wird, ist mit einem lose aufgelegten<br />

Deckel b über eine Weichgummidichtung verschlossen.<br />

Ein Sieb c hält die Prüflinge unter Wasser. Da das Wasserniveau<br />

bis nahe an den Gefäßr<strong>and</strong> reicht, muß nur ein<br />

geringes Luftvolumen abgesaugt werden, um einen ausreichenden<br />

Unterdruck zu erzeugen. Dazu genügt schon ein<br />

einziger Kolbenhub einer h<strong>and</strong>betätigten Pumpe. Vorzugsweise<br />

wird man das Gerät mit einem einstellbaren Ventil<br />

versehen, um den Unterdruck zu begrenzen und damit<br />

Blasenbildung durch Sieden zu vermeiden.<br />

c<br />

d<br />

Abb. 10.31 Vakuum-Dichtigkeitsprüfgerät<br />

Prüfung von Schweißnähten durch Mikrotomschnitte<br />

Wenn die konstruktive Auslegung und die Schweißung korrekt<br />

durchgeführt werden, sollten sich Mikrotomschnitte erübrigen.<br />

Sie erfordern nicht nur einen erheblichen Aufw<strong>and</strong><br />

an Einrichtungen, sondern auch entsprechende Erfahrungen.<br />

Immerhin läßt sich damit gelegentlich die Ursache undichter<br />

Nähte feststellen, wie dies z.B. auf Abb. 10.32 der Fall ist.<br />

Man sieht hier deutlich, wie die V-Rille durch die Schweißpressung<br />

aufgedrückt und das Gegenprofil nicht bis auf den<br />

Grund geschweißt wurde. Der offen gebliebene Hohlraum<br />

mit der scharfen Ecke hat nicht nur eine Kerbwirkung, sondern<br />

erhöht auch die Gefahr der Undichtheit.<br />

Die Prüfung von Rotationsschweißnähten sollte nur zu Beginn<br />

einer Produktion und später nur noch in Form von Stichproben<br />

durchgeführt werden oder wenn die Gefahr besteht, daß sich<br />

in der Verarbeitung oder im Schweißvorgang etwas verändert<br />

hat. Die Ausschußquote bleibt bei richtigem Vorgehen klein<br />

und rechtfertigt deshalb nicht die systematische Prüfung aller<br />

Teile.<br />

b<br />

a<br />

105


Abb. 10.32 Dünnschnitt-Kontrolle<br />

Schweißen von Teilen mit Doppelnähten<br />

Das gleichzeitige Schweißen von zwei Nähten, wie dies z.B.<br />

für den Vergaserschwimmer nach Abb. 10.33 notwendig ist,<br />

erfordert besondere Maßnahmen und vermehrte Sorgfalt. Die<br />

Praxis hat gezeigt, daß keine guten Resultate erzielt werden<br />

können, wenn die beiden Hälften mittels Zahnkronen angetrieben<br />

bzw. gehalten werden. Es müssen deshalb auf jeden<br />

Fall Vertiefungen oder Rippen vorgesehen werden. Weiterhin<br />

ist es vorteilhaft, am Werkzeug die innere Auflagefläche<br />

gegenüber der äußeren in der Höhe einstellbar vorzusehen,<br />

um damit den Anpressdruck den Anforderungen entsprechend<br />

auf die beiden Nähte verteilen zu können.<br />

Die Schwungmasse und den Anpressdruck wird man in solchen<br />

Fällen für die Summe der Nahtoberflächen bemessen.<br />

Dagegen soll die Drehzahl dem kleineren Durchmesser entsprechend<br />

gewählt werden.<br />

Abb. 10.33 zeigt einen Doppelnaht-Schwimmer mit geeigneten,<br />

einstellbaren Aufnahmen und kleinen Rippen zum<br />

Antreiben bzw. Festhalten der Teile. Nach dem Schweißen<br />

fährt die Spindel nicht ganz nach oben, um ein Einlegen des<br />

Teils in das stehende Werkzeug zu ermöglichen.<br />

Erst danach wird eingekuppelt und die Schwungmasse auf<br />

Drehzahl gebracht.<br />

Es ist empfehlenswert, die Kunststoffteile so zu dimensionieren,<br />

daß man die innere Naht zuerst anfängt zu schweißen,<br />

d.h. wenn die äußere noch etwa 0,2-0,3 mm Luft aufweist<br />

(Abb. 10.34).<br />

Das Schweißen von doppelten Nähten wird umso schwieriger,<br />

je größer das Verhältnis der beiden Durchmesser ist. Obwohl<br />

man in der Praxis Teile mit einem Außendurchmesser von<br />

50 mm und einem Innendurchmesser von 10 mm noch verbinden<br />

konnte, sind das doch Ausnahmefälle.<br />

106<br />

Abb. 10.33 Doppelnaht-Schweißung mit Antriebs- bzw. Halterippen<br />

Abb. 10.34 Verzögerter Beginn der Außenhautschweißung<br />

Abb. 10.35 Umgehen der Doppelschweißung mittels eines dritten<br />

Teils (Zerlegung der Doppelnaht in zwei getrennte<br />

Schweißungen)


Man darf derartige Konstruktionen nur mit größter Vorsicht<br />

und nach entsprechender Beratung durch Fachleute ausführen.<br />

Wenn man den sicheren Weg beschreiten und kein Risiko<br />

eingehen will, wählt man besser eine Lösung entsprechend<br />

Abb. 10.35. Hier ist die Doppelnaht in zwei einfache Schweißungen<br />

getrennt, die nachein<strong>and</strong>er erfolgen und bei richtiger<br />

Anpassung keine Probleme darstellen. Da bei dieser Lösung<br />

die Teile normal mit Zahnkronen angetrieben werden können,<br />

lassen sie sich leichter in eine vollautomatische Anlage<br />

einfügen. Der Gesamtaufw<strong>and</strong> ist deshalb kaum größer als<br />

für eine Doppelnaht, dagegen sind keine langwierigen und<br />

kostspieligen Vorversuche notwendig<br />

.<br />

Das Verschweißen gefüllter<br />

und verschiedenartiger Kunststoffe<br />

Gefüllte Kunststoffe lassen sich im allgemeinen ebenso gut<br />

rotationsschweißen wie ungefüllte. Wenn die Füllstoffe den<br />

Reibwert vermindern, muß unter Umständen der Schweißdruck<br />

erhöht werden, um die Abbremszeit der Schwungmasse<br />

kurz zu halten.<br />

Bei glasfasergefüllten Materialien wird die Nahtfestigkeit<br />

theoretisch kleiner, da die Glasfasern die tatsächlich verschweißte<br />

Fläche verringern. Diese Tatsache macht sich<br />

in der Praxis indessen selten bemerkbar, da der schwächste<br />

Punkt meistens ohnehin nicht in der Naht liegt. Falls erforderlich,<br />

kann das Nahtprofil etwas vergrößert werden.<br />

Glasfasern bewirken in allen Kunststoffen eine erhebliche<br />

Verkleinerung der Bruchdehnung, so daß Spannungskonzentrationen<br />

verheerend wirken. Diesem Umst<strong>and</strong> wird in der<br />

Konstruktion viel zu wenig Rechnung getragen.<br />

Gelegentlich steht man auch vor dem Problem, Kunststoffe<br />

verschiedener Gruppen und ungleicher Schmelzpunkte verschweißen<br />

zu müssen. Dies wird naturgemäß umso schwieriger,<br />

je weiter die Schmelzpunkte ausein<strong>and</strong>er liegen. Man<br />

kann in solchen Fällen nicht mehr von einer eigentlichen<br />

Verschweißung sprechen, da es sich mehr um ein mechanisches<br />

Verhängen der Oberflächen h<strong>and</strong>elt. Die Nahtfestigkeit<br />

genügt dann nur noch geringen Anforderungen. Es kann auch<br />

notwendig sein, spezielle Nahtprofile anzuwenden und mit<br />

sehr hohen Schweißdrücken arbeiten zu müssen.<br />

Die wenigen in der Praxis vorkommenden Verbindungen<br />

dieser Art betreffen indessen ausschließlich unbelastete<br />

Schweißnähte.<br />

Als typische Beispiele dieser Art kann man Ölst<strong>and</strong>sanzeiger<br />

und Schaugläser aus Polycarbonat erwähnen, die in Gehäuse<br />

aus DELRIN ® eingeschweißt werden.<br />

Nachfolgende Versuchsresultate sollen einige Anhaltspunkte<br />

über mögliche Verbindungen von DELRIN ® mit <strong>and</strong>eren Kunststoffen<br />

geben:<br />

Der in Abb. 10.13 gezeigte Schwimmer aus DELRIN ® erreicht<br />

einen Berstdruck von etwa 4 MPa.<br />

Wird eine Abschlußkappe aus einem <strong>and</strong>eren Material auf<br />

den Körper aus DELRIN ® geschweißt, so ergeben sich folgende<br />

Berstdrücke:<br />

ZYTEL ® 101 (Polyamid) 0,15–0,7 MPa<br />

PC 1,2 –1,9 MPa<br />

PMMA 2,2 –2,4 MPa<br />

ABS 1,2 –1,6 MPa<br />

Dabei ist zu beachten, daß bei allen erwähnten Verbindungen<br />

die Schweißnaht schwächer ist als die Materialfestigkeit.<br />

<strong>Rotationsschweißen</strong> von weichen<br />

Thermoplasten und Elastomeren<br />

Von wenigen Ausnahmen abgesehen (PTFE) hat ein Kunststoff<br />

einen umso höheren Reibwert, je weicher er ist.<br />

Das <strong>Rotationsschweißen</strong> wird deshalb aus drei Gründen mit<br />

zunehmender Weichheit schwieriger oder sogar unmöglich.<br />

– Der hohe Reibwert hat eine so starke Bremswirkung, daß<br />

die Schwungmasse nicht im St<strong>and</strong>e ist, durch Reibung<br />

Wärme zu erzeugen. Ein großer Teil der Energie wird<br />

durch die Deformation des Teils absorbiert, ohne daß<br />

genügend Relativbewegung auf den Schweißflächen stattfindet.<br />

Erhöht man die Energie, so riskiert man eher eine<br />

Beschädigung der Teile als eine Verbesserung der Verhältnisse.<br />

Das Problem kann manchmal so gelöst werden, daß man<br />

Schmierstoff auf die Nahtfläche sprüht (z.B. Silikon-<br />

Formtrennmittel). Dadurch wird der Reibwert zuerst sehr<br />

klein und die Drehung findet normal statt. Auf Grund der<br />

hohen spezifischen Pressung wird der Schmierstoff jedoch<br />

sehr schnell weggedrückt, wodurch der Reibwert ansteigt<br />

und das Material zum Schmelzen kommt.<br />

– Bei weichen Kunststoffen, die im Gegenteil einen sehr<br />

niedrigen Reibwert aufweisen (PTFE), müßte der spezifische<br />

Flächendruck sehr viel höher sein, um in kurzer Zeit<br />

genügend Reibwärme zu erzeugen. Die meisten Teile wären<br />

ohnehin nicht im St<strong>and</strong>e, den hohen Axialdruck ohne bleibende<br />

Deformation aufzunehmen. Für diese Kunststoffe<br />

gibt es gegenwärtig noch kein sicheres Vorgehen, um<br />

befriedigende Rotationsschweißungen zu erzeugen.<br />

– Teile aus weichen Kunststoffen können nur schwer in Aufnahmevorrichtungen<br />

festgehalten bzw. gedreht werden. Die<br />

Übertragung des hohen Drehmomentes wird deshalb ein<br />

oft unlösbares Problem, vor allem auch, weil kaum Zahnkronen<br />

verwendet werden können.<br />

Zusammenfassend kann man deshalb sagen, daß derartige<br />

Grenzfälle mit äußerster Vorsicht zu beh<strong>and</strong>eln sind, und daß<br />

die Entwicklungen entsprechende Vorversuche unumgänglich<br />

machen.<br />

Beispiele h<strong>and</strong>elsüblicher<br />

und experimenteller Schweißmaschinen<br />

Die in Abb. 10.36-10.38 gezeigten Maschinen sollen einige<br />

ausgewählte Beispiele aus der großen Zahl der in der Praxis<br />

verwendeten Schweißvorrichtungen illustrieren.<br />

107


Beispiele für h<strong>and</strong>elsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine sowie<br />

für Versuchsmaschinen<br />

Abb. 10.36 H<strong>and</strong>elsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine<br />

108


Abb. 10.37 Tisch-Rotationsschweißmaschine<br />

In der Grundausführung, die das Bild zeigt, ist die Maschine mit einem Dreiphasen-Kurzschlußankermotor ausgerüstet.<br />

Die Schwungmasse mit der Aufnahmevorrichtung ist direkt auf der Kolbenstange gelagert und entspricht dem in Abb. 10.12/10.13<br />

gezeigten Prinzip. Die Maschine wird auch mit Drehtisch, regelbarer Drehzahl und vollautomatischer Zuführung verwendet.<br />

109


Abb. 10.38 Rotationsschweißmaschine<br />

110


Ultraschallschweißen<br />

Einführung<br />

Das Ultraschallschweißen ist ein schnelles und wirtschaftliches<br />

Verfahren zur Verbindung von Kunststoffteilen und<br />

eignet sich hervorragend zur Montage qualitativ hochwertiger,<br />

in großen Stückzahlen hergestellter Kunststoffartikel.<br />

Das Ultraschallschweißen ist ein relativ neues Verfahren, das<br />

sich bei amorphen Kunststoffen wie Polystyrol, die eine niedrige<br />

Erweichungstemperatur aufweisen, problemlos anwenden<br />

läßt. Beim Verschweißen von amorphen Kunststoffen mit<br />

höheren Erweichungstemperaturen, von kristallinen Kunststoffen<br />

und von Kunststoffen mit geringer Steifheit erfordern<br />

die Konstruktion sowie die Montage sorgfältige Planung und<br />

Kontrolle.<br />

Dieser Beitrag soll die theoretischen Grundlagen und die<br />

praktischen Leitlinien für das Ultraschallschweißen von Teilen<br />

aus technischen Kunststoffen von <strong>DuPont</strong> darstellen.<br />

Das Ultraschall-Schweißverfahren<br />

Beim Ultraschallschweißen werden hochfrequente Schwingungen<br />

mit Hilfe eines vibrierenden Schweißwerkzeuges,<br />

der sogenannten «Sonotrode», auf zwei zu verschweißende<br />

Teile oder Werkstoffschichten übertragen. Die Verschweißung<br />

tritt infolge der Wärme ein, die an den Berührungsflächen<br />

der schwingenden Teile oder Schichten erzeugt wird.<br />

Die zum Ultraschallschweißen benötigte Geräteausrüstung<br />

besteht aus einer Haltevorrichtung zur Fixierung der Teile,<br />

einer Sonotrode, einem elektromechanischen W<strong>and</strong>ler zur<br />

Erregung der Sonotrode, einem Hochfrequenzgenerator und<br />

einer Zeitsteuerung.<br />

W<strong>and</strong>ler oder<br />

Konverter<br />

Sonotrode<br />

Kunststoffteile<br />

Haltevorrichtung<br />

Hochfrequenzgenerator<br />

Zeitsteuerung<br />

Abb. 10.41 Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />

Abb. 10.42 Typische Ultraschall-Schweißgeräte, b mit magnetostriktivem<br />

W<strong>and</strong>ler, a mit piezoelektrischem W<strong>and</strong>ler<br />

Das in Abb. 10.41 dargestellte Schweißgerät wird weiter unten<br />

noch im einzelnen beschrieben. Typische h<strong>and</strong>elsübliche Ultraschallschweißgeräte<br />

sind in Abbildung 10.42 dargestellt.<br />

Die durch die Sonotrode auf die zu verschweißenden Teile<br />

übertragenen Schwingungen lassen sich als Wellen verschiedener<br />

Arten beschreiben:<br />

a. Längswellen breiten sich in jedem Material aus: in Gasen<br />

und Flüssigkeiten ebenso wie in festen Stoffen. Sie pflanzen<br />

sich in der Richtung der Achse der Schwingungsquelle<br />

fort. Identische Schwingungszustände (d.h. Schwingungsphasen)<br />

sind sowohl dimensional als auch longitudinal<br />

von der Wellenlänge abhängig. Beim Betrieb mechanischer<br />

Resonatoren spielt die Längswelle fast ausschließlich<br />

die Rolle eines immateriellen Energieträgers<br />

(Abb. 10.43a).<br />

b. Im Gegensatz zur Längswelle kann die Transversalwelle<br />

nur in festen Körpern erzeugt und weitergeleitet werden.<br />

Transversalwellen sind hochfrequente elektromagnetische<br />

Wellen, Licht usw. Scherspannungen sind erforderlich,<br />

um eine Transversalwelle zu erzeugen. Letztere bewegt<br />

sich in einer Richtung, die rechtwinklig zur Schwingungsquelle<br />

verläuft (Transversalschwingung). Diese Art von<br />

Wellen ist so weit wie möglich beim Ultraschallschweißen<br />

zu unterdrücken, da nur die Grenzflächenschicht der<br />

Sonotrode Schwingungen unterworfen ist und somit<br />

keine Energie auf die Berührungsflächen der Energieverbraucher<br />

übertragen wird (Abb. 10.43b).<br />

a<br />

b<br />

111


c. Zirkularwellen werden ausschlielich durch die Längserregung<br />

eines Teils hervorgerufen. Darüberhinaus setzt<br />

die Entstehung solcher Wellen im Anwendungsbereich<br />

von Ultraschall asymmetrische Massenverhältnisse voraus.<br />

In dem Bereich, mit dem wir uns befassen, bringt<br />

diese Wellenart erhebliche Probleme mit sich. Wie in<br />

Abb. 10.43c dargestellt, werden an der Oberfläche des<br />

benutzten Mediums Bereiche geschaffen, die hohen<br />

Druckbelastungen ausgesetzt sind; es treten auch Bereiche<br />

hoher Zugspannung auf, was bedeutet, daß partielle<br />

Kräfte hoher Intensität erzeugt werden.<br />

Übrigens werden bei der Übertragung der Ultraschallwellen<br />

vom W<strong>and</strong>ler zur Sonotrode durch diese Wellen reziproke<br />

Schwingungen vom piezoelektrischen Keramikinstrument<br />

zum W<strong>and</strong>ler hervorgerufen, die zur Zerstörung der Piezoelemente<br />

führen können.<br />

Bei der Konstruktion von Sonotroden sollten diese Gegebenheiten<br />

und die Unterdrückung zirkular polarisierter Wellen<br />

sorgfältig beachtet werden.<br />

Beim Schweißvorgang setzt die wirksame Verwendung der<br />

Ultraschallenergie voraus, daß eine bestimmte Menge örtlich<br />

begrenzter molekulärer Reibungswärme erzeugt wird, um<br />

absichtlich eine gewisse «Ermüdung» der Werkstoffschicht<br />

an der Nahtstelle oder Berührungsfläche zwischen den zu<br />

verschweißenden Kunststoffteilen hervorzurufen.<br />

Während des Schweißens wird in den zu verschweißenden Teilen<br />

durchgängig Wärme erzeugt. Abb. 10.44 illustriert einen<br />

Versuch, bei dem ein Stab von 10 × 10 mm Durchmesser und<br />

60 mm Länge mit einem flachen Block aus einem ähnlichen<br />

Kunststoff verschweißt wird. Zur Übertragung von Ultraschallschwingungen<br />

auf den Stab wird an dessen oberem Ende ein<br />

Ultraschall-Schweißwerkzeug angebracht.<br />

112<br />

Bewegungsrichtung<br />

der Partikel<br />

Schwingungsrichtung<br />

der<br />

Partikel<br />

B A B A B A<br />

(b)<br />

�<br />

(a)<br />

Fortpflanzungsrichtung<br />

der Wellen<br />

�<br />

Fortpflanzungsrichtung<br />

der Wellen<br />

Wellenlänge Bewegungsrichtung<br />

der Partikel<br />

�<br />

(c)<br />

Fortpflanzungsrichtung der Wellen<br />

Abb. 10.43 a. Längswelle – b. Transversalwelle – c. Zirkularwelle<br />

Der Block ruht auf einer festen Unterlage, die als Reflektor für<br />

die Schallwellen dient, die durch den Stab und den Block w<strong>and</strong>ern.<br />

An verschiedenen Punkten entlang des Stabes werden<br />

Thermoelemente angebracht. Ultraschall-Schwingungen werden<br />

5 Sekunden lang zur Anwendung gebracht. Das Diagramm<br />

zeigt die zeitabhängige Temperaturänderung an den 5 Meßpunkten<br />

entlang des Stabes. Die höchsten Temperaturen sind<br />

an der Berührungsfläche zwischen Schweißwerkzeug und Stab<br />

sowie an der Berührungsfläche zwischen Stab und Block anzutreffen,<br />

sie treten jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten auf.<br />

Wenn an der Berührungsfläche zwischen den Teilen genügend<br />

Wärme erzeugt wird, kommt es zur Erweichung und zum<br />

Schmelzen der Kontaktflächen. Unter Druck entsteht eine<br />

Schweißnaht.<br />

Schweißgeräte<br />

Die zum Ultraschallschweißen erforderlichen Geräte sind im<br />

Vergleich zu der Ausrüstung, die für <strong>and</strong>ere Schweißverfahren<br />

wie Reibschweißen oder Heizelementschweißen benötigt<br />

wird, relativ aufwendig und kompliziert. Zu einem kompletten<br />

System gehören ein elektrischer Hochfrequenzgenerator,<br />

Zeitsteuerungen, ein W<strong>and</strong>ler, der elektrische Energie in<br />

mechanische Schwingungen umsetzt, eine Sonotrode und<br />

eine – gegebenenfalls automatisierte – Haltevorrichtung<br />

für die zu verschweißenden Teile.<br />

a. Hochfrequenzgenerator<br />

Bei den meisten h<strong>and</strong>elsüblichen Geräten erzeugt die Generatoreinheit<br />

eine Ausgangsfrequenz von 20 kHz mit einer<br />

durchschnittlichen Nennleistung, die zwischen einigen hundert<br />

und über tausend Watt liegen kann. In neuerer Zeit hergestellte<br />

Generatoren sind volltransistoriert, arbeiten mit<br />

niederigeren Spannungen als die früheren Röhrengeräte und<br />

weisen Impedanzen auf, die denen der gebräuchlichsten<br />

W<strong>and</strong>ler, die an den Generatorausgang angeschlossen werden,<br />

recht nahe kommen.<br />

b. W<strong>and</strong>ler<br />

Die zum Ultraschallschweißen verwendeten W<strong>and</strong>ler sind<br />

elektromechanische Vorrichtungen, die dazu dienen, hochfrequente<br />

elektrische Impulse entweder nach dem piezoelektrischen<br />

oder aber nach dem magnetostriktiven Prinzip in<br />

hochfrequente mechanische Schwingungen umzuw<strong>and</strong>eln.<br />

Piezoelektrische Werkstoffe ändern ihre Länge, wenn eine<br />

elektrische Spannung angelegt wird. Sie können eine Kraft<br />

auf alles ausüben, was sie daran zu hindern sucht, ihre<br />

Abmessungen zu verändern – so zum Beispiel die Trägheit<br />

einer an das piezoelektrische Material angrenzenden Masse.<br />

c. Sonotrode<br />

An den Ausgang des W<strong>and</strong>lers wird eine Sonotrode angeschlossen.<br />

Diese Sonotrode hat zwei Funktionen:<br />

a. sie überträgt die Ultraschall-Schwingungen auf die zu<br />

verschweißenden Teile;<br />

b. sie erzeugt den Druck, der erforderlich ist, um eine<br />

Schweißnaht zu bilden, sobald die Berührungsflächen<br />

geschmolzen sind.


Sonotrode<br />

15 15 15 15<br />

Reflektor<br />

(a)<br />

N 1<br />

N 2<br />

N 3<br />

N 4<br />

N 5<br />

Temperature, Temperatur, °C °C<br />

200<br />

100<br />

0<br />

20<br />

t, s<br />

(b)<br />

Die Kunststoffteile stellen für den W<strong>and</strong>ler eine «Last» oder<br />

Impedanz dar. Die Sonotrode dient zur Anpassung des W<strong>and</strong>lers<br />

an diese Last und wird deshalb manchmal auch als Impedanz-Anpassungstransformator<br />

bezeichnet. Die Anpassung<br />

erfolgt durch Vergrößerung der Amplitude (und damit auch<br />

der Geschwindigkeit) der vom W<strong>and</strong>ler erzeugten Schwingungen.<br />

Als Maß für die Verstärkung kann die Gesamtbewegung<br />

oder doppelte Amplitude des W<strong>and</strong>lerausgangs beispielsweise<br />

ungefähr 0,013 mm betragen, während die für<br />

den Schweißbereich geeigneten Schwingungen von 0,05 bis<br />

0,15 mm reichen können. Die Verstärkung oder der «Gewinn»<br />

ist einer der für die Konstruktion von Sonotroden ausschlaggebenden<br />

Faktoren. Einige typische Sonotroden sind in<br />

Abb. 10.45 dargestellt.<br />

Sonotroden mit stufenförmigem, konischem, Exponential-,<br />

Katenoid- oder Fourier-Profil und relativer Angabe der<br />

Schwingungsamplitude (bzw. -geschwindigkeit) und der<br />

sich daraus ergebenden Spannungsverteilung entlang des<br />

Sonotrodenkörpers können an den «Spannungsbäuchen»,<br />

die an den Enden eines jeden Halbwellen-Elements auftreten,<br />

vgl. Abb. 10.46, kaskadenartig mitein<strong>and</strong>er verbunden<br />

werden.<br />

Derart gekoppelte Sonotroden verstärken die Schwingungsamplitude<br />

der letzten in Serie geschalteten Sonotrode (oder<br />

schwächen sie ab, soweit erwünscht). Eine solche Anordnung<br />

ist in Abb. 10.47 dargestellt. Die mittlere, zwischen<br />

W<strong>and</strong>ler und Schweiß-Sonotroden angeordnete Sonotrode<br />

wird üblicherweise als Booster bezeichnet und stellt eine<br />

bequeme Methode dar, die Amplitude zu verändern, die<br />

eine wichtige Variable beim Ultraschallschweißen<br />

darstellt.<br />

p<br />

5<br />

2<br />

4<br />

3<br />

1<br />

10<br />

Schweißnaht<br />

Temperature, Temperatur, °C °C<br />

250<br />

200<br />

140<br />

100<br />

l, mm<br />

30 40 0 15 30 45 60<br />

Thermoelemente<br />

N 1 N 2 N 3 N 4 N 5<br />

(c)<br />

Sonotroden<br />

p<br />

Reflektor<br />

Abb. 10.44 Temperaturunterschiede entlang einem Kunststoffstab, der T-förmig durch Ultraschall mit einer Platte aus dem gleichen Werkstoff<br />

verschweißt wurde. a. Schematische Darstellung des W<strong>and</strong>lers, der zu verschweißenden Stücke und der Thermoelemente.<br />

b. Temperaturänderung in Abhängigkeit von der Zeit an verschiedenen Punkten entlang des Stabes. c. Abgelesene Temperaturwerte<br />

bei anliegender maximaler Schweißtemperatur (gestrichelte Linie) und im Stab erzeugte Spitzentemperaturen (durchgezogene Linie).<br />

Bei der Kopplung von Sonotroden ist sorgfältig darauf zu achten,<br />

daß die Schweiß-Sonotrode beim Betrieb nicht überlastet<br />

wird, was zu ihrer Zerstörung infolge Ermüdung führt.<br />

Einige Sonotroden-Werkstoffe sind <strong>and</strong>eren darin überlegen,<br />

große Bewegungen ohne Zerstörung zu überstehen. Hochleistungs-Titanlegierungen<br />

stehen insoweit an erster Stelle.<br />

Andere geeignete Werkstoffe für Sonotroden sind Monel-<br />

Metall, Edelstahl und Aluminium. Sonotrodenwerkstoffe<br />

dürfen keine akustische Energie in Wärme umw<strong>and</strong>eln.<br />

Kupfer, Blei, Nickel und Gußeisen sind als Werkstoffe<br />

für Sonotroden ungeeignet. Die in Abb. 10.46 gezeigten<br />

Sonotrodenkonstruktionen eignen sich nur zum Schweißen<br />

kleinerer Teile aus technischen Kunststoffen von <strong>DuPont</strong>.<br />

Abb. 10.45 Typische Sonotroden<br />

240<br />

113


Teile aus Werkstoffen wie Polystyrol mit einer Gesamtgröße,<br />

die größer ist als der Endbereich einer Sonotrode, können<br />

mit «Punkt»-Sonotroden verschweißt werden, wie sie in<br />

Abb. 10.45 gezeigt sind.<br />

Zum Verschweißen größerer Einzelteile aus technischen<br />

Kunststoffen von Du Pont, deren Durchmesser 25 mm übersteigt,<br />

sollte die Form des Sonotrodenendes der Auslegung<br />

der Schweißverbindung entsprechen. Stab- und Hohlsonotroden,<br />

wie sie in Abb. 10.47 dargestellt sind, eignen sich zum<br />

Schweißen größerer rechteckiger bzw. kreisförmiger Stücke.<br />

Weitere Einzelheiten dieser wichtigen Beziehung zwischen<br />

der Konstruktion der Teile und der Gestaltung der Sonotrode<br />

werden im Abschnitt Konstruktive Überlegungen ausführlicher<br />

erörtert.<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

W<strong>and</strong>lereinheit<br />

Booster-<br />

Sonotrode<br />

Schweißsonotrode<br />

114<br />

a.<br />

b.<br />

c.<br />

A<br />

N<br />

A<br />

N<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Länge (mm)<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Abb. 10.46 Folgende Sonotrodenprofile dienen der Verstärkung der<br />

W<strong>and</strong>lerausgangsleitung: a. stufenförmig. b. konisch.<br />

c. exponential. d. Katenoid. e. Fourier. Die Änderung der<br />

Partikelgeschwindigkeit und der Spannung entlang der<br />

Sonotrode ist unter dem jeweiligen Profil graphisch<br />

dargestellt.<br />

0<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300<br />

350<br />

400<br />

25 µm � 0 � 25 µm<br />

700 bars � � 700 bars<br />

Abb. 10.47 Konische oder stufenförmige Sonotroden können kaskadenförmig<br />

gekoppelt werden, um eine höhere Verstärkung<br />

zu erzielen. Die Abbildung zeigt die Meßwerte<br />

der Amplitude und der Spannung an verschiedenen<br />

Punkten entlang des Systems. Schwingungsknoten und<br />

Schwingungsbäuche treten jeweils an den mit N und A<br />

gekennzeichneten Punkten auf.<br />

d.<br />

e.<br />

�<br />

Die Breite oder der Durchmesser stabförmiger oder hohler<br />

Sonotroden ist in vielen Fällen auf Abmessungen beschränkt,<br />

die 1 /4 der Wellenlänge des Ultraschalls im Sonotrodenwerkstoff<br />

nicht übersteigen. Wenn die Breite einer Sonotrode diesen<br />

Grenzwert überschreitet, werden seitliche Schwingungskomponenten<br />

in der Sonotrode angeregt. Dadurch verringert sich<br />

der Wirkungsgrad der Sonotrode. Für Titan-Sonotroden mit<br />

St<strong>and</strong>ard-Konstruktionen stellen Breiten von 65 bis 75 mm<br />

die Obergrenze dar. Größere Sonotroden können mit Einkerbungen<br />

hergestellt werden, durch die seitliche Abmessungen<br />

von mehr als 1 /4 der Wellenlänge unterbrochen werden.<br />

Große Teile können auch mit mehreren zusammengefaßten<br />

Sonotroden verschweißt werden. Eine Methode besteht<br />

darin, mehrere mit je einem W<strong>and</strong>ler versehene Sonotroden<br />

gleichzeitig aus einzelnen Generatoren oder der Reihe nach<br />

aus einem Generator zu speisen. Bei einer <strong>and</strong>eren Methode<br />

wird eine Gruppe von Sonotroden an einen einzigen W<strong>and</strong>ler<br />

angeschlossen, der, sobald er eingeschaltet wird, sämtliche<br />

Sonotroden gleichzeitig erregt.<br />

Wirksames Schweißen setzt voraus, daß die Sonotroden eine<br />

Resonanzfrequenz aufweisen, die der Nennfrequenz des<br />

Schweißgerätes von 20 kHz sehr nahe kommt. Deshalb stimmen<br />

die Hersteller von Schweißgeräten die Sonotroden<br />

elektronisch ab, indem sie minimale Veränderungen der Sonotrodenabmessungen<br />

vornehmen, um ein optimales Leistungsverhalten<br />

zu erzielen. Einfache stufenförmige Sonotroden aus<br />

Aluminium lassen sich zwar ohne Schwierigkeiten im Labor<br />

herstellen, um damit Prototypen von Schweißnähten auszuwerten;<br />

solche Sonotroden versagen aber rasch infolge Ermüdung,<br />

werden leicht schartig oder beschädigt und hinterlassen<br />

häufig Spuren auf den verschweißten Teilen. Deshalb sollten<br />

der Entwurf und die Anfertigung komplexer Sonotroden, oder<br />

Sonotroden aus speziellen Werkstoffen, solchen Geräteherstellern<br />

überlassen werden, die über die notwendigen Erfahrungen<br />

und Kenntnisse für die analytische und empirische Konstruktion<br />

von Sonotroden verfügen.<br />

d. Haltevorrichtung<br />

Haltevorrichtungen, mit denen die Teile ausgerichtet und<br />

während des Schweißens festgehalten werden, sind ein wichtiger<br />

Best<strong>and</strong>teil des Schweißgerätes. Die Teile müssen zum<br />

Ende der Sonotrode so ausgerichtet und fixiert werden, daß<br />

während des Schweißvorganges ein gleichmäßiger Druck zwischen<br />

den Teilen aufrechterhalten wird. Wenn das untere der<br />

beiden zu verschweißenden Teile einfach auf den Schweißtisch<br />

gelegt wird, können beide Teile während des Schweißens<br />

unter der Sonotrode fortgleiten. Hochfrequente Schwingungen<br />

verringern die Wirkung von Reibungskräften, die die Teile<br />

unter normalen Umständen festhalten würden. Eine typische<br />

Haltevorrichtung ist in Abb. 10.48 dargestellt.<br />

Die am häufigsten verwendeten Haltevorrichtungen sind so<br />

ausgebildet, daß sie das untere der zu verschweißenden Teile<br />

aufnehmen und in der gewünschten Position sicher festhalten.<br />

Die Frage, ob ein Teil während des Schweißens so gut<br />

wie unbeweglich gehalten werden muß, ist bis heute noch<br />

nicht durch geeignete, kontrollierte Versuche geklärt worden.<br />

Einw<strong>and</strong>freie Verschweißungen sind sowohl in Fällen<br />

beobachtet worden, in denen die Teile positioniert wurden,<br />

aber frei schwingen konnten, als auch in Fällen, in denen<br />

die Teile starr eingeklemmt waren.


Abb. 10.48 Haltevorrichtung<br />

Sonotrode<br />

Kunststoffteile<br />

Haltevorrichtung<br />

Luftdruck-Auswurfvorrichtung<br />

(beliebig)<br />

Die Haltevorrichtung sollte starr sein, so daß sich eine relative<br />

Bewegung zwischen dem Werkzeug und dem Amboß entwickelt<br />

und die Bewegungsenergie auf diese Weise auf das<br />

Kunststoffmaterial übertragen wird. Dies kann dadurch erreicht<br />

werden, daß man den Amboß kurz und massiv gestaltet oder<br />

aber auf ein Viertel der Wellenlänge abstimmt. Probleme können<br />

auftauchen, wenn der Anwender den Amboß ungewollt so<br />

bemißt, daß seine Länge der halben Wellenlänge entspricht, so<br />

daß er bei oder nahe bei 20 kHz in Resonanz gerät. Dies würde<br />

bewirken, daß der Amboß sich im Takt mit der Sonotrode<br />

bewegen kann und die dem Teil zugeführte Energie auf diese<br />

Weise entscheidend reduziert wird. Wenn seine Resonanzfrequenz<br />

geringfügig über oder unter 20 kHz liegt, treten unangenehme<br />

kreischende und heulende Geräusche auf, sobald<br />

die beiden Frequenzen sich zu überladen beginnen.<br />

Unterschiedliche Abflachungen oder W<strong>and</strong>stärken einiger<br />

Formteile, die <strong>and</strong>ernfalls eine gleichmäßige Verschweißung<br />

verhindern könnten, lassen sich durch Haltevorrichtungen<br />

ausgleichen, die mit elastomerem Material ausgekleidet sind.<br />

Gummistreifen oder gegossener und gehärteter Silikonkautschuk<br />

ermöglichen es, Teile in Haltevorrichtungen unter<br />

normalem statischem Druck auszurichten; unter hochfrequenten<br />

Schwingungen wirken sie jedoch wie starre Begrenzungen.<br />

Eine Gummiauskleidung kann auch dazu beitragen,<br />

unerwünschte Nebenschwingungen zu absorbieren, die häufig<br />

zur Rißbildung oder zum Schmelzen von Teilen an von<br />

der Schweißnaht entfernten Stellen führen. Eine <strong>and</strong>ere<br />

bequeme Vorrichtung zur erstmaligen Ausrichtung der Teile<br />

und der Sonotrode ist ein einstellbarer Tisch, der in einer<br />

zum Ende der Sonotrode parallelen Fläche in zwei Achsen<br />

geneigt werden kann. Statt eines einstellbaren Tisches werden<br />

häufig dünne Unterlegeblöcke verwendet.<br />

Anwendungen mit hohen Produktionsmengen erfordern häufig<br />

die Verwendung automatisierter Geräte zur H<strong>and</strong>habung<br />

und Fixierung der Teile. Für kleine Teile werden Rütteltrichter<br />

und Füllrinnen eingesetzt, um die Teile auf einen Karusselltisch<br />

zu befördern, der mit einer Vielzahl von Haltevorrichtungen<br />

zur Fixierung der Teile ausgestattet ist. Nicht<br />

selten werden mehrere Schweißvorgänge an verschiedenen,<br />

aufein<strong>and</strong>erfolgenden Positionen des Karusselltisches<br />

ausgeführt.<br />

Konstruktive Überlegungen<br />

Die Konstruktion der Teile ist ein wichtiger Faktor, der häufig<br />

vernachlässigt wird, bis die Werkzeuge zusammengestellt<br />

und die ersten Schweißversuche mit Formteilen unternommen<br />

worden sind.<br />

a. Auslegung der Schweißnaht<br />

Der wohl kritischste Aspekt der Konstruktion von Teilen für<br />

das Ultraschallschweißen ist die Auslegung der Schweißnaht,<br />

insbesondere bei Werkstoffen mit kristalliner Struktur und<br />

hohem Schmelzpunkt, zu denen auch die technischen Kunststoffe<br />

von Du Pont gehören. Für das Schweißen amorpher<br />

Kunststoffe ist die Nahtauslegung weniger kritisch. Es gibt<br />

zwei grundlegende Arten von Schweißnähten, die Schernaht<br />

und die Stumpfschweißnaht.<br />

Schernaht<br />

Die Schernaht ist die beim Ultraschallschweißen bevorzugte<br />

Verbindung. Sie wurde 1967 von Ingenieuren der Abteilung<br />

Technische Kunststoffe von <strong>DuPont</strong> in Genf entwickelt und<br />

wird seitdem weltweit mit großem Erfolg für die verschiedensten<br />

Anwendungen eingesetzt. Die Grundform einer Schernaht<br />

mit St<strong>and</strong>ardabmessungen ist in den Abbildungen 10.49<br />

und 10.50 dargestellt, vor und nach dem Schweißvorgang.<br />

C E<br />

B<br />

A<br />

B<br />

D<br />

B<br />

Maß A: 0,2 bis 0,4 mm.<br />

Maß B: Dies ist die allgemeine W<strong>and</strong>dicke.<br />

Maß C: 0,5 bis 0,8 mm. Diese Aussparung gewährleistet einen genau<br />

passenden Sitz des Deckels.<br />

Maß D: Diese Aussparung sollte vorgesehen werden, um einen guten<br />

Kontakt mit der Sonotrode zu erzielen.<br />

Maß E: Schweißtiefe. Sollte dem 1,25- bis 1,5fachen von B entsprechen,<br />

um maximale Festigkeit der Schweißnaht zu erzielen.<br />

Abb. 10.49 Abmessungen einer Schernaht<br />

Abb. 10.51 zeigt verschiedene Ausführungen dieser Nahtform.<br />

Wichtig ist, daß der anfängliche Kontakt auf einen kleinen<br />

Bereich beschränkt wird, der üblicherweise in einer Vertiefung<br />

oder Stufe eines der beiden zuein<strong>and</strong>er auszurichtenden<br />

Teile besteht. Die Verschweißung erfolgt, indem zunächst<br />

die Berührungsflächen geschmolzen werden; in dem Maße,<br />

in dem die Teile dann aufein<strong>and</strong>er zugleiten, setzt sich der<br />

Schmelzvorgang entlang den vertikalen W<strong>and</strong>ungen fort.<br />

Der Schmiereffekt an den beiden Schmelzflächen verhindert<br />

Leck- und Hohlstellen, so daß dies die beste Schweißnaht für<br />

feste, hermetisch abschließende Verbindungen ist.<br />

115


C D<br />

Von allen Schweißnähten erfordert die Schernaht den<br />

geringsten Energieaufw<strong>and</strong> und die kürzeste Schweißzeit.<br />

Dies beruht auf der geringen anfänglichen Kontaktfläche<br />

und auf dem gleichmäßig fortschreitenden Schweißvorgang<br />

beim Schmelzen des Kunststoffs und dem Zusammengleiten<br />

der Teile. Die an der Nahtstelle erzeugte Wärme bleibt<br />

erhalten, solange die Schwingungen <strong>and</strong>auern, weil der<br />

geschmolzene Kunststoff während des Zusammengleitens<br />

und Verschmierens nicht mit Luft in Berührung kommt, die<br />

eine zu rasche Abkühlung bewirken würde.<br />

Abb. 10.52 stellt eine Kurve dar, die typische Schweißergebnisse<br />

bei Verwendung von Schernähten veranschaulicht. Sie<br />

stellt das Verhältnis von Schweißzeit und Schweißtiefe bzw.<br />

Festigkeit der Verschweißung dar. Schweißtiefe und Festigkeit<br />

sind ein<strong>and</strong>er direkt proportional.<br />

116<br />

Vor dem Schweißen Während des<br />

Schweißens<br />

B<br />

A<br />

B 1<br />

B 1 E<br />

Schweißgrat<br />

Haltevorrichtung<br />

Naht<br />

Abb. 10.50 Ablauf einer Schernahtschweißung<br />

Nach dem<br />

Schweißen<br />

Abb. 10.51 Verschiedene Ausführungen von Schernähten<br />

Brust Berstdruck, pressure, MPa MPa<br />

Depth Schweißtiefe, of weld, mm<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Abb. 10.52 Schernaht, typische Werte<br />

Schweißgrat<br />

0<br />

0 0,4 0,8<br />

1,2 1,6<br />

100<br />

50<br />

Schweißzeit, Weld time, s<br />

0<br />

0 0,4 0,8<br />

1,2 1,6<br />

Schweißzeit, Weld time, s<br />

Die Festigkeit der Schweißverbindung wird daher durch die<br />

Tiefe des eingetauchten Schweißteils bestimmt, die wiederum<br />

eine Funktion der Schweißzeit und der Konstruktion des Teiles<br />

ist. Die Schweißnähte können stärker als die angrenzenden<br />

W<strong>and</strong>ungen ausgebildet werden, indem man die Tiefe der<br />

Eintauchung mit der 1,25- bis 1,5fachen W<strong>and</strong>stärke bemißt,<br />

um geringe Abweichungen der Formteile aufzufangen (siehe<br />

Maß E in Abb. 10.49).<br />

Verschiedene wichtige Aspekte der Schernaht müssen berücksichtigt<br />

werden: das obere Teil sollte so flach wie möglich<br />

sein, also nur einen Deckel darstellen. Die W<strong>and</strong>ungen des<br />

unteren Schweißteils müssen an der Schweißnaht durch eine<br />

enge Haltevorrichtung gestützt werden, um ein Ausdehnen<br />

durch den Schweißdruck zu verhindern.<br />

Nicht durchgängige oder qualitativ minderwertige Schweißnähte<br />

entstehen, wenn das obere Teil seitlich verrutscht oder<br />

vom unteren Teil abgleitet, der R<strong>and</strong> des oberen Teils sich nach<br />

innen biegt oder die stufenförmige Kontaktfläche zu klein ist.<br />

Deshalb sollte die Passung zwischen den beiden Teilen vor<br />

dem Schweißen so eng wie möglich sein, ohne daß die Teile<br />

jedoch fest sitzen. Abgew<strong>and</strong>elte Auslegungen der Schweißnaht,<br />

wie sie in Abbildung 10.53 dargestellt sind, sollten für<br />

größere Teile wegen möglicher Maßabweichungen sowie für<br />

Teile, bei denen das Oberteil tief und flexibel ist, in Betracht<br />

gezogen werden. Die Sonotrode muß die Schweißnaht am<br />

Flansch berühren (Nahfeld-Methode).<br />

0,3 mm<br />

Stütze<br />

Abb. 10.53 Schernaht, Variante für große Teile<br />

Abb. 10.54 Schernähte mit Schweißgratspeichern


Bei der Auslegung der Schweißnaht sollte Vorsorge getroffen<br />

werden, daß der beim Schweißen verdrängte geschmolzene<br />

Werkstoff fließen kann. Wenn eine Gratbildung aus ästhetischen<br />

oder funktionellen Gründen vermieden werden muß,<br />

können Schweißgratspeicher in die Schweißnaht integriert<br />

werden, wie dies aus Abb. 10.54 ersichtlich ist.<br />

Stumpfschweißnaht<br />

Die zweite Grundform der Verbindung ist die Stumpfschweißnaht,<br />

die – mit Abw<strong>and</strong>lungen – in den Abbildungen 10.55,<br />

10.56 und 10.57 dargestellt ist. Von diesen weist die Nut-<br />

und Federverbindung die höchste mechanische Festigkeit<br />

auf. Obwohl die Stumpfschweißnaht recht einfach zu konstruieren<br />

ist, ist es außergewöhnlich schwierig, feste oder<br />

hermetisch schließende Schweißnähte in kristallinen Kunststoffen<br />

zu erzielen. Feste Verbindungen lassen sich dagegen<br />

mit amorphen Kunststoffen erzielen; bei komplexen Teilen<br />

kann es jedoch schwierig werden, hermetische Dichtungen<br />

zu erreichen.<br />

B A<br />

Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />

oder kleiner bei <strong>and</strong>eren W<strong>and</strong>stärken.<br />

Maß B: Allgemeine W<strong>and</strong>dicke.<br />

Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />

Deckels zu gewährleisten.<br />

Maß D: Spiel pro Seite 0,05 bis 0,15 mm.<br />

0,5 B<br />

B A 0,5 B<br />

A<br />

0,4 B<br />

B<br />

1,4 B<br />

0,6 B<br />

0,6 B<br />

0,6 B<br />

Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />

oder kleiner bei <strong>and</strong>eren W<strong>and</strong>stärken.<br />

Maß B: Allgemeine W<strong>and</strong>dicke.<br />

Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />

Deckels zu gewährleisten.<br />

B C<br />

Abb. 10.55 Stumpfschweißnaht mit Energieleiter<br />

Abb. 10.56 Nut- und Federverbindung<br />

1,5 B B C<br />

D<br />

10°<br />

90°<br />

10°<br />

60°<br />

Abb. 10.57 Verschiedene Ausführungen von Stumpfschweißnähten<br />

Das Hauptmerkmal der Stumpfschweißnaht ist eine V-förmige<br />

Schweißraupe auf einer der beiden Berührungsflächen, der<br />

sogenannte Energieleiter, welcher die Energie konzentriert<br />

und den anfänglichen Kontakt auf eine sehr kleine Fläche<br />

begrenzt, um eine rasche Erwärmung und ein rasches Schmelzen<br />

zu bewirken. Sobald der schmale Bereich weich zu werden<br />

und zu schmelzen beginnt, sinkt die Impedanz, und der<br />

weitere Schmelzvorgang erfolgt mit höherer Geschwindigkeit.<br />

Der Kunststoff im Energieleiter schmilzt zuerst und verteilt<br />

sich über die zu verschweißenden Flächen. Amorphe Kunststoffe<br />

zeichnen sich durch einen weiten, nicht genau definierten<br />

Erweichungstemperaturbereich statt eines präzisen<br />

Schmelzpunktes aus. Wenn der Kunststoff fließt, behält die<br />

Schmelze genügend Wärme, um eine gute Verschweißung<br />

über die gesamte Breite der Schweißnaht hervorzurufen.<br />

DELRIN ® , ZYTEL ® , MINLON ® und RYNITE ® sind kristalline<br />

Kunststoffe ohne Erweichung vor dem Schmelzen und einem<br />

genau definierten Schmelzpunkt; sie verhalten sich <strong>and</strong>ers<br />

als amorphe Kunststoffe. Wenn der Energieleiter schmilzt<br />

und über die Berührungsflächen fließt, kann die der Luft<br />

ausgesetzte Schmelze kristallisieren, bevor genügend Wärme<br />

erzeugt ist, um die volle Breite der Naht zu verschweißen. Es<br />

ist daher erforderlich, die gesamte Kontaktfläche zu schmelzen,<br />

bevor eine nennenswerte Festigkeit erzielt werden kann.<br />

(Im Falle von ZYTEL ® kann der Kontakt der erhitzten<br />

Schmelze mit der Luft zu oxidativem Abbau führen, der<br />

spröde Schweißverbindungen zur Folge hat.) Diese Phase<br />

des Schweißzyklus ist sehr lang, wie aus Abbildungen 10.58<br />

und 10.59 ersichtlich ist, in denen Kurven abgebildet sind,<br />

die typische Schweißsequenzen für Teile aus DELRIN ® und<br />

ZYTEL ® bei Verwendung der Grundform der Stumpfschweißnaht<br />

darstellen.<br />

Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />

MPa<br />

15<br />

12,5<br />

10<br />

7,5<br />

5<br />

2,5<br />

DELRIN® 500 und 900F<br />

DELRIN® 100<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

Schweißzeit, s Weld time, s<br />

Abb. 10.58 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />

Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />

117


Die gestrichelten Linien geben die Schweißzeit an, bei der<br />

übermäßig viel Schweißgrat auftritt. Dieser Schweißgrat stellt<br />

einen einschränkenden Faktor für die meisten Anwendungen<br />

dar. Bei Überschreitung dieser Zeit fallen die Ergebnisse<br />

äußerst unterschiedlich aus, vor allem bei ZYTEL ® .<br />

b. Gestaltung der Teile<br />

Der Einfluß der allgemeinen Gestaltung der Teile auf das<br />

Ultraschallschweißen ist noch nicht abschließend geklärt.<br />

Einige allgemeingültige Regeln für die Konstruktion von<br />

Teilen und ihren Einfluß auf das Schweißergebnis lassen<br />

sich jedoch aufstellen.<br />

Die Festlegung der Berührungsfläche der Sonotrode auf das<br />

Teil ist ein sehr wichtiger Aspekt für die Konstruktion der<br />

Teile. Einige hierfür maßgebliche Gesichtspunkte sind bereits<br />

bei den verschiedenen Schweißnahtformen erwähnt worden.<br />

Es gibt zwei Schweißmethoden, die Nahfeld- und die Fernfeldmethode,<br />

die in Abb. 10.60 veranschaulicht sind. Sie<br />

unterscheiden sich durch die Entfernung zwischen der Kontaktstelle<br />

der Sonotrode und der Schweißnaht. Die besten<br />

Ergebnisse werden bei allen Kunststoffen mit der Nahfeldmethode<br />

erzielt. Deshalb sollten Teile nach Möglichkeit so<br />

konstruiert werden, daß die Sonotrode unmittelbar von oben<br />

und so nahe wie möglich an der Schweißnaht auftritt.<br />

118<br />

Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />

MPa<br />

12,5<br />

10<br />

7,5<br />

5<br />

2,5<br />

ZYTEL® 101 (trocken)<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

Schweißzeit, Weld time, s<br />

Abb. 10.59 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />

Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />

Sonotrode<br />

Nahfeld Fernfeld<br />

Abb. 10.60 Nahfeld- und Fernfeldschweißverfahren<br />

Bei der Fernfeldmethode trifft die Sonotrode in einer größeren<br />

Entfernung von der Schweißnaht auf das obere Teil auf und<br />

überträgt über den Kunststoff die Schwingungen zur Schweißnaht.<br />

Steife, amorphe Kunststoffe übertragen die Ultraschallenergie<br />

sehr gut. Steife Kunststoffe wie DELRIN ® , ZYTEL ® ,<br />

MINLON ® und RYNITE ® weisen eine kristalline Struktur auf. Sie<br />

können Schwingungen ohne nennenswerte Wärmeerzeugung<br />

absorbieren statt sie weiterzuleiten. Es ist daher schwieriger,<br />

sie nach der Fernfeldmethode zu verschweißen.<br />

Weiche Kunststoffe wie zum Beispiel Polyethylen lassen<br />

sich nur mit der Nahfeldmethode verschweißen. Da sie einen<br />

hohen akustischen Dämpfungsfaktor aufweisen, schwächen<br />

sie die Ultraschallschwingungen beim Eintritt in den Werkstoff<br />

stark ab. Bei großer Entfernung der Schweißnaht zur<br />

Sonotrode gelangt die Energie nicht bis zur Schweißnaht.<br />

Der Kunststoff schmilzt stattdessen an der Berührungsfläche<br />

mit der Sonotrode.<br />

Kunststoffe sind schlechte Leiter für Scherwellen. Diese<br />

Tatsache erschwert bei verwickelter Geometrie des oberen<br />

Teils das Schweißen. Schwingungen werden insbesondere<br />

an Krümmungen, Abschrägungen und Unterbrechungen wie<br />

Löchern in der geometrischen Struktur zwischen der Sonotrode<br />

und der Schweißnaht abgeschwächt oder vernichtet.<br />

Solche Konstruktionen sollten vermieden werden.<br />

Um die Fortpflanzung der Schwingungen zu maximieren,<br />

sollten die Teile mit einer ebenen Kontaktfläche für die<br />

Sonotrode konstruiert werden. Diese Oberfläche sollte so<br />

breit wie möglich sein und im Bereich der Schweißnaht keine<br />

Unterbrechungen aufweisen. Unterbrechungen des Kontaktes<br />

der Sonotrode mit dem Teil könnten zu diskontinuierlicher<br />

Verschweißung führen.<br />

Für alle Teile, die mit Ultraschall geschweißt werden, sind<br />

Abrundungen an scharfen Kanten empfehlenswert. Da die<br />

gesamte Struktur der beiden mitein<strong>and</strong>er zu verschweißenden<br />

Teile Schwingungen ausgesetzt ist, treten an scharfen<br />

Innenkanten sehr hohe Belastungen auf.<br />

Dies führt häufig zum Bruch oder zu sporadischem Schmelzen.<br />

Rundungsradien, die auch spritztechnisch und konstruktiv<br />

den allgemein anerkannten technischen Grundregeln entsprechen,<br />

werden empfohlen.<br />

Wegen durchgängiger Schwingungen ist beim Schweißen<br />

von Teilen mit frei abstehenden Profilen und großen Spannweiten<br />

Vorsicht geboten. Die Schwingungen können sich als<br />

stark genug erweisen, um zum Beispiel eine freitragende<br />

Feder, die aus der W<strong>and</strong>ung eines Teils herausragt, regelrecht<br />

aufzulösen. Maßnahmen wie mit Gummi ausgekleidete<br />

Haltevorrichtungen oder ein an der Sonotrode angebrachter<br />

Gummidämpfer lassen sich zur Verringerung solcher Schwingungen<br />

einsetzen. Dieses Phänomen kann aber auch nutzbringend<br />

angew<strong>and</strong>t werden: Versuche haben gezeigt, daß<br />

Formteile mit glatter Oberfläche sich rasch von Angüssen<br />

befreien lassen, wenn man die Angußverteiler mit Ultraschall<br />

beaufschlagt.


Maßgebliche Faktoren<br />

für das Ultraschallschweißen<br />

Die wichtigsten Faktoren beim Ultraschallschweißen sind<br />

Schweißzeit, Haltezeit, Druck und Schwingungsamplitude.<br />

a. Schweißzeit<br />

Die Schweißzeit ist die Zeitspanne, während derer Schwingungen<br />

eingesetzt werden. Die richtige Schweißzeit ist für<br />

jede Anwendung durch praktische Versuche zu ermitteln.<br />

Es ist wichtig, ein Überschweißen zu vermeiden. Abgesehen<br />

vom Auftreten übermäßiger Schweißgrate, die eine Nachbearbeitung<br />

erforderlich machen können, können zu lange<br />

Schweißzeiten die Güte der Verschweißung beeinträchtigen<br />

und zu Leckstellen in Teilen führen, die einen hermetischen<br />

Abschluß benötigen. Zudem kann die Sonotrode die Oberfläche<br />

beschädigen. Auch können, wie schon in Abb. 10.44<br />

gezeigt, bei längeren Schweißzeiten <strong>and</strong>ere vom Bereich der<br />

Schweißnaht entfernte Bereiche schmelzen oder brechen,<br />

vor allem im Bereich von Bohrungen, Schweißlinien und<br />

scharfen Kanten.<br />

b. Haltezeit<br />

Als Haltezeit wird die Zeitspanne nach dem Schweißen<br />

bezeichnet, während derer die Teile zusammengehalten<br />

werden, damit sie unter Druck, aber ohne Schwingungen<br />

erhärten können. Sie stellt bei den meisten Anwendungen<br />

keine kritische Größe dar ; 0,3 bis 0,5 Sekunden reichen für<br />

die meisten Anwendungen aus, es sei denn, daß eine innere<br />

Kraft die mitein<strong>and</strong>er verschweißten Teile ausein<strong>and</strong>erzutreiben<br />

versucht, wie zum Beispiel bei einer Feder, die vor<br />

dem Schweißen zusammengedrückt wurde.<br />

c. Schwingungsamplitude<br />

Die physikalische Amplitude der auf die zu verschweißenden<br />

Teile übertragenen Schwingungen ist eine wichtige Prozeßvariable.<br />

Eine hohe – doppelte – Schwingungsamplitude von<br />

ca. 0,10 bis 0,15 mm ist erforderlich, um eine wirksame und<br />

rasche Energiezufuhr in technische Kunststoffe von <strong>DuPont</strong><br />

zu bewirken. Da der zugrundeliegende W<strong>and</strong>ler seine Energie<br />

mit hohem Druck und geringer Amplitude abgibt, muß die<br />

Amplitude stufenweise erhöht werden, bevor sie zur Spitze<br />

der Sonotrode gelangt. Die Konstruktion der Sonotrode sieht<br />

in der Regel eine Amplitudentransformation vor, die sich daraus<br />

ergibt, daß sich das Profil der Sonotrode stufenförmig<br />

oder konisch bis zu einem schmalen Durchmesser verjüngt.<br />

Wenn die Geometrie der Teile eine große oder kompliziert<br />

geformte Sonotrodenspitze erfordert, ist es unter Umständen<br />

nicht möglich, solch eine Verstärkung in der Sonotrode selbst<br />

zu erzielen. In diesem Fall kann die Verstärkung bei den meisten<br />

h<strong>and</strong>elsüblichen Systemen recht einfach durch Verwendung<br />

eines abgestimmten Zwischenstücks erreicht werden,<br />

das als Booster bezeichnet wird. Booster mit Verstärkungen<br />

bis zu 2,5: 1 sind im H<strong>and</strong>el erhältlich. Negative Booster bis<br />

zu 0,4: 1 für Sonotroden, deren Amplitude für eine gegebene<br />

Anwendung zu hoch ist, stehen ebenfalls zur Verfügung.<br />

In der Regel werden Booster mit einem Verstärkungsfaktor<br />

von 2: 1 oder 2,5: 1 benötigt; eine Ausnahme bilden Teile,<br />

die so klein sind, daß sie die Verwendung von Sonotroden<br />

mit hoher Verstärkung gestatten.<br />

Eine Vergrößerung der Amplitude verbessert die Güte der<br />

Verschweißung von Teilen mit Schernähten. Auch bei<br />

Stumpfschweißnähten nimmt die Güte der Verschweißung<br />

mit steigender Amplitude zu; zugleich verringert sich die<br />

Schweißzeit.<br />

d. Druck<br />

Der Schweißdruck liefert die statische Kraft, die erforderlich<br />

ist, die Sonotrode mit den Kunststoffteilen mechanisch zu<br />

«koppeln», so daß die Schwingungen auf sie übertragen werden<br />

können. Die gleiche statische Kraft gewährleistet, daß<br />

die Teile unter Druck zusammengehalten werden, wenn der<br />

geschmolzene Werkstoff in der Schweißnaht während der<br />

Haltezeit erhärtet. Die Ermittlung des optimalen Drucks ist<br />

für eine gute Verschweißung von entscheidender Bedeutung.<br />

Ist der Druck zu gering, arbeitet das Gerät wenig effektiv, was<br />

unnötig lange Schweißzyklen zur Folge hat. Ist der Druck hingegen<br />

im Verhältnis zur Amplitude an der Sonotrodenspitze<br />

zu hoch, kann eine Überlastung auftreten, die die Sonotrode<br />

blockiert und die Schwingungen dämpft. Der kumulierte<br />

Amplitudengewinn, der durch den Booster und die Sonotrode<br />

erzielt wird, ist der Lastanpassung vergleichbar, die sich bei<br />

einem Kraftwagen aus dem Übersetzungsverhältnis zwischen<br />

Motor und Antriebsrädern ergibt. Beim Ultraschallschweißen<br />

wird geringer Druck bei einer hohen Amplitude und hoher<br />

Druck bei einer geringen Amplitude benötigt.<br />

Dies zeigt die Kurve in Abbildung 10.61. Sie stellt das Verhältnis<br />

von Schweißeffektivität und Schweißdruck für drei<br />

Amplitudenpegel dar, die durch die angegebenen Booster<br />

erzielt werden. Es gibt mehrere Methoden, die Schweißeffektivität<br />

zu messen; sie werden im nächsten Kapitel ausführlich<br />

beh<strong>and</strong>elt. Über das Verhältnis von Amplitude und<br />

Druck hinaus wird ein weiterer sehr wichtiger Effekt verdeutlicht:<br />

mit zunehmender Amplitude verengt sich der Bereich<br />

geeigneten Drucks. Deshalb ist die Ermittlung des optimalen<br />

Drucks von allerhöchster Bedeutung, wenn hohe Amplituden<br />

eingesetzt werden.<br />

Schweißleistung<br />

Booster 2 : 1<br />

Booster 1,5 : 1<br />

Schweißdruck<br />

ohne Booster<br />

Abb. 10.61 Schweißleistung in Abhängigkeit von Amplitude<br />

und Druck<br />

119


Anleitung zum Einsatz der Ausrüstung<br />

Eine einw<strong>and</strong>freie Arbeitsweise des Schweißgerätes ist<br />

ausschlaggebend für den Erfolg des Ultraschallschweißens.<br />

Die folgenden Hinweise sollen als Leitfaden für den Einsatz<br />

von Ultraschall-Schweißgeräten in Verbindung mit technischen<br />

Kunststoffen von <strong>DuPont</strong> dienen.<br />

a. Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />

Installation der Sonotrode<br />

Der W<strong>and</strong>ler, die Sonotrode und (sofern erforderlich) der<br />

Booster müssen fest mitein<strong>and</strong>er verschraubt werden, um eine<br />

wirksame Übertragung der Schwingungen vom W<strong>and</strong>ler auf<br />

die Teile sicherzustellen. Die Endflächen des W<strong>and</strong>lerausgangs<br />

und der Sonotroden sind üblicherweise bis auf wenige Mikrons<br />

plangeschliffen. Um jedoch eine wirksame Kopplung sicherzustellen,<br />

wird schweres Silikonfett oder eine 0,05 bis 0,08 mm<br />

dünne Messing- oder Kupferunterlegscheibe zwischen den<br />

Sonotroden eingesetzt. Zum Festziehen der Sonotroden werden<br />

lange Schraubenschlüssel benutzt. Es ist sorgfältig darauf<br />

zu achten, daß beim Festziehen das Ausgangsende des W<strong>and</strong>lers<br />

nicht verdreht wird. Ein solches Verdrehen könnte zum<br />

Abriß der Anschlußdrähte des W<strong>and</strong>lers führen.<br />

Ist die Sonotrode installiert, muß der Hochfrequenzgenerator<br />

bei manchen Schweißgeräten von H<strong>and</strong> abgestimmt werden.<br />

Durch geringfügige, aber wichtige Veränderungen der Generatorfrequenz<br />

wird eine genaue Abgleichung mit der Resonanzfrequenz<br />

der Sonotrode erzielt. Einige Schweißgeräte nehmen<br />

diesen Feinabgleich automatisch vor. Die Bedienungsanleitungen<br />

der jeweiligen Schweißgeräte sollten eine Beschreibung<br />

der erforderlichen Abgleichprozedur enthalten. Diese Abgleichung<br />

muß stets bei einer Auswechslung einer Sonotrode oder<br />

eines Boosters neu vorgenommen werden.<br />

Ist die Schwingungsamplitude einer Sonotrode unbekannt,<br />

kann sie relativ einfach entweder mit einem Mikroskop oder<br />

mit einer Skalenlehre ermittelt werden. Ein Booster sollte<br />

nicht verwendet werden, wenn allein die Amplitude der<br />

Sonotrode ermittelt werden soll. Ein Mikroskop mit einer<br />

Vergrößerung von 100× und einem geeichten Fadenkreuz im<br />

Okular eignet sich für optische Messungen. In der Vergrößerung<br />

sieht die geschliffene Oberfläche der Sonotrode wie<br />

eine L<strong>and</strong>schaft aus hellen und dunklen Höhen und Tälern<br />

aus. Schwingt die Sonotrode, verschwimmt eine solche Spitze<br />

zu einem Streifen. Die Länge dieses Streifens entspricht der<br />

doppelten Amplitude bzw. der Gesamtablenkung des Endes<br />

der Sonotrode nach oben und unten.<br />

Eine Maschinenschlosser-Skalenlehre kann ebenfalls Verwendung<br />

finden, um die einfache Amplitude bzw. die halbe Bewegung<br />

der Sonotrode zu messen. Die Skalenlehre wird so angebracht,<br />

daß eine ihrer Spitzen die untere Fläche der Sonotrode<br />

berührt, und zwar dergestalt, daß die Spitze sich in vertikaler<br />

Richtung bewegt. Bei stillstehender Sonotrode wird die Skalenlehre<br />

auf Null eingestellt. Wenn die Sonotrode schwingt,<br />

lenkt sie die Spitze der Skalenlehre nach unten ab. Da die<br />

Skalenlehre der schnellen Bewegung der Sonotrode nicht zu<br />

folgen vermag, verharrt ihre Spitze in dieser unteren Position<br />

und mißt auf diese Weise exakt die Halbwellenamplitude der<br />

Sonotrode. Diese Messungen werden vorgenommen, ohne<br />

daß die Sonotrode ein Teil verschweißt.<br />

120<br />

Obwohl die Schwingungsamplitude unter maximalem Schweißdruck<br />

etwas reduziert wird, stellt die «im Leerlauf» gemessene<br />

Amplitude immer noch ein brauchbares Maß für diesen wichtigen<br />

Schweißparameter dar.<br />

Ausrichtung des Teils und der Haltevorrichtung<br />

Die Teile, die Haltevorrichtung und die Sonotrode müssen<br />

so ausgerichtet sein, daß der Druck und die Schwingungen<br />

gleichförmig und reproduzierbar wirksam werden. Wie schon<br />

aus Abb. 10.41 ersichtlich, wird der Ultraschallw<strong>and</strong>ler an<br />

einem Stativ befestigt. Das W<strong>and</strong>leraggregat gleitet an der<br />

Stativsäule auf und ab und wird durch einen pneumatischen<br />

Zylinder bewegt. Wenn der Druck verringert wird, läßt sich<br />

die W<strong>and</strong>lereinheit leicht von H<strong>and</strong> heben und senken. Sobald<br />

die zu verschweissenden Teile sich in einer geeigneten Haltevorrichtung<br />

befinden, wird die Sonotrode von H<strong>and</strong> heruntergezogen,<br />

während die Haltevorrichtung positioniert und arretiert<br />

wird.<br />

Die Ausrichtung der Teile und der Haltevorrichtung in einer<br />

zur Endfläche der Sonotrode parallelen Ebene kann auf<br />

verschiedene Weise erreicht werden. Eine Methode besteht<br />

darin, ein Blatt unbenutztes Kohlepapier mit der Schichtseite<br />

auf ein Blatt Schreibpapier und beide Blätter sodann zwischen<br />

die Sonotrode und die zu verschweissenden Teile zu<br />

legen. Die «Schweißzeit» wird auf den geringstmöglichen<br />

Wert eingestellt. Vibriert die Sonotrode gegen die Teile,<br />

bildet sich ein Abdruck auf dem Schreibpapier, dessen unterschiedliche<br />

Schwärzung die Druckunterschiede anzeigt.<br />

Diese Methode kann sowohl bei Scher- als auch bei Stumpfschweißnähten<br />

angew<strong>and</strong>t werden.<br />

Die Parallelausrichtung ist bei Schernähten weniger kritisch<br />

als bei Stumpfschweißnähten. Wegen der Tiefe der Schweißnaht<br />

beeinflussen kleinere Abweichungen weder die Festigkeit<br />

noch die Dichteigenschaften der Schweißnaht. Aus dem<br />

gleichen Grunde kann bei dieser Schweißnaht ein größeres<br />

Ausmaß konkaver oder konvexer Verformung der Teile<br />

hingenommen werden. Die Parallelausrichtung gewinnt<br />

jedoch an Bedeutung, je kritischer die Dimensionen der zu<br />

verschweißenden Teile sind.<br />

Für Stumpfschweißnähte kann eine <strong>and</strong>ere Technik angew<strong>and</strong>t<br />

werden. Zunächst wird die Schweißzeit so eingestellt, daß<br />

das Schweißgerät an der Nahtstelle der Teile einen geringen<br />

Schweißgrat hervorruft. Die Haltevorrichtung wird dann<br />

anschließend so eingestellt oder mit Einlegekeilen versehen,<br />

daß ein gleichmäßiger Grat rund um die Schweißnaht entsteht.<br />

Alle Schweißmaschinen verfügen über eine Vorrichtung,<br />

mit der die Höhe der W<strong>and</strong>lereinheit über dem Arbeitstisch<br />

variiert werden kann. Die Höhe ist so einzustellen, daß die<br />

Abwärtsbewegung der W<strong>and</strong>lereinheit geringer ist als die<br />

mit der Schweißmaschine erreichbare maximale Höhendifferenz,<br />

da <strong>and</strong>ernfalls während des Schweißvorgangs ein ungenügender<br />

oder fehlerhafter Druck auftreten würde.<br />

Bei einigen Schweißmaschinen ist ein Auslöseschalter zu<br />

betätigen, sobald die Sonotroden installiert und die Teile<br />

und die Haltevorrichtung ausgerichtet sind. Ein solcher<br />

Auslöseschalter schließt den Stromkreis, der dem W<strong>and</strong>ler<br />

Energie zuführt, und startet zugleich die Zeitsteuerung für<br />

die Schweißzeit.


Der Auslöseschalter ist so einzustellen, daß die Maschine kurz<br />

vor Berührung der Sonotrode mit den zu verschweißenden<br />

Teilen eingeschaltet wird. Versucht man die Maschine unter<br />

vollem Druck zu starten, könnte das System blockieren. Die<br />

meisten modernen Schweißmaschinen werden durch einen<br />

auf Druck reagierenden Schalter aktiviert, so daß die Höheneinstellung<br />

eines Auslöseschalters nicht mehr erforderlich ist.<br />

b. Optimierung des Schweißzyklus<br />

Amplitude, Schweißdruck und Schweißzeit sind für jede<br />

Anwendung einzustellen und zu optimieren. Jede Variable<br />

wird einzeln untersucht, indem mehrere Teile bei einer Reihe<br />

verschiedener Einstellungen geschweißt werden, wobei alle<br />

<strong>and</strong>eren Variablen konstant gehalten werden. Die Ergebnisse<br />

einer jeden Schweißung werden gemessen und aufgezeichnet<br />

und daraus der optimale Wert ermittelt.<br />

Es gibt mehrere Maßstäbe für die Schweißqualität oder<br />

Schweißeffektivität, die zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />

benutzt werden können. Dazu gehören Messungen<br />

der Schweißtiefe (bei Schernähten), physikalische Tests an<br />

geschweißten Teilen wie z.B. die Bruch- oder Reißfestigkeit<br />

sowie die Kontrolle der Belastung des Hochfrequenzgenerators<br />

oder der Einsatz von Leistungsmeßgeräten. Für welchen<br />

Maßstab man sich entscheidet, wird von den Anforderungen<br />

abhängen, die durch den Verwendungszweck der Teile vorgegeben<br />

sind.<br />

Kommt es auf größtmögliche Genauigkeit an, sollten physikalische<br />

Tests in Betracht gezogen werden. Dies gilt insbesondere<br />

für unter Druck stehende Behälter wie Tanks von<br />

Gasfeuerzeugen und Aerosolbehälter, bei denen Berstfestigkeitstests<br />

von ausschlaggebender Bedeutung sind. Diese<br />

Tests sind zeitaufwendig sowie arbeitsintensiv und sollten<br />

daher nur bei Bedarf durchgeführt werden.<br />

Die Tiefe der Schweißnaht (oder Differenzhöhe der verschweißten<br />

Teile) kann beim Schweißen von Schernähten<br />

gemessen werden. Dies ist eine weniger kostspielige und<br />

zeitaufwendige Methode, die hinreichend genau ist, um die<br />

Bedingungen zu optimieren. Zwischen Schweißtiefe und<br />

Festigkeit der Schweißung ist eine ausgezeichnete Korrelation<br />

festgestellt worden.<br />

Die meisten Hochfrequenzgeneratoren sind mit Leistungsmeßgeräten<br />

ausgestattet, die Aufschluß über die Effektivität<br />

der Schweißung geben können. Den Ausschlag dieses Meßgerätes<br />

während des Schweißens zu beobachten ist eine einfache<br />

Technik, die allerdings die geringste Genauigkeit liefert.<br />

Druck und Amplitude<br />

Der erste Schritt zur Optimierung der Bedingungen besteht<br />

darin, eine Kombination von Sonotrode und Booster oder<br />

Kopplungszwischenstück auszuwählen, die die erforderliche<br />

Amplitude (doppelte Amplitude) liefert. Es ist hilfreich, aber<br />

nicht unbedingt erforderlich, die spezifische Amplitude der<br />

Sonotrode oder der Sonotrodenkombination zu kennen.<br />

Um die optimalen Druck- und Amplitudenbedingungen zu<br />

ermitteln, sollte die Schweißzeit konstant gehalten werden. Für<br />

Schernähte wird eine relativ kurze Zeit (0,03 bis 0,6 Sekunden)<br />

empfohlen. Für Stumpfschweißnähte empfiehlt sich eine lange<br />

Schweißzeit. Die Haltezeit sollte ebenfalls konstant gehalten<br />

werden.<br />

Sie stellt eine unkritische Variable dar. Der gleiche Wert<br />

kann für alle Schweißungen während der Einstell- und der<br />

Produktionsphase benutzt werden.<br />

Eine Reihe von Teilen wird bei unterschiedlichen Schweißdruck-Einstellungen,<br />

zum Beispiel 0,15 - 0,20 - 0,25 - 0,30 -<br />

0,35 MPa verschweißt. Die Werte für die Schweißeffektivität<br />

(Leistungsmessung, Schweißtiefenmessung oder physikalische<br />

Testmethode) können wie aus Abb. 10.61 ersichtlich<br />

grafisch aufgezeichnet werden, um den optimalen Druck für<br />

die ausgewählte Amplitude zu ermitteln. Unter realen Bedingungen<br />

wird die grafische Darstellung keine Kurve ergeben,<br />

sondern ein schmales B<strong>and</strong>, das einen Streubereich der Werte<br />

darstellt. Der optimale Druck wird durch den höchsten und<br />

am schärfsten definierten Bereich der Werte bestimmt. Um<br />

den optimalen Druck noch genauer einzugrenzen, ist es empfehlenswert,<br />

weitere Probestücke im Bereich dieser Druckwerte<br />

zu verschweißen. Liegt der Spitzenwert zum Beispiel<br />

zwischen 0,15 und 0,25 MPa, sollten zusätzlich Proben bei<br />

0,18 und 0,22 MPa verschweißt werden.<br />

Die optimale Amplitude wird ermittelt, indem man die vorstehenden<br />

Schritte wiederholt und dabei Amplituden einsetzt,<br />

die größer bzw. geringer als die Ausgangsamplitude sind.<br />

Dies läßt sich am einfachsten durch Auswechseln der Booster<br />

erreichen. Bestehen zwischen den Spitzenwerten verschiedener<br />

Amplituden geringe oder keine Unterschiede (was der Fall<br />

sein kann, wenn bei Schernähten die Schweißtiefe gemessen<br />

wird), wählen Sie die höchste Amplitude.<br />

Schweißzeit<br />

Die richtige Schweißzeit ist die letzte Einstellung, die zu<br />

ermitteln ist. Unter Verwendung der ausgewählten Amplitude<br />

und des für diese Amplitude optimalen Drucks werden die<br />

Teile bei Schweißzeit-Einstellungen geschweißt, die höher<br />

bzw. niedriger als der ursprüngliche Wert sind, bis die erforderliche<br />

Schweißtiefe, Festigkeit der Schweißnaht oder das<br />

erwünschte Aussehen erzielt wird.<br />

Für die Auswahl der Schweißbedingungen ist häufig das Aussehen<br />

der Teile wichtig. In vielen Fällen läßt sich eine hohe<br />

Festigkeit aber nicht ohne die Bildung sichtbarer äußerer<br />

Schweißgrate erzielen, es sei denn, daß man Schweißgratspeicher<br />

in die Naht einkonstruiert (siehe den Abschnitt über die<br />

Auslegung von Schweißnähten). Bei manchen Anwendungen<br />

kann ein mechanisches Abgraten erforderlich werden.<br />

Das Verfahren zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />

läßt sich anh<strong>and</strong> von Erfahrungen mit früheren Schweißanwendungen<br />

erheblich verkürzen.<br />

Schweißergebnisse<br />

a. Einfluß von Materialeigenschaften<br />

Die Eigenschaften der Kunststoffe beeinflussen den Erfolg<br />

des Ultraschallschweißens. Eigenschaften, die für die Auswahl<br />

des Werkstoffs für eine bestimmte Anwendung den<br />

Ausschlag geben, erschweren häufig das Schweißen, wie<br />

zum Beispiel hohe Schmelztemperaturen oder Kristallinität.<br />

Die Steifheit des zu verschweißenden Materials ist eine<br />

wichtige Eigenschaft, die durch die Temperatur und Feuchtigkeit<br />

der Umgebung beeinflußt werden kann.<br />

121


Von noch größerer Bedeutung sind die Einflüße von Pigmenten,<br />

Formentrennmitteln, Glasfaserzusätzen und Verstärkungsmitteln.<br />

DELRIN ® Polyacetale<br />

DELRIN ® ist ein hochkristalliner Kunststoff mit einem hohen,<br />

scharf definierten Schmelzpunkt sowie hoher Festigkeit, Härte<br />

und Steifheit bei höheren Temperaturen. Von den beiden<br />

DELRIN ® -Einstellungen mit unterschiedlichen Fließeigenschaften<br />

lassen sich Teile aus DELRIN ® 500 leichter schweißen als<br />

Teile aus DELRIN ® 100, das eine höhere Viskosität der Schmelze<br />

aufweist. Der Unterschied ist bei der Schernaht sehr gering,<br />

bei der Stumpfschweißnaht aber ausgeprägter. DELRIN ® 570,<br />

eine glasfaserverstärkte Einstellung, eignet sich ebenfalls<br />

zum Ultraschallschweißen. Gleitmittel und Pigmente beeinträchtigen<br />

die Schweißung, wie nachstehend erörtert wird.<br />

Höhere Luftfeuchtigkeit scheint das Verschweißen von Teilen<br />

aus DELRIN ® hingegen nicht zu beeinträchtigen.<br />

ZYTEL ® Polyamide<br />

ZYTEL ® Polyamide sind ebenfalls kristalline Kunststoffe mit<br />

hohen Schmelzpunkten. Bei den verschiedenen Familien von<br />

ZYTEL ® Kunststoffen sind unterschiedliche Schweißergebnisse<br />

beobachtet worden. Teile aus ZYTEL ® 101 und <strong>and</strong>eren<br />

6.6 Grundpolyamiden lassen sich ebenso einfach verschweißen<br />

wie Teile aus DELRIN ® . Eine zusätzliche Voraussetzung ist<br />

allerdings, daß sich die Teile in «spritztrockenem» Zust<strong>and</strong><br />

befinden. Der Einfluß von Feuchtigkeit auf das Schweißen von<br />

Teilen aus ZYTEL ® wird nachstehend eingehender erörtert.<br />

Formteile aus ZYTEL ® 408 und <strong>and</strong>eren modifizierten 6.6 Polyamiden<br />

lassen sich ebenfalls mit Ultraschall verschweißen,<br />

allerdings etwas schwieriger als ZYTEL ® 101. Die etwas<br />

geringere Steifheit dieser Kunststoffe kann einige Probleme<br />

in Gestalt von Oberflächenbeschädigungen und Gratbildung<br />

unter der Sonotrode mit sich bringen.<br />

Infolge der geringen Steifheit auch in spritztrockenem Zust<strong>and</strong><br />

lassen sich aus ZYTEL ® 151 und <strong>and</strong>eren aus 612 Polyamiden<br />

gespritzte Teile etwas schwieriger als ZYTEL ® 101 schweißen.<br />

Da diese Kunststoffe sich durch ihre sehr geringe Feuchtigkeitsaufnahme<br />

auszeichnen, ist es – von besonders kritischen<br />

Anwendungen abgesehen – nicht erforderlich, die Teile vor<br />

dem Schweißen zu trocknen oder trocken zu halten.<br />

Teile aus glasfaserverstärktem ZYTEL ® Polyamid können<br />

ebenfalls mit Ultraschall verschweißt werden; manchmal<br />

sogar einfacher als unverstärktes Material. Mit Kunststoffen<br />

aus den ZYTEL ® -Serien 79G und 70G lassen sich beim<br />

Schweißen nur Festigkeiten erzielen, die denen des zugrundeliegenden<br />

unverstärkten Kunststoffs entsprechen, weil an<br />

der Schweißnaht keine Glasfaserverstärkung wirksam wird.<br />

Wenn die Festigkeit der Schweißnaht derjenigen des verstärkten<br />

Kunststoffs entsprechen muß, ist es daher erforderlich,<br />

den Nahtbereich im Verhältnis zur W<strong>and</strong>stärke zu vergrößern.<br />

Dies läßt sich mit der Schernaht leicht erreichen.<br />

Von allen glasfaserverstärkten ZYTEL ® Kunststoffen läßt sich<br />

ZYTEL ® 79G13 am schwierigsten verschweißen. Bei einem<br />

Glasfaseranteil von 13% können immer noch übermäßige<br />

Oberflächenbeschädigungen und Schweißgrate unter der<br />

Sonotrode auftreten.<br />

122<br />

MINLON ® thermoplastische Konstruktionswerkstoffe<br />

Die vorgehenden Anmerkungen zu glasfaserverstärktem<br />

ZYTEL ® gelten auch für MINLON ® , da die Grundmaterialien<br />

dieser Kunststoffe gleich sind. MINLON ® enthält 40% Mineralzusatz,<br />

der eine hervorragende Schweißgeschwindigkeit<br />

zuläßt (30 bis 50% schneller als DELRIN ® 500). Jedoch ist<br />

eine gewisse Empfindlichkeit der Spritzteile gegenüber<br />

scharfen Kanten, schlecht abgeschnittenen Angüssen und<br />

allen sonstigen Schwachstellen festzustellen, die unter Ultraschalleinwirkung<br />

brechen können, so daß der Konstruktion<br />

der Teile besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte,<br />

insbesondere bei MINLON ® 10B140.<br />

RYNITE ® thermoplastische Polyester<br />

Dank seiner hohen Steifheit ist dieser glasfaserverstärkte<br />

Polyester leicht zu verschweißen. Es empfiehlt sich, stets<br />

eine stufenförmige Schweißnaht für diesen Kunststoff vorzusehen,<br />

der häufig für sehr anspruchsvolle Anwendungen<br />

(manchmal sogar bei hohen Temperaturen) verwendet wird.<br />

Eine Überschreitung der Schweißzeit kann zu verbranntem<br />

Werkstoff im Bereich der Sonotrode führen.<br />

Festigkeit der Schweißnaht, MPa<br />

Weld strength, MPa<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 1 10 100<br />

Verweilzeit, Exposure time, Std.<br />

h<br />

Abb. 10.62 Auswirkungen auf die Festigkeit der Verschweißung<br />

in Abhängigkeit von der Verweilzeit<br />

(vor dem Verschweißen) in Luft bei 23°C, 50% rel.<br />

Luftfeuchtigkeit, für ZYTEL ® 101 NC010 Polyamid.<br />

b. Einfluß von Feuchtigkeit auf ZYTEL ®<br />

Polyamide nehmen nach dem Spritzen etwas mehr Luftfeuchtigkeit<br />

auf als die meisten <strong>and</strong>eren Kunststoffe. Wenn während<br />

des Schweißens aus ein<strong>and</strong>er berührenden Flächen Feuchtigkeit<br />

austritt, verursacht sie eine schlechte Schweißqualität.<br />

Um beste Ergebnisse zu erzielen, sollten Teile aus ZYTEL ®<br />

entweder unmittelbar nach dem Spritzgießen ultraschallgeschweißt<br />

oder vor dem Schweißen in spritztrockenem Zust<strong>and</strong><br />

gehalten werden. Wenn ZYTEL ® einen oder zwei Tage lang<br />

50% relativer Luftfeuchtigkeit bei 23° C ausgesetzt wird,<br />

genügt dies, die Güte der Verschweißung um 50% oder mehr<br />

zu senken, wie dies aus Abb. 10.62 hervorgeht. Werden die<br />

Teile mit längeren als normalen Schweißzeiten verschweißt,<br />

kann der Verlust an Schweißqualität ausgeglichen werden;<br />

häufig muß dann aber eine erhebliche Schweißgratbildung und<br />

Oberflächenzerstörung unter der Sonotrode hingenommen<br />

werden. Wie aus Abb. 10.44 ersichtlich, nähert sich beim<br />

Schweißen die Temperatur des Teils in der Nähe der Sonotrode<br />

derjenigen an der Schweißnaht, so daß eine Verlängerung der<br />

Schweißzyklen ernsthafte Probleme mit sich bringen kann.


Die Teile können über Zeitspannen von bis zu mehreren<br />

Wochen trocken gehalten werden, indem man sie unmittelbar<br />

nach dem Spritzgießen luftdicht in Polyethylensäcken verschließt.<br />

Für längere Zeiträume sind weitergehende Schutzmaßnahmen<br />

zu ergreifen wie die Verwendung von Glasgefäßen,<br />

Dosen oder heißsiegelbaren Säcken mit Feuchtigkeitssperre.<br />

Teile, die Feuchtigkeit aufgenommen haben, können<br />

vor dem Schweißen in einem Trockenofen getrocknet werden.<br />

Die entsprechenden Verfahren sind in den Konstruktions-<br />

und Verarbeitungsanleitungen für ZYTEL ® erläutert.<br />

c. Pigmente, Gleitmittel, Formentrennmittel<br />

Der Einfluß von Pigmentsystemen auf das Ultraschallschweißen<br />

kann beträchtlich sein. Die meisten Pigmente<br />

sind anorganische Compoundmassen, die typischerweise in<br />

Konzentrationen von 0,5% bis 2% verwendet werden. Bei<br />

Schweißgeräten, die auf Bedingungen eingestellt sind, welche<br />

qualitativ einw<strong>and</strong>freie Schweißergebnisse bei unpigmentierten<br />

Teilen ergeben, kann die Güte der Verschweißung<br />

pigmentierter Teile deutlich geringer ausfallen. Schlechte<br />

Schweißqualität äußert sich in Schweißnähten durch geringere<br />

Festigkeit und größere Sprödigkeit.<br />

Die Mechanismen, durch die Pigmente das Schweißen<br />

beeinflussen, sind bis jetzt nicht entschlüsselt worden. Das<br />

Vorh<strong>and</strong>ensein von Pigmenten scheint den Vorgang der Wärmeerzeugung<br />

an der Schweißnaht zu beeinträchtigen. Häufig<br />

läßt sich eine mindere Schweißqualität dadurch ausgleichen,<br />

daß pigmentierte Teile mit längeren Schweißzeiten verschweißt<br />

werden als den für nicht pigmentierte Teile ermittelten. Eine<br />

Verlängerung der Schweißzeiten um 50% oder mehr kann<br />

erforderlich werden. Diese längeren Schweißzeiten können<br />

jedoch unerwünschte Nebenwirkungen wie die Bildung übermäßiger<br />

Schweißgrate und Oberflächenbeschädigungen unter<br />

den Sonotroden zur Folge haben.<br />

Wird das Ultraschallschweißen zur Montage von Teilen eingesetzt,<br />

die aus pigmentiertem Werkstoff gespritzt werden<br />

müssen, empfehlen sich Probeschweißungen mit Prototyp-<br />

Spritzlingen, um festzustellen, ob die beabsichtigte Anwendung<br />

realisierbar ist. Bei zahlreichen kommerziellen Anwendungen<br />

sind Festigkeit und Zähigkeit der Schweißnaht<br />

unkritische Erfordernisse. Die Verwendung von Färbemittelsystemen,<br />

die das Ultraschallschweißen nicht nennenswert<br />

beeinflussen, bietet sich als Alternativlösung an.<br />

Die vorstehenden Hinweise gelten auch für das Verschweißen<br />

von Werkstoffen mit eingearbeiteten oder nachträglich zugefügten<br />

Gleitmitteln und Formentrennmitteln. Schon relativ<br />

geringfügige Mengen dieser Stoffe scheinen den Vorgang<br />

der Wärmeerzeugung an der Schweißnaht während des<br />

Schweißens zu beeinträchtigen.<br />

Metall- oder Kunststoffteil<br />

Kunststoffteil<br />

Abrundung 0,25<br />

D<br />

1,6 D<br />

Abb. 10.63 Ultraschall-Nieten<br />

Nietsonotrode<br />

Austauschbare Spitze<br />

0,5 D<br />

2 D<br />

0,5 D<br />

Obwohl eine Verlängerung der Schweißzeit diesen Einfluß bis<br />

zu einem gewissen Grade ausgleichen kann, können die oben<br />

angeführten Folgeerscheinungen problematisch werden. Wenn<br />

beim Spritzgießen ansonsten gleitmittelfreier Werkstoffe-Formentrenn-Sprays<br />

verwendet werden, sollten die Teile vor dem<br />

Verschweißen sorgfältig gereinigt werden.<br />

Andere Ultraschall-Verbindungstechniken<br />

a. Ultraschallnieten<br />

Ultraschallgeräte können auch zum Nieten oder Meißelnieten<br />

benutzt werden, um Teile aus technischen Kunststoffen von<br />

<strong>DuPont</strong> mit Teilen aus <strong>and</strong>ersartigen Werkstoffen, üblicherweise<br />

Metall, fest zu verbinden. Aus dem unteren Kunststoffteil<br />

ragt ein Stift durch eine Bohrung des zweiten Teils.<br />

Eine besonders geformte Sonotrode berührt die Spitze des<br />

Stiftes, schmilzt sie und formt einen nietenförmigen Kopf.<br />

Dies bewirkt eine feste Verbindung, weil keine elastische<br />

Erholung wie beim Kaltstauchen auftritt.<br />

Empfohlene Sonotroden- und Teilekonstruktionen sind in<br />

Abb. 10.63 dargestellt. Das Volumen des verdrängten<br />

Kunststoffs entspricht der Vertiefung in der Sonotrode.<br />

Zur Anpassung an spezifische Anwendungen sind zahlreiche<br />

Abw<strong>and</strong>lungen der Konstruktion möglich. Nach Möglichkeit<br />

sollten eine ringförmige Hinterschneidung an der<br />

Stiftwurzel und eine Abrundung am Loch des zu befestigenden<br />

Teiles vorgesehen werden. Dies erhöht die Festigkeit<br />

und Zähigkeit der genieteten Verbindung. Ein dünneres<br />

als das gezeigte Kopfprofil wird nicht empfohlen.<br />

b. Stiftschweißen<br />

Ultraschall-Stiftschweißen, eine Abw<strong>and</strong>lung der Schernahttechnik,<br />

eignet sich zur Verbindung von Kunststoffteilen an<br />

einem oder an mehreren Punkten.<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Maß A: 0,25 bis 0,4 mm für D bis 13 mm.<br />

Maß B: Schweißtiefe B = 0,5 D für höchste Festigkeit (Schweißnaht fester<br />

als der Stift selbst).<br />

Maß C: 0,04 mm minimale Einführung.<br />

Maß D: Stiftdurchmesser.<br />

Abb. 10.64 Ultraschall-Stiftschweißen<br />

A<br />

Vor dem Schweißen Während des Schweißens Nach dem Schweißen<br />

Für viele Anwendungen, die eine dauerhafte Montage erfordern,<br />

ist eine durchgängige Schweißnaht nicht erforderlich.<br />

Häufig setzen die Größe und Komplexität der Teile enge<br />

Grenzen für die Anordnung der Befestigungspunkte oder die<br />

Position der Schweißnaht. Bei verschiedenartigen Werkstoffen<br />

wird diese Art der Verbindung üblicherweise entweder<br />

durch Kaltstauchen, Ultraschallnieten oder durch Verwendung<br />

von Metallnieten oder Schrauben bewerkstelligt.<br />

123


Bei Verwendung ein<strong>and</strong>er ähnlicher Kunststoffe kann das<br />

Ultraschall-Stiftschweißen diese Aufgabe einfacher und preisgünstiger<br />

erfüllen. Der Energiebedarf ist wegen der kleinen<br />

Schweißfläche gering und der Schweißzyklus ist kurz, fast<br />

immer weniger als eine halbe Sekunde.<br />

Zu den zahlreichen Anwendungen, die sich für das Ultraschall-<br />

Stiftschweißen eignen, zählen Uhrengehäuse, Kurzzeitmesser,<br />

elektromechanische Teile, elektrische Verbindungsstecker und<br />

Schaufelräder für Pumpen.<br />

Abb. 10.64 zeigt die Grundform der Stiftschweißverbindung<br />

vor, während und nach dem Schweißen. Die Schweißverbindung<br />

entsteht entlang des Stiftumfangs. Die Festigkeit der<br />

Schweißverbindung ist eine Funktion des Stiftdurchmessers<br />

und der Schweißtiefe. Maximale Zugfestigkeit wird erzielt,<br />

wenn die Schweißtiefe dem halben Durchmesser entspricht.<br />

In diesem Falle ist die Schweißverbindung stärker als der Stift.<br />

Das radiale Übermaß A muß gleichförmig sein und sollte bei<br />

Stiften mit einem Durchmesser von 13 mm oder weniger im<br />

allgemeinen 0,25 bis 0,4 mm betragen. Versuche haben ergeben,<br />

daß ein größeres Übermaß nicht die Festigkeit der Verbindung,<br />

wohl aber die Schweißzeit erhöht. So benötigen<br />

beispielsweise Stifte mit einem Durchmesser von 5 mm und<br />

0,4 mm Übermaß die vierfache Schweißzeit von Stiften mit<br />

0,25 mm Übermaß, die bis zur gleichen Tiefe geschweißt<br />

werden. Das Loch sollte genügend Abst<strong>and</strong> von der Kante<br />

haben, um ein Ausbrechen zu verhindern.<br />

An der Verbindungsstelle kann sich die Vertiefung am Ende<br />

des Stiftes oder an der Öffnung des Lochs befinden, wie dies<br />

bei mehreren der gezeigten Beispiele ersichtlich ist. Bei Verwendung<br />

der zweiten Alternative kann eine leichte Abschrägung<br />

vorgesehen werden, um eine rasche Ausrichtung zu<br />

ermöglichen.<br />

Um eine Spannungskonzentration während des Schweißens<br />

und beim späteren Gebrauch zu vermeiden, sollte am Fuße<br />

des Stiftes eine Abrundung mit großzügig bemessenem<br />

Radius vorgesehen werden.<br />

124<br />

A B<br />

vorher nachher vorher nachher<br />

Abb. 10.65 Stiftschweißungen – Verschiedene Ausführungen<br />

vorher<br />

nachher<br />

B<br />

A – Blindloch B – Doppelt abgestuft<br />

Abb. 10.66 Stiftschweißen – Varianten<br />

vorher<br />

nachher<br />

2 B<br />

Eine Hinterschneidung der Abrundung unterhalb der Oberfläche<br />

dient als Schweißgratspeicher, der einen sauber<br />

abschließenden Kontakt der Teile ermöglicht.<br />

Andere Einsatzmöglichkeiten des Stiftschweißens sind in<br />

Abb. 10.65 dargestellt. Ein drittes Teil aus einem <strong>and</strong>ersartigen<br />

Werkstoff kann wie in Ansicht A dargestellt fixiert werden.<br />

Ansicht B zeigt getrennt gespritzte Nieten statt selbstschneidender<br />

Metallschrauben oder Nieten, die – <strong>and</strong>ers als<br />

Metallbefestigungen – eine relativ spannungsfreie Montage<br />

ergeben.<br />

T<br />

0,4 mm<br />

T = W<strong>and</strong>dicke<br />

vorher nachher vorher nachher<br />

0,25 mm<br />

Abb. 10.67 Stiftschweißen – Stopfen in dünnw<strong>and</strong>igen Teilen<br />

Abb. 10.66A zeigt eine Abw<strong>and</strong>lung, die Verwendung findet,<br />

falls es auf das Aussehen ankommt oder eine unterbrechungsfreie<br />

Oberfläche erforderlich ist. Der Stift wird in einen Wulst<br />

hineingeschweißt. Der Außendurchmesser des Wulstes sollte<br />

mindestens dem doppelten Stiftdurchmesser entsprechen. Wird<br />

der Stift in ein Blindloch hineingeschweißt, kann es erforderlich<br />

werden, für einen Luftauslaß zu sorgen. Hier bieten sich zwei<br />

Methoden an: ein Mittelloch durch den Stift oder ein kleiner,<br />

schmaler Schlitz in der Innenw<strong>and</strong> des Wulstes.<br />

Werden der beim Schweißen auftretenden relativen Bewegung<br />

der beiden mitein<strong>and</strong>er zu verbindenden Teile Grenzen gesetzt,<br />

wie zum Beispiel beim Positionieren von Getrieben sowie<br />

<strong>and</strong>eren inneren Bauteilen, sollte eine doppelt abgestufte<br />

Stiftschweißung erwogen werden, wie sie in Abb. 10.66B<br />

dargestellt ist. Dies reduziert die Bewegung um 50%,<br />

während die Schweißfläche und die Festigkeit der Schweißverbindung<br />

unverändert bleiben.<br />

Diese Abw<strong>and</strong>lung ist auch sinnvoll, wenn Stopfen in dünne<br />

Wände von 1,5 mm hineingeschweißt werden, dargestellt in<br />

Abb. 10.67. Bei der einfachen Stiftverbindung reduziert die<br />

erforderliche Einführung die verfügbare Fläche und Festigkeit.<br />

St<strong>and</strong>ard-Sonotroden ohne spezielle Ausgestaltung der Spitze<br />

(wie sie für das Ultraschallnieten benötigt werden) finden<br />

Verwendung. Im allgemeinen sind Sonotroden mit großer<br />

Amplitude oder Kombinationen aus Sonotrode und Booster<br />

erforderlich. Die besten Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn<br />

die Sonotrode das Teil unmittelbar über dem Stift und seitlich<br />

möglichst nahe an der Verbindungsstelle berührt. Werden<br />

mehrere Stifte eines einzelnen Teils verschweißt, genügt<br />

häufig die Verwendung einer einzigen Sonotrode. Weisen<br />

die Stifte aber größeren Abst<strong>and</strong> vonein<strong>and</strong>er auf (mehr als<br />

75 mm zwischen den am weitesten ausein<strong>and</strong>erliegenden<br />

Stiften), so müssen in der Regel mehrere kleine, simultan<br />

erregte Sonotroden verwendet werden. Einige Schweißgeräte,<br />

die dazu in der Lage sind, sind bereits an früherer<br />

Stelle beschrieben worden.<br />

0,5 T<br />

0,2 mm<br />

0,4 mm


Sonotrode<br />

Einlegeteil aus<br />

Metall<br />

Kunststoff<br />

c. Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />

Metallteile können mit Ultraschall in Teile aus technischen<br />

Kunststoffen von Du Pont eingesetzt werden und so umspritzte<br />

oder eingepreßte Einlegeteile ersetzen. Gegenüber umspritzten<br />

Einlegeteilen ergeben sich mehrere Vorteile:<br />

– Vermeidung von Verschleiß und Veränderung der Formen,<br />

– Vermeidung des Vorwärmens sowie der manuellen<br />

Zuführung der Einlegeteile,<br />

– verkürzte Taktzeiten beim Spritzgießen,<br />

– weniger kritische Maßtoleranzen der Einlegeteile,<br />

– erheblich reduzierte innere Spannungen.<br />

Wie in Abb. 10.68 gezeigt wird, können die Einlegeteile mit<br />

Ultraschall entweder in ein Spritzgußteil eingesetzt werden,<br />

oder das Spritzgußteil kann um das Einlegeteil herum montiert<br />

werden.<br />

Im H<strong>and</strong>el sind verschiedene Arten von Ultraschall-Einlegeteilen<br />

erhältlich, deren Konstruktionsprinzipien ein<strong>and</strong>er<br />

sehr ähnlich sind.<br />

Der Druck und die Ultraschallschwingung des Einlegeteils<br />

schmelzen den Kunststoff an der Berührungsfläche zwischen<br />

Metall und Kunststoff und treiben das Einlegeteil in ein<br />

vorgeformtes oder vorgebohrtes Loch. Der geschmolzene<br />

Kunststoff fließt in eine oder mehrere Aussparungen des<br />

Einlegeteils. Nach Erhärtung des Kunststoffes ist dadurch<br />

das Einlegeteil fixiert. Das Volumen des verdrängten Werkstoffs<br />

sollte dem Volumen der Aussparungen des Einlegeteils<br />

entsprechen oder geringfügig übersteigen. Die Einlegeteile<br />

sind mit Abflachungen, Kerben oder axialen Auszackungen<br />

versehen, um ein Verdrehen infolge auftretender Torsionskräfte<br />

zu verhindern.<br />

Sicherheit<br />

vorher<br />

Abb. 10.68 Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />

nachher<br />

Ultraschallschweißen ist ein unfallsicheres Verfahren.<br />

Gewisse Vorsichtsmaßnahmen sollten jedoch getroffen<br />

werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.<br />

a. Ultraschall-Schweißmaschinen sollten mit Doppelbetätigungsschaltern<br />

ausgestattet sein, um sicherzustellen, daß<br />

die Hände der Bedienungskraft der Sonotrode fernbleiben.<br />

Abschalt- oder Sicherheits-Unterbrechungsschalter sollten<br />

ebenfalls installiert sein, um die Schweißmaschinen zu<br />

jedem beliebigen Zeitpunkt während des Schweißzyklus<br />

sowie ihrer Abwärtsbewegung anzuhalten.<br />

b. Schwingende Sonotroden sollten weder zusammengedrückt<br />

noch festgehalten werden; ebensowenig sollte<br />

die Einheit von H<strong>and</strong> herabgesenkt werden, solange der<br />

pneumatische Zylinder aktiviert ist. Ersteres kann zu<br />

leichten Hautverbrennungen, letzteres zu schweren Verbrennungen<br />

sowie mechanischen Quetschungen führen.<br />

Abb. 10.69 Lärmschutzabdeckung<br />

c. Schweißgeräte arbeiten mit einer Frequenz von 20000<br />

Schwingungen pro Sekunde, also außerhalb des normalen<br />

Hörbereiches der meisten Menschen. Manche Menschen<br />

werden jedoch durch diese Frequenz und durch Schwingungen<br />

niedrigerer Frequenz, die sich im Stativ und in<br />

den zu verschweißenden Teilen bilden, geschädigt. Eine<br />

mit schalldämpfendem Material ausgekleidete Umhüllung,<br />

ähnlich der in Abb. 10.69 gezeigten, kann dazu beitragen,<br />

die Geräuschentwicklung und <strong>and</strong>ere mögliche Auswirkungen<br />

der Schwing-ungen zu reduzieren. Die Umhüllung<br />

sollte umfassend sein und nicht nur aus einer Trennscheibe<br />

bestehen. Wo dies nicht möglich ist, sollten alle<br />

Bedienungspersonen und sonstigen in der Nähe der<br />

Schweißanlage arbeitenden Personen Ohrschützer tragen.<br />

Labortechniker, die nur gelegentlich mit Ultraschall-Schweißgeräten<br />

arbeiten, sollten Ohrschützer tragen, wenn sie die<br />

von der Schweißmaschine erzeugten Geräusche als unangenehm<br />

empfinden. Einige Sonotroden mit Formen, die sehr<br />

stark einer Glocke ähneln, können unter ungünstigen<br />

Betriebsbedingungen starke Schallwellen erzeugen. Diese<br />

Schwingungen können Übelkeit, Schwindel und sogar die<br />

Gefahr bleibender Gehörschäden verursachen.<br />

125


Vibrationsschweißen<br />

Einführung<br />

Das Vibrationsschweißen ist eine seit vielen Jahren bekannte<br />

Fügetechnik, die in einigen speziellen Bereichen eingesetzt<br />

wird. Du Pont hat jedoch diese Technik weiterentwickelt und<br />

so weit verbessert, daß sie mit einer breiten Palette an technischen<br />

Kunststoffmaterialien eingesetzt werden kann. Zudem<br />

war Du Pont das erste Unternehmen, das geeignete Prototypen<br />

der Maschinen hergestellt hat, um die Durchführbarkeit<br />

und Brauchbarkeit dieser Methode für das Verbinden<br />

von technischen Kunststoffteilen zu demonstrieren.<br />

Das Vibrationsschweißen ist eine einfache Technik und<br />

erfordert keine hochentwickelte mechanische oder elektrische<br />

Ausstattung. Der Schweißzyklus läßt sich in folgende<br />

Schritte unterteilen:<br />

1. Die beiden Teile werden in entsprechend geformten<br />

Haltevorrichtungen an der Maschine befestigt.<br />

2. Die Vorrichtungen laufen aufein<strong>and</strong>er zu, um die Verbindungsflächen<br />

unter ständigem Druck aufein<strong>and</strong>er<br />

zu bringen.<br />

3. Mit einem Getriebe oder einem Elektromagneten erzeugte<br />

Vibrationen werden auf die Haltevorrichtungen übertragen<br />

und über diese auf die Berührungsflächen. Die beiden<br />

Teile bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen und<br />

erzeugen so eine relative Geschwindigkeit an den Kontaktflächen.<br />

Aufgrund der Reibung steigt die Temperatur<br />

sofort an und erreicht in der Regel in weniger als einer<br />

Sekunde den Schmelzpunkt des Kunststoffes.<br />

4. Nach einer vorgewählten Zeit bremst eine elektrische<br />

Kontrollvorrichtung die Vibrationen ab, während der<br />

Druck auf der Schweißfläche erhalten bleibt. Gleichzeitig<br />

werden die Teile korrekt ausgerichtet.<br />

5. Der Druck wird einige Sekunden aufrecht erhalten, damit<br />

die Schmelze erstarren kann. Dann öffnen sich die<br />

Vorrichtungen und die verschweißten Teile werden<br />

ausgeworfen.<br />

Grundprinzip<br />

Die verschiedenen Schweißtechniken für das Verbinden von<br />

Teilen aus thermoplastischem Material unterscheiden sich<br />

wesentlich in der Methode, wie Wärme an den Verbindungsflächen<br />

aufgebaut wird.<br />

Die gegenwärtig bekannten Verfahren lassen sich grundsätzlich<br />

in zwei Hauptgruppen unterteilen:<br />

1. Die zum Erreichen der Schmelzetemperatur erforderliche<br />

Wärme wird durch eine Fremdquelle zugeführt. Dies ist<br />

der Fall beim Heizelementschweißen, Induktionsschweißen<br />

und Heißluftschweißen.<br />

2. Die erforderliche Wärme wird direkt an den Verbindungsflächen<br />

durch Reibung erzeugt. Die bekanntesten<br />

Methoden, die mit diesem Verfahren arbeiten, sind das<br />

Rotations- und Ultraschallschweißen.<br />

126<br />

Sie bieten den offensichtlichen Vorteil, daß der geschmolzene<br />

Kunststoff nicht der Umgebungsluft ausgesetzt und so<br />

Zersetzung oder Oxydation verhindert wird, was für einige<br />

Kunststoffe unbedingt erforderlich ist. Das <strong>Rotationsschweißen</strong><br />

ist jedoch auf kreisrunde Teile begrenzt, die<br />

außerdem keine Positionierung erfordern. Wenn die zwei<br />

Teile exakt aufein<strong>and</strong>er ausgerichtet werden müssen, wird<br />

das <strong>Rotationsschweißen</strong> sehr kostenaufwendig, da keine<br />

einfachen mechanischen Mittel verfügbar sind, um diese<br />

Anforderung zu erfüllen.<br />

Das Vibrationsschweißen gehört zu der zweiten Gruppe,<br />

da es Wärme durch Reibung der zwei Berührungsflächen<br />

erzeugt. Im Gegensatz zum Rotationsschweißverfahren<br />

ist das Vibrationsschweißen nicht auf kreisförmige Teile<br />

begrenzt. Es läßt sich für fast jede Form einsetzen, falls<br />

die Auslegung der Teile ein freies Vibrieren innerhalb<br />

einer gegebenen Amplitude erlaubt.<br />

Definition des Bewegungszentrums<br />

Das Zentrum, um das die zwei Teile vibrieren, kann folgendermaßen<br />

angeordnet werden:<br />

a. innerhalb der Schweißfläche;<br />

b. außerhalb der Schweißfläche;<br />

c. in einer unbegrenzten Distanz. In diesem Fall wird die<br />

Bewegung linear.<br />

Auf dieser Basis lassen sich zwei verschiedene Varianten<br />

definieren: Winkel- und Linearschweißen<br />

a. Bewegungszentrum innerhalb der Schweißfläche<br />

Alle Teile, die eine kreisrunde Schweißnaht aufweisen,<br />

würden logischerweise um ihr eigenes Zentrum vibrieren,<br />

wie in Abb. 10.71A gezeigt wird. Solche Teile können mit<br />

einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden, wie im<br />

Kapitel «kreisförmige Teile» beschrieben wird. Alle Teile,<br />

die keine kreisförmige Form haben, müssen natürlich eine<br />

flache Schweißfläche aufweisen. Hat die Schweißfläche<br />

eine unregelmäßige Form wie z.B. in Abb. 10.71B, kann<br />

das Teil immer noch um ein Innenzentrum schwingen.<br />

Letzteres würde jedoch an einer Stelle gewählt, die die<br />

geringstmögliche Differenz der Umfangsgeschwindigkeit<br />

erzeugt.<br />

Versuchsreihen ergaben, daß das Bewegungszentrum<br />

außerhalb der Schweißfläche angeordnet werden muß,<br />

wenn das Verhältnis von X/Y ~1,5 übersteigt.<br />

X = max. Abst<strong>and</strong> bis Bewegungszentrum<br />

Y = min. Abst<strong>and</strong><br />

X<br />

A B<br />

Abb. 10.71 Schweißnahtprofile<br />

Y


Formteile mit einer rechteckigen Schweißfläche, ähnlich<br />

wie in Abb. 10.72A, können ebenso um ihr eigenes Zentrum<br />

vibrieren, falls das oben genannte Verhältnis ~1,5 bis<br />

1,0 nicht übersteigt.<br />

Bei einer Form, wie sie in Abb. 10.72B gezeigt wird,<br />

müßte das Bewegungszentrum außerhalb angeordnet<br />

werden, um ähnliche Schweißgeschwindigkeiten auf<br />

der gesamten Schweißfläche zu erhalten.<br />

b. Bewegungszentrum außerhalb der Schweißfläche<br />

Werden die oben beschriebenen Bedingungen nicht<br />

erfüllt, müssen die Teile weit genug vom Bewegungszentrum<br />

entfernt angeordnet werden, um ein Verhältnis von<br />

X/Y < 1,5 zu erhalten, wie in Abb. 10.73A gezeigt wird.<br />

Diese Anordnung erlaubt das gleichzeitige Schweißen<br />

von zwei oder mehreren Teilen. Es ist außerdem möglich,<br />

Teile mit unterschiedlichen Größen und Formen gleichzeitig<br />

zu verschweißen. Sie müssen jedoch symmetrisch<br />

in der Vibrationsvorrichtung angeordnet werden, um den<br />

gleichen Oberflächendruck auf alle Verbindungen zu<br />

erhalten, wie in Abb. 10.73B gezeigt wird.<br />

c. Linearschweißen<br />

Teile, die aufgrund ihrer Form oder Größe nicht in eine<br />

runde Vorrichtung passen, lassen sich linear verschweißen.<br />

Diese Methode eignet sich besonders für großvolumige,<br />

nichtrunde Teile mit einer Länge von über 100-150 mm.<br />

Es ist jedoch auch möglich, mehrere Teile gleichzeitig<br />

zu verschweißen, wenn sie sich an den Vibrationsplatten<br />

befestigen lassen.<br />

X<br />

X<br />

Y<br />

A B<br />

Y<br />

+<br />

Typische Vorrichtungen<br />

für das Erzeugen von Vibrationen<br />

Obwohl Vibrationen mit Wechselstrommagneten erzeugt<br />

werden können, wurden alle verfügbaren Maschinen bisher<br />

mit mechanischen Vibratoren ausgestattet.<br />

Abb. 10.74 zeigt schematisch die Funktion einer Linearschweißmaschine,<br />

wie sie von Du Pont zuerst optimiert wurde.<br />

Die Vibrationen werden von zwei Exzenterscheiben «a»<br />

erzeugt, die sich um das Zentrum «b» drehen und über Stangen<br />

«d» auf Vorrichtungen «c» übertragen werden. Die unteren<br />

Vorrichtungen gleiten in zwei Kugellagerschienen, die eine<br />

freie Bewegung in Längsrichtung erlauben. Die obere Vorrichtung<br />

wird von vier pneumatisch betätigten Hebeln «e»<br />

heruntergedrückt. Es ist äußerst wichtig, die Bewegungen<br />

der Hebel mechanisch zu synchronisieren, um eine perfekte<br />

Parallelität der zu schweißenden Teile zu erreichen.<br />

Am Ende des Schweißzyklusses wird die Bewegungsübertragung<br />

abgestellt, worauf beide Teile in ihre Endposition<br />

gebracht werden. Der Druck bleibt kurzfristig aufrecht erhalten,<br />

damit der geschmolzene Kunststoff erstarren kann.<br />

Das gleiche Grundprinzip gilt für eine Winkelschweißmaschine,<br />

Abb. 10.75. In diesem Fall werden Vibrationen auf<br />

obere und untere Vorrichtungen «a» übertragen, die sich auf<br />

Kugellagern drehen. Die obere Vorrichtung wird direkt auf<br />

der Kolbenstange «b» montiert, um den Druck zu liefern.<br />

Theoretisch könnte das gleiche Schweißergebnis mit einem<br />

feststehenden und einem vibrierenden Teil erreicht werden,<br />

das bei doppelter Frequenz vibriert.<br />

Abb. 10.72 Ermittlung des Bewegungszentrums Abb. 10.74 Prinzip der Linearschweißmaschine<br />

A B<br />

Abb. 10.73 Simultanschweißen von mehreren Teilen<br />

c<br />

e<br />

a<br />

Abb. 10.75 Prinzip der Winkelschweißmaschine<br />

b<br />

e<br />

d<br />

a<br />

b<br />

f<br />

127


Erfahrungen haben jedoch gezeigt, daß diese Methode aus verschiedenen<br />

Gründen unzufriedenstellend ist. Wie in Abb.<br />

10.74 und 10.75 veranschaulicht wird, heben sich die beträchtlichen<br />

Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte auf, wenn<br />

das Gewicht der oberen Vorrichtung mit Kunststoffteil dem<br />

Gewicht der unteren Vorrichtung mit Kunststoffteil entspricht.<br />

(Beim Winkelschweißen müssen die beiden Trägheitsmomente<br />

identisch sein, um gleiche und entgegengesetzte Trägheitskräfte<br />

zu erzielen).<br />

Falls nur ein Teil bei doppelter Frequenz vibriert, sind die<br />

Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte viermal höher<br />

und müßten über eine zusätzliche und regelbare Vorrichtung<br />

kompensiert werden. Das gesamte Getriebe würde somit<br />

weitaus schwerer und teurer für eine Maschine mit gleicher<br />

Kapazität. Außerdem haben Erfahrung gezeigt, daß sich eine<br />

gute und feste Verbindung leichter erhalten läßt, wenn beide<br />

Teile schwingen.<br />

Schweißbedingungen<br />

Um den Schmelzpunkt des Materials zu erreichen, müssen die<br />

zwei Teile zusammengepreßt werden und bei einer bestimmten<br />

Frequenz und Amplitude schwingen. Diese Bedingungen<br />

können als PV-Werte definiert werden, wobei «P» der spezifische<br />

Kontaktdruck in MPa und «V» die Flächengeschwindigkeit<br />

in m/s ist.<br />

Die zwei Exzenterscheiben erzeugen eine sinusförmige<br />

Geschwindigkeitskurve wie in Abb. 10.76. Da sie in entgegengesetzte<br />

Richtungen laufen, beträgt die maximale relative<br />

Geschwindigkeit des einen Teils gegenüber dem <strong>and</strong>eren<br />

Teil 2 W. Die resultierende relative Geschwindigkeit liegt<br />

somit beim 1,27fachen des maximalen Wertes «W».<br />

Beispiel: Eine Maschine, die Acetalpolymer schweißt, wie<br />

in Abb. 10.74 hat einen Exzenterabst<strong>and</strong> «f» von 3 mm<br />

und läuft bei einer Geschwindigkeit von 5000 U/min.<br />

Die Umfangsgeschwindigkeit ist somit wie folgt:<br />

V = f × � × n = 0,003 m × � × 5000 = 0,78 m /s<br />

60<br />

W W<br />

128<br />

Y = 0,635 W 2 Y = 1,27 W<br />

Y Y<br />

1 Umdrehung<br />

W = maximale Geschwindigkeit jedes Teils<br />

Y = Durchschnittsgeschwindigkeit jedes Teils<br />

Abb. 10.76 Geschwindigkeitskurven beim Vibrationsschweißen<br />

2 Y<br />

2 W<br />

Dies entspricht der maximalen Geschwindigkeit «W» in<br />

Abb. 10.76. Die durchschnittliche relative Geschwindigkeit<br />

eines Teils gegen das <strong>and</strong>ere wäre dann:<br />

1,27 × 0,78 = 1 m / s<br />

Bei einem spezifischen Kontaktdruck von 3 MPa wird der<br />

resultierende PV-Wert:<br />

3 × 1 = 3 MPa × m/s<br />

Da die erzeugte Wärme außerdem eine Funktion des Reibungskoeffizienten<br />

ist, muß der obige PV-Wert auf das zu<br />

schweißende Material bezogen werden. Glasfaserverstärkte<br />

Polyamide wurden zum Beispiel erfolgreich bei einem PV-<br />

Wert von 1,3 verschweißt. Hieraus läßt sich folgern, daß bei<br />

einer Maschine, die verschiedene Materialien und Formteilgrößen<br />

verschweißen soll, Druck, Drehzahl und Amplitude<br />

verstellbar sein müssen. Sobald die optimalen Arbeitsbedingungen<br />

für ein gegebenes Teil festgelegt sind, dürfte die<br />

Maschine jedoch mit Ausnahme des Druckes keine weiteren<br />

Einstellungen erfordern.<br />

Die Schweißzeit ist das Produkt von Geschwindigkeit, Druck<br />

und Amplitude. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß die<br />

Schweißnahtfestigkeit oberhalb eines bestimmten Druckes<br />

eher abnimmt – möglicherweise aufgrund von ausgequetschtem<br />

geschmolzenem Kunststoff. Auf der <strong>and</strong>eren Seite legen<br />

die resultierenden mechanischen Belastung des Getriebes<br />

Beschränkungen auf. So vervierfacht eine Verdopplung der<br />

Geschwindigkeit die Beschleunigungskräfte der vibrierenden<br />

Massen.<br />

Umfangreiche Tests haben ergeben, daß sich eine Frequenz<br />

von etwa 100 Hz für kleine und mittelgroße Teile sehr<br />

gut eignet, während größere, schwere Formteile bei einer<br />

Frequenz von 70-80 Hz verschweißt werden.<br />

So wurden auch große Teile wie Ansaugrohre erfolgreich,<br />

mit Frequenzen bis zu 250 Hz, verschweißt. Siehe auch<br />

Abb. 10.79D.<br />

Bei Linearmaschinen sollte der Abst<strong>and</strong> der beiden Exzenterscheiben<br />

(«f» in Abb. 10.74) so eingestellt werden, daß<br />

eine relative Bewegung von etwa 0,9 × Schweißnahtbreite<br />

erzielt wird, siehe Abb. 10.77.<br />

Der spezifische Oberflächendruck, der die höchste Schweißnahtfestigkeit<br />

ergibt, muß über Tests ermittelt werden. Als<br />

Faustregel gilt, daß eine Maschine einen Druck von 4 MPa<br />

auf die zu schweißende Fläche erzeugen muß.<br />

W<br />

� 0,9 W<br />

Abb. 10.77 Relative Bewegung – Schweißnahtbreite


a b c d e<br />

c<br />

Abb. 10.78 Schweißnahtprofile – runde Teile<br />

Auslegung von Schweißnähten<br />

a<br />

b<br />

a. Kreisförmige Teile<br />

Kreisförmige Teile sollten – wie beim <strong>Rotationsschweißen</strong> –<br />

immer mit einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden.<br />

Eine solche Auslegung erlaubt nicht nur eine perfekte Ausrichtung<br />

der beiden Hälften, sondern die Schweißfläche kann<br />

vergrößert werden und so die Festigkeit der W<strong>and</strong>fläche<br />

erreichen. Während des Schweißbetriebes baut sich eine<br />

bestimmte Menge an Grat an beiden Seiten der Schweißnaht<br />

auf. Bei bestimmten Anwendungen muß dies vermieden<br />

werden, entweder aus ästhetischen Gründen oder weil er eine<br />

Fehlerquelle für innenliegende mechanische Teile darstellen<br />

kann. In solchen Fällen sollten Verbindungen mit Gratspeichern<br />

versehen werden.<br />

Um Vibrationen mit dem geringstmöglichen Verlust auf die<br />

Kontaktfläche zu übertragen, müssen die Kunststoffteile fest<br />

in den Haltevorrichtungen eingespannt werden. Es ist oft<br />

ratsam, die Schweißfläche mit 5 oder 8 Mitnehmerrippen zu<br />

versehen. Das gilt besonders bei dünnw<strong>and</strong>igen Behältern<br />

aus weichen Materialien.<br />

Eine typische Schweißnahtauslegung mit einem externen<br />

Gratspeicher und Mitnehmerrippen direkt auf der Schulter<br />

wird in Abb. 10.78a gezeigt. Einige grundsätzliche Anforderungen<br />

sind dabei zu beachten:<br />

– Vor dem Schweißen sollten die flachen Flächen durch<br />

einen Spalt «a» getrennt werden, der etwa das 0,1fache<br />

der W<strong>and</strong>stärke beträgt.<br />

– Der Winkel «b» sollte mindestens 30° betragen, um einen<br />

selbsthemmenden Effekt zu verhindern.<br />

– Die Schweißnahtlänge «c–d» muß, abhängig von der<br />

gewünschten Festigkeit, mindestens das 2,5fache der<br />

W<strong>and</strong>stärke betragen. Da einige Kunststoffe sich schwerer<br />

verschweißen lassen als <strong>and</strong>ere, sollte dieser Wert entsprechend<br />

erhöht werden.<br />

Abbildungen 10.78b und 10.78c zeigen weitere mögliche<br />

Anordnungen für externe Gratspeicher.<br />

a<br />

d<br />

Bei Teilen, für die ästhetische Aspekte nicht so wichtig sind,<br />

reicht häufig eine einfache Rille aus, siehe Abb. 10.78d.<br />

Sie verdeckt zwar den Grat nicht, er verbleibt jedoch im<br />

Bereich des Außendurchmessers.<br />

Falls sowohl interne als auch externe Gratspeicher erforderlich<br />

sind, können sie wie in Abb. 10.78e ausgelegt werden.<br />

b. Nicht kreisförmige Teile<br />

Teile, die nicht kreisförmig sind, können mit flachen Schweißflächen<br />

auf Winkel- oder Linearmaschinen verschweißt werden,<br />

siehe Abb. 10.79A. Die Schweißnahtbreite «B» sollte<br />

mindestens das zweifache der W<strong>and</strong>stärke betragen, abhängig<br />

von den Festigkeitsanforderungen und dem verwendeten<br />

Kunststoff. Die Festigkeit steigt aufgrund ungleichmäßiger<br />

Spannungsverteilung (siehe auch Abb. 10.81) über einem<br />

B/D-Verhältnis von 2,5-3,0 nicht beträchtlich .<br />

Quadratische und rechteckige Teile, besonders solche mit<br />

dünnen W<strong>and</strong>stärken oder aus weichen Kunststoffen, sind<br />

nicht steif genug, um Vibrationen ohne Verlust zu übertragen.<br />

Sie müssen daher eine Schweißnaht mit einer Rille um<br />

den gesamten Umfang aufweisen, Abb. 10.79B. Diese Rille<br />

paßt in eine Schweißraupe an der Vorrichtung «a», um zu<br />

verhindern, daß die Wände nach innen zusammenfallen. Es<br />

ist äußerst wichtig, die Verbindung an beiden Flächen «b»<br />

und «c» zu stützen, um eine perfekte Schweißdruckverteilung<br />

zu erzielen.<br />

Ein möglicher Weg zum Anbringen von Gratspeichern an<br />

Stumpfschweißnähten wird in Abb. 10.79C gezeigt. Der Spalt<br />

«a» muß angepaßt werden, damit sich die beiden Außenlippen<br />

nach dem Schweißen vollständig schließen. Die Auslegung<br />

reduziert die effektive Schweißfläche und kann breitere<br />

Schweißnähte für eine gegebene Festigkeit erfordern.<br />

Eine <strong>and</strong>ere Auslegung der Schweißnähte mit Rillen ist in<br />

Abb. 10.79D dargestellt. Diese Schweißnaht wurde erfolgreich<br />

für einen vibrationsgeschweißten Deckel eines Ansaugrohrs<br />

mit einer Frequenz bis zu 280 Hz und einer Amplitude<br />

von 1,2 mm angewendet.<br />

129


Abb. 10.79 Schweißnahtauslegung, nicht kreisförmige Teile<br />

130<br />

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Deckel<br />

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Ansaugrohr<br />

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Aufnahmevorrichtung<br />

Amplitude: 0,9 – 1,2 mm<br />

�������<br />

Zu entwickelnde<br />

Schweißtiefe<br />

�<br />

Frequenz: 240 – 280 Hz<br />

Testergebnisse<br />

bei winkelverschweißten Stumpfnähten<br />

Der in Abb. 10.80 rechteckig geschweißte Kasten wurde für<br />

umfangreiche Druckprüfungen aus verschiedenen<br />

<strong>DuPont</strong> Materialien verwendet. Der Berstdruck jedes Behälters<br />

wird von drei Hauptfaktoren beeinflußt:<br />

– Gesamtauslegung.<br />

– Verschweißbarkeit des Materials.<br />

– Schweißnahtauslegung.<br />

Die unten beschriebenen erzielten Resultate sollten daher<br />

sorgfältig auf Formteile mit unterschiedlichen Formen und<br />

Funktionen übertragen werden. Das gleiche Formteil wird<br />

ein sehr unterschiedliches Verhalten aufweisen, wenn es aus<br />

verschiedenen Kunststoffen hergestellt wird. Während die<br />

Schweißnaht in einigen Fällen der schwächste Punkt sein<br />

kann, ist sie bei <strong>and</strong>eren technischen Kunststoffen eventuell<br />

fester als das Teil selbst.<br />

Schweißnahtfestigkeit<br />

in Abhängigkeit von der Schweißfläche<br />

Abb. 10.81 zeigt die Zugfestigkeit als Funktion von der<br />

Schweißnahtbreite, die von dem in Abb. 10.80 gezeigten<br />

Behälter erhalten wurde. Ein linearer Festigkeitsanstieg kann<br />

bis zu einem B/D-Verhältnis von ca. 2,5 beobachtet werden.<br />

Oberhalb dieses Werts flacht die Kurve ab und eine Verbreiterung<br />

bleibt ohne Einfluß auf die Festigkeit.<br />

36<br />

45<br />

Abb. 10.80 Berstdruck Prüfteil<br />

Berstdruck<br />

BB<br />

D<br />

1 1,5 2 2,5 3<br />

Verhältnis B<br />

D<br />

Abb. 10.81 Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />

von der Nahtgröße<br />

7 cm 2


Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />

vom spezifischen Schweißdruck<br />

Wie bereits erwähnt, sollte der geeignete spezifische Schweißdruck<br />

für jeden Kunsstoff mit Versuchen ermittelt werden.<br />

Für DELRIN ® 500 ergab sich zum Beispiel ein Druck von etwa<br />

3,3 MPa, wie die Kurve in Abb. 10.82 zeigt. Es scheint, daß<br />

ein zu hoher Druck die Nahtfestigkeit ebenso reduziert wie ein<br />

zu niedriger Druck.<br />

Berstdruck<br />

2 3 4<br />

Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit vom spezifischem Schweißdruck<br />

Abb. 10.82 Spezifischer Schweißdruck<br />

Alle DELRIN ® Typen eignen sich für das Vibrationsschweißen.<br />

DELRIN ® 500P zeigt die besten Ergebnisse, wohingegen<br />

DELRIN ® 100 etwas schwächer ist. Schweißnähte in Teilen aus<br />

DELRIN ® 100 sind in der Regel der schwächste Bereich aufgrund<br />

der hohen Dehnung dieses Kunststoffes. Dies galt auch<br />

für den Prüfbehälter in Abb. 10.80. Das gleiche Teil aus glasfaserverstärktem<br />

DELRIN ® bricht nicht an der Schweißnaht,<br />

sondern wegen seiner geringeren Dehnung an einer Ecke.<br />

Es muß außerdem beachtet werden, daß eingefärbte Einstellungen<br />

eine niedrigere Schweißnahtfestigkeit erzeugen als die<br />

gleichen ungefärbten Typen. Dies gilt für alle Kunststoffe.<br />

Pigmentanteile haben einen leichten negativen Einfluß auf<br />

die Eigenschaften. Obwohl die durchschnittlichen Festigkeitswerte<br />

von Typ zu Typ leicht variieren, ist es überraschend<br />

festzustellen, daß die obere Grenze bei 14 MPa Zugfestigkeit<br />

für die meisten Typen liegt.<br />

Das Vibrationsschweißen eignet sich außerdem für alle<br />

ZYTEL ® Polyamidtypen. Es erlaubt viele neue und attraktive<br />

Anwendungen, für die keine <strong>and</strong>ere Fügetechnik in Frage<br />

käme. Besonders die Automobilindustrie braucht verschiedene<br />

eckige Behälter im Kühlkreislauf und für Emissionskontrollfilter.<br />

Der Wasseraufnahme muß vor dem Schweißen keine besondere<br />

Beachtung geschenkt werden, falls die Teile bei einer<br />

relativen Feuchtigkeit von maximal 50% gelagert werden.<br />

Stumpfnähte in Formteilen aus unverstärktem Polyamid sind<br />

in der Regel fester als das Teil selbst. Füllstoffe und Glasfasern<br />

reduzieren die Nahtfestigkeit je nach der Materialqualität.<br />

So bewirkt ein Glasfaseranteil von 30% eine Reduzierung<br />

der Festigkeit um 50%. Teile aus diesem Kunststoff<br />

müssen sorgfältig ausgelegt werden.<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Abb. 10.83. Eine typische Auslegung einer Zentrifugalpumpe<br />

mit einem winkelverschweißten Spiralgehäuse aus<br />

DELRIN ® .<br />

Abb. 10.83 Zentrifugalpumpe<br />

Abb. 10.84. Ein Automobiltank aus ZYTEL ® Polyamid 66.<br />

Die Schweißnaht ist mit einem Gratspeicher versehen, um<br />

Nachbearbeitungs- und Entgratungsgänge zu vermeiden.<br />

Abb. 10.84 Automobiltank<br />

131


Abb. 10.85. Ein linearverschweißter Kraftstofftank eines<br />

Motorrades aus ZYTEL ® . Die Rille in der Schweißnaht sammelt<br />

den Grat und anschließend wird ein PVC-Profil über<br />

dem Flansch schnappverbunden. Dies ist eine Lösung, die<br />

die gesamte Schweißnaht effektiv verdeckt.<br />

Abb. 10.85 Motorradtank<br />

Abb. 10.86a. Ein winkelverschweißtes, rechteckig geformtes<br />

Kraftstoff-Filtergehäuse aus ZYTEL ® . Die Naht ist mit einer<br />

Fuge versehen, um die dünnen Wände in den Vorrichtungen<br />

zu halten und somit ein Zusammenfallen während des<br />

Schweißens zu verhindern.<br />

Abb. 10.86b. Ein winkelverschweißter Behälter aus ZYTEL ® .<br />

Verbindungen an Körper und Abdeckung müssen in der gegebenen<br />

Position orientiert werden. Eine klassische Reibungsschweißnaht<br />

mit einem externen Gratspeicher wurde für diese<br />

Vibrationsschweißtechnik verwendet.<br />

Abb. 10.87. Gummimembranbaugruppen können ebenso mit<br />

Winkelvibrationen verschweißt werden. Es müssen jedoch<br />

Vorkehrungen getroffen werden, die verhindern, daß das<br />

obere Teil direkt auf das Gummi Vibrationen überträgt. Dies<br />

kann mit einer sehr dünnen Unterlegscheibe aus Polyamid,<br />

mit Grafitpulver oder einem Öltropfen auf der Membrane<br />

erreicht werden.<br />

132<br />

a b<br />

Abb. 10.86 Winkelverschweißte Teile<br />

Bei dem hier gezeigten Magnetventil aus glasfaserverstärktem<br />

ZYTEL ® Polyamid liegt der Berstdruck bei 8-9 MPa.<br />

Ein bedeutender Vorteil gegenüber selbstschneidenden Schrauben<br />

liegt darin, daß ein verschweißter Körper bis zum Berstdruck<br />

dicht bleibt.<br />

Abb. 10.87 Membrangehäuse<br />

Vergleich mit <strong>and</strong>eren Schweißtechniken<br />

Das Vibrationsschweißen überschneidet sich in der Praxis<br />

nicht mit dem Ultraschallschweißverfahren, obwohl sie in<br />

einigen Fällen beide anwendbar sind. Das Magnetventil<br />

in Abb. 10.87 läßt sich zum Beispiel leicht ultraschallverschweißen.<br />

Die hohe Frequenz kann jedoch die dünne Metallfeder<br />

brechen. In diesem Fall wird das gesamte Gehäuse<br />

unbrauchbar. Manchmal verhindert eine komplexe Teilegeometrie,<br />

daß eine Sonotrode nicht nahe genug an die<br />

Schweißnaht kommt. Zudem erfordern gas- und luftdichte<br />

Ultraschallschweißnähte enge Toleranzen, die sich nicht<br />

immer erreichen lassen.<br />

Dünnw<strong>and</strong>ige Behälter wie Taschenlampen können niemals<br />

mit einer Schweißnaht versehen werden, die groß genug ist,<br />

um den erforderlichen Berstdruck zu erreichen. Daher wäre<br />

es unklug, sie auf Vibrationsmaschinen zu verschweißen. Hier<br />

ist das Ultraschallverfahren zu bevorzugen.<br />

Das Vibrationsschweißen kann in vielen Anwendungen in<br />

Konkurrenz zum Heizelementschweißen stehen. Hier bietet<br />

es einige wichtige Vorteile:<br />

– sehr viel kürzerer Gesamtzyklus;<br />

– geringere Verzugsempfindlichkeit, da der relativ hohe<br />

Schweißdruck das Teil abflacht;<br />

– da der geschmolzene Kunststoff nicht der Umgebungsluft<br />

ausgesetzt wird, eignet sich das Verfahren für alle Kunststofftypen.<br />

Das Vibrationsschweißen steht nicht in Konkurrenz zum reinen<br />

<strong>Rotationsschweißen</strong>. Für alle kreisförmigen Teile, die<br />

keine festgelegte Positionierung erfordern, ist das <strong>Rotationsschweißen</strong><br />

immer noch die günstigste und schnellste Fügetechnik.


Konstruktive Erwägungen<br />

für vibrationsverschweißte Teile<br />

Teile, die für ein Verbinden mit der Vibrationsschweißtechnik<br />

gedacht sind, müssen korrekt ausgelegt werden, um Fehler<br />

und Ausschüsse zu vermeiden. Es ist unbedingt erforderlich,<br />

daß die Verbindungsflächen anein<strong>and</strong>er anschliessen.<br />

Der erste Schritt ist die Wahl einer geeigneten Schweißnaht<br />

mit der erforderlichen Festigkeit und Dichte. In dieser<br />

Entwicklungsphase sollte entschieden werden, ob Gratspeicher<br />

oder Mittel zur Verdeckung oder zum Verstecken<br />

der Schweißnaht erforderlich sind.<br />

Wichtig ist es, den Schweißflansch um das Teil herum zu<br />

stützen, um einen gleichmäßigen Druck über der gesamten<br />

Schweißfläche aufrecht zu erhalten.<br />

Falls, wie in Abb. 10.88 gezeigt wird, die Vorrichtung diese<br />

Anforderung aufgrund einer Unterbrechung nicht erfüllen<br />

kann, sind Schwachstellen oder Leckstellen zu erwarten.<br />

Dünne Rippen sind jedoch zulässig, falls ihre Dicke etwa<br />

80% des W<strong>and</strong>querschnittes (Abb. 10.89) nicht überschreitet.<br />

Besondere Sorgfalt muß darauf verwendet werden, daß die<br />

Vibrationen von der Vorrichtung auf das Teil mit so wenig<br />

Energieverlust wie möglich übertragen werden müssen.<br />

Solcher Verlust kann von einem zu großem Spiel in der<br />

Vorrichtung herrühren oder weil das Teil zu weit von der<br />

Schweißnaht entfernt gehalten wird.<br />

Kreisförmige Teile ohne Vorsprünge, die ein festes Einspannen<br />

erlauben, müssen mit Rippen versehen werden, wie in<br />

Abb. 10.78a gezeigt wird.<br />

Bei Teilen mit relativ dünnen Wänden oder Teile aus weichen<br />

Materialien sollten Vibrationen auf das Formtteil so<br />

nahe wie möglich an der Schweißfläche übertragen werden.<br />

Bei nicht kreisförmigen Teilen ist dies häufig nur möglich<br />

mit einer Auslegung, die der in Abb. 10.79B ähnelt, ungeachtet<br />

ob es sich um eine Linear- oder Winkelschweißnaht<br />

h<strong>and</strong>elt.<br />

Abb. 10.88 Schlechte Schweißnahtauslegung<br />

L = 0,8 T T<br />

Abb. 10.89 Rippen in vibrationsverschweißten Teilen<br />

Einige Materialien mit einem hohen Reibungskoeffizienten<br />

wie zum Beispiel Elastomere, erfordern eine anfängliche<br />

Oberflächenschmierung, bevor sie zufriedenstellend im<br />

Vibrationsschweißverfahren verschweißt werden können.<br />

Die während des Vibrationszyklusses erzeugte Menge an<br />

geschmolzenem Kunststoff steht in direkter Beziehung zur<br />

Flachheit der Oberfläche. Steife Teile, besonders aus glasfaserverstärkten<br />

Kunststoffen, flachen möglicherweise nicht<br />

vollständig durch den Schweißdruck ab und erfordern somit<br />

längere Vibrationszyklen, um eine gute Schweißnaht zu<br />

erhalten. Bei der Auslegung und Herstellung solcher Teile<br />

ist somit zu beachten, daß die gesamte Montagezeit teilweise<br />

von der Planheit der Schweißnaht abhängt, die wiederum mit<br />

einer entsprechenden Auslegung verbessert werden kann.<br />

Abb. 10.90a Vibrationsschweißmaschine<br />

133


Abb. 10.90b Kommerzielle Linear- und Winkelschweißmaschine<br />

Hersteller: Mecasonic SA, Zone industrielle,<br />

Rue de Foran, Ville-la-Gr<strong>and</strong>, Case postale 218,<br />

74104 Annemasse Cédex, Frankreich.<br />

134<br />

Abb. 10.90c Kommerzielle Linearschweißmaschine.


Heizelementschweißen<br />

Einleitung<br />

Beim Heizelementschweißen werden Teile aus thermoplastischen<br />

Kunststoffen mitein<strong>and</strong>er verbunden. Diese Verbindungstechnik<br />

eignet sich für nicht-symmetrische Teile mit<br />

empfindlichen Einbaukomponenten, die man dem Vibrations-<br />

oder Ultraschallschweißen nicht aussetzen kann.<br />

Die Verbindung der Teile aus Thermoplasten wird dadurch<br />

bewirkt, daß man ihre Verbindungsflächen mit einem Heizelement<br />

in Berührung bringt, das mit TEFLON ® PTFE<br />

beschichtet und elektrisch aufgeheizt ist. Anschließend werden<br />

die Kontaktflächen zusammengepreßt. Beim Einsatz von<br />

speziell konstruierten Schweißmaschinen können die Verbindungsflächen<br />

auch durch Strahlung erwärmt werden.<br />

Schweißzyklus<br />

I II III<br />

IV V VI<br />

Abb. 10.91 Heizelement-Schweißzyklus<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die Abb. 10.91 zeigt einen typischen Schweißzyklus, bei<br />

dem ein elektrisch erwärmtes, mit TEFLON ® PTFE beschichtetes<br />

Heizelement zum Schmelzen der Verbindungsflächen<br />

benutzt wird.<br />

Konstruktion der Schweißnaht<br />

Beim Heizelementschweißen von Konstruktionswerkstoffen<br />

sollte die Schweißfläche «W» mindestens 2,5 × W<strong>and</strong>dicke<br />

«T» betragen (Abb. 10.92a).<br />

Abb. 10.92b-c zeigen Möglichkeiten, durch Materialaufnahmerillen<br />

den entstehenden Grat zu verdecken. Spalt «a» muß<br />

so ausgebildet sein, daß sich die äußeren Lippen nach dem<br />

Schweißen vollständig schließen. Da diese Lösung die wirksame<br />

Schweißfläche reduziert, kann es nötig sein, breitere<br />

Kontaktflächen vorzusehen, um die Festigkeit einer einfachen<br />

Schweißnaht zu erreichen.<br />

a b<br />

W = 2,5 T<br />

T<br />

c d<br />

W = 3 T<br />

T<br />

0,5 T<br />

Abb. 10.92 Auslegung der Schweißnaht für Heizelementschweißen<br />

Dünnw<strong>and</strong>ige Teile können eine Führungsaufnahme erforderlich<br />

machen, wie zum Beispiel «a» in Abb. 10.92d.<br />

So wird sichergestellt, daß ein gleichmäßiger Druck auf die<br />

ganze Schweißfläche wirkt.<br />

Man beachte in diesem Beispiel die durch Rippen verstärkte<br />

Schweißfläche und die Unterstützung durch die Aufnahme<br />

an den Punkten «b» und «c», die eine gute Schweißdruckverteilung<br />

bewirken.<br />

Konstruktionshinweise<br />

für das Heizelementschweißen<br />

Die Teile müssen so konstruiert sein, daß kein Ausschuß<br />

entsteht. Es ist unbedingt erforderlich, daß die Verbindungsflächen<br />

plan sind, deshalb sollten die Gestaltungsprinzipien<br />

für Konstruktionswerkstoffe strikt eingehalten werden.<br />

Gleichmäßige W<strong>and</strong>dicken und ausgerundete Ecken sind<br />

absolut notwendig.<br />

b<br />

T<br />

3-3,5 T<br />

1,2 T<br />

c<br />

a<br />

3 T<br />

a<br />

135


Grenzen des Heizelementschweißens<br />

– Polyamide eignen sich nicht für das Heizelementschweißen,<br />

da die Schmelze während des Schweißvorganges oxidiert.<br />

Das oxidierte Material läßt sich nicht zufriedenstellend<br />

verschweißen.<br />

– Verglichen mit <strong>and</strong>eren Schweißverfahren, sind die<br />

Zyklen beim Heizelementschweißen lang (im Bereich<br />

von 30-45 s).<br />

– Es können Probleme dadurch auftreten, daß das Polymer<br />

an dem Heizelement haftet. Eine Beschichtung des Heizelementes<br />

mit TEFLON ® PTFE verringert dieses Problem<br />

erheblich.<br />

– Bei dieser Methode können nur Materialien mit ähnlicher<br />

Struktur verschweißt werden.<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Anwendungsbeispiele für das Heizelementschweißen werden<br />

in Abb. 10.93 gezeigt.<br />

Abb. 10.93 a – Teile für Gaszähler<br />

136<br />

b – Abfluß<br />

c – Feuerzeug<br />

Heizelementschweißen von ZYTEL ®<br />

Zwei der Hauptprobleme beim Verschweißen von ZYTEL ®<br />

Polyamid 66 sind Oxidation und Kristallisationsgeschwindigkeit.<br />

Im Gegensatz zu den Schernähten beim Ultraschallverschweißen<br />

oder den Schweißnähten beim Vibrationsverfahren<br />

wird die Nahtfläche kalter Luft ausgesetzt, sobald die<br />

Heizelemente entfernt werden, um die beiden Teile mitein<strong>and</strong>er<br />

zu verbinden. Während dieser Zeit weist der Kunststoff<br />

eine hohe Oxidationsneigung auf, wodurch sich die<br />

Schweißnahtfestigkeit verschlechtert.<br />

Doch bei sorgfältiger Beachtung gewisser Parameter lassen<br />

sich mit dem Heizelementverfahren Schweißnähte mit hoher<br />

Festigkeit erzielen – ausgehend von der Festigkeit des Grundmaterials.<br />

ZYTEL ® muß sich im spritztrockenen Zust<strong>and</strong> befinden. Ideal<br />

ist ein Verschweißen direkt nach dem Formgebungsprozeß,<br />

obwohl auch nach 48 Stunden noch akzeptable Ergebnisse<br />

erzielt werden. Falls dies nicht durchführbar ist, müssen die<br />

Teile auf einen Feuchtegehalt von unter 0,2% heruntergetrocknet<br />

werden. Die Feuchtigkeit beeinflußt die Schweißnahtqualität<br />

in großem Maße. Ein schaumartiger Schweißwulst<br />

deutet darauf hin, daß «feuchtes» Material verwendet<br />

wurde. Feuchtigkeit wird die Oxidationsneigung und Porösität<br />

der Schweißnaht erhöhen und so die Schweißnahtfestigkeit<br />

um bis zu 50% reduzieren.<br />

Füllstoffe im Kunststoff beeinträchtigen ebenso die Schweißnahtfestigkeit.<br />

Die stärkste Naht wird mit ungefärbtem, unverstärktem<br />

Polyamid erreicht. Da sich Glasfasern nicht verschweißen<br />

lassen und über die Naht legen, wird die Schweißnaht<br />

ähnlich schwach wie in einem Formteil: die Festigkeit<br />

wird um bis zu 50% reduziert. Die Nahtfestigkeit steht im<br />

umgekehrt proportionalen Verhältnis zum Glasfaseranteil.<br />

Mehr Glasfasern = niedrigere Festigkeit. Ruß beeinträchtigt<br />

ebenso die Schweißnahtqualität.<br />

Heizplattentemperatur. Als allgemeine Richtlinie gilt eine<br />

Temperatureinstellung der Platte auf +20° C über der<br />

Schmelzentemperatur des zu schweißenden Kunststoffs.<br />

Bei ZYTEL ® PA66 mit einer Schmelzentemperatur von 262°C<br />

läge die Plattentemperatur bei etwa 285° C. Dabei ist auf<br />

TEFLON ® oder PTFE-Beschichtungen der Platten zuachten,


die ein Festkleben verhindern sollen, da sich die TEFLON ®<br />

Versiegelung bei dieser Temperatur aufzulösen beginnt.<br />

Bei einer Temperatur von 270-275° C beginnt TEFLON ® zu<br />

verdampfen und das PTFE-B<strong>and</strong> zeigt sichtbare Blasen. Um<br />

diese Problem zu vermeiden, sollte die Temperatur der Platte<br />

265-270°C betragen. Da sie somit unterhalb der –20°C-Regel<br />

liegt, ist eine längere Durchwärmzeit erforderlich, um die<br />

niedrigere Temperatur auszugleichen. Ein weiteres Schweißproblem<br />

bei hohen Temperaturen ist ein Verzug der Aluminiumplatte<br />

bei etwa 275° C. Hier sollten Aluminium-Bronze-<br />

Platten verwendet werden, die bis 500° C beständig sind.<br />

Die Einspannposition der beiden Teile ist äußerst wichtig. Falls<br />

der Halter aus Metall besteht und das Teil bis in Schweißnahtnähe<br />

umfaßt, wirkt er wie ein starker Wärmeabzug, da er<br />

die während der Durchwärmzeit im Teil aufgebaute Wärme<br />

entzieht. Eine schnelle Kühlung der Teile führt zu einer<br />

hohen Kristallisationsrate, die ein zufriedenstellendes Verschweißen<br />

der Teile verhindert. Eine langsame Kühlung ist<br />

generell von Vorteil. Dieses Problem kann mit nichtmetallischen<br />

Haltern gelöst werden.<br />

Abb. 10.94 Heizelement-Schweißmaschine.<br />

Andere Parameter<br />

Durchwärmzeit, abhängig vom Teil und von der Naht,<br />

normalerweise im Bereich von min. 15 Sekunden.<br />

Kühl-/Haltezeit, ähnlich wie Durchwärmzeit.<br />

Drücke während der Schweißphase von<br />

0,5 bis 2 MPa = 5 – 20 bar.<br />

Nahtauslegung, als Faustregel gilt:<br />

Nahtabmessung = 2,5 × Dicke. Tests ergaben, daß die<br />

Schweißnaht bei einer generellen W<strong>and</strong>stärke von 2 mm<br />

5 mm dick sein sollte. Je nach Einsatzbedingungen des Teils,<br />

ist eine maximale Festigkeit unter Umständen nicht erforderlich.<br />

Für ein kleines Entlüftungsrohr zum Beispiel wäre keine<br />

so hohe Nahtfestigkeit erforderlich wie für eine Befestigungsschelle.<br />

So kann mit einer dünneren Schweißnaht gearbeitet<br />

werden, 1,5 bis 2 × T.<br />

Das Durchwärmen einer kleineren Oberfläche beschleunigt<br />

die Schweißzyklen.<br />

137


Transmissions-<br />

Laserstrahlschweißen<br />

Zwei Teile, von denen eines aus einem durchlässigen Material<br />

bestehen muß, werden mit Laserlicht verschweißt, wodurch<br />

beide Materialien an den Grenzflächen verschmolzen werden.<br />

Das Wort «LASER» ist ein Akronym und steht für:<br />

Light Amplification by the Stimulated Emission<br />

of Radiation<br />

(Lichtverstärkung durch angeregte Strahlungsemission)<br />

Das Laserkonzept wurde erstmals 1917 von Albert Einstein<br />

eingeführt, doch erst 1960 stellte Edward Teller den ersten<br />

Laser her. In nur 40 Jahren sind Laser zu einem Teil unseres<br />

alltäglichen Lebens geworden – in Druckern, CD-Playern,<br />

Barcode-Scannern, in der Chirurgie und in Kommunikationsgeräten.<br />

Ein Laser erzeugt und verstärkt einen intensiv gebündelten<br />

Strahl aus kohärentem Licht. Elektronen emittieren Strahlung<br />

und normalerweise streut ihr Licht zufällig in beliebige Richtungen.<br />

Das Ergebnis ist inkohärentes Licht – ein Fachbegriff<br />

für ein Gewimmel von Photonen, die sich in alle Richtungen<br />

zerstreuen. Der Trick bei der Erzeugung von kohärentem Licht<br />

liegt darin, die richtigen Atome mit den richtigen inneren<br />

Speichermechanismen zu finden und ein Umfeld zu erzeugen,<br />

in dem sie alle kooperieren, um ihr Licht zur richtigen<br />

Zeit in nur eine Richtung abzustrahlen.<br />

In dem Laser von Ed Teller werden Atome oder Moleküle<br />

eines Rubins in einem sogenannten Laser-Resonator erregt.<br />

Aufgrund von Spiegeln an beiden Enden des Resonators wird<br />

Energie hin und her reflektiert und bei jedem Durchgang aufgebaut,<br />

bis der Prozeß an einem bestimmten Punkt einen<br />

plötzlichen Ausbruch an kohärenter Strahlung erzeugt, da<br />

sich alle Atome in einer schnellen Kettenreaktion entladen<br />

= der Laserstrahl.<br />

Atome verschiedener Materialien erzeugen Laserstrahlen<br />

unterschiedlicher Wellenlängen. Lichtwellenlängen sind<br />

sehr klein und werden gewöhnlich in Nanometern gemessen,<br />

wobei 1 nm = 0,000001 mm ist.<br />

Sichtbare Strahlung (Licht) für das menschliche Auge hat<br />

eine Wellenlänge zwischen 300 nm und 780 nm.<br />

Verschiedene Lasertypen<br />

Einige der herkömmlichsten Laser sind unten aufgelistet:<br />

CO2 Kohlendioxidmoleküle, emittieren Infrarotlicht.<br />

Nd:YAG Neodymium: Yttrium Aluminium Garnet synthetischer<br />

Kristall.<br />

Diode Halbleiter.<br />

Excimer Gasgemisch, emittiert ultraviolettes Licht.<br />

Tabelle 10.01 Verschiedene Lasertypen<br />

CO2 Nd:YAG Diode Excimer<br />

Wellenlänge nm 10,600 1,060 800-1,000 150-350<br />

Leistung KW 45 4 4 1<br />

Effizienz % 10 3 30 1<br />

Ca. Preis $ 30,000* 60,000* 15,000* 120,000*<br />

(*pro 100 W)<br />

138<br />

Laser werden in der Industrie seit einiger Zeit für das Schneiden<br />

von Werkstoffen verwendet. Wenn er Stahl bei sehr hohen<br />

Temperaturen schmelzen kann, so schlußfolgerte man, müsse<br />

ein leistungsschwächerer Laser auch Kunststoffe schneiden<br />

können, ohne die gesamte Probe zu verdampfen. Dann wurde<br />

entdeckt, daß einige Kunststoffe in der Wellenlänge eines<br />

Laserlichts durchlässig erscheinen, während <strong>and</strong>ere die<br />

Energie absorbieren und Hitze erzeugen.<br />

Angesichts dieses Konzepts wurde das Verfahren des Transmissions-Laserschweißens<br />

(TLW) entwickelt.<br />

durchlässiges oberes<br />

Material<br />

Fig. 10.95a Transmissions-Laserschweißkonzept<br />

gebündelter<br />

Laserstrahl<br />

Absorbierendes<br />

unteres Material<br />

Der Laserstrahl passiert das obere Material ohne Energieverluste<br />

oder Beschädigung des Kunststoffes. Der Strahl wird<br />

dann vom unteren Material absorbiert und verursacht ein<br />

schnelles Aufheizen. Dieser thermische Effekt schmilzt das<br />

untere Material auf, welches wiederum das obere Material<br />

erwärmt und eine Schweißstelle erzeugt. Tabelle 10.01 zeigt,<br />

warum der Diodenlaser aufgrund seiner hohen Effizienz<br />

gegenüber <strong>and</strong>eren Lasertypen in der Industrie für diese<br />

Schweißtechnik bevorzugt wird.<br />

Vorteile des TLW<br />

– Hohe Schweißgeschwindigkeiten, 15 m/min. nachgewiesen.<br />

– Laserkosten sind heute gegenüber <strong>and</strong>eren Fügetechniken<br />

konkurrenzfähig.<br />

– Niedrige Laserenergie erforderlich,


Begrenzungen<br />

– Materialien mit unterschiedlichen Absorptionseigenschaften<br />

für Laserenergie sind erforderlich.<br />

– Enger Kontakt an der Naht erforderlich, kein Teileverzug,<br />

sehr geringe Fugenfüllfähigkeit.<br />

– Einschränkungen der Nahtauslegung, Laser muß die Naht<br />

sehen.<br />

– Füllstoffe können Probleme erzeugen, d.h. Mineralien,<br />

Glasfasern, Kohlenstoffe.<br />

Für TLW erforderliche Materialeigenschaften<br />

Das obere transparente Material muß eine gute Durchlässigkeit<br />

aufweisen, um ein wirksames Schweißen zu ermöglichen.<br />

Vorh<strong>and</strong>ene Glasfasern, Füllstoffe usw. wirken wie kleine<br />

Reflektoren, die den Laserstrahl zerstreuen und so die Energie<br />

an der Grenzfläche reduzieren. Die meisten ungefärbten<br />

Typen (NC) von <strong>DuPont</strong> weisen mit wenigen Ausnahmen,<br />

z.B. ZENITE ® , eine ausreichende Durchlässigkeit für das<br />

Laserschweißen auf.<br />

Das untere absorbierende Material muß die Laserenergie<br />

aufnehmen, jedoch nicht zu schnell. Das einfachste Additiv<br />

für eine Absorption ist Kohlenstoff, daher absorbieren fast<br />

alle unseren schwarzen Kunststoffe die Laserenergie. Falls<br />

das Material zu viel Kohlenstoff enthält, verbrennt es eventuell<br />

zu schnell, bevor eine gute Schmelzzone erreicht werden<br />

kann. Zu wenig Kohlenstoff läßt den Laserstrahl das<br />

Material passieren, ohne eine ausreichende Hitze zu erzeugen,<br />

die ein Schmelzen an der Grenzfläche bewirkt. Eine<br />

sorgfältige Balance ist erforderlich.<br />

Materialfarben<br />

Erste Tests wurden mit ungefärbten Kunststoffen (NC) auf<br />

einem mit Kohlenstoff gefärbten Kunststoff durchgeführt.<br />

In bestimmten Anwendungen ist diese Schwarz-Weiß-Optik<br />

akzeptabel, in <strong>and</strong>eren Segmenten ist eine völlig schwarze<br />

Baugruppe erforderlich – vor allem in Automobilanwendungen.<br />

Dies kann durch den Einsatz spezieller Pigmente erreicht<br />

werden. Sie sorgen dafür, daß die Transparenz des oberen<br />

Teils vom Laser aus betrachtet mit ihrem ungefärbten<br />

Zust<strong>and</strong> identisch ist, für das menschliche Auge jedoch<br />

absorbiert das Material das Licht und erscheint schwarz.<br />

100<br />

Transparenz,<br />

%<br />

0<br />

sichtbare Zone<br />

UV IR<br />

400 780<br />

Wellenlänge, nm<br />

800-950<br />

Abb. 10.05b Wellenlängenbereich, in dem ein schwarzes Material<br />

transparent wird<br />

Eigenschaften von Materialien von <strong>DuPont</strong><br />

Tabelle 10.02 zeigt eine Reihe von NC-Typen von <strong>DuPont</strong>.<br />

Mit diesen Werten läßt sich bestimmen, ob ein Kunststoff<br />

im Laserverfahren verschweißt werden kann.<br />

Tabelle 10.02 Mittlere Infrarot-Analyse bei 940 nm Wellenlänge<br />

% Durchlässigkeit % Reflektion % Absorption<br />

DELRIN ® 500P 45,14 47,81 7,05<br />

HYTREL ® G4774 29,96 52,14 17,9<br />

HYTREL ® G5544 27,74 56,55 15,71<br />

HYTREL ® 4078W 34,7 42,8 22,5<br />

HYTREL ® 4556 33,32 45,53 21,15<br />

HYTREL ® 5556 28,38 53,92 17,7<br />

RYNITE ® 530 5 42 53<br />

RYNITE ® FR515 5,9 64,43 29,67<br />

CRASTIN ® SK605 8 59 33<br />

ZYTEL ® 101 80,61 9,64 9,75<br />

ZYTEL ® 73G30 48,28 12,72 39<br />

ZYTEL ® 70G33 36,8 23,68 39,52<br />

ZYTEL ® HTN51G35 19,15 29,48 51,37<br />

ZENITE ® 6330 0,65 76 23,35<br />

ZENITE ® 7130 0,13 69 30,87<br />

Zu sehen ist, daß ZENITE ® einen Großteil der Laserenergie<br />

reflektiert und daher nicht verschweißt werden kann. Auch<br />

RYNITE ® hat eine geringe Transparenz und erfordert hohe<br />

Laserenergien, um eine Schweißnaht zu erzeugen.<br />

Schweißnahtfestigkeit<br />

Die Schweißnahtfestigkeit kann auf vielfältigen Wegen<br />

gemessen werden. Häufig wird sie aufgrund einer Zugprüfung<br />

in «MPa» angegeben. Diese Einheit kann mit ISO-Daten für<br />

ungeschweißte Prüfstäbe verglichen werden und ist unabhängig<br />

von der Schweißnahtgröße. Dies ist dann übertragbar in<br />

einen Schweißfaktor, d.h. die Schweißnahtfestigkeit (MPa)<br />

geteilt durch die Festigkeit des Grundmaterials. Beträgt ein<br />

Schweißfaktor somit 1, bedeutet dies, daß die Schweißnahtfestigkeit<br />

identisch ist mit der Festigkeit des Grundmaterials.<br />

Dies ist eine wirksame Methode, um Materialien mit der gleichen<br />

Nahtgröße zu vergleichen.<br />

Mit dem Laserstrahlschweißverfahren kann die Nahtgröße<br />

durch eine Anpassung der Schweißzone leicht verändert<br />

werden, indem der Laserabst<strong>and</strong> zur Schweißnaht ganz einfach<br />

vergrößert oder verkleinert wird. Die maximale Festigkeit<br />

(gemessen in N) der Schweißnaht kann dann für einen<br />

gegebenen Materialtyp erhöht werden.<br />

Mit einer guten Nahtauslegung und guten Verarbeitungsparametern<br />

tritt ein Versagen häufig im Grundmaterial von der<br />

Naht entfernt auf.<br />

139


Typische Nahtauslegungen<br />

Abb. 10.95c Unterschiedliche Auslegung von Laser-Schweißnähten<br />

Maschinenlieferanten und Institute<br />

Verschiedene bekannte Hersteller von Fügeanlagen sind im<br />

TLW-Bereich tätig. Branson und Bielomatik aus Deutschl<strong>and</strong><br />

bieten kommerzielle Laserschweißanlagen an, zielen<br />

jedoch nicht auf den Ersatz von Vibrations-, Heizelementund<br />

Ultraschallschweißgeräten ab, sondern auf eine Erweiterung<br />

durch alternative Verfahren. Ihre Maschinen haben einen<br />

Leistungsbereich bis zu 50 W.<br />

Institute wie das TWI in Großbritannien und das Fraunhofer<br />

Institut in Deutschl<strong>and</strong> verfügen ebenso über große Erfahrungen<br />

und haben Zugang zu leistungsfähigeren Lasern. Andere<br />

Maschinenhersteller sind Herfurth aus Großbritannien und<br />

Leister aus der Schweiz.<br />

140<br />

Eine Dioden-Lasermaschine von Leister ist in Meyrin installiert<br />

und weist folgende Merkmale auf:<br />

Lasertyp = Diode-Laser<br />

Wellenlänge λ = 940 nm<br />

Max. Leistung = 35 W<br />

Max. Lichtregeldurchmesser = ∅ 0,6 mm bis ∅ 3 mm<br />

Max. Geschwindigkeit = 150 mm/s<br />

Positioniergenauigkeit = 2 mm<br />

Ebenso verfügbar innerhalb der Organisation von <strong>DuPont</strong> ist<br />

ein 500 W Diodenlaser in Japan.


Abb. 10.95d Laserstrahlschweißmaschine<br />

141


Nieten<br />

Nietmaschinen<br />

Nieten ist eine vorteilhafte und kostengünstige Montagetechnik<br />

zur festen, dauerhaften mechanischen Verbindung von<br />

Teilen. Sie beruht auf der bleibenden Verformung oder Dehnung<br />

eines Niets, eines Zapfens oder eines ähnlichen Teils<br />

bei Raumtemperatur oder bei erhöhten Temperaturen.<br />

Stauchen erfolgt durch Druckbelastung des Endes eines Nietschafts,<br />

während der Teilkörper eingespannt und umschlossen<br />

wird. Ein Nietkopf wird durch Fließen des Kunststoffs<br />

gebildet, wenn die Druckbelastung die Streckspannung übersteigt.<br />

Die verwendete Ausrüstung reicht von einer einfachen Dornpresse<br />

und einem H<strong>and</strong>schraubstock bis zu einem Stanzwerkzeug<br />

mit einer automatischen Aufspannvorrichtung für komplexes<br />

Mehrfachstauchen. Beispiele für Werkzeuge zum<br />

Stauchen von Nieten sind in Abbildungen 10.96 und 10.97<br />

dargestellt. Wenn das Werkzeug mit den zu verbindenden<br />

Teilen in Kontakt gebracht wird, wird der Bereich um den<br />

vorstehenden Nietschaft mit einer federgespannten Schafthülse<br />

vorbelastet, um eine exakte Passung der Teile zu gewährleisten.<br />

Der Stauchstempel des Werkzeugs staucht dann<br />

das Ende des Nietschafts und schafft eine feste, dauerhafte<br />

mechanische Verbindung.<br />

Das Stauchen eignet sich für viele Anwendungen. Die nachstehenden<br />

Leitlinien sollten bei der Konstruktion berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die verschiedenen Stufen eines Nietvorganges werden in<br />

Abb. 10.98 gezeigt.<br />

Werkzeughub<br />

Stützplatte<br />

Stauchwerkzeug<br />

Abb. 10.96 Stauchwerkzeug<br />

142<br />

D<br />

d<br />

Stauchwerkzeug<br />

Pilot<br />

D>d<br />

Vorspannfeder<br />

Vorlast-<br />

Schafthülse<br />

Kunststoff-<br />

Formstück<br />

0,7 t<br />

0,2 t<br />

t<br />

0,7 t<br />

0,1 t<br />

90 °<br />

Abb. 10.97 Stauchwerkzeug<br />

1. Ausrichten des<br />

Werkzeuges<br />

Abb. 10.98 Nietvorgang<br />

Der Nietvorgang<br />

Ø 1,0 t<br />

Ø 1,4 t<br />

Ø 2,5 t<br />

Ø 1,5 t<br />

Ø t<br />

r 0,1 t<br />

Vorspannfeder<br />

Stauchwerkzeug<br />

Pilot-Schafthülse<br />

Die plastische Verformung wird durch Druck und nicht<br />

durch Schlag verursacht.<br />

Die folgende Tabelle zeigt die empfohlene Werkzeugkraft<br />

und Federvorspannung für verschiedene Nietdurchmesser.<br />

t 2 mm 3 mm 4 mm 5 mm 6 mm 8 mm 10 mm<br />

Federvor-<br />

Spannung<br />

20 kg 45 kg 80 kg 120 kg 200 kg 300 kg 500 kg<br />

Werkzeug- 40 kg<br />

kraft (min.)<br />

90 kg 160 kg 240 kg 400 kg 600 kg 1000 kg<br />

1,5 t<br />

2. Nieten 3. Geformter Kopf


Relaxation von Niet und Nietkopf<br />

Die Neigung eines geformten Nietkopfes, seine ursprüngliche<br />

Form wieder einzunehmen, hängt von den Relaxationseigenschaften<br />

des eingesetzten Materials und der Umgebungstemperatur<br />

ab.<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Abb. 10.99 zeigt Beispiele von genieteten Teilen.<br />

a – Turbinenrad<br />

Abb. 10.99 Anwendungsbeispiele für das Nieten<br />

Besondere Hinweise<br />

– Wird unmodifiziertes ZYTEL ® Polyamid genietet, so ist es<br />

ratsam, das Teil auf Gleichgewichtszust<strong>and</strong> bei 50% rel.<br />

Luftfeuchte zu konditionieren. Im spritztrockenen Zust<strong>and</strong><br />

ist das Material zu spröde. Schlagfeste Kunststoffe, wie<br />

z.B. ZYTEL ® ST und ZYTEL ® 408 Polyamide, können in<br />

spritztrockenem Zust<strong>and</strong> genietet werden.<br />

– Beim Nieten auf Blech ist es notwendig, alle Bohrungen<br />

zu entgraten, um das Abscheren des Kopfes zu vermeiden.<br />

Um sicherzustellen, daß die Verbindung von Blech und<br />

Thermoplasten sich nicht löst, sollte in diesem Fall das<br />

Ultraschall-Nieten angew<strong>and</strong>t werden.<br />

b – Turbinenrad c – Gehäuse für Untersetzungsgetriebe<br />

143


Konstruieren von lösbaren Verbindungen<br />

Um die Recyclingfähigkeit von Kunststoffteilen zu verbessern,<br />

sollten Bauteile so konstruiert werden, daß eine<br />

Demontage möglich ist. In diesem Zusammenhang sind<br />

folgende Aspekte zu berücksichtigen:<br />

Verwenden Sie soweit wie möglich St<strong>and</strong>ardmaterialien<br />

• Werden mehrere Materialien in einem Teil verwendet,<br />

nutzen Sie Verbindungsarten, die sich zu einem späteren<br />

Zeitpunkt leicht lösen lassen, siehe auch Tabelle 10.03.<br />

Tabelle 10.03 Verbindungstechniken für Kunststoffteile im Vergleich<br />

144<br />

• Eine Demontage sollte möglichst durch Roboter erfolgen<br />

können.<br />

Die Konstruktion sieht eine einfache Reinigung und<br />

Wiederverwertung des Teils vor.<br />

• Das Material ist durch eine Teilecodierung identifizierbar,<br />

beispielsweise >PA66-35GF< für PA66 mit 35% Glasfaserverstärkung.<br />

• Einsätze (<strong>and</strong>ere Materialien) sind leicht entfernbar,<br />

beispielsweise durch «Ausbrechtechniken».<br />

Verbindungstechnik Materialpaarung Recyclingfähigkeit Lösbarkeit<br />

Schrauben beliebig gut gut, aber zeitaufwendig<br />

Schnapphaken beliebig sehr gut gut, wenn korrekt<br />

konstruiert<br />

Pressen beliebig gut mangelhaft bis befriedigend<br />

Schweißen Typen einer Serie sehr gut nicht lösbar (nicht immer<br />

anwendbar)<br />

Kleben beliebig mangelhaft mangelhaft<br />

Umspritzen beliebig befriedigend mangelhaft

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