Rotationsschweißen - Plastics, Polymers, and Resins - DuPont
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10 – Verbindungstechniken – Kategorie II<br />
Schweißen, Kleben<br />
<strong>Rotationsschweißen</strong><br />
Einleitung<br />
Für alle rotationssymmetrischen Teile aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen, die mitein<strong>and</strong>er fest und dicht verbunden<br />
werden müssen, stellt die Rotationsschweißung das ideale<br />
Verfahren dar. Hat der Konstrukteur die Wahl zwischen<br />
einer Ultraschall- und einer Rotationsschweißung, so wird<br />
er sich ohne Zögern für die letztere Methode entschließen,<br />
wenn folgende eindeutige Vorteile berücksichtigt werden:<br />
– Die Investitionskosten sind für einen gleichen Ausstoß<br />
geringer. Es ist ohne besondere Schwierigkeiten möglich,<br />
eine Anlage ganz oder teilweise in der eigenen Werkstatt<br />
und unter weitgehender Verwendung von h<strong>and</strong>elsüblichen<br />
Maschinenelementen herzustellen.<br />
– Das Verfahren beruht auf einfachen physikalischen Vorgängen,<br />
die jedermann versteht und beherrscht. Wenn<br />
das Werkzeug gut konstruiert und die Schweißbedingungen<br />
einmal richtig festgelegt sind, kann das Schweißergebnis<br />
durch Verändern einer einzigen Größe, nämlich der<br />
Geschwindigkeit, genau angepaßt werden.<br />
– Die Kosten für elektrische Kontrollausrüstung sind<br />
bescheiden, sogar für vollautomatisches Schweißen.<br />
– Konstruktiv besteht eine viel größere Freiheit in der Gestaltung<br />
der Teile. Ein Abbrechen vorstehender Nocken, Bolzen<br />
oder Rippen ist nicht zu befürchten. Ebenso werden<br />
umspritzte Metallteile nicht lose und vormontierte mechanische<br />
Elemente nicht beschädigt. Eine gewisse Symmetrie<br />
oder eine gleichmäßige Verteilung der Materialmasse ist<br />
im Gegensatz zur Ultraschallschweißung ebenfalls nicht<br />
erforderlich.<br />
Wenn die Position der beiden Teile zuein<strong>and</strong>er eine Bedingung<br />
ist, muß auf Ultraschall- oder Vibrationsschweißen zurückgegriffen<br />
werden.<br />
Es gibt allerdings in der Praxis immer wieder Teile, die<br />
diese Bedingung erfüllen müssen, nur weil die Konstruktion<br />
ungeschickt ausgelegt wurde. Der Konstrukteur sollte die<br />
Teile nach Möglichkeit so ausbilden, daß die Schweißnaht<br />
an eine Stelle gelegt werden kann, wo eine Positionierung<br />
der beiden zu verschweißenden Teile nicht notwendig ist.<br />
Grundprinzip<br />
Beim <strong>Rotationsschweißen</strong> wird, wie der Name besagt, mittels<br />
einer Drehbewegung und unter gleichzeitigem Andrücken die<br />
notwendige Schmelzwärme erzeugt. Deshalb ist das Verfahren<br />
naturgemäß nur für kreisrunde Teile anwendbar. Dabei ist es<br />
natürlich unwichtig, welche der beiden Hälften festgehalten<br />
wird und welche dreht. Bei Teilen ungleicher Längen ist es<br />
vorteilhaft, das kürzere Teil drehen zu lassen, um die bewegten<br />
Massen möglichst kurz zu halten.<br />
Für die Auswahl der nachfolgend eingehend beschriebenen<br />
Methoden und Einrichtungen sind im wesentlichen die geometrische<br />
Form des Teiles, die geplante Stückzahl und<br />
die Investitionsmöglichkeit ausschlaggebend. Auf Grund des<br />
verhältnismäßig geringen notwendigen Aufw<strong>and</strong>es an mechanischen<br />
Elementen werden die Einrichtungen gelegentlich im<br />
Selbstbau hergestellt. Dabei kann man jedoch häufig prinzipielle<br />
Fehler im Ablauf des Schweißvorgangs feststellen,<br />
die in diesem Aufsatz noch eingehend geschildert werden.<br />
Praktisch anwendbare Methoden<br />
Die der Praxis zur Verfügung stehenden Methoden können<br />
nach folgenden Gesichtspunkten grob in zwei Gruppen<br />
unterteilt werden:<br />
Drehzapfenschweißen<br />
Die Aufnahmevorrichtung für das rotierende Teil wird mit<br />
der Antriebsspindel während der Schweißzeit unter gleichzeitigem<br />
Andrücken der Teile eingekuppelt. Nach Ablauf<br />
der Schweißzeit wird ausgekuppelt, und der Druck noch<br />
eine dem Kunststoff entsprechende Zeit aufrecht erhalten.<br />
Schwungmasse-Schweißen<br />
Die zum Schweißen erforderliche Energie wird zuerst in<br />
einer auf die entsprechende Drehzahl beschleunigten Masse<br />
aufgespeichert, die gleichzeitig die Aufnahmevorrichtung<br />
mit dem einen Kunststoffteil trägt. Sodann werden die Teile<br />
unter hohem Druck zusammengefahren, wobei die kinetische<br />
Energie durch Reibung in Wärme umgew<strong>and</strong>elt und die<br />
Schwungmasse zum Stillst<strong>and</strong> gebracht wird. Dieses Verfahren<br />
hat sich in der Praxis am besten durchgesetzt und<br />
soll dementsprechend eingehend beh<strong>and</strong>elt werden.<br />
Drehzapfenschweißen<br />
Drehzapfenschweißen mit der Drehmaschine<br />
Die wohl einfachste, aber auch umständlichste Schweißung<br />
dieser Gruppe läßt sich auf jeder Drehmaschine geeigneter<br />
Größe ausführen. Die prinzipielle Anordnung ist in Abb. 10.01<br />
dargestellt.<br />
Das eine der zu schweißenden Teile a wird in einer Vorrichtung<br />
b eingespannt. Dies kann ein normales Spannfutter,<br />
ein Schnellspannfutter, eine pneumatische Vorrichtung oder<br />
irgend eine <strong>and</strong>ere geeignete Einrichtung sein.<br />
Wesentlich ist nur, daß das Teil sicher gehalten, zentriert und<br />
mitgedreht wird.<br />
Die federnde Spitze c im Reitstock muß den erforderlichen<br />
Anpressdruck aufbringen können und soll einen Federweg<br />
von 5-10 mm aufweisen. Im weiteren wird der Querschnitt d<br />
vorteilhaft mit einer Hebelbetätigung ausgerüstet.<br />
Um das Kunststoffteil a mittels des Anschlages e am Drehen<br />
hindern zu können, muß dieses mit einer vorstehenden Partie<br />
(Rippe, Nocken) versehen sein.<br />
91
Der Ablauf des Schweißvorganges spielt sich sodann folgendermaßen<br />
ab:<br />
– Nach Aufspannen des Teils a wird das Gegenstück a1 aufgesetzt<br />
und mit der federnden Spitze angedrückt.<br />
– Der Querschlitten d fährt nach vorne, wobei der Anschlag e<br />
unter eine vorstehende Partie dieses Teils a1 zu liegen<br />
kommt.<br />
– Die Spindel wird eingekuppelt oder der Motor eingeschaltet.<br />
– Nach Ablauf der Schweißzeit fährt der Querschlitten d<br />
zurück und gibt das Teil a1 frei, das nun sofort mitdreht.<br />
– Die Maschine wird abgestellt (oder die Spindel ausgekuppelt).<br />
– In Abhängigkeit der Erstarrungs-Eigenschaften des Kunststoffes<br />
muß der Druck der Spitze noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />
bleiben, bevor die Teile herausgenommen werden<br />
können.<br />
Häufig wird dieser Ablauf in dem Sinne vereinfacht, daß am<br />
Ende der Schweißzeit der Anschlag e nicht weggefahren,<br />
sondern einfach ausgekuppelt oder der Motor abgeschaltet<br />
wird. Da jedoch die bewegten Massen der Maschine meist<br />
verhältnismäßig groß sind, geht die Drehzahl zu langsam<br />
zurück, wodurch das im Erstarren befindliche Material<br />
der Schweißnaht Scherbeanspruchungen ausgesetzt ist. Die<br />
Naht weist dann oft geringe Festigkeit auf oder ist überhaupt<br />
unbrauchbar.<br />
Allgemein kann man sagen, daß die Relativgeschwindigkeit<br />
der beiden Teile umso schneller auf Null zurückgehen muß,<br />
je enger der Temperaturbereich ist, in dem der Kunststoff<br />
vom flüssigen in den festen Zust<strong>and</strong> übergeht. Mit <strong>and</strong>eren<br />
Worten: Entweder muß das stehende Teil schnell beschleunigt<br />
oder das rotierende schnell abgebremst werden.<br />
Das <strong>Rotationsschweißen</strong> auf Drehmaschinen hat für die<br />
Serienfertigung wenig Bedeutung, wird aber gelegentlich für<br />
Nullserien und H<strong>and</strong>muster angewendet. Das Aufschweißen<br />
von Endmuffen und Gewindenippeln auf lange Rohre läßt<br />
sich dagegen auf diese Weise recht gut ausführen. Dabei muß<br />
der Reitstock durch eine aufklappbare Vorrichtung ersetzt<br />
werden, die das Rohr klemmt und gleichzeitig ein federndes<br />
Andrücken erlaubt. Die Drehmaschine muß jedoch für diese<br />
Arbeitsweise mit einer Kupplung und einer Schnellbremse<br />
ausgerüstet sein, da ein Loslassen und Mitdrehen des Rohres<br />
nicht in Frage kommt.<br />
92<br />
b a a1 c<br />
Abb. 10.01 Drehzapfenschweißen mit einer Drehmaschine<br />
e<br />
d<br />
Drehzapfenschweißen auf Bohrmaschinen<br />
Mit besonders dafür gebauten Drehzapfenwerkzeugen<br />
können Teile bis etwa 60 mm Durchmesser auf Tischbohrmaschinen<br />
recht gut verschweißt werden. Die Methode ist<br />
vorzüglich geeignet für Nullserien, H<strong>and</strong>muster oder Reparaturen.<br />
Dagegen würde eine Vollautomatisierung des Vorganges<br />
einen gewissen Aufw<strong>and</strong> erfordern, der das Verfahren<br />
dafür uninteressant macht. Die Erzielung regelmäßiger<br />
Schweißnähte erfordert einige Übung, da bei H<strong>and</strong>betätigung<br />
die Schweißzeit und der Druck nur einigermaßen genau eingehalten<br />
werden können.<br />
Das in Abb. 10.02 gezeigte Werkzeug ist mit einer auswechselbaren<br />
Zahnkrone a versehen, deren Durchmesser dem<br />
Kunststoffteil entsprechen muß. Ein Satz von 3-4 Zahnkronen<br />
genügt, um Teile mit einem Durchmesser von etwa<br />
12-60 mm schweißen zu können.<br />
Abb. 10.02 Drehzapfenschweißen für Bohrmaschinen<br />
Der Federdruck der Spitze kann mittels der Rändelmutter b<br />
der Nahtoberfläche entsprechend eingestellt werden. Es ist<br />
sehr wichtig, den richtigen Spitzendruck durch Versuche zu<br />
ermitteln, da er für die Dichtigkeit und Festigkeit der Naht<br />
ausschlaggebend ist.<br />
Zum Schweißen wird die Bohrspindel langsam nach unten<br />
gefahren, bis die Zahnkrone nur noch wenige Millimeter<br />
über dem Teil steht (Abb. 10.03a). Sodann muß schlagartig<br />
eingekuppelt werden, damit das zu schweißende Teil unverzüglich<br />
mitgedreht wird, und die Zähne keine unsauberen<br />
Eindrücke hinterlassen. In dieser in Abb. 10.03b gezeigten<br />
Arbeitsstellung soll unter möglichst konstantem Druck so<br />
lange verharrt werden, bis ringsherum eine gleichmäßige<br />
Schweißbraue ausgetreten ist. Dann muß die Zahnkrone<br />
ebenso schnell wieder aus dem Eingriff gebracht werden<br />
(Abb. 10.03c), jedoch nur soweit, daß die Spitze noch auf<br />
das Teil drückt und zwar so lange, bis der Kunststoff genügend<br />
erstarrt ist.<br />
b<br />
a
a<br />
b<br />
c<br />
Abb. 10.03 Vorgang des Drehzapfenschweißens<br />
Die Spitze dient also ausschließlich dazu, den Nachdruck zu<br />
erzeugen. Die Kunststoffteile sollen jedoch mit Zentrierungen<br />
versehen sein, um eine bessere Werkzeugführung und einen<br />
guten Rundlauf zu erreichen.<br />
Um eine korrekte Schweißung zu erzielen, braucht man eine<br />
gewisse, vom Kunststoff abhängige Wärmemenge. Diese ist<br />
ein Produkt aus Druck, Geschwindigkeit und Zeit. Andererseits<br />
muß das Produkt aus Druck × Geschwindigkeit einen<br />
bestimmten Minimalwert aufweisen, da sonst an der Nahtoberfläche<br />
nur Abrieb und kein genügender Temperaturanstieg<br />
auftritt. Da auch der Reibwert einen Einfluß hat, lassen sich<br />
diese Größen nicht für alle Kunststoffe allgemein angeben,<br />
sondern müssen individuell bestimmt werden.<br />
Als erste Annahme für die Umfangsgeschwindigkeit bei<br />
DELRIN ® Acetalhomopolymer und ZYTEL ® PA66 kann man<br />
rund 3-5 m/s. wählen. Dann wird man den Druck so einstellen,<br />
daß eine Schweißzeit von 2-3 Sekunden das gewünschte<br />
Resultat ergibt.<br />
Voraussetzung für gute Ergebnisse sind natürlich korrekte<br />
Nahtprofile. (Vorschläge und Dimensionen siehe Abschnitt 8).<br />
Drehzapfenschweißen mit besonders dazu gebauten Maschinen<br />
Das oben beschriebene Verfahren läßt sich nicht ohne einen<br />
gewissen Aufw<strong>and</strong> automatisieren, weshalb es für die Großproduktion<br />
kaum mehr angewendet wird.<br />
Leicht abgeändert und mit besonders dazu konstruierten<br />
Maschinen (Abb. 10.04) kann man indessen einen einfacheren<br />
Funktionsablauf erreichen.<br />
b<br />
a<br />
c<br />
d<br />
e<br />
f<br />
Abb. 10.04 Prinzip einer Drehzapfenschweißmaschine<br />
Die Maschine ist mit einer vorzugsweise elektromagnetisch<br />
betätigten Kupplung a versehen, die ein schnelles Ein- und<br />
Auskuppeln der Arbeitsspindel b gestattet. Letztere ist in<br />
einem Rohr c gelagert, das seinerseits den pneumatischen<br />
Kolben d trägt.<br />
Das Antriebsteil e kann eine Zahnkrone oder wie weiter<br />
unten beschrieben, irgend eine <strong>and</strong>ere dem Kunststoffteil<br />
angepaßte Mitnehmervorrichtung sein.<br />
Der Schweißvorgang geht folgendermaßen vor sich:<br />
– Einlegen beider Teile in die untere Aufnahme f.<br />
– Herunterfahren des druckluftbetätigten Kolbens mit der<br />
Arbeitsspindel.<br />
– Einschalten der Kupplung, wodurch das Drehen des oberen<br />
Kunststoffteils erfolgt.<br />
– Nach der durch ein Zeitrelais gesteuerten Schweißzeit<br />
schaltet die Kupplung aus, wogegen der Druck noch eine<br />
vom Kunststoff abhängige Zeit aufrechterhalten wird.<br />
– Hochfahren der Spindel und Auswerfen der geschweißten<br />
Teile (oder Weiterschalten des Rundtisches).<br />
93
Die Mitnahmevorrichtung kann für Teile, die sich dazu eignen,<br />
eine Zahnkrone (Abb. 10.16) sein. Es können indessen<br />
auch vorstehende Partien wie Rippen, Zäpfchen oder dergleichen<br />
zum Antreiben benützt werden, da die Spindel ja<br />
erst nach dem Eingreifen der Mitnahme eingekuppelt wird.<br />
Abb. 10.05 zeigt ein Teil, bei dem Mitnahme über 4 Rippen<br />
durch entsprechend angeordnete Klauen erfolgt. Bei dünnw<strong>and</strong>igen<br />
Teilen muß allerdings ein R<strong>and</strong> a vorgesehen werden,<br />
der ringsherum einen gleichmäßigen Druck auf die Naht<br />
gewährleistet. Die Klauen dienen also nicht zum Aufdrücken,<br />
sondern nur zum Mitdrehen.<br />
Gelegentlich gibt es Teile, die sich nicht auf die beschriebene<br />
Art antreiben lassen. So müßte zum Beispiel die Abschlußkappe<br />
mit dem seitlichen Rohranschluß nach Abb. 10.06 von<br />
H<strong>and</strong> vor dem Herunterfahren der Spindel in die obere Aufnahmevorrichtung<br />
gelegt werden, wodurch natürlich ein<br />
automatischer Betrieb unmöglich wird.<br />
94<br />
a<br />
Abb. 10.05 Antrieb durch vier Rippen<br />
Abb. 10.06 Antrieb mittels vorstehender Partien<br />
Abb. 10.07 Schweißmaschine mit unten angeordnetem Zylinder<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Spindel, wie<br />
Abb. 10.07 zeigt, fest einzubauen und die untere Aufnahmevorrichtung<br />
auf dem Druckluftzylinder anzuordnen. Der<br />
mechanische Aufw<strong>and</strong> wird dadurch geringer, jedoch läßt<br />
sich damit kein Drehtisch und somit kaum eine automatische<br />
Produktion kombinieren.<br />
Diese Verfahren haben im Gegensatz zur Schwungmassemethode<br />
den Nachteil, daß bei größeren Durchmessern und<br />
Nahtflächen erhebliche Motorleistungen notwendig sind.<br />
Schweißen mittels<br />
Schwungmasse-Werkzeugen<br />
Die weitaus einfachste Rotationsschweißmethode, die dementsprechend<br />
auch die größte Verbreitung gefunden hat, ist<br />
mittels Schwungmasse. Sie benötigt den geringsten Aufw<strong>and</strong><br />
an mechanischen und elektrischen Elementen und erzeugt<br />
gleichmäßige und gute Verbindungen.<br />
Das Grundprinzip besteht darin, eine rotierende Masse auf<br />
die geeignete Drehzahl zu bringen und sodann auszukuppeln.<br />
Durch Herunterfahren der Spindel werden die Kunststoffteile<br />
zusammengepreßt und die gesamte in der Schwungmasse enthaltene<br />
kinetische Energie durch Reibung auf der Nahtoberfläche<br />
in Wärme umgesetzt.<br />
Die einfachste praktische Anwendung dieser Methode erfolgt<br />
mit besonders dazu konstruierten Werkzeugen, die auf normalen<br />
Bohrmaschinen zum Einsatz kommen können.<br />
Abb. 10.08 zeigt eine typische Vorrichtung dieser Art. Die<br />
Schwungmasse a ist auf der Antriebswelle b frei gelagert.
Die Mitnahme erfolgt also nur durch die Reibung der Kugellager<br />
und die Fettfüllung.<br />
Sobald die Schwungmasse die Drehzahl der Spindel erreicht<br />
hat, fährt letztere nach unten, wobei die Zahnkrone c in das<br />
obere Kunststoffteil d eingreift und es mitdreht.<br />
Durch den hohen Flächendruck auf den Nahtoberflächen<br />
wird die Schwungmasse schnell abgebremst und der Kunststoff<br />
erreicht den Schmelzpunkt. Auch hier muß der Druck<br />
dem Material entsprechend noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />
werden.<br />
Abb. 10.08 Schwungmasse-Werkzeug für Bohrmaschinen<br />
Da das Werkzeug nach Abb. 10.08 keine mechanische Kupplung<br />
besitzt, dauert es eine gewisse, vom Trägheitsmoment<br />
und der Spindeldrehzahl abhängige Zeit, bis die Schwungmasse<br />
zur nächsten Schweißung bereit ist. Bei größeren Werkzeugen<br />
oder Automaten würde der Zyklus deshalb zu lang.<br />
Vor allem bei H<strong>and</strong>betrieb besteht auch die Gefahr, daß die<br />
nächste Schweißung vorgenommen wird, bevor die Schwungmasse<br />
die Enddrehzahl völlig erreicht hat, so daß die Nahtfestigkeit<br />
schlecht wird. Die in Abb. 10.08 gezeigten Werkzeuge<br />
werden deshalb nur etwa bis zu einer Größe von ∅ 60-80 mm<br />
eingesetzt.<br />
Da das Schweißen mittels Schwungmasse bei entsprechend<br />
hohen Drehzahlen auch für kleine Druckmesser geeignet ist,<br />
werden gelegentlich auch Kleinstwerkzeuge mit Durchmessern<br />
von 30-45 mm zum direkten Einspannen in Bohrfutter gebaut.<br />
Abb. 10.09 zeigt eine derartige Einrichtung zum Verschweißen<br />
von Verschlußzapfen. Da man dazu Drehzahlen von 8 bis<br />
10 000 U/min benötigt, ist unter Umständen ein Drehzapfenwerkzeug<br />
entsprechend Abb. 10.02 vorzuziehen.<br />
b<br />
c<br />
d<br />
a<br />
Abb. 10.09 Kleines schnellaufendes Schwungmasse-Werkzeug<br />
Abb. 10.10 Schwungmasse-Werkzeug mit Konuskupplung<br />
b<br />
d<br />
c<br />
a<br />
95
Werkzeuge mit Durchmessern von über 60-80 mm, die eine<br />
schnelle Schweißfolge gestatten müssen, werden vorteilhaft<br />
mit einer mechanischen Kupplung, etwa nach Abb. 10.10,<br />
versehen. Bei dieser Konstruktion ist die Schwungmasse a in<br />
bezug auf die Welle b axial verschiebbar. Im Leerlauf drücken<br />
die Federn c die Schwungmasse nach unten, wodurch letztere<br />
über die Konuskupplung d mit der Welle kraftschlüssig wird.<br />
Die Beschleunigung der Masse auf Betriebsdrehzahl erfolgt<br />
somit praktisch augenblicklich.<br />
Sobald die Zahnkrone beim Herunterfahren der Spindel auf<br />
das Kunststoffteil auftritt, verschiebt sich die Schwungmasse<br />
in bezug auf die Welle nach oben, wodurch ausgekuppelt<br />
wird (Abb. 10.10).<br />
Da jedoch der Spindeldruck erst dann vollständig übertragen<br />
wird, wenn die Kupplung den Endanschlag erreicht, tritt in<br />
der Mitnahme eine gewisse Verzögerung auf. Die Folge<br />
davon ist eine Tendenz zur Spanbildung an der Zahnkrone,<br />
vor allem wenn die Vorschubgeschwindigkeit der Spindel<br />
ungenügend ist.<br />
Selbstverständlich kann an Stelle der gehärteten und geschliffenen<br />
Konuskupplung eine Flachkupplung mit Belag verwendet<br />
werden (Abb. 10.13).<br />
Für das Arbeiten mit Schwungmassewerkzeugen auf Bohrmaschinen<br />
sind folgende Regeln zu beachten:<br />
– Das Herunterfahren der Spindel muß schlagartig erfolgen.<br />
H<strong>and</strong>elsübliche pneumatisch-hydraulische Vorschubeinheiten,<br />
wie sie an Bohrmaschinen angebaut werden, sind<br />
wegen der zu kleinen Geschwindigkeit ungeeignet.<br />
– Der Druck muß so groß sein, daß das Werkzeug nach<br />
1-2 Umdrehungen zum Stillst<strong>and</strong> kommt. Dies ist vor allem<br />
bei kristallinen Kunststoffen, die ja einen eng begrenzten<br />
Schmelzpunkt aufweisen, wichtig (siehe allgemeine<br />
Schweißbedingungen).<br />
– Schwungmasse-Werkzeuge müssen absolut rund und vibrationsfrei<br />
drehen. Wenn sie mit einem Morsekonus versehen<br />
sind, ist es unerläßlich, denselben gegen Herausfallen zu<br />
sichern. Vorzugsweise sollen Morsekegel nicht mit Innengewinde<br />
und Sicherungsbolzen (Hohlspindel) verwendet<br />
werden. Schwungmasse-Werkzeuge, die sich lösen oder<br />
Wellenbruch erleiden, können zu tödlichen Geschossen<br />
werden.<br />
Abb. 10.11 Umgebaute Tischbohrmaschine<br />
96<br />
– Die Spindelbewegung muß in der unteren Endstellung<br />
mittels eines mechanischen Anschlages so begrenzt werden,<br />
daß die beiden Aufnahmevorrichtungen keinesfalls<br />
in Berührung kommen können, wenn keine Kunststoffteile<br />
eingelegt sind.<br />
Obwohl auch durch die H<strong>and</strong>betätigung der Bohrmaschinen<br />
durchaus gleichmäßige Nähte erreicht werden können, ist<br />
schon für eine kleine Produktion ein Umbau auf pneumatischen<br />
Vorschub unbedingt zu empfehlen. Dies geschieht am<br />
einfachsten, indem man nach Abb. 10.11 die Kreuzarme<br />
durch ein Ritzel, das über eine Zahnstange betätigt wird,<br />
ersetzt. Weiterhin ist es vorteilhaft, die Maschine mit einer<br />
stufenlosen Drehzahlregulierung der Spindel zu versehen,<br />
damit ein gutes Resultat ohne Veränderung der Schwungmasse<br />
erreicht werden kann.<br />
Schwungmasse-Schweißmaschinen<br />
Schwungmasse-Schweißmaschinen können auf Grund des<br />
einfachen Prinzips schon mit recht bescheidenen Mitteln<br />
gebaut werden. Es sollen deshalb nachstehend vor allem<br />
Einrichtungen beschrieben werden, die nur die zur einw<strong>and</strong>freien<br />
Funktion absolut notwendigen Elemente enthalten.<br />
Eine Maschine, die zur Verbindung eines bestimmten, immer<br />
gleichen Teils besonders eingesetzt wird, braucht im allgemeinen<br />
keine regulierbare Drehzahl. Falls eine Anpassung<br />
derselben unerläßlich ist, kann dies durch Verändern der<br />
Riemenscheiben erfolgen.<br />
Die in Abb. 10.12 gezeigte Maschine (Konstruktion <strong>DuPont</strong>,<br />
Genf), ist mit Ausnahme des Schweißkopfes aus h<strong>and</strong>elsüblichen<br />
Einheiten zusammengebaut. Sie besteht im wesentlichen<br />
aus dem Druckluftzylinder a mit durchgehender Kolbenstange<br />
auf dem aufgesetzten Steuerventil b.<br />
d<br />
Abb. 10.12 Tisch-Rotationsschweißmaschine (Bauart <strong>DuPont</strong>)<br />
e<br />
f<br />
a<br />
c<br />
b
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
Abb. 10.13 Drehmasse mit Reibkupplung (Bauart <strong>DuPont</strong>)<br />
Das untere Ende der Kolbenstange trägt den Schweißkopf c<br />
(siehe Abb. 10.13), der vom Motor d über den Flachriemen e<br />
angetrieben wird. Des weitern ist noch eine Drucklufteinheit<br />
f mit Reduzierventil, Filter und Schmiergerät angebaut.<br />
Der Schweißkopf nach Abb. 10.13 besteht aus der kontinuierlich<br />
drehenden Riemenscheibe a, die den Kupplungsbelag b<br />
trägt. In der gezeichneten Stellung ist die Kolbenstange hochgefahren<br />
und die Drehbewegung wird über die Kupplung auf<br />
die Schwungmasse c übertragen.<br />
Beim Herunterfahren der Spindel kommt die Kupplung aus<br />
dem Eingriff, und die Zahnkrone kuppelt in den Deckel des<br />
als Beispiel gezeigten Schwimmers ein.<br />
Teile, die nicht durch eine Zahnkrone angetrieben werden<br />
können, sondern von H<strong>and</strong> in die obere Aufnahme eingelegt<br />
werden (siehe Abb. 10.06), erfordern eine zusätzliche Einrichtung<br />
in der Steuerung. Der Kolben muß beim Hochfahren<br />
kurz vor dem Einkuppeln anhalten, um das Einlegen der<br />
Teile zu gestatten. Dieses Ziel kann auf verschiedene Weisen<br />
erreicht werden. Es gibt zum Beispiel h<strong>and</strong>elsübliche Druckluftzylinder,<br />
die bereits mit entsprechenden Vorrichtungen<br />
versehen sind. Der Schaltimpuls wird vom durchfahrenden<br />
Kolben direkt in einem außen angeordneten Reed-Relais<br />
ausgelöst.<br />
Um die Teile bequem herausnehmen zu können, muß der<br />
Kolbenhub allgemein etwa 1,2 mal der totalen Länge der<br />
verschweißten Einheit entsprechen. Diese Forderung kann<br />
bei langen Teilen zu erheblichen Kolbenhüben führen, was<br />
unpraktisch und teuer ist. Ein typisches derartiges Beispiel<br />
stellt der in Abb. 10.14 gezeigte Druckkörper dar, für den<br />
in der normalen Bauweise ein Kolbenhub von 1,2 mal L<br />
notwendig wäre.<br />
Um dies zu vermeiden, kann man folgende Wege einschlagen:<br />
– Die untere Aufnahme a kann mittels einer Klemm- und<br />
Zentriervorrichtung mit wenigen H<strong>and</strong>griffen gelöst und<br />
seitwärts weggezogen werden.<br />
– Man sieht zwei Aufnahmen a und b, welche auf einer drehbaren<br />
Grundplatte c um die Achse «X» 180° geschwenkt<br />
werden können. Die ausgefahrenen Teile wechselt man<br />
während des Schweißvorganges aus, was die Zykluszeit<br />
erheblich verkürzt.<br />
– Wenn die Produktion es rechtfertigt, kann natürlich auch<br />
ein Drehtisch vorgesehen werden, der zum Beispiel 3<br />
Schaltstellungen hat, die zum Schweißen, Auswerfen und<br />
Einlegen benützt werden.<br />
Auf Grund dieser Einrichtungen wird der Kolbenhub auf L1<br />
reduziert, so daß die Schwungmasse in der Schweißstellung<br />
viel näher an der Kolbenstangenführung liegt.<br />
Da der Schweißdruck verhältnismäßig hoch ist, werden der<br />
Kupplungsbelag und die Kugellager der Riemenscheibe in<br />
der oberen Stellung unnötig stark belastet. Es ist deshalb<br />
vorteilhaft, mit zwei verschiedenen Drücken zu arbeiten,<br />
was allerdings eine kompliziertere pneumatische Einrichtung<br />
erfordert. Man kann aber auch eine Spiralfeder über dem<br />
Kolben einbauen, so daß in der oberen Endstellung ein Teil<br />
der Kraft aufgehoben wird.<br />
L1<br />
c<br />
a<br />
Abb. 10.14 Schwenkbare Aufnahmevorrichtung<br />
L<br />
Auf jeden Fall muß die Kolbengeschwindigkeit kurz vor<br />
dem Einkuppeln stark gedämpft werden, um die Anfahrbeschleunigung<br />
der Masse zu reduzieren und den Kupplungsbelag<br />
zu schonen.<br />
An Maschinen, die mit einem Drehtisch ausgerüstet sind,<br />
werden die Teile ausgeworfen, nachdem sie unter der Spindel<br />
weggefahren sind. Der Kolbenhub kann in solchen Fällen,<br />
wie z.B. für den in Abb. 10.13 gezeigten Schwimmer,<br />
wesentlich kleiner gewählt werden.<br />
b<br />
X<br />
X<br />
97
Es besteht auch die Möglichkeit, den Druck mittels einer<br />
Membraneinheit, wie in Abb. 10.15 dargestellt, zu erzeugen.<br />
Die Gummimembrane ist unten mit einer Feder und oben mit<br />
Druckluft beaufschlagt. Die Feder muß genügend stark<br />
gewählt werden, um die Schwungmasse anzuheben und die<br />
Kupplung mit der erforderlichen Kraft anzudrücken. Für eine<br />
Produktionsmaschine wird die Welle vorteilhaft in Axial-<br />
Kugelbüchsen gelagert. Die dargestellte Einrichtung hat<br />
gegenüber einem normalen Zylinder den Vorteil geringerer<br />
Reibverluste und längerer Lebensdauer. Immerhin sind die spezifischen<br />
zulässigen Drücke auf die Membrane begrenzt, so<br />
daß mit größeren Durchmessern gerechnet werden muß, um<br />
einen bestimmten Schweißdruck zu erreichen. (Der Schweißkopf<br />
mit der Schwungmasse und dem Riemenantrieb entspricht<br />
Abb. 10.13.)<br />
Die Konstruktion mit Gummimembrane eignet sich für<br />
Hübe von max. 10-15 mm und spezifischen Drücken<br />
von 0,3-0,4 N/mm2 .<br />
Da, wie schon erwähnt, die Betriebsdrehzahl durch Anpassen<br />
der Motorriemenscheibe verändert werden kann, ist ein regelbarer<br />
Motor nicht unerläßlich. Immerhin gibt es in jeder Produktion<br />
Fälle, die zumindest eine begrenzte Anpassungsmöglichkeit<br />
der Drehzahl als wünschenswert erscheinen lassen.<br />
Die in der rotierenden Masse enthaltene kinetische Energie<br />
verändert sich mit dem Quadrat der Drehzahl und deshalb ist<br />
es wichtig, letztere möglichst genau konstant zu halten.<br />
Diese Bedingung ist nicht immer ohne weiteres erfüllt, da eine<br />
nennenswerte Motorleistung nur zum Beschleunigen der<br />
Masse notwendig ist. Sobald die Betriebsdrehzahl erreicht<br />
wird, muß nur noch die Reibung überwunden werden, wozu<br />
eine vernachläßigbar kleine Leistung genügt. Der Motor dreht<br />
dann nahezu im Leerlauf und kann sich in einem unstabilen<br />
Zust<strong>and</strong> befinden (z.B. seriegeschaltete Kollektormotoren).<br />
Abb. 10.15 Membran-Druckeinheit für kleine Hübe<br />
98<br />
Geeignete Antriebe für Rotationsschweißmaschinen dieser<br />
Bauart sind zum Beispiel:<br />
– Repulsionsmotoren, die auf dem Prinzip der Bürstenund<br />
damit der Feldverschiebung beruhen. In den meisten<br />
Fällen werden Einphasenmotoren von 0,5 PS bei ca.<br />
4000 U/min genügen.<br />
– Frequenzgesteuerte Drehstrom- oder Einphasen-Kurzschlußankermotoren.<br />
Die Steuereinheit muß eine lastunabhängige<br />
Regulierung gestatten, was nicht immer der Fall<br />
ist. Die maximale mögliche Drehzahl beträgt indessen nur<br />
etwa 2800 U/min.<br />
– Sehr gut geeignet sind auch Gleichstrom Nebenschlußmotoren<br />
mit Ankerspannungs-Regulierung. Der steuerseitige<br />
Aufw<strong>and</strong> ist recht gering, so daß die Gesamtkosten in<br />
erträglichem Rahmen bleiben.<br />
Die Drehzahlkonstanz ist auch ohne Tachodynamo ausreichend<br />
und der Regelbereich sehr groß.<br />
Schweißmaschinen, die für Versuchszwecke verwendet oder<br />
in der Produktion häufig auf Teile verschiedener Durchmesser<br />
umgerüstet werden müssen, sind unbedingt mit einem<br />
der erwähnten Antriebe auszurüsten.<br />
Maschinen, die ausschließlich zum Verbinden eines bestimmten<br />
Teils zum Einsatz kommen, brauchen, wie schon früher<br />
erwähnt, nicht unbedingt einen Regelantrieb, obwohl derselbe<br />
auch dort recht nützlich ist. Wird eine Maschine mit<br />
einem nicht regelbaren Antrieb ausgerüstet, so sieht man die<br />
Spindeldrehzahl vorteilhaft etwas zu hoch vor. Dadurch<br />
erreicht man einen gewissen Energieüberschuß und schweißt<br />
die Teile auch dann korrekt, wenn die Nahtprofile auf<br />
Grund zu großer Toleranzen schlecht aufein<strong>and</strong>er passen.<br />
Dabei wird natürlich eine größere Menge Schmelze erzeugt<br />
als tatsächlich erforderlich wäre.<br />
Gelegentlich werden auch Druckluft-Lamellenmotoren oder<br />
Turbinen als Antriebe verwendet. Diese sind jedoch in der<br />
Anschaffung und im Betrieb weniger wirtschaftlich als elektrische<br />
Motoren und rechtfertigen sich deshalb kaum.<br />
Mitnahme- und Haltevorrichtungen<br />
Mitnahme- und Haltevorrichtungen können in folgende<br />
Gruppen unterteilt werden:<br />
– Teile, die mit einer beim Herunterfahren der Spindel schon<br />
rotierenden Mitnahme in Eingriff gebracht werden.<br />
– Teile, die bei ruhender Spindel in die Mitnahme eingelegt<br />
werden müssen.<br />
Selbstverständlich ist die erste Lösung in bezug auf die Zykluszeit<br />
immer vorteilhafter und sollte deshalb, wo möglich, vorgezogen<br />
werden. Dazu geeignet sind folgende Einrichtungen:<br />
– Zahnkronen nach Abb. 10.16 greifen beim Herunterfahren<br />
der Spindel in den entsprechend ausgebildeten R<strong>and</strong> des<br />
Kunststoffteils ein und drehen ihn mit. Bei richtiger Auslegung<br />
der Zähne und genügend hoher Vorschubgeschwindigkeit<br />
des Kolbens können die unvermeidlichen Eindrücke<br />
klein und sauber gehalten werden. Dazu ist allerdings eine<br />
absolut scharfe Schneidkante der Zähne unerläßlich.
Abb. 10.16 Auswechselbare Antriebs-Zahnkrone<br />
Im allgemeinen werden die Zahnflanken nicht geschliffen,<br />
doch muß die Krone, vor allem an Produktionswerkzeugen,<br />
gehärtet sein.<br />
– Die in Abb. 10.17 vorgeschlagenen Dimensionen sind<br />
Richtwerte und müssen dem Durchmesser angepaßt werden.<br />
Bei sehr dünnw<strong>and</strong>igen Teilen ist die Zahndistanz<br />
eher zu verringern, um auch zwischen den Zähnen genügend<br />
Druck auf die Naht auszuüben.<br />
30°<br />
1-2<br />
Abb. 10.17 Bevorzugte Zahnform<br />
– Bei größeren oder komplizierten Mitnehmern ist es vorteilhaft,<br />
die Zahnkrone getrennt auszuführen, um sie gegebenenfalls<br />
auswechseln zu können.<br />
– Abb. 10.18 zeigt zwei typische Nahtprofile und die entsprechenden<br />
Zahnkronen bzw. Haltevorrichtungen.<br />
– Bei Nähten ohne Außenr<strong>and</strong> nach Abb. 10.18 muß die<br />
untere Aufnahme a nahe an die Naht reichen, um ein Aufweiten,<br />
vor allem bei dünnen Wänden, zu vermeiden. Das<br />
obere Kunststoffteil b wird vorteilhaft mit einem gerundeten<br />
R<strong>and</strong> versehen, der das Eingreifen der Zähne c erleichtern<br />
soll. Bei Schwungmassewerkzeugen ist manchmal ein<br />
Außenring d erforderlich, um ein genaues Zentrieren zu<br />
gewährleisten. Dies kann der Fall sein, wenn das untere<br />
Kunststoffteil zuviel Spiel in der Haltevorrichtung aufweist,<br />
oder die Kolbenstangenführung zu ungenau ist.<br />
d<br />
b<br />
1-2 mm<br />
a<br />
c<br />
~ 4-8 ~ 3-6<br />
Abb. 10.18 Halte- und Mitnehmer-Vorrichtungen<br />
s<br />
– Das untere Kunststoffteil kann sinngemäß mit einer gleichen<br />
Zahnkrone (siehe Abb. 10.13 und 10.20) festgehalten<br />
werden. An dem in Abb. 10.19 gezeigten Venturirohr wird<br />
der seitliche Rohrstutzen zum Halten benutzt. Es ist klar,<br />
daß diese Lösung ein automatisches Einlegen erschwert<br />
oder gar unmöglich macht. Da der untere Rohrstutzen<br />
etwa 200 mm lang ist, wäre eine Automatisierung allerdings<br />
ohnehin zu aufwendig. Das in Abschnitt 6 betreffend<br />
des erforderlichen minimalen Kolbenhubes Gesagte<br />
kommt an diesem Beispiel besonders gut zum Ausdruck.<br />
Da die totale Länge der verschweißten Teile etwa 300 mm<br />
beträgt, müßte man mit einem Kolbenhub von 350 mm<br />
rechnen. Eine derartige Maschine wäre unpraktisch und<br />
aufwendig. Auch stellt die rotierende Schwungmasse an<br />
der langen, ausgefahrenen Kolbenstange eine Gefahr dar.<br />
Man könnte das Problem durch Verwendung eines Drehtisches<br />
umgehen, doch wäre auch diese Lösung aufgrund<br />
der großen Länge der Teile unpraktisch.<br />
Abb. 10.19 Pneumatische Klemmvorrichtung für langes Venturirohr<br />
– Die in Abb. 10.19 vorgeschlagene Anordnung besteht deshalb<br />
darin, daß die Aufnahme a nur die Hälfte des Teils<br />
umschließt, und daß Letzteres mittels einer pneumatischen<br />
Vorrichtung b angedrückt wird. Dadurch kann der Kolbenhub<br />
klein gehalten, und die Teile leicht eingelegt und herausgenommen<br />
werden. Auch gestattet diese Lösung, die<br />
Naht auf den ganzen Umfang zu stützen.<br />
– Oft kann die Zahnkrone nicht direkt über der Naht angeordnet<br />
werden. An dem in Abb. 10.20 gezeigten Schwimmer<br />
ist das z.B. aus technischen Gründen unmöglich. In<br />
solchen Fällen muß die Länge L, d.h. der Abst<strong>and</strong> von der<br />
Naht zur Zahnkrone, in einem vernünftigen Verhältnis zur<br />
W<strong>and</strong>stärke stehen, damit das hohe Drehmoment und der<br />
Schweißdruck ohne nennenswerte Deformation aufgenommen<br />
werden können. Das gilt natürlich sinngemäß<br />
auch für das untere Kunststoffteil.<br />
– Die Auswahl der Nahtprofile und der Mitnahme- bzw.<br />
der Haltevorrichtung ist oft von der W<strong>and</strong>stärke abhängig.<br />
a<br />
b<br />
99
Abb. 10.20 Antrieb und Aufnahme für Schwimmer ohne Außenr<strong>and</strong><br />
Antreiben durch Zahnkupplung<br />
Anstelle einer Zahnkrone, die in den Kunststoff eingedrückt<br />
werden muß, um das Drehmoment zu übertragen, werden<br />
gelegentlich auch Zahnkupplungen verwendet. Das Prinzip<br />
besteht darin, daß am Kunststoffteil geeignete Zähne angespritzt<br />
werden. Dieselben können vorstehen, oder, wie in<br />
Abb. 10.21 gezeigt, versenkt angeordnet sein, wodurch sie<br />
weniger störend wirken.<br />
Die Mitnahmevorrichtung a weist gleiche aber entgegengesetzt<br />
gerichtete Zähne auf, die bei genügend großem Spindelvorschub<br />
in das Kunststoffteil eingreifen, ohne es zu beschädigen.<br />
Es ist vorteilhaft, innerhalb und außerhalb der Kupplung<br />
Ringflächen b vorzusehen, die den Schweißdruck auf das Teil<br />
ausüben, ohne daß die Zähne unten aufliegen. Letztere dienen<br />
also nur der Übertragung des Drehmomentes. Ihre Anzahl<br />
soll klein gehalten werden, um die Gefahr des Abschlagens<br />
der Zahnspitzen zu verringern.<br />
Die Zähne sollen nicht spitz ausgelegt werden, sondern eine<br />
kleine Fläche c von 0,3-0,5 mm aufweisen.<br />
Dieses Prinzip ist auch geeignet für zuvor beschriebene Drehzapfenwerkzeuge,<br />
die mit geringeren Geschwindigkeiten<br />
arbeiten als Drehmassewerkzeuge. Bei letzteren ist auf Grund<br />
der hohen Umfangsgeschwindigkeit ein sauberes Eingreifen<br />
der Zähne schwieriger.<br />
a<br />
100<br />
b<br />
-15°<br />
Abb. 10.21 Reibschweißteil mit integrierter Zahnkrone<br />
c<br />
L<br />
Antreiben durch Gießmassen<br />
In gewissen Fällen besteht auch die Möglichkeit, das Antreiben<br />
bzw. Festhalten der Teile durch Aufnahmen aus Elastomeren<br />
zu verwirklichen. Zu diesem Zweck wird die Gießmasse<br />
direkt in die Mitnehme- bzw. Haltevorrichtung gegossen,<br />
wobei ein Kunststoffteil das Gegenstück bildet und somit die<br />
entsprechende Oberflächenform direkt erzeugt.<br />
Da die übertragbaren Drehmomente begrenzt sind, wie übrigens<br />
auch der zulässige Flächendruck, ist diese Methode nur<br />
für Teile in Betracht zu ziehen, die verhältnismäßig große<br />
Auflageflächen bieten.<br />
Konische Teile, wie die in Abb. 10.22 dargestellten, sind für<br />
diese Lösung am besten geeignet, da bei gegebenem Schweißdruck<br />
ein höheres Übertragungsmoment erzielt wird.<br />
Wenn ein Schwungmassewerkzeug mit einer derartigen<br />
Mitnahme ausgerüstet ist und das Kunststoffteil vom<br />
ruhenden Zust<strong>and</strong> aus auf die erforderliche Schweißdrehzahl<br />
bringen muß, so entsteht naturgemäß ein gewisser Schlupf.<br />
Wenn dieser zu groß ist, kann an der Oberfläche ein unzulässiger<br />
Temperaturanstieg auftreten.<br />
Die Auswahl der korrekten Härte der Gießmasse ist deshalb<br />
von größter Wichtigkeit und muß experimentell bestimmt<br />
werden. Wie in Abb. 10.22 prinzipiell dargestellt, muß die<br />
Gießmasse a selbstverständlich mittels Bolzen, Hinterschnitten<br />
oder Ausfräsungen an den Metallteilen gut verankert<br />
werden. Die Aussparungen b wurden nachträglich bearbeitet,<br />
da ein Kontakt an diesen Stellen eher hinderlich ist.<br />
Die Herstellung von Gießmasse-Mitnahmen erfordert Erfahrung<br />
und entsprechende Einrichtungen. Auch sind die Gestehungskosten<br />
verhältnismäßig hoch, weshalb diese Lösung in<br />
der Praxis keine große Verbreitung gefunden hat.<br />
Bei Drehtischmaschinen, die mehrere gleiche Mitnahmevorrichtungen<br />
erfordern, kann dieses Verfahren indessen unter<br />
Umständen wirtschaftlich interessant werden.<br />
a<br />
a<br />
Abb. 10.22 Schweißvorrichtung mit Gießmasse-Mitnehmern<br />
b<br />
b
Schweißnahtprofile<br />
Um einw<strong>and</strong>freie Resultate in bezug auf Dichtigkeit und<br />
mechanische Festigkeit zu gewährleisten, müssen die Nahtprofile<br />
gewisse Bedingungen erfüllen. Da die Festigkeit der<br />
Naht mindestens der allgemeinen Festigkeit der beiden verschweißten<br />
Teile entsprechen soll, muß die Schweißfläche<br />
etwa 2-2,5 mal dem W<strong>and</strong>querschnitt entsprechen.<br />
Am besten bewährt haben sich die seit vielen Jahren angewendeten<br />
V-Nähte, von denen zwei typische Beispiele in den<br />
Abbildungen 10.23 a und 10.23 b gezeigt werden.<br />
Das Profil in Abb. 10.23 a kommt für Teile mit gleichen<br />
Innendurchmessern zur Anwendung und ebenfalls für solche,<br />
die zum Antreiben bzw. Festhalten mit Außenschultern<br />
versehen werden können (z.B. zylindrische Gehäuse oder<br />
Druckbehälter, die wegen der großen Länge in der Mitte<br />
geteilt werden müssen). Das Profil in Abb. 10.23 b ist für<br />
aufgeschweißte Böden und Abschlußklappen besonders gut<br />
geeignet (z.B. Butangaspatronen für Feuerzeuge, Feuerlöscher,<br />
Aerosolflaschen).<br />
Die als Funktion der W<strong>and</strong>dicke eingetragenen Dimensionen<br />
sind selbstverständlich als Vorschläge zu betrachten, die der<br />
Teilkonstruktion entsprechend angepaßt werden können.<br />
Immerhin darf die Schweißfläche nicht verkleinert werden.<br />
Kunststoffe mit hohem Reibwert neigen überdies bei zu kleinen<br />
Schrägungswinkeln zu Selbsthemmung, so daß die<br />
Zahnkrone das Teil nicht drehen kann und nur Material<br />
abfräst. Der Winkel von 15° darf deshalb nur in Sonderfällen<br />
unterschritten werden.<br />
Bei Nähten entsprechend Abb. 10.23 a soll zwischen den senkrecht<br />
zur Teilachse liegenden Flächen im ungeschweißten<br />
Zust<strong>and</strong> etwas Spiel vorh<strong>and</strong>en sein. Damit bezweckt man, den<br />
ganzen Anpressdruck zuerst auf die Schrägflächen zu leiten, da<br />
dieselben fast den ganzen Anteil an Festigkeit ausmachen.<br />
An diesen Nähten ist das Austreten einer Schweißbraue nicht<br />
zu vermeiden, was oft störend wirkt und eine Nacharbeit<br />
erfordert. Bei verschweißten Gehäusen, die bewegte mechanische<br />
Teile enthalten, kann das Abbröckeln der Schweißbraue<br />
im Inneren die Funktion gefährden und muß deshalb unbedingt<br />
verhindert werden.<br />
Die Abbildungen 10.24 a bis 10.24 d zeigen vier Vorschläge<br />
von Nahtformen, die mit Rillen zur Aufnahme der Schweißbraue<br />
ausgerüstet sind.<br />
Eine einfache Rille nach Abb. 10.24 a verdeckt zwar die<br />
Braue nicht, verhindert aber ein Vorstehen derselben über<br />
den Außendurchmesser, was in gewissen Fällen genügt.<br />
Oft wird auch eine überlappte Lippe mit einem kleinen<br />
Spalt entsprechend Abb. 10.24 b verwendet.<br />
Bei Abb. 10.24 c sind die Rillen so angeordnet, daß sie am<br />
Ende der Verschweißung abschließen.<br />
Abb. 10.24 d zeigt innen eine leicht überlappende Lippe, die<br />
die Rille völlig abschließt und jedes Austreten von Material<br />
verhindert. Die äußere Lippe liegt nach dem Verschweißen<br />
auf dem Gegenr<strong>and</strong> auf.<br />
Die Naht in Abb. 10.23 b kann, sofern die Abschlußkappe<br />
außen vorstehen darf, ebenfalls mit einem R<strong>and</strong> versehen<br />
werden.<br />
t 0,1 t<br />
15°<br />
0,6 t<br />
t 0,6 t (min. 1 mm)<br />
0,4 t<br />
15°<br />
0,05 t<br />
0,6 t<br />
0,8 t 0,8 t<br />
1,8 t<br />
0,4 t<br />
a b<br />
Abb. 10.23 a. Nahtprofil mit Außenr<strong>and</strong><br />
b. Nahtprofil ohne Außenr<strong>and</strong><br />
Abb. 10.25 zeigt einen entsprechenden Vorschlag, wie er<br />
gelegentlich an Butangaspatronen verwendet wird. Im allgemeinen<br />
ist eine offene Rille ausreichend. Es besteht indessen<br />
auch die Möglichkeit, eine dünne Lippe mit einem Hinterschnitt<br />
entsprechend a vorzusehen, wodurch die Auffangrille<br />
vollständig abgedeckt wird. Diese Lösung kann selbstverständlich<br />
auch außen erwünscht sein. Sie erfordert indessen<br />
eine etwas kompliziertere Werkzeugauslegung zum Auswerfen<br />
und sollte deshalb auf die Fälle beschränkt bleiben, wo<br />
sie unerläßlich ist.<br />
1,8 t<br />
0,5 t<br />
5°<br />
a b<br />
c d<br />
15° 0,5 t<br />
Abb. 10.24 Nahtprofil mit Aufnahmerillen für die Schweißbraue<br />
t<br />
5°<br />
1,5 t 0,2 t<br />
30°<br />
101
Berechnung von Schwungmasse-<br />
Werkzeugen und Maschinen<br />
Um einen Kunststoff vom festen in den flüssigen Zust<strong>and</strong> zu<br />
bringen, ist eine gewisse, vom Material abhängige Wärmemenge<br />
notwendig. In der Praxis machen sich die Unterschiede<br />
innerhalb der technischen Kunststoffe indessen<br />
wenig bemerkbar, so daß sie in den nachfolgenden Betrachtungen<br />
vernachläßigt werden.<br />
Die zum Schmelzen erforderliche Wärme wird durch die in<br />
der rotierenden Masse enthaltene Energie erzeugt. Die beim<br />
Zusammenpressen der Nahtoberflächen entstehende Reibung<br />
bringt die Schwungmasse in weniger als einer Sekunde zum<br />
Stehen.<br />
Bei Kunststoffen, die einen engbegrenzten Schmelzpunkt<br />
besitzen, wie z.B. DELRIN ® Acetalhomopolymer, sollte das<br />
Werkzeug nach dem Aufsetzen kaum mehr als 1-2 Umdrehungen<br />
ausführen. Ist der Anpreßdruck ungenügend, so<br />
dreht die Schwungmasse zu lange durch und schert das im<br />
Erstarren begriffene Material wieder ab. Dadurch entstehen<br />
abgeschwächte oder undichte Nähte.<br />
Für amorphe Kunststoffe ist diese Bedingung weniger wichtig,<br />
da sie langsamer erstarren. Man arbeitet indessen bei<br />
allen Kunststoffen vorteilhaft mit höheren Anpreßdrücken<br />
als unbedingt notwendig, da die Qualität der Schweißnaht<br />
darunter nicht leidet.<br />
102<br />
0,8 T<br />
0,3 T<br />
Abb. 10.25 Nahtprofil mit Außen- und Innenabdeckung<br />
T<br />
a<br />
Um mit Schwungmasse-Werkzeugen gute Nähte zu erzielen,<br />
müssen folgende Größen betrachtet werden.<br />
– Umfangsgeschwindigkeit an der Schweißnaht<br />
Sofern dies technisch möglich ist, sollte sie nicht unter<br />
10 m/s liegen. Bei kleinen Teildurchmessern ist man indessen<br />
gelegentlich gezwungen, zwischen 5 und 10 m/s zu<br />
arbeiten, da sonst die Drehzahl zu hoch wird. Allgemein<br />
kann man indessen sagen, daß hohe Umfangsgeschwindigkeiten<br />
bessere Ergebnisse zeigen. Auch bezüglich der<br />
Abmessungen der Schwungmasse ist es von Interesse, mit<br />
möglichst hohen Drehzahlen zu arbeiten, da die Werkzeuge<br />
für ein gegebenes Teil kleiner werden.<br />
– Die Schwungmasse<br />
Da die in der Schwungmasse enthaltene Energie eine Funktion<br />
der Drehzahl und des Trägheitsmomentes ist, müssen<br />
beide Größen in Abhängigkeit zuein<strong>and</strong>er festgelegt werden.<br />
Der Einfluß der Drehzahl erfolgt im Quadrat, so daß<br />
schon geringe Veränderungsmöglichkeiten derselben eine<br />
gute Anpassung an das gewünschte Resultat zulassen.<br />
Für technische Kunststoffe kann man allgemein annehmen,<br />
daß zum Verschweißen von 1 cm 2 projezierter Nahtoberfläche<br />
50 Nm Arbeit notwendig sind.<br />
Die Materialmenge, die geschmolzen werden muß, hängt<br />
indessen noch zusätzlich von der Genauigkeit ab, mit der<br />
die Nahtprofile aufein<strong>and</strong>er passen, also auch von den<br />
Spritztoleranzen. Es wäre deshalb müßig, zu genaue<br />
Berechnungen anzustellen, da man ohnehin meistens<br />
mit einer Anpassung der Drehzahl rechnen muß.<br />
– Der Anpreßdruck<br />
Wie schon weiter oben erwähnt, ist der Anpreßdruck so<br />
zu bemessen, daß das Werkzeug nach dem Aufsetzen nur<br />
noch etwa 1–2 Umdrehungen macht.<br />
Als Berechnungsgrundlage kann man annehmen, daß ein<br />
spezifischer Druck von 5 MPa auf die projezierte Nahtfläche<br />
erforderlich ist. Es genügt indessen nicht, den Kolbendurchmesser<br />
und den Luftdruck entsprechend festzulegen.<br />
Auch die Zufuhrleitungen und die Ventile müssen so<br />
dimensioniert sein, daß der Kolbenvorschub schlagartig<br />
erfolgt. Ist dies nicht der Fall, so fährt das Werkzeug zu<br />
langsam nach unten, und der Druck im Zylinder baut sich<br />
zu spät auf. Eine große Zahl fehlerhafter Schweißnähte in<br />
der Praxis sind auf diese Fehler zurückzuführen.<br />
– Der Nachdruck<br />
Das sich im flüssigen Zust<strong>and</strong> befindliche Material braucht<br />
eine gewisse Zeit zum Erstarren. Es ist deshalb unbedingt<br />
notwendig, den Druck entsprechend lange aufrechtzuerhalten.<br />
Die Zeitdauer hängt vom Kunststoff ab und wird<br />
am besten durch Versuche ermittelt. Für DELRIN ® liegt sie<br />
bei 0,5-1 Sekunde, während für amorphe Kunststoffe<br />
etwas mehr Zeit benötigt wird.
Graphische Bestimmung<br />
der Schweißgrößen<br />
Das Nomogramm, Abb. 10.26, gestattet eine schnelle und<br />
einfache Festlegung der wichtigsten Daten und ist für alle<br />
technischen Kunststoffe durchaus geeignet.<br />
Zuerst bestimmt man den mittleren Nahtdurchmesser d in<br />
Abb. 10.27 sowie die projezierte Nahtfläche F.<br />
ø D (mm)<br />
120<br />
110<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
20<br />
10<br />
8<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
F (cm2 )<br />
4<br />
L (mm)<br />
30<br />
40<br />
506070<br />
80<br />
90 100<br />
120<br />
10000<br />
5000<br />
3000<br />
2000<br />
P (N)<br />
1000<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Abb. 10.26 Nomogramm zur Bestimmung der Schweißparameter<br />
2<br />
8000 t/min ød 25 mm<br />
7000 28<br />
6000 33<br />
5000 40<br />
4000 50<br />
3500 57<br />
3000 65<br />
2500 80<br />
2000 100<br />
1800 110<br />
1600 125<br />
1400 140<br />
1200 165<br />
1000 200<br />
3 1<br />
Beim eingezeichneten Beispiel beträgt die Fläche F etwa 3 cm2 und der mittlere Nahtdurchmesser d 60 mm. Man fährt also<br />
von der linken Skala von 3 cm2 ausgehend nach rechts bis zum<br />
Schnittpunkt mit der Durchmesserlinie 60 (Punkt 1) und von<br />
dort senkrecht nach oben. Dort wählt man dann einen Durchmesser<br />
und die dazugehörende<br />
Länge der Schwungmasse beliebig (Abb. 10.28). Immerhin<br />
sollte der Durchmesser größer sein als die Länge, um die<br />
Gesamthöhe des Werkzeuges klein zu halten.<br />
Im gezeigten Beispiel hat man einen Durchmesser von 84 mm<br />
gewählt, was eine Länge von 80 mm ergibt (Punkt 2).<br />
Dem Nomogramm ist eine Umfangsgeschwindigkeit von<br />
10 m/s zu Grunde gelegt, was für das gezeigte Beispiel<br />
von 60 mm ∅ eine Drehzahl von etwa 3200 U/min ergibt.<br />
Man kann indessen auch eine höhere Drehzahl, z.B. 4000,<br />
wählen, welche den Schnittpunkt 3 ergibt. Wenn man von<br />
diesem Punkt nach oben fährt, werden die Werkzeugabmessungen<br />
selbstverständlich kleiner. Im gezeigten Fall<br />
wurde auf Punkt 4 ein Durchmesser von 78 mm gewählt,<br />
zu dem eine Länge von 70 mm gehört.<br />
100<br />
Wenn man von der Fläche 3 cm2 horizontal auf die rechte<br />
Skala geht, findet man gleichzeitig den notwendigen<br />
Anpreßkraft, der im gezeigten Beispiel etwa 1500 N beträgt.<br />
Das Nomogramm berücksichtigt nur die Außenabmessungen<br />
des Werkzeuges und vernachläßigt die Bohrungen. Diese<br />
werden jedoch von der Aufnahmevorrichtung einigermaßen<br />
kompensiert, so daß die Werte trotzdem genügend genau<br />
sind.<br />
Ø d<br />
Abb. 10.27 Bestimmung des mittleren Nahtdurchmessers<br />
L<br />
Abb. 10.28 Schweißkopf-Abmessungen<br />
Ø d<br />
F F<br />
P<br />
Ø D<br />
103
Motorantriebsleistung<br />
Schwungmasse-Werkzeuge haben neben vielen <strong>and</strong>eren<br />
positiven Eigenarten auch den Vorteil, daß zum Antrieb<br />
nur geringe Leistungen benötigt werden.<br />
Da die totale Zykluszeit bei einer halb- oder vollautomatischen<br />
Anlage zwischen einer und zwei Sekunden liegt, hat<br />
der Motor genügend Zeit, die Schwungmasse auf die<br />
Betriebsdrehzahl zu beschleunigen. Die im Werkzeug enthaltene<br />
kinetische Energie wird während des Schweißvorganges<br />
in so kurzer Zeit in Wärme umgesetzt, daß dabei erhebliche<br />
Leistungen auftreten.<br />
Wenn z.B. die beiden auf dem Nomogramm (Abb. 10.26)<br />
aufgeführten Werkzeuge in 0,05 s abgebremst werden, geben<br />
sie während dieser Zeitdauer eine Leistung von etwa 3 kW<br />
ab. Wenn sie bis zur nächsten Schweißung eine Sekunde Zeit<br />
für die Wiederbeschleunigung haben, wäre dazu theoretisch<br />
nur eine Leistung von 150 W notwendig.<br />
Für die meisten in der Praxis anfallenden Teile genügen deshalb<br />
Motorleistungen von 0,5 kW.<br />
Wie schon bereits erwähnt, ist eine Anpassungsmöglichkeit<br />
der Drehzahl wünschenswert. H<strong>and</strong>elt es sich indessen um<br />
eine Produktionsanlage, auf der immer gleiche Teile verschweißt<br />
werden, so erfolgt die Anpassung der Drehzahl<br />
meistens durch Verändern der Riemenscheibendurchmesser.<br />
Qualitätskontrolle geschweißter Teile<br />
Um eine gleichmäßig gute Qualität zu erreichen, sollten die<br />
Nähte am Profilprojektor zuerst auf Paßgenauigkeit untersucht<br />
werden. Zu große Abweichungen der Profile sowie der<br />
Durchmesser (Spritzgußtoleranzen) können den Schweißvorgang<br />
erschweren und die Qualität vermindern. Korrekt dimensionierte<br />
Nähte und gewissenhaft verarbeitete Teile erübrigen<br />
ohne weiteres eine spätere systematische Kontrolle.<br />
Stimmen beispielsweise die Winkel der beiden Profile schlecht<br />
aufein<strong>and</strong>er, so entsteht nach Abb. 10.29 eine äußerst spitze<br />
Kerbe, die unter Belastung unzulässige Spannungsspitzen<br />
erzeugt, und damit die Festigkeit des ganzen Teils vermindert.<br />
Auch muß zuviel Material weggeschmolzen werden.<br />
Abb. 10.29 Profilfehler<br />
104<br />
Ausschlaggebend für die Beurteilung der Naht ist je nach der<br />
Anwendung die mechanische Festigkeit, die Dichtigkeit<br />
gegen flüssige oder gasförmige Stoffe oder beides zusammen.<br />
Die möglichen Prüfverfahren können wie folgt<br />
beschrieben werden:<br />
– Eine visuelle Kontrolle der Nähte ist nur sehr begrenzt<br />
möglich und gibt keine Auskunft betreffend der Festigkeit<br />
und der Dichtigkeit. Sie kann nur an Teilen erfolgen, an<br />
denen die Schweißbraue sichtbar ist. Wenn die Schweißbedingungen<br />
korrekt sind, muß am ganzen Nahtumfang<br />
eine kleine, gleichmäßige Braue austreten.<br />
Ist sie unregelmäßig, zu groß oder gar nicht vorh<strong>and</strong>en,<br />
so muß die Drehzahl korrigiert werden. Selbstverständlich<br />
hat man kein Interesse, mehr Kunststoff wegzuschmelzen<br />
als unbedingt erforderlich. Wenn indessen überhaupt kein<br />
Material austritt, hat man keine Gewähr, daß die Naht<br />
genügend gut verschweißt ist.<br />
Das Aussehen der Schweißbraue hängt nicht nur vom<br />
Kunststoff, sondern auch von der Viskosität und eventuellen<br />
Zusätzen ab. So ergibt z.B. DELRIN ® 100 eher eine faserige<br />
Braue, während DELRIN ® 500 einen verschmolzenen<br />
Schweißgrat zeigt. Des weiteren hat auch die Umfangsgeschwindigkeit<br />
einen Einfluß auf das Aussehen, so daß<br />
daraus keine Schlüsse in bezug auf die Qualität gezogen<br />
werden können.<br />
– Festigkeitsprüfungen der Nähte bis zu deren Zerstörung<br />
sind die einzige Möglichkeit, die Qualität der Schweißung<br />
richtig beurteilen und daraus endgültige Schlüsse ziehen<br />
zu können. Die weitaus meisten rotationsgeschweißten<br />
Teile sind geschlossene Behälter, die unter dauerndem<br />
oder kurzzeitigem Innen- oder Außendruck stehen (Feuerzeuge,<br />
Gaspatronen, Feuerlöscher). Daneben gibt es eine<br />
große Zahl Schwimmer, welche unbelastet sind und nur<br />
eine dichte Schweißung aufweisen müssen. Alle derartigen<br />
Teile wird man ungeachtet der im Betrieb tatsächlich<br />
auftretenden Spannungen am besten und einfachsten mittels<br />
langsam aber kontinuierlich ansteigendem Innendruck<br />
zum Bersten bringen. Eine derartige Anlage sollte die<br />
Möglichkeit bieten, die Teile während des Druckanstieges<br />
beobachten zu können.<br />
Aus sichtbaren, vor dem Bersten auftretenden Deformationen<br />
können sehr oft wertvolle Rückschlüsse auf eventuelle<br />
Konstruktionsfehler und daraus resultierende Schwachstellen<br />
gezogen werden.<br />
Nach dem Berstversuch sollen die Teile, vor allem aber<br />
die Schweißnähte, gründlich untersucht werden. Wenn die<br />
Naht korrekt dimensioniert und verschweißt ist, dürfen die<br />
Profilflächen nicht sichtbar sein. Die Brüche müssen quer<br />
durch die Naht oder an ihr entlang gehen. Im letzteren Fall<br />
läßt sich allerdings nicht feststellen, ob die Naht direkte<br />
Ursache des Bruches ist. Dies kann der Fall sein, wenn,<br />
wie z.B. in Abb. 10.29 gezeigt, eine starke Kerbwirkung<br />
vorh<strong>and</strong>en ist. Wenn es sich um Teile h<strong>and</strong>elt, die im<br />
Betrieb unter dauerndem Innendruck stehen und Temperaturschwankungen<br />
ausgesetzt sind, so muß der Berstdruck<br />
8-10 mal dem Betriebsdruck entsprechen. Nur dann hat<br />
man Gewähr, daß sich das Teil über die ganze Lebensdauer<br />
den Erwartungen entsprechend verhält (z.B. Butangas-Feuerzeuge).
Da es sich immer um zylindrische Körper h<strong>and</strong>elt, ist es sehr<br />
aufschlußreich, die Tangential-Bruchspannungen nachzurechnen<br />
und sie mit der tatsächlichen Zugfestigkeit des Kunststoffes<br />
zu vergleichen. Ist das Verhältnis schlecht, so muß die<br />
Ursache nicht unbedingt in der Schweißnaht gesucht werden.<br />
Konstruktionsfehler, Orientierung beim Füllen dünner Wände,<br />
ungünstige Anordnung oder Dimensionierung des Anschnittes,<br />
Schweißlinien oder seitliches Ausweichen des Kerns und<br />
somit unregelmäßige W<strong>and</strong>dicken können ebenfalls Gründe<br />
dafür sein.<br />
Bei glasfaserverstärkten Kunststoffen liegen die Verhältnisse<br />
etwas <strong>and</strong>ers. Mit zunehmendem Glasgehalt erhöht sich<br />
einerseits die Festigkeit, <strong>and</strong>ererseits wird der Anteil der<br />
schweißbaren Oberfläche wegen der vorh<strong>and</strong>enen Glasfasern<br />
kleiner. Somit wird das Verhältnis vom tatsächlichen zum<br />
theoretischen Berstdruck ungünstiger und die Schweißnaht<br />
kann in gewissen Fällen die schwächste Stelle werden.<br />
Wie wichtig schon die konstruktive Gestaltung rotationsverschweißter<br />
Druckbehälter ist, geht aus den folgenden zwei<br />
Beispielen hervor:<br />
Die beiden Patronen aus DELRIN ® 500 Acetalhomopolymer<br />
nach Abb. 10.30 wurden nach dem Verschweißen unter<br />
Innendruck geborsten und ergaben folgende Resultate:<br />
Patrone A riß in der Ebene X-X, ohne daß der zylindrische<br />
Teil oder die Schweißnaht beschädigt wurden. Dieser Bruch<br />
ist zweifellos auf den flachen Boden und die scharfe Innenkante,<br />
also einen Konstruktionsfehler, zurückzuführen.<br />
Der Berstdruck betrug nur 37% des theoretisch möglichen.<br />
X X<br />
A (schlecht) B (gut)<br />
Abb. 10.30 Schlecht und gut ausgelegte Druckkörper<br />
Patrone B barst zuerst in der Fließrichtung des Zylinders<br />
und anschließend der Naht entlang, ohne sie aufzureißen.<br />
Der Berstdruck betrug 80% des theoretisch errechneten,<br />
was als annehmbar betrachtet werden darf.<br />
Aus den Werten der mechanischen Nahtfestigkeit kann man<br />
allerdings keine Schlüsse in bezug auf die Dichtigkeit gegen<br />
Flüssigkeiten oder Gase ziehen.<br />
Druckbehälter und Schwimmer müssen deshalb noch zusätzlich<br />
mit dem entsprechenden Medium geprüft werden. Unter<br />
Innendruck stehende Gefäße wird man etwa mit dem halben<br />
Berstdruck belasten, um schwache Stellen sicher ermitteln<br />
zu können.<br />
X<br />
Schwimmer und <strong>and</strong>ere geschlossene Behälter werden durch<br />
Eintauchen in heißes Wasser auf Blasenbildung an der Naht<br />
untersucht. Schneller und sicherer ist das Arbeiten mit<br />
Unterdruck, wozu ein einfaches Gerät, wie es gelegentlich<br />
zum Prüfen von wasserdichten Uhren verwendet wird,<br />
genügt.<br />
– Abb. 10.31 veranschaulicht ein solches Gerät und stellt<br />
einen entsprechenden Vorgang dar.<br />
Ein runder Glasbehälter a, dessen Größe den Teilen entsprechend<br />
gewählt wird, ist mit einem lose aufgelegten<br />
Deckel b über eine Weichgummidichtung verschlossen.<br />
Ein Sieb c hält die Prüflinge unter Wasser. Da das Wasserniveau<br />
bis nahe an den Gefäßr<strong>and</strong> reicht, muß nur ein<br />
geringes Luftvolumen abgesaugt werden, um einen ausreichenden<br />
Unterdruck zu erzeugen. Dazu genügt schon ein<br />
einziger Kolbenhub einer h<strong>and</strong>betätigten Pumpe. Vorzugsweise<br />
wird man das Gerät mit einem einstellbaren Ventil<br />
versehen, um den Unterdruck zu begrenzen und damit<br />
Blasenbildung durch Sieden zu vermeiden.<br />
c<br />
d<br />
Abb. 10.31 Vakuum-Dichtigkeitsprüfgerät<br />
Prüfung von Schweißnähten durch Mikrotomschnitte<br />
Wenn die konstruktive Auslegung und die Schweißung korrekt<br />
durchgeführt werden, sollten sich Mikrotomschnitte erübrigen.<br />
Sie erfordern nicht nur einen erheblichen Aufw<strong>and</strong><br />
an Einrichtungen, sondern auch entsprechende Erfahrungen.<br />
Immerhin läßt sich damit gelegentlich die Ursache undichter<br />
Nähte feststellen, wie dies z.B. auf Abb. 10.32 der Fall ist.<br />
Man sieht hier deutlich, wie die V-Rille durch die Schweißpressung<br />
aufgedrückt und das Gegenprofil nicht bis auf den<br />
Grund geschweißt wurde. Der offen gebliebene Hohlraum<br />
mit der scharfen Ecke hat nicht nur eine Kerbwirkung, sondern<br />
erhöht auch die Gefahr der Undichtheit.<br />
Die Prüfung von Rotationsschweißnähten sollte nur zu Beginn<br />
einer Produktion und später nur noch in Form von Stichproben<br />
durchgeführt werden oder wenn die Gefahr besteht, daß sich<br />
in der Verarbeitung oder im Schweißvorgang etwas verändert<br />
hat. Die Ausschußquote bleibt bei richtigem Vorgehen klein<br />
und rechtfertigt deshalb nicht die systematische Prüfung aller<br />
Teile.<br />
b<br />
a<br />
105
Abb. 10.32 Dünnschnitt-Kontrolle<br />
Schweißen von Teilen mit Doppelnähten<br />
Das gleichzeitige Schweißen von zwei Nähten, wie dies z.B.<br />
für den Vergaserschwimmer nach Abb. 10.33 notwendig ist,<br />
erfordert besondere Maßnahmen und vermehrte Sorgfalt. Die<br />
Praxis hat gezeigt, daß keine guten Resultate erzielt werden<br />
können, wenn die beiden Hälften mittels Zahnkronen angetrieben<br />
bzw. gehalten werden. Es müssen deshalb auf jeden<br />
Fall Vertiefungen oder Rippen vorgesehen werden. Weiterhin<br />
ist es vorteilhaft, am Werkzeug die innere Auflagefläche<br />
gegenüber der äußeren in der Höhe einstellbar vorzusehen,<br />
um damit den Anpressdruck den Anforderungen entsprechend<br />
auf die beiden Nähte verteilen zu können.<br />
Die Schwungmasse und den Anpressdruck wird man in solchen<br />
Fällen für die Summe der Nahtoberflächen bemessen.<br />
Dagegen soll die Drehzahl dem kleineren Durchmesser entsprechend<br />
gewählt werden.<br />
Abb. 10.33 zeigt einen Doppelnaht-Schwimmer mit geeigneten,<br />
einstellbaren Aufnahmen und kleinen Rippen zum<br />
Antreiben bzw. Festhalten der Teile. Nach dem Schweißen<br />
fährt die Spindel nicht ganz nach oben, um ein Einlegen des<br />
Teils in das stehende Werkzeug zu ermöglichen.<br />
Erst danach wird eingekuppelt und die Schwungmasse auf<br />
Drehzahl gebracht.<br />
Es ist empfehlenswert, die Kunststoffteile so zu dimensionieren,<br />
daß man die innere Naht zuerst anfängt zu schweißen,<br />
d.h. wenn die äußere noch etwa 0,2-0,3 mm Luft aufweist<br />
(Abb. 10.34).<br />
Das Schweißen von doppelten Nähten wird umso schwieriger,<br />
je größer das Verhältnis der beiden Durchmesser ist. Obwohl<br />
man in der Praxis Teile mit einem Außendurchmesser von<br />
50 mm und einem Innendurchmesser von 10 mm noch verbinden<br />
konnte, sind das doch Ausnahmefälle.<br />
106<br />
Abb. 10.33 Doppelnaht-Schweißung mit Antriebs- bzw. Halterippen<br />
Abb. 10.34 Verzögerter Beginn der Außenhautschweißung<br />
Abb. 10.35 Umgehen der Doppelschweißung mittels eines dritten<br />
Teils (Zerlegung der Doppelnaht in zwei getrennte<br />
Schweißungen)
Man darf derartige Konstruktionen nur mit größter Vorsicht<br />
und nach entsprechender Beratung durch Fachleute ausführen.<br />
Wenn man den sicheren Weg beschreiten und kein Risiko<br />
eingehen will, wählt man besser eine Lösung entsprechend<br />
Abb. 10.35. Hier ist die Doppelnaht in zwei einfache Schweißungen<br />
getrennt, die nachein<strong>and</strong>er erfolgen und bei richtiger<br />
Anpassung keine Probleme darstellen. Da bei dieser Lösung<br />
die Teile normal mit Zahnkronen angetrieben werden können,<br />
lassen sie sich leichter in eine vollautomatische Anlage<br />
einfügen. Der Gesamtaufw<strong>and</strong> ist deshalb kaum größer als<br />
für eine Doppelnaht, dagegen sind keine langwierigen und<br />
kostspieligen Vorversuche notwendig<br />
.<br />
Das Verschweißen gefüllter<br />
und verschiedenartiger Kunststoffe<br />
Gefüllte Kunststoffe lassen sich im allgemeinen ebenso gut<br />
rotationsschweißen wie ungefüllte. Wenn die Füllstoffe den<br />
Reibwert vermindern, muß unter Umständen der Schweißdruck<br />
erhöht werden, um die Abbremszeit der Schwungmasse<br />
kurz zu halten.<br />
Bei glasfasergefüllten Materialien wird die Nahtfestigkeit<br />
theoretisch kleiner, da die Glasfasern die tatsächlich verschweißte<br />
Fläche verringern. Diese Tatsache macht sich<br />
in der Praxis indessen selten bemerkbar, da der schwächste<br />
Punkt meistens ohnehin nicht in der Naht liegt. Falls erforderlich,<br />
kann das Nahtprofil etwas vergrößert werden.<br />
Glasfasern bewirken in allen Kunststoffen eine erhebliche<br />
Verkleinerung der Bruchdehnung, so daß Spannungskonzentrationen<br />
verheerend wirken. Diesem Umst<strong>and</strong> wird in der<br />
Konstruktion viel zu wenig Rechnung getragen.<br />
Gelegentlich steht man auch vor dem Problem, Kunststoffe<br />
verschiedener Gruppen und ungleicher Schmelzpunkte verschweißen<br />
zu müssen. Dies wird naturgemäß umso schwieriger,<br />
je weiter die Schmelzpunkte ausein<strong>and</strong>er liegen. Man<br />
kann in solchen Fällen nicht mehr von einer eigentlichen<br />
Verschweißung sprechen, da es sich mehr um ein mechanisches<br />
Verhängen der Oberflächen h<strong>and</strong>elt. Die Nahtfestigkeit<br />
genügt dann nur noch geringen Anforderungen. Es kann auch<br />
notwendig sein, spezielle Nahtprofile anzuwenden und mit<br />
sehr hohen Schweißdrücken arbeiten zu müssen.<br />
Die wenigen in der Praxis vorkommenden Verbindungen<br />
dieser Art betreffen indessen ausschließlich unbelastete<br />
Schweißnähte.<br />
Als typische Beispiele dieser Art kann man Ölst<strong>and</strong>sanzeiger<br />
und Schaugläser aus Polycarbonat erwähnen, die in Gehäuse<br />
aus DELRIN ® eingeschweißt werden.<br />
Nachfolgende Versuchsresultate sollen einige Anhaltspunkte<br />
über mögliche Verbindungen von DELRIN ® mit <strong>and</strong>eren Kunststoffen<br />
geben:<br />
Der in Abb. 10.13 gezeigte Schwimmer aus DELRIN ® erreicht<br />
einen Berstdruck von etwa 4 MPa.<br />
Wird eine Abschlußkappe aus einem <strong>and</strong>eren Material auf<br />
den Körper aus DELRIN ® geschweißt, so ergeben sich folgende<br />
Berstdrücke:<br />
ZYTEL ® 101 (Polyamid) 0,15–0,7 MPa<br />
PC 1,2 –1,9 MPa<br />
PMMA 2,2 –2,4 MPa<br />
ABS 1,2 –1,6 MPa<br />
Dabei ist zu beachten, daß bei allen erwähnten Verbindungen<br />
die Schweißnaht schwächer ist als die Materialfestigkeit.<br />
<strong>Rotationsschweißen</strong> von weichen<br />
Thermoplasten und Elastomeren<br />
Von wenigen Ausnahmen abgesehen (PTFE) hat ein Kunststoff<br />
einen umso höheren Reibwert, je weicher er ist.<br />
Das <strong>Rotationsschweißen</strong> wird deshalb aus drei Gründen mit<br />
zunehmender Weichheit schwieriger oder sogar unmöglich.<br />
– Der hohe Reibwert hat eine so starke Bremswirkung, daß<br />
die Schwungmasse nicht im St<strong>and</strong>e ist, durch Reibung<br />
Wärme zu erzeugen. Ein großer Teil der Energie wird<br />
durch die Deformation des Teils absorbiert, ohne daß<br />
genügend Relativbewegung auf den Schweißflächen stattfindet.<br />
Erhöht man die Energie, so riskiert man eher eine<br />
Beschädigung der Teile als eine Verbesserung der Verhältnisse.<br />
Das Problem kann manchmal so gelöst werden, daß man<br />
Schmierstoff auf die Nahtfläche sprüht (z.B. Silikon-<br />
Formtrennmittel). Dadurch wird der Reibwert zuerst sehr<br />
klein und die Drehung findet normal statt. Auf Grund der<br />
hohen spezifischen Pressung wird der Schmierstoff jedoch<br />
sehr schnell weggedrückt, wodurch der Reibwert ansteigt<br />
und das Material zum Schmelzen kommt.<br />
– Bei weichen Kunststoffen, die im Gegenteil einen sehr<br />
niedrigen Reibwert aufweisen (PTFE), müßte der spezifische<br />
Flächendruck sehr viel höher sein, um in kurzer Zeit<br />
genügend Reibwärme zu erzeugen. Die meisten Teile wären<br />
ohnehin nicht im St<strong>and</strong>e, den hohen Axialdruck ohne bleibende<br />
Deformation aufzunehmen. Für diese Kunststoffe<br />
gibt es gegenwärtig noch kein sicheres Vorgehen, um<br />
befriedigende Rotationsschweißungen zu erzeugen.<br />
– Teile aus weichen Kunststoffen können nur schwer in Aufnahmevorrichtungen<br />
festgehalten bzw. gedreht werden. Die<br />
Übertragung des hohen Drehmomentes wird deshalb ein<br />
oft unlösbares Problem, vor allem auch, weil kaum Zahnkronen<br />
verwendet werden können.<br />
Zusammenfassend kann man deshalb sagen, daß derartige<br />
Grenzfälle mit äußerster Vorsicht zu beh<strong>and</strong>eln sind, und daß<br />
die Entwicklungen entsprechende Vorversuche unumgänglich<br />
machen.<br />
Beispiele h<strong>and</strong>elsüblicher<br />
und experimenteller Schweißmaschinen<br />
Die in Abb. 10.36-10.38 gezeigten Maschinen sollen einige<br />
ausgewählte Beispiele aus der großen Zahl der in der Praxis<br />
verwendeten Schweißvorrichtungen illustrieren.<br />
107
Beispiele für h<strong>and</strong>elsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine sowie<br />
für Versuchsmaschinen<br />
Abb. 10.36 H<strong>and</strong>elsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine<br />
108
Abb. 10.37 Tisch-Rotationsschweißmaschine<br />
In der Grundausführung, die das Bild zeigt, ist die Maschine mit einem Dreiphasen-Kurzschlußankermotor ausgerüstet.<br />
Die Schwungmasse mit der Aufnahmevorrichtung ist direkt auf der Kolbenstange gelagert und entspricht dem in Abb. 10.12/10.13<br />
gezeigten Prinzip. Die Maschine wird auch mit Drehtisch, regelbarer Drehzahl und vollautomatischer Zuführung verwendet.<br />
109
Abb. 10.38 Rotationsschweißmaschine<br />
110
Ultraschallschweißen<br />
Einführung<br />
Das Ultraschallschweißen ist ein schnelles und wirtschaftliches<br />
Verfahren zur Verbindung von Kunststoffteilen und<br />
eignet sich hervorragend zur Montage qualitativ hochwertiger,<br />
in großen Stückzahlen hergestellter Kunststoffartikel.<br />
Das Ultraschallschweißen ist ein relativ neues Verfahren, das<br />
sich bei amorphen Kunststoffen wie Polystyrol, die eine niedrige<br />
Erweichungstemperatur aufweisen, problemlos anwenden<br />
läßt. Beim Verschweißen von amorphen Kunststoffen mit<br />
höheren Erweichungstemperaturen, von kristallinen Kunststoffen<br />
und von Kunststoffen mit geringer Steifheit erfordern<br />
die Konstruktion sowie die Montage sorgfältige Planung und<br />
Kontrolle.<br />
Dieser Beitrag soll die theoretischen Grundlagen und die<br />
praktischen Leitlinien für das Ultraschallschweißen von Teilen<br />
aus technischen Kunststoffen von <strong>DuPont</strong> darstellen.<br />
Das Ultraschall-Schweißverfahren<br />
Beim Ultraschallschweißen werden hochfrequente Schwingungen<br />
mit Hilfe eines vibrierenden Schweißwerkzeuges,<br />
der sogenannten «Sonotrode», auf zwei zu verschweißende<br />
Teile oder Werkstoffschichten übertragen. Die Verschweißung<br />
tritt infolge der Wärme ein, die an den Berührungsflächen<br />
der schwingenden Teile oder Schichten erzeugt wird.<br />
Die zum Ultraschallschweißen benötigte Geräteausrüstung<br />
besteht aus einer Haltevorrichtung zur Fixierung der Teile,<br />
einer Sonotrode, einem elektromechanischen W<strong>and</strong>ler zur<br />
Erregung der Sonotrode, einem Hochfrequenzgenerator und<br />
einer Zeitsteuerung.<br />
W<strong>and</strong>ler oder<br />
Konverter<br />
Sonotrode<br />
Kunststoffteile<br />
Haltevorrichtung<br />
Hochfrequenzgenerator<br />
Zeitsteuerung<br />
Abb. 10.41 Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />
Abb. 10.42 Typische Ultraschall-Schweißgeräte, b mit magnetostriktivem<br />
W<strong>and</strong>ler, a mit piezoelektrischem W<strong>and</strong>ler<br />
Das in Abb. 10.41 dargestellte Schweißgerät wird weiter unten<br />
noch im einzelnen beschrieben. Typische h<strong>and</strong>elsübliche Ultraschallschweißgeräte<br />
sind in Abbildung 10.42 dargestellt.<br />
Die durch die Sonotrode auf die zu verschweißenden Teile<br />
übertragenen Schwingungen lassen sich als Wellen verschiedener<br />
Arten beschreiben:<br />
a. Längswellen breiten sich in jedem Material aus: in Gasen<br />
und Flüssigkeiten ebenso wie in festen Stoffen. Sie pflanzen<br />
sich in der Richtung der Achse der Schwingungsquelle<br />
fort. Identische Schwingungszustände (d.h. Schwingungsphasen)<br />
sind sowohl dimensional als auch longitudinal<br />
von der Wellenlänge abhängig. Beim Betrieb mechanischer<br />
Resonatoren spielt die Längswelle fast ausschließlich<br />
die Rolle eines immateriellen Energieträgers<br />
(Abb. 10.43a).<br />
b. Im Gegensatz zur Längswelle kann die Transversalwelle<br />
nur in festen Körpern erzeugt und weitergeleitet werden.<br />
Transversalwellen sind hochfrequente elektromagnetische<br />
Wellen, Licht usw. Scherspannungen sind erforderlich,<br />
um eine Transversalwelle zu erzeugen. Letztere bewegt<br />
sich in einer Richtung, die rechtwinklig zur Schwingungsquelle<br />
verläuft (Transversalschwingung). Diese Art von<br />
Wellen ist so weit wie möglich beim Ultraschallschweißen<br />
zu unterdrücken, da nur die Grenzflächenschicht der<br />
Sonotrode Schwingungen unterworfen ist und somit<br />
keine Energie auf die Berührungsflächen der Energieverbraucher<br />
übertragen wird (Abb. 10.43b).<br />
a<br />
b<br />
111
c. Zirkularwellen werden ausschlielich durch die Längserregung<br />
eines Teils hervorgerufen. Darüberhinaus setzt<br />
die Entstehung solcher Wellen im Anwendungsbereich<br />
von Ultraschall asymmetrische Massenverhältnisse voraus.<br />
In dem Bereich, mit dem wir uns befassen, bringt<br />
diese Wellenart erhebliche Probleme mit sich. Wie in<br />
Abb. 10.43c dargestellt, werden an der Oberfläche des<br />
benutzten Mediums Bereiche geschaffen, die hohen<br />
Druckbelastungen ausgesetzt sind; es treten auch Bereiche<br />
hoher Zugspannung auf, was bedeutet, daß partielle<br />
Kräfte hoher Intensität erzeugt werden.<br />
Übrigens werden bei der Übertragung der Ultraschallwellen<br />
vom W<strong>and</strong>ler zur Sonotrode durch diese Wellen reziproke<br />
Schwingungen vom piezoelektrischen Keramikinstrument<br />
zum W<strong>and</strong>ler hervorgerufen, die zur Zerstörung der Piezoelemente<br />
führen können.<br />
Bei der Konstruktion von Sonotroden sollten diese Gegebenheiten<br />
und die Unterdrückung zirkular polarisierter Wellen<br />
sorgfältig beachtet werden.<br />
Beim Schweißvorgang setzt die wirksame Verwendung der<br />
Ultraschallenergie voraus, daß eine bestimmte Menge örtlich<br />
begrenzter molekulärer Reibungswärme erzeugt wird, um<br />
absichtlich eine gewisse «Ermüdung» der Werkstoffschicht<br />
an der Nahtstelle oder Berührungsfläche zwischen den zu<br />
verschweißenden Kunststoffteilen hervorzurufen.<br />
Während des Schweißens wird in den zu verschweißenden Teilen<br />
durchgängig Wärme erzeugt. Abb. 10.44 illustriert einen<br />
Versuch, bei dem ein Stab von 10 × 10 mm Durchmesser und<br />
60 mm Länge mit einem flachen Block aus einem ähnlichen<br />
Kunststoff verschweißt wird. Zur Übertragung von Ultraschallschwingungen<br />
auf den Stab wird an dessen oberem Ende ein<br />
Ultraschall-Schweißwerkzeug angebracht.<br />
112<br />
Bewegungsrichtung<br />
der Partikel<br />
Schwingungsrichtung<br />
der<br />
Partikel<br />
B A B A B A<br />
(b)<br />
�<br />
(a)<br />
Fortpflanzungsrichtung<br />
der Wellen<br />
�<br />
Fortpflanzungsrichtung<br />
der Wellen<br />
Wellenlänge Bewegungsrichtung<br />
der Partikel<br />
�<br />
(c)<br />
Fortpflanzungsrichtung der Wellen<br />
Abb. 10.43 a. Längswelle – b. Transversalwelle – c. Zirkularwelle<br />
Der Block ruht auf einer festen Unterlage, die als Reflektor für<br />
die Schallwellen dient, die durch den Stab und den Block w<strong>and</strong>ern.<br />
An verschiedenen Punkten entlang des Stabes werden<br />
Thermoelemente angebracht. Ultraschall-Schwingungen werden<br />
5 Sekunden lang zur Anwendung gebracht. Das Diagramm<br />
zeigt die zeitabhängige Temperaturänderung an den 5 Meßpunkten<br />
entlang des Stabes. Die höchsten Temperaturen sind<br />
an der Berührungsfläche zwischen Schweißwerkzeug und Stab<br />
sowie an der Berührungsfläche zwischen Stab und Block anzutreffen,<br />
sie treten jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten auf.<br />
Wenn an der Berührungsfläche zwischen den Teilen genügend<br />
Wärme erzeugt wird, kommt es zur Erweichung und zum<br />
Schmelzen der Kontaktflächen. Unter Druck entsteht eine<br />
Schweißnaht.<br />
Schweißgeräte<br />
Die zum Ultraschallschweißen erforderlichen Geräte sind im<br />
Vergleich zu der Ausrüstung, die für <strong>and</strong>ere Schweißverfahren<br />
wie Reibschweißen oder Heizelementschweißen benötigt<br />
wird, relativ aufwendig und kompliziert. Zu einem kompletten<br />
System gehören ein elektrischer Hochfrequenzgenerator,<br />
Zeitsteuerungen, ein W<strong>and</strong>ler, der elektrische Energie in<br />
mechanische Schwingungen umsetzt, eine Sonotrode und<br />
eine – gegebenenfalls automatisierte – Haltevorrichtung<br />
für die zu verschweißenden Teile.<br />
a. Hochfrequenzgenerator<br />
Bei den meisten h<strong>and</strong>elsüblichen Geräten erzeugt die Generatoreinheit<br />
eine Ausgangsfrequenz von 20 kHz mit einer<br />
durchschnittlichen Nennleistung, die zwischen einigen hundert<br />
und über tausend Watt liegen kann. In neuerer Zeit hergestellte<br />
Generatoren sind volltransistoriert, arbeiten mit<br />
niederigeren Spannungen als die früheren Röhrengeräte und<br />
weisen Impedanzen auf, die denen der gebräuchlichsten<br />
W<strong>and</strong>ler, die an den Generatorausgang angeschlossen werden,<br />
recht nahe kommen.<br />
b. W<strong>and</strong>ler<br />
Die zum Ultraschallschweißen verwendeten W<strong>and</strong>ler sind<br />
elektromechanische Vorrichtungen, die dazu dienen, hochfrequente<br />
elektrische Impulse entweder nach dem piezoelektrischen<br />
oder aber nach dem magnetostriktiven Prinzip in<br />
hochfrequente mechanische Schwingungen umzuw<strong>and</strong>eln.<br />
Piezoelektrische Werkstoffe ändern ihre Länge, wenn eine<br />
elektrische Spannung angelegt wird. Sie können eine Kraft<br />
auf alles ausüben, was sie daran zu hindern sucht, ihre<br />
Abmessungen zu verändern – so zum Beispiel die Trägheit<br />
einer an das piezoelektrische Material angrenzenden Masse.<br />
c. Sonotrode<br />
An den Ausgang des W<strong>and</strong>lers wird eine Sonotrode angeschlossen.<br />
Diese Sonotrode hat zwei Funktionen:<br />
a. sie überträgt die Ultraschall-Schwingungen auf die zu<br />
verschweißenden Teile;<br />
b. sie erzeugt den Druck, der erforderlich ist, um eine<br />
Schweißnaht zu bilden, sobald die Berührungsflächen<br />
geschmolzen sind.
Sonotrode<br />
15 15 15 15<br />
Reflektor<br />
(a)<br />
N 1<br />
N 2<br />
N 3<br />
N 4<br />
N 5<br />
Temperature, Temperatur, °C °C<br />
200<br />
100<br />
0<br />
20<br />
t, s<br />
(b)<br />
Die Kunststoffteile stellen für den W<strong>and</strong>ler eine «Last» oder<br />
Impedanz dar. Die Sonotrode dient zur Anpassung des W<strong>and</strong>lers<br />
an diese Last und wird deshalb manchmal auch als Impedanz-Anpassungstransformator<br />
bezeichnet. Die Anpassung<br />
erfolgt durch Vergrößerung der Amplitude (und damit auch<br />
der Geschwindigkeit) der vom W<strong>and</strong>ler erzeugten Schwingungen.<br />
Als Maß für die Verstärkung kann die Gesamtbewegung<br />
oder doppelte Amplitude des W<strong>and</strong>lerausgangs beispielsweise<br />
ungefähr 0,013 mm betragen, während die für<br />
den Schweißbereich geeigneten Schwingungen von 0,05 bis<br />
0,15 mm reichen können. Die Verstärkung oder der «Gewinn»<br />
ist einer der für die Konstruktion von Sonotroden ausschlaggebenden<br />
Faktoren. Einige typische Sonotroden sind in<br />
Abb. 10.45 dargestellt.<br />
Sonotroden mit stufenförmigem, konischem, Exponential-,<br />
Katenoid- oder Fourier-Profil und relativer Angabe der<br />
Schwingungsamplitude (bzw. -geschwindigkeit) und der<br />
sich daraus ergebenden Spannungsverteilung entlang des<br />
Sonotrodenkörpers können an den «Spannungsbäuchen»,<br />
die an den Enden eines jeden Halbwellen-Elements auftreten,<br />
vgl. Abb. 10.46, kaskadenartig mitein<strong>and</strong>er verbunden<br />
werden.<br />
Derart gekoppelte Sonotroden verstärken die Schwingungsamplitude<br />
der letzten in Serie geschalteten Sonotrode (oder<br />
schwächen sie ab, soweit erwünscht). Eine solche Anordnung<br />
ist in Abb. 10.47 dargestellt. Die mittlere, zwischen<br />
W<strong>and</strong>ler und Schweiß-Sonotroden angeordnete Sonotrode<br />
wird üblicherweise als Booster bezeichnet und stellt eine<br />
bequeme Methode dar, die Amplitude zu verändern, die<br />
eine wichtige Variable beim Ultraschallschweißen<br />
darstellt.<br />
p<br />
5<br />
2<br />
4<br />
3<br />
1<br />
10<br />
Schweißnaht<br />
Temperature, Temperatur, °C °C<br />
250<br />
200<br />
140<br />
100<br />
l, mm<br />
30 40 0 15 30 45 60<br />
Thermoelemente<br />
N 1 N 2 N 3 N 4 N 5<br />
(c)<br />
Sonotroden<br />
p<br />
Reflektor<br />
Abb. 10.44 Temperaturunterschiede entlang einem Kunststoffstab, der T-förmig durch Ultraschall mit einer Platte aus dem gleichen Werkstoff<br />
verschweißt wurde. a. Schematische Darstellung des W<strong>and</strong>lers, der zu verschweißenden Stücke und der Thermoelemente.<br />
b. Temperaturänderung in Abhängigkeit von der Zeit an verschiedenen Punkten entlang des Stabes. c. Abgelesene Temperaturwerte<br />
bei anliegender maximaler Schweißtemperatur (gestrichelte Linie) und im Stab erzeugte Spitzentemperaturen (durchgezogene Linie).<br />
Bei der Kopplung von Sonotroden ist sorgfältig darauf zu achten,<br />
daß die Schweiß-Sonotrode beim Betrieb nicht überlastet<br />
wird, was zu ihrer Zerstörung infolge Ermüdung führt.<br />
Einige Sonotroden-Werkstoffe sind <strong>and</strong>eren darin überlegen,<br />
große Bewegungen ohne Zerstörung zu überstehen. Hochleistungs-Titanlegierungen<br />
stehen insoweit an erster Stelle.<br />
Andere geeignete Werkstoffe für Sonotroden sind Monel-<br />
Metall, Edelstahl und Aluminium. Sonotrodenwerkstoffe<br />
dürfen keine akustische Energie in Wärme umw<strong>and</strong>eln.<br />
Kupfer, Blei, Nickel und Gußeisen sind als Werkstoffe<br />
für Sonotroden ungeeignet. Die in Abb. 10.46 gezeigten<br />
Sonotrodenkonstruktionen eignen sich nur zum Schweißen<br />
kleinerer Teile aus technischen Kunststoffen von <strong>DuPont</strong>.<br />
Abb. 10.45 Typische Sonotroden<br />
240<br />
113
Teile aus Werkstoffen wie Polystyrol mit einer Gesamtgröße,<br />
die größer ist als der Endbereich einer Sonotrode, können<br />
mit «Punkt»-Sonotroden verschweißt werden, wie sie in<br />
Abb. 10.45 gezeigt sind.<br />
Zum Verschweißen größerer Einzelteile aus technischen<br />
Kunststoffen von Du Pont, deren Durchmesser 25 mm übersteigt,<br />
sollte die Form des Sonotrodenendes der Auslegung<br />
der Schweißverbindung entsprechen. Stab- und Hohlsonotroden,<br />
wie sie in Abb. 10.47 dargestellt sind, eignen sich zum<br />
Schweißen größerer rechteckiger bzw. kreisförmiger Stücke.<br />
Weitere Einzelheiten dieser wichtigen Beziehung zwischen<br />
der Konstruktion der Teile und der Gestaltung der Sonotrode<br />
werden im Abschnitt Konstruktive Überlegungen ausführlicher<br />
erörtert.<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
W<strong>and</strong>lereinheit<br />
Booster-<br />
Sonotrode<br />
Schweißsonotrode<br />
114<br />
a.<br />
b.<br />
c.<br />
A<br />
N<br />
A<br />
N<br />
A<br />
A<br />
A<br />
Länge (mm)<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Abb. 10.46 Folgende Sonotrodenprofile dienen der Verstärkung der<br />
W<strong>and</strong>lerausgangsleitung: a. stufenförmig. b. konisch.<br />
c. exponential. d. Katenoid. e. Fourier. Die Änderung der<br />
Partikelgeschwindigkeit und der Spannung entlang der<br />
Sonotrode ist unter dem jeweiligen Profil graphisch<br />
dargestellt.<br />
0<br />
50<br />
100<br />
150<br />
200<br />
250<br />
300<br />
350<br />
400<br />
25 µm � 0 � 25 µm<br />
700 bars � � 700 bars<br />
Abb. 10.47 Konische oder stufenförmige Sonotroden können kaskadenförmig<br />
gekoppelt werden, um eine höhere Verstärkung<br />
zu erzielen. Die Abbildung zeigt die Meßwerte<br />
der Amplitude und der Spannung an verschiedenen<br />
Punkten entlang des Systems. Schwingungsknoten und<br />
Schwingungsbäuche treten jeweils an den mit N und A<br />
gekennzeichneten Punkten auf.<br />
d.<br />
e.<br />
�<br />
Die Breite oder der Durchmesser stabförmiger oder hohler<br />
Sonotroden ist in vielen Fällen auf Abmessungen beschränkt,<br />
die 1 /4 der Wellenlänge des Ultraschalls im Sonotrodenwerkstoff<br />
nicht übersteigen. Wenn die Breite einer Sonotrode diesen<br />
Grenzwert überschreitet, werden seitliche Schwingungskomponenten<br />
in der Sonotrode angeregt. Dadurch verringert sich<br />
der Wirkungsgrad der Sonotrode. Für Titan-Sonotroden mit<br />
St<strong>and</strong>ard-Konstruktionen stellen Breiten von 65 bis 75 mm<br />
die Obergrenze dar. Größere Sonotroden können mit Einkerbungen<br />
hergestellt werden, durch die seitliche Abmessungen<br />
von mehr als 1 /4 der Wellenlänge unterbrochen werden.<br />
Große Teile können auch mit mehreren zusammengefaßten<br />
Sonotroden verschweißt werden. Eine Methode besteht<br />
darin, mehrere mit je einem W<strong>and</strong>ler versehene Sonotroden<br />
gleichzeitig aus einzelnen Generatoren oder der Reihe nach<br />
aus einem Generator zu speisen. Bei einer <strong>and</strong>eren Methode<br />
wird eine Gruppe von Sonotroden an einen einzigen W<strong>and</strong>ler<br />
angeschlossen, der, sobald er eingeschaltet wird, sämtliche<br />
Sonotroden gleichzeitig erregt.<br />
Wirksames Schweißen setzt voraus, daß die Sonotroden eine<br />
Resonanzfrequenz aufweisen, die der Nennfrequenz des<br />
Schweißgerätes von 20 kHz sehr nahe kommt. Deshalb stimmen<br />
die Hersteller von Schweißgeräten die Sonotroden<br />
elektronisch ab, indem sie minimale Veränderungen der Sonotrodenabmessungen<br />
vornehmen, um ein optimales Leistungsverhalten<br />
zu erzielen. Einfache stufenförmige Sonotroden aus<br />
Aluminium lassen sich zwar ohne Schwierigkeiten im Labor<br />
herstellen, um damit Prototypen von Schweißnähten auszuwerten;<br />
solche Sonotroden versagen aber rasch infolge Ermüdung,<br />
werden leicht schartig oder beschädigt und hinterlassen<br />
häufig Spuren auf den verschweißten Teilen. Deshalb sollten<br />
der Entwurf und die Anfertigung komplexer Sonotroden, oder<br />
Sonotroden aus speziellen Werkstoffen, solchen Geräteherstellern<br />
überlassen werden, die über die notwendigen Erfahrungen<br />
und Kenntnisse für die analytische und empirische Konstruktion<br />
von Sonotroden verfügen.<br />
d. Haltevorrichtung<br />
Haltevorrichtungen, mit denen die Teile ausgerichtet und<br />
während des Schweißens festgehalten werden, sind ein wichtiger<br />
Best<strong>and</strong>teil des Schweißgerätes. Die Teile müssen zum<br />
Ende der Sonotrode so ausgerichtet und fixiert werden, daß<br />
während des Schweißvorganges ein gleichmäßiger Druck zwischen<br />
den Teilen aufrechterhalten wird. Wenn das untere der<br />
beiden zu verschweißenden Teile einfach auf den Schweißtisch<br />
gelegt wird, können beide Teile während des Schweißens<br />
unter der Sonotrode fortgleiten. Hochfrequente Schwingungen<br />
verringern die Wirkung von Reibungskräften, die die Teile<br />
unter normalen Umständen festhalten würden. Eine typische<br />
Haltevorrichtung ist in Abb. 10.48 dargestellt.<br />
Die am häufigsten verwendeten Haltevorrichtungen sind so<br />
ausgebildet, daß sie das untere der zu verschweißenden Teile<br />
aufnehmen und in der gewünschten Position sicher festhalten.<br />
Die Frage, ob ein Teil während des Schweißens so gut<br />
wie unbeweglich gehalten werden muß, ist bis heute noch<br />
nicht durch geeignete, kontrollierte Versuche geklärt worden.<br />
Einw<strong>and</strong>freie Verschweißungen sind sowohl in Fällen<br />
beobachtet worden, in denen die Teile positioniert wurden,<br />
aber frei schwingen konnten, als auch in Fällen, in denen<br />
die Teile starr eingeklemmt waren.
Abb. 10.48 Haltevorrichtung<br />
Sonotrode<br />
Kunststoffteile<br />
Haltevorrichtung<br />
Luftdruck-Auswurfvorrichtung<br />
(beliebig)<br />
Die Haltevorrichtung sollte starr sein, so daß sich eine relative<br />
Bewegung zwischen dem Werkzeug und dem Amboß entwickelt<br />
und die Bewegungsenergie auf diese Weise auf das<br />
Kunststoffmaterial übertragen wird. Dies kann dadurch erreicht<br />
werden, daß man den Amboß kurz und massiv gestaltet oder<br />
aber auf ein Viertel der Wellenlänge abstimmt. Probleme können<br />
auftauchen, wenn der Anwender den Amboß ungewollt so<br />
bemißt, daß seine Länge der halben Wellenlänge entspricht, so<br />
daß er bei oder nahe bei 20 kHz in Resonanz gerät. Dies würde<br />
bewirken, daß der Amboß sich im Takt mit der Sonotrode<br />
bewegen kann und die dem Teil zugeführte Energie auf diese<br />
Weise entscheidend reduziert wird. Wenn seine Resonanzfrequenz<br />
geringfügig über oder unter 20 kHz liegt, treten unangenehme<br />
kreischende und heulende Geräusche auf, sobald<br />
die beiden Frequenzen sich zu überladen beginnen.<br />
Unterschiedliche Abflachungen oder W<strong>and</strong>stärken einiger<br />
Formteile, die <strong>and</strong>ernfalls eine gleichmäßige Verschweißung<br />
verhindern könnten, lassen sich durch Haltevorrichtungen<br />
ausgleichen, die mit elastomerem Material ausgekleidet sind.<br />
Gummistreifen oder gegossener und gehärteter Silikonkautschuk<br />
ermöglichen es, Teile in Haltevorrichtungen unter<br />
normalem statischem Druck auszurichten; unter hochfrequenten<br />
Schwingungen wirken sie jedoch wie starre Begrenzungen.<br />
Eine Gummiauskleidung kann auch dazu beitragen,<br />
unerwünschte Nebenschwingungen zu absorbieren, die häufig<br />
zur Rißbildung oder zum Schmelzen von Teilen an von<br />
der Schweißnaht entfernten Stellen führen. Eine <strong>and</strong>ere<br />
bequeme Vorrichtung zur erstmaligen Ausrichtung der Teile<br />
und der Sonotrode ist ein einstellbarer Tisch, der in einer<br />
zum Ende der Sonotrode parallelen Fläche in zwei Achsen<br />
geneigt werden kann. Statt eines einstellbaren Tisches werden<br />
häufig dünne Unterlegeblöcke verwendet.<br />
Anwendungen mit hohen Produktionsmengen erfordern häufig<br />
die Verwendung automatisierter Geräte zur H<strong>and</strong>habung<br />
und Fixierung der Teile. Für kleine Teile werden Rütteltrichter<br />
und Füllrinnen eingesetzt, um die Teile auf einen Karusselltisch<br />
zu befördern, der mit einer Vielzahl von Haltevorrichtungen<br />
zur Fixierung der Teile ausgestattet ist. Nicht<br />
selten werden mehrere Schweißvorgänge an verschiedenen,<br />
aufein<strong>and</strong>erfolgenden Positionen des Karusselltisches<br />
ausgeführt.<br />
Konstruktive Überlegungen<br />
Die Konstruktion der Teile ist ein wichtiger Faktor, der häufig<br />
vernachlässigt wird, bis die Werkzeuge zusammengestellt<br />
und die ersten Schweißversuche mit Formteilen unternommen<br />
worden sind.<br />
a. Auslegung der Schweißnaht<br />
Der wohl kritischste Aspekt der Konstruktion von Teilen für<br />
das Ultraschallschweißen ist die Auslegung der Schweißnaht,<br />
insbesondere bei Werkstoffen mit kristalliner Struktur und<br />
hohem Schmelzpunkt, zu denen auch die technischen Kunststoffe<br />
von Du Pont gehören. Für das Schweißen amorpher<br />
Kunststoffe ist die Nahtauslegung weniger kritisch. Es gibt<br />
zwei grundlegende Arten von Schweißnähten, die Schernaht<br />
und die Stumpfschweißnaht.<br />
Schernaht<br />
Die Schernaht ist die beim Ultraschallschweißen bevorzugte<br />
Verbindung. Sie wurde 1967 von Ingenieuren der Abteilung<br />
Technische Kunststoffe von <strong>DuPont</strong> in Genf entwickelt und<br />
wird seitdem weltweit mit großem Erfolg für die verschiedensten<br />
Anwendungen eingesetzt. Die Grundform einer Schernaht<br />
mit St<strong>and</strong>ardabmessungen ist in den Abbildungen 10.49<br />
und 10.50 dargestellt, vor und nach dem Schweißvorgang.<br />
C E<br />
B<br />
A<br />
B<br />
D<br />
B<br />
Maß A: 0,2 bis 0,4 mm.<br />
Maß B: Dies ist die allgemeine W<strong>and</strong>dicke.<br />
Maß C: 0,5 bis 0,8 mm. Diese Aussparung gewährleistet einen genau<br />
passenden Sitz des Deckels.<br />
Maß D: Diese Aussparung sollte vorgesehen werden, um einen guten<br />
Kontakt mit der Sonotrode zu erzielen.<br />
Maß E: Schweißtiefe. Sollte dem 1,25- bis 1,5fachen von B entsprechen,<br />
um maximale Festigkeit der Schweißnaht zu erzielen.<br />
Abb. 10.49 Abmessungen einer Schernaht<br />
Abb. 10.51 zeigt verschiedene Ausführungen dieser Nahtform.<br />
Wichtig ist, daß der anfängliche Kontakt auf einen kleinen<br />
Bereich beschränkt wird, der üblicherweise in einer Vertiefung<br />
oder Stufe eines der beiden zuein<strong>and</strong>er auszurichtenden<br />
Teile besteht. Die Verschweißung erfolgt, indem zunächst<br />
die Berührungsflächen geschmolzen werden; in dem Maße,<br />
in dem die Teile dann aufein<strong>and</strong>er zugleiten, setzt sich der<br />
Schmelzvorgang entlang den vertikalen W<strong>and</strong>ungen fort.<br />
Der Schmiereffekt an den beiden Schmelzflächen verhindert<br />
Leck- und Hohlstellen, so daß dies die beste Schweißnaht für<br />
feste, hermetisch abschließende Verbindungen ist.<br />
115
C D<br />
Von allen Schweißnähten erfordert die Schernaht den<br />
geringsten Energieaufw<strong>and</strong> und die kürzeste Schweißzeit.<br />
Dies beruht auf der geringen anfänglichen Kontaktfläche<br />
und auf dem gleichmäßig fortschreitenden Schweißvorgang<br />
beim Schmelzen des Kunststoffs und dem Zusammengleiten<br />
der Teile. Die an der Nahtstelle erzeugte Wärme bleibt<br />
erhalten, solange die Schwingungen <strong>and</strong>auern, weil der<br />
geschmolzene Kunststoff während des Zusammengleitens<br />
und Verschmierens nicht mit Luft in Berührung kommt, die<br />
eine zu rasche Abkühlung bewirken würde.<br />
Abb. 10.52 stellt eine Kurve dar, die typische Schweißergebnisse<br />
bei Verwendung von Schernähten veranschaulicht. Sie<br />
stellt das Verhältnis von Schweißzeit und Schweißtiefe bzw.<br />
Festigkeit der Verschweißung dar. Schweißtiefe und Festigkeit<br />
sind ein<strong>and</strong>er direkt proportional.<br />
116<br />
Vor dem Schweißen Während des<br />
Schweißens<br />
B<br />
A<br />
B 1<br />
B 1 E<br />
Schweißgrat<br />
Haltevorrichtung<br />
Naht<br />
Abb. 10.50 Ablauf einer Schernahtschweißung<br />
Nach dem<br />
Schweißen<br />
Abb. 10.51 Verschiedene Ausführungen von Schernähten<br />
Brust Berstdruck, pressure, MPa MPa<br />
Depth Schweißtiefe, of weld, mm<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Abb. 10.52 Schernaht, typische Werte<br />
Schweißgrat<br />
0<br />
0 0,4 0,8<br />
1,2 1,6<br />
100<br />
50<br />
Schweißzeit, Weld time, s<br />
0<br />
0 0,4 0,8<br />
1,2 1,6<br />
Schweißzeit, Weld time, s<br />
Die Festigkeit der Schweißverbindung wird daher durch die<br />
Tiefe des eingetauchten Schweißteils bestimmt, die wiederum<br />
eine Funktion der Schweißzeit und der Konstruktion des Teiles<br />
ist. Die Schweißnähte können stärker als die angrenzenden<br />
W<strong>and</strong>ungen ausgebildet werden, indem man die Tiefe der<br />
Eintauchung mit der 1,25- bis 1,5fachen W<strong>and</strong>stärke bemißt,<br />
um geringe Abweichungen der Formteile aufzufangen (siehe<br />
Maß E in Abb. 10.49).<br />
Verschiedene wichtige Aspekte der Schernaht müssen berücksichtigt<br />
werden: das obere Teil sollte so flach wie möglich<br />
sein, also nur einen Deckel darstellen. Die W<strong>and</strong>ungen des<br />
unteren Schweißteils müssen an der Schweißnaht durch eine<br />
enge Haltevorrichtung gestützt werden, um ein Ausdehnen<br />
durch den Schweißdruck zu verhindern.<br />
Nicht durchgängige oder qualitativ minderwertige Schweißnähte<br />
entstehen, wenn das obere Teil seitlich verrutscht oder<br />
vom unteren Teil abgleitet, der R<strong>and</strong> des oberen Teils sich nach<br />
innen biegt oder die stufenförmige Kontaktfläche zu klein ist.<br />
Deshalb sollte die Passung zwischen den beiden Teilen vor<br />
dem Schweißen so eng wie möglich sein, ohne daß die Teile<br />
jedoch fest sitzen. Abgew<strong>and</strong>elte Auslegungen der Schweißnaht,<br />
wie sie in Abbildung 10.53 dargestellt sind, sollten für<br />
größere Teile wegen möglicher Maßabweichungen sowie für<br />
Teile, bei denen das Oberteil tief und flexibel ist, in Betracht<br />
gezogen werden. Die Sonotrode muß die Schweißnaht am<br />
Flansch berühren (Nahfeld-Methode).<br />
0,3 mm<br />
Stütze<br />
Abb. 10.53 Schernaht, Variante für große Teile<br />
Abb. 10.54 Schernähte mit Schweißgratspeichern
Bei der Auslegung der Schweißnaht sollte Vorsorge getroffen<br />
werden, daß der beim Schweißen verdrängte geschmolzene<br />
Werkstoff fließen kann. Wenn eine Gratbildung aus ästhetischen<br />
oder funktionellen Gründen vermieden werden muß,<br />
können Schweißgratspeicher in die Schweißnaht integriert<br />
werden, wie dies aus Abb. 10.54 ersichtlich ist.<br />
Stumpfschweißnaht<br />
Die zweite Grundform der Verbindung ist die Stumpfschweißnaht,<br />
die – mit Abw<strong>and</strong>lungen – in den Abbildungen 10.55,<br />
10.56 und 10.57 dargestellt ist. Von diesen weist die Nut-<br />
und Federverbindung die höchste mechanische Festigkeit<br />
auf. Obwohl die Stumpfschweißnaht recht einfach zu konstruieren<br />
ist, ist es außergewöhnlich schwierig, feste oder<br />
hermetisch schließende Schweißnähte in kristallinen Kunststoffen<br />
zu erzielen. Feste Verbindungen lassen sich dagegen<br />
mit amorphen Kunststoffen erzielen; bei komplexen Teilen<br />
kann es jedoch schwierig werden, hermetische Dichtungen<br />
zu erreichen.<br />
B A<br />
Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />
oder kleiner bei <strong>and</strong>eren W<strong>and</strong>stärken.<br />
Maß B: Allgemeine W<strong>and</strong>dicke.<br />
Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />
Deckels zu gewährleisten.<br />
Maß D: Spiel pro Seite 0,05 bis 0,15 mm.<br />
0,5 B<br />
B A 0,5 B<br />
A<br />
0,4 B<br />
B<br />
1,4 B<br />
0,6 B<br />
0,6 B<br />
0,6 B<br />
Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />
oder kleiner bei <strong>and</strong>eren W<strong>and</strong>stärken.<br />
Maß B: Allgemeine W<strong>and</strong>dicke.<br />
Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />
Deckels zu gewährleisten.<br />
B C<br />
Abb. 10.55 Stumpfschweißnaht mit Energieleiter<br />
Abb. 10.56 Nut- und Federverbindung<br />
1,5 B B C<br />
D<br />
10°<br />
90°<br />
10°<br />
60°<br />
Abb. 10.57 Verschiedene Ausführungen von Stumpfschweißnähten<br />
Das Hauptmerkmal der Stumpfschweißnaht ist eine V-förmige<br />
Schweißraupe auf einer der beiden Berührungsflächen, der<br />
sogenannte Energieleiter, welcher die Energie konzentriert<br />
und den anfänglichen Kontakt auf eine sehr kleine Fläche<br />
begrenzt, um eine rasche Erwärmung und ein rasches Schmelzen<br />
zu bewirken. Sobald der schmale Bereich weich zu werden<br />
und zu schmelzen beginnt, sinkt die Impedanz, und der<br />
weitere Schmelzvorgang erfolgt mit höherer Geschwindigkeit.<br />
Der Kunststoff im Energieleiter schmilzt zuerst und verteilt<br />
sich über die zu verschweißenden Flächen. Amorphe Kunststoffe<br />
zeichnen sich durch einen weiten, nicht genau definierten<br />
Erweichungstemperaturbereich statt eines präzisen<br />
Schmelzpunktes aus. Wenn der Kunststoff fließt, behält die<br />
Schmelze genügend Wärme, um eine gute Verschweißung<br />
über die gesamte Breite der Schweißnaht hervorzurufen.<br />
DELRIN ® , ZYTEL ® , MINLON ® und RYNITE ® sind kristalline<br />
Kunststoffe ohne Erweichung vor dem Schmelzen und einem<br />
genau definierten Schmelzpunkt; sie verhalten sich <strong>and</strong>ers<br />
als amorphe Kunststoffe. Wenn der Energieleiter schmilzt<br />
und über die Berührungsflächen fließt, kann die der Luft<br />
ausgesetzte Schmelze kristallisieren, bevor genügend Wärme<br />
erzeugt ist, um die volle Breite der Naht zu verschweißen. Es<br />
ist daher erforderlich, die gesamte Kontaktfläche zu schmelzen,<br />
bevor eine nennenswerte Festigkeit erzielt werden kann.<br />
(Im Falle von ZYTEL ® kann der Kontakt der erhitzten<br />
Schmelze mit der Luft zu oxidativem Abbau führen, der<br />
spröde Schweißverbindungen zur Folge hat.) Diese Phase<br />
des Schweißzyklus ist sehr lang, wie aus Abbildungen 10.58<br />
und 10.59 ersichtlich ist, in denen Kurven abgebildet sind,<br />
die typische Schweißsequenzen für Teile aus DELRIN ® und<br />
ZYTEL ® bei Verwendung der Grundform der Stumpfschweißnaht<br />
darstellen.<br />
Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />
MPa<br />
15<br />
12,5<br />
10<br />
7,5<br />
5<br />
2,5<br />
DELRIN® 500 und 900F<br />
DELRIN® 100<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />
Schweißzeit, s Weld time, s<br />
Abb. 10.58 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />
Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />
117
Die gestrichelten Linien geben die Schweißzeit an, bei der<br />
übermäßig viel Schweißgrat auftritt. Dieser Schweißgrat stellt<br />
einen einschränkenden Faktor für die meisten Anwendungen<br />
dar. Bei Überschreitung dieser Zeit fallen die Ergebnisse<br />
äußerst unterschiedlich aus, vor allem bei ZYTEL ® .<br />
b. Gestaltung der Teile<br />
Der Einfluß der allgemeinen Gestaltung der Teile auf das<br />
Ultraschallschweißen ist noch nicht abschließend geklärt.<br />
Einige allgemeingültige Regeln für die Konstruktion von<br />
Teilen und ihren Einfluß auf das Schweißergebnis lassen<br />
sich jedoch aufstellen.<br />
Die Festlegung der Berührungsfläche der Sonotrode auf das<br />
Teil ist ein sehr wichtiger Aspekt für die Konstruktion der<br />
Teile. Einige hierfür maßgebliche Gesichtspunkte sind bereits<br />
bei den verschiedenen Schweißnahtformen erwähnt worden.<br />
Es gibt zwei Schweißmethoden, die Nahfeld- und die Fernfeldmethode,<br />
die in Abb. 10.60 veranschaulicht sind. Sie<br />
unterscheiden sich durch die Entfernung zwischen der Kontaktstelle<br />
der Sonotrode und der Schweißnaht. Die besten<br />
Ergebnisse werden bei allen Kunststoffen mit der Nahfeldmethode<br />
erzielt. Deshalb sollten Teile nach Möglichkeit so<br />
konstruiert werden, daß die Sonotrode unmittelbar von oben<br />
und so nahe wie möglich an der Schweißnaht auftritt.<br />
118<br />
Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />
MPa<br />
12,5<br />
10<br />
7,5<br />
5<br />
2,5<br />
ZYTEL® 101 (trocken)<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />
Schweißzeit, Weld time, s<br />
Abb. 10.59 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />
Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />
Sonotrode<br />
Nahfeld Fernfeld<br />
Abb. 10.60 Nahfeld- und Fernfeldschweißverfahren<br />
Bei der Fernfeldmethode trifft die Sonotrode in einer größeren<br />
Entfernung von der Schweißnaht auf das obere Teil auf und<br />
überträgt über den Kunststoff die Schwingungen zur Schweißnaht.<br />
Steife, amorphe Kunststoffe übertragen die Ultraschallenergie<br />
sehr gut. Steife Kunststoffe wie DELRIN ® , ZYTEL ® ,<br />
MINLON ® und RYNITE ® weisen eine kristalline Struktur auf. Sie<br />
können Schwingungen ohne nennenswerte Wärmeerzeugung<br />
absorbieren statt sie weiterzuleiten. Es ist daher schwieriger,<br />
sie nach der Fernfeldmethode zu verschweißen.<br />
Weiche Kunststoffe wie zum Beispiel Polyethylen lassen<br />
sich nur mit der Nahfeldmethode verschweißen. Da sie einen<br />
hohen akustischen Dämpfungsfaktor aufweisen, schwächen<br />
sie die Ultraschallschwingungen beim Eintritt in den Werkstoff<br />
stark ab. Bei großer Entfernung der Schweißnaht zur<br />
Sonotrode gelangt die Energie nicht bis zur Schweißnaht.<br />
Der Kunststoff schmilzt stattdessen an der Berührungsfläche<br />
mit der Sonotrode.<br />
Kunststoffe sind schlechte Leiter für Scherwellen. Diese<br />
Tatsache erschwert bei verwickelter Geometrie des oberen<br />
Teils das Schweißen. Schwingungen werden insbesondere<br />
an Krümmungen, Abschrägungen und Unterbrechungen wie<br />
Löchern in der geometrischen Struktur zwischen der Sonotrode<br />
und der Schweißnaht abgeschwächt oder vernichtet.<br />
Solche Konstruktionen sollten vermieden werden.<br />
Um die Fortpflanzung der Schwingungen zu maximieren,<br />
sollten die Teile mit einer ebenen Kontaktfläche für die<br />
Sonotrode konstruiert werden. Diese Oberfläche sollte so<br />
breit wie möglich sein und im Bereich der Schweißnaht keine<br />
Unterbrechungen aufweisen. Unterbrechungen des Kontaktes<br />
der Sonotrode mit dem Teil könnten zu diskontinuierlicher<br />
Verschweißung führen.<br />
Für alle Teile, die mit Ultraschall geschweißt werden, sind<br />
Abrundungen an scharfen Kanten empfehlenswert. Da die<br />
gesamte Struktur der beiden mitein<strong>and</strong>er zu verschweißenden<br />
Teile Schwingungen ausgesetzt ist, treten an scharfen<br />
Innenkanten sehr hohe Belastungen auf.<br />
Dies führt häufig zum Bruch oder zu sporadischem Schmelzen.<br />
Rundungsradien, die auch spritztechnisch und konstruktiv<br />
den allgemein anerkannten technischen Grundregeln entsprechen,<br />
werden empfohlen.<br />
Wegen durchgängiger Schwingungen ist beim Schweißen<br />
von Teilen mit frei abstehenden Profilen und großen Spannweiten<br />
Vorsicht geboten. Die Schwingungen können sich als<br />
stark genug erweisen, um zum Beispiel eine freitragende<br />
Feder, die aus der W<strong>and</strong>ung eines Teils herausragt, regelrecht<br />
aufzulösen. Maßnahmen wie mit Gummi ausgekleidete<br />
Haltevorrichtungen oder ein an der Sonotrode angebrachter<br />
Gummidämpfer lassen sich zur Verringerung solcher Schwingungen<br />
einsetzen. Dieses Phänomen kann aber auch nutzbringend<br />
angew<strong>and</strong>t werden: Versuche haben gezeigt, daß<br />
Formteile mit glatter Oberfläche sich rasch von Angüssen<br />
befreien lassen, wenn man die Angußverteiler mit Ultraschall<br />
beaufschlagt.
Maßgebliche Faktoren<br />
für das Ultraschallschweißen<br />
Die wichtigsten Faktoren beim Ultraschallschweißen sind<br />
Schweißzeit, Haltezeit, Druck und Schwingungsamplitude.<br />
a. Schweißzeit<br />
Die Schweißzeit ist die Zeitspanne, während derer Schwingungen<br />
eingesetzt werden. Die richtige Schweißzeit ist für<br />
jede Anwendung durch praktische Versuche zu ermitteln.<br />
Es ist wichtig, ein Überschweißen zu vermeiden. Abgesehen<br />
vom Auftreten übermäßiger Schweißgrate, die eine Nachbearbeitung<br />
erforderlich machen können, können zu lange<br />
Schweißzeiten die Güte der Verschweißung beeinträchtigen<br />
und zu Leckstellen in Teilen führen, die einen hermetischen<br />
Abschluß benötigen. Zudem kann die Sonotrode die Oberfläche<br />
beschädigen. Auch können, wie schon in Abb. 10.44<br />
gezeigt, bei längeren Schweißzeiten <strong>and</strong>ere vom Bereich der<br />
Schweißnaht entfernte Bereiche schmelzen oder brechen,<br />
vor allem im Bereich von Bohrungen, Schweißlinien und<br />
scharfen Kanten.<br />
b. Haltezeit<br />
Als Haltezeit wird die Zeitspanne nach dem Schweißen<br />
bezeichnet, während derer die Teile zusammengehalten<br />
werden, damit sie unter Druck, aber ohne Schwingungen<br />
erhärten können. Sie stellt bei den meisten Anwendungen<br />
keine kritische Größe dar ; 0,3 bis 0,5 Sekunden reichen für<br />
die meisten Anwendungen aus, es sei denn, daß eine innere<br />
Kraft die mitein<strong>and</strong>er verschweißten Teile ausein<strong>and</strong>erzutreiben<br />
versucht, wie zum Beispiel bei einer Feder, die vor<br />
dem Schweißen zusammengedrückt wurde.<br />
c. Schwingungsamplitude<br />
Die physikalische Amplitude der auf die zu verschweißenden<br />
Teile übertragenen Schwingungen ist eine wichtige Prozeßvariable.<br />
Eine hohe – doppelte – Schwingungsamplitude von<br />
ca. 0,10 bis 0,15 mm ist erforderlich, um eine wirksame und<br />
rasche Energiezufuhr in technische Kunststoffe von <strong>DuPont</strong><br />
zu bewirken. Da der zugrundeliegende W<strong>and</strong>ler seine Energie<br />
mit hohem Druck und geringer Amplitude abgibt, muß die<br />
Amplitude stufenweise erhöht werden, bevor sie zur Spitze<br />
der Sonotrode gelangt. Die Konstruktion der Sonotrode sieht<br />
in der Regel eine Amplitudentransformation vor, die sich daraus<br />
ergibt, daß sich das Profil der Sonotrode stufenförmig<br />
oder konisch bis zu einem schmalen Durchmesser verjüngt.<br />
Wenn die Geometrie der Teile eine große oder kompliziert<br />
geformte Sonotrodenspitze erfordert, ist es unter Umständen<br />
nicht möglich, solch eine Verstärkung in der Sonotrode selbst<br />
zu erzielen. In diesem Fall kann die Verstärkung bei den meisten<br />
h<strong>and</strong>elsüblichen Systemen recht einfach durch Verwendung<br />
eines abgestimmten Zwischenstücks erreicht werden,<br />
das als Booster bezeichnet wird. Booster mit Verstärkungen<br />
bis zu 2,5: 1 sind im H<strong>and</strong>el erhältlich. Negative Booster bis<br />
zu 0,4: 1 für Sonotroden, deren Amplitude für eine gegebene<br />
Anwendung zu hoch ist, stehen ebenfalls zur Verfügung.<br />
In der Regel werden Booster mit einem Verstärkungsfaktor<br />
von 2: 1 oder 2,5: 1 benötigt; eine Ausnahme bilden Teile,<br />
die so klein sind, daß sie die Verwendung von Sonotroden<br />
mit hoher Verstärkung gestatten.<br />
Eine Vergrößerung der Amplitude verbessert die Güte der<br />
Verschweißung von Teilen mit Schernähten. Auch bei<br />
Stumpfschweißnähten nimmt die Güte der Verschweißung<br />
mit steigender Amplitude zu; zugleich verringert sich die<br />
Schweißzeit.<br />
d. Druck<br />
Der Schweißdruck liefert die statische Kraft, die erforderlich<br />
ist, die Sonotrode mit den Kunststoffteilen mechanisch zu<br />
«koppeln», so daß die Schwingungen auf sie übertragen werden<br />
können. Die gleiche statische Kraft gewährleistet, daß<br />
die Teile unter Druck zusammengehalten werden, wenn der<br />
geschmolzene Werkstoff in der Schweißnaht während der<br />
Haltezeit erhärtet. Die Ermittlung des optimalen Drucks ist<br />
für eine gute Verschweißung von entscheidender Bedeutung.<br />
Ist der Druck zu gering, arbeitet das Gerät wenig effektiv, was<br />
unnötig lange Schweißzyklen zur Folge hat. Ist der Druck hingegen<br />
im Verhältnis zur Amplitude an der Sonotrodenspitze<br />
zu hoch, kann eine Überlastung auftreten, die die Sonotrode<br />
blockiert und die Schwingungen dämpft. Der kumulierte<br />
Amplitudengewinn, der durch den Booster und die Sonotrode<br />
erzielt wird, ist der Lastanpassung vergleichbar, die sich bei<br />
einem Kraftwagen aus dem Übersetzungsverhältnis zwischen<br />
Motor und Antriebsrädern ergibt. Beim Ultraschallschweißen<br />
wird geringer Druck bei einer hohen Amplitude und hoher<br />
Druck bei einer geringen Amplitude benötigt.<br />
Dies zeigt die Kurve in Abbildung 10.61. Sie stellt das Verhältnis<br />
von Schweißeffektivität und Schweißdruck für drei<br />
Amplitudenpegel dar, die durch die angegebenen Booster<br />
erzielt werden. Es gibt mehrere Methoden, die Schweißeffektivität<br />
zu messen; sie werden im nächsten Kapitel ausführlich<br />
beh<strong>and</strong>elt. Über das Verhältnis von Amplitude und<br />
Druck hinaus wird ein weiterer sehr wichtiger Effekt verdeutlicht:<br />
mit zunehmender Amplitude verengt sich der Bereich<br />
geeigneten Drucks. Deshalb ist die Ermittlung des optimalen<br />
Drucks von allerhöchster Bedeutung, wenn hohe Amplituden<br />
eingesetzt werden.<br />
Schweißleistung<br />
Booster 2 : 1<br />
Booster 1,5 : 1<br />
Schweißdruck<br />
ohne Booster<br />
Abb. 10.61 Schweißleistung in Abhängigkeit von Amplitude<br />
und Druck<br />
119
Anleitung zum Einsatz der Ausrüstung<br />
Eine einw<strong>and</strong>freie Arbeitsweise des Schweißgerätes ist<br />
ausschlaggebend für den Erfolg des Ultraschallschweißens.<br />
Die folgenden Hinweise sollen als Leitfaden für den Einsatz<br />
von Ultraschall-Schweißgeräten in Verbindung mit technischen<br />
Kunststoffen von <strong>DuPont</strong> dienen.<br />
a. Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />
Installation der Sonotrode<br />
Der W<strong>and</strong>ler, die Sonotrode und (sofern erforderlich) der<br />
Booster müssen fest mitein<strong>and</strong>er verschraubt werden, um eine<br />
wirksame Übertragung der Schwingungen vom W<strong>and</strong>ler auf<br />
die Teile sicherzustellen. Die Endflächen des W<strong>and</strong>lerausgangs<br />
und der Sonotroden sind üblicherweise bis auf wenige Mikrons<br />
plangeschliffen. Um jedoch eine wirksame Kopplung sicherzustellen,<br />
wird schweres Silikonfett oder eine 0,05 bis 0,08 mm<br />
dünne Messing- oder Kupferunterlegscheibe zwischen den<br />
Sonotroden eingesetzt. Zum Festziehen der Sonotroden werden<br />
lange Schraubenschlüssel benutzt. Es ist sorgfältig darauf<br />
zu achten, daß beim Festziehen das Ausgangsende des W<strong>and</strong>lers<br />
nicht verdreht wird. Ein solches Verdrehen könnte zum<br />
Abriß der Anschlußdrähte des W<strong>and</strong>lers führen.<br />
Ist die Sonotrode installiert, muß der Hochfrequenzgenerator<br />
bei manchen Schweißgeräten von H<strong>and</strong> abgestimmt werden.<br />
Durch geringfügige, aber wichtige Veränderungen der Generatorfrequenz<br />
wird eine genaue Abgleichung mit der Resonanzfrequenz<br />
der Sonotrode erzielt. Einige Schweißgeräte nehmen<br />
diesen Feinabgleich automatisch vor. Die Bedienungsanleitungen<br />
der jeweiligen Schweißgeräte sollten eine Beschreibung<br />
der erforderlichen Abgleichprozedur enthalten. Diese Abgleichung<br />
muß stets bei einer Auswechslung einer Sonotrode oder<br />
eines Boosters neu vorgenommen werden.<br />
Ist die Schwingungsamplitude einer Sonotrode unbekannt,<br />
kann sie relativ einfach entweder mit einem Mikroskop oder<br />
mit einer Skalenlehre ermittelt werden. Ein Booster sollte<br />
nicht verwendet werden, wenn allein die Amplitude der<br />
Sonotrode ermittelt werden soll. Ein Mikroskop mit einer<br />
Vergrößerung von 100× und einem geeichten Fadenkreuz im<br />
Okular eignet sich für optische Messungen. In der Vergrößerung<br />
sieht die geschliffene Oberfläche der Sonotrode wie<br />
eine L<strong>and</strong>schaft aus hellen und dunklen Höhen und Tälern<br />
aus. Schwingt die Sonotrode, verschwimmt eine solche Spitze<br />
zu einem Streifen. Die Länge dieses Streifens entspricht der<br />
doppelten Amplitude bzw. der Gesamtablenkung des Endes<br />
der Sonotrode nach oben und unten.<br />
Eine Maschinenschlosser-Skalenlehre kann ebenfalls Verwendung<br />
finden, um die einfache Amplitude bzw. die halbe Bewegung<br />
der Sonotrode zu messen. Die Skalenlehre wird so angebracht,<br />
daß eine ihrer Spitzen die untere Fläche der Sonotrode<br />
berührt, und zwar dergestalt, daß die Spitze sich in vertikaler<br />
Richtung bewegt. Bei stillstehender Sonotrode wird die Skalenlehre<br />
auf Null eingestellt. Wenn die Sonotrode schwingt,<br />
lenkt sie die Spitze der Skalenlehre nach unten ab. Da die<br />
Skalenlehre der schnellen Bewegung der Sonotrode nicht zu<br />
folgen vermag, verharrt ihre Spitze in dieser unteren Position<br />
und mißt auf diese Weise exakt die Halbwellenamplitude der<br />
Sonotrode. Diese Messungen werden vorgenommen, ohne<br />
daß die Sonotrode ein Teil verschweißt.<br />
120<br />
Obwohl die Schwingungsamplitude unter maximalem Schweißdruck<br />
etwas reduziert wird, stellt die «im Leerlauf» gemessene<br />
Amplitude immer noch ein brauchbares Maß für diesen wichtigen<br />
Schweißparameter dar.<br />
Ausrichtung des Teils und der Haltevorrichtung<br />
Die Teile, die Haltevorrichtung und die Sonotrode müssen<br />
so ausgerichtet sein, daß der Druck und die Schwingungen<br />
gleichförmig und reproduzierbar wirksam werden. Wie schon<br />
aus Abb. 10.41 ersichtlich, wird der Ultraschallw<strong>and</strong>ler an<br />
einem Stativ befestigt. Das W<strong>and</strong>leraggregat gleitet an der<br />
Stativsäule auf und ab und wird durch einen pneumatischen<br />
Zylinder bewegt. Wenn der Druck verringert wird, läßt sich<br />
die W<strong>and</strong>lereinheit leicht von H<strong>and</strong> heben und senken. Sobald<br />
die zu verschweissenden Teile sich in einer geeigneten Haltevorrichtung<br />
befinden, wird die Sonotrode von H<strong>and</strong> heruntergezogen,<br />
während die Haltevorrichtung positioniert und arretiert<br />
wird.<br />
Die Ausrichtung der Teile und der Haltevorrichtung in einer<br />
zur Endfläche der Sonotrode parallelen Ebene kann auf<br />
verschiedene Weise erreicht werden. Eine Methode besteht<br />
darin, ein Blatt unbenutztes Kohlepapier mit der Schichtseite<br />
auf ein Blatt Schreibpapier und beide Blätter sodann zwischen<br />
die Sonotrode und die zu verschweissenden Teile zu<br />
legen. Die «Schweißzeit» wird auf den geringstmöglichen<br />
Wert eingestellt. Vibriert die Sonotrode gegen die Teile,<br />
bildet sich ein Abdruck auf dem Schreibpapier, dessen unterschiedliche<br />
Schwärzung die Druckunterschiede anzeigt.<br />
Diese Methode kann sowohl bei Scher- als auch bei Stumpfschweißnähten<br />
angew<strong>and</strong>t werden.<br />
Die Parallelausrichtung ist bei Schernähten weniger kritisch<br />
als bei Stumpfschweißnähten. Wegen der Tiefe der Schweißnaht<br />
beeinflussen kleinere Abweichungen weder die Festigkeit<br />
noch die Dichteigenschaften der Schweißnaht. Aus dem<br />
gleichen Grunde kann bei dieser Schweißnaht ein größeres<br />
Ausmaß konkaver oder konvexer Verformung der Teile<br />
hingenommen werden. Die Parallelausrichtung gewinnt<br />
jedoch an Bedeutung, je kritischer die Dimensionen der zu<br />
verschweißenden Teile sind.<br />
Für Stumpfschweißnähte kann eine <strong>and</strong>ere Technik angew<strong>and</strong>t<br />
werden. Zunächst wird die Schweißzeit so eingestellt, daß<br />
das Schweißgerät an der Nahtstelle der Teile einen geringen<br />
Schweißgrat hervorruft. Die Haltevorrichtung wird dann<br />
anschließend so eingestellt oder mit Einlegekeilen versehen,<br />
daß ein gleichmäßiger Grat rund um die Schweißnaht entsteht.<br />
Alle Schweißmaschinen verfügen über eine Vorrichtung,<br />
mit der die Höhe der W<strong>and</strong>lereinheit über dem Arbeitstisch<br />
variiert werden kann. Die Höhe ist so einzustellen, daß die<br />
Abwärtsbewegung der W<strong>and</strong>lereinheit geringer ist als die<br />
mit der Schweißmaschine erreichbare maximale Höhendifferenz,<br />
da <strong>and</strong>ernfalls während des Schweißvorgangs ein ungenügender<br />
oder fehlerhafter Druck auftreten würde.<br />
Bei einigen Schweißmaschinen ist ein Auslöseschalter zu<br />
betätigen, sobald die Sonotroden installiert und die Teile<br />
und die Haltevorrichtung ausgerichtet sind. Ein solcher<br />
Auslöseschalter schließt den Stromkreis, der dem W<strong>and</strong>ler<br />
Energie zuführt, und startet zugleich die Zeitsteuerung für<br />
die Schweißzeit.
Der Auslöseschalter ist so einzustellen, daß die Maschine kurz<br />
vor Berührung der Sonotrode mit den zu verschweißenden<br />
Teilen eingeschaltet wird. Versucht man die Maschine unter<br />
vollem Druck zu starten, könnte das System blockieren. Die<br />
meisten modernen Schweißmaschinen werden durch einen<br />
auf Druck reagierenden Schalter aktiviert, so daß die Höheneinstellung<br />
eines Auslöseschalters nicht mehr erforderlich ist.<br />
b. Optimierung des Schweißzyklus<br />
Amplitude, Schweißdruck und Schweißzeit sind für jede<br />
Anwendung einzustellen und zu optimieren. Jede Variable<br />
wird einzeln untersucht, indem mehrere Teile bei einer Reihe<br />
verschiedener Einstellungen geschweißt werden, wobei alle<br />
<strong>and</strong>eren Variablen konstant gehalten werden. Die Ergebnisse<br />
einer jeden Schweißung werden gemessen und aufgezeichnet<br />
und daraus der optimale Wert ermittelt.<br />
Es gibt mehrere Maßstäbe für die Schweißqualität oder<br />
Schweißeffektivität, die zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />
benutzt werden können. Dazu gehören Messungen<br />
der Schweißtiefe (bei Schernähten), physikalische Tests an<br />
geschweißten Teilen wie z.B. die Bruch- oder Reißfestigkeit<br />
sowie die Kontrolle der Belastung des Hochfrequenzgenerators<br />
oder der Einsatz von Leistungsmeßgeräten. Für welchen<br />
Maßstab man sich entscheidet, wird von den Anforderungen<br />
abhängen, die durch den Verwendungszweck der Teile vorgegeben<br />
sind.<br />
Kommt es auf größtmögliche Genauigkeit an, sollten physikalische<br />
Tests in Betracht gezogen werden. Dies gilt insbesondere<br />
für unter Druck stehende Behälter wie Tanks von<br />
Gasfeuerzeugen und Aerosolbehälter, bei denen Berstfestigkeitstests<br />
von ausschlaggebender Bedeutung sind. Diese<br />
Tests sind zeitaufwendig sowie arbeitsintensiv und sollten<br />
daher nur bei Bedarf durchgeführt werden.<br />
Die Tiefe der Schweißnaht (oder Differenzhöhe der verschweißten<br />
Teile) kann beim Schweißen von Schernähten<br />
gemessen werden. Dies ist eine weniger kostspielige und<br />
zeitaufwendige Methode, die hinreichend genau ist, um die<br />
Bedingungen zu optimieren. Zwischen Schweißtiefe und<br />
Festigkeit der Schweißung ist eine ausgezeichnete Korrelation<br />
festgestellt worden.<br />
Die meisten Hochfrequenzgeneratoren sind mit Leistungsmeßgeräten<br />
ausgestattet, die Aufschluß über die Effektivität<br />
der Schweißung geben können. Den Ausschlag dieses Meßgerätes<br />
während des Schweißens zu beobachten ist eine einfache<br />
Technik, die allerdings die geringste Genauigkeit liefert.<br />
Druck und Amplitude<br />
Der erste Schritt zur Optimierung der Bedingungen besteht<br />
darin, eine Kombination von Sonotrode und Booster oder<br />
Kopplungszwischenstück auszuwählen, die die erforderliche<br />
Amplitude (doppelte Amplitude) liefert. Es ist hilfreich, aber<br />
nicht unbedingt erforderlich, die spezifische Amplitude der<br />
Sonotrode oder der Sonotrodenkombination zu kennen.<br />
Um die optimalen Druck- und Amplitudenbedingungen zu<br />
ermitteln, sollte die Schweißzeit konstant gehalten werden. Für<br />
Schernähte wird eine relativ kurze Zeit (0,03 bis 0,6 Sekunden)<br />
empfohlen. Für Stumpfschweißnähte empfiehlt sich eine lange<br />
Schweißzeit. Die Haltezeit sollte ebenfalls konstant gehalten<br />
werden.<br />
Sie stellt eine unkritische Variable dar. Der gleiche Wert<br />
kann für alle Schweißungen während der Einstell- und der<br />
Produktionsphase benutzt werden.<br />
Eine Reihe von Teilen wird bei unterschiedlichen Schweißdruck-Einstellungen,<br />
zum Beispiel 0,15 - 0,20 - 0,25 - 0,30 -<br />
0,35 MPa verschweißt. Die Werte für die Schweißeffektivität<br />
(Leistungsmessung, Schweißtiefenmessung oder physikalische<br />
Testmethode) können wie aus Abb. 10.61 ersichtlich<br />
grafisch aufgezeichnet werden, um den optimalen Druck für<br />
die ausgewählte Amplitude zu ermitteln. Unter realen Bedingungen<br />
wird die grafische Darstellung keine Kurve ergeben,<br />
sondern ein schmales B<strong>and</strong>, das einen Streubereich der Werte<br />
darstellt. Der optimale Druck wird durch den höchsten und<br />
am schärfsten definierten Bereich der Werte bestimmt. Um<br />
den optimalen Druck noch genauer einzugrenzen, ist es empfehlenswert,<br />
weitere Probestücke im Bereich dieser Druckwerte<br />
zu verschweißen. Liegt der Spitzenwert zum Beispiel<br />
zwischen 0,15 und 0,25 MPa, sollten zusätzlich Proben bei<br />
0,18 und 0,22 MPa verschweißt werden.<br />
Die optimale Amplitude wird ermittelt, indem man die vorstehenden<br />
Schritte wiederholt und dabei Amplituden einsetzt,<br />
die größer bzw. geringer als die Ausgangsamplitude sind.<br />
Dies läßt sich am einfachsten durch Auswechseln der Booster<br />
erreichen. Bestehen zwischen den Spitzenwerten verschiedener<br />
Amplituden geringe oder keine Unterschiede (was der Fall<br />
sein kann, wenn bei Schernähten die Schweißtiefe gemessen<br />
wird), wählen Sie die höchste Amplitude.<br />
Schweißzeit<br />
Die richtige Schweißzeit ist die letzte Einstellung, die zu<br />
ermitteln ist. Unter Verwendung der ausgewählten Amplitude<br />
und des für diese Amplitude optimalen Drucks werden die<br />
Teile bei Schweißzeit-Einstellungen geschweißt, die höher<br />
bzw. niedriger als der ursprüngliche Wert sind, bis die erforderliche<br />
Schweißtiefe, Festigkeit der Schweißnaht oder das<br />
erwünschte Aussehen erzielt wird.<br />
Für die Auswahl der Schweißbedingungen ist häufig das Aussehen<br />
der Teile wichtig. In vielen Fällen läßt sich eine hohe<br />
Festigkeit aber nicht ohne die Bildung sichtbarer äußerer<br />
Schweißgrate erzielen, es sei denn, daß man Schweißgratspeicher<br />
in die Naht einkonstruiert (siehe den Abschnitt über die<br />
Auslegung von Schweißnähten). Bei manchen Anwendungen<br />
kann ein mechanisches Abgraten erforderlich werden.<br />
Das Verfahren zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />
läßt sich anh<strong>and</strong> von Erfahrungen mit früheren Schweißanwendungen<br />
erheblich verkürzen.<br />
Schweißergebnisse<br />
a. Einfluß von Materialeigenschaften<br />
Die Eigenschaften der Kunststoffe beeinflussen den Erfolg<br />
des Ultraschallschweißens. Eigenschaften, die für die Auswahl<br />
des Werkstoffs für eine bestimmte Anwendung den<br />
Ausschlag geben, erschweren häufig das Schweißen, wie<br />
zum Beispiel hohe Schmelztemperaturen oder Kristallinität.<br />
Die Steifheit des zu verschweißenden Materials ist eine<br />
wichtige Eigenschaft, die durch die Temperatur und Feuchtigkeit<br />
der Umgebung beeinflußt werden kann.<br />
121
Von noch größerer Bedeutung sind die Einflüße von Pigmenten,<br />
Formentrennmitteln, Glasfaserzusätzen und Verstärkungsmitteln.<br />
DELRIN ® Polyacetale<br />
DELRIN ® ist ein hochkristalliner Kunststoff mit einem hohen,<br />
scharf definierten Schmelzpunkt sowie hoher Festigkeit, Härte<br />
und Steifheit bei höheren Temperaturen. Von den beiden<br />
DELRIN ® -Einstellungen mit unterschiedlichen Fließeigenschaften<br />
lassen sich Teile aus DELRIN ® 500 leichter schweißen als<br />
Teile aus DELRIN ® 100, das eine höhere Viskosität der Schmelze<br />
aufweist. Der Unterschied ist bei der Schernaht sehr gering,<br />
bei der Stumpfschweißnaht aber ausgeprägter. DELRIN ® 570,<br />
eine glasfaserverstärkte Einstellung, eignet sich ebenfalls<br />
zum Ultraschallschweißen. Gleitmittel und Pigmente beeinträchtigen<br />
die Schweißung, wie nachstehend erörtert wird.<br />
Höhere Luftfeuchtigkeit scheint das Verschweißen von Teilen<br />
aus DELRIN ® hingegen nicht zu beeinträchtigen.<br />
ZYTEL ® Polyamide<br />
ZYTEL ® Polyamide sind ebenfalls kristalline Kunststoffe mit<br />
hohen Schmelzpunkten. Bei den verschiedenen Familien von<br />
ZYTEL ® Kunststoffen sind unterschiedliche Schweißergebnisse<br />
beobachtet worden. Teile aus ZYTEL ® 101 und <strong>and</strong>eren<br />
6.6 Grundpolyamiden lassen sich ebenso einfach verschweißen<br />
wie Teile aus DELRIN ® . Eine zusätzliche Voraussetzung ist<br />
allerdings, daß sich die Teile in «spritztrockenem» Zust<strong>and</strong><br />
befinden. Der Einfluß von Feuchtigkeit auf das Schweißen von<br />
Teilen aus ZYTEL ® wird nachstehend eingehender erörtert.<br />
Formteile aus ZYTEL ® 408 und <strong>and</strong>eren modifizierten 6.6 Polyamiden<br />
lassen sich ebenfalls mit Ultraschall verschweißen,<br />
allerdings etwas schwieriger als ZYTEL ® 101. Die etwas<br />
geringere Steifheit dieser Kunststoffe kann einige Probleme<br />
in Gestalt von Oberflächenbeschädigungen und Gratbildung<br />
unter der Sonotrode mit sich bringen.<br />
Infolge der geringen Steifheit auch in spritztrockenem Zust<strong>and</strong><br />
lassen sich aus ZYTEL ® 151 und <strong>and</strong>eren aus 612 Polyamiden<br />
gespritzte Teile etwas schwieriger als ZYTEL ® 101 schweißen.<br />
Da diese Kunststoffe sich durch ihre sehr geringe Feuchtigkeitsaufnahme<br />
auszeichnen, ist es – von besonders kritischen<br />
Anwendungen abgesehen – nicht erforderlich, die Teile vor<br />
dem Schweißen zu trocknen oder trocken zu halten.<br />
Teile aus glasfaserverstärktem ZYTEL ® Polyamid können<br />
ebenfalls mit Ultraschall verschweißt werden; manchmal<br />
sogar einfacher als unverstärktes Material. Mit Kunststoffen<br />
aus den ZYTEL ® -Serien 79G und 70G lassen sich beim<br />
Schweißen nur Festigkeiten erzielen, die denen des zugrundeliegenden<br />
unverstärkten Kunststoffs entsprechen, weil an<br />
der Schweißnaht keine Glasfaserverstärkung wirksam wird.<br />
Wenn die Festigkeit der Schweißnaht derjenigen des verstärkten<br />
Kunststoffs entsprechen muß, ist es daher erforderlich,<br />
den Nahtbereich im Verhältnis zur W<strong>and</strong>stärke zu vergrößern.<br />
Dies läßt sich mit der Schernaht leicht erreichen.<br />
Von allen glasfaserverstärkten ZYTEL ® Kunststoffen läßt sich<br />
ZYTEL ® 79G13 am schwierigsten verschweißen. Bei einem<br />
Glasfaseranteil von 13% können immer noch übermäßige<br />
Oberflächenbeschädigungen und Schweißgrate unter der<br />
Sonotrode auftreten.<br />
122<br />
MINLON ® thermoplastische Konstruktionswerkstoffe<br />
Die vorgehenden Anmerkungen zu glasfaserverstärktem<br />
ZYTEL ® gelten auch für MINLON ® , da die Grundmaterialien<br />
dieser Kunststoffe gleich sind. MINLON ® enthält 40% Mineralzusatz,<br />
der eine hervorragende Schweißgeschwindigkeit<br />
zuläßt (30 bis 50% schneller als DELRIN ® 500). Jedoch ist<br />
eine gewisse Empfindlichkeit der Spritzteile gegenüber<br />
scharfen Kanten, schlecht abgeschnittenen Angüssen und<br />
allen sonstigen Schwachstellen festzustellen, die unter Ultraschalleinwirkung<br />
brechen können, so daß der Konstruktion<br />
der Teile besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte,<br />
insbesondere bei MINLON ® 10B140.<br />
RYNITE ® thermoplastische Polyester<br />
Dank seiner hohen Steifheit ist dieser glasfaserverstärkte<br />
Polyester leicht zu verschweißen. Es empfiehlt sich, stets<br />
eine stufenförmige Schweißnaht für diesen Kunststoff vorzusehen,<br />
der häufig für sehr anspruchsvolle Anwendungen<br />
(manchmal sogar bei hohen Temperaturen) verwendet wird.<br />
Eine Überschreitung der Schweißzeit kann zu verbranntem<br />
Werkstoff im Bereich der Sonotrode führen.<br />
Festigkeit der Schweißnaht, MPa<br />
Weld strength, MPa<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 1 10 100<br />
Verweilzeit, Exposure time, Std.<br />
h<br />
Abb. 10.62 Auswirkungen auf die Festigkeit der Verschweißung<br />
in Abhängigkeit von der Verweilzeit<br />
(vor dem Verschweißen) in Luft bei 23°C, 50% rel.<br />
Luftfeuchtigkeit, für ZYTEL ® 101 NC010 Polyamid.<br />
b. Einfluß von Feuchtigkeit auf ZYTEL ®<br />
Polyamide nehmen nach dem Spritzen etwas mehr Luftfeuchtigkeit<br />
auf als die meisten <strong>and</strong>eren Kunststoffe. Wenn während<br />
des Schweißens aus ein<strong>and</strong>er berührenden Flächen Feuchtigkeit<br />
austritt, verursacht sie eine schlechte Schweißqualität.<br />
Um beste Ergebnisse zu erzielen, sollten Teile aus ZYTEL ®<br />
entweder unmittelbar nach dem Spritzgießen ultraschallgeschweißt<br />
oder vor dem Schweißen in spritztrockenem Zust<strong>and</strong><br />
gehalten werden. Wenn ZYTEL ® einen oder zwei Tage lang<br />
50% relativer Luftfeuchtigkeit bei 23° C ausgesetzt wird,<br />
genügt dies, die Güte der Verschweißung um 50% oder mehr<br />
zu senken, wie dies aus Abb. 10.62 hervorgeht. Werden die<br />
Teile mit längeren als normalen Schweißzeiten verschweißt,<br />
kann der Verlust an Schweißqualität ausgeglichen werden;<br />
häufig muß dann aber eine erhebliche Schweißgratbildung und<br />
Oberflächenzerstörung unter der Sonotrode hingenommen<br />
werden. Wie aus Abb. 10.44 ersichtlich, nähert sich beim<br />
Schweißen die Temperatur des Teils in der Nähe der Sonotrode<br />
derjenigen an der Schweißnaht, so daß eine Verlängerung der<br />
Schweißzyklen ernsthafte Probleme mit sich bringen kann.
Die Teile können über Zeitspannen von bis zu mehreren<br />
Wochen trocken gehalten werden, indem man sie unmittelbar<br />
nach dem Spritzgießen luftdicht in Polyethylensäcken verschließt.<br />
Für längere Zeiträume sind weitergehende Schutzmaßnahmen<br />
zu ergreifen wie die Verwendung von Glasgefäßen,<br />
Dosen oder heißsiegelbaren Säcken mit Feuchtigkeitssperre.<br />
Teile, die Feuchtigkeit aufgenommen haben, können<br />
vor dem Schweißen in einem Trockenofen getrocknet werden.<br />
Die entsprechenden Verfahren sind in den Konstruktions-<br />
und Verarbeitungsanleitungen für ZYTEL ® erläutert.<br />
c. Pigmente, Gleitmittel, Formentrennmittel<br />
Der Einfluß von Pigmentsystemen auf das Ultraschallschweißen<br />
kann beträchtlich sein. Die meisten Pigmente<br />
sind anorganische Compoundmassen, die typischerweise in<br />
Konzentrationen von 0,5% bis 2% verwendet werden. Bei<br />
Schweißgeräten, die auf Bedingungen eingestellt sind, welche<br />
qualitativ einw<strong>and</strong>freie Schweißergebnisse bei unpigmentierten<br />
Teilen ergeben, kann die Güte der Verschweißung<br />
pigmentierter Teile deutlich geringer ausfallen. Schlechte<br />
Schweißqualität äußert sich in Schweißnähten durch geringere<br />
Festigkeit und größere Sprödigkeit.<br />
Die Mechanismen, durch die Pigmente das Schweißen<br />
beeinflussen, sind bis jetzt nicht entschlüsselt worden. Das<br />
Vorh<strong>and</strong>ensein von Pigmenten scheint den Vorgang der Wärmeerzeugung<br />
an der Schweißnaht zu beeinträchtigen. Häufig<br />
läßt sich eine mindere Schweißqualität dadurch ausgleichen,<br />
daß pigmentierte Teile mit längeren Schweißzeiten verschweißt<br />
werden als den für nicht pigmentierte Teile ermittelten. Eine<br />
Verlängerung der Schweißzeiten um 50% oder mehr kann<br />
erforderlich werden. Diese längeren Schweißzeiten können<br />
jedoch unerwünschte Nebenwirkungen wie die Bildung übermäßiger<br />
Schweißgrate und Oberflächenbeschädigungen unter<br />
den Sonotroden zur Folge haben.<br />
Wird das Ultraschallschweißen zur Montage von Teilen eingesetzt,<br />
die aus pigmentiertem Werkstoff gespritzt werden<br />
müssen, empfehlen sich Probeschweißungen mit Prototyp-<br />
Spritzlingen, um festzustellen, ob die beabsichtigte Anwendung<br />
realisierbar ist. Bei zahlreichen kommerziellen Anwendungen<br />
sind Festigkeit und Zähigkeit der Schweißnaht<br />
unkritische Erfordernisse. Die Verwendung von Färbemittelsystemen,<br />
die das Ultraschallschweißen nicht nennenswert<br />
beeinflussen, bietet sich als Alternativlösung an.<br />
Die vorstehenden Hinweise gelten auch für das Verschweißen<br />
von Werkstoffen mit eingearbeiteten oder nachträglich zugefügten<br />
Gleitmitteln und Formentrennmitteln. Schon relativ<br />
geringfügige Mengen dieser Stoffe scheinen den Vorgang<br />
der Wärmeerzeugung an der Schweißnaht während des<br />
Schweißens zu beeinträchtigen.<br />
Metall- oder Kunststoffteil<br />
Kunststoffteil<br />
Abrundung 0,25<br />
D<br />
1,6 D<br />
Abb. 10.63 Ultraschall-Nieten<br />
Nietsonotrode<br />
Austauschbare Spitze<br />
0,5 D<br />
2 D<br />
0,5 D<br />
Obwohl eine Verlängerung der Schweißzeit diesen Einfluß bis<br />
zu einem gewissen Grade ausgleichen kann, können die oben<br />
angeführten Folgeerscheinungen problematisch werden. Wenn<br />
beim Spritzgießen ansonsten gleitmittelfreier Werkstoffe-Formentrenn-Sprays<br />
verwendet werden, sollten die Teile vor dem<br />
Verschweißen sorgfältig gereinigt werden.<br />
Andere Ultraschall-Verbindungstechniken<br />
a. Ultraschallnieten<br />
Ultraschallgeräte können auch zum Nieten oder Meißelnieten<br />
benutzt werden, um Teile aus technischen Kunststoffen von<br />
<strong>DuPont</strong> mit Teilen aus <strong>and</strong>ersartigen Werkstoffen, üblicherweise<br />
Metall, fest zu verbinden. Aus dem unteren Kunststoffteil<br />
ragt ein Stift durch eine Bohrung des zweiten Teils.<br />
Eine besonders geformte Sonotrode berührt die Spitze des<br />
Stiftes, schmilzt sie und formt einen nietenförmigen Kopf.<br />
Dies bewirkt eine feste Verbindung, weil keine elastische<br />
Erholung wie beim Kaltstauchen auftritt.<br />
Empfohlene Sonotroden- und Teilekonstruktionen sind in<br />
Abb. 10.63 dargestellt. Das Volumen des verdrängten<br />
Kunststoffs entspricht der Vertiefung in der Sonotrode.<br />
Zur Anpassung an spezifische Anwendungen sind zahlreiche<br />
Abw<strong>and</strong>lungen der Konstruktion möglich. Nach Möglichkeit<br />
sollten eine ringförmige Hinterschneidung an der<br />
Stiftwurzel und eine Abrundung am Loch des zu befestigenden<br />
Teiles vorgesehen werden. Dies erhöht die Festigkeit<br />
und Zähigkeit der genieteten Verbindung. Ein dünneres<br />
als das gezeigte Kopfprofil wird nicht empfohlen.<br />
b. Stiftschweißen<br />
Ultraschall-Stiftschweißen, eine Abw<strong>and</strong>lung der Schernahttechnik,<br />
eignet sich zur Verbindung von Kunststoffteilen an<br />
einem oder an mehreren Punkten.<br />
B<br />
C<br />
D<br />
Maß A: 0,25 bis 0,4 mm für D bis 13 mm.<br />
Maß B: Schweißtiefe B = 0,5 D für höchste Festigkeit (Schweißnaht fester<br />
als der Stift selbst).<br />
Maß C: 0,04 mm minimale Einführung.<br />
Maß D: Stiftdurchmesser.<br />
Abb. 10.64 Ultraschall-Stiftschweißen<br />
A<br />
Vor dem Schweißen Während des Schweißens Nach dem Schweißen<br />
Für viele Anwendungen, die eine dauerhafte Montage erfordern,<br />
ist eine durchgängige Schweißnaht nicht erforderlich.<br />
Häufig setzen die Größe und Komplexität der Teile enge<br />
Grenzen für die Anordnung der Befestigungspunkte oder die<br />
Position der Schweißnaht. Bei verschiedenartigen Werkstoffen<br />
wird diese Art der Verbindung üblicherweise entweder<br />
durch Kaltstauchen, Ultraschallnieten oder durch Verwendung<br />
von Metallnieten oder Schrauben bewerkstelligt.<br />
123
Bei Verwendung ein<strong>and</strong>er ähnlicher Kunststoffe kann das<br />
Ultraschall-Stiftschweißen diese Aufgabe einfacher und preisgünstiger<br />
erfüllen. Der Energiebedarf ist wegen der kleinen<br />
Schweißfläche gering und der Schweißzyklus ist kurz, fast<br />
immer weniger als eine halbe Sekunde.<br />
Zu den zahlreichen Anwendungen, die sich für das Ultraschall-<br />
Stiftschweißen eignen, zählen Uhrengehäuse, Kurzzeitmesser,<br />
elektromechanische Teile, elektrische Verbindungsstecker und<br />
Schaufelräder für Pumpen.<br />
Abb. 10.64 zeigt die Grundform der Stiftschweißverbindung<br />
vor, während und nach dem Schweißen. Die Schweißverbindung<br />
entsteht entlang des Stiftumfangs. Die Festigkeit der<br />
Schweißverbindung ist eine Funktion des Stiftdurchmessers<br />
und der Schweißtiefe. Maximale Zugfestigkeit wird erzielt,<br />
wenn die Schweißtiefe dem halben Durchmesser entspricht.<br />
In diesem Falle ist die Schweißverbindung stärker als der Stift.<br />
Das radiale Übermaß A muß gleichförmig sein und sollte bei<br />
Stiften mit einem Durchmesser von 13 mm oder weniger im<br />
allgemeinen 0,25 bis 0,4 mm betragen. Versuche haben ergeben,<br />
daß ein größeres Übermaß nicht die Festigkeit der Verbindung,<br />
wohl aber die Schweißzeit erhöht. So benötigen<br />
beispielsweise Stifte mit einem Durchmesser von 5 mm und<br />
0,4 mm Übermaß die vierfache Schweißzeit von Stiften mit<br />
0,25 mm Übermaß, die bis zur gleichen Tiefe geschweißt<br />
werden. Das Loch sollte genügend Abst<strong>and</strong> von der Kante<br />
haben, um ein Ausbrechen zu verhindern.<br />
An der Verbindungsstelle kann sich die Vertiefung am Ende<br />
des Stiftes oder an der Öffnung des Lochs befinden, wie dies<br />
bei mehreren der gezeigten Beispiele ersichtlich ist. Bei Verwendung<br />
der zweiten Alternative kann eine leichte Abschrägung<br />
vorgesehen werden, um eine rasche Ausrichtung zu<br />
ermöglichen.<br />
Um eine Spannungskonzentration während des Schweißens<br />
und beim späteren Gebrauch zu vermeiden, sollte am Fuße<br />
des Stiftes eine Abrundung mit großzügig bemessenem<br />
Radius vorgesehen werden.<br />
124<br />
A B<br />
vorher nachher vorher nachher<br />
Abb. 10.65 Stiftschweißungen – Verschiedene Ausführungen<br />
vorher<br />
nachher<br />
B<br />
A – Blindloch B – Doppelt abgestuft<br />
Abb. 10.66 Stiftschweißen – Varianten<br />
vorher<br />
nachher<br />
2 B<br />
Eine Hinterschneidung der Abrundung unterhalb der Oberfläche<br />
dient als Schweißgratspeicher, der einen sauber<br />
abschließenden Kontakt der Teile ermöglicht.<br />
Andere Einsatzmöglichkeiten des Stiftschweißens sind in<br />
Abb. 10.65 dargestellt. Ein drittes Teil aus einem <strong>and</strong>ersartigen<br />
Werkstoff kann wie in Ansicht A dargestellt fixiert werden.<br />
Ansicht B zeigt getrennt gespritzte Nieten statt selbstschneidender<br />
Metallschrauben oder Nieten, die – <strong>and</strong>ers als<br />
Metallbefestigungen – eine relativ spannungsfreie Montage<br />
ergeben.<br />
T<br />
0,4 mm<br />
T = W<strong>and</strong>dicke<br />
vorher nachher vorher nachher<br />
0,25 mm<br />
Abb. 10.67 Stiftschweißen – Stopfen in dünnw<strong>and</strong>igen Teilen<br />
Abb. 10.66A zeigt eine Abw<strong>and</strong>lung, die Verwendung findet,<br />
falls es auf das Aussehen ankommt oder eine unterbrechungsfreie<br />
Oberfläche erforderlich ist. Der Stift wird in einen Wulst<br />
hineingeschweißt. Der Außendurchmesser des Wulstes sollte<br />
mindestens dem doppelten Stiftdurchmesser entsprechen. Wird<br />
der Stift in ein Blindloch hineingeschweißt, kann es erforderlich<br />
werden, für einen Luftauslaß zu sorgen. Hier bieten sich zwei<br />
Methoden an: ein Mittelloch durch den Stift oder ein kleiner,<br />
schmaler Schlitz in der Innenw<strong>and</strong> des Wulstes.<br />
Werden der beim Schweißen auftretenden relativen Bewegung<br />
der beiden mitein<strong>and</strong>er zu verbindenden Teile Grenzen gesetzt,<br />
wie zum Beispiel beim Positionieren von Getrieben sowie<br />
<strong>and</strong>eren inneren Bauteilen, sollte eine doppelt abgestufte<br />
Stiftschweißung erwogen werden, wie sie in Abb. 10.66B<br />
dargestellt ist. Dies reduziert die Bewegung um 50%,<br />
während die Schweißfläche und die Festigkeit der Schweißverbindung<br />
unverändert bleiben.<br />
Diese Abw<strong>and</strong>lung ist auch sinnvoll, wenn Stopfen in dünne<br />
Wände von 1,5 mm hineingeschweißt werden, dargestellt in<br />
Abb. 10.67. Bei der einfachen Stiftverbindung reduziert die<br />
erforderliche Einführung die verfügbare Fläche und Festigkeit.<br />
St<strong>and</strong>ard-Sonotroden ohne spezielle Ausgestaltung der Spitze<br />
(wie sie für das Ultraschallnieten benötigt werden) finden<br />
Verwendung. Im allgemeinen sind Sonotroden mit großer<br />
Amplitude oder Kombinationen aus Sonotrode und Booster<br />
erforderlich. Die besten Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn<br />
die Sonotrode das Teil unmittelbar über dem Stift und seitlich<br />
möglichst nahe an der Verbindungsstelle berührt. Werden<br />
mehrere Stifte eines einzelnen Teils verschweißt, genügt<br />
häufig die Verwendung einer einzigen Sonotrode. Weisen<br />
die Stifte aber größeren Abst<strong>and</strong> vonein<strong>and</strong>er auf (mehr als<br />
75 mm zwischen den am weitesten ausein<strong>and</strong>erliegenden<br />
Stiften), so müssen in der Regel mehrere kleine, simultan<br />
erregte Sonotroden verwendet werden. Einige Schweißgeräte,<br />
die dazu in der Lage sind, sind bereits an früherer<br />
Stelle beschrieben worden.<br />
0,5 T<br />
0,2 mm<br />
0,4 mm
Sonotrode<br />
Einlegeteil aus<br />
Metall<br />
Kunststoff<br />
c. Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />
Metallteile können mit Ultraschall in Teile aus technischen<br />
Kunststoffen von Du Pont eingesetzt werden und so umspritzte<br />
oder eingepreßte Einlegeteile ersetzen. Gegenüber umspritzten<br />
Einlegeteilen ergeben sich mehrere Vorteile:<br />
– Vermeidung von Verschleiß und Veränderung der Formen,<br />
– Vermeidung des Vorwärmens sowie der manuellen<br />
Zuführung der Einlegeteile,<br />
– verkürzte Taktzeiten beim Spritzgießen,<br />
– weniger kritische Maßtoleranzen der Einlegeteile,<br />
– erheblich reduzierte innere Spannungen.<br />
Wie in Abb. 10.68 gezeigt wird, können die Einlegeteile mit<br />
Ultraschall entweder in ein Spritzgußteil eingesetzt werden,<br />
oder das Spritzgußteil kann um das Einlegeteil herum montiert<br />
werden.<br />
Im H<strong>and</strong>el sind verschiedene Arten von Ultraschall-Einlegeteilen<br />
erhältlich, deren Konstruktionsprinzipien ein<strong>and</strong>er<br />
sehr ähnlich sind.<br />
Der Druck und die Ultraschallschwingung des Einlegeteils<br />
schmelzen den Kunststoff an der Berührungsfläche zwischen<br />
Metall und Kunststoff und treiben das Einlegeteil in ein<br />
vorgeformtes oder vorgebohrtes Loch. Der geschmolzene<br />
Kunststoff fließt in eine oder mehrere Aussparungen des<br />
Einlegeteils. Nach Erhärtung des Kunststoffes ist dadurch<br />
das Einlegeteil fixiert. Das Volumen des verdrängten Werkstoffs<br />
sollte dem Volumen der Aussparungen des Einlegeteils<br />
entsprechen oder geringfügig übersteigen. Die Einlegeteile<br />
sind mit Abflachungen, Kerben oder axialen Auszackungen<br />
versehen, um ein Verdrehen infolge auftretender Torsionskräfte<br />
zu verhindern.<br />
Sicherheit<br />
vorher<br />
Abb. 10.68 Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />
nachher<br />
Ultraschallschweißen ist ein unfallsicheres Verfahren.<br />
Gewisse Vorsichtsmaßnahmen sollten jedoch getroffen<br />
werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.<br />
a. Ultraschall-Schweißmaschinen sollten mit Doppelbetätigungsschaltern<br />
ausgestattet sein, um sicherzustellen, daß<br />
die Hände der Bedienungskraft der Sonotrode fernbleiben.<br />
Abschalt- oder Sicherheits-Unterbrechungsschalter sollten<br />
ebenfalls installiert sein, um die Schweißmaschinen zu<br />
jedem beliebigen Zeitpunkt während des Schweißzyklus<br />
sowie ihrer Abwärtsbewegung anzuhalten.<br />
b. Schwingende Sonotroden sollten weder zusammengedrückt<br />
noch festgehalten werden; ebensowenig sollte<br />
die Einheit von H<strong>and</strong> herabgesenkt werden, solange der<br />
pneumatische Zylinder aktiviert ist. Ersteres kann zu<br />
leichten Hautverbrennungen, letzteres zu schweren Verbrennungen<br />
sowie mechanischen Quetschungen führen.<br />
Abb. 10.69 Lärmschutzabdeckung<br />
c. Schweißgeräte arbeiten mit einer Frequenz von 20000<br />
Schwingungen pro Sekunde, also außerhalb des normalen<br />
Hörbereiches der meisten Menschen. Manche Menschen<br />
werden jedoch durch diese Frequenz und durch Schwingungen<br />
niedrigerer Frequenz, die sich im Stativ und in<br />
den zu verschweißenden Teilen bilden, geschädigt. Eine<br />
mit schalldämpfendem Material ausgekleidete Umhüllung,<br />
ähnlich der in Abb. 10.69 gezeigten, kann dazu beitragen,<br />
die Geräuschentwicklung und <strong>and</strong>ere mögliche Auswirkungen<br />
der Schwing-ungen zu reduzieren. Die Umhüllung<br />
sollte umfassend sein und nicht nur aus einer Trennscheibe<br />
bestehen. Wo dies nicht möglich ist, sollten alle<br />
Bedienungspersonen und sonstigen in der Nähe der<br />
Schweißanlage arbeitenden Personen Ohrschützer tragen.<br />
Labortechniker, die nur gelegentlich mit Ultraschall-Schweißgeräten<br />
arbeiten, sollten Ohrschützer tragen, wenn sie die<br />
von der Schweißmaschine erzeugten Geräusche als unangenehm<br />
empfinden. Einige Sonotroden mit Formen, die sehr<br />
stark einer Glocke ähneln, können unter ungünstigen<br />
Betriebsbedingungen starke Schallwellen erzeugen. Diese<br />
Schwingungen können Übelkeit, Schwindel und sogar die<br />
Gefahr bleibender Gehörschäden verursachen.<br />
125
Vibrationsschweißen<br />
Einführung<br />
Das Vibrationsschweißen ist eine seit vielen Jahren bekannte<br />
Fügetechnik, die in einigen speziellen Bereichen eingesetzt<br />
wird. Du Pont hat jedoch diese Technik weiterentwickelt und<br />
so weit verbessert, daß sie mit einer breiten Palette an technischen<br />
Kunststoffmaterialien eingesetzt werden kann. Zudem<br />
war Du Pont das erste Unternehmen, das geeignete Prototypen<br />
der Maschinen hergestellt hat, um die Durchführbarkeit<br />
und Brauchbarkeit dieser Methode für das Verbinden<br />
von technischen Kunststoffteilen zu demonstrieren.<br />
Das Vibrationsschweißen ist eine einfache Technik und<br />
erfordert keine hochentwickelte mechanische oder elektrische<br />
Ausstattung. Der Schweißzyklus läßt sich in folgende<br />
Schritte unterteilen:<br />
1. Die beiden Teile werden in entsprechend geformten<br />
Haltevorrichtungen an der Maschine befestigt.<br />
2. Die Vorrichtungen laufen aufein<strong>and</strong>er zu, um die Verbindungsflächen<br />
unter ständigem Druck aufein<strong>and</strong>er<br />
zu bringen.<br />
3. Mit einem Getriebe oder einem Elektromagneten erzeugte<br />
Vibrationen werden auf die Haltevorrichtungen übertragen<br />
und über diese auf die Berührungsflächen. Die beiden<br />
Teile bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen und<br />
erzeugen so eine relative Geschwindigkeit an den Kontaktflächen.<br />
Aufgrund der Reibung steigt die Temperatur<br />
sofort an und erreicht in der Regel in weniger als einer<br />
Sekunde den Schmelzpunkt des Kunststoffes.<br />
4. Nach einer vorgewählten Zeit bremst eine elektrische<br />
Kontrollvorrichtung die Vibrationen ab, während der<br />
Druck auf der Schweißfläche erhalten bleibt. Gleichzeitig<br />
werden die Teile korrekt ausgerichtet.<br />
5. Der Druck wird einige Sekunden aufrecht erhalten, damit<br />
die Schmelze erstarren kann. Dann öffnen sich die<br />
Vorrichtungen und die verschweißten Teile werden<br />
ausgeworfen.<br />
Grundprinzip<br />
Die verschiedenen Schweißtechniken für das Verbinden von<br />
Teilen aus thermoplastischem Material unterscheiden sich<br />
wesentlich in der Methode, wie Wärme an den Verbindungsflächen<br />
aufgebaut wird.<br />
Die gegenwärtig bekannten Verfahren lassen sich grundsätzlich<br />
in zwei Hauptgruppen unterteilen:<br />
1. Die zum Erreichen der Schmelzetemperatur erforderliche<br />
Wärme wird durch eine Fremdquelle zugeführt. Dies ist<br />
der Fall beim Heizelementschweißen, Induktionsschweißen<br />
und Heißluftschweißen.<br />
2. Die erforderliche Wärme wird direkt an den Verbindungsflächen<br />
durch Reibung erzeugt. Die bekanntesten<br />
Methoden, die mit diesem Verfahren arbeiten, sind das<br />
Rotations- und Ultraschallschweißen.<br />
126<br />
Sie bieten den offensichtlichen Vorteil, daß der geschmolzene<br />
Kunststoff nicht der Umgebungsluft ausgesetzt und so<br />
Zersetzung oder Oxydation verhindert wird, was für einige<br />
Kunststoffe unbedingt erforderlich ist. Das <strong>Rotationsschweißen</strong><br />
ist jedoch auf kreisrunde Teile begrenzt, die<br />
außerdem keine Positionierung erfordern. Wenn die zwei<br />
Teile exakt aufein<strong>and</strong>er ausgerichtet werden müssen, wird<br />
das <strong>Rotationsschweißen</strong> sehr kostenaufwendig, da keine<br />
einfachen mechanischen Mittel verfügbar sind, um diese<br />
Anforderung zu erfüllen.<br />
Das Vibrationsschweißen gehört zu der zweiten Gruppe,<br />
da es Wärme durch Reibung der zwei Berührungsflächen<br />
erzeugt. Im Gegensatz zum Rotationsschweißverfahren<br />
ist das Vibrationsschweißen nicht auf kreisförmige Teile<br />
begrenzt. Es läßt sich für fast jede Form einsetzen, falls<br />
die Auslegung der Teile ein freies Vibrieren innerhalb<br />
einer gegebenen Amplitude erlaubt.<br />
Definition des Bewegungszentrums<br />
Das Zentrum, um das die zwei Teile vibrieren, kann folgendermaßen<br />
angeordnet werden:<br />
a. innerhalb der Schweißfläche;<br />
b. außerhalb der Schweißfläche;<br />
c. in einer unbegrenzten Distanz. In diesem Fall wird die<br />
Bewegung linear.<br />
Auf dieser Basis lassen sich zwei verschiedene Varianten<br />
definieren: Winkel- und Linearschweißen<br />
a. Bewegungszentrum innerhalb der Schweißfläche<br />
Alle Teile, die eine kreisrunde Schweißnaht aufweisen,<br />
würden logischerweise um ihr eigenes Zentrum vibrieren,<br />
wie in Abb. 10.71A gezeigt wird. Solche Teile können mit<br />
einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden, wie im<br />
Kapitel «kreisförmige Teile» beschrieben wird. Alle Teile,<br />
die keine kreisförmige Form haben, müssen natürlich eine<br />
flache Schweißfläche aufweisen. Hat die Schweißfläche<br />
eine unregelmäßige Form wie z.B. in Abb. 10.71B, kann<br />
das Teil immer noch um ein Innenzentrum schwingen.<br />
Letzteres würde jedoch an einer Stelle gewählt, die die<br />
geringstmögliche Differenz der Umfangsgeschwindigkeit<br />
erzeugt.<br />
Versuchsreihen ergaben, daß das Bewegungszentrum<br />
außerhalb der Schweißfläche angeordnet werden muß,<br />
wenn das Verhältnis von X/Y ~1,5 übersteigt.<br />
X = max. Abst<strong>and</strong> bis Bewegungszentrum<br />
Y = min. Abst<strong>and</strong><br />
X<br />
A B<br />
Abb. 10.71 Schweißnahtprofile<br />
Y
Formteile mit einer rechteckigen Schweißfläche, ähnlich<br />
wie in Abb. 10.72A, können ebenso um ihr eigenes Zentrum<br />
vibrieren, falls das oben genannte Verhältnis ~1,5 bis<br />
1,0 nicht übersteigt.<br />
Bei einer Form, wie sie in Abb. 10.72B gezeigt wird,<br />
müßte das Bewegungszentrum außerhalb angeordnet<br />
werden, um ähnliche Schweißgeschwindigkeiten auf<br />
der gesamten Schweißfläche zu erhalten.<br />
b. Bewegungszentrum außerhalb der Schweißfläche<br />
Werden die oben beschriebenen Bedingungen nicht<br />
erfüllt, müssen die Teile weit genug vom Bewegungszentrum<br />
entfernt angeordnet werden, um ein Verhältnis von<br />
X/Y < 1,5 zu erhalten, wie in Abb. 10.73A gezeigt wird.<br />
Diese Anordnung erlaubt das gleichzeitige Schweißen<br />
von zwei oder mehreren Teilen. Es ist außerdem möglich,<br />
Teile mit unterschiedlichen Größen und Formen gleichzeitig<br />
zu verschweißen. Sie müssen jedoch symmetrisch<br />
in der Vibrationsvorrichtung angeordnet werden, um den<br />
gleichen Oberflächendruck auf alle Verbindungen zu<br />
erhalten, wie in Abb. 10.73B gezeigt wird.<br />
c. Linearschweißen<br />
Teile, die aufgrund ihrer Form oder Größe nicht in eine<br />
runde Vorrichtung passen, lassen sich linear verschweißen.<br />
Diese Methode eignet sich besonders für großvolumige,<br />
nichtrunde Teile mit einer Länge von über 100-150 mm.<br />
Es ist jedoch auch möglich, mehrere Teile gleichzeitig<br />
zu verschweißen, wenn sie sich an den Vibrationsplatten<br />
befestigen lassen.<br />
X<br />
X<br />
Y<br />
A B<br />
Y<br />
+<br />
Typische Vorrichtungen<br />
für das Erzeugen von Vibrationen<br />
Obwohl Vibrationen mit Wechselstrommagneten erzeugt<br />
werden können, wurden alle verfügbaren Maschinen bisher<br />
mit mechanischen Vibratoren ausgestattet.<br />
Abb. 10.74 zeigt schematisch die Funktion einer Linearschweißmaschine,<br />
wie sie von Du Pont zuerst optimiert wurde.<br />
Die Vibrationen werden von zwei Exzenterscheiben «a»<br />
erzeugt, die sich um das Zentrum «b» drehen und über Stangen<br />
«d» auf Vorrichtungen «c» übertragen werden. Die unteren<br />
Vorrichtungen gleiten in zwei Kugellagerschienen, die eine<br />
freie Bewegung in Längsrichtung erlauben. Die obere Vorrichtung<br />
wird von vier pneumatisch betätigten Hebeln «e»<br />
heruntergedrückt. Es ist äußerst wichtig, die Bewegungen<br />
der Hebel mechanisch zu synchronisieren, um eine perfekte<br />
Parallelität der zu schweißenden Teile zu erreichen.<br />
Am Ende des Schweißzyklusses wird die Bewegungsübertragung<br />
abgestellt, worauf beide Teile in ihre Endposition<br />
gebracht werden. Der Druck bleibt kurzfristig aufrecht erhalten,<br />
damit der geschmolzene Kunststoff erstarren kann.<br />
Das gleiche Grundprinzip gilt für eine Winkelschweißmaschine,<br />
Abb. 10.75. In diesem Fall werden Vibrationen auf<br />
obere und untere Vorrichtungen «a» übertragen, die sich auf<br />
Kugellagern drehen. Die obere Vorrichtung wird direkt auf<br />
der Kolbenstange «b» montiert, um den Druck zu liefern.<br />
Theoretisch könnte das gleiche Schweißergebnis mit einem<br />
feststehenden und einem vibrierenden Teil erreicht werden,<br />
das bei doppelter Frequenz vibriert.<br />
Abb. 10.72 Ermittlung des Bewegungszentrums Abb. 10.74 Prinzip der Linearschweißmaschine<br />
A B<br />
Abb. 10.73 Simultanschweißen von mehreren Teilen<br />
c<br />
e<br />
a<br />
Abb. 10.75 Prinzip der Winkelschweißmaschine<br />
b<br />
e<br />
d<br />
a<br />
b<br />
f<br />
127
Erfahrungen haben jedoch gezeigt, daß diese Methode aus verschiedenen<br />
Gründen unzufriedenstellend ist. Wie in Abb.<br />
10.74 und 10.75 veranschaulicht wird, heben sich die beträchtlichen<br />
Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte auf, wenn<br />
das Gewicht der oberen Vorrichtung mit Kunststoffteil dem<br />
Gewicht der unteren Vorrichtung mit Kunststoffteil entspricht.<br />
(Beim Winkelschweißen müssen die beiden Trägheitsmomente<br />
identisch sein, um gleiche und entgegengesetzte Trägheitskräfte<br />
zu erzielen).<br />
Falls nur ein Teil bei doppelter Frequenz vibriert, sind die<br />
Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte viermal höher<br />
und müßten über eine zusätzliche und regelbare Vorrichtung<br />
kompensiert werden. Das gesamte Getriebe würde somit<br />
weitaus schwerer und teurer für eine Maschine mit gleicher<br />
Kapazität. Außerdem haben Erfahrung gezeigt, daß sich eine<br />
gute und feste Verbindung leichter erhalten läßt, wenn beide<br />
Teile schwingen.<br />
Schweißbedingungen<br />
Um den Schmelzpunkt des Materials zu erreichen, müssen die<br />
zwei Teile zusammengepreßt werden und bei einer bestimmten<br />
Frequenz und Amplitude schwingen. Diese Bedingungen<br />
können als PV-Werte definiert werden, wobei «P» der spezifische<br />
Kontaktdruck in MPa und «V» die Flächengeschwindigkeit<br />
in m/s ist.<br />
Die zwei Exzenterscheiben erzeugen eine sinusförmige<br />
Geschwindigkeitskurve wie in Abb. 10.76. Da sie in entgegengesetzte<br />
Richtungen laufen, beträgt die maximale relative<br />
Geschwindigkeit des einen Teils gegenüber dem <strong>and</strong>eren<br />
Teil 2 W. Die resultierende relative Geschwindigkeit liegt<br />
somit beim 1,27fachen des maximalen Wertes «W».<br />
Beispiel: Eine Maschine, die Acetalpolymer schweißt, wie<br />
in Abb. 10.74 hat einen Exzenterabst<strong>and</strong> «f» von 3 mm<br />
und läuft bei einer Geschwindigkeit von 5000 U/min.<br />
Die Umfangsgeschwindigkeit ist somit wie folgt:<br />
V = f × � × n = 0,003 m × � × 5000 = 0,78 m /s<br />
60<br />
W W<br />
128<br />
Y = 0,635 W 2 Y = 1,27 W<br />
Y Y<br />
1 Umdrehung<br />
W = maximale Geschwindigkeit jedes Teils<br />
Y = Durchschnittsgeschwindigkeit jedes Teils<br />
Abb. 10.76 Geschwindigkeitskurven beim Vibrationsschweißen<br />
2 Y<br />
2 W<br />
Dies entspricht der maximalen Geschwindigkeit «W» in<br />
Abb. 10.76. Die durchschnittliche relative Geschwindigkeit<br />
eines Teils gegen das <strong>and</strong>ere wäre dann:<br />
1,27 × 0,78 = 1 m / s<br />
Bei einem spezifischen Kontaktdruck von 3 MPa wird der<br />
resultierende PV-Wert:<br />
3 × 1 = 3 MPa × m/s<br />
Da die erzeugte Wärme außerdem eine Funktion des Reibungskoeffizienten<br />
ist, muß der obige PV-Wert auf das zu<br />
schweißende Material bezogen werden. Glasfaserverstärkte<br />
Polyamide wurden zum Beispiel erfolgreich bei einem PV-<br />
Wert von 1,3 verschweißt. Hieraus läßt sich folgern, daß bei<br />
einer Maschine, die verschiedene Materialien und Formteilgrößen<br />
verschweißen soll, Druck, Drehzahl und Amplitude<br />
verstellbar sein müssen. Sobald die optimalen Arbeitsbedingungen<br />
für ein gegebenes Teil festgelegt sind, dürfte die<br />
Maschine jedoch mit Ausnahme des Druckes keine weiteren<br />
Einstellungen erfordern.<br />
Die Schweißzeit ist das Produkt von Geschwindigkeit, Druck<br />
und Amplitude. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß die<br />
Schweißnahtfestigkeit oberhalb eines bestimmten Druckes<br />
eher abnimmt – möglicherweise aufgrund von ausgequetschtem<br />
geschmolzenem Kunststoff. Auf der <strong>and</strong>eren Seite legen<br />
die resultierenden mechanischen Belastung des Getriebes<br />
Beschränkungen auf. So vervierfacht eine Verdopplung der<br />
Geschwindigkeit die Beschleunigungskräfte der vibrierenden<br />
Massen.<br />
Umfangreiche Tests haben ergeben, daß sich eine Frequenz<br />
von etwa 100 Hz für kleine und mittelgroße Teile sehr<br />
gut eignet, während größere, schwere Formteile bei einer<br />
Frequenz von 70-80 Hz verschweißt werden.<br />
So wurden auch große Teile wie Ansaugrohre erfolgreich,<br />
mit Frequenzen bis zu 250 Hz, verschweißt. Siehe auch<br />
Abb. 10.79D.<br />
Bei Linearmaschinen sollte der Abst<strong>and</strong> der beiden Exzenterscheiben<br />
(«f» in Abb. 10.74) so eingestellt werden, daß<br />
eine relative Bewegung von etwa 0,9 × Schweißnahtbreite<br />
erzielt wird, siehe Abb. 10.77.<br />
Der spezifische Oberflächendruck, der die höchste Schweißnahtfestigkeit<br />
ergibt, muß über Tests ermittelt werden. Als<br />
Faustregel gilt, daß eine Maschine einen Druck von 4 MPa<br />
auf die zu schweißende Fläche erzeugen muß.<br />
W<br />
� 0,9 W<br />
Abb. 10.77 Relative Bewegung – Schweißnahtbreite
a b c d e<br />
c<br />
Abb. 10.78 Schweißnahtprofile – runde Teile<br />
Auslegung von Schweißnähten<br />
a<br />
b<br />
a. Kreisförmige Teile<br />
Kreisförmige Teile sollten – wie beim <strong>Rotationsschweißen</strong> –<br />
immer mit einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden.<br />
Eine solche Auslegung erlaubt nicht nur eine perfekte Ausrichtung<br />
der beiden Hälften, sondern die Schweißfläche kann<br />
vergrößert werden und so die Festigkeit der W<strong>and</strong>fläche<br />
erreichen. Während des Schweißbetriebes baut sich eine<br />
bestimmte Menge an Grat an beiden Seiten der Schweißnaht<br />
auf. Bei bestimmten Anwendungen muß dies vermieden<br />
werden, entweder aus ästhetischen Gründen oder weil er eine<br />
Fehlerquelle für innenliegende mechanische Teile darstellen<br />
kann. In solchen Fällen sollten Verbindungen mit Gratspeichern<br />
versehen werden.<br />
Um Vibrationen mit dem geringstmöglichen Verlust auf die<br />
Kontaktfläche zu übertragen, müssen die Kunststoffteile fest<br />
in den Haltevorrichtungen eingespannt werden. Es ist oft<br />
ratsam, die Schweißfläche mit 5 oder 8 Mitnehmerrippen zu<br />
versehen. Das gilt besonders bei dünnw<strong>and</strong>igen Behältern<br />
aus weichen Materialien.<br />
Eine typische Schweißnahtauslegung mit einem externen<br />
Gratspeicher und Mitnehmerrippen direkt auf der Schulter<br />
wird in Abb. 10.78a gezeigt. Einige grundsätzliche Anforderungen<br />
sind dabei zu beachten:<br />
– Vor dem Schweißen sollten die flachen Flächen durch<br />
einen Spalt «a» getrennt werden, der etwa das 0,1fache<br />
der W<strong>and</strong>stärke beträgt.<br />
– Der Winkel «b» sollte mindestens 30° betragen, um einen<br />
selbsthemmenden Effekt zu verhindern.<br />
– Die Schweißnahtlänge «c–d» muß, abhängig von der<br />
gewünschten Festigkeit, mindestens das 2,5fache der<br />
W<strong>and</strong>stärke betragen. Da einige Kunststoffe sich schwerer<br />
verschweißen lassen als <strong>and</strong>ere, sollte dieser Wert entsprechend<br />
erhöht werden.<br />
Abbildungen 10.78b und 10.78c zeigen weitere mögliche<br />
Anordnungen für externe Gratspeicher.<br />
a<br />
d<br />
Bei Teilen, für die ästhetische Aspekte nicht so wichtig sind,<br />
reicht häufig eine einfache Rille aus, siehe Abb. 10.78d.<br />
Sie verdeckt zwar den Grat nicht, er verbleibt jedoch im<br />
Bereich des Außendurchmessers.<br />
Falls sowohl interne als auch externe Gratspeicher erforderlich<br />
sind, können sie wie in Abb. 10.78e ausgelegt werden.<br />
b. Nicht kreisförmige Teile<br />
Teile, die nicht kreisförmig sind, können mit flachen Schweißflächen<br />
auf Winkel- oder Linearmaschinen verschweißt werden,<br />
siehe Abb. 10.79A. Die Schweißnahtbreite «B» sollte<br />
mindestens das zweifache der W<strong>and</strong>stärke betragen, abhängig<br />
von den Festigkeitsanforderungen und dem verwendeten<br />
Kunststoff. Die Festigkeit steigt aufgrund ungleichmäßiger<br />
Spannungsverteilung (siehe auch Abb. 10.81) über einem<br />
B/D-Verhältnis von 2,5-3,0 nicht beträchtlich .<br />
Quadratische und rechteckige Teile, besonders solche mit<br />
dünnen W<strong>and</strong>stärken oder aus weichen Kunststoffen, sind<br />
nicht steif genug, um Vibrationen ohne Verlust zu übertragen.<br />
Sie müssen daher eine Schweißnaht mit einer Rille um<br />
den gesamten Umfang aufweisen, Abb. 10.79B. Diese Rille<br />
paßt in eine Schweißraupe an der Vorrichtung «a», um zu<br />
verhindern, daß die Wände nach innen zusammenfallen. Es<br />
ist äußerst wichtig, die Verbindung an beiden Flächen «b»<br />
und «c» zu stützen, um eine perfekte Schweißdruckverteilung<br />
zu erzielen.<br />
Ein möglicher Weg zum Anbringen von Gratspeichern an<br />
Stumpfschweißnähten wird in Abb. 10.79C gezeigt. Der Spalt<br />
«a» muß angepaßt werden, damit sich die beiden Außenlippen<br />
nach dem Schweißen vollständig schließen. Die Auslegung<br />
reduziert die effektive Schweißfläche und kann breitere<br />
Schweißnähte für eine gegebene Festigkeit erfordern.<br />
Eine <strong>and</strong>ere Auslegung der Schweißnähte mit Rillen ist in<br />
Abb. 10.79D dargestellt. Diese Schweißnaht wurde erfolgreich<br />
für einen vibrationsgeschweißten Deckel eines Ansaugrohrs<br />
mit einer Frequenz bis zu 280 Hz und einer Amplitude<br />
von 1,2 mm angewendet.<br />
129
Abb. 10.79 Schweißnahtauslegung, nicht kreisförmige Teile<br />
130<br />
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Deckel<br />
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Ansaugrohr<br />
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Aufnahmevorrichtung<br />
Amplitude: 0,9 – 1,2 mm<br />
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Zu entwickelnde<br />
Schweißtiefe<br />
�<br />
Frequenz: 240 – 280 Hz<br />
Testergebnisse<br />
bei winkelverschweißten Stumpfnähten<br />
Der in Abb. 10.80 rechteckig geschweißte Kasten wurde für<br />
umfangreiche Druckprüfungen aus verschiedenen<br />
<strong>DuPont</strong> Materialien verwendet. Der Berstdruck jedes Behälters<br />
wird von drei Hauptfaktoren beeinflußt:<br />
– Gesamtauslegung.<br />
– Verschweißbarkeit des Materials.<br />
– Schweißnahtauslegung.<br />
Die unten beschriebenen erzielten Resultate sollten daher<br />
sorgfältig auf Formteile mit unterschiedlichen Formen und<br />
Funktionen übertragen werden. Das gleiche Formteil wird<br />
ein sehr unterschiedliches Verhalten aufweisen, wenn es aus<br />
verschiedenen Kunststoffen hergestellt wird. Während die<br />
Schweißnaht in einigen Fällen der schwächste Punkt sein<br />
kann, ist sie bei <strong>and</strong>eren technischen Kunststoffen eventuell<br />
fester als das Teil selbst.<br />
Schweißnahtfestigkeit<br />
in Abhängigkeit von der Schweißfläche<br />
Abb. 10.81 zeigt die Zugfestigkeit als Funktion von der<br />
Schweißnahtbreite, die von dem in Abb. 10.80 gezeigten<br />
Behälter erhalten wurde. Ein linearer Festigkeitsanstieg kann<br />
bis zu einem B/D-Verhältnis von ca. 2,5 beobachtet werden.<br />
Oberhalb dieses Werts flacht die Kurve ab und eine Verbreiterung<br />
bleibt ohne Einfluß auf die Festigkeit.<br />
36<br />
45<br />
Abb. 10.80 Berstdruck Prüfteil<br />
Berstdruck<br />
BB<br />
D<br />
1 1,5 2 2,5 3<br />
Verhältnis B<br />
D<br />
Abb. 10.81 Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />
von der Nahtgröße<br />
7 cm 2
Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />
vom spezifischen Schweißdruck<br />
Wie bereits erwähnt, sollte der geeignete spezifische Schweißdruck<br />
für jeden Kunsstoff mit Versuchen ermittelt werden.<br />
Für DELRIN ® 500 ergab sich zum Beispiel ein Druck von etwa<br />
3,3 MPa, wie die Kurve in Abb. 10.82 zeigt. Es scheint, daß<br />
ein zu hoher Druck die Nahtfestigkeit ebenso reduziert wie ein<br />
zu niedriger Druck.<br />
Berstdruck<br />
2 3 4<br />
Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit vom spezifischem Schweißdruck<br />
Abb. 10.82 Spezifischer Schweißdruck<br />
Alle DELRIN ® Typen eignen sich für das Vibrationsschweißen.<br />
DELRIN ® 500P zeigt die besten Ergebnisse, wohingegen<br />
DELRIN ® 100 etwas schwächer ist. Schweißnähte in Teilen aus<br />
DELRIN ® 100 sind in der Regel der schwächste Bereich aufgrund<br />
der hohen Dehnung dieses Kunststoffes. Dies galt auch<br />
für den Prüfbehälter in Abb. 10.80. Das gleiche Teil aus glasfaserverstärktem<br />
DELRIN ® bricht nicht an der Schweißnaht,<br />
sondern wegen seiner geringeren Dehnung an einer Ecke.<br />
Es muß außerdem beachtet werden, daß eingefärbte Einstellungen<br />
eine niedrigere Schweißnahtfestigkeit erzeugen als die<br />
gleichen ungefärbten Typen. Dies gilt für alle Kunststoffe.<br />
Pigmentanteile haben einen leichten negativen Einfluß auf<br />
die Eigenschaften. Obwohl die durchschnittlichen Festigkeitswerte<br />
von Typ zu Typ leicht variieren, ist es überraschend<br />
festzustellen, daß die obere Grenze bei 14 MPa Zugfestigkeit<br />
für die meisten Typen liegt.<br />
Das Vibrationsschweißen eignet sich außerdem für alle<br />
ZYTEL ® Polyamidtypen. Es erlaubt viele neue und attraktive<br />
Anwendungen, für die keine <strong>and</strong>ere Fügetechnik in Frage<br />
käme. Besonders die Automobilindustrie braucht verschiedene<br />
eckige Behälter im Kühlkreislauf und für Emissionskontrollfilter.<br />
Der Wasseraufnahme muß vor dem Schweißen keine besondere<br />
Beachtung geschenkt werden, falls die Teile bei einer<br />
relativen Feuchtigkeit von maximal 50% gelagert werden.<br />
Stumpfnähte in Formteilen aus unverstärktem Polyamid sind<br />
in der Regel fester als das Teil selbst. Füllstoffe und Glasfasern<br />
reduzieren die Nahtfestigkeit je nach der Materialqualität.<br />
So bewirkt ein Glasfaseranteil von 30% eine Reduzierung<br />
der Festigkeit um 50%. Teile aus diesem Kunststoff<br />
müssen sorgfältig ausgelegt werden.<br />
Anwendungsbeispiele<br />
Abb. 10.83. Eine typische Auslegung einer Zentrifugalpumpe<br />
mit einem winkelverschweißten Spiralgehäuse aus<br />
DELRIN ® .<br />
Abb. 10.83 Zentrifugalpumpe<br />
Abb. 10.84. Ein Automobiltank aus ZYTEL ® Polyamid 66.<br />
Die Schweißnaht ist mit einem Gratspeicher versehen, um<br />
Nachbearbeitungs- und Entgratungsgänge zu vermeiden.<br />
Abb. 10.84 Automobiltank<br />
131
Abb. 10.85. Ein linearverschweißter Kraftstofftank eines<br />
Motorrades aus ZYTEL ® . Die Rille in der Schweißnaht sammelt<br />
den Grat und anschließend wird ein PVC-Profil über<br />
dem Flansch schnappverbunden. Dies ist eine Lösung, die<br />
die gesamte Schweißnaht effektiv verdeckt.<br />
Abb. 10.85 Motorradtank<br />
Abb. 10.86a. Ein winkelverschweißtes, rechteckig geformtes<br />
Kraftstoff-Filtergehäuse aus ZYTEL ® . Die Naht ist mit einer<br />
Fuge versehen, um die dünnen Wände in den Vorrichtungen<br />
zu halten und somit ein Zusammenfallen während des<br />
Schweißens zu verhindern.<br />
Abb. 10.86b. Ein winkelverschweißter Behälter aus ZYTEL ® .<br />
Verbindungen an Körper und Abdeckung müssen in der gegebenen<br />
Position orientiert werden. Eine klassische Reibungsschweißnaht<br />
mit einem externen Gratspeicher wurde für diese<br />
Vibrationsschweißtechnik verwendet.<br />
Abb. 10.87. Gummimembranbaugruppen können ebenso mit<br />
Winkelvibrationen verschweißt werden. Es müssen jedoch<br />
Vorkehrungen getroffen werden, die verhindern, daß das<br />
obere Teil direkt auf das Gummi Vibrationen überträgt. Dies<br />
kann mit einer sehr dünnen Unterlegscheibe aus Polyamid,<br />
mit Grafitpulver oder einem Öltropfen auf der Membrane<br />
erreicht werden.<br />
132<br />
a b<br />
Abb. 10.86 Winkelverschweißte Teile<br />
Bei dem hier gezeigten Magnetventil aus glasfaserverstärktem<br />
ZYTEL ® Polyamid liegt der Berstdruck bei 8-9 MPa.<br />
Ein bedeutender Vorteil gegenüber selbstschneidenden Schrauben<br />
liegt darin, daß ein verschweißter Körper bis zum Berstdruck<br />
dicht bleibt.<br />
Abb. 10.87 Membrangehäuse<br />
Vergleich mit <strong>and</strong>eren Schweißtechniken<br />
Das Vibrationsschweißen überschneidet sich in der Praxis<br />
nicht mit dem Ultraschallschweißverfahren, obwohl sie in<br />
einigen Fällen beide anwendbar sind. Das Magnetventil<br />
in Abb. 10.87 läßt sich zum Beispiel leicht ultraschallverschweißen.<br />
Die hohe Frequenz kann jedoch die dünne Metallfeder<br />
brechen. In diesem Fall wird das gesamte Gehäuse<br />
unbrauchbar. Manchmal verhindert eine komplexe Teilegeometrie,<br />
daß eine Sonotrode nicht nahe genug an die<br />
Schweißnaht kommt. Zudem erfordern gas- und luftdichte<br />
Ultraschallschweißnähte enge Toleranzen, die sich nicht<br />
immer erreichen lassen.<br />
Dünnw<strong>and</strong>ige Behälter wie Taschenlampen können niemals<br />
mit einer Schweißnaht versehen werden, die groß genug ist,<br />
um den erforderlichen Berstdruck zu erreichen. Daher wäre<br />
es unklug, sie auf Vibrationsmaschinen zu verschweißen. Hier<br />
ist das Ultraschallverfahren zu bevorzugen.<br />
Das Vibrationsschweißen kann in vielen Anwendungen in<br />
Konkurrenz zum Heizelementschweißen stehen. Hier bietet<br />
es einige wichtige Vorteile:<br />
– sehr viel kürzerer Gesamtzyklus;<br />
– geringere Verzugsempfindlichkeit, da der relativ hohe<br />
Schweißdruck das Teil abflacht;<br />
– da der geschmolzene Kunststoff nicht der Umgebungsluft<br />
ausgesetzt wird, eignet sich das Verfahren für alle Kunststofftypen.<br />
Das Vibrationsschweißen steht nicht in Konkurrenz zum reinen<br />
<strong>Rotationsschweißen</strong>. Für alle kreisförmigen Teile, die<br />
keine festgelegte Positionierung erfordern, ist das <strong>Rotationsschweißen</strong><br />
immer noch die günstigste und schnellste Fügetechnik.
Konstruktive Erwägungen<br />
für vibrationsverschweißte Teile<br />
Teile, die für ein Verbinden mit der Vibrationsschweißtechnik<br />
gedacht sind, müssen korrekt ausgelegt werden, um Fehler<br />
und Ausschüsse zu vermeiden. Es ist unbedingt erforderlich,<br />
daß die Verbindungsflächen anein<strong>and</strong>er anschliessen.<br />
Der erste Schritt ist die Wahl einer geeigneten Schweißnaht<br />
mit der erforderlichen Festigkeit und Dichte. In dieser<br />
Entwicklungsphase sollte entschieden werden, ob Gratspeicher<br />
oder Mittel zur Verdeckung oder zum Verstecken<br />
der Schweißnaht erforderlich sind.<br />
Wichtig ist es, den Schweißflansch um das Teil herum zu<br />
stützen, um einen gleichmäßigen Druck über der gesamten<br />
Schweißfläche aufrecht zu erhalten.<br />
Falls, wie in Abb. 10.88 gezeigt wird, die Vorrichtung diese<br />
Anforderung aufgrund einer Unterbrechung nicht erfüllen<br />
kann, sind Schwachstellen oder Leckstellen zu erwarten.<br />
Dünne Rippen sind jedoch zulässig, falls ihre Dicke etwa<br />
80% des W<strong>and</strong>querschnittes (Abb. 10.89) nicht überschreitet.<br />
Besondere Sorgfalt muß darauf verwendet werden, daß die<br />
Vibrationen von der Vorrichtung auf das Teil mit so wenig<br />
Energieverlust wie möglich übertragen werden müssen.<br />
Solcher Verlust kann von einem zu großem Spiel in der<br />
Vorrichtung herrühren oder weil das Teil zu weit von der<br />
Schweißnaht entfernt gehalten wird.<br />
Kreisförmige Teile ohne Vorsprünge, die ein festes Einspannen<br />
erlauben, müssen mit Rippen versehen werden, wie in<br />
Abb. 10.78a gezeigt wird.<br />
Bei Teilen mit relativ dünnen Wänden oder Teile aus weichen<br />
Materialien sollten Vibrationen auf das Formtteil so<br />
nahe wie möglich an der Schweißfläche übertragen werden.<br />
Bei nicht kreisförmigen Teilen ist dies häufig nur möglich<br />
mit einer Auslegung, die der in Abb. 10.79B ähnelt, ungeachtet<br />
ob es sich um eine Linear- oder Winkelschweißnaht<br />
h<strong>and</strong>elt.<br />
Abb. 10.88 Schlechte Schweißnahtauslegung<br />
L = 0,8 T T<br />
Abb. 10.89 Rippen in vibrationsverschweißten Teilen<br />
Einige Materialien mit einem hohen Reibungskoeffizienten<br />
wie zum Beispiel Elastomere, erfordern eine anfängliche<br />
Oberflächenschmierung, bevor sie zufriedenstellend im<br />
Vibrationsschweißverfahren verschweißt werden können.<br />
Die während des Vibrationszyklusses erzeugte Menge an<br />
geschmolzenem Kunststoff steht in direkter Beziehung zur<br />
Flachheit der Oberfläche. Steife Teile, besonders aus glasfaserverstärkten<br />
Kunststoffen, flachen möglicherweise nicht<br />
vollständig durch den Schweißdruck ab und erfordern somit<br />
längere Vibrationszyklen, um eine gute Schweißnaht zu<br />
erhalten. Bei der Auslegung und Herstellung solcher Teile<br />
ist somit zu beachten, daß die gesamte Montagezeit teilweise<br />
von der Planheit der Schweißnaht abhängt, die wiederum mit<br />
einer entsprechenden Auslegung verbessert werden kann.<br />
Abb. 10.90a Vibrationsschweißmaschine<br />
133
Abb. 10.90b Kommerzielle Linear- und Winkelschweißmaschine<br />
Hersteller: Mecasonic SA, Zone industrielle,<br />
Rue de Foran, Ville-la-Gr<strong>and</strong>, Case postale 218,<br />
74104 Annemasse Cédex, Frankreich.<br />
134<br />
Abb. 10.90c Kommerzielle Linearschweißmaschine.
Heizelementschweißen<br />
Einleitung<br />
Beim Heizelementschweißen werden Teile aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen mitein<strong>and</strong>er verbunden. Diese Verbindungstechnik<br />
eignet sich für nicht-symmetrische Teile mit<br />
empfindlichen Einbaukomponenten, die man dem Vibrations-<br />
oder Ultraschallschweißen nicht aussetzen kann.<br />
Die Verbindung der Teile aus Thermoplasten wird dadurch<br />
bewirkt, daß man ihre Verbindungsflächen mit einem Heizelement<br />
in Berührung bringt, das mit TEFLON ® PTFE<br />
beschichtet und elektrisch aufgeheizt ist. Anschließend werden<br />
die Kontaktflächen zusammengepreßt. Beim Einsatz von<br />
speziell konstruierten Schweißmaschinen können die Verbindungsflächen<br />
auch durch Strahlung erwärmt werden.<br />
Schweißzyklus<br />
I II III<br />
IV V VI<br />
Abb. 10.91 Heizelement-Schweißzyklus<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Die Abb. 10.91 zeigt einen typischen Schweißzyklus, bei<br />
dem ein elektrisch erwärmtes, mit TEFLON ® PTFE beschichtetes<br />
Heizelement zum Schmelzen der Verbindungsflächen<br />
benutzt wird.<br />
Konstruktion der Schweißnaht<br />
Beim Heizelementschweißen von Konstruktionswerkstoffen<br />
sollte die Schweißfläche «W» mindestens 2,5 × W<strong>and</strong>dicke<br />
«T» betragen (Abb. 10.92a).<br />
Abb. 10.92b-c zeigen Möglichkeiten, durch Materialaufnahmerillen<br />
den entstehenden Grat zu verdecken. Spalt «a» muß<br />
so ausgebildet sein, daß sich die äußeren Lippen nach dem<br />
Schweißen vollständig schließen. Da diese Lösung die wirksame<br />
Schweißfläche reduziert, kann es nötig sein, breitere<br />
Kontaktflächen vorzusehen, um die Festigkeit einer einfachen<br />
Schweißnaht zu erreichen.<br />
a b<br />
W = 2,5 T<br />
T<br />
c d<br />
W = 3 T<br />
T<br />
0,5 T<br />
Abb. 10.92 Auslegung der Schweißnaht für Heizelementschweißen<br />
Dünnw<strong>and</strong>ige Teile können eine Führungsaufnahme erforderlich<br />
machen, wie zum Beispiel «a» in Abb. 10.92d.<br />
So wird sichergestellt, daß ein gleichmäßiger Druck auf die<br />
ganze Schweißfläche wirkt.<br />
Man beachte in diesem Beispiel die durch Rippen verstärkte<br />
Schweißfläche und die Unterstützung durch die Aufnahme<br />
an den Punkten «b» und «c», die eine gute Schweißdruckverteilung<br />
bewirken.<br />
Konstruktionshinweise<br />
für das Heizelementschweißen<br />
Die Teile müssen so konstruiert sein, daß kein Ausschuß<br />
entsteht. Es ist unbedingt erforderlich, daß die Verbindungsflächen<br />
plan sind, deshalb sollten die Gestaltungsprinzipien<br />
für Konstruktionswerkstoffe strikt eingehalten werden.<br />
Gleichmäßige W<strong>and</strong>dicken und ausgerundete Ecken sind<br />
absolut notwendig.<br />
b<br />
T<br />
3-3,5 T<br />
1,2 T<br />
c<br />
a<br />
3 T<br />
a<br />
135
Grenzen des Heizelementschweißens<br />
– Polyamide eignen sich nicht für das Heizelementschweißen,<br />
da die Schmelze während des Schweißvorganges oxidiert.<br />
Das oxidierte Material läßt sich nicht zufriedenstellend<br />
verschweißen.<br />
– Verglichen mit <strong>and</strong>eren Schweißverfahren, sind die<br />
Zyklen beim Heizelementschweißen lang (im Bereich<br />
von 30-45 s).<br />
– Es können Probleme dadurch auftreten, daß das Polymer<br />
an dem Heizelement haftet. Eine Beschichtung des Heizelementes<br />
mit TEFLON ® PTFE verringert dieses Problem<br />
erheblich.<br />
– Bei dieser Methode können nur Materialien mit ähnlicher<br />
Struktur verschweißt werden.<br />
Anwendungsbeispiele<br />
Anwendungsbeispiele für das Heizelementschweißen werden<br />
in Abb. 10.93 gezeigt.<br />
Abb. 10.93 a – Teile für Gaszähler<br />
136<br />
b – Abfluß<br />
c – Feuerzeug<br />
Heizelementschweißen von ZYTEL ®<br />
Zwei der Hauptprobleme beim Verschweißen von ZYTEL ®<br />
Polyamid 66 sind Oxidation und Kristallisationsgeschwindigkeit.<br />
Im Gegensatz zu den Schernähten beim Ultraschallverschweißen<br />
oder den Schweißnähten beim Vibrationsverfahren<br />
wird die Nahtfläche kalter Luft ausgesetzt, sobald die<br />
Heizelemente entfernt werden, um die beiden Teile mitein<strong>and</strong>er<br />
zu verbinden. Während dieser Zeit weist der Kunststoff<br />
eine hohe Oxidationsneigung auf, wodurch sich die<br />
Schweißnahtfestigkeit verschlechtert.<br />
Doch bei sorgfältiger Beachtung gewisser Parameter lassen<br />
sich mit dem Heizelementverfahren Schweißnähte mit hoher<br />
Festigkeit erzielen – ausgehend von der Festigkeit des Grundmaterials.<br />
ZYTEL ® muß sich im spritztrockenen Zust<strong>and</strong> befinden. Ideal<br />
ist ein Verschweißen direkt nach dem Formgebungsprozeß,<br />
obwohl auch nach 48 Stunden noch akzeptable Ergebnisse<br />
erzielt werden. Falls dies nicht durchführbar ist, müssen die<br />
Teile auf einen Feuchtegehalt von unter 0,2% heruntergetrocknet<br />
werden. Die Feuchtigkeit beeinflußt die Schweißnahtqualität<br />
in großem Maße. Ein schaumartiger Schweißwulst<br />
deutet darauf hin, daß «feuchtes» Material verwendet<br />
wurde. Feuchtigkeit wird die Oxidationsneigung und Porösität<br />
der Schweißnaht erhöhen und so die Schweißnahtfestigkeit<br />
um bis zu 50% reduzieren.<br />
Füllstoffe im Kunststoff beeinträchtigen ebenso die Schweißnahtfestigkeit.<br />
Die stärkste Naht wird mit ungefärbtem, unverstärktem<br />
Polyamid erreicht. Da sich Glasfasern nicht verschweißen<br />
lassen und über die Naht legen, wird die Schweißnaht<br />
ähnlich schwach wie in einem Formteil: die Festigkeit<br />
wird um bis zu 50% reduziert. Die Nahtfestigkeit steht im<br />
umgekehrt proportionalen Verhältnis zum Glasfaseranteil.<br />
Mehr Glasfasern = niedrigere Festigkeit. Ruß beeinträchtigt<br />
ebenso die Schweißnahtqualität.<br />
Heizplattentemperatur. Als allgemeine Richtlinie gilt eine<br />
Temperatureinstellung der Platte auf +20° C über der<br />
Schmelzentemperatur des zu schweißenden Kunststoffs.<br />
Bei ZYTEL ® PA66 mit einer Schmelzentemperatur von 262°C<br />
läge die Plattentemperatur bei etwa 285° C. Dabei ist auf<br />
TEFLON ® oder PTFE-Beschichtungen der Platten zuachten,
die ein Festkleben verhindern sollen, da sich die TEFLON ®<br />
Versiegelung bei dieser Temperatur aufzulösen beginnt.<br />
Bei einer Temperatur von 270-275° C beginnt TEFLON ® zu<br />
verdampfen und das PTFE-B<strong>and</strong> zeigt sichtbare Blasen. Um<br />
diese Problem zu vermeiden, sollte die Temperatur der Platte<br />
265-270°C betragen. Da sie somit unterhalb der –20°C-Regel<br />
liegt, ist eine längere Durchwärmzeit erforderlich, um die<br />
niedrigere Temperatur auszugleichen. Ein weiteres Schweißproblem<br />
bei hohen Temperaturen ist ein Verzug der Aluminiumplatte<br />
bei etwa 275° C. Hier sollten Aluminium-Bronze-<br />
Platten verwendet werden, die bis 500° C beständig sind.<br />
Die Einspannposition der beiden Teile ist äußerst wichtig. Falls<br />
der Halter aus Metall besteht und das Teil bis in Schweißnahtnähe<br />
umfaßt, wirkt er wie ein starker Wärmeabzug, da er<br />
die während der Durchwärmzeit im Teil aufgebaute Wärme<br />
entzieht. Eine schnelle Kühlung der Teile führt zu einer<br />
hohen Kristallisationsrate, die ein zufriedenstellendes Verschweißen<br />
der Teile verhindert. Eine langsame Kühlung ist<br />
generell von Vorteil. Dieses Problem kann mit nichtmetallischen<br />
Haltern gelöst werden.<br />
Abb. 10.94 Heizelement-Schweißmaschine.<br />
Andere Parameter<br />
Durchwärmzeit, abhängig vom Teil und von der Naht,<br />
normalerweise im Bereich von min. 15 Sekunden.<br />
Kühl-/Haltezeit, ähnlich wie Durchwärmzeit.<br />
Drücke während der Schweißphase von<br />
0,5 bis 2 MPa = 5 – 20 bar.<br />
Nahtauslegung, als Faustregel gilt:<br />
Nahtabmessung = 2,5 × Dicke. Tests ergaben, daß die<br />
Schweißnaht bei einer generellen W<strong>and</strong>stärke von 2 mm<br />
5 mm dick sein sollte. Je nach Einsatzbedingungen des Teils,<br />
ist eine maximale Festigkeit unter Umständen nicht erforderlich.<br />
Für ein kleines Entlüftungsrohr zum Beispiel wäre keine<br />
so hohe Nahtfestigkeit erforderlich wie für eine Befestigungsschelle.<br />
So kann mit einer dünneren Schweißnaht gearbeitet<br />
werden, 1,5 bis 2 × T.<br />
Das Durchwärmen einer kleineren Oberfläche beschleunigt<br />
die Schweißzyklen.<br />
137
Transmissions-<br />
Laserstrahlschweißen<br />
Zwei Teile, von denen eines aus einem durchlässigen Material<br />
bestehen muß, werden mit Laserlicht verschweißt, wodurch<br />
beide Materialien an den Grenzflächen verschmolzen werden.<br />
Das Wort «LASER» ist ein Akronym und steht für:<br />
Light Amplification by the Stimulated Emission<br />
of Radiation<br />
(Lichtverstärkung durch angeregte Strahlungsemission)<br />
Das Laserkonzept wurde erstmals 1917 von Albert Einstein<br />
eingeführt, doch erst 1960 stellte Edward Teller den ersten<br />
Laser her. In nur 40 Jahren sind Laser zu einem Teil unseres<br />
alltäglichen Lebens geworden – in Druckern, CD-Playern,<br />
Barcode-Scannern, in der Chirurgie und in Kommunikationsgeräten.<br />
Ein Laser erzeugt und verstärkt einen intensiv gebündelten<br />
Strahl aus kohärentem Licht. Elektronen emittieren Strahlung<br />
und normalerweise streut ihr Licht zufällig in beliebige Richtungen.<br />
Das Ergebnis ist inkohärentes Licht – ein Fachbegriff<br />
für ein Gewimmel von Photonen, die sich in alle Richtungen<br />
zerstreuen. Der Trick bei der Erzeugung von kohärentem Licht<br />
liegt darin, die richtigen Atome mit den richtigen inneren<br />
Speichermechanismen zu finden und ein Umfeld zu erzeugen,<br />
in dem sie alle kooperieren, um ihr Licht zur richtigen<br />
Zeit in nur eine Richtung abzustrahlen.<br />
In dem Laser von Ed Teller werden Atome oder Moleküle<br />
eines Rubins in einem sogenannten Laser-Resonator erregt.<br />
Aufgrund von Spiegeln an beiden Enden des Resonators wird<br />
Energie hin und her reflektiert und bei jedem Durchgang aufgebaut,<br />
bis der Prozeß an einem bestimmten Punkt einen<br />
plötzlichen Ausbruch an kohärenter Strahlung erzeugt, da<br />
sich alle Atome in einer schnellen Kettenreaktion entladen<br />
= der Laserstrahl.<br />
Atome verschiedener Materialien erzeugen Laserstrahlen<br />
unterschiedlicher Wellenlängen. Lichtwellenlängen sind<br />
sehr klein und werden gewöhnlich in Nanometern gemessen,<br />
wobei 1 nm = 0,000001 mm ist.<br />
Sichtbare Strahlung (Licht) für das menschliche Auge hat<br />
eine Wellenlänge zwischen 300 nm und 780 nm.<br />
Verschiedene Lasertypen<br />
Einige der herkömmlichsten Laser sind unten aufgelistet:<br />
CO2 Kohlendioxidmoleküle, emittieren Infrarotlicht.<br />
Nd:YAG Neodymium: Yttrium Aluminium Garnet synthetischer<br />
Kristall.<br />
Diode Halbleiter.<br />
Excimer Gasgemisch, emittiert ultraviolettes Licht.<br />
Tabelle 10.01 Verschiedene Lasertypen<br />
CO2 Nd:YAG Diode Excimer<br />
Wellenlänge nm 10,600 1,060 800-1,000 150-350<br />
Leistung KW 45 4 4 1<br />
Effizienz % 10 3 30 1<br />
Ca. Preis $ 30,000* 60,000* 15,000* 120,000*<br />
(*pro 100 W)<br />
138<br />
Laser werden in der Industrie seit einiger Zeit für das Schneiden<br />
von Werkstoffen verwendet. Wenn er Stahl bei sehr hohen<br />
Temperaturen schmelzen kann, so schlußfolgerte man, müsse<br />
ein leistungsschwächerer Laser auch Kunststoffe schneiden<br />
können, ohne die gesamte Probe zu verdampfen. Dann wurde<br />
entdeckt, daß einige Kunststoffe in der Wellenlänge eines<br />
Laserlichts durchlässig erscheinen, während <strong>and</strong>ere die<br />
Energie absorbieren und Hitze erzeugen.<br />
Angesichts dieses Konzepts wurde das Verfahren des Transmissions-Laserschweißens<br />
(TLW) entwickelt.<br />
durchlässiges oberes<br />
Material<br />
Fig. 10.95a Transmissions-Laserschweißkonzept<br />
gebündelter<br />
Laserstrahl<br />
Absorbierendes<br />
unteres Material<br />
Der Laserstrahl passiert das obere Material ohne Energieverluste<br />
oder Beschädigung des Kunststoffes. Der Strahl wird<br />
dann vom unteren Material absorbiert und verursacht ein<br />
schnelles Aufheizen. Dieser thermische Effekt schmilzt das<br />
untere Material auf, welches wiederum das obere Material<br />
erwärmt und eine Schweißstelle erzeugt. Tabelle 10.01 zeigt,<br />
warum der Diodenlaser aufgrund seiner hohen Effizienz<br />
gegenüber <strong>and</strong>eren Lasertypen in der Industrie für diese<br />
Schweißtechnik bevorzugt wird.<br />
Vorteile des TLW<br />
– Hohe Schweißgeschwindigkeiten, 15 m/min. nachgewiesen.<br />
– Laserkosten sind heute gegenüber <strong>and</strong>eren Fügetechniken<br />
konkurrenzfähig.<br />
– Niedrige Laserenergie erforderlich,
Begrenzungen<br />
– Materialien mit unterschiedlichen Absorptionseigenschaften<br />
für Laserenergie sind erforderlich.<br />
– Enger Kontakt an der Naht erforderlich, kein Teileverzug,<br />
sehr geringe Fugenfüllfähigkeit.<br />
– Einschränkungen der Nahtauslegung, Laser muß die Naht<br />
sehen.<br />
– Füllstoffe können Probleme erzeugen, d.h. Mineralien,<br />
Glasfasern, Kohlenstoffe.<br />
Für TLW erforderliche Materialeigenschaften<br />
Das obere transparente Material muß eine gute Durchlässigkeit<br />
aufweisen, um ein wirksames Schweißen zu ermöglichen.<br />
Vorh<strong>and</strong>ene Glasfasern, Füllstoffe usw. wirken wie kleine<br />
Reflektoren, die den Laserstrahl zerstreuen und so die Energie<br />
an der Grenzfläche reduzieren. Die meisten ungefärbten<br />
Typen (NC) von <strong>DuPont</strong> weisen mit wenigen Ausnahmen,<br />
z.B. ZENITE ® , eine ausreichende Durchlässigkeit für das<br />
Laserschweißen auf.<br />
Das untere absorbierende Material muß die Laserenergie<br />
aufnehmen, jedoch nicht zu schnell. Das einfachste Additiv<br />
für eine Absorption ist Kohlenstoff, daher absorbieren fast<br />
alle unseren schwarzen Kunststoffe die Laserenergie. Falls<br />
das Material zu viel Kohlenstoff enthält, verbrennt es eventuell<br />
zu schnell, bevor eine gute Schmelzzone erreicht werden<br />
kann. Zu wenig Kohlenstoff läßt den Laserstrahl das<br />
Material passieren, ohne eine ausreichende Hitze zu erzeugen,<br />
die ein Schmelzen an der Grenzfläche bewirkt. Eine<br />
sorgfältige Balance ist erforderlich.<br />
Materialfarben<br />
Erste Tests wurden mit ungefärbten Kunststoffen (NC) auf<br />
einem mit Kohlenstoff gefärbten Kunststoff durchgeführt.<br />
In bestimmten Anwendungen ist diese Schwarz-Weiß-Optik<br />
akzeptabel, in <strong>and</strong>eren Segmenten ist eine völlig schwarze<br />
Baugruppe erforderlich – vor allem in Automobilanwendungen.<br />
Dies kann durch den Einsatz spezieller Pigmente erreicht<br />
werden. Sie sorgen dafür, daß die Transparenz des oberen<br />
Teils vom Laser aus betrachtet mit ihrem ungefärbten<br />
Zust<strong>and</strong> identisch ist, für das menschliche Auge jedoch<br />
absorbiert das Material das Licht und erscheint schwarz.<br />
100<br />
Transparenz,<br />
%<br />
0<br />
sichtbare Zone<br />
UV IR<br />
400 780<br />
Wellenlänge, nm<br />
800-950<br />
Abb. 10.05b Wellenlängenbereich, in dem ein schwarzes Material<br />
transparent wird<br />
Eigenschaften von Materialien von <strong>DuPont</strong><br />
Tabelle 10.02 zeigt eine Reihe von NC-Typen von <strong>DuPont</strong>.<br />
Mit diesen Werten läßt sich bestimmen, ob ein Kunststoff<br />
im Laserverfahren verschweißt werden kann.<br />
Tabelle 10.02 Mittlere Infrarot-Analyse bei 940 nm Wellenlänge<br />
% Durchlässigkeit % Reflektion % Absorption<br />
DELRIN ® 500P 45,14 47,81 7,05<br />
HYTREL ® G4774 29,96 52,14 17,9<br />
HYTREL ® G5544 27,74 56,55 15,71<br />
HYTREL ® 4078W 34,7 42,8 22,5<br />
HYTREL ® 4556 33,32 45,53 21,15<br />
HYTREL ® 5556 28,38 53,92 17,7<br />
RYNITE ® 530 5 42 53<br />
RYNITE ® FR515 5,9 64,43 29,67<br />
CRASTIN ® SK605 8 59 33<br />
ZYTEL ® 101 80,61 9,64 9,75<br />
ZYTEL ® 73G30 48,28 12,72 39<br />
ZYTEL ® 70G33 36,8 23,68 39,52<br />
ZYTEL ® HTN51G35 19,15 29,48 51,37<br />
ZENITE ® 6330 0,65 76 23,35<br />
ZENITE ® 7130 0,13 69 30,87<br />
Zu sehen ist, daß ZENITE ® einen Großteil der Laserenergie<br />
reflektiert und daher nicht verschweißt werden kann. Auch<br />
RYNITE ® hat eine geringe Transparenz und erfordert hohe<br />
Laserenergien, um eine Schweißnaht zu erzeugen.<br />
Schweißnahtfestigkeit<br />
Die Schweißnahtfestigkeit kann auf vielfältigen Wegen<br />
gemessen werden. Häufig wird sie aufgrund einer Zugprüfung<br />
in «MPa» angegeben. Diese Einheit kann mit ISO-Daten für<br />
ungeschweißte Prüfstäbe verglichen werden und ist unabhängig<br />
von der Schweißnahtgröße. Dies ist dann übertragbar in<br />
einen Schweißfaktor, d.h. die Schweißnahtfestigkeit (MPa)<br />
geteilt durch die Festigkeit des Grundmaterials. Beträgt ein<br />
Schweißfaktor somit 1, bedeutet dies, daß die Schweißnahtfestigkeit<br />
identisch ist mit der Festigkeit des Grundmaterials.<br />
Dies ist eine wirksame Methode, um Materialien mit der gleichen<br />
Nahtgröße zu vergleichen.<br />
Mit dem Laserstrahlschweißverfahren kann die Nahtgröße<br />
durch eine Anpassung der Schweißzone leicht verändert<br />
werden, indem der Laserabst<strong>and</strong> zur Schweißnaht ganz einfach<br />
vergrößert oder verkleinert wird. Die maximale Festigkeit<br />
(gemessen in N) der Schweißnaht kann dann für einen<br />
gegebenen Materialtyp erhöht werden.<br />
Mit einer guten Nahtauslegung und guten Verarbeitungsparametern<br />
tritt ein Versagen häufig im Grundmaterial von der<br />
Naht entfernt auf.<br />
139
Typische Nahtauslegungen<br />
Abb. 10.95c Unterschiedliche Auslegung von Laser-Schweißnähten<br />
Maschinenlieferanten und Institute<br />
Verschiedene bekannte Hersteller von Fügeanlagen sind im<br />
TLW-Bereich tätig. Branson und Bielomatik aus Deutschl<strong>and</strong><br />
bieten kommerzielle Laserschweißanlagen an, zielen<br />
jedoch nicht auf den Ersatz von Vibrations-, Heizelementund<br />
Ultraschallschweißgeräten ab, sondern auf eine Erweiterung<br />
durch alternative Verfahren. Ihre Maschinen haben einen<br />
Leistungsbereich bis zu 50 W.<br />
Institute wie das TWI in Großbritannien und das Fraunhofer<br />
Institut in Deutschl<strong>and</strong> verfügen ebenso über große Erfahrungen<br />
und haben Zugang zu leistungsfähigeren Lasern. Andere<br />
Maschinenhersteller sind Herfurth aus Großbritannien und<br />
Leister aus der Schweiz.<br />
140<br />
Eine Dioden-Lasermaschine von Leister ist in Meyrin installiert<br />
und weist folgende Merkmale auf:<br />
Lasertyp = Diode-Laser<br />
Wellenlänge λ = 940 nm<br />
Max. Leistung = 35 W<br />
Max. Lichtregeldurchmesser = ∅ 0,6 mm bis ∅ 3 mm<br />
Max. Geschwindigkeit = 150 mm/s<br />
Positioniergenauigkeit = 2 mm<br />
Ebenso verfügbar innerhalb der Organisation von <strong>DuPont</strong> ist<br />
ein 500 W Diodenlaser in Japan.
Abb. 10.95d Laserstrahlschweißmaschine<br />
141
Nieten<br />
Nietmaschinen<br />
Nieten ist eine vorteilhafte und kostengünstige Montagetechnik<br />
zur festen, dauerhaften mechanischen Verbindung von<br />
Teilen. Sie beruht auf der bleibenden Verformung oder Dehnung<br />
eines Niets, eines Zapfens oder eines ähnlichen Teils<br />
bei Raumtemperatur oder bei erhöhten Temperaturen.<br />
Stauchen erfolgt durch Druckbelastung des Endes eines Nietschafts,<br />
während der Teilkörper eingespannt und umschlossen<br />
wird. Ein Nietkopf wird durch Fließen des Kunststoffs<br />
gebildet, wenn die Druckbelastung die Streckspannung übersteigt.<br />
Die verwendete Ausrüstung reicht von einer einfachen Dornpresse<br />
und einem H<strong>and</strong>schraubstock bis zu einem Stanzwerkzeug<br />
mit einer automatischen Aufspannvorrichtung für komplexes<br />
Mehrfachstauchen. Beispiele für Werkzeuge zum<br />
Stauchen von Nieten sind in Abbildungen 10.96 und 10.97<br />
dargestellt. Wenn das Werkzeug mit den zu verbindenden<br />
Teilen in Kontakt gebracht wird, wird der Bereich um den<br />
vorstehenden Nietschaft mit einer federgespannten Schafthülse<br />
vorbelastet, um eine exakte Passung der Teile zu gewährleisten.<br />
Der Stauchstempel des Werkzeugs staucht dann<br />
das Ende des Nietschafts und schafft eine feste, dauerhafte<br />
mechanische Verbindung.<br />
Das Stauchen eignet sich für viele Anwendungen. Die nachstehenden<br />
Leitlinien sollten bei der Konstruktion berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die verschiedenen Stufen eines Nietvorganges werden in<br />
Abb. 10.98 gezeigt.<br />
Werkzeughub<br />
Stützplatte<br />
Stauchwerkzeug<br />
Abb. 10.96 Stauchwerkzeug<br />
142<br />
D<br />
d<br />
Stauchwerkzeug<br />
Pilot<br />
D>d<br />
Vorspannfeder<br />
Vorlast-<br />
Schafthülse<br />
Kunststoff-<br />
Formstück<br />
0,7 t<br />
0,2 t<br />
t<br />
0,7 t<br />
0,1 t<br />
90 °<br />
Abb. 10.97 Stauchwerkzeug<br />
1. Ausrichten des<br />
Werkzeuges<br />
Abb. 10.98 Nietvorgang<br />
Der Nietvorgang<br />
Ø 1,0 t<br />
Ø 1,4 t<br />
Ø 2,5 t<br />
Ø 1,5 t<br />
Ø t<br />
r 0,1 t<br />
Vorspannfeder<br />
Stauchwerkzeug<br />
Pilot-Schafthülse<br />
Die plastische Verformung wird durch Druck und nicht<br />
durch Schlag verursacht.<br />
Die folgende Tabelle zeigt die empfohlene Werkzeugkraft<br />
und Federvorspannung für verschiedene Nietdurchmesser.<br />
t 2 mm 3 mm 4 mm 5 mm 6 mm 8 mm 10 mm<br />
Federvor-<br />
Spannung<br />
20 kg 45 kg 80 kg 120 kg 200 kg 300 kg 500 kg<br />
Werkzeug- 40 kg<br />
kraft (min.)<br />
90 kg 160 kg 240 kg 400 kg 600 kg 1000 kg<br />
1,5 t<br />
2. Nieten 3. Geformter Kopf
Relaxation von Niet und Nietkopf<br />
Die Neigung eines geformten Nietkopfes, seine ursprüngliche<br />
Form wieder einzunehmen, hängt von den Relaxationseigenschaften<br />
des eingesetzten Materials und der Umgebungstemperatur<br />
ab.<br />
Anwendungsbeispiele<br />
Abb. 10.99 zeigt Beispiele von genieteten Teilen.<br />
a – Turbinenrad<br />
Abb. 10.99 Anwendungsbeispiele für das Nieten<br />
Besondere Hinweise<br />
– Wird unmodifiziertes ZYTEL ® Polyamid genietet, so ist es<br />
ratsam, das Teil auf Gleichgewichtszust<strong>and</strong> bei 50% rel.<br />
Luftfeuchte zu konditionieren. Im spritztrockenen Zust<strong>and</strong><br />
ist das Material zu spröde. Schlagfeste Kunststoffe, wie<br />
z.B. ZYTEL ® ST und ZYTEL ® 408 Polyamide, können in<br />
spritztrockenem Zust<strong>and</strong> genietet werden.<br />
– Beim Nieten auf Blech ist es notwendig, alle Bohrungen<br />
zu entgraten, um das Abscheren des Kopfes zu vermeiden.<br />
Um sicherzustellen, daß die Verbindung von Blech und<br />
Thermoplasten sich nicht löst, sollte in diesem Fall das<br />
Ultraschall-Nieten angew<strong>and</strong>t werden.<br />
b – Turbinenrad c – Gehäuse für Untersetzungsgetriebe<br />
143
Konstruieren von lösbaren Verbindungen<br />
Um die Recyclingfähigkeit von Kunststoffteilen zu verbessern,<br />
sollten Bauteile so konstruiert werden, daß eine<br />
Demontage möglich ist. In diesem Zusammenhang sind<br />
folgende Aspekte zu berücksichtigen:<br />
Verwenden Sie soweit wie möglich St<strong>and</strong>ardmaterialien<br />
• Werden mehrere Materialien in einem Teil verwendet,<br />
nutzen Sie Verbindungsarten, die sich zu einem späteren<br />
Zeitpunkt leicht lösen lassen, siehe auch Tabelle 10.03.<br />
Tabelle 10.03 Verbindungstechniken für Kunststoffteile im Vergleich<br />
144<br />
• Eine Demontage sollte möglichst durch Roboter erfolgen<br />
können.<br />
Die Konstruktion sieht eine einfache Reinigung und<br />
Wiederverwertung des Teils vor.<br />
• Das Material ist durch eine Teilecodierung identifizierbar,<br />
beispielsweise >PA66-35GF< für PA66 mit 35% Glasfaserverstärkung.<br />
• Einsätze (<strong>and</strong>ere Materialien) sind leicht entfernbar,<br />
beispielsweise durch «Ausbrechtechniken».<br />
Verbindungstechnik Materialpaarung Recyclingfähigkeit Lösbarkeit<br />
Schrauben beliebig gut gut, aber zeitaufwendig<br />
Schnapphaken beliebig sehr gut gut, wenn korrekt<br />
konstruiert<br />
Pressen beliebig gut mangelhaft bis befriedigend<br />
Schweißen Typen einer Serie sehr gut nicht lösbar (nicht immer<br />
anwendbar)<br />
Kleben beliebig mangelhaft mangelhaft<br />
Umspritzen beliebig befriedigend mangelhaft