ein geeignetes Modell zur kosteneffizienten CO 2 - VRE
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STROM OHNE GRENZEN<br />
12<br />
WO STEHT DER EUROPÄISCHE STROMMARKT?<br />
Ressourcen verfügen, aus politischer Rücksichtnahme in solcher<br />
Offenheit nicht gesprochen worden. Aber haben die Ereignisse <strong>zur</strong><br />
Jahreswende 2005/06 und die seitdem – gerade in Deutschland –<br />
geführten Diskussionen über Russland als verlässlichen Energiepartner<br />
nachhaltige Wirkung? Ist jetzt <strong>ein</strong>e wirklich europäische<br />
Energiepolitik tatsächlich machbar? Zweifel sind hier sicher<br />
angebracht, doch ist daran zu erinnern: Die EU hat schon ganz andere<br />
gem<strong>ein</strong>same Politiken durchgesetzt, deren Realisierung im Vorfeld<br />
häufig als kaum wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>ein</strong>geschätzt worden war. Der Euro<br />
ist hier das beste Beispiel, auch wenn noch nicht alle EU-Staaten<br />
diesen Schritt hin <strong>zur</strong> gem<strong>ein</strong>samen Währung gegangen sind.<br />
Vielleicht liegt überhaupt die Zukunft der Europäischen Union mit<br />
derzeit 25 und zukünftig wohl noch mehr Mitgliedstaaten in Mehrheitsentscheidungen?<br />
Energiepolitik für die EU-Zukunft entscheidend<br />
Es wird sich schon bald zeigen, ob die Mitgliedstaaten der Union die<br />
Zeichen der Zeit erkannt haben und Inhalt und Geist des Grünbuches<br />
folgen. Die meisten Energieressourcen sind endlich, und die Suche<br />
nach Alternativen begann weltweit viel zu spät. Lange wurden durchaus<br />
vorhandene Prognosen über die Knappheit der Energieressourcen<br />
nicht ernst genommen – auch weil sich in der Vergangenheit viele<br />
Voraussagen nicht bestätigt hatten. Rohstofflieferanten haben <strong>ein</strong><br />
gewaltiges Machtmittel in ihren Händen. Viele der endlichen und<br />
begehrten Ressourcen befinden sich in Regionen dieser Erde, die<br />
man gem<strong>ein</strong>hin als politisch wenig stabil bezeichnet. Seit wenigen<br />
Monaten spricht die Europäische Union denn auch von <strong>ein</strong>er<br />
European Energy Foreign Policy, <strong>ein</strong>er Europäischen Energie-Außenpolitik.<br />
Auch wenn manchen dies viel zu zentralistisch und<br />
europäisch ist: Lassen sich die energiepolitischen Herausforderungen<br />
dieser Tage noch national bewältigen? Energiekommissar Piebalgs:<br />
„Man muss ... die entscheidenden Fragen der Zukunft auf<br />
europäischer Ebene diskutieren.“ Wenn es der EU, den EU-Mitgliedstaaten,<br />
nicht schnell gem<strong>ein</strong>sam gelingen sollte, die<br />
anstehenden energiepolitischen Herausforderungen zu bewältigen,<br />
dann stellt sich vielleicht schon bald die Frage nach der Handlungsfähigkeit<br />
und Zukunft der Gem<strong>ein</strong>schaft überhaupt.<br />
Anmerkungen<br />
[1] Originaltitel des Grünbuches: „Green Paper „A European Strategy for Sustainable,<br />
Competitive and Secure Energy“, das gesamte Dokument findet sich unter<br />
http://europa.eu.int/comm/energy/green-paper-energy/index_en.htm<br />
[2] Grünbuch, Zitat S.5, 1. Absatz.<br />
[3] Grünbuch, Zitat S.11, 1. Absatz.<br />
Dr. R. Buttgereit, Direktor Vattenfall European Affairs Office, Brüssel<br />
r<strong>ein</strong>hold.buttgereit@vattenfall.de<br />
Dies gilt in ähnlicher Weise auch für viele andere Rohstoffe. Beispielhaft<br />
sei dies an der Preisentwicklung für Kupfer gezeigt (vgl.<br />
Abb. 1). Das Wirtschaftswachstum liegt dabei im Weltmaßstab weit<br />
über dem europäischen Niveau (vgl. Tab. 1). Ein kurzer Rückblick<br />
auf die Vertragsstrukturen in dem für die Preisentwicklung wichtigen<br />
Markt für Rohöl kann diese Entwicklung erklären [1]. Bis in die 70er<br />
Jahre wurde Rohöl im Wesentlichen von westlichen Ölgesellschaften<br />
auf der Basis langfristiger Verträge <strong>ein</strong>gekauft; an die Stelle langfristiger<br />
Verträge trat dann <strong>ein</strong>e stärkere Marktorientierung, die<br />
der größeren Vielfalt von Akteuren und dem größeren Volumen des<br />
Marktes Rechnung trug. Das Produkt Erdöl unterliegt dabei<br />
besonderen Produktionsstrukturen. Der Zeitbedarf für die<br />
Erschließung neuer Quellen ist bedeutend. Daraus folgt, dass Nachfrageschwankungen,<br />
die an die Grenzen des kurzfristigen Angebots<br />
stoßen, erhebliche Preisbewegungen <strong>zur</strong> Folge haben können. Diese<br />
auch als Preisvolatilität bezeichnete, die realen Verhältnisse auch<br />
stark überzeichnende Preisreaktion, ist für solche Marktgegebenheiten<br />
typisch. Dazu kommen die besonderen politischen Risiken in diesem<br />
Markt. Da <strong>ein</strong> bedeutender Teil der Reserven von Erdöl in politischen<br />
Krisenregionen liegt, können daraus zusätzliche Verstärkungen marktbedingter<br />
Preisbewegungen resultieren, die u. a. die Erwartungen<br />
der Marktteilnehmer widerspiegeln.<br />
Schließlich können sich auch die Finanzmärkte die Preisbewegungen<br />
zunutze machen, um aus erwarteten Preisdifferenzen Renditen für<br />
Kapitalanlagen abzuleiten. Zwar ändert dies an der realen Angebots-<br />
Nachfragekonstellation nichts, andererseits können die von Finanzinstitutionen<br />
veröffentlichten Erwartungen <strong>zur</strong> Preisentwicklung<br />
die Erwartungen der Marktteilnehmer verändern und damit –<br />
zumindest für begrenzte Zeiträume – das Geschehen an den realen<br />
Märkten auch tatsächlich be<strong>ein</strong>flussen.<br />
Sonderstellung der Rohstoffmärkte<br />
Rohstoffmärkte sind also in gewisser Weise „Märkte pur“. Für viele<br />
andere Märkte von Gütern und Dienstleistungen ist dagegen eher<br />
Preiskonstanz und periodische Preiskorrektur typisch, wobei die<br />
regelmäßig stattfindende Preiskorrektur häufig das Risiko von Preisänderungen<br />
zu antizipieren versucht, um damit die Intervalle<br />
zwischen Preiskorrekturen möglichst lang zu halten. Durch starke<br />
Tab. 1: Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts<br />
gewichtet mit Kaufkraftparitäten<br />
2004* 2005** 2006**<br />
OECD: 3,3 2,7 2,7<br />
Nord Amerika 4,1 3,4 3,2<br />
Europa 2,7 1,8 2,1<br />
Pazifik 2,8 3 2,9<br />
Entwicklungsländer: 6,2 5,7 5,3<br />
Afrika 5,1 5 5,6<br />
Lat<strong>ein</strong>amerika & Karibik 5,8 4,3 4,1<br />
Asien & Ozeanien 6,7 6,3 5,7<br />
OPEC 7,1 6,3 5,4<br />
GUS 8,4 6,5 6<br />
China 10,1 9,9 8,7<br />
Welt 5,2 4,6 4,4<br />
* geschätzt; ** Prognose • Quelle: OPEC Market Indicators, 02/2006<br />
ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 56. Jg. Special 6/2006