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ein geeignetes Modell zur kosteneffizienten CO 2 - VRE

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Zusatzkosten im konventionellen Kraftwerkspark<br />

durch den Ausbau der Windenergie<br />

Derk J. Swider<br />

Für die nächsten Jahre wird in Deutschland <strong>ein</strong> erheblicher Ausbau der Windenergie erwartet. Da die Erzeugung mit Windkraftanlagen<br />

vom fluktuierenden und schwer prognostizierbaren Winddargebot abhängt, kann die Frage gestellt werden, welche Auswirkungen<br />

durch <strong>ein</strong>e verstärkte Integration von Windenergie auf den Betrieb und damit auf die Kosten des konventionellen<br />

Kraftwerkparks zu erwarten sind. Diese Frage kann durch Anwendung stochastischer Fundamentalmodelle <strong>zur</strong> Abbildung des<br />

kostenminimalen Betriebs des Elektrizitätssystems nachgegangen werden. Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse entsprechender<br />

<strong>Modell</strong>anwendungen vorgestellt und diskutiert.<br />

In den letzten Jahren hat in Deutschland <strong>ein</strong> erheblicher Zubau<br />

von Windkraftanlagen stattgefunden. Prognosen der zukünftigen<br />

Entwicklung legen nahe, dass auch in den nächsten Jahren mit hohen<br />

Wachstumsraten zu rechnen ist. So wird bis 2020 <strong>ein</strong>e Steigerung<br />

der installierten Windleistung um mehr als den Faktor 2,5 auf bis<br />

zu 50 GW erwartet [1]. Unter diesen Bedingungen ist davon auszugehen,<br />

dass die Integration entsprechender Mengen an Windenergie<br />

in das Energiesystem großen Einfluss auf den Betrieb des<br />

konventionellen Kraftwerksparks haben wird. Ein wesentlicher Grund<br />

dafür ist, dass die Windenergie<strong>ein</strong>speisung stark fluktuierend und<br />

nur beschränkt prognostizierbar ist.<br />

Aspekte des Ausbaus der Windenergie<br />

Um der fluktuierenden Erzeugung aus Windkraftanlagen in <strong>ein</strong>er<br />

Region Rechnung zu tragen, müssen die anderen Erzeugungstechnologien<br />

im System flexibler betrieben werden. Dies ist <strong>ein</strong>e direkte<br />

Folge der im Vergleich zu Nachfrageschwankungen größeren<br />

Erzeugungsgradienten. Die resultierende Zunahme von Anfahrvorgängen<br />

stellt <strong>ein</strong>e erhöhte Belastung der konventionellen Kraftwerke<br />

dar und führt zu höheren Kosten des Systembetriebs. Zudem<br />

ist <strong>ein</strong> höherer Teillastbetrieb der konventionellen Kraftwerke zu<br />

erwarten, der mit verminderten Wirkungsgraden und damit<br />

erhöhtem Brennstoff<strong>ein</strong>satz, höheren <strong>CO</strong> 2 -Emissionen und steigenden<br />

Kosten des Systembetriebs <strong>ein</strong>hergeht.<br />

Eng mit den Fluktuationen des Winddargebots ist die beschränkte<br />

Prognostizierbarkeit verbunden. Basierend auf <strong>ein</strong>er Prognose der<br />

Windenergie<strong>ein</strong>speisung wird der jeweilige Kraftwerks<strong>ein</strong>satz<br />

geplant. Ergeben sich Abweichungen zwischen dem prognostizierten<br />

und dem tatsächlichen Wert der Wind<strong>ein</strong>speisung, muss die Differenz<br />

durch den Einsatz von Regelenergie ausgeglichen werden. Um diesen<br />

Ausgleich gewährleisten zu können, sind geeignete, d. h. flexible<br />

und schnell startbare Kraftwerkskapazitäten (Reservekapazitäten)<br />

vorzuhalten. In diesem Zusammenhang ist auch die für die Versorgungssicherheit<br />

bedeutende Gewährleistung der Abdeckung der<br />

Die diesem Beitrag zugrunde liegenden <strong>Modell</strong>entwicklungen wurden<br />

von der Europäischen Kommission in den Projekten GreenNet und<br />

Wilmar gefördert. Die Anwendung der <strong>Modell</strong>e <strong>zur</strong> Ableitung von<br />

Effekten <strong>ein</strong>er verstärkten Windenergie<strong>ein</strong>speisung in Europa wurde<br />

von der Europäischen Kommission im Projekt GreenNet-EU27 gefördert.<br />

Die wesentlichen an der <strong>Modell</strong>entwicklung und -anwendung<br />

beteiligten Partner in diesen Projekten waren Prof. Dr. Christoph<br />

Weber, Universität Duisburg-Essen, Dr. Peter Meibom, Risø National<br />

Laboratory, Roskilde, Dr. Hans Auer, Technische Universität Wien und<br />

Prof. Dr. Goran Strbac, Imperial College London.<br />

ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 56. Jg. Special 6/2006<br />

Jahreshöchstlast zu nennen. Durch das schwankende Winddargebot<br />

ist zum Zeitpunkt der höchsten Nachfrage im Jahr nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er<br />

Teil der installierten Windkapazitäten sicher verfügbar. Folglich<br />

müssen auch für diesen Fall ausreichende Kraftwerkskapazitäten<br />

(Schattenkapazitäten) vorgehalten werden.<br />

Neben diesen überwiegend negativen Aspekten ist auch die durch<br />

den Ausbau der Windenergie bedingte verminderte Stromerzeugung<br />

des konventionellen Kraftwerksparks zu diskutieren. Diese folgt<br />

direkt aus den vernachlässigbaren kurzfristigen Grenzkosten der<br />

Windstromerzeugung, wodurch es zu <strong>ein</strong>er Verschiebung der Merit-<br />

Order der Erzeugungskapazitäten nach rechts kommt, d. h. Windenergie<br />

verdrängt konventionelle Anlagen mit höheren kurzfristigen<br />

Grenzkosten. Dies führt zu <strong>ein</strong>em geringeren Brennstoff<strong>ein</strong>satz,<br />

geringeren <strong>CO</strong> 2 -Emissionen und sinkenden Kosten des Systembetriebs.<br />

Zur volkswirtschaftlichen Bewertung der Minderung der<br />

<strong>CO</strong> 2 -Emissionen sei auf [2] verwiesen. Eine weitergehende Darstellung<br />

der diskutierten Aspekte kann beispielsweise [3] entnommen<br />

werden.<br />

Entsprechend dieser Diskussion ist zu untersuchen, wie die Effekte<br />

<strong>ein</strong>er verstärkten Integration von Windenergie auf den Kraftwerksbetrieb<br />

ökonomisch zu bewerten sind. Die Beantwortung dieser<br />

Frage erfolgte in den von der Europäischen Kommission geförderten<br />

Projekten GreenNet [4], Wilmar [5] und GreenNet-EU27 [6]. Es wurde<br />

somit ähnlichen Fragestellungen wie in der Dena-Studie [7] nachgegangen,<br />

allerdings wurde nicht nur Deutschland, sondern der<br />

europäische Elektrizitätsmarkt betrachtet. Ein weiterer Unterschied<br />

bestand in der methodischen Herangehensweise.<br />

Abbildung des kostenminimalen Systembetriebs<br />

Die zu erwartenden Auswirkungen <strong>ein</strong>er verstärkten Integration von<br />

Wind ins europäische Energiesystem können prinzipiell mit fundamentalanalytischen<br />

Elektrizitätsmarktmodellen ermittelt werden.<br />

Mit solchen Ansätzen wird die Elektrizitätswirtschaft technologieseitig<br />

(Bottom-Up) abgebildet, d. h. ausgehend von <strong>ein</strong>er geeigneten<br />

Beschreibung des realen Kraftwerksparks wird der<br />

kostenminimale Betrieb bestimmt. Dies ermöglicht die Ermittlung<br />

der Kosten der Elektrizitätsbereitstellung. Die durch <strong>ein</strong>en Ausbau<br />

der Windenergie entstehenden zusätzlichen Kosten im Betrieb der<br />

konventionellen Kraftwerke können dann durch entsprechende Analysen<br />

mit <strong>ein</strong>em solchen <strong>Modell</strong> bestimmt werden.<br />

Klassischerweise werden Elektrizitätsmarktmodelle deterministisch<br />

formuliert. Hier heißt dies, dass die Windenergie<strong>ein</strong>speisung nur<br />

über ihren Erwartungswert berücksichtigt wird, wodurch vorliegende<br />

Fluktuationen gut abbildbar sind. In der Realität müssen die <strong>ein</strong>gesetzten<br />

Kraftwerke aber flexibel auf die jeweiligen Abweichungen<br />

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