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ein geeignetes Modell zur kosteneffizienten CO 2 - VRE

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STROM OHNE GRENZEN<br />

28<br />

WO STEHT DER EUROPÄISCHE STROMMARKT?<br />

zwischen der erwarteten und der tatsächlichen Wind<strong>ein</strong>speisung zu<br />

möglichst geringen Kosten reagieren können. Da diese Abweichungen<br />

nicht vernachlässigt werden können, sind deterministische <strong>Modell</strong>e<br />

<strong>zur</strong> Bewertung <strong>ein</strong>es zunehmenden Ausbaus der Windenergie nicht<br />

ausreichend. Die Windenergie<strong>ein</strong>speisung ist daher als stochastische<br />

Größe zu interpretieren und in geeigneter Form in Elektrizitätsmarktmodelle<br />

zu integrieren.<br />

Entsprechende methodische Entwicklungen führten zum „Stochastic<br />

European Electricity Market Model“ (E2M2s), entwickelt im Rahmen<br />

des EU-Projekts GreenNet [4], und zum „Joint Market Model“ (JMM),<br />

entwickelt im Rahmen des EU-Projekts Wilmar [5]. Beide <strong>Modell</strong>e<br />

stellen stochastische lineare Optimierungsmodelle dar, die wettbewerbliche<br />

Elektrizitätsmärkte interregional abbilden. Auf Grund<br />

unterschiedlicher Zielsetzungen innerhalb der Forschungsprojekte<br />

unterscheiden sich die <strong>Modell</strong>e in <strong>ein</strong>igen entscheidenden Punkten,<br />

dazu zählt insbesondere die Methode <strong>zur</strong> Integration stochastischer<br />

Größen. Zudem werden im <strong>Modell</strong> E2M2s Investitionen und Reserveanforderungen,<br />

letztere auf der Basis <strong>ein</strong>es probabilistischen<br />

Ansatzes, endogen berücksichtigt. Demgegenüber erfolgt im <strong>Modell</strong><br />

JMM <strong>ein</strong>e detailliertere Abbildung von Teilmärktem, d. h. dem<br />

Spot-, Regelenergie- und Wärmemarkt. Für weiterführende Beschreibungen<br />

der <strong>Modell</strong>e sei auf [4-6] und insbesondere auf die<br />

Beiträge von Weber et al. und Meibom et al. in [8] verwiesen.<br />

Implementierung stochastischer Methoden<br />

Die Berücksichtigung stochastischer Schwankungen <strong>ein</strong>er verstärkten<br />

Wind<strong>ein</strong>speisung stellt die wesentliche methodische Erweiterung<br />

der entwickelten <strong>Modell</strong>e dar. Um in <strong>ein</strong>em Fundamentalmodell<br />

stochastische Fluktuationen abbilden zu können, ist die klassische<br />

Betrachtung <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen Betriebszustands des Systems nicht<br />

mehr ausreichend. Vielmehr sind verschiedene stochastisch<br />

bestimmte Zustände in <strong>ein</strong>em geschlossenen Ansatz zu berücksichtigen.<br />

Die Zielfunktion wird so <strong>zur</strong> stochastischen Größe, deren<br />

Erwartungswert zu optimieren ist, d. h. bei der Optimierung wird<br />

die gesamte Menge möglicher stochastischer Zustände berücksichtigt.<br />

Im Gegensatz dazu steht die Szenarienanalyse, bei der jedes mögliche<br />

Szenario getrennt analysiert wird. Entsprechend dieser methodischen<br />

Anforderungen wird im <strong>Modell</strong> E2M2s <strong>ein</strong> Szenariogitter, vgl.<br />

Abb. 1 (links), und im <strong>Modell</strong> JMM <strong>ein</strong> Szenariobaum, vgl. Abb. 1<br />

(rechts), verwendet.<br />

Für die stochastische <strong>Modell</strong>ierung im <strong>Modell</strong> E2M2s werden mit<br />

<strong>ein</strong>em Szenariogitter zwei Typen von Unsicherheiten berücksichtigt,<br />

kurz- und langfristige Fluktuationen. Die kurzfristigen Fluktuationen<br />

beschreiben das Winddargebot, während die langfristigen<br />

Abb. 1 Schematische Darstellung <strong>ein</strong>es Szenariogitters (links) und <strong>ein</strong>es<br />

Szenariobaums (rechts).<br />

Fluktuationen das Wasserdargebot beschreiben. Im <strong>Modell</strong> E2M2s<br />

werden für jeden betrachteten typischen Tag drei stochastische<br />

Zustände der kurzfristigen und zwei der langfristigen Fluktuationen<br />

unterschieden. Die Bestimmung der stochastischen Zustände und<br />

ihrer Eintritts- und Übergangswahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten erfolgt unter<br />

Verwendung historischer Daten.<br />

Im <strong>Modell</strong> JMM erfolgt die Berücksichtigung kurzfristiger<br />

Fluktuationen mit Hilfe <strong>ein</strong>es Szenariobaums. Dieser wird durch die<br />

zu beachtenden Werte des Winddargebots gebildet und zeichnet sich<br />

durch <strong>ein</strong>e zunehmende Unsicherheit der stochastischen Variable<br />

über dem Betrachtungshorizont aus. Im <strong>Modell</strong> JMM deckt der verwendete<br />

Szenariobaum <strong>ein</strong>en Optimierungshorizont von maximal<br />

36 Stunden ab. Werden längere Zeiträume betrachtet, so wird <strong>ein</strong>e<br />

rollierende Planung angewendet. Die Bestimmung der stochastischen<br />

Zustände und ihrer Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten erfolgt unter<br />

Berücksichtigung <strong>ein</strong>es Zeitreihenansatzes <strong>zur</strong> Prognose der zu<br />

erwartenden Windleistung.<br />

Annahmen bestimmen <strong>Modell</strong>ergebnisse<br />

Die entwickelten <strong>Modell</strong>e werden angewendet, um die Zusatzkosten<br />

des Kraftwerksparks durch <strong>ein</strong>en Ausbau der Windenergie<br />

bestimmen zu können. Bei <strong>ein</strong>er solchen Betrachtung sind die Ergebnisse<br />

stark abhängig von den jeweiligen Annahmen. Hier ist zunächst<br />

die Definition der Zusatzkosten von entscheidender Bedeutung. Dabei<br />

wird generell angenommen, dass Kosten entstehen, wenn <strong>ein</strong>e neue<br />

Technologie in <strong>ein</strong> existierendes System integriert wird. Dies ist<br />

unabhängig davon, ob diese Technologie zu den erneuerbaren oder<br />

den konventionellen Anlagen zu zählen ist. Wenn aber, wie hier, die<br />

Integration von Wind betrachtet wird, so können Zusatzkosten entstehen,<br />

welche über die Kosten für die Netzintegration, wie sie auch<br />

bei konventionellen Anlagen auftreten, hinausgehen. Zu erwartende<br />

Zusatzkosten der Netzintegration werden hier nicht betrachtet, dazu<br />

sei auf [6, 7] verwiesen.<br />

Die Zusatzkosten des Betriebs können bezüglich ihrer Ursache in<br />

Kosten auf Grund von höherer Fluktuation und geringerer Prognostizierbarkeit<br />

des Winddargebots unterschieden werden. Etwas<br />

technischer heißt dies, dass Zusatzkosten durch den sich ändernden<br />

Kraftwerksbetrieb (vermehrter Teillastbetrieb und häufigere Anfahrvorgänge)<br />

und durch <strong>ein</strong> angepasstes Investitionsverhalten (höhere<br />

Reservekapazitäten und flexiblere Erzeugungstechnologien) entstehen<br />

können. Es ist daher bedeutend festzuhalten, dass entsprechend<br />

definierte Zusatzkosten vom existierenden System und<br />

s<strong>ein</strong>er Entwicklung über die Zeit abhängen. Dies ist wiederum stark<br />

von den Einschätzungen des <strong>Modell</strong>anwenders über wesentliche Ein-<br />

Abb. 2 Erzeugungskapazitäten bei deterministischer (links) und<br />

stochastischer (rechts) Betrachtung.<br />

ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 56. Jg. Special 6/2006

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