Früherkennung rettet Leben
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profile 3-07<br />
Medizin<br />
• Bad Oeynhausen<br />
gefäßstützen an der aorta<br />
Mit dem thema gefäßstützen hat sich eine fachtagung von kardiologen und herzchirurgen<br />
unter der leitung von Professor dr. dieter horstkotte und Professor dr. dr. h.c. reiner<br />
körfer im herz- und diabeteszentrum nrW, Bad Oeynhausen, beschäftigt. die spezialisten<br />
setzen die gefäßstützen inzwischen sogar mitten in den aortenbogen.<br />
Sie organisierten die Fachtagung zum Thema Gefäßstützen: der Kardiologe Dr. Werner Scholtz und die Herzchirurgen Dr. Nils Reiss<br />
und Dr. Ulrich Schütt (v.l.)<br />
Rund 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr betreffen die Hauptschlagader<br />
(Aorta), die als größte Arterie des Körpers das Blut<br />
vom Herzen zum Gehirn und den einzelnen Körperorganen<br />
weiterleitet. Viele Menschen merken zunächst nichts von<br />
ihrer Erkrankung. Denn durch Bluthochdruck und Veränderungen<br />
der Gefäßwand kann die Aorta in Teilbereichen zunächst<br />
aussacken (Aneurysma). Erst wenn die Ader einreißt<br />
(Dissektion) verspürt der Patient einen starken stechenden<br />
Schmerz. Dann muss alles ganz schnell gehen, damit der Betroffene<br />
nicht innerlich verblutet.<br />
Die herkömmlichen Notfalloperationen bargen bisher immer<br />
ein hohes Risiko. Wenn der Einriss am absteigenden<br />
Schenkel der Hauptschlagader erfolgte, überlebte jeder dritte<br />
Patient den Eingriff nicht. Mit der erst seit einigen Jahren etablierten<br />
Methode können die Ärzte Verletzungen oder Ausweitungen<br />
an der Aorta nun wirksamer begegnen. Eine spezielle<br />
Gefäßstütze – der so genannte Stentgraft – wird dabei mit<br />
einem Katheter über eine freigelegte Ader an der Leiste bis<br />
zur defekten Stelle in der Aorta geschoben.<br />
„Die endovaskuläre Implantation eines Aortenstents hat<br />
sich innerhalb kurzer Zeit durchgesetzt. Sicherheit und Wirksamkeit<br />
des Verfahrens konnten wir deutlich verbessern,“<br />
sind sich Professor Horstkotte und Professor Körfer einig.<br />
„Der Eingriff ist dabei weniger belastend für den Patienten<br />
und vielversprechender als eine große Operation mit Öffnung<br />
des Brustraums.“ Die Bad Oeynhausener Spezialisten setzen<br />
die überlebensnotwendige Gefäßstütze inzwischen sogar<br />
dort ein, wo es bisher noch niemand wagte – mitten in den<br />
Aortenbogen. Das ist jene Gegend der Hauptschlagader, wo<br />
sich das Gefäß aufsteigend vom Herzen kommend in einem<br />
Bogen krückstockartig nach unten wendet, um den Körper<br />
vom Hals abwärts mit Blut zu versorgen. Von diesem Aortenbogen<br />
zweigen zwei wichtige Arterien ab: die eine versorgt<br />
den linken Arm, die andere die linke Hirnhälfte. ••<br />
Foto: Armin Kühn<br />
• reMscheid<br />
neuer linksherzkatheter lässt tief blicken<br />
Ein Linksherzkatheter mit modernster IC3D-Technik steht<br />
seit Jahresbeginn im Sana-Klinikum Remscheid zur Verfügung.<br />
Das eine Million Euro teure High-Tech-Gerät bietet<br />
präzise Bilder und ist zudem schonend für die Patienten.<br />
Weniger als zwei Minuten benötigt der Kardiologe für die<br />
Untersuchung mit dem neuen Linksherzkatheter, sogar bei<br />
einer Dehnung maximal fünf bis sieben Minuten. Aber nicht<br />
nur eine schnellere und damit angenehmere Untersuchung<br />
wegen der besseren Ergonomie bietet das neue Gerät,<br />
auch die Strahlenbelastung für den Patienten ist deutlich<br />
geringer.<br />
Schnelleres Eingreifen möglich<br />
Der modernste Linksherzkatheter, den es zurzeit im Bergischen<br />
Land gibt, bietet auch enorme technische Fortschritte.<br />
Aufgrund der hohen Auflösung liefert es deutlich präzisere<br />
Bilder als zuvor. „Hinzu kommt, dass wir jetzt Strukturen<br />
erkennen können, die wir vorher gar nicht oder nur mit Kon-<br />
• Bad Oeynhausen<br />
fettes Blut<br />
Bei einem Arzt-Patienten-Seminar im Juni stand in der Kardiologischen<br />
Klinik des Herz- und Diabeteszentrums NRW,<br />
Bad Oeynhausen, das Thema „Zu viel Fett im Blut“ auf dem<br />
Programm. Oberarzt Dr. Klaus-Peter Mellwig stellte dabei<br />
die aktuellen Diagnosen und Therapieverfahren vor. „Zu viel<br />
Fett im Blut tut nicht weh“, so der Oberarzt, „daher können<br />
Fettstoffwechselstörungen jahrelang unbemerkt bleiben – bis<br />
sie zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder Arteriosklerose führen.“<br />
Deshalb rät der Mediziner zu einer regelmäßigen Blutkontrolle<br />
bereits ab dem 35. <strong>Leben</strong>sjahr.<br />
Herausfiltern der Fettanteile<br />
Seit 15 Jahren wird in Bad Oeynhausen die so genannte<br />
H.E.L.P.-Therapie erfolgreich anwendet. Die Bezeichnung<br />
steht für Heparin-induzierte extrakorporale LDL-Präzipation.<br />
Es handelt sich dabei um ein Blutreinigungsverfahren, bei<br />
dem Blut durch einen Plasmafilter geleitet, Blutzellen und<br />
Plasma getrennt und das gerinnungshemmende Mittel Heparin<br />
hinzugegeben wird. Über ein Filtersystem werden so<br />
über 60 Prozent der Fettanteile entfernt. Die Therapie kommt<br />
vor allem bei Patienten mit angeborener Fettstoffwechselstö-<br />
profile 3-07<br />
trastmittel gesehen haben“, erklärt Professor Dr. Herbert<br />
Löllgen, Chefarzt der Kardiologie. Die Folge: die Mediziner<br />
können schneller eingreifen, haben somit bessere Behandlungsaussichten.<br />
Eine Weltneuheit ist die neue IC3D-Technik. „Diese Software<br />
kann die Herzkranzgefäße dreidimensional darstellen.<br />
Das ermöglicht uns eine noch genauere Beurteilung der<br />
Verengungen“, sagt Professor Löllgen. In gleicher Weise<br />
lassen sich mit dem Linksherzkatheter auch Halsgefäße untersuchen.<br />
„Mit Hilfe der Fotos und Videosequenzen können<br />
wir Halsschlagadern mit größerer Sicherheit aufdehnen<br />
und mittels Stent stützen.“ Auch kleine Löcher in der Vorhofscheidewand<br />
können mit dem Gerät durch Mini-Schirme<br />
verschlossen werden und damit den betroffenen Patienten<br />
eine Herzoperation ersparen.<br />
Knapp eine Million Euro hat der neue Linksherzkatheter-<br />
Messplatz inklusive Umbauten gekostet. 700.000 Euro wurden<br />
aber durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert. ••<br />
Rund drei Liter Blut werden während der H.E.L.P.-Apherese<br />
entnommen, durch einen Plasmafilter geleitet und wieder<br />
zugeführt<br />
rung, der familiären Hypercholesterinanämie, aber auch bei<br />
Hörsturz zum Einsatz. Im letzteren Fall ist eine einmalige Sitzung<br />
von zwei Stunden ausreichend. ••<br />
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Foto: Armin Kühn