Antrag - Bündnis 90/Die Grünen Kiel
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<strong>Die</strong> rot-grüne Koalition hat bisher gute Arbeit geleistet. Wir haben präventive Elemente in<br />
der Außenpolitik gestärkt, fördern die zivile Konfliktbearbeitung und praktizieren einen<br />
Multilateralismus, der langfristig zur Verregelung der internationalen Beziehungen<br />
beiträgt. Damit setzen wir Schritt für Schritt Zielsetzungen grüner Außenpolitik durch.<br />
Wir sind nicht so schnell, wie wir gerne wären, aber wir kommen damit voran. Daher<br />
kann nicht die Fraktion über den Fortbestand der Koalition entscheiden, sondern das<br />
kann nur die Partei tun. Wir werden auf der BdK in Rostock eine ausführliche Diskussion<br />
über Außenpolitik und damit den Fortbestand der Koalition führen. <strong>Die</strong> Diskussion auf<br />
dem Parteitag ist auch ein Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über die deutsche<br />
Außenpolitik, die in den letzten Monaten zu kurz gekommen ist und deren Beginn wir<br />
einfordern. Das Ergebnis ist offen, aber es ist die Partei, die darüber entscheiden muss.<br />
Grundlagen für die Entscheidung über einen Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der<br />
Bekämpfung des internationalen Terrorismus sind erstens die internationalen<br />
politischen Verpflichtungen, die die Bundesrepublik Deutschland eingegangen ist, und<br />
eine aktuelle reale Lageanalyse. Aufgrund meiner Analyse der generellen<br />
Bedrohungssituation komme ich zu dem Ergebnis, dass sich die Bundesrepublik<br />
Deutschland an dem breiten Spektrum von Maßnahmen gegen den internationalen<br />
Terrorismus mit polizeilichen, geheimdienstlichen, diplomatischen, humanitären und auch<br />
militärischen Maßnahmen beteiligen sollte. Daher werde ich dem <strong>Antrag</strong> der<br />
Bundesregierung zustimmen. Ich kann alle verstehen, die grundsätzlich Militäreinsätze<br />
ablehnen, bin aber der Ansicht, dass gezielte militärische Maßnahmen in der<br />
momentanen Situation erforderlich sind. Der Entschließungsantrag sowie die<br />
Protokollnotiz der Bundesregierung zeigen eindeutig, dass es sich um einen<br />
begrenzten Einsatz der Bundeswehr handelt und dass die Rechte des Parlamentes nicht<br />
angegriffen werden. Er greift damit die Präzisierungen, die vom Parteirat am 12.<br />
November 2001 beschlossen wurden, auf. <strong>Die</strong>se sind für uns als Grüne zentrale Kriterien<br />
bei einer so zentralen Entscheidung in der Frage, ob und, wenn ja, wie wir uns auch<br />
mit militärischen Mitteln an der Bekämpfung des Terrorismus beteiligen.<br />
Dennoch habe ich einige gewichtige Kritikpunkte an der Gesamtstrategie der Vereinigten<br />
Staaten.<br />
Erstens. Mein Eindruck ist, dass die USA allein und ohne Rückversicherung mit den<br />
Partnern in der Antiterrorkoalition oder der NATO über Ziele und Taktik der militärischen<br />
Aktionen entscheiden. Es darf auf keinen Fall geschehen, dass durch rücksichtsloses und<br />
gedankenloses Vorgehen der Zusammenhalt der Antiterrorkoalition gefährdet wird<br />
und gefährliche Konsequenzen für den Weltfrieden haben könnte. <strong>Die</strong>s wäre ein Erfolg für<br />
die Terroristen.<br />
Zweitens. <strong>Die</strong> Informationslage ist unzureichend. Ein Großteil der Verunsicherung in der<br />
Öffentlichkeit entstand, weil zu optimistische Erwartungen geweckt wurden und unsere<br />
Partner uns ungenügend informierten. Ich hoffe, dass sich die Informationslage für die<br />
Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger grundsätzlich verbessern wird.<br />
Drittens. Nicht akzeptabel ist die Verwendung von Munition, die unterschiedslos auch<br />
gegen Zivilisten wirkt, insbesondere Streubomben. Ebenso lehne ich den Beschluss der<br />
EU ab, die Nordallianz mit Waffen zu beliefern. <strong>Die</strong>se Vorgehensweisen sind für uns nicht<br />
akzeptabel und wir werden vehement auf allen Ebenen deren Aufgabe einfordern.<br />
Viertens. Ich begrüße, dass die Vereinigten Staaten im multilateralen Rahmen agieren<br />
und damit signalisieren, dass der internationale Terrorismus nicht von einem Staat<br />
allein, egal, wie viel Macht er in sich vereinigt, besiegt werden kann, sondern dass wir<br />
eine breite Koalition benötigen. Dennoch habe ich zum Teil den Eindruck, dass<br />
die USA immer noch einen Multilateralismus à la carte betreiben.<br />
Fünftens. Ich warne vor zu viel Optimismus. Auch wenn die jetzigen Erfolge der<br />
Militäraktionen aus der öffentlichen Diskussion viel Druck herausgenommen haben. So<br />
froh wir über die Freilassung der Mitarbeiter von Shelter Now sind, so darf man sich über<br />
den Charakter von militärischen Aktionen und der prekären Lage in Afghanistan keine<br />
Illusionen machen. Wir wissen doch, dass die Nordallianz keineswegs ein demokratischer<br />
Wunschpartner ist. Jetzt kommt es darauf an, verantwortlich mit der Zukunft<br />
Afghanistans umzugehen und allen potenziellen Beteiligten eines zukünftigen Regimes<br />
klar zu machen, unter welchen Bedingungen wir den Aufbau des Landes unterstützen.<br />
Dazu gehört aus meiner Sicht die strikte Einhaltung von Menschenrechten, ein