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Folien SachR v. 20.12. - moritzbrinkmann.de

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Wie<strong>de</strong>rholung<br />

★<br />

★<br />

★<br />

Welche Ansprüche regeln die §§ 987 ff.?<br />

Was ist die Funktion <strong>de</strong>r §§ 987 ff.?<br />

Nehmen Sie an, dass Cornelius Gurlitt nicht<br />

<strong>de</strong>r Eigentümer <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r ist, die in seiner<br />

Wohnung gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Welche<br />

Ansprüche haben die wahren Eigentümer<br />

gegen ihn, welche Gegenrechte könnte er<br />

ggf geltend machen?<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Silberwinds Tod<br />

P. Schockemoḧle kauft auf <strong>de</strong>m jaḧrlichen Pfer<strong>de</strong>markt auf <strong>de</strong>m Gestuẗ „Vier- Hufe“ die<br />

Galoppstute Silberwind von Fitzgerald zum Preis von 10.000,- €. Fitzgerald hatte die<br />

Stute von <strong>de</strong>m unerkannt geisteskranken Höl<strong>de</strong>rlin erworben. Schockemoḧle lässt<br />

Silberwind an mehreren Galopprennen teilnehmen und gewinnt so Preisgel<strong>de</strong>r in Hoḧe<br />

von 6000,- €.<br />

Für Höl<strong>de</strong>rlin wird als Betreuer Karl Marx bestellt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schockemoḧle darauf<br />

hinweist, dass er die Stute herauszugeben habe. Dieser weigert sich und meint, ohne<br />

Klage wür<strong>de</strong> er sich nicht ruḧren.<br />

Da Fitzgerald nicht mehr ausfindig zu machen ist, verklagt Marx im Namen <strong>de</strong>s<br />

Höl<strong>de</strong>rlin schließlich <strong>de</strong>n Schockemoḧle auf Herausgabe <strong>de</strong>r Stute und Ersatz <strong>de</strong>r von<br />

ihm vereinnahmten Preisgel<strong>de</strong>r.<br />

Schockemoḧle wen<strong>de</strong>t ein, er habe Kosten für Futter und Unterbringung <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s<br />

gehabt, und zwar bis zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Klageerhebung 1000,- €, danach 300,- €.<br />

Noch vor <strong>de</strong>r mündlichen Verhandlung kommt es auf <strong>de</strong>m täglichen Ausritt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Schockemoḧle durch seinen Knecht K durchfuḧren lässt, zu einem Unfall: Silberwind<br />

„geht durch“, als neben ihr ein Moped eine Fehlzündung hat, und verletzt sich so<br />

schwer, dass sie eingeschläfert wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Marx verlangt für Höl<strong>de</strong>rlin von Schockemoḧle Scha<strong>de</strong>nsersatz und Zahlung <strong>de</strong>r<br />

Preisgel<strong>de</strong>r. Schockemoḧle fragt nach seinen Ansprüchen gegen Höl<strong>de</strong>rlin. (Betreuung:<br />

§§ 1896, 1902 BGB)<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Silberwinds Tod I<br />

A. Höl<strong>de</strong>rlin gegen Schockemöhle<br />

I. Scha<strong>de</strong>nsersatzansprüche<br />

1. SE aus §§ 677, 280 I (pVV <strong>de</strong>r GoA)<br />

• Geschäftsführung<br />

• (-) kein FGW<br />

➡ Keine berechtigte GoA ➜ kein Besitzrecht<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


Silberwinds Tod II<br />

3. SE aus § 989<br />

a) Vorliegen eines EBV / einer Vindikationslage<br />

(1) Eigentum <strong>de</strong>s H<br />

• P: gutgläubiger Erwerb <strong>de</strong>s S (-), wegen § 935 das Pferd<br />

ist <strong>de</strong>m H abhan<strong>de</strong>ngekommen, da er nach<br />

§ 104 Nr. 2 gf-unfähig ist.<br />

(2) unberechtigter Besitz <strong>de</strong>s S,<br />

• Kein BesitzR ggü H (+)<br />

b) Rechtshängigkeit gem. §§ 261, 253 ZPO (+)<br />

c) Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s S hinsichtl. Zerstörung?<br />

(1) Zurechenbkt. d. Verhaltens d K gem § 278? (Baur/Stürner:<br />

Haftung analog § 831)<br />

(2) Fahrlässigkeit <strong>de</strong>s K iSv § 276 (-)<br />

• bloßer Ausritt begrün<strong>de</strong>t keinen Fahrlässigkeitsvorwurf<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Silberwinds Tod III<br />

4. §§ 989, 990 I, II iVm § 287 S. 2<br />

a) § 990 II gilt nur für <strong>de</strong>n bösgläubigen Besitzer<br />

b) Bösgläubigkeit schon infolge Klageerhebung?<br />

• wohl eher (-), <strong>de</strong>nn ob Behauptungen <strong>de</strong>s Marx zutreffen,<br />

muss sich erst im Prozess erweisen<br />

• kann im Einzelfall aber an<strong>de</strong>rs sein<br />

5. § 823 I (-) wg § 993 I aE<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Silberwinds Tod III<br />

I. Herausgabe <strong>de</strong>r Preisgel<strong>de</strong>r<br />

1. § 987<br />

a) Preisgel<strong>de</strong>r als Nutzungen iSv § 100 (+),<br />

b) aber vor Rechtshängigkeit gezogen<br />

2. § 988<br />

a) Unentgeltlich erlangt (-)<br />

b) § 988 analog, weil rechtsgrundloser Besitz?<br />

• wohl eher (-), da für Besitz <strong>de</strong>s S immerhin ein<br />

Rechtsgrund ggü. F bestand.<br />

3. §§ 987, 990 (-). keine Bösgläubigkeit<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


Silberwinds Tod III<br />

B. Anspruch S gegen H auf Ersatz <strong>de</strong>r Futterkosten<br />

• Futter als Verwendungen<br />

I. Vor Rechtshängigkeit:<br />

• § 994 I<br />

➡(-) wg. § 994 I 2: Futter als gewöhnliche<br />

Erhaltungskosten<br />

II. Nach Rechtshängigkeit:<br />

• §§ 994 II, 683 S 1, 670 (+)<br />

• FGW nicht erfor<strong>de</strong>rlich<br />

• Aber Ersatzanspruch nicht durchsetzbar wg.<br />

§ 1001<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Schlösschenhotel (nach Martinek, JuS 1999, L 35; s. a. BGH, NJW 1996, 53 ff)<br />

M mietet im Jahre 1995 von H ein altes Schlösschen, aus <strong>de</strong>m er ein kleines Hotel machen<br />

möchte. Der Mietvertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren. M wird weiter im Mietvertrag eine<br />

Option zum Abschluss eines Kaufvertrages über das Haus nach Ablauf <strong>de</strong>r Mietdauer<br />

eingeräumt. Eigentlich hätte M das Haus von vornherein lieber gekauft, ist aber mit <strong>de</strong>r<br />

vereinbarten Option zufrie<strong>de</strong>n. Der Kaufpreis wird auf 20 % unter <strong>de</strong>m Schätzwert (3 Mio €)<br />

festgelegt. Der Abschlag wird im Hinblick auf die von M zu tätigen<strong>de</strong>n erheblichen Investitionen<br />

für angemessen gehalten. Im Mietvertrag verpflichtet sich M, das Anwesen in seinem<br />

<strong>de</strong>rzeitigen or<strong>de</strong>ntlichen Zustand zu erhalten. Eine notarielle Beurkundung <strong>de</strong>s schriftlich<br />

geschlossenen Vertrages fin<strong>de</strong>t nicht statt.<br />

M nahm erhebliche Sanierungsarbeiten vor. Er investierte 100 T€ in die nach einiger Zeit<br />

nötige Erneuerung <strong>de</strong>r Heizungs- und Wasserrohre, und mo<strong>de</strong>rnisierte später die Innenräume,<br />

um sie mit neuzeitlichem Wohnkomfort auszustatten, mit Mitteln in Höhe von 300 T€.<br />

Schließlich baute er zur Erweiterung seines inzwischen gut gehen<strong>de</strong>n Hotelbetriebs auch<br />

noch die Stallungen und die Remise aus, was ihn weitere 200 T€ kostete.<br />

H gefielen diese Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s alten Familienbesitzes nicht, was er M auch <strong>de</strong>utlich<br />

machte. Er ist daher sehr froh, als Schönheitschirurg S ihm 4,5 Mio € für <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>s<br />

Anwesens bietet. Dieses Angebot nimmt er an, und die Parteien schließen einen wirksamen<br />

Kaufvertrag.<br />

Kurz vor Ablauf <strong>de</strong>r Mietzeit will M sein Optionsrecht ausüben. Er ist empört, als er von <strong>de</strong>r<br />

inzwischen erfolgten Auflassung (§§ 873, 925) an S erfährt. Schließlich gibt er <strong>de</strong>m S das<br />

Anwesen doch heraus, verlangt jedoch von H und hilfsweise von S Erstattung seiner Kosten<br />

in Höhe von 600 T€.<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

!<br />

Zu Recht? Kann S gegebenenfalls von H Ersatz verlangen?<br />

Schlösschenhotel<br />

Vorüberlegung zur Wirksamkeit <strong>de</strong>s Mietvertrags<br />

• Mietvertrag an sich wirksam geschlossen.<br />

• Aber Begründung <strong>de</strong>r Kaufoption unwirksam nach<br />

§ 311b iVm § 125<br />

• Gem § 139 folgt aus Teilnichtigkeit im Zweifel<br />

Gesamtnichtigkeit.<br />

• So auch hier, <strong>de</strong>nn M hätte <strong>de</strong>n Vertrag ohne die<br />

Kaufoption nicht abgeschlossen, so dass Nichtigkeit auch<br />

für <strong>de</strong>n Mietvertrag anzunehmen ist.<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


Schlösschenhotel - A. M gegen H<br />

I. Aufwendungsersatz GoA §§ 677, 683, 670<br />

1. für Heizungs-/Wasserrohre:<br />

a) Geschäftsführung<br />

b) Han<strong>de</strong>ln „für einen an<strong>de</strong>ren“ /Fremdgeschäftsführungswille<br />

(FGW)<br />

(1) Eigengeschäft wg Pflicht aus MietV?<br />

(2) MietV aber unwirksam nach § 125 wg. § 311b, trotz § 139<br />

(3) Vermutung <strong>de</strong>s FGW hier (-), da M zur Erfüllung <strong>de</strong>r ihm<br />

obliegen<strong>de</strong>n Gegenleistung han<strong>de</strong>lte (BGH NJW 2009, 2590)<br />

c) Ergebnis GoA (-)<br />

2. für Innenausbau/Remise:<br />

• FGW zweifelhaft, da M nur für sich selbst im Hinblick auf<br />

seinen erhofften Erwerb han<strong>de</strong>lte.<br />

• im Übrigen nicht im Interesse und entgegen <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>s H<br />

➡ Keine berechtigte GoA ➜ kein Besitzrecht<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Schlösschenhotel - A. M gegen H<br />

III. Verwendungsersatz aus EBV<br />

1. Rohre, § 994 I:<br />

a) Vorliegen einer Vindikationslage im Zeitpunkt d. Verwendungen<br />

(1) Eigentum <strong>de</strong>s H<br />

(2) Besitz <strong>de</strong>s M<br />

(3) Rechtsgrundlosigkeit (+), da MietV unwirks.<br />

b) Heizungs- und Wasserrohre als notw. Verwendungen (+)<br />

c) M als gutgläubiger/unverklagter Besitzer<br />

2. Ställe und Remise:<br />

a) § 994 I (-) keine Notwendigkeit,<br />

b) § 996 (+), da obj. werterhöhend<br />

(1) Redlichkeit <strong>de</strong>s M<br />

(2) Werterhöhung noch vorhan<strong>de</strong>n<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Schlösschenhotel - A. M gegen H<br />

III. Verwendungsersatz aus EBV<br />

3. Für bei<strong>de</strong> Verwendungsersatzansprüche (aus § 994 hinsichtl.<br />

Rohre und aus § 996 hinsichtl. Ausbau) ist § 1001 zu<br />

berücksichtigen!<br />

a) Zurückerlangung <strong>de</strong>s unmittelbaren Besitzes durch H (-)<br />

b) Genehmigung für notwendige Verwendungen aus <strong>de</strong>m MV?<br />

• (-), da MietV unwirksam<br />

c) Genehmigung durch Weiterveräußerung? (-), arg. § 999 II<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


IV. Bereicherungsrecht<br />

Schlösschenhotel - A. M gegen H<br />

1. Rohre: Leistungskondiktion § 812 I 1 1. Alt.<br />

a) Bereicherung d H, durch Leistung d. M, o. Rechtsgrund (+),<br />

b) RF: § 818 II Wertersatz<br />

c) P: Leistungskondiktion neben EBV zulässig?<br />

(1) M1 (hM): EBV abschließend<br />

(2) M2 (Canaris JZ 96, 344, 36): Besitzen<strong>de</strong>r rechtsgrundloser<br />

Verwen<strong>de</strong>r soll nicht schlechter gestellt wer<strong>de</strong>n als <strong>de</strong>r<br />

nichtbesitzen<strong>de</strong>.<br />

2. Für Innenausbau und Stall: Verwendungskondiktion nach<br />

§§ 946, 951, 812 I 1 2. Alt.<br />

a) TB (+) (§ 951 als RG-Verweis!)<br />

b) P: Konkurrenz Verwendungskondiktion / EBV<br />

• hM: EBV abschließend; Streit s.o.<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Schlösschenhotel<br />

B. Ansprüche <strong>de</strong>s M gegen S, § 999 II<br />

I. Rechtsnachfolge <strong>de</strong>s S<br />

II. Vindikationslage ggü Rechtsvorgänger (+)<br />

III. Ersatzfähige Verwendungen<br />

1. Rohre § 994 I<br />

2. Renovierung und Ausbau, § 996<br />

C. Regressansprüche S gegen H<br />

• Haftung nach § 999 II als Rechtsmangel i.S.v. § 435<br />

I. Anspruch auf SE aus §§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281<br />

II. Min<strong>de</strong>rungsrecht aus §§ 437 Nr. 2, 441<br />

!<br />

Sachenrecht, Universität Bonn WS 2013/2014, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

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Michael J. San<strong>de</strong>l:<br />

Justice<br />

Joseph E. Persico<br />

Eleventh Month, Eleventh Day,<br />

Eleventh Hour: Armistice Day, 1918<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien<br />

frohe Weihnachten<br />

und freue mich auf ein Wie<strong>de</strong>rsehen im<br />

neuen Jahr!

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