Folien KSR v 7.6. - moritzbrinkmann.de
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Wie<strong>de</strong>rholungsfragen<br />
★ Erläutern Sie Unterschie<strong>de</strong> in Voraussetzungen<br />
und Rechtsfolgen bezüglich <strong>de</strong>r Institute <strong>de</strong>r<br />
anfänglichen und nachträglichen Übersicherung.<br />
★ Wie kann „ein Warenlager“ zur Sicherheit<br />
übereignet wer<strong>de</strong>n?<br />
★ Welche Rechtsgeschäfte wer<strong>de</strong>n im Rahmen einer<br />
Sicherungsabtretung üblicherweise<br />
abgeschlossen?<br />
!<br />
Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />
§ 7 Die Sicherungsabtretung<br />
II. Die revolvieren<strong>de</strong> Globalzession<br />
S betreibt eine Unternehmensberatung. Nennenswertes Sachvermögen<br />
besitzt er außer einigen Computern nicht. Er hat aber durch seine gut<br />
gehen<strong>de</strong> Beratung laufend For<strong>de</strong>rungen gegen seine Kun<strong>de</strong>n aus<br />
erbrachten Leistungen in Höhe von durchschnittlich 500.000,- €. Für eine<br />
Expansion seiner Beratung benötigt er Kredit. Wie kann er <strong>de</strong>n<br />
For<strong>de</strong>rungsbestand zur Kreditsicherung einsetzen und welche Funktionen<br />
muss ein solches Sicherungsrecht erfüllen?<br />
• Schaffung eines Sicherungsrechts, das nicht nur gegenwärtige,<br />
son<strong>de</strong>rn auch künftige For<strong>de</strong>rungen erfasst<br />
• Vorauszession<br />
• Einziehungsrecht <strong>de</strong>s S, solange Sicherungsfall nicht eingetreten ist:<br />
• Einziehungsermächtigung<br />
• Alleiniges Einziehungsrecht <strong>de</strong>s Sicherungsnehmers im Sicherungsfall<br />
• Wi<strong>de</strong>rruflichkeit <strong>de</strong>r Einziehungsermächtigung<br />
!<br />
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§ 7 Die Sicherungsabtretung<br />
II. Die revolvieren<strong>de</strong> Globalzession<br />
• insbes. die Abtretung d. künftigen For<strong>de</strong>rungen:<br />
1. Die Vereinbarkeit mit <strong>de</strong>m Bestimmtheitsgrundsatz<br />
• Nach <strong>de</strong>r Rspr. genügt hier die Bestimmbarkeit anhand<br />
<strong>de</strong>s Abtretungsvertrages im Moment <strong>de</strong>s Entstehens <strong>de</strong>r<br />
For<strong>de</strong>rung (Bsp.: „Abtretung aller For<strong>de</strong>rungen gegen<br />
Kun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Anfangsbuchstaben A-P“)<br />
2. Rechtsfolgen<br />
• bei „echter“ Vorauszession (= noch nicht entstan<strong>de</strong>ne<br />
For<strong>de</strong>rungen; abzugrenzen von bedingten For<strong>de</strong>rungen)<br />
fin<strong>de</strong>t kein Durchgangserwerb <strong>de</strong>s Ze<strong>de</strong>nten statt.<br />
!<br />
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!<br />
§ 7 Die Sicherungsabtretung<br />
III.Grenzen <strong>de</strong>r Wirksamkeit von Sicherungszessionen<br />
1. Übersicherung bei <strong>de</strong>r Globalzession<br />
a) Nichtigkeit wegen anfänglicher Übersicherung nach<br />
§ 138 (BGH NJW 1998, 2047)<br />
b) Die nachträgliche Übersicherung erzeugt einen<br />
Freigabeanspruch, ab 150% <strong>de</strong>s Nennwerts <strong>de</strong>r<br />
For<strong>de</strong>rungen.<br />
2. Die Globalzession in <strong>de</strong>r Insolvenz <strong>de</strong>s Sicherungsgebers<br />
• Abson<strong>de</strong>rungsrecht nach § 51 Nr. 1 InsO<br />
• BGHZ 174, 297 ff.: Die Globalzession soll nicht als inkongruente,<br />
son<strong>de</strong>rn allenfalls als kongruente Deckung nach § 130 InsO<br />
anfechtbar sein.<br />
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§ 7 IV. Das Factoring<br />
S verkauft als Großhändler KFZ-Ersatzteile. Seinen Kun<strong>de</strong>n<br />
räumt er gewöhnlich ein Zahlungsziel von 5 Wochen ein. Zum<br />
einen möchte er diese For<strong>de</strong>rungen gern sofort „zu Geld<br />
machen“ können, zum an<strong>de</strong>ren ist ihm die Durchsetzung <strong>de</strong>r<br />
For<strong>de</strong>rungen zu lästig.<br />
Was kann er tun?<br />
!<br />
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§ 7 IV. Das Factoring<br />
Faktor<br />
Lieferant<br />
Kaufvertrag<br />
Factoringvertrag<br />
Verkäufer/<br />
Anschlusskun<strong>de</strong><br />
For<strong>de</strong>rung aus KV<br />
Funktionen <strong>de</strong>s Factoring<br />
• Ausnutzung <strong>de</strong>s Lieferantenskontos<br />
• Bei gleichzeitiger Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Vorfinanzierungszeitraums<br />
• Entlastung von <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungseinziehung<br />
Schuldner<br />
!<br />
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!<br />
§ 7 IV. Das Factoring<br />
1. Echtes Factoring<br />
• Übernahme <strong>de</strong>s Delkre<strong>de</strong>rerisikos (= Risiko <strong>de</strong>r<br />
Uneinbringlichkeit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung) durch unbedingte<br />
Zahlung <strong>de</strong>s Barvorschusses<br />
➡Schuldrechtlich han<strong>de</strong>lt es sich um For<strong>de</strong>rungskauf (hM)<br />
2. Unechtes Factoring<br />
• Keine Übernahme <strong>de</strong>s Delkre<strong>de</strong>rerisikos durch bedingte<br />
Zahlung <strong>de</strong>s Barvorschusses: Factor kann For<strong>de</strong>rung<br />
„zurückgeben“, wenn sie sich als uneinbringlich erweist.<br />
➡Darlehensartig (hM)<br />
Siehe auch www.factoring.<strong>de</strong><br />
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§ 8 A. Der einfache Eigentumsvorbehalt<br />
I. Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung und Funktion<br />
• Dingliches Sicherungsrecht zum Schutz <strong>de</strong>s Verkäufers<br />
II. Konstruktion nach <strong>de</strong>r Auslegungsregel <strong>de</strong>s § 449 I:<br />
1. Unbedingter Kaufvertrag<br />
2. Aufschiebend bedingte Übereignung (§§ 449 I, 158 I),<br />
➡Käufer erwirbt erst Eigentum, wenn Kaufpreis bezahlt ist.<br />
➡Unzulässig bei Auflassungen, § 925 II<br />
!<br />
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§ 8 B. I. Die schuldrechtliche Position <strong>de</strong>s<br />
Vorbehaltsverkäufers<br />
Waschmaschine unter EV<br />
K kauft von <strong>de</strong>m Händler V eine Waschmaschine unter<br />
Eigentumsvorbehalt für seinen Haushalt. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />
um eine sog. „Null-Prozent-Finanzierung“. K hat nur 2<br />
<strong>de</strong>r 10 Raten bezahlt. Als V jetzt vollständige Zahlung<br />
verlangt, beruft K sich zu Recht auf die mittlerweile<br />
eingetretene Verjährung <strong>de</strong>r Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung. V fragt<br />
sich, wie er seine Waschmaschine gegen Erstattung <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Raten wie<strong>de</strong>r erhält.<br />
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!<br />
Waschmaschine unter EV<br />
I. Rückgewähranspruch aus § 346 I BGB<br />
1. Bestehen einer vertraglichen Beziehung: Kaufvertrag<br />
2. Vertragliches Rücktrittsrecht? (-)<br />
3. Gesetzliches Rücktrittsrecht?<br />
a) § 508 II 1 (lex specialis zu § 323 soweit es um Rücktritt wg.<br />
Zahlungsverzugs geht)<br />
Voraussetzungen:<br />
• § 508 II 1: Verbraucher (§ 13)/Unternehmer (§ 14)<br />
• § 508 II 1: Teilzahlungsgeschäft i.S. § 506 III<br />
- § 506 I: Zahlungsaufschub, aber:<br />
- Entgeltlichkeit (§ 506 I) ist auch iR von Abs. 3 erfor<strong>de</strong>rlich: Hier (-),<br />
da Barzahlungspreis und Teilzahlungspreis i<strong>de</strong>ntisch, also kein<br />
Teilzahlungsgeschäft,<br />
➡§ 508 also nicht anwendbar, § 323 nicht gesperrt.<br />
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Waschmaschine unter EV<br />
(2) § 323 wegen verspäteter Zahlung<br />
(a) Gegenseitiger Vertrag: Kaufvertrag<br />
(b)Verletzung einer Leistungspflicht <strong>de</strong>s K<br />
• Kaufpreiszahlung nicht erbracht<br />
• Fälligkeit § 271<br />
• Durchsetzbarkeit?<br />
• Verjährung (§ 214 I BGB!), §§ 195, 199 I<br />
• Unwirksamkeit nach § 218 I?<br />
• § 216 II 2 --> § 218 I insoweit unanwendbar (vgl. § 218 I 3)<br />
(c) Fristsetzung<br />
• Hier (-), aber entbehrlich wg. § 323 II Nr. 1 BGB, da Berufung auf<br />
Verjährung Erfüllungsverweigerung gleichkommt.<br />
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Waschmaschine unter EV<br />
(c) Ausschluss d. Rücktrittsrechts nach § 323 V 1?<br />
• Teilzahlung als Teilleistung<br />
• Voraussetzung ist aber Teilbarkeit auch <strong>de</strong>r Gegenleistung<br />
d) Rücktrittserklärung, § 349 BGB<br />
• Exkurs: Beachte bei Teilzahlungsgeschäften § 508 II 5<br />
e) Rechtsfolge eines wirksamen Rücktritts<br />
➡ Rückgabe <strong>de</strong>r Waschmaschine Zug um Zug gegen<br />
Rückzahlung <strong>de</strong>r bisher geleisteten Raten (§ 348 BGB)<br />
• Ergebnis: Rücktritt möglich.<br />
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Waschmaschine unter EV<br />
B. Herausgabeanspruch aus § 985 BGB<br />
I. Besitz <strong>de</strong>s K (+)<br />
II. Eigentum <strong>de</strong>s V<br />
1. Zunächst war V Eigentümer<br />
2. Verlust durch Übereignung an K?<br />
a) § 929 S. 1 BGB, aber Einigung aufschiebend bedingt, § 158 I, bis<br />
Kaufpreiszahlung<br />
III. Recht zum Besitz <strong>de</strong>s K, § 986 I BGB?<br />
1. Aus Kaufvertrag (+)<br />
2. Fortfall <strong>de</strong>s Besitzrechts durch Rücktritt <strong>de</strong>s V? (s.a. § 449 II)<br />
➡ Hier noch kein wirksamer Rücktritt erklärt, s.o.<br />
IV. Ergebnis: Herausgabeanspruch erst nach Rücktritt gegeben.<br />
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§ 8 B. Die Rechtsstellung <strong>de</strong>s Verkäufers<br />
I. Schuldrechtlich: s. Waschmaschine unter EV<br />
II. Deliktsrechtlich: Grdsl kann VVK SE nach § 823 I wg.<br />
Eigentumsverletzung verlangen<br />
III. Dinglich<br />
• EV als treuhän<strong>de</strong>risches Eigentum<br />
• Zum Anspruch aus § 985 siehe § 449 II<br />
• Vorbehaltseigentum kann erlöschen durch:<br />
• Kaufpreiszahlung<br />
• Vorbehaltslosen Erwerb <strong>de</strong>r Sache durch einen Dritten<br />
• Verbindung, Vermischung, Verarbeitung, §§ 946 ff<br />
• Verzicht <strong>de</strong>s Vorbehaltsverkäufers<br />
• Nicht bei Verjährung <strong>de</strong>s KV Anspruchs, § 216 II 2 (s.o.).<br />
IV.Vollstreckungsrechtlich<br />
• Schutz durch § 771 ZPO und § 47 InsO<br />
!<br />
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§ 771 ZPO Drittwi<strong>de</strong>rspruchsklage<br />
(1) Behauptet ein Dritter, dass ihm an <strong>de</strong>m<br />
Gegenstand <strong>de</strong>r Zwangsvollstreckung ein die<br />
Veräußerung hin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Recht zustehe, so ist<br />
<strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rspruch gegen die<br />
Zwangsvollstreckung im Wege <strong>de</strong>r Klage bei<br />
<strong>de</strong>m Gericht geltend zu machen, in <strong>de</strong>ssen<br />
Bezirk die Zwangsvollstreckung erfolgt.<br />
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!<br />
§ 47 InsO Ausson<strong>de</strong>rung<br />
Wer auf Grund eines dinglichen o<strong>de</strong>r<br />
persönlichen Rechts geltend machen kann, daß<br />
ein Gegenstand nicht zur Insolvenzmasse<br />
gehört, ist kein Insolvenzgläubiger. Sein<br />
Anspruch auf Ausson<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gegenstands<br />
bestimmt sich nach <strong>de</strong>n Gesetzen, die<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Insolvenzverfahrens gelten.<br />
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§ 8 C. I. Die schuldrechtliche Rechtsstellung<br />
<strong>de</strong>s Vorbehaltskäufers<br />
Schwimmen<strong>de</strong>s Eis<br />
K betreibt ein Café am Bo<strong>de</strong>nsee. Für dieses kauft er eine<br />
Eistruhe unter Eigentumsvorbehalt von V. Im Frühjahr 2009<br />
kommt es zu einer Überschwemmung, bei <strong>de</strong>r unter<br />
an<strong>de</strong>rem die Truhe zerstört wird. Der Kaufpreis war noch<br />
nicht vollständig bezahlt. K verlangt von V eine neue Truhe,<br />
da dieser ihm doch noch Übereignung schul<strong>de</strong>.<br />
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§ 8 C. II. Der Schutz <strong>de</strong>s Vorbehaltskäufers vor<br />
Zwischenverfügungen<br />
Heißbegehrter Glühwein<br />
VVK liefert am 15.11. an VK unter EV einen<br />
Glühweinstand, Zahlungsfrist ist <strong>de</strong>r 29.12., <strong>de</strong>nn<br />
VK soll <strong>de</strong>n Stand mit <strong>de</strong>n Erlösen aus <strong>de</strong>m<br />
Weihnachtsgeschäft finanzieren. Nun bekommt<br />
VVK von D ein besseres Angebot, auf das er auch<br />
eingeht. VVK verkauft und übereignet daher am<br />
1.12. <strong>de</strong>m D <strong>de</strong>n Glühweinstand, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>m D<br />
vorspiegelt, er habe <strong>de</strong>m VK <strong>de</strong>n Stand nur<br />
geliehen. Hat D Eigentum erworben?<br />
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Wie<strong>de</strong>rholungsfragen<br />
★ Was muss <strong>de</strong>r Vorbehaltsverkäufer tun, wenn er<br />
sein Sicherungsrecht durchsetzen will?<br />
★ Wie wirkt sich eine zufällige Zerstörung <strong>de</strong>r<br />
Kaufsache vor Bedingungseintritt aus?<br />
★ Wie ist <strong>de</strong>r Vorbehaltskäufer vor<br />
Bedingungseintritt vor an<strong>de</strong>rweitigen<br />
Verfügungen <strong>de</strong>s Vorbehaltsverkäufers<br />
geschützt?<br />
★ Wie kann <strong>de</strong>r Vorbehaltskäufer seine Position<br />
auf Dritte übertragen?<br />
!<br />
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§ 8 D. I. 2. Der Verarbeitungsvorbehalt<br />
Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner I<br />
VVK liefert an VK unter Eigentumsvorbehalt Schokola<strong>de</strong>. VK<br />
will hieraus Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner herstellen, wozu<br />
er vertraglich auch vor Kaufpreiszahlung befugt ist. Im<br />
Kaufvertrag ist vorgesehen, dass „VVK Hersteller sein soll“.<br />
Wer ist Eigentümer <strong>de</strong>r von VK hergestellten<br />
Weihnachtsmänner?<br />
!<br />
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Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner I<br />
A. Ursprüngl. Egt <strong>de</strong>s VVK<br />
B. Verarbeitung durch VK<br />
• Egt Erwerb nach § 950?<br />
1. Neue Sache (+)<br />
2. Wert <strong>de</strong>r Verarbeitung mind. 60% <strong>de</strong>s Stoffwerts<br />
3. Wer ist Hersteller?<br />
• Deutung <strong>de</strong>r Herstellerklausel:<br />
a) M1: § 950 ist dispositiv (Baur/Stürner)<br />
b) M2: Vereinbarung über Herstellereigenschaft (BGHZ 20, 159)<br />
c) M3: Vereinbarung als solche unwirksam, aber Um<strong>de</strong>utung (§ 140) in<br />
antizipierte Sicherungsübereignung (Durchgangserwerb!) (vgl MüKo<br />
Füller § 950 Rn 26)<br />
➡ VVK ist nach allen Ansichten Egt <strong>de</strong>r Weihnachtsmänner<br />
!<br />
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!<br />
§ 8 D. I. 3. Eigentumsvorbehalt mit<br />
Vorausabtretung<br />
Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner II<br />
VK will die Weihnachtsmänner schließlich auch<br />
verkaufen. Auch hierzu ist er vertraglich berechtigt,<br />
wobei <strong>de</strong>r Kaufvertrag eine Vorausabtretungsklausel<br />
bez. <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen aus <strong>de</strong>n Weiterverkäufen enthält.<br />
VK verkauft und übereignet die Weihnachtsmänner an<br />
die L-AG.<br />
Sind die Verfügungen <strong>de</strong>s VK über die<br />
Weihnachtsmänner wirksam?<br />
Wem steht die For<strong>de</strong>rung aus diesem Geschäft zu?<br />
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Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner II<br />
Übereignung <strong>de</strong>r Weihnachtsmänner von VK an L-AG gem. § 929 S. 1<br />
Einigung, Übergabe (+)<br />
Berechtigung<br />
VK ist kein Eigentümer<br />
Aber Ermächtigung aus § 185 I zur Verfügung<br />
Die For<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>m Kaufvertrag<br />
Vertragspartner d. L-AG ist VK<br />
Aber wirks. Vorausabtretung nach §§ 398 ff.<br />
•P: Auswirkung von Abtretungsverboten - beachte<br />
§ 354a HGB<br />
1.Regelmäßig erteilt VVK <strong>de</strong>m VK wi<strong>de</strong>rrufliche<br />
Einziehungsermächtigung (analog § 185)<br />
!<br />
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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />
(BGH NJW 2006, 3486)<br />
Die Kl. belieferte <strong>de</strong>n Beklagten mit Fenstern zu ihren AGB, die<br />
einen verlängerten Eigentumsvorbehalt vorsehen. Aus <strong>de</strong>n<br />
Lieferungen steht <strong>de</strong>r Kl. noch eine Gesamtfor<strong>de</strong>rung von<br />
9.364,93 Euro zu. Der Beklagte verwen<strong>de</strong>te als<br />
Insolvenzverwalter über das Vermögen <strong>de</strong>s<br />
Insolvenzschuldners die Fenster für ein Bauvorhaben, <strong>de</strong>m ein<br />
Bauvertrag zwischen <strong>de</strong>m Beklagten und <strong>de</strong>r A-GbR zu Grun<strong>de</strong><br />
liegt. Der Bauvertrag enthält unter an<strong>de</strong>rem die von <strong>de</strong>r A-GbR<br />
gestellte Klausel: „For<strong>de</strong>rungsabtretungen sind unzulässig.“<br />
Der Beklagte hat die For<strong>de</strong>rungen trotz <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rrufs <strong>de</strong>r<br />
Einziehungsermächtigung durch die Kl. eingezogen.<br />
Hat <strong>de</strong>r Kläger Ansprüche gegen <strong>de</strong>n Beklagten o<strong>de</strong>r die A-<br />
GbR?<br />
!<br />
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!<br />
Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />
A. Anspruch gegen <strong>de</strong>n Beklagten aus § 816 II<br />
I. Bekl. als NB?<br />
• Wer war einziehungsbefugt?<br />
1. Grdsl. Bekl. als Gläubiger <strong>de</strong>r A-GbR<br />
2. Aber Vorausabtretung an Klägerin gem. § 398<br />
• P Wirksamkeit <strong>de</strong>r Vorausabtretung<br />
a) Vereinbarung zw Kl und Bekl. (+)<br />
b) Abtretungsverbot<br />
(1) Grdsl zulässig gem. § 399 2. Alt.<br />
(2) Unwirksam wg. § 354a HGB?<br />
• (-), kein Han<strong>de</strong>lsgeschäft f. A-GbR<br />
• Analogie zu § 354a HGB (-) (str.)<br />
➡ keine Unwirksamkeit <strong>de</strong>s Abtretungsverbots nach<br />
§ 354a HGB<br />
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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />
(2) Unwirksam wg. § 307?<br />
• M1: Unwirksamkeit wg. Kollision mit AGB <strong>de</strong>s Kl., die wohl<br />
auch Bestandteil <strong>de</strong>r AGB <strong>de</strong>s. Bekl ggü A waren<br />
• M2: Wirksamkeit <strong>de</strong>r Klausel, soweit schützenswertes<br />
Interesse d. A (BGH)<br />
(3) Ergebnis folgt man M2: Abtretungsverbot <strong>de</strong>r A-GbR<br />
wirksam, kein Erwerb <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung durch Klägerin<br />
II. Ergebnis: Kein Anspruch <strong>de</strong>r Klägerin aus § 816 II<br />
B. Anspruch gegen Beklagten aus § 280 I<br />
I. SV (+)<br />
II. Pflichtverletzung: Vertragsschluss mit Abtretungsverbot<br />
III. Vertretenmüssen<br />
IV. Scha<strong>de</strong>n<br />
!<br />
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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />
C. Anspruch gegen A-GbR aus § 985 auf Herausgabe <strong>de</strong>r Fenster<br />
I. Eigentum an <strong>de</strong>n Fenstern<br />
1. Ursprüngl. Kl.<br />
2. Veräußerung <strong>de</strong>s Bekl an A-GbR<br />
a) § 929<br />
(1) Einigung, Übergabe<br />
(2) Berechtigung<br />
• § 185 I: Ermächtigung aus verl. EV<br />
• Aber: Ermächtigung war dahin bedingt, dass Kl.<br />
For<strong>de</strong>rung erwirbt. (aA vertretbar)<br />
(3) Ergebnis: Keine Berechtigung<br />
!<br />
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!<br />
Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />
b) §§ 929, 932<br />
(1)Einigung, Übergabe, s.o.<br />
(2)Gutgläubigkeit <strong>de</strong>r A-GbR, bzw. ihrer Vertreter<br />
• Die A-GbR konnte wissen, dass Bekl. Material unter<br />
vEV bezieht<br />
• Sie wusste dann auch, dass Bekl. nur gegen<br />
Abtretung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung übereignen darf<br />
(3)Ergebnis: Bösgläubigkeit <strong>de</strong>r A-GbR<br />
3. Einbau <strong>de</strong>r Fenster<br />
• § 946, iVm § 94 II: Egt Erwerb <strong>de</strong>r A-GbR<br />
II. Ergebnis: Kein Anspruch aus § 985 wg. fehlen<strong>de</strong>n Egt. <strong>de</strong>s<br />
Kl.<br />
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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />
D. Anspruch gegen A-GbR aus §§ 951, 812 I S. 1 2. Alt., 818 II<br />
I. Rechtsverlust nach § 946<br />
II. Etwas erlangt<br />
• Eigentum an <strong>de</strong>n Fenstern<br />
III. Ohne Rechtsgrund<br />
• je<strong>de</strong>nfalls im Verhältnis zu Kl. (+)<br />
IV. Auf Kosten <strong>de</strong>s Kl. (+)<br />
V. P: Vorrang <strong>de</strong>r Leistungskondiktion?<br />
• Der A-GbR wur<strong>de</strong> vom Bekl. geleistet<br />
• ABER: (BGHZ 55, 176 „Jungbullenfall“): Leistung konnte hier<br />
wg. Bösgläubigkeit <strong>de</strong>r A-GbR nicht zum Erfolg führen<br />
• Ergebnis: Anspruch aus §§ 951, 812 I S. 1 2. Alt., 818 II (+)<br />
!<br />
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§ 8 D. II. Erweiterungsformen<br />
1. Funktion<br />
• Sicherung nicht nur <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>r konkreten Lieferung,<br />
son<strong>de</strong>rn auch an<strong>de</strong>rer (gegenwärtiger o<strong>de</strong>r künftiger) For<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s VVK geg. VK<br />
2. Konstruktion<br />
• Zum Bedingungseintritt genügt nicht die Tilgung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung<br />
aus <strong>de</strong>r konkreten Lieferung.<br />
• Egt-Erwerb erst, wenn auch die sonstigen, in die<br />
Sicherungsabre<strong>de</strong> einbezogenen For<strong>de</strong>rungen getilgt sind.<br />
3. (Umgekehrter) Konzernvorbehalt, § 449 III<br />
• Sicherung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen verbun<strong>de</strong>ner Unternehmen <strong>de</strong>s VK<br />
• Umgekehrter: Sicherung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen gegen mit Käufer<br />
verbun<strong>de</strong>ne Unternehmen. Analoge Anwendung d. § 449 III str.<br />
!<br />
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