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Folien KSR v 7.6. - moritzbrinkmann.de

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Wie<strong>de</strong>rholungsfragen<br />

★ Erläutern Sie Unterschie<strong>de</strong> in Voraussetzungen<br />

und Rechtsfolgen bezüglich <strong>de</strong>r Institute <strong>de</strong>r<br />

anfänglichen und nachträglichen Übersicherung.<br />

★ Wie kann „ein Warenlager“ zur Sicherheit<br />

übereignet wer<strong>de</strong>n?<br />

★ Welche Rechtsgeschäfte wer<strong>de</strong>n im Rahmen einer<br />

Sicherungsabtretung üblicherweise<br />

abgeschlossen?<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

§ 7 Die Sicherungsabtretung<br />

II. Die revolvieren<strong>de</strong> Globalzession<br />

S betreibt eine Unternehmensberatung. Nennenswertes Sachvermögen<br />

besitzt er außer einigen Computern nicht. Er hat aber durch seine gut<br />

gehen<strong>de</strong> Beratung laufend For<strong>de</strong>rungen gegen seine Kun<strong>de</strong>n aus<br />

erbrachten Leistungen in Höhe von durchschnittlich 500.000,- €. Für eine<br />

Expansion seiner Beratung benötigt er Kredit. Wie kann er <strong>de</strong>n<br />

For<strong>de</strong>rungsbestand zur Kreditsicherung einsetzen und welche Funktionen<br />

muss ein solches Sicherungsrecht erfüllen?<br />

• Schaffung eines Sicherungsrechts, das nicht nur gegenwärtige,<br />

son<strong>de</strong>rn auch künftige For<strong>de</strong>rungen erfasst<br />

• Vorauszession<br />

• Einziehungsrecht <strong>de</strong>s S, solange Sicherungsfall nicht eingetreten ist:<br />

• Einziehungsermächtigung<br />

• Alleiniges Einziehungsrecht <strong>de</strong>s Sicherungsnehmers im Sicherungsfall<br />

• Wi<strong>de</strong>rruflichkeit <strong>de</strong>r Einziehungsermächtigung<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

§ 7 Die Sicherungsabtretung<br />

II. Die revolvieren<strong>de</strong> Globalzession<br />

• insbes. die Abtretung d. künftigen For<strong>de</strong>rungen:<br />

1. Die Vereinbarkeit mit <strong>de</strong>m Bestimmtheitsgrundsatz<br />

• Nach <strong>de</strong>r Rspr. genügt hier die Bestimmbarkeit anhand<br />

<strong>de</strong>s Abtretungsvertrages im Moment <strong>de</strong>s Entstehens <strong>de</strong>r<br />

For<strong>de</strong>rung (Bsp.: „Abtretung aller For<strong>de</strong>rungen gegen<br />

Kun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Anfangsbuchstaben A-P“)<br />

2. Rechtsfolgen<br />

• bei „echter“ Vorauszession (= noch nicht entstan<strong>de</strong>ne<br />

For<strong>de</strong>rungen; abzugrenzen von bedingten For<strong>de</strong>rungen)<br />

fin<strong>de</strong>t kein Durchgangserwerb <strong>de</strong>s Ze<strong>de</strong>nten statt.<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


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§ 7 Die Sicherungsabtretung<br />

III.Grenzen <strong>de</strong>r Wirksamkeit von Sicherungszessionen<br />

1. Übersicherung bei <strong>de</strong>r Globalzession<br />

a) Nichtigkeit wegen anfänglicher Übersicherung nach<br />

§ 138 (BGH NJW 1998, 2047)<br />

b) Die nachträgliche Übersicherung erzeugt einen<br />

Freigabeanspruch, ab 150% <strong>de</strong>s Nennwerts <strong>de</strong>r<br />

For<strong>de</strong>rungen.<br />

2. Die Globalzession in <strong>de</strong>r Insolvenz <strong>de</strong>s Sicherungsgebers<br />

• Abson<strong>de</strong>rungsrecht nach § 51 Nr. 1 InsO<br />

• BGHZ 174, 297 ff.: Die Globalzession soll nicht als inkongruente,<br />

son<strong>de</strong>rn allenfalls als kongruente Deckung nach § 130 InsO<br />

anfechtbar sein.<br />

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§ 7 IV. Das Factoring<br />

S verkauft als Großhändler KFZ-Ersatzteile. Seinen Kun<strong>de</strong>n<br />

räumt er gewöhnlich ein Zahlungsziel von 5 Wochen ein. Zum<br />

einen möchte er diese For<strong>de</strong>rungen gern sofort „zu Geld<br />

machen“ können, zum an<strong>de</strong>ren ist ihm die Durchsetzung <strong>de</strong>r<br />

For<strong>de</strong>rungen zu lästig.<br />

Was kann er tun?<br />

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§ 7 IV. Das Factoring<br />

Faktor<br />

Lieferant<br />

Kaufvertrag<br />

Factoringvertrag<br />

Verkäufer/<br />

Anschlusskun<strong>de</strong><br />

For<strong>de</strong>rung aus KV<br />

Funktionen <strong>de</strong>s Factoring<br />

• Ausnutzung <strong>de</strong>s Lieferantenskontos<br />

• Bei gleichzeitiger Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Vorfinanzierungszeitraums<br />

• Entlastung von <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungseinziehung<br />

Schuldner<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


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§ 7 IV. Das Factoring<br />

1. Echtes Factoring<br />

• Übernahme <strong>de</strong>s Delkre<strong>de</strong>rerisikos (= Risiko <strong>de</strong>r<br />

Uneinbringlichkeit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung) durch unbedingte<br />

Zahlung <strong>de</strong>s Barvorschusses<br />

➡Schuldrechtlich han<strong>de</strong>lt es sich um For<strong>de</strong>rungskauf (hM)<br />

2. Unechtes Factoring<br />

• Keine Übernahme <strong>de</strong>s Delkre<strong>de</strong>rerisikos durch bedingte<br />

Zahlung <strong>de</strong>s Barvorschusses: Factor kann For<strong>de</strong>rung<br />

„zurückgeben“, wenn sie sich als uneinbringlich erweist.<br />

➡Darlehensartig (hM)<br />

Siehe auch www.factoring.<strong>de</strong><br />

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§ 8 A. Der einfache Eigentumsvorbehalt<br />

I. Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung und Funktion<br />

• Dingliches Sicherungsrecht zum Schutz <strong>de</strong>s Verkäufers<br />

II. Konstruktion nach <strong>de</strong>r Auslegungsregel <strong>de</strong>s § 449 I:<br />

1. Unbedingter Kaufvertrag<br />

2. Aufschiebend bedingte Übereignung (§§ 449 I, 158 I),<br />

➡Käufer erwirbt erst Eigentum, wenn Kaufpreis bezahlt ist.<br />

➡Unzulässig bei Auflassungen, § 925 II<br />

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§ 8 B. I. Die schuldrechtliche Position <strong>de</strong>s<br />

Vorbehaltsverkäufers<br />

Waschmaschine unter EV<br />

K kauft von <strong>de</strong>m Händler V eine Waschmaschine unter<br />

Eigentumsvorbehalt für seinen Haushalt. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />

um eine sog. „Null-Prozent-Finanzierung“. K hat nur 2<br />

<strong>de</strong>r 10 Raten bezahlt. Als V jetzt vollständige Zahlung<br />

verlangt, beruft K sich zu Recht auf die mittlerweile<br />

eingetretene Verjährung <strong>de</strong>r Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung. V fragt<br />

sich, wie er seine Waschmaschine gegen Erstattung <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Raten wie<strong>de</strong>r erhält.<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


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Waschmaschine unter EV<br />

I. Rückgewähranspruch aus § 346 I BGB<br />

1. Bestehen einer vertraglichen Beziehung: Kaufvertrag<br />

2. Vertragliches Rücktrittsrecht? (-)<br />

3. Gesetzliches Rücktrittsrecht?<br />

a) § 508 II 1 (lex specialis zu § 323 soweit es um Rücktritt wg.<br />

Zahlungsverzugs geht)<br />

Voraussetzungen:<br />

• § 508 II 1: Verbraucher (§ 13)/Unternehmer (§ 14)<br />

• § 508 II 1: Teilzahlungsgeschäft i.S. § 506 III<br />

- § 506 I: Zahlungsaufschub, aber:<br />

- Entgeltlichkeit (§ 506 I) ist auch iR von Abs. 3 erfor<strong>de</strong>rlich: Hier (-),<br />

da Barzahlungspreis und Teilzahlungspreis i<strong>de</strong>ntisch, also kein<br />

Teilzahlungsgeschäft,<br />

➡§ 508 also nicht anwendbar, § 323 nicht gesperrt.<br />

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Waschmaschine unter EV<br />

(2) § 323 wegen verspäteter Zahlung<br />

(a) Gegenseitiger Vertrag: Kaufvertrag<br />

(b)Verletzung einer Leistungspflicht <strong>de</strong>s K<br />

• Kaufpreiszahlung nicht erbracht<br />

• Fälligkeit § 271<br />

• Durchsetzbarkeit?<br />

• Verjährung (§ 214 I BGB!), §§ 195, 199 I<br />

• Unwirksamkeit nach § 218 I?<br />

• § 216 II 2 --> § 218 I insoweit unanwendbar (vgl. § 218 I 3)<br />

(c) Fristsetzung<br />

• Hier (-), aber entbehrlich wg. § 323 II Nr. 1 BGB, da Berufung auf<br />

Verjährung Erfüllungsverweigerung gleichkommt.<br />

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Waschmaschine unter EV<br />

(c) Ausschluss d. Rücktrittsrechts nach § 323 V 1?<br />

• Teilzahlung als Teilleistung<br />

• Voraussetzung ist aber Teilbarkeit auch <strong>de</strong>r Gegenleistung<br />

d) Rücktrittserklärung, § 349 BGB<br />

• Exkurs: Beachte bei Teilzahlungsgeschäften § 508 II 5<br />

e) Rechtsfolge eines wirksamen Rücktritts<br />

➡ Rückgabe <strong>de</strong>r Waschmaschine Zug um Zug gegen<br />

Rückzahlung <strong>de</strong>r bisher geleisteten Raten (§ 348 BGB)<br />

• Ergebnis: Rücktritt möglich.<br />

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Waschmaschine unter EV<br />

B. Herausgabeanspruch aus § 985 BGB<br />

I. Besitz <strong>de</strong>s K (+)<br />

II. Eigentum <strong>de</strong>s V<br />

1. Zunächst war V Eigentümer<br />

2. Verlust durch Übereignung an K?<br />

a) § 929 S. 1 BGB, aber Einigung aufschiebend bedingt, § 158 I, bis<br />

Kaufpreiszahlung<br />

III. Recht zum Besitz <strong>de</strong>s K, § 986 I BGB?<br />

1. Aus Kaufvertrag (+)<br />

2. Fortfall <strong>de</strong>s Besitzrechts durch Rücktritt <strong>de</strong>s V? (s.a. § 449 II)<br />

➡ Hier noch kein wirksamer Rücktritt erklärt, s.o.<br />

IV. Ergebnis: Herausgabeanspruch erst nach Rücktritt gegeben.<br />

Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

§ 8 B. Die Rechtsstellung <strong>de</strong>s Verkäufers<br />

I. Schuldrechtlich: s. Waschmaschine unter EV<br />

II. Deliktsrechtlich: Grdsl kann VVK SE nach § 823 I wg.<br />

Eigentumsverletzung verlangen<br />

III. Dinglich<br />

• EV als treuhän<strong>de</strong>risches Eigentum<br />

• Zum Anspruch aus § 985 siehe § 449 II<br />

• Vorbehaltseigentum kann erlöschen durch:<br />

• Kaufpreiszahlung<br />

• Vorbehaltslosen Erwerb <strong>de</strong>r Sache durch einen Dritten<br />

• Verbindung, Vermischung, Verarbeitung, §§ 946 ff<br />

• Verzicht <strong>de</strong>s Vorbehaltsverkäufers<br />

• Nicht bei Verjährung <strong>de</strong>s KV Anspruchs, § 216 II 2 (s.o.).<br />

IV.Vollstreckungsrechtlich<br />

• Schutz durch § 771 ZPO und § 47 InsO<br />

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§ 771 ZPO Drittwi<strong>de</strong>rspruchsklage<br />

(1) Behauptet ein Dritter, dass ihm an <strong>de</strong>m<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Zwangsvollstreckung ein die<br />

Veräußerung hin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Recht zustehe, so ist<br />

<strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rspruch gegen die<br />

Zwangsvollstreckung im Wege <strong>de</strong>r Klage bei<br />

<strong>de</strong>m Gericht geltend zu machen, in <strong>de</strong>ssen<br />

Bezirk die Zwangsvollstreckung erfolgt.<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann


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§ 47 InsO Ausson<strong>de</strong>rung<br />

Wer auf Grund eines dinglichen o<strong>de</strong>r<br />

persönlichen Rechts geltend machen kann, daß<br />

ein Gegenstand nicht zur Insolvenzmasse<br />

gehört, ist kein Insolvenzgläubiger. Sein<br />

Anspruch auf Ausson<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gegenstands<br />

bestimmt sich nach <strong>de</strong>n Gesetzen, die<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Insolvenzverfahrens gelten.<br />

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§ 8 C. I. Die schuldrechtliche Rechtsstellung<br />

<strong>de</strong>s Vorbehaltskäufers<br />

Schwimmen<strong>de</strong>s Eis<br />

K betreibt ein Café am Bo<strong>de</strong>nsee. Für dieses kauft er eine<br />

Eistruhe unter Eigentumsvorbehalt von V. Im Frühjahr 2009<br />

kommt es zu einer Überschwemmung, bei <strong>de</strong>r unter<br />

an<strong>de</strong>rem die Truhe zerstört wird. Der Kaufpreis war noch<br />

nicht vollständig bezahlt. K verlangt von V eine neue Truhe,<br />

da dieser ihm doch noch Übereignung schul<strong>de</strong>.<br />

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§ 8 C. II. Der Schutz <strong>de</strong>s Vorbehaltskäufers vor<br />

Zwischenverfügungen<br />

Heißbegehrter Glühwein<br />

VVK liefert am 15.11. an VK unter EV einen<br />

Glühweinstand, Zahlungsfrist ist <strong>de</strong>r 29.12., <strong>de</strong>nn<br />

VK soll <strong>de</strong>n Stand mit <strong>de</strong>n Erlösen aus <strong>de</strong>m<br />

Weihnachtsgeschäft finanzieren. Nun bekommt<br />

VVK von D ein besseres Angebot, auf das er auch<br />

eingeht. VVK verkauft und übereignet daher am<br />

1.12. <strong>de</strong>m D <strong>de</strong>n Glühweinstand, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>m D<br />

vorspiegelt, er habe <strong>de</strong>m VK <strong>de</strong>n Stand nur<br />

geliehen. Hat D Eigentum erworben?<br />

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Wie<strong>de</strong>rholungsfragen<br />

★ Was muss <strong>de</strong>r Vorbehaltsverkäufer tun, wenn er<br />

sein Sicherungsrecht durchsetzen will?<br />

★ Wie wirkt sich eine zufällige Zerstörung <strong>de</strong>r<br />

Kaufsache vor Bedingungseintritt aus?<br />

★ Wie ist <strong>de</strong>r Vorbehaltskäufer vor<br />

Bedingungseintritt vor an<strong>de</strong>rweitigen<br />

Verfügungen <strong>de</strong>s Vorbehaltsverkäufers<br />

geschützt?<br />

★ Wie kann <strong>de</strong>r Vorbehaltskäufer seine Position<br />

auf Dritte übertragen?<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

§ 8 D. I. 2. Der Verarbeitungsvorbehalt<br />

Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner I<br />

VVK liefert an VK unter Eigentumsvorbehalt Schokola<strong>de</strong>. VK<br />

will hieraus Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner herstellen, wozu<br />

er vertraglich auch vor Kaufpreiszahlung befugt ist. Im<br />

Kaufvertrag ist vorgesehen, dass „VVK Hersteller sein soll“.<br />

Wer ist Eigentümer <strong>de</strong>r von VK hergestellten<br />

Weihnachtsmänner?<br />

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Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner I<br />

A. Ursprüngl. Egt <strong>de</strong>s VVK<br />

B. Verarbeitung durch VK<br />

• Egt Erwerb nach § 950?<br />

1. Neue Sache (+)<br />

2. Wert <strong>de</strong>r Verarbeitung mind. 60% <strong>de</strong>s Stoffwerts<br />

3. Wer ist Hersteller?<br />

• Deutung <strong>de</strong>r Herstellerklausel:<br />

a) M1: § 950 ist dispositiv (Baur/Stürner)<br />

b) M2: Vereinbarung über Herstellereigenschaft (BGHZ 20, 159)<br />

c) M3: Vereinbarung als solche unwirksam, aber Um<strong>de</strong>utung (§ 140) in<br />

antizipierte Sicherungsübereignung (Durchgangserwerb!) (vgl MüKo<br />

Füller § 950 Rn 26)<br />

➡ VVK ist nach allen Ansichten Egt <strong>de</strong>r Weihnachtsmänner<br />

!<br />

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§ 8 D. I. 3. Eigentumsvorbehalt mit<br />

Vorausabtretung<br />

Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner II<br />

VK will die Weihnachtsmänner schließlich auch<br />

verkaufen. Auch hierzu ist er vertraglich berechtigt,<br />

wobei <strong>de</strong>r Kaufvertrag eine Vorausabtretungsklausel<br />

bez. <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen aus <strong>de</strong>n Weiterverkäufen enthält.<br />

VK verkauft und übereignet die Weihnachtsmänner an<br />

die L-AG.<br />

Sind die Verfügungen <strong>de</strong>s VK über die<br />

Weihnachtsmänner wirksam?<br />

Wem steht die For<strong>de</strong>rung aus diesem Geschäft zu?<br />

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Schokola<strong>de</strong>nweihnachtsmänner II<br />

Übereignung <strong>de</strong>r Weihnachtsmänner von VK an L-AG gem. § 929 S. 1<br />

Einigung, Übergabe (+)<br />

Berechtigung<br />

VK ist kein Eigentümer<br />

Aber Ermächtigung aus § 185 I zur Verfügung<br />

Die For<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>m Kaufvertrag<br />

Vertragspartner d. L-AG ist VK<br />

Aber wirks. Vorausabtretung nach §§ 398 ff.<br />

•P: Auswirkung von Abtretungsverboten - beachte<br />

§ 354a HGB<br />

1.Regelmäßig erteilt VVK <strong>de</strong>m VK wi<strong>de</strong>rrufliche<br />

Einziehungsermächtigung (analog § 185)<br />

!<br />

Kreditsicherungsrecht, Universität Bonn SS 2013, Prof. Dr. Moritz Brinkmann<br />

Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />

(BGH NJW 2006, 3486)<br />

Die Kl. belieferte <strong>de</strong>n Beklagten mit Fenstern zu ihren AGB, die<br />

einen verlängerten Eigentumsvorbehalt vorsehen. Aus <strong>de</strong>n<br />

Lieferungen steht <strong>de</strong>r Kl. noch eine Gesamtfor<strong>de</strong>rung von<br />

9.364,93 Euro zu. Der Beklagte verwen<strong>de</strong>te als<br />

Insolvenzverwalter über das Vermögen <strong>de</strong>s<br />

Insolvenzschuldners die Fenster für ein Bauvorhaben, <strong>de</strong>m ein<br />

Bauvertrag zwischen <strong>de</strong>m Beklagten und <strong>de</strong>r A-GbR zu Grun<strong>de</strong><br />

liegt. Der Bauvertrag enthält unter an<strong>de</strong>rem die von <strong>de</strong>r A-GbR<br />

gestellte Klausel: „For<strong>de</strong>rungsabtretungen sind unzulässig.“<br />

Der Beklagte hat die For<strong>de</strong>rungen trotz <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rrufs <strong>de</strong>r<br />

Einziehungsermächtigung durch die Kl. eingezogen.<br />

Hat <strong>de</strong>r Kläger Ansprüche gegen <strong>de</strong>n Beklagten o<strong>de</strong>r die A-<br />

GbR?<br />

!<br />

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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />

A. Anspruch gegen <strong>de</strong>n Beklagten aus § 816 II<br />

I. Bekl. als NB?<br />

• Wer war einziehungsbefugt?<br />

1. Grdsl. Bekl. als Gläubiger <strong>de</strong>r A-GbR<br />

2. Aber Vorausabtretung an Klägerin gem. § 398<br />

• P Wirksamkeit <strong>de</strong>r Vorausabtretung<br />

a) Vereinbarung zw Kl und Bekl. (+)<br />

b) Abtretungsverbot<br />

(1) Grdsl zulässig gem. § 399 2. Alt.<br />

(2) Unwirksam wg. § 354a HGB?<br />

• (-), kein Han<strong>de</strong>lsgeschäft f. A-GbR<br />

• Analogie zu § 354a HGB (-) (str.)<br />

➡ keine Unwirksamkeit <strong>de</strong>s Abtretungsverbots nach<br />

§ 354a HGB<br />

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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />

(2) Unwirksam wg. § 307?<br />

• M1: Unwirksamkeit wg. Kollision mit AGB <strong>de</strong>s Kl., die wohl<br />

auch Bestandteil <strong>de</strong>r AGB <strong>de</strong>s. Bekl ggü A waren<br />

• M2: Wirksamkeit <strong>de</strong>r Klausel, soweit schützenswertes<br />

Interesse d. A (BGH)<br />

(3) Ergebnis folgt man M2: Abtretungsverbot <strong>de</strong>r A-GbR<br />

wirksam, kein Erwerb <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung durch Klägerin<br />

II. Ergebnis: Kein Anspruch <strong>de</strong>r Klägerin aus § 816 II<br />

B. Anspruch gegen Beklagten aus § 280 I<br />

I. SV (+)<br />

II. Pflichtverletzung: Vertragsschluss mit Abtretungsverbot<br />

III. Vertretenmüssen<br />

IV. Scha<strong>de</strong>n<br />

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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />

C. Anspruch gegen A-GbR aus § 985 auf Herausgabe <strong>de</strong>r Fenster<br />

I. Eigentum an <strong>de</strong>n Fenstern<br />

1. Ursprüngl. Kl.<br />

2. Veräußerung <strong>de</strong>s Bekl an A-GbR<br />

a) § 929<br />

(1) Einigung, Übergabe<br />

(2) Berechtigung<br />

• § 185 I: Ermächtigung aus verl. EV<br />

• Aber: Ermächtigung war dahin bedingt, dass Kl.<br />

For<strong>de</strong>rung erwirbt. (aA vertretbar)<br />

(3) Ergebnis: Keine Berechtigung<br />

!<br />

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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />

b) §§ 929, 932<br />

(1)Einigung, Übergabe, s.o.<br />

(2)Gutgläubigkeit <strong>de</strong>r A-GbR, bzw. ihrer Vertreter<br />

• Die A-GbR konnte wissen, dass Bekl. Material unter<br />

vEV bezieht<br />

• Sie wusste dann auch, dass Bekl. nur gegen<br />

Abtretung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung übereignen darf<br />

(3)Ergebnis: Bösgläubigkeit <strong>de</strong>r A-GbR<br />

3. Einbau <strong>de</strong>r Fenster<br />

• § 946, iVm § 94 II: Egt Erwerb <strong>de</strong>r A-GbR<br />

II. Ergebnis: Kein Anspruch aus § 985 wg. fehlen<strong>de</strong>n Egt. <strong>de</strong>s<br />

Kl.<br />

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Abtretungsverbote und Eigentumsvorbehalt<br />

D. Anspruch gegen A-GbR aus §§ 951, 812 I S. 1 2. Alt., 818 II<br />

I. Rechtsverlust nach § 946<br />

II. Etwas erlangt<br />

• Eigentum an <strong>de</strong>n Fenstern<br />

III. Ohne Rechtsgrund<br />

• je<strong>de</strong>nfalls im Verhältnis zu Kl. (+)<br />

IV. Auf Kosten <strong>de</strong>s Kl. (+)<br />

V. P: Vorrang <strong>de</strong>r Leistungskondiktion?<br />

• Der A-GbR wur<strong>de</strong> vom Bekl. geleistet<br />

• ABER: (BGHZ 55, 176 „Jungbullenfall“): Leistung konnte hier<br />

wg. Bösgläubigkeit <strong>de</strong>r A-GbR nicht zum Erfolg führen<br />

• Ergebnis: Anspruch aus §§ 951, 812 I S. 1 2. Alt., 818 II (+)<br />

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§ 8 D. II. Erweiterungsformen<br />

1. Funktion<br />

• Sicherung nicht nur <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>r konkreten Lieferung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch an<strong>de</strong>rer (gegenwärtiger o<strong>de</strong>r künftiger) For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s VVK geg. VK<br />

2. Konstruktion<br />

• Zum Bedingungseintritt genügt nicht die Tilgung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung<br />

aus <strong>de</strong>r konkreten Lieferung.<br />

• Egt-Erwerb erst, wenn auch die sonstigen, in die<br />

Sicherungsabre<strong>de</strong> einbezogenen For<strong>de</strong>rungen getilgt sind.<br />

3. (Umgekehrter) Konzernvorbehalt, § 449 III<br />

• Sicherung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen verbun<strong>de</strong>ner Unternehmen <strong>de</strong>s VK<br />

• Umgekehrter: Sicherung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen gegen mit Käufer<br />

verbun<strong>de</strong>ne Unternehmen. Analoge Anwendung d. § 449 III str.<br />

!<br />

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