Archäologie im Wald - Landesbetrieb Hessen-Forst
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Bodendenkmäler und Bodendenkmalpflege in <strong>Hessen</strong><br />
Grundsätzliches<br />
Bodendenkmäler sind nach dem Hessischen<br />
Denkmalschutzgesetz (HDSchG; siehe Anhang)<br />
bewegliche und unbewegliche Zeugnisse, Überreste<br />
oder Spuren aus Epochen und Kulturen der<br />
Erd- und Menschheitsgeschichte, für die Ausgrabungen<br />
und Funde eine der Hauptquellen wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse sind.<br />
Geschützte Bodendenkmäler <strong>im</strong> <strong>Wald</strong> sind zum<br />
einen kleinere oder größere Flächen, auf denen<br />
sich solche Überreste sogar <strong>im</strong> Relief abzeichnen,<br />
z. B. ein deutlich sichtbarer Hügel von einem<br />
bronzezeitlichen Hügelgrab oder ein Wall von<br />
einem eisenzeitlichen Ringwall. Bodendenkmäler<br />
können aber auch Flächen sein, auf denen<br />
keinerlei Veränderungen des Reliefs erkennbar<br />
sind, wohl aber andere Spuren aus älteren Epochen<br />
oder Kulturen, z. B. einzelne mittelalterliche<br />
Keramikscherben von zerbrochenen Tongefäßen,<br />
die auf dem <strong>Wald</strong>boden, <strong>im</strong> Wurzelwerk umgestürzter<br />
Bäume oder in einem kleinen Bach liegen<br />
und zeigen, dass in diesem Bereich einst eine<br />
menschliche Siedlung gelegen hat, in diesem Fall<br />
also eine mittelalterliche Wüstung. Auch hier können<br />
<strong>im</strong> Untergrund weitere schützenswerte Reste<br />
verborgen sein, die bei Bodeneingriffen zerstört<br />
werden könnten.<br />
Es gibt also zum einen obertägig <strong>im</strong> Geländerelief<br />
deutlich sichtbare Bodendenkmäler. Die<br />
sollten eigentlich alle bekannt und fachlich registriert<br />
sein. Aber die Erfahrung zeigt, dass dies<br />
keineswegs der Fall ist. Zum andern gibt es<br />
Bodendenkmäler, die sich nur durch hier und da<br />
sichtbare Spuren zu erkennen geben, z. B. also<br />
durch Scherben, die aber nicht <strong>im</strong>mer sichtbar<br />
sein müssen (wenn sie abgesammelt sind oder<br />
Schnee liegt, kann man keine mehr sehen). Das<br />
macht das Erkennen von Bodendenkmälern oft<br />
sehr schwierig und abhängig vom Zufall. Selbst<br />
wenn man sein Vorhandensein festgestellt hat,<br />
ist die ganze unterirdische Ausdehnung eines<br />
Bodendenkmals meist nicht erkennbar, so dass<br />
man den geschützten Bereich gar nicht genau<br />
abgrenzen kann. Und es kann noch komplizierter<br />
werden, denn viele Bodendenkmäler lassen sich<br />
Bodendenkmäler und Bodendenkmalpflege in <strong>Hessen</strong><br />
<strong>im</strong> Voraus überhaupt nicht erkennen, sondern<br />
sie erscheinen erst in dem Moment, in dem der<br />
Boden geöffnet wird, also erst <strong>im</strong> Moment ihrer<br />
Zerstörung, z. B. ein spätbronzezeitliches Flachgrab<br />
mit den Resten einer Brandbestattung in<br />
einer Urne.<br />
Das Problem der oft schwierigen oder gar<br />
unmöglichen Festlegung, was <strong>im</strong> Einzelnen als<br />
Bodendenkmal gilt, hat der Gesetzgeber in <strong>Hessen</strong><br />
dadurch gelöst, dass Bodendenkmäler schon<br />
durch ihr bloßes Vorhandensein existieren und<br />
nicht erst in einem Verwaltungsakt als solche<br />
ausgewiesen werden müssen. Damit sind alle<br />
eingangs genannten Zeugnisse, Überreste oder<br />
Spuren automatisch Bodendenkmäler.<br />
Zu ihrem Schutz ist es natürlich förderlich, wenn<br />
diese Bodendenkmäler denkmalfachlich so gut<br />
wie möglich registriert, d. h. beschrieben und<br />
kartiert sind, und wenn dies auch dem Grundeigentümer<br />
und seinen Verantwortlichen vor Ort so<br />
gut wie möglich bekannt ist.<br />
Zeitliche Abgrenzung<br />
In <strong>Hessen</strong> sind Bodendenkmäler durch den Einschluss<br />
erdgeschichtlicher Zeugnisse aus dem<br />
vergangenen Tier- und Pflanzenleben (Paläontologische<br />
Bodendenkmäler) zum einen sehr<br />
weit definiert. Andererseits setzt das Denkmalschutzgesetz<br />
aber für solche aus dem Zeitraum<br />
der Menschheitsgeschichte (Archäologische<br />
Bodendenkmäler) eine eher willkürliche zeitliche<br />
Schranke, ab der kulturgeschichtliche Zeugnisse<br />
keine Bodendenkmäler mehr sind. Diese<br />
Schranke wird derzeit oft am Ende des Dreißigjährigen<br />
Krieges (1648) gesehen. Das erscheint<br />
inhaltlich mehr als fragwürdig, denn die Überreste<br />
einer 1550 gegründeten und bis 1700 betriebenen<br />
Glashütte wären demzufolge nur teilweise<br />
ein Bodendenkmal.<br />
Jüngere Zeugnisse können aber durchaus Kulturdenkmäler<br />
der Bau- und Kunstgeschichte sein,