Archäologie im Wald - Landesbetrieb Hessen-Forst
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Römischer L<strong>im</strong>es, römische Kastelle,<br />
Gutshöfe und andere Anlagen<br />
Der L<strong>im</strong>es, einst die etwa 550 km lange befestigte<br />
Grenze des römischen Weltreichs zwischen Rhein<br />
und Donau, ist in <strong>Hessen</strong>, wo er 153 km lang ist,<br />
zusammen mit einem älteren, dann aufgegebenen<br />
und an den Main vorverlegten Teilstück <strong>im</strong><br />
Odenwald, das größte Bodendenkmal des Landes<br />
und gleichermaßen Glanzstück und Problemkind<br />
der Denkmalpflege. Um das Jahr 85 n. Chr.<br />
als überwachte Linie mit Patrouillenweg und hölzernen<br />
Wachtürmen begonnen, wurde er etwa<br />
120 n. Chr. mit einer Holzpalisade, in der Mitte<br />
des 2. Jahrhunderts mit steinernen Wachtürmen<br />
und am Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts<br />
anstatt der Palisade oder diese ergänzend<br />
mit Wall und Graben versehen, um dann <strong>im</strong> Jahr<br />
260 n. Chr. bei den Germaneneinfällen aufgegeben<br />
zu werden.<br />
Hinter dem L<strong>im</strong>es lagen kleinere und größere<br />
Kastelle, meist mit Lagerdorf und anderen Außenanlagen<br />
wie Kastellbad, Heiligtümer und Gräberfelder<br />
oder sogar mit einem Amphitheater wie<br />
be<strong>im</strong> Kastell Zugmantel <strong>im</strong> Taunus bei Taunusstein-Orlen<br />
(Rheingau-Taunus-Kreis), das als soge-<br />
Bodendenkmäler und Zeugnisse der Kulturgeschichte <strong>im</strong> <strong>Wald</strong><br />
nannte Rundschanze von etwa 40 m Durchmesser<br />
erhalten ist.<br />
Der auffällige Wall und Graben des L<strong>im</strong>es verläuft<br />
auf weiten Strecken unter <strong>Wald</strong>, wo auch entsprechend<br />
viele Standorte der direkt daneben befindlichen<br />
Wachtürme liegen. Die Holztürme waren<br />
<strong>im</strong>mer mit einem Graben umgeben, der oft noch<br />
erkennbar ist, die Steintürme manchmal. Die Stellen<br />
von älterem Holz- und jüngerem Steinturm<br />
befinden sich in der Regel nebeneinander. Auch<br />
einige Kastelle und ihre Außenanlagen liegen<br />
unter <strong>Wald</strong>.<br />
In den Jahren 2000 bis 2002 sind die L<strong>im</strong>esanlagen<br />
<strong>im</strong> Gelände vollständig neu inventarisiert<br />
und 2005 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt<br />
worden. Allerorten sind Pflegeprogramme, auch<br />
und besonders mit den zuständigen <strong>Forst</strong>verwaltungen,<br />
verabredet sowie touristische Erschließungen<br />
angelaufen und teilweise schon realisiert.<br />
Der 2005 beschlossene Hessische L<strong>im</strong>esentwicklungsplan<br />
enthält die Grundlagen für den<br />
denkmalgerechten Umgang mit diesem herausragenden<br />
Bodendenkmal und Zeugnis der Weltgeschichte.<br />
Schaubild des römischen L<strong>im</strong>es in Obergermanien zur Zeit seines stärksten Ausbaus zu Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. – Ein Postenweg<br />
verbindet die in Sichtweite stehenden mehrgeschossigen steinernen Wachtürme. Vor dem Weg liegt der aus dem Graben aufgeschüttete<br />
Wall. Davor steht eine Palisade, die nach neuen Erkenntnissen aber in diesem Ausbaustadium vielleicht nicht mehr vorhanden war. – Aus:<br />
Archäologische Denkmäler in <strong>Hessen</strong>, Heft 33.<br />
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