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Archäologie im Wald - Landesbetrieb Hessen-Forst

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Glashütten<br />

In großen <strong>Wald</strong>gebieten, die <strong>im</strong> Mittelalter und<br />

der frühen Neuzeit genügend Holz boten, haben<br />

oft Gläsner ihre Glashütten aufgeschlagen. Aus<br />

Steinen, Lehm und Ton, vorzugsweise feuerfestem<br />

Ton, wurden ein oder mehrere Glasöfen errichtet<br />

und Quarzsand, Holzasche und andere Zuschläge<br />

zu Glas geschmolzen, und zwar in Glashäfen, wie<br />

die aus feuerfestem Ton bestehenden Schmelztiegel<br />

heißen, die in den Öfen standen. Im Lauf<br />

mehrerer Jahre hat sich an einer solchen Produktionsstätte,<br />

die in der Regel an einem Bach oder<br />

einer Quelle lag, oft eine kleinere oder größere<br />

Halde aus Glasofenschutt, Glashafenbruchstükken,<br />

Glasscherben und anderem Abfall gebildet.<br />

Eine solche Halde kann sich <strong>im</strong> Schutz des <strong>Wald</strong>es<br />

Jahrhunderte lang erhalten haben. Oder es zeigen<br />

sich, bei den mittelalterlichen Hütten oft als<br />

einziges obertägiges Merkmal, ein bzw. bei den<br />

Bodendenkmäler und Zeugnisse der Kulturgeschichte <strong>im</strong> <strong>Wald</strong><br />

jüngeren Hütten mehrere kleine runde kuppige<br />

Ofenhügel von einem oder mehreren zusammengesunkenen<br />

Glasöfen.<br />

Da die Glashütten, deren Öfen während der Produktionsphase<br />

ununterbrochen gefeuert werden<br />

mussten, ihren Standort nach einigen Jahren<br />

oder Jahrzehnten aufgaben und zu neuem<br />

Holz zogen, ist die Zahl der Glashüttenstandorte<br />

in einer Hüttenregion oft sehr hoch. Die Befeuerung<br />

der Glashütten erfolgte übrigens mit Holz,<br />

nicht etwa mit Holzkohle.<br />

Im überwiegend hessischen und teilweise niedersächsischen<br />

Kaufunger <strong>Wald</strong>, der <strong>im</strong> 16. Jahrhundert<br />

eine Zeit lang das mitteleuropäische Zentrum<br />

der Glasherstellung war, kennen wir derzeit 89<br />

Hüttenstandorte, <strong>im</strong> und am benachbarten Reinhardswald<br />

weitere 69. In ganz Nordhessen waren<br />

bis Ende 2004 von der Denkmalfachbehörde 184<br />

Ofenhügel von einer mittelalterlichen Glashütte <strong>im</strong> <strong>Wald</strong>ort „Schnepfenloch“ <strong>im</strong> südlichen Reinhardswald (Kreis Kassel). – Unmittelbar neben<br />

einem tief eingeschnittenen Bachbett liegt ein kleiner rundlich-ovaler Hügel von 4 x 3 m Durchmesser und etwa 0,70 m Höhe. Auf der Oberfläche<br />

zeigen sich durch Hitze gerötete, teilweise schalig zerplatzte und stellenweise verglaste Sandsteine sowie gebrannter und stellenweise<br />

verglaster Lehm. Dicht daneben liegt eine tiefschwarze Schicht mit Brandrückständen. Aufgrund von Scherbenfunden können diese und<br />

eine benachbarte Glashütte, die beide von <strong>Forst</strong>direktor C. Chwalczyk (<strong>im</strong> Bild) entdeckt worden sind, in das 13. Jahrhundert datiert werden.<br />

– Aufnahme: K. Sippel, 28.3.1998.<br />

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