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Archäologie im Wald - Landesbetrieb Hessen-Forst

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Eichelgärten und andere forstliche Anlagen<br />

In den hessischen Wäldern gibt es nicht nur<br />

vorgeschichtliche und mittelalterliche, sondern<br />

auch zahlreiche neuzeitliche Wallanlagen, darunter<br />

Grenzwälle von Besitz- oder Anspruchsgrenzen<br />

wie Hutegrenzen, Triftwälle, mit denen<br />

die zu den oft weit entfernten <strong>Wald</strong>weideplätzen<br />

führenden, meist breiten Viehtriften (Triftwege)<br />

abgegrenzt wurden, Gehegegräben und -wälle<br />

für forstliche Kulturflächen und die Umwallungen<br />

von Eichelgärten. Sie sind zwar in der Regel keine<br />

Bodendenkmäler <strong>im</strong> Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes,<br />

aber gleichwohl Bestandteil<br />

unserer Kulturlandschaft und daher schützenswert.<br />

Die Eichelgärten sind große, meist rechteckige<br />

geschlossene Wallanlagen zwischen etwa<br />

60 x 30 m und 150 x 80 m Größe. Sie besitzen<br />

Außengräben und überhöhte Wallecken, die<br />

durch das Aufwerfen des Walles aus dem Graben<br />

Bodendenkmäler und Zeugnisse der Kulturgeschichte <strong>im</strong> <strong>Wald</strong><br />

von zwei Seiten entstehen, und sind manchmal<br />

<strong>im</strong> Innern unterteilt oder zu zweit oder mehreren<br />

aneinander gesetzt. Oft zeigen sie noch heute<br />

Eichenbestockung, manchmal als inselartiges<br />

Vorkommen.<br />

Es sind Zeugnisse der neuzeitlichen geregelten<br />

<strong>Forst</strong>wirtschaft, die frühestens aus dem 17. und<br />

überwiegend aus der zweiten Hälfte des 18. und<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen.<br />

Es waren Pflanzgärten oder -kämpe, in denen<br />

Eicheln ausgesät und etwa 2 m hohe Eichenheister<br />

vorgezogen wurden, die dann ausgepflanzt<br />

wurden und zu lichten Hutebeständen für die<br />

<strong>Wald</strong>mast heranwuchsen, eine der wichtigsten<br />

<strong>Wald</strong>nutzungen. Zweck der leicht und billig<br />

herzustellenden Umwallung war, das Wild und<br />

Mastvieh am Eintritt und am Verbiss der jungen<br />

Eichen zu hindern. Dazu waren die Wälle zusätzlich<br />

erhöht, etwa durch Bretterzäune. Nach dem<br />

Ein neuzeitlicher Eichelgarten auf dem Waltersberg in der Gemarkung Heringen (Werra) – Herfa (Kreis Hersfeld-Rotenburg). – Die 150 x 80 m<br />

große Anlage besteht aus einem etwa 3 m breiten und 1 m hohen Wall mit überhöhten Ecken und einem etwa 2 m breiten und 1,50 m tiefen<br />

Graben. Das Innere ist mit Eichen bestockt, die nach dem Betriebsbuch des <strong>Forst</strong>amts aus dem Jahr 1811 stammen. Vermutlich sind es in dem<br />

Eichelgarten vorgezogene Bäume, die be<strong>im</strong> Auspflanzen der anderen absichtlich stehen geblieben sind. An diesen besonders gut erhaltenen<br />

Eichelgarten schließen sich zwei weitere an, die niedrigere Wälle und kleinere Gräben besitzen und demnach wohl älter sind. – Aufnahme: K.<br />

Sippel, 31.3.1991.<br />

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