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USA
Das Klima der anderen
New York investiert Milliarden Dollar, um sich gegen Monsterstürme und den steigenden
Meeresspiegel zu wappnen. North Carolina schreibt per Gesetz vor, den Klimawandel
zu ignorieren. Wer setzt sich durch, in diesem Kulturkampf um das bessere Amerika?
Es ist dasselbe Meer, das vor ihnen
liegt, das Wasser, über das einst
Christoph Kolumbus segelte. Aber
wenn sie an der Küste stehen, 680 Kilometer
voneinander entfernt, und über
den Atlantik blicken, sehen sie unterschiedliche
Dinge.
Veronica White steht an der Strandpromenade
in New York. Sie sagt: „Wir müssen
die ganze Küste auf Katastrophen
vorbereiten, auf Stürme und steigende
Fluten.“
Tom Thompson steht im Yachthafen
von New Bern, North Carolina. Er sagt:
„Ich wundere mich immer wieder über
diese Klimapanik, aber die Menschen
glauben an Horrorgeschichten.“
Das Meer, das New York umspült, ist
seit dem Jahr 1900 um gut 30 Zentimeter
gestiegen. Vor New Bern, North Carolina,
achteinhalb Autostunden südlich von
New York an derselben Küste gelegen,
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hob sich das Meer ebenfalls um rund 30
Zentimeter.
So weit die Fakten. Die Frage ist nun,
was man daraus macht.
In New York, so hat eine Gruppe von
Klimaforschern im Auftrag der Stadt errechnet,
könnte der Meeresspiegel bis
2050 um mehr als einen Dreiviertelmeter
steigen, 30 Jahre später sogar um anderthalb
Meter. Bis zum Ende des Jahrhunderts,
warnt das Expertengremium, könnte
es in New York ähnlich warm sein wie
heute in North Carolina.
Auch in North Carolina, stellte das dortige
Küstenamt fest, werde es Ende des
Jahrhunderts wärmer sein als heute. Der
Meeresspiegel könnte bis zum Ende des
Jahrhunderts um mehr als einen Meter
steigen. Ähnlich also wie in New York.
Dann aber verpasste die Regierung von
North Carolina ihrem Küstenamt einen
Maulkorb. Die Prognosen wurden per
DER SPIEGEL 50/2013
Gesetz ignoriert. Das Gesetz besagt nun,
dass der Meeresspiegel vor North Caro -
lina nicht schneller steigen wird als in den
vergangenen hundert Jahren.
Beide Szenarien spielen in Amerika.
Eine Küste, zwei Welten.
In der einen Welt werden Klimapro -
gnosen gelesen, in der anderen nicht. Die
New Yorker glauben, dass sie etwas tun
müssen gegen die Erwärmung der Erde,
weil ihnen der Untergang droht. Die Menschen
in New Bern vertrauen lieber auf
die Schöpfung. Der Klimawandel ist hier
eine Glaubensfrage, die den Kern der
amerikanischen Identität berührt. An ihm
entzündet sich ein Kulturkampf um das
bessere Amerika.
„Wenn der Meeresspiegel wirklich um
einen Meter steigen würde“, sagt Tom
Thompson am Hafen von New Bern,
„wäre der größte Teil von New Bern unbewohnbar.“
Man merkt ihm die 69 Jah-