05.11.2012 Aufrufe

Deutsche Stilistik

Deutsche Stilistik

Deutsche Stilistik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

tionsstil die Ausdrucksformen in der nichtoffiziellen Sphäre des gesellschaft-lichen<br />

Verkehrs, die der »ungezwungen-lockeren Verständigung der Menschen im<br />

privaten Umgang miteinander« dienen. Im einzelnen wären aber auch diesem<br />

Funktionsstil eine Reihe verschiedener Untergruppen zuzuzählen.<br />

Den Stil der schönen Literatur als eigenen funktionalen Stil aufzufassen 20 , ist<br />

wohl nur von der Funktion solcher Texte im Zusammenhang mit den übrigen<br />

kommunikativen Verwendungsweisen von Sprache erlaubt, weniger vom<br />

Vorhandensein spezifischer stilistischer Eigenheiten, da solche innerhalb der<br />

möglichen Texte dieser Gruppe äußerst vielfältig und differenziert sind.<br />

Personalstile, Epochenstile, Gattungsstile kommen hier stärker zur Geltung als in<br />

anderen Stilbereichen, so daß die Zuordnung zu den Funk-tionsstilen nur auf<br />

allgemeinen Kriterien beruhen kann.<br />

Die Theorie der Funktionalstile hat dazu beigetragen, daß der Begriff des<br />

Sprachstils etwas vom Charakter des Individuell-Zufälligen verloren hat, der ihm<br />

bisher im allgemeinen Bewußtsein anhaftete. Mit der Erkenntnis einer bestimmten<br />

zweckgebundenen Systematik in der stilistischen Gestaltung ist zugleich eine<br />

Annäherung der linguistischen <strong>Stilistik</strong>, die auch poetische Texte mit in ihre<br />

Untersuchungen einzubeziehen wird, an die sprachliche Systemforschung der<br />

synchronischen Linguistik möglich.<br />

Die funktionale Stilauffassung betont zwei wichtige Aspekte der <strong>Stilistik</strong>, die in<br />

den bisher gekennzeichneten Stilauffassungen nicht oder zu wenig berücksichtigt<br />

oder anders verstanden wurden: l. den Stilcharakter aller sprach-lichen Äußerungen<br />

und 2. die Auffassung vom Stil als einer Wirkungsforrn der Sprache.<br />

Die funktionale <strong>Stilistik</strong> greift den bereits in der antiken Rhetorik gültigen<br />

Grundsatz auf, daß unterschiedliche Redezwecke auch unterschiedliche stilistische<br />

Anforderungen bedingen. Diese Regel ist weniger pragmatisch als Forderung denn<br />

empirisch als Erfahrung aufzufassen, die jedoch ständig überprüft werden muß. Die<br />

funktionale <strong>Stilistik</strong> kann dabei ein ähnliches situativ bedingtes sprachliches<br />

Rollenverhalten der verschiedenen Sprecher feststellen, wie es die<br />

Mundartforschung schon vor einiger Zeit im sprachlichen Umgang zwischen<br />

rangverschiedenen Dorfbewohnern ermittelt hat. 21<br />

Stil als eine durch Situation<br />

und Intention bestimmte Redeform<br />

Von der funktionalen Stilauffassung beeinflußt oder analog zu ihr entwickelt, sucht<br />

neuerdings eine pragmatisch-linguistisch orientierte <strong>Stilistik</strong> den Sprachstil als<br />

eine durch kommunikative Faktoren bedingte Redeform aufzufassen. 22 Als<br />

dominierende Hauptfaktoren haben danach die Redesituation und die<br />

Mitteilungsabsicht (Intention) zu gelten, die zu bestimmten Formen der<br />

Textvarietät führen. Häufig werden dabei solche mündlich und schrift-<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!