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Deutsche Stilistik

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Stil bedeutet hier, »daß ein Text aus den vorhandenen syntaktischen und lexikologischen<br />

Möglichkeiten der Sprache einzelne in gesetzmäßiger Wiederkehr und<br />

individueller Weise auswählend verwirklicht«. 25 Eine solche Stilauffassung geht<br />

von der Tatsache aus, daß die meisten Gegebenheiten und Informationen in<br />

mehrfacher Weise sprachlich artikulierbar sind und diese verschiedenen<br />

Ausdrucksvariationen innerhalb eines gleichen Kontextes (Sinnzusammenhangs)<br />

einander ersetzen können. Um Bereich des Wortschatzes werden solche<br />

gleichbedeutenden oder zumindest bedeutungsähnlichen Wörter als Synonyme<br />

(ursprünglich: Mitbenennungen), bedeutungsgleiche oder sehr bedeutungsähnliche<br />

Sätze oder Satzteile als synonyme Aussagen oder Sätze bezeichnet. Man kann<br />

Synonyme als Wörter oder Aussagen von verschiedener logisch-gegenständlicher<br />

Bedeutung ansehen, die »im konkreten Satz- und Großzusammenhang auf ein und<br />

denselben Gegenstand der Rede« bezogen und gegenseitig austauschbar sind. 26<br />

Auch bestimmte grammatische Strukturen können in ähnlicher Weise als synonym<br />

angesehen werden. An Stelle des Aktivs kann oft das Passiv erscheinen, an Stelle<br />

des Adjektivattributs ein prädikatives Adjektiv oder eine Apposition, anstelle der<br />

Parataxe die Hypotaxe usw. Wir stellen im folgenden einige lexikalische und<br />

stilistisch relevante Synonyme gegenüber:<br />

Urlaub - Ferien; Premiere - Uraufführung; mein Wagen - mein Auto; eine Lektüre -<br />

etwas zum Lesen; arbeiten - schaffen.<br />

Die rote Rose – die Rose ist rot.<br />

Mein Nachbar ist Handelsvertreter. – Der Mann von nebenan arbeitet als<br />

Handelsvertreter. - Mein Nachbar, der Handelsvertreter,.. .<br />

In den Synonymwörterbüchern der Einzelsprachen werden solche<br />

Übereinstimmungen im lexikalischen Bereich gesammelt und in alphabetischer<br />

Reihenfolge dargeboten. Wir wählen einige Beispiele aus einem solchem<br />

Synonymwörterbuch: 27<br />

quälen [gekürzt] – a) jd. etwas quälen: einem wehrlosen Menschen, einem Tier<br />

(absichtlich) auf grausame Weise Schmerzen zufügen; einen Menschen längere Zeit<br />

(aus Böswilligkeit) physische oder psychische Qualen erleiden lassen; b) etwas quält<br />

jemanden: jds. Körper oder Gemüt in einen Zustand des Leidens, seelischen Schmerz<br />

bereiten, zufügen. → mißhandeln; → peinigen; →foltern; → martern.<br />

Gesuch [gekürzt] - Schreiben an eine Behörde; → Antrag; → Eingabe; → Petition; →<br />

Bittschrift.<br />

Auch die sogenannten Stilwörterbücher bringen neben Beispielen für die<br />

kontextuale und syntaktische Einbettung bestimmter Wörter Hinweise auf die<br />

Bedeutung der einzelnen Wörter und damit Synonyma oder synonyme<br />

Umschreibungen, die ebenfalls einen großen Teil der stilistisch relevanten<br />

Synonymik ausmachen. Auch dafür einige Beispiele: 28<br />

Grat, der: schmaler Gebirgsrücken: ein schmaler, scharfer Grat; den Grat eines<br />

Berges entlangwandern.<br />

Kurzweil, die (veraltend): Zeitvertreib: allerlei K. treiben; etwas nur zur/aus K. tun.<br />

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