Nr. 230 / Winter 2012 - Zürcher Tierschutz
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W i l d t i e r e<br />
13<br />
N e u e J a g d v e r o r d n u n g<br />
h i l f t J ä g e r n a u s d e r P a t s c h e<br />
Bisher war es doch so, dass unsere wackeren<br />
Grünröcke Jungbäume verbeissende<br />
Rehe und Hirsche oder Kulturland<br />
schädigende Wildsauen mit mehr<br />
oder weniger gut gezielten Schüssen<br />
in Schranken gehalten haben. Auf dass<br />
unsere Wälder und Äcker nicht diesen<br />
gefrässigen Viechern zum Opfer fallen.<br />
Die tapferen Waidmänner mussten das<br />
tun, bei jedem Hudelwetter, und sie<br />
nahmen dafür sogar Gebühren in<br />
Kauf. So zumindest machten sie es uns<br />
glauben und rechtfertigten damit immer<br />
wieder ihr jägerisches Handeln.<br />
Nun, da einheimische Luchse und einwandernde<br />
Wölfe mangels unbehüteter<br />
Schafe sich vermehrt auch am Rehwild<br />
gütlich tun könnten, bräuchte es<br />
den selbstlosen und nicht immer ungefährlichen<br />
Einsatz der Jägersmannen<br />
eigentlich nicht mehr. Die natürlichen<br />
Feinde des Schalenwilds übernähmen<br />
das Regime, was seine Richtigkeit<br />
hätte und im wildtierbiologischen<br />
Sinne auch nachhaltiger wäre.<br />
Nur, die Natur hat die Rechnung ohne<br />
die Jagdlobby und dem ihr, so scheint’s,<br />
wohlgesinnten Bundesamt gemacht.<br />
Statt sich zu freuen über die natürliche<br />
Entwicklung, hilft es bereits heute mit<br />
der revidierten Jagdverordnung den<br />
armen Jägern aus der Patsche. Sie sollen<br />
Wolf und Luchs abschiessen dürfen,<br />
wenn diese aus jagdfiebriger Optik<br />
«zu viele» Rehe fressen. Die entstandenen<br />
Lücken in der hiesigen Nahrungskette<br />
nehmen dann wieder die selbstlosen<br />
Jäger ein, und der Fortbestand<br />
ihres aufwändigen Hobbys ist auf alle<br />
Zeiten gesichert. Verkehrte Welt, in<br />
der wir leben. Oder: wer das Geld hat,<br />
hat die Macht, sogar über die Natur. bt<br />
Waidmänner blicken zuversichtlich in die Zukunft dank jägerfreundlicher<br />
Gesetzgebung. Der <strong>Tierschutz</strong> bleibt demgegenüber<br />
auf der Strecke. Foto: Wissmann Design – Fotolia