100 JAHRE MUSIKVEREIN BONSTETTEN 1888 - 1988
100 JAHRE MUSIKVEREIN BONSTETTEN 1888 - 1988
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<strong>100</strong> <strong>JAHRE</strong><br />
<strong>MUSIKVEREIN</strong> <strong>BONSTETTEN</strong><br />
<strong>1888</strong> - <strong>1988</strong><br />
Festschrift zum <strong>100</strong>-jährigen Jubiläum des Musikverein Bonstetten<br />
- Seite 1 -
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
Vorwort des Präsidenten 4<br />
1. Teil <strong>1888</strong> – 1900 Ein erster Versuch 5<br />
1.1 1122 – <strong>1888</strong> oder 766 Jahre Bonstetten ohne Musikverein 5<br />
1.2 Die Geburtsstunde des Musikvereins Bonstetten fällt ins Jahr <strong>1888</strong> 5<br />
2. Teil 1901 – 1905 Die ersten Statuten 7<br />
2.1 Mit 9 Aktivmitgliedern beginnt der Musikverein Bonstetten das Jahrhundert 7<br />
2.2 Die vielseitige Musikgesellschaft Bonstetten ist im Knonaueramt und<br />
darüber hinaus sehr begehrt 7<br />
3. Teil 1906 – 1922 Die grosse Krise 9<br />
3.1 Aus der Gesellschaft wird ein Verein und mit diesem geht es bergab 9<br />
4. Teil 1922 – 1927 Ein neuer Anlauf 10<br />
4.1 Am Samstag, 5.August 1922, wird der Musikverein ein weiteres Mal neu<br />
gegründet 10<br />
4.2 Von der vielseitigen Bedeutung des Musikvereins für das Bonstetter<br />
Dorfleben 12<br />
4.3 Wo fanden die Proben statt? 12<br />
5.Teil 1927 – 1938 Die Konsolidierung 14<br />
5.1 Die Eingliederung in den kantonalen Verband 14<br />
5.2 Wettswiler helfen bei der Konsolidierung entschieden mit 14<br />
5.3 Höhen und tiefenflüge im Schatten der dreissiger Jahre 15<br />
5.4 Ein guter Dirigent ist Glückssache 16<br />
6. Teil 1939 – 1945 Mobilmachung und Verdunkelung 18<br />
6.1 In den Tagen des 2. Weltkrieges 18<br />
6.2 Die Ära Willi gehrt zu Ende 18<br />
7. Teil 1946 – 1957 Der Musikverein schmückt sich mit neuen Uniformen und einer<br />
Fahne 19<br />
7.1 Mit Schwung in die Nachkriegsjahre 19<br />
7.2 Die 50jährige Jubiläumsfeier kam neun Jahre zu spät 19<br />
7.3 Wieder einmal uf Dirigentensuche 20<br />
7.4 Kleider machen Leute und Uniformen Vereine 20<br />
7.5 In vollem Glanz auf neuen Wegen 22<br />
7.6 Endlich eine neue Fahne 1957 23<br />
7.7 Die arme Kasse 25<br />
8. Teil 1958 – 1970 Magere und fette Jahre 27<br />
8.1 Neue Instrumente 27<br />
8.2 Die mageren sechziger Jahre 28<br />
8.3 Der normale Ablauf eines Vereinsjahres 28<br />
8.4 1964: Das Jahr der grossen Feste 30<br />
8.5 Kantonaler Lorberkranz mit Gold 31<br />
8.6 Weitere Höhepunkte 1965 – 1970 32<br />
9. Teil 1971 – 1980 Mit neuen Uniformen und neuen Instrumenten 34<br />
9.1 Gehöhren Vereinsfahnen in die Kirche? 34<br />
9.2 Bonstetten Deutschland – Bonstetten Schweiz 34<br />
9.3 Instrumenten und Uniformenweihe 1973 36<br />
9.4 Alltag, Sonntag und Routine 37<br />
9.5 Zum Jahr des Kindes 39<br />
- Seite 2 -
Seite<br />
10. Teil 1980 – <strong>1988</strong> 40<br />
10.1 Gezielte Öffentlichkeitsarbeiten 40<br />
10.2 Wohin mit dem vielen Material 41<br />
10.3 Der Musikverein Bonstetten im Dienste der Kirche 41<br />
10.4 Das lässt sich hören 41<br />
10.5 Das erste grosse Bonstetter Dorffest 1982 42<br />
10.6 Für höhere Ansprüche 42<br />
- Seite 3 -
Jubiläumsschrift <strong>100</strong> Jahre Musikverein Bonstetten<br />
Vorwort des Präsidenten<br />
Der Musikverein Bonstetten ist <strong>100</strong> Jahre alt. Als Präsident dieses Vereins fällt mir die Ehre zu, mit der<br />
Bevölkerung zusammen dieses Jubiläum zu feiern. Unsere Ehrenmitglieder Walter Frech hat sich mit viel<br />
Freude in die Vorbereitung dieser Jubiläumsfeier gestürzt. Leider sind unsere Protokolle erst ab 1900<br />
vorhanden. In mühevoller Kleinarbeit ist es Walter gelungen, im Archiv des Anzeigers aus dem Bezirke<br />
Affoltern die Gründung des Musikvereins im Jahre <strong>1888</strong> zu eruieren.<br />
Wie lange <strong>100</strong> Jahre dauern, wird einem erst bewusst, wenn man die Protokolle durchliesst. Es hat sich in<br />
dieser Zeit sehr viel verändert, auch die Menschen und deren Gewohnheiten. Ich stelle fest, dass das<br />
Vereinsleben früher viel ernster genommen wurde. Beim Lesen wird man fast neidisch, wie viel Zeit die<br />
Leute damals hatten. Den heute bekannten Ausdruck „keine Zeit“ gab es damals noch gar nicht. Sehr<br />
erfreulich ist sicher, und das lässt sich über alle Zeiten hin feststellen, dass es immer Leute gibt, die sich<br />
zur Verfügung stellen und ihre kostbare Zeit opfern, damit solche Vereine überhaupt existieren können.<br />
Unsere Ehrenmitglieder sind sicher als Vorbilder zu betrachten.<br />
Seit hundert Jahren hat der Musikverein versucht, unser Dorfleben mit Musik zu bereichern. Die<br />
vorliegenden Dokumentation legt Zeugnis ab von ernsten Bemühen der Bonstetter Musikanten, während<br />
all den Jahren die Gemeinschaft zu pflegen, Differenzen beizulegen und musikalisch das bestmögliche zu<br />
erreichen. Ich hoffe und wünsche, dass der Musikverein Bonstetten auch in Zukunft auf<br />
begeisterungsfähige und einsatzfreudige Mitglieder zählen darf, welche diese langfristige Tradition<br />
weiterführen werden. Ein lebendiges Dorf braucht lebendige Vereine, um die gesellige Gemeinschaft zu<br />
pflegen. Der Musikverein ist einer davon. Ich bedanke mich bei allen, die den Musikverein Bonstetten in<br />
der Vergangenheit aufgebaut und getragen haben.<br />
Dem Verfasser dieser Jubiläumsschrift, Herrn Dr. Max Huber, gebühren unser aufrichtiger Dank für die<br />
enorme Arbeit, die er für uns geleistet hat. Es ist ihm gelungen, einen Teil des vergangenen kulturellen<br />
Dorfleben der Bevölkerung näher zu bringen. Wir freuen uns, erstmals eine Dokumentation des<br />
Musikvereins zu besitzen und hoffen, dass diese Festschrift zum <strong>100</strong> jährigen Jubiläum unserer Nachwelt<br />
erhalten bleibt.<br />
- Seite 4 -<br />
Kurt Ehrbar
1. Teil Ein erster Versuch <strong>1888</strong> - 1900<br />
I.1 1122 - <strong>1888</strong> oder: 766 Jahre Bonstetten ohne Musikverein<br />
Wenn es wahr ist, dass ein Dorf ohne Musikverein nur ein halbes Dorf ist, war Bonstetten über beinahe<br />
acht Jahrhunderte kein ganzes, sondern eben nur ein halbes Dorf, denn am Anfang des 12. Jahrhunderts<br />
wird der Ort Bonstetten zum erstenmal schriftlich erwähnt, aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts<br />
beginnt sich in Bonstetten ein Musikverein zu formieren.<br />
Das heisst natürlich nicht, dass man in Bonstetten in diesen langen Jahrhunderten weder singen noch<br />
musizieren konnte. Mindestens ein Instrument konnte schon damals wie heute jedermann sein eigen<br />
nennen: das Pfeifen zwischen den Lippen durch, mit oder ohne Gebrauch der Finger. Aber auch an<br />
vereinzelten, einfachen Instrumenten wird es nicht gefehlt haben, obwohl in der Dorfkirche noch lange<br />
Zeit anstelle eines Harmoniums oder gar einer Orgel der Vorsänger den Ton angab. Und Schulen oder<br />
etwa ein Obligatorium für Musikunterricht kannte man damals schon gar nicht. Die Bildung insgesamt,<br />
und damit auch das Musizieren, waren auf die Städte beschränkt und dort im Besonderen auf die Kirchen.<br />
Diese Feststellung gilt aber nicht nur für die Musik, sondern ebenso für das Turnen. Ob Turnverein oder<br />
Frauenverein, ob das Schiesswesen oder die Wasserversorgung, ob Eisenbahnbau oder die Gründung<br />
eines Gesangsvereins, alles entwickelte sich auf der Landschaft und hier insbesondere im Säuliamt, erst<br />
im 19. Jahrhundert.<br />
Dass also in den ersten Jahrhunderten unserer Dorfgeschichte kein Musikverein zustande kam, ist nicht<br />
dem Mangel an persönlicher Initiative oder der geringen Zahl an Einwohnern anzulasten, sondern der<br />
allgemeinen, politischen Situation.<br />
Wenn sich dann im 19. Jahrhundert die Musikanten zu regen begannen, beweist das, dass eben<br />
Musikanten vorhanden waren, dass sie den Trend jener Zeit zu nutzen verstanden und die erstmalige<br />
Gelegenheit, überhaupt einen Verein bilden zu können, ergriffen.<br />
I.2 Die erste Geburtsstunde des Musikvereins Bonstetten fällt ins Jahr <strong>1888</strong><br />
Die Geburtsstunde vieler Berühmtheiten unserer Geschichte verbirgt sich im Dunkeln. Es ist also<br />
durchaus nichts Aussergewöhnliches, wenn auch die ersten Lebensjahre des Musikvereins Bonstetten in<br />
einer etwas nebelhaften Ferne liegen.<br />
Die protokollarischen Aufzeichnungen, die uns überliefert sind, beginnen nämlich erst mit dem Jahre<br />
1900.<br />
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Musikverein Bonstetten spätestens <strong>1888</strong> oder sogar<br />
schon früher aus der Taufe gehoben wurde. Ein findiges Ehrenmitglied des Musikvereins, Walter Frech,<br />
hat nämlich im Archiv des Anzeiger für den Bezirk Affoltern ein Inserat gefunden, das wir hier abbilden.<br />
Inserat im Anzeiger vom 18. Februar <strong>1888</strong><br />
- Seite 5 -
Dieses Inserat ist am 18. Februar <strong>1888</strong> im Anzeiger erschienen<br />
Hier ist nun schwarz auf weiss zu lesen "unter Mitwirkung der Musikgesellschaft aufgeführt". Es muss<br />
die Musikgesellschaft von Bonstetten gewesen sein, denn andere Musikgesellschaften gab es noch<br />
kaum, und wenn es eine Musikgesellschaft von irgendwoher gewesen wäre, so wäre ganz sicher<br />
hinzugefügt worden, aus welchem Dorf sie stammt.<br />
Aber auch im Protokoll von 1901 wird auf frühere Zeiten verwiesen:<br />
"Nachdem schon vor vielen Jahren in Bonstetten sich eine Musikgesellschaft gebildet und bald früh, bald<br />
spät sich dann wieder aufgelöst hatte, . . .". Eine Jahreszahl wird hier leider nicht genannt, aber es wird<br />
indirekt bestätigt, dass vor vielen Jahren eine Musikgesellschaft gegründet worden sei. Bei späterer<br />
Gelegenheit, anlässlich einer Abendunterhaltung am 23. und 24.11. 1929 im Saale des Restaurantes zum<br />
Bahnhof in Bonstetten, wurde noch einmal auf die Vergangenheit zurückgeblendet, was im Protokoll mit<br />
folgenden Worten festgehalten worden ist:<br />
"Die Ansprache über den Aufstieg des neu uniformierten Vereins, hielt Amold Koch jun. in einem kurz<br />
abgefassten Bericht. Er hat es verstanden, die Entwicklung des Vereins im Anfangsstadium, 40 Jahre<br />
zurückgerechnet, zu schildern. In den achtziger Jahren marschierten sechs wackere Bürger über die<br />
Baldem nach Zürich und kauften dort die Instrumente und lernten dann beim Nievergeld im Schlehtal in<br />
Stallikon die edle Volks- und Tanzmusik.... Der Verein hat sich allerdings verschiedene Male aufgelöst".<br />
Damit haben wir also eine weitere Bestätigung, dass tatsächlich in den achtziger Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts in Bonstetten erstmals eine Musikgesellschaft organisiert worden ist.<br />
Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass die Musikgesellschaft von <strong>1888</strong> eine Vorgängerin hatte. Diese<br />
Vermutung beruht auf dem Erinnerungsvermögen des heute noch lebenden Ehrenmitglieds, Erhard Illi,<br />
wohnhaft unter der Kirche, der mit seinen 89 Jahren folgendes aus der Vergangenheit zu berichten weiss:<br />
"Die Ersten, die sich in Bonstetten musikalisch betätigten, waren die Pfiefer, namens Glättli,<br />
Pfieferschang, Pfieferbeck. Die waren Pfeifer bei der Armee. Deren Instrumente waren eine Art<br />
Zugpfeifen, ca. 30 cm lang, mit einer Noteneinteilung am Zug.<br />
Mein Vater besass noch eine solche Pfeife. Er war Vorsänger in der Kirche, bevor sie ein Harmonium<br />
besass.<br />
In den Jahren um 1870 bildete sich erstmals eine Kapelle. Die Namen dieser Leute waren Johannes<br />
Nievergelt, Trompeter, ein Onkel meines Vaters, Posthalter Frech, Trompeter und Geiger, gest. 1915,<br />
den habe ich noch persönlich gekannt. Dann waren noch ein Johannes Hedinger im Strumberg, Bass,<br />
Johannes Aeberli, genannt Dorferhans und Johannes Hedinger, Tambour.<br />
Diese Kapelle wurde dann im Jahre <strong>1888</strong> abgelöst durch die Jungmusikanten Jakob Aeberli, Trompete,<br />
Robert Koch, Klarinette, Amold Koch, Flügel-Horn, Adolf Aeberli, Bass, genannt Dorferadolf und<br />
Heinrich Reif, Horn. 1890 kamen dann hinzu, Heinrich Frech, Bäcker, Sohn vom Posthalter Frech,<br />
Konrad Nievergelt und Otto Hedinger, 1892 Otto Aeberli und meine Brüder Fritz und Heinrich Illi, 1893<br />
mein Bruder Wilfried, Theodor Hedinger, im Feld, und Oskar Hedinger, 1896 mein Bruder Johannes und<br />
1900 mein Bruder Konrad, 1901 Amold Aeberli, Potterskasper, 1906 Otto Toggweiler und Heinrich<br />
Frech, Vater von Paukist Walter Frech, 1907 Adolf Näf, 1908 Albert Illi und 1917 ich selber, Erhard<br />
Illi."<br />
Eindrücklich an dieser Aufzeichnung ist nicht nur das fast unglaublich gute Gedächtnis Erhard Illis,<br />
sondern auch die vielen Brüder aus ein— und derselben Familie, die einer nach dem andern zu einem<br />
Instrument griffen. Wahrlich eine für ein kleines Dorf aussergewöhnlich musische Familie.<br />
- Seite 6 -
2.TEIL DIE ERSTEN STATUTEN 1901 - 1905<br />
II. l Mit 9 Aktivmitgliedern beginnt der Musikverein Bonstetten das neue Jahrhundert<br />
"Es ist dies ja des Lebens schönste Seite, in Eintracht und Frieden ein fröhlich Stück zu spielen, und<br />
es möge daher die Mitglieder der Gesellschaft in unserer Gemeinde stets zusammen halten."<br />
Wer von uns könnte diesem Satz nicht aus vollem Herzen zustimmen. Er steht am Anfang des ersten<br />
Protokolls.<br />
Leider sah die Wirklichkeit in der Bonstetter Musikgesellschaft dann und wann ein wenig anders aus.<br />
Denn auch nach dem energischen Neubeginn zu Anfang des 20. Jahrhunderts begann es bald wieder zu<br />
hapern. Das ist weiter nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ein Musikverein Instrumente, einen<br />
Dirigenten, ein geeignetes Lokal und vor allen Dingen einen willigen und begabten Nachwuchs benötigt.<br />
Je kleiner ein Dorf und je kleiner die Zahl der Aktiven, umsomehr hangen Wohl und Weh eines Vereins<br />
vom Schicksal ab, von einem Zu— oder Wegzug und leider nicht zuletzt immer wieder von persönlichen<br />
Zwistigkeiten.<br />
Von Bedeutung ist deshalb viel weniger der oftmals wiederkehrende Prozess der Auflösung und des<br />
Neubeginns, als die ungewöhnliche Zähigkeit, mit welcher stets wieder von vorne begonnen wurde.<br />
Das älteste vorhandene Protokoll setzt mit dem Wiederanfang im Jahre 1901 ein.<br />
Wie ernst und umsichtig gestartet wurde, beweisen die Statuten, die auf den ersten Seiten des Protokolls<br />
aufgezeichnet sind.<br />
"Zweck der Gesellschaft"<br />
§ l "Die Musikgesellschaft setzt sich zum Zweck, durch fleissige Übung die Volksmusik zu heben und<br />
auszubilden und unter seinen Mitgliedern und in weiteren Kreisen Liebe zur Freiheit und Vaterland,<br />
Sinn für die Kunst und Freude an edler, heiterer Gesellschaft zu wecken und zu fördern".<br />
Dies ist wohl eine der schönsten Zweckbestimmungen, die ich je gelesen habe, eine Zweckbestimmung,<br />
die sich heute noch, oder heute erst recht wieder sehen lassen kann.<br />
In 23 Paragraphen wird die Organisation der Gesellschaft geradezu minutiös sorgfältig fixiert und<br />
entspricht in ihrem Gehalt erstaunlicherweise weitgehend unserem modernen Empfinden.<br />
Etwas überrascht stellt man fest, dass jede Woche zweimal geprobt wurde, je Dienstag und Freitag.<br />
Disziplin wurde gross geschrieben, jedenfalls auf dem Papier. So hatte man sich denn den Vorschriften<br />
und Weisungen des Kapellmeisters und des Vorstandes sofort und ohne Widerrede zu fügen. Mit dem<br />
Glockenschlag wurde Appell gemacht. Verspätetes Erscheinen wurde mit 20 Cts. und gänzliches<br />
Ausbleiben mit 50 Cts. bestraft.<br />
Sämtliche Aktivmitglieder hatten sich durch ihre eigenhändige Unterschrift zu verpflichten, getreu<br />
nach den Statuten zu leben.<br />
II. 2 Die vielseitige Musikgesellschaft Bonstetten ist im Knonaueramt und darüber hinaus sehr<br />
begehrt<br />
Am Anfang des 20. Jahrhunderts waren Musikgesellschaften im Knonaueramt Mangelware und deshalb<br />
sehr begehrt. So hatte beispielsweise die Musikgesellschaft Bonstetten am l. Januar 1901 gleichzeitig an<br />
zwei Orten zu spielen, bei einer Theateraufführung in Hedingen und im Tanzsaal zum Löwen in<br />
Bonstetten. Sie musste sich entsprechend aufteilen und erst noch Aushilfen aus Heferswil zuziehen.<br />
Natürlich liess sie sich nicht engagieren ohne eine entsprechende Gage. Für die Tanz— und Marschmusik<br />
an der Abendunterhaltung des Dramatischen Vereins Hedingen im Januar 1901, kassierte sie Fr. 30. —.<br />
Zum Teil wurden die Gagen auch an die Aktiven als Lohn ausbezahlt. In Bonstetten selber hielt die<br />
Musikgesellschaft die Preise niedriger und verlangte z.B. dem Dramatischen Verein bei seinen<br />
Aufführungen pro Abend nur Fr. 14. —.<br />
Wie eifrig die Musikanten von Bonstetten an der Arbeit waren, zeigt ein kleiner Ausschnitt aus ihrem<br />
Programm in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts:<br />
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1901 Fahnenweihe der Gesangsvereine von Hedingen<br />
Tanz in Uetikon, mehrere Male<br />
Tanz im Löwen, Unter—Albis<br />
Turnfest in Affoltern a/Albis<br />
Kirchweih in Hausen Bundesfeier in Bonstetten<br />
Kirchweih in Bonstetten um 05.00 Uhr auf der Rütihöhe<br />
Und so ging es in den folgenden Jahren weiter, wobei sich der Radius ihres Auftretens bis nach<br />
Zollikon und Baar ausweitete.<br />
Dazwischen kamen die eigenen Anlässe, wie z.B. Abendunterhaltungen und Platzkonzerte, nicht zu kurz.<br />
Auch Reisen gehörten dazu. Man fuhr mit ROSS und Wagen und selbstverständlich immer mit den<br />
Instrumenten, einmal auf die Felsenegg und ein andermal nach Männedorf.<br />
Mittlerweilen war die Gesellschaft noch im Jahre 1901 auf 10 Mann angewachsen, denn sie hatte durch<br />
einen Kavallerie-Trompeter Zuwachs erhalten.<br />
Die Musikgesellschaft Bonstetten war aber nicht nur auf Tanz—und Dorfplätzen oder in<br />
Theatersälen zu Hause, sondern auch in der Kirche. So gestaltete sie für den Silvesterabend 1904<br />
selbständig ein Programm, das so aussah:<br />
1. Gemeindegesang<br />
2. Bekränzte Tribüne<br />
3. Grosser Gott<br />
4. Harmonium<br />
5. Klänge aus dem Volksleben<br />
6. Gemeindegesang<br />
7. Ansprache von Dekan Egli<br />
8. Vaterland ruht in Gotteshand<br />
9. Harmonium<br />
10. Regina<br />
11. Gemeindegesang<br />
Beim Pfarreinsatz von Pfarrer Betulius im folgenden Jahr war die Musikgesellschaft dann allerdings aus<br />
gewissen Gründen nur beim Umzug dabei. Eine gemeinsame Uniform gab es noch nicht. Das<br />
Kennzeichen der Zusammengehörigkeit war eine Mütze, die bei öffentlichen Auftritten von allen<br />
getragen werden musste. Als sich einmal einer weigerte, die Mütze aufzusetzen, wurde er prompt mit 30<br />
Cts. gebüsst.<br />
- Seite 8 -
3. TEIL DIE GROSSE KRISE 1906 - 1922<br />
III. l Aus der Gesellschaft wird ein Verein und mit diesem geht es bergab<br />
Liest man die Protokolle der Jahre 1901 bis 1905, steht man unter dem Eindruck, die Musikgesellschaft<br />
Bonstetten befinde sich in blendender Verfassung. Noch 1905 wird der Name geändert und aus der<br />
Gesellschaft stillschweigend ein Verein gemacht, sodass der Name fortan Musikverein Bonstetten<br />
lautet.<br />
Völlig unvorbereitet wird man im Protokoll dann aber mit folgenden schockierenden Worten<br />
konfrontiert:<br />
"Versammlung, den 12. Januar 1906, Auflösung des Musikvereins Bonstetten.<br />
3. Unser Verein ist von sechs auf vier Mitglieder zusammengeschmolzen. Da nun die zwei, laut<br />
Protokoll ausgetretenen Mitglieder den Verein ohne triftigen Grund verlassen haben, und Zuwachs<br />
vorderhand nicht zu erwarten ist, und die vier Mitglieder keinen richtigen Musikverein mehr bilden<br />
können, so wurde das Vereinsvermögen bis auf die Musikalien reduziert. Der Verein verpflichtet<br />
sich, die Musikalien einem früher oder später in der Gemeinde Bonstetten konstituierten<br />
Musikverein nach Übereinkunft abzugeben.<br />
Femer kam zum Beschluss, die Musikalien einer amtlichen Person in Verwahrung zu geben. Obige<br />
Person hat das Recht, die ihr anvertrauten Musikalien herauszugeben, insofern die vier<br />
untenstehenden Unterschriften auf einem Gutschein vorgewiesen werden.<br />
Für die Richtigkeit des Protokolls<br />
Der Aktuar: Konrad Nievergelt<br />
Der Präsident: Theodor Hedinger"<br />
Dabei bleibt es bis 1909.<br />
Am 28. März 1909 konstituierte sich der Verein ein weiteres Mal mit acht Mann.<br />
Aber es wollte nicht mehr klappen. Der Präsident kam schon nach wenigen Wochen nicht mehr zur Probe<br />
und der Aktuar fand keine Zeit mehr.<br />
Ganz ausgeblasen wurde dem Musikverein das Lebenslichtlein zwar nicht. Es flakkerte noch weiter in<br />
Form eines freiwilligen Vereins. Am 14. Juli 1912 waren noch fünf Freiwillige mit von der Partie,<br />
nämlich Jean Illi, Fritz Illi, Heinrich Illi, Adolf Aeberli und Konrad Nievergelt.<br />
Aber Protokolle wurden keine geführt, sodass man aus dieser Zeit nichts Zuverlässiges mehr weiss.<br />
Erst 1922 lesen wir wieder in einem Protokoll über diese Zeit:<br />
"Seit dem Zerfall des im Jahre 1909 gegründeten Musikvereins bestand hier nur noch eine<br />
Musikgesellschaft, die hie und da auf gewissen Anlässen zusammentrat, um die Dorfbevölkerung durch<br />
einige Vorträge zu erfreuen, so war es bis zum Jahre 1922".<br />
Wie sich die Zeiten ändern können. Damals florierten die Chöre, der Männerchor, der Gemischten Chor<br />
und der Töchterchor sowie der Dramaturgische Verein, während sich die Musik knapp über Wasser<br />
halten konnte. Heute sind die Chöre bei uns fast alle verschwunden und vom Dramaturgischen Verein ist<br />
längstens nicht mehr die Rede. Aber der Musikverein führt ein stolzes Dasein.<br />
- Seite 9 -
4. TEIL EIN NEUER ANLAUF 1922 - 1927<br />
IV. l Am Samstag, 5. August 1922 wird der Musikverein Bonstetten ein weiteres Mal neu<br />
gegründet<br />
Die vier bis fünf freiwilligen Musikanten, die bei besonderen Dorfanlässen auch in den Zwischenjahren,<br />
also 1909 bis 1921, in denen es keinen eigentlichen Verein gab, aufspielten, waren wohl alles ältere<br />
Semester, denn erstmals 1922 ist im Protokoll die Rede von jüngeren Musikanten, "welche das Spielen<br />
frisch erlernt hatten ". Die alte und junge Garde begannen sich nun zu mischen und traten so gemeinsam<br />
am 1.8.1922 vor die Öffentlichkeit.<br />
Man fühlte sich jetzt wieder in der Lage, einen festen Verein zu gründen, griff auf die Statuten von 1901<br />
zurück und berief auf Samstag, 5.8.1922, auf 21.00 Uhr eine Gründungsversammlung ein.<br />
Neuer Präsident wurde Erhard Illi, der sich heute noch, im Jahre des Jubiläums, bester Gesundheit<br />
erfreut. Als monatlichen Beitrag waren von den Aktiven 50 Rappen zu entrichten und "für die<br />
Zuspätkommenden wurde eine Busse festgesetzt, wie folgt: mit Glockenschlag 20 Rappen, eine<br />
Viertelstunde später 30 Rappen, und bei Nichterscheinen 60 Rappen ".<br />
Wer die acht Musikanten dirigierte, steht nirgends im Protokoll. Dagegen sind die Namen der Aktiven<br />
überliefert: Erhard Illi, Albert Eisenegger, Otto Nievergelt, Hans Bernhard, Adolf Näf, Heinrich Frech,<br />
Ernst Scherbli und Edwin Toggweiler.<br />
Geprobt wurde anfänglich meistens am Mittwoch. Bald aber dann am Dienstag und für Marschübungen<br />
nahm man den Sonntagmorgen in Anspruch. Wenn es aber nicht anders ging, verlegte man die Übungen<br />
ausnahmsweise auch auf den Sonntagabend.<br />
Wie ernst man in diesem Gründungsjahr die durch die strengen Statuten auferlegten Pflichten nahm, wird<br />
durch verschiedene Ausschlüsse belegt.<br />
Wie in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde auch in den Zwanzigerjahren weiter<br />
musiziert bei Theateraufführungen, in der Kirche und auf Plätzen, bei Anlässen der Dorrvereine<br />
und in eigener Sache wurden Waldfeste und weiterhin auch Abendunterhaltungen durchgeführt.<br />
Gefordert wurden:<br />
"für Unterhaltungsmusik Fr. 30. —<br />
für Unterhaltungs- und Tanzmusik Fr. 65. - ".<br />
Allerdings fällt auf, dass sich sämtliche Aktivitäten nun fast ausschliesslich auf Bonstetten beschränken.<br />
Über die Instrumentierung vernimmt man vorläufig nicht viel, ausser dass sich Adolf Näf dafür hingab,<br />
Bügel zu erlernen. Das Inventar wird in diesen Jahren insofern erweitert, als man sich dazu entschliesst,<br />
"Musikböcklein " zu kaufen, womit wohl Notenständer gemeint sein dürften.<br />
In neuer Einigkeit machte man sich auch wieder auf gemeinsame Reisen, nicht mehr mit dem Fuhrwerk,<br />
sondern per Bahn auf die Rigi.<br />
Allzu rosig ist es indessen auch in dieser Zeit der Renaissance um den Mannschaftsbestand des neuen<br />
Musikvereins nicht bestellt. An der Generalversammlung vom 23. April 1923 zählte man nämlich<br />
lediglich sechs Anwesende.<br />
- Seite 10 -
von links nach rechts, hintere Reihe, mittlere und vordere Reihe:<br />
1. Besier Karl<br />
2. Besier Anna<br />
3. Hasler Josef<br />
4. König Eugen<br />
5. unbekannter Knabe<br />
6. Toggweiler Ernst, Hofwies<br />
7. Baumann Hans<br />
- Seite 11 -<br />
8. Frech Heinrich, Rüti<br />
9. Näf Adolf<br />
10. Eisenegger Albert<br />
11. Toggweiler Edwin<br />
12. Illi Erhard<br />
13. Scherble Ernst
IV. 2 Von der vielseitigen Bedeutung des Musikvereins für das Bonstetter Dorfleben<br />
Schon von allem Anfang an wird klar, dass der Musikverein das Bonstetter Dorfleben belebte und<br />
bereicherte.<br />
Unbekümmert, ob zehn, sechs oder sogar nur vier Mann zur Verfügung standen, wurde öffentlich<br />
aufgespielt, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot.<br />
Sie waren von erstaunlicher Vielseitigkeit, die Bonstetter Musikanten, wenn man bedenkt, dass sie<br />
am Silvester in der Kirche, am ersten August auf dem Dorfplatz, bei Theateraufführungen in einem Saal,<br />
anzutreten und je nachdem einen Choral, Schottisch, Marsch, Polka oder Walzer zu spielen hatten.<br />
Fürwahr ein äusserst vielseitiges Repertoire !<br />
Seit jeher war es Tradition, dass der Musikverein die kranzgeschmückten Dorfvereine, damals die<br />
Turner, Feldschlitzen und Gesangsvereine bei ihrer Rückkehr von grossen Festen abholte.<br />
Überhaupt bestand ein gutes Einvernehmen zwischen den Vereinen. So wurde z.B. am 13. Oktober 1923<br />
erstmals beschlossen, zusammen mit dem Turnverein eine Abendunterhaltung durchzuführen.<br />
Organisierte der Männerchor seinerseits ein Waldfest, durfte der Musikverein ebensowenig fehlen, wie<br />
an einer Dorfhochzeit.<br />
Mit einem Wort:<br />
Kein Anlass von Bedeutung für das Dorf und kein Fest im Dorf, ohne den Musikverein. Es ist<br />
deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Musikverein wenig Mühe hatte, Passivmitglieder zu werben.<br />
Und so ist es bis heute — zum Glück — geblieben. Denn, was ohne Musik stimmungslos und trocken<br />
bleibt, oder gar trostlos wird, kann durch die Musik beseelt werden. Sie hat eben die Fähigkeit, Stimmungen<br />
jeglicher Art, traurige und fröhliche, erhabene und mitreissende, in den Herzen der Menschen<br />
auszulösen.<br />
Erstaunlicherweise fanden die Musikanten aber auch genügend Zeit, um an sich selber zu arbeiten und<br />
sich auf ein Grossereignis hin vorzubereiten, nämlich auf ein Bezirks-Musikwettspiel, an dem sie am 5.<br />
Oktober 1924, erstmals teilnahmen. Darüber wird im Protokoll folgendes berichtet:<br />
"Musikwettspiel, der 5. Oktober 1924"<br />
"Sammlung um l Uhr mittags beim Schulhaus und Abmarsch. Mit den Klängen eines rassigen Marsches<br />
kamen wir nach Affoltern, wo wir nicht mehr lange warten mussten, sondern sofort wurden wir gerufen,<br />
zur Konkurrenz anzutreten. Da überkam jeden ein wenig ein kaltes Frösteln, darum wurde der Eingang<br />
ein wenig zaghaft gespielt, nachher jedoch wieder besser. Als wir beendet hatten, konnten wir uns eines<br />
stürmischen Beifalles des Publikums erfreuen. Endlich kam die Preisverteilung, wo wir uns mit einem<br />
Kranze beschmücken konnten. Nachher tranken wir noch eins und dann gings der Heimat zu, wo alle<br />
Ortsvereine auf uns warteten. "<br />
IV. 3 Wo fanden die Proben statt ?<br />
Zwar wird über die Bussen recht viel berichtet, auch über die Übungszeiten, nicht aber über den Ort der<br />
Proben.<br />
Erst im Jahre 1926, also im Jahr der Fahnenweihe des Feldschützenvereins Bonstetten, wird ein<br />
Vereinslokal erwähnt, das sich sehr wahrscheinlich im Löwensaal befunden haben wird. Damals nämlich,<br />
in den Zwanzigerjahren, stand zwischen der heutigen Heimburg und dem Gasthaus Löwen anstelle des<br />
jetzigen Mehrfamilienhauses eine riesige Scheune mit einem Saaleinbau, dem eigentlichen Dorfsaal, wo<br />
sich alle Tanzanlässe, Theateraufführungen und unter anderem auch die Absenden der Feldschützen<br />
abspielten.<br />
- Seite 12 -
Was da alles geboten wurde durch den Musikverein an einer Abendunterhaltung desselben, zeigt die<br />
Abbildung eines Programmes aus dem Jahre 1927:<br />
In dieser Zeit gingen Verhandlungen zwischen dem Musikverein und verschiedenen Behörden in<br />
Bonstetten für den Musikverein negativ aus. Zuerst verweigerte der Gemeinderat dem Musikverein ein<br />
Zimmer im Schulhaus zum Proben, und fast gleichzeitig hatte der Gemeinderat auch kein Musikgehör für<br />
das Gesuch des Musikvereins, um einen jährlichen Beitrag von Fr. <strong>100</strong>. —.<br />
Nicht besser erging es den Musikanten mit der Schulpflege, die sich ebenfalls weigerte, eine jährliche<br />
Subvention in der Höhe von Fr. 150. — zu entrichten.<br />
- Seite 13 -<br />
Nach einigem Hin und Her erhielt der<br />
Musikverein von der politischen Gemeinde Fr. 50. - pro Jahr unter der Voraussetzung, dass<br />
mindestens 10 Aktivmitglieder vorhanden seien. Das wurde nur knapp geschafft, denn unversehens<br />
gaben Edwin Toggweiler und der Präsident den Austritt aus dem Verein und zwei weitere Mitglieder<br />
wollten nachdoppeln, was zu der Bemerkung im Protokoll führte:<br />
"Auch sind noch zwei weitere Musikanten in der Meinung, die Entlassung dem Verein einzureichen,<br />
sodass wir in eine kritische Lage kommen ".<br />
Übrigens gab es dann 1927 einen weiteren Dorfsaal im Restaurant zum Bahnhof in Bonstetten. Dort<br />
wurde zwar nie geprobt, ausser vor Aufführungen, aber die Anlässe wurden nun vom Dorf in die Station<br />
verlegt.
5. TEIL DIE KONSOLIDIERUNG 1927 – 1938<br />
V. l Die Eingliederung in den Kantonalen Verband 1927<br />
Noch im Jahre 1927 wird der Musikverein Bonstetten Mitglied des Kantonalen Musikverbandes.<br />
Albert Eisenegger hatte die Ehre, Bonstetten als erster Delegierter im folgenden Jahr zu vertreten. Aus<br />
seinem Bericht zitieren wir:<br />
"Der Zürcher Kantonale Musikverband beging am Sonntag, den 18. März 1928, vormittags 11 Uhr, in<br />
der Krone Elgg, in Anwesenheit von 105 Delegierten aus 60 Sektionen, das 50-jährige Jubiläum seines<br />
Bestehens. Die kantonale Jahresrechnung pro 1927 wurde genehmigt, bestens verdankt und<br />
abgenommen, mit einem Vorschlag von Fr. 423.75. Der Jahresbeitrag wurde auf Fr. l. - pro Mitglied<br />
beibehalten.<br />
Der Verband beschloss die Einführung eines für alle Aktiv-Mitglieder obligatorischen Musikpasses, der<br />
zum Preis von 60 Rappen erhältlich ist und die Abhaltung einer außerordentlichen<br />
Delegiertenversammlung im Mai, zur Beratung neuer Statuten. Der Verband zählt 65 Sektionen mit ca. 2<br />
000 Mitgliedern...".<br />
An der ausserordentlichen Generalversammlung des Kantonalen Musikverbandes vom 24. Juni 1928<br />
wurde dann unter anderem auch Mettmenstetten in den Kantonalen Musikverband aufgenommen.<br />
Um die Verbundenheit mit der überregionalen Musikantenfamilie zu fördern, wurden 1928 zehn<br />
Exemplare der Musikzeitung abonniert, d.h. pro Mitglied ein Exemplar. Sie kostete im Jahr Fr. 3.50,<br />
wovon jedes Mitglied Fr. 2. — zu bezahlen und die Vereinskasse je Fr. l .50 zu übernehmen hatte.<br />
Ab 1930 kommt auch der Eidgenössische Verband mit ins Spiel, dem nun jährlich 30 Rappen vom<br />
Beitrag an den Kantonalen Musikverband zuflossen.<br />
V. 2 Wettswiler helfen bei der Konsolidierung entscheidend mit<br />
Bonstetten und Wettswil, die beiden in der gleichen Mulde angesiedelten Dörfer mit ihrem gemeinsamen<br />
Bahnhof, der damals noch weitab von den Häusern lag, rührten in den Zwanzigerjahren noch das<br />
friedliche Leben einer alteingesessenen Bauernschaft. Es war noch die Zeit der Wald- und Wiesenfeste,<br />
die Zeit der Zuckerstöcke und der Glücksräder, die Zeit der Pferde und Kühe, kurz: noch die maschinen-<br />
und fernsehlose Zeit.<br />
Und in dieser Zeit blieben Alt und Jung noch Stunden der Musse. Schon 1926 taucht in den Protokollen<br />
eine Bemerkung über junge Musikschüler in Wettswil auf. Gefördert wurde diese Entwicklung durch die<br />
vielen Platzkonzerte, die der Musikverein Bonstetten in Wettswil gab. Sie trugen ihre Früchte, denn<br />
bereits 1928 spielten Angelo Campellini und Willi Theiler von Wettswil aktiv in Bonstetten mit und 1929<br />
folgten aus Wettswil Walter Weilemann, Anton Huber und Emil Schmidlin.<br />
Ein Foto vom 5. Mai 1929 zeigt einen Verein mit 17 Aktivmitgliedern aus Bonstetten und Wettswil.<br />
5.Mai 1929<br />
- Seite 14 -
V. 3 Höhen— und Tiefenflüge im Schatten der Wirtschaftskrise der dreissiger Jahre<br />
Mittlerweile war die Zahl der Aktivmitglieder im Jahre 1930 auf die stattliche Zahl von 18<br />
angewachsen. Dieser Auftrieb gab den nötigen Schwung zum Beschluss, zum ersten Mal an einem<br />
Eidgenössischen Musikfest teilzunehmen. Aber schon ein Jahr später, 1931, sank der Mut wieder, und<br />
man verzichtete auf die Anmeldung.<br />
Aber geübt wurde trotzdem und zwar wacker. So kam man 1931 auf nicht weniger als 77 Proben, 10<br />
Platzkonzerte und verschiedene Unterhaltungs- und Tanzanlässe. Diese stolzen Zahlen dürfen aber nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, dass es mit der Disziplin bös haperte. Die Proben wurden so schlecht besucht,<br />
dass sich der Vorstand 1931 veranlasst sah, die Disziplinarmassnahmen zu verschärfen und folgenden<br />
Beschluss in den Statuten zu verankern:<br />
"Die Aktivmitglieder sind verpflichtet, allen Proben und Aufführungen mit gewissenhafter Pünktlichkeit<br />
beizuwohnen und sich den Weisungen des Dirigenten und des Vorstandes ohne Widerrede zu fügen. Zur<br />
festgelegten Zeit wird verlesen, verspätetes Erscheinen wird mit 50 Rappen, nach 15 Minuten mit Fr. l. -,<br />
gänzliches Ausbleiben mit Fr. 2. — Busse bestraft. Entschuldigungen sind jeweils an der nächsten Probe<br />
schriftlich mitzubringen und dem Präsidenten vorzulegen ".<br />
Dieser Beschluss musste von allen Aktivmitgliedern persönlich unterschrieben werden, was folgende 16<br />
Unterschriften ergab:<br />
Adolf Näf, Albert Eisenegger, Heinrich Frech, Willi Erler, Heinrich Huber, Ernst Duppenthaler, Josef<br />
Birrer, Erhard Illi, Traugott Eisenegger, Walter Gfeller, Georg Eisenegger, Ulrich Glättli, Johann<br />
Fallegger, Jakob Eichenberger, Ernst Spillmann, Robert Crot.<br />
Ohne Angabe von Gründen fehlen die Unterschriften von Jakob Juon, Anton Müller, Arthur Bolli und<br />
Adolf Illi.<br />
Man begnügte sich aber nicht nur mit Bussen, sondern griff noch viel radikaler durch, indem man<br />
undisziplinierte Aktivmitglieder kurz und bündig aus dem Verein ausschloss, sozusagen ohne<br />
Rücksicht auf Verluste. So geschehen im Jahre 1929 mit drei und 1930 mit weiteren Ausschlüssen. Dabei<br />
fielen jeweils die Fr. 10. -, die als Depositum für die Materialien beim Eintritt geleistet werden mussten,<br />
wieder in die Vereinskasse zurück.<br />
Die Vereinskasse bildete übrigens ein Kapitel für sich. Obwohl ab 1930 monatlich Fr. 2. — von einem<br />
jeden Aktivmitglied einbezahlt werden mussten, war in der Kasse immer Ebbe. Um dieser Schwindsucht<br />
wenigstens notdürftig abzuhelfen, sah man sich gezwungen, immer wieder öffentlich zu musizieren. Man<br />
spielte in Affoltern, in Ami, im Aeugsterthal, in Ringlikon und natürlich auch in Bonstetten und<br />
Wettswil. Das wiederum hatte den Vorteil, dass junge Leute Freude am Musizieren bekamen und sich<br />
dem Musikverein anschlossen. Allein 1930 gab es auf diese Weise 5 Neueintritte.<br />
Zu einem besonderen Ereignis wurde der Auftritt des Musikvereins Bonstetten beim Bezirks-Musikfest<br />
in Ottenbach am 12. Juli 1931.<br />
"Geschmückt mit einem Freundschaftskranz kehrte der Verein erst am späten Abend zurück und wurde<br />
vom Turnverein und vom Töchterchor Bonstetten in Hedingen abgeholt und heimbegleitet".<br />
Das Jahr 1932 begann sehr vielversprechend mit einer Abendunterhaltung, über die im Anzeiger<br />
folgender, kritischer Bericht zu lesen war:<br />
"Vor vollbesetztem Saal fand am Samstag, 16.1.1932 die Abendunterhaltung des Musikvereins statt. Das<br />
reichhaltige Programm wurde durch einen flotten Marsch eröffnet. Schon beim ersten Vortrag wurde mit<br />
Freude konstatiert, dass unsere Musiker im letzten Jahr grosse Fortschritte gemacht haben. Alle<br />
Vorträge zeugten dafür, dass der Dirigent, J. Willi, aus Steinhausen, mit Erfolg bestrebt ist, seine<br />
Musiker rhythmisch und dynamisch zu bilden.<br />
Der Walzer und die beiden Märsche wurden gut gespielt. Beim Vortrag "In die Feme", setzten im<br />
Mittelstück die Trompeter zu früh ein. Ebenso tönten nach meiner Ansicht die Posaunen zu stark. Bei der<br />
"Mignon-Ouverture" hatten die Klarinetten-Stimmen keinen freien und klaren Ton. Diese Fehler treten<br />
aber in den Hintergrund, wenn man die Gesamtleistung ins Auge fasst. Im Grossen und Ganzen haben<br />
sich die Musiker recht tapfer gehalten. Dem Dirigenten, Herrn Willi, gebührt ein besonderes Lob. Er hat<br />
es verstanden, den Verein innert kurzer Zeit in die Höhe zu bringen. Für seine opfervolle Arbeit sei ihm<br />
an dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen. Möge es ihm gelingen, den Verein in diesem Jahr wiederum<br />
vorwärts und aufwärts zu bringen.<br />
Zwischen den Musikvorträgen waren drei Theaterstücke eingeflochten. Die Spieler waren meist junge<br />
Leute, die zum ersten Mal auf einer Bühne auftraten. Aber ich muss gestehen, sie haben ihre Aufgabe<br />
über Erwarten gut gelöst. Das ganze Programm wickelte sich flott und ohne grosse Pausen ab, Sodass<br />
für die gemütliche Unterhaltung noch einige Stunden übrig blieben. Möge der Erfolg, den die Musiker<br />
- Seite 15 -
mit ihrer Aufführung gehabt haben, sie ermuntern, treu zur Sache zu halten. Dem Vereinsschiffchen<br />
leuchte auch dieses Jahr ein günstiger Stern, zur Freude seiner Mitglieder und zur Ehre der Gemeinde ".<br />
Und gegen Ende 1932 holte sich der Musikverein Bonstetten noch einmal öffentliches Lob mit<br />
seinem Kirchenkonzert, über das der Anzeiger folgendes Eingesandt brachte:<br />
"Das Kirchenkonzert vom letzten Sonntag hat uns mit der Durchführung seines gediegenen Programms<br />
zu innigstem Dank verpflichtet. Das temperamentvolle und taktsichere Musizieren unter der tüchtigen<br />
Leitung von Herrn DirektorJ. Willi, gab Zeugnis guter Schulung und sicherem Könnens. Überrascht<br />
waren wir von der warmen und ausdrucksvollen Art, mit welcher unsere altbekannten und lieben Kirchenlieder<br />
wiedergegeben wurden.<br />
Welch erhabener Augenblick, als die ca. 120 Anwesenden das "Harre des Herrn" mitsingen durften. Der<br />
von tiefer Ergriffenheit erfüllte Gesang wirkte, als ob in dieser wirtschaftlich so schwer<br />
darniederliegenden Zeit ganz besonders gelte:<br />
Ein neuer Frühling folgt dem Winter nach und halte fest !<br />
Zwischen jedem Vortrag gab uns Herr Pfarrer Blocher in freundlicher Weise Aufschluss über das<br />
Entstehen eines jeden Stückes, was zur verständnisvollen Würdigung wesentlich beitrug.<br />
Mächtig und ergreifend tönte zum Schluss "Ehre sei Gott in der Höhe" und löste, vereint mit den anderen<br />
Leistungen, wohl in jedem Besucher die Überzeugung aus:<br />
es war ein köstlicher, genussreicher Abend !<br />
Mögen sich solche Darbietungen wiederholen, und ganz gewiss werden sie zahlreiche und dankbare<br />
Hörer finden ".<br />
V. 4 Ein guter Dirigent ist Glückssache<br />
Wie ein Verein in der Regel mit seinem Präsidenten steht und fällt, so steht und fällt ein Musikverein mit<br />
seinem Dirigenten. Je kleiner ein Musikverein, umso schwieriger ist es, einen reputierten Dirigenten zu<br />
bekommen, und je magerer die Kasse, um so aussichtsloser ist das Unterfangen, einen Topstar engagieren<br />
zu können. Es braucht in jedem Fall von beiden Seiten viel Idealismus.<br />
Wer im Anhang die Chronologie der Kapellmeister durchsieht, wird unschwer feststellen, dass in den<br />
ersten Jahrzehnten ein reger Wechsel stattgefunden hat, was ja bekanntlich auch nicht dazu beiträgt,<br />
den Standard zu heben. Ursprünglich und später auch zwischendurch wurde der Dirigent im Musikverein<br />
Bonstetten notgedrungen behelfsmässig aus den eigenen Reihen bestellt.<br />
Mit Friedrich Küenzli begann dann 1924 der Reigen der auswärtigen Dirigenten, die für Fr. 4. - pro Probe<br />
den Stab schwangen. Aber die Vorstellung Küenzlis war von kurzer Dauer. Fritz Küenzli aus Affoltern<br />
musste "nach schweren Enttäuschungen" schon bald wieder entlassen werden. Welcher Art die<br />
Enttäuschungen waren, wird nicht gesagt.<br />
Dagegen war dann Josef Willi aus Steinhausen ein Volltreffer. Unter seiner "energischen und<br />
zielbewussten Leitung"' wurde ein vollständig neues Programm einstudiert. Wo in der Folge auch immer<br />
die Rede auf ihn kommt, ist man des Lobes voll. Die 13 Jahre, 1931 - 1944, seiner Arbeit mit dem<br />
Musikverein Bonstetten, wurden von allen Seiten uneingeschränkt anerkannt.<br />
Er führte Einzelproben ein, meldete den Verein bei den Zünften zum Sechseläuten an, spielte 1932 gross<br />
auf bei der Uniformweihe des Musikvereins Birmensdorf, konnte aber 1933 eine Beteiligung des<br />
Musikvereins Bonstetten am Kantonalen Musiktag noch nicht verantworten, übernahm dafür aber 1935<br />
zum erstenmal in Bonstetten den Bezirksmusiktag, der dazu erst noch mit einem Reingewinn von Fr.<br />
600. — abschloss.<br />
Wegen verschiedener Wegzüge wurde die Holzbesetzung vorübergehend so schwach, dass "die<br />
Harmonie in eine Blechmusik umgewandelt werden musste ". Aber mit 19 Aktivmitgliedern wurde 1935<br />
doch zahlenmässig der bisherige Höchststand erreicht. Und schon im folgenden Jahr folgten 9 weitere<br />
Eintritte.<br />
Am 9. Mai 1937 kam für Josef Willi der grosse Auftritt und mit ihm natürlich auch für den ganzen<br />
Verein bei der ersten Teilnahme an einem Kantonalen Musiktag. Und wie gut sie abschnitten !<br />
Zusammen mit Weiningen und Grüningen eroberten sie in der 4. Kategorie den ersten Rang, was mit<br />
einem Lorbeer mit Gold gekrönt wurde. Klar, dass sie von sämtlichen Vereinen am Bahnhof abgeholt<br />
wurden und beschlossen, das Foto als denkwürdige Erinnerung einrahmen zu lassen.<br />
- Seite 16 -
Der Erfolg am Kantonalen Musiktag wurde erzielt mit der "Frühlings-phantasie von Springer" und im<br />
Marschmusikwettbewerb mit dem "Radiomarsch von Friedmann", wobei speziell der Rhythmus, die<br />
Dynamik und Reinheit, die militärische Haltung und Ausrichtung, sowie das Tempo und die Schrittlänge<br />
bewertet wurden.<br />
Unter dem Dirigentenstab von Josef Willi wurde der Musikverein Bonstetten in den durch die<br />
Gemeindeanlässe, die Bezirksfeste und Kantonalen Musiktage festgelegten Rhythmus eingewöhnt, der<br />
höchstens einmal durch ein Naturereignis, wie zum Beispiel die Maul— und Klauenseuche von 1938<br />
unterbrochen wurde.<br />
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6. TEIL MOBILMACHUNG UND VERDUNKELUNG 1939 - 1945<br />
VI. l Im Schatten des 2. Weltkrieges<br />
Noch am Anfang des Jahres 1939 sah die Welt für den Musikverein rosig aus. Man war stolz auf den<br />
Bestand von 17 Mitgliedern, mit Namen :<br />
E. Toggweiler, E. Illi, R. Roth, W. Hirschbühl, J. Eichenberger, M. Eisenegger, A. Eisenegger, A. Näf, G.<br />
Eisenegger, E. Spillmann, A. Bereuter, W. Frech, H. Frech, H. Strickler, Erhard Spillmann, 0. Hirschbühl<br />
und E. Rüegg.<br />
Am 4. Februar 1939 wurde Walter Frech offiziell als Mitglied in den Musikverein aufgenommen. Es ist<br />
anzunehmen, dass er vorher schon mitgespielt hat, Sodass er heute, im Jahre <strong>1988</strong>, als immer noch<br />
aktiver Paukist, sein 50—jähriges Jubiläum feiern kann, wozu wir ihm herzlich gratulieren.<br />
Im Mai 1939 konnte in Hausen am Albis noch der Musiktag des Bezirks Affoltern durchgeführt werden.<br />
Dann aber wird es rasch still und stiller um den Musikverein. Im Herbst erfolgte die Mobilmachung<br />
und die Musikproben mussten ausfallen. Um wenigstens an Weihnachten und Silvester auftreten zu<br />
können, wenn auch nur im kleinen und bescheidenen Rahmen, mussten einige Anfänger, die durch<br />
Erhard Illi etwas geschult worden waren, erstmals spielen.<br />
Die guten Erfahrungen mit diesen Anfängern führten zu der Anregung des Dirigenten, J. Willi, einen<br />
Kurs für die jungen Musiker durchzuführen. Diese Anregung fand den Beifall des Vorstandes.<br />
Allerdings mussten die Kosten von den Anfängern selber übernommen werden.<br />
Ein ganz besonderes Verdienst um die Ausbildung der Anfänger erwarb sich übrigens während<br />
vieler Jahre Erhard Illi, was in den Protokollen des öfteren sehr positive Erwähnung findet.<br />
Aber der zweite Weltkrieg warf seine Schatten in vielerlei Gestalt störend auf das Vereinsleben. Nebst<br />
dem Ausfall der Proben wegen der Mobilmachung gab es auch sonst noch verschiedene Anpassungen im<br />
Zusammenhang mit den kriegsbedingten Veränderungen im Dorfe.<br />
Einmal, als der Musikverein nach der Silvesterfeier 1940 vor dem Gasthaus zum Löwen noch einige<br />
Märsche spielen wollte, wurde plötzlich verdunkelt, und der Marsch "Frohe Fahrt" musste vorzeitig<br />
abgebrochen werden.<br />
VI. 2 Die Aera Willi geht zu Ende<br />
1941 feierte die Eidgenossenschaft ihr 650-jähriges Bestehen. Im gleichen Jahr konnte in Bonstetten der<br />
Turnverein ein Jubiläum begehen, und im Musikverein gedachte man der 10-jährigen Tätigkeit des<br />
Dirigenten, Josef Willi.<br />
Im Musikverein gab es allerdings weder grosse Worte noch Festlichkeiten und auch keine Geschenke. In<br />
einfachen Worten ist im Protokoll folgendes festgehalten:<br />
"Der Präsident erwähnt, dass mit heutigem Datum, 16.3.1941, Herr Willi unseren Verein schon 10 Jahre<br />
dirigiert. Unter seiner straffen Leitung hat sich der Verein auf eine bessere Stufe hinaufgearbeitet und<br />
konnte als bisher grössten Erfolg vom Kantonalen Musikfest 1937 in Oerlikon mit Goldlorbeer<br />
zurückkehren ".<br />
Im Jahre 1944 ging dann die für den Verein so positive Aera Willi zu Ende, und es folgten wieder<br />
Zeiten mit Dirigenten von kurzer Lebensdauer.<br />
Der Abschied von Herrn Willi fiel recht nüchtern aus:<br />
"Der Austritt unseres langjährigen Dirigenten, Herrn Willi aus Steinhausen, kam etwas unerwartet, und<br />
wir hofften immer noch, ihn umstimmen zu können. Doch da er in Steinhausen in die Behörde gewählt<br />
wurde, hat er keine Zeit mehr, noch auswärtige Vereine zu leiten und hat auch im Sinn, den Musikverein<br />
Walchwil aufzugeben. Er verspricht uns jedoch, wenn wir nicht bald einen neuen Dirigenten finden, den<br />
Verein für das Nötigste noch zu leiten und hofft, dass wir die Proben bei einem neuen Dirigenten noch<br />
pünktlicher besuchen werden, ansonsten wir nicht auf eine höhere Stufe kommen werden.<br />
Der Präsident verdankt Herrn Willi seine vieljährige, gründliche Arbeit, die er zum Nutzen und Gedeihen<br />
des Vereins geleistet hat".<br />
- Seite 18 -
7. TEIL DER <strong>MUSIKVEREIN</strong> SCHMÜCKT SICH MIT NEUEN UNIFORMEN UND<br />
EINER FAHNE l 946 - 1957<br />
VII. l Mit neuem Schwung in die Nachkriegsjahre<br />
Der Krieg war vorbei, und das Leben konnte wieder seinen normalen Lauf nehmen.<br />
An der Generalversammlung des Musikvereins vom 26.1.1946 wurde das Inventar auf Fr. 500. -<br />
herabgesetzt, um dasselbe nicht versteuern zu müssen, und gleichzeitig konnten Fr. 7 200. — einkassiert<br />
werden, die dem Verein vom verstorbenen J. Reichling vermacht wurden.<br />
An der Fasnacht veranstaltete der Verein mit grossem Erfolg einen Maskenball mit Prämierung, im<br />
Sommer folgte ein Wiesenfest und im August fuhr man unter der Leitung des Vizedirigenten, Edwin<br />
Sigrist, an den Bezirksmusiktag nach Birmensdorf, wo man mit Affoltern, Mettmenstetten, Obfelden,<br />
Ottenbach und Stallikon um die Wette musizierte.<br />
Eine Reisekasse wurde gegründet, und nach langen Jahren konnte der Musikverein wieder einmal auf<br />
Reisen gehen. Am frühen Morgen des 8. September 1946 wurde mit Traktor und Pneuwagen Richtung<br />
Islisberg gestartet, "wobei sich dann die Islisberger als ziemlich freigebige und gesellige Leute<br />
entpuppten ". Über Aesch und Birmensdorf fuhr man nach Landikon, "wo es neben Kaffee und Most,<br />
Nüsse, Brot und Käse gab. Erst ziemlich nach Mitternacht ging es dann endlich heimzu ".<br />
Als Quittung für die Fahrt mit den Musikanten auf dem Pneuwagen, erhielt "unser Kamerad Ernst Illi<br />
eine Busse von Fr. 12.80, die dann aus der Vereinskasse berappt wurde".<br />
Ende 1946 verlangte Erhard Illi sein B—Horn zurück, das er von seinem Bruder Heinrich gekauft habe.<br />
"Der Vorstand war jedoch anderer Meinung und behauptete, das B-Hom gehöre dem Verein." Die<br />
Meinungsverschiedenheiten konnten erst beigelegt werden, als sich der frühere Dirigent, J. Willi, für<br />
Erhard Illi einsetzte. Unabhängig davon wurde dann Josef Willi zwei Jahre nach seinem Rücktritt als<br />
Dirigent, doch noch geehrt, indem man ihm die Ehrenmitgliedschaft in Form einer Plakette überreichte.<br />
VII. 2 Die 50-jährige Jubiläumsfeier kam 9 Jahre zu spät<br />
An der Generalversammlung 1947, die zum erstenmal in Wettswil abgehalten wurde, beschloss man,<br />
zwei grosse Feste durchzuführen, nämlich zum erstenmal den Bezirksmusiktag zu übernehmen und<br />
gleichzeitig das 50-jährige Jubiläum des Musikvereins Bonstetten zu feiern. Zum guten Gelingen dieser<br />
beiden grossen Vorhaben bestellte man erstmalig eine Musikkommission, deren Kompetenzen aber nicht<br />
näher umschrieben wurden.<br />
Man wird hier zu recht stutzig, denn dieses Jubiläum stimmt nicht überein mit unserer Chronologie. Nach<br />
Adam Riese kommt man nämlich auf das Gründungsjahr 1897, wenn man von 1947 50 Jahre zurückzählt<br />
und nicht auf das Jahr <strong>1888</strong>. Diese Differenz lässt sich nicht anders als so erklären, dass man sich damals<br />
irrte, was zwar einigermaßen erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass doch noch ein Gründungsmitglied<br />
lebte. Aber, es muss eben doch ein Irrtum gewesen sein.<br />
Die Jubiläums-Festrede hielt der Ehrenpräsident, Heinrich Frech, der bei dieser Gelegenheit dem<br />
ebenfalls anwesenden "ältesten Ehrenmitglied und Mitgründer des Musikvereins, Herrn Rudolf Huber,<br />
einen Becher mit Widmung überreichte".<br />
Am Sonntag, 29. Juni, trafen alle Musikanten aus dem Bezirk Affoltern am Bahnhof Bonstetten ein und<br />
formierten sich zu einem Umzug durch das Dorf. Kaum aber begann das Konzert auf dem Festplatz,<br />
brach ein Gewitter herein, und alle mussten den Festplatz fluchtartig verlassen. Nach etwa zwei Stunden<br />
konnte dann der musikalische Teil doch noch abgewickelt werden, aber die Stimmung hatte gelitten,<br />
"Wer aber nun glaubte, alles verlaufe programmgemäss, der hatte sich sehr getäuscht. Ungefähr um 24<br />
Uhr war es plötzlich dunkel. Wir versuchten was wir konnten, doch dunkel blieb es, bis auf die Lampen<br />
des Autos von Edy Rüegg, der damit wenigstens am Buffet das Kontrollieren des Geldes ermöglichte. Nun<br />
war es natürlich Schluss mit Festen. Nach einer Stunde schaltete das Licht wieder ein. Am Montagabend<br />
rückten wir nochmals aus, zuerst auf die Reitschule, dann auf den Festplatz. Auch diesmal gabs noch<br />
einige Zuhörer, die aber zugleich noch den restlichen Wein und das Bier kauften, was uns das Wichtigste<br />
war".<br />
- Seite 19 -
VII. 3 Wieder einmal auf Dirigentensuche<br />
Kaum hatte das Jahr 1948 seinen Anfang genommen, als Edwin Sigrist seinen Hut als Dirigent nahm.<br />
Man machte sich mit einem Inserat in der Musikzeitung auf die Suche nach einem Ersatz.<br />
Prompt trafen zwei Offerten ein, eine aus Winterthur und eine aus Luzern. Beiden Interessenten wurde<br />
umgehend abgesagt, da sie zu weit weg wohnten. Nun suchte umgekehrt per Inserat ein Dirigent einen<br />
Verein in der Nähe von Zürich. Man nahm sofort Kontakt auf mit diesem Mann, einem Herrn Kistler,<br />
und traf sich am 8.4.1948 zu einer Besprechung mit ihm im Restaurant Bahnhof. Daraufhin konnte<br />
Kistler eine Probe leiten. Aber es blieb bei dieser einen Probe, denn Kistler verlangte das "horrende<br />
Honorar" von Fr. 20. — (exklusive Spesen) pro Probe.<br />
Bei der weiteren Suche nach einem Dirigenten stiess man auf Lorenz Monn in Mettmenstetten, mit<br />
dem man einen guten Griff tat, und der nur Fr. 12. —je Probe verlangte.<br />
VII. 4 Kleider machen Leute und Uniformen Vereine<br />
Zu einem rechten Verein gehört auch eine rechte Uniform. Dem war aber in der Gründungszeit nicht so.<br />
Jeder trug sein eigenes Kleid, oder wenn er im Militär der Musik zugeteilt war, seine Militär-Uniform.<br />
Erst um die Jahrhundertwende begannen sich in Form einer Mütze, die ersten Ansätze zu einer<br />
gemeinsamen Bekleidung abzuzeichnen, "einem blauen Käppi". Schon 1902 wurde dann das blaue Käppi<br />
abgelöst durch einen eisengrauen Filzhut.<br />
Dabei blieb es zweieinhalb Jahrzehnte bis 1928, was weiter nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt,<br />
dass der Musikverein in diesen Jahren in seiner grossen Krise steckte, nicht zuletzt auch verursacht durch<br />
den ersten Weltkrieg.<br />
Leider aber war die Kasse des Musikvereins so erschöpft, dass weder an neue Uniformen, noch an eine<br />
Neu-Instrumentierung zu denken war. Deshalb machte der damalige Dirigent, Fritz Küenzli, die<br />
Anregung, eine Haussammlung durchzuführen. Ob diese dann auch durchgeführt wurde oder nicht, wird<br />
nicht überliefert.<br />
Aber schon ein Jahr später, am 12.9.1929, beschloss der Verein etwas überraschend, den Ankauf von<br />
Uniformen.<br />
"Es wurde sofort mit der Uniform-Fabrik A.J. Baer in Verbindung getreten. Die erste Zahlung musste auf<br />
den 15. Oktober erfolgen und mit monatlichen Raten von Fr. <strong>100</strong>. - bis Fr. 120. – weiter gehen".<br />
Genau auf den ersten Tag der Zahlung, am 15. Oktober 1929, trafen die Uniformen in Bonstetten ein<br />
"und konnten den Mitgliedern sofort mitgegeben werden. Am 23. und 24. November 1929 fand die<br />
Einweihung der neuen Uniformen im Rahmen der üblichen Abendunterhaltung statt".<br />
- Seite 20 -
Und wieder ein Jahr später, 1930, wurde mit einem jeden Benützer einer Uniform, bestehend aus Rock,<br />
Mütze und weisser Musikschnur (ohne Hose) ein Vertrag abgeschlossen, der sich gleichzeitig auf die<br />
Notentaschen, das Instrument und die anvertrauten Musikalien bezog.<br />
Hier der Vertrag in seinem Wortlaut:<br />
"Die unterzeichneten Mitglieder verpflichten sich, die Summe von Fr. 10. -(zehn) in monatlichen Raten<br />
von Fr. 2.-, bis zur endgültigen Tilgung der Schuld zu bezahlen. Die Uniform ist stets in gutem Zustand<br />
zu erhalten. Das Mitglied haftet für jeden aus Mutwillen oder Nachlässigkeit entstandenen Schaden an<br />
Uniform und Instrument.<br />
Verlorengegangene Notenblätter werden auf Kosten des betreffenden Mitgliedes ersetzt. Bei Austritt aus<br />
dem Verein fällt das Depositum in die Vereinskasse. Unterzeichnete Mitglieder erklären mit eigener<br />
Unterschrift, sämtliche Musikalien und Instrumente und Noten den drei Bürgern als Unterpfand zu<br />
überlassen, im Falle der Verein aufgelöst wird, und zwar bis zur endgültigen Abzahlung des aufgenommenen<br />
Darlehens der Zürcher Kantonalbank".<br />
Diese Uniform tat es während fast 20 Jahren, bis sich im Jahre 1949 die Gelegenheit ergab, vom<br />
Musikverein Adliswil gebrauchte Uniformen günstig zu kaufen. Man griff zu und präsentierte die<br />
neuen Röcke und Mützen dem Publikum zum erstenmal an der Abendunterhaltung vom 10.12.1949.<br />
In dieser "second hand-Uniform " holte sich der Musikverein Bonstetten am Kantonalen Musikfest in<br />
Winterthur, am 1.7.1951, wieder in der 4. Kategorie, den 2. Rang, sowohl im Konzertvortrag als<br />
auch in der Marschmusik-Konkurrenz, mit der Note "sehr gut".<br />
Dieser Silberkranz ist umso höher einzustufen, als die Proben 1951 sehr unter der um sich greifenden<br />
Maul- und Klauenseuche zu leiden hatten.<br />
Der Handel mit den Uniformen der Adliswiler war nur als Übergangslösung gedacht. Schon an der<br />
Generalversammlung vom 8. März 1952 wurde zum erstenmal eine Uniformen-Kommission bestimmt<br />
und gleichzeitig beschlossen, an den Gemeinderat zu gelangen, wegen einer finanziellen Unterstützung in<br />
Sachen Neukauf von Uniformen.<br />
Der Gemeinderat reagierte positiv und versprach einen entsprechenden Antrag vor die<br />
Gemeindeversammlung zu bringen. Um die Stimmung im Dorf günstig zu beeinflussen "hielten wir noch<br />
einige Platzkonzerte ab. Der Erfolg blieb nicht aus, denn an der Gemeindeversammlung wurden dem<br />
Verein Fr. 3 000. - bewilligt in bar für sofort und Fr. 4 000. — zur Rückzahlung innert 10 Jahren nebst<br />
Zins ".<br />
So weit, so gut.<br />
Alles schien auf dem besten Weg zu sein. Da ergab sich unverhofft ein arger Kampf um die Vergebung<br />
des Auftrages. Zwar konnte man sich noch gemeinsam dazu entschliessen, eine dunkelblaue Uniform<br />
anzuschaffen, mit weiss durchwirkter Schnur, aber dann spaltete sich der Verein in zwei Lager.<br />
Weshalb ? Wir lassen das Protokoll antworten:<br />
"Sofort empfahl sich uns Herr Ruch, Schneidermeister in Wettswil und bemühte sich alsbald um den<br />
Auftrag. Nach einiger Zeit meldete sich jedoch ein Vertreter der Uniformenfabrik in Rapperswil, sodass<br />
wir beschlossen, die beiden Bewerber sollten einem Musikanten einen Uniformenrock herstellen, was<br />
auch sofort prompt geschah.<br />
Alsdann wurden die beiden Uniformen dem Gemeinderat vorgeführt. Dieser empfahl uns, den Auftrag an<br />
Herrn Ruch zu übergeben. Leider konnten wir aber erst später feststellen, dass zwischen den beiden<br />
Röcken einige Punkte recht verschieden sind. So beschloss man, im Verein eine Abstimmung<br />
durchzuführen, was am 3.9.1952 stattfand. Die Zählung ergab: 12 Anwesende und eine schriftliche<br />
Stimmabgabe, total 13, wovon 6 Stimmen für Herrn Ruch und 7 für Helbling in Rapperswil.<br />
Nach Bekanntgabe des Resultates erfolgte der sofortige Austritt aus dem Verein von Jakob Eichenberger,<br />
Albert Suter und Hans Illi. Letzterer erschien aber nach geraumer Zeit wieder. " So ernst und persönlich<br />
wurden solche Geschäfte genommen ! Nur damals ?<br />
Am 16. und 17. Mai 1953 war es dann soweit, man konnte einmal mehr in einer neuen Uniform<br />
aufspielen.<br />
Zur Begrüssung kamen auch der Turnverein, die Damenriege und der Kirchenchor zum grossen Tag der<br />
Uniformenweihe.<br />
Zur Uniform wurde übrigens ausserordentlich Sorge getragen. Man bediente sich ihrer nur bei wirklich<br />
ganz auserlesenen Gelegenheiten. Noch 1955 wurde beispielsweise ein Antrag abgelehnt, die<br />
Uniformen auch bei Platzkonzerten zu tragen.<br />
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VII. 5 In vollem Glanz auf neuen Wegen<br />
Die neue Uniform hatte bald genügend Gelegenheit mit ihren Trägern in vollem Glanz zu erstrahlen:<br />
1954 wurde das neue Geläute der evangelisch-reformierten Kirche ins Dorf geleitet, als Auftakt zum<br />
grossartigen Glockenaufzug vom 13. November 1954. Der Musikverein war dabei.<br />
1954, am 12. Dezember, also nur wenig später, spielte der Musikverein zur Einweihung des römischkatholischen<br />
Kirchengebäudes auf der Station.<br />
Im neuen Kleid wagte man an der Abendunterhaltung am 15. / 16. Januar 1955 zum erstenmal neue<br />
Wege und spielte 20 Minuten lang Unterhaltungsmusik, was beim Publikum grössten Applaus auslöste.<br />
Auch in Fragen der Disziplin riskierte man erstmalig ein neues Rezept. Anstelle der Bestrafung mit<br />
Bussen, versuchte man zu belohnen und damit positiv zu motivieren. Ein kleiner Kaffeelöffel nur war es,<br />
der als Fleissprämie ausgesetzt wurde. Aber das Resultat war verblüffend. An der Generalversammlung<br />
1954 konnten nämlich nicht weniger als 13 Aktive diesen Kaffeelöffel für fleissiges Erscheinen in den<br />
Proben in Empfang nehmen.<br />
Zu den Neuigkeiten dieser Zeit ist auch eine 3-tägige Reise nach Deutschland zu zählen: Bonstetten -<br />
Schaffhausen — Donaueschingen — Offenburg - Oberachern - Freiburg i/Br. — und zurück über Basel<br />
nach Bonstetten. Über solche Reisen finden sich in den Protokollen jeweils die ausgiebigsten<br />
Reiseberichte, gewürzt mit lustigen Episoden.<br />
Davon eine kleine Kostprobe von der dreitägigen Reise nach Oberachern, 1955:<br />
"Nach markanten Begrüssungsworten durch den Präsidenten des Verbandes, Friedrich Schmidt, wurde<br />
uns ein echter Schwarzwälder Kirsch kredenzt. Unter klingendem Spiel erreichten wir den "Adler", wo<br />
uns Bürgermeister Früh im Namen der Gemeinde Oberachern begrüsste.<br />
Als kleine Überraschung überreichten wir den Kindern Süssigkeiten. Als Gegenleistung konnten wir<br />
einige Volkslieder entgegen nehmen. Am Abend fand vor zahlreichen Gästen das Festbankett statt. Der<br />
musikalische Teil wurde von der "Harmonie ", der Stadtkapelle und von unserem Verein bestritten. Uns<br />
zu Ehren spielte die "Harmonie" unsere Nationalhymne, während wir unseren Gastgebern die deutsche<br />
Hymne zum Vortrag brachten. Als äusseres Zeichen unserer Freundschaft überreichten unsere<br />
Festdamen dem Präsidenten, Friedrich Schmidt, ein herrliches Blumengebinde und eine kunstvolle<br />
Stammtischlampe mit Widmung.<br />
Helle Begeisterung lösten unsere musikalischen Weisen bei den Besuchern aus, die sie alsbald mit<br />
kräftigem Applaus quittierten. Doch bald ertönten schon die ersten Melodien der Tanzkapelle, um dem<br />
gemütlichen Abend noch den letzten Schwung zu geben.<br />
Nach kurzem Schlaf und kleinem Frühkonzert starteten wir an das Wertungsspiel. Anwesend waren 33<br />
Kapellen, unter anderem vom Flugplatz Solingen eine kanadische Kapelle, welche durch ihren<br />
gerissenen Anmarsch sowie den eigenartigen Weisen bei uns grösste Begeisterung auslöste, nicht zu<br />
vergessen die blonde Miss, die den Abschluss des linken Flügels bildete. "<br />
Die neuen Uniformen wurden wirklich zur rechten Zeit eingekauft, denn nach den bereits erwähnten<br />
Festen und Einweihungen in der Mitte der fünfziger Jahre, kamen noch weitere Schwerpunkte hinzu:<br />
Im Juni 1955 weihte der Turnverein Bonstetten unter den Klängen des Musikvereins seine neue<br />
Fahne ein, wobei es nicht ohne ein kleines Intermezzo abging:<br />
"Leider erschienen zu diesem Anlasse zwei Vorstandsmitglieder in etwas erregter Stimmung, was seine<br />
Folgen bald nach sich zog. Nach kleineren und grösseren Anspielungen und Föppeleien auf der Bühne<br />
zwischen diesen beiden Mitgliedern, geriet dann die ganze Sache zur Explosion und endete damit, dass<br />
unser Präsident, Hans Illi, unter Beigabe einiger schöner Ausdrücke seinen Bügel auf den Boden<br />
schmetterte und mit einem leichten Sprung von der Bühne verschwand, um auch gleich auf diesen Anlass<br />
hin den Austritt aus dem Verein bekanntzugeben."<br />
Die Reparatur des beschädigten Bügels hatte dann noch ein Nachspiel.<br />
Anfangs Juli 1955 war Bonstetten wieder der Austragungsort des Bezirks-Musiktages mit 10<br />
Musikkorps aus dem Bezirk und den beiden Gastvereinen Harmonie Adliswil und Alte Garde Zürich.<br />
Als Revanche reisten noch im gleichen Jahr die Bonstetter zur Fahnenweihe nach Adliswil.<br />
Aber noch war der Festlichkeiten kein Ende.<br />
Im Oktober 1955 ergab sich dem Musikverein Bonstetten noch einmal eine Gelegenheit seine Künste zu<br />
zeigen bei der Einweihung der Bibliothek im Sekundarschulhaus Bruggen. Und im Juni 1957 ging es<br />
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ei der Einweihung des Schützenhauses Bonstetten, selbstredend nicht ohne den Grosseinsatz der<br />
Musikanten.<br />
Bei der Einweihung der Bibliothek im Sekundarschulhaus 1955<br />
Von links nach rechts: Frau Utz und Frl. Bertha Aeberli tragen einen Kessel mit Würsten und neben<br />
ihnen Adolf Näf und Heinrich Frech.<br />
Gleichsam als Belohnung und Anerkennung der Leistungen erhöhte die Gemeindeversammlung am 31.<br />
Juli 1956 den Beitrag von jährlich Fr. 250. — auf Fr. 600. —. Zwar hatte der Musikverein Fr. 800. -<br />
beantragt, schätzte sich aber glücklich, wenigstens Fr. 600. - und damit mehr als das Doppelte der<br />
bisherigen Unterstützung erhalten zu haben.<br />
VII. 6 1957 Endlich eine Fahne<br />
Für jeden Verein ist die Fahne das weithin sichtbare Wahrzeichen seines Daseins und das Sinnbild seiner<br />
Ideale.<br />
Der Bonstetter Musikverein musste lange warten, bis es endlich so weit war. Erst 1957, also 69 Jahre<br />
nach seiner Gründung, kam die Fahne ins Gespräch und zwar hauptsächlich im Hinblick auf das<br />
Eidgenössische Musikfest in Zürich, an welchem dann aber doch nicht teilgenommen wurde. Immerhin,<br />
eine Fahne hatte man jetzt.<br />
Bei dieser Gelegenheit lesen wir den denkwürdigen Satz im Protokoll:<br />
"Unser Verein ist ja der älteste im Bezirk, aber immer noch ohne Fahne".<br />
Ob der Musikverein tatsächlich der älteste Verein im Bezirk Affoltern ist, hat der Chronist nicht<br />
nachgeprüft, aber möglich erscheint es ihm schon.<br />
Dem ortsansässigen Grafiker, Joe Mathis, wurde die Gestaltung übertragen, und das Geld wurde durch<br />
eine vom Gemeinderat bewilligte Haussammlung zusammengetrommelt. Diese fiel so ergiebig aus, dass<br />
man daraus auch noch die Bekleidung des Fähnrichs bestreiten konnte.<br />
Zum ersten Fähnrich wurde einstimmig Walter Frech gewählt. Der Fahnenkasten fand seinen Ort im<br />
Stammlokal, Gasthaus zum Löwen.<br />
"Die Einweihung eines neuen Vereinsbanners ist immer ein Anlass, die Dorfbewohner zu einer<br />
Gemeinschaft unter ein Dach zu bringen. Das Festefeiern unter dem freien Himmel ist vorbei. Um dem<br />
fröhlichen Tun und Treiben keinen Abbruch zu tun, Hessen wir uns auf kein Risiko ein und erstellten den<br />
grossen Kosten zum Trotz, zwischen dem Haus von Fräulein Martha Illi und dem Polizeihaus, eine<br />
grosse Festhütte".<br />
Mit diesen Worten beginnt der Festbericht.<br />
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Geladen war zur grossen Fahnenweihe am 8. Mai 1957, die Harmonie Oberachern aus dem badischen<br />
Schwarzwald, die mit rund 50 Mann anrückte. Mit ihr zusammen wurde die Patensektion Eintracht aus<br />
Zürich gebührend empfangen und begrüsst.<br />
"Mit klingendem Spiel gings in einem kleinen Festzug durchs Dorf zur Festhütte. Kaum dort angelangt,<br />
öffnete Petrus seine Schleusen ".<br />
Die Festrede hielt der Präsident, H. Kuhn.<br />
Über den Preis der von der Firma Heimgartner gestickten Fahne vernimmt man nichts, aber der Festakt<br />
mit der aus der Taufe gehobenen Fahne muss sehr eindrücklich gewesen sein.<br />
"Die Aufstellung der drei Musikkorps, der Ehrendamen und der Fahnendelegation der Ortsvereine, bot<br />
ein wunderbares Bild. Mit der Hymne "Gloria" wurde das Banner durch den Präsidenten der Eintracht,<br />
Herrn A. Gasser, enthüllt. Oben das gelbe Band mit der Schrift "Musikverein Bonstetten", der übrige Teil<br />
im Grund weiss, enthält ein Notenband in schwarz und ein Waldhorn in Gold. Die Oberachener<br />
Musikkameraden hefteten als Symbol der Freundschaft ein Freundschaftsband ins neue Banner. Unter<br />
dem Fahnenmarsch begrüssten nun die anwesenden Fahnen ihre neue Schwester. Der Gesamtvortrag<br />
"Alte Kameraden", beschloss den Weiheakt."<br />
Die neue Fahne 1957<br />
Verbunden wurde die Fahnenweihe mit dem Musiktag des Bezirkes, Sonntag, den 19. Mai 1957.<br />
Nebst Bonstetten traten folgende Vereine zur grossen Konkurrenz an: Stallikon, Maschwanden,<br />
Obfelden, Hedingen, Hausen, Mettmenstetten, Ottenbach, Affoltern und Birmensdorf.<br />
Als Gäste hatten die Oberachener, die Urdorfer und die Knabenmusik Zürich die<br />
Ehre.<br />
Leider musste die Marschmusikparade ausfallen, "denn es ergoss sich bald ein zäher Landregen über<br />
uns".<br />
Wie es sich gehört, wurden auch gegenseitig Geschenke ausgetauscht. "Unserem Verein wurden von der<br />
Knabenmusik und der Harmonie Eintracht Erinnerungsplaketten überreicht, was unseren Verein<br />
veranlasste, sich ihnen gegenüber mit Becher—Präsenten zu revanchieren. Auch unsere befreundeten<br />
deutschen Musikanten erhielten einen Becher, der sie an ihren Schweizeraufenthalt erinnern soll".<br />
Mit ebenso schönen, wie eindrücklichen Worten zieht der damalige Aktuar, Walter Illi, Bilanz:<br />
"Das Fest ist nun verrauscht. Es war ein Fest der Freude, der Freundschaft und der gegenseitigen<br />
Ermutigung zu weiterem Streben der Bläser. Dies wird für Veranstalter, Mitwirkende und Gäste der lang<br />
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nachklingende Gewinn des in allen Teilen - mit Ausnahme des aus der Reihe tanzenden Wettergottes -<br />
wohl gelungenen Anlasses sein".<br />
VII. 7 Die arme Kasse<br />
In keinem Jahrhundert je zuvor hat sich der Wert des Geldes so verändert, wie in unserem 20.<br />
Jahrhundert. Aus einem Batzen ist ein Franken und aus einem Fünfziger ein Fünfliber geworden, wenn<br />
nicht noch mehr.<br />
Diese Inflationsrate muss bedacht werden, wenn man sich mit den Zahlen und der Kasse unseres<br />
Musikvereins befasst. Trotzdem kann nicht geleugnet werden, dass sich die Verhältnisse von Grund auf<br />
geändert haben, indem der Wohlstand ganz allgemein enorm zugenommen hat, und die persönlichen<br />
Ansprüche auch im Vereinsleben teilweise auf Kosten eines gewissen Idealismus gewachsen sind. Anderseits<br />
muss doch hinzugefügt werden, dass auch heute noch viele Idealisten einen Teil ihrer Freizeit<br />
freiwillig und kostenlos dem Verein zur Verfügung stellen.<br />
Wie wenig sich die Verhältnisse mit der heutigen Zeit vergleichen lassen, mag ein kleines Beispiel aus<br />
dem Jahre 1900 zeigen. In diesem Jahr umfassten die Ausgaben insgesamt Fr. 36.35, nämlich Fr. 28.85<br />
für Musikalien und Fr. 7.50 für Notenbücher. Von einem Honorar für den Dirigenten war damals noch<br />
keine Rede.<br />
Noch 1901 hatte der Verein ein etwas anderes Selbstverständnis als heute. Er verstand sich nämlich zum<br />
Teil auch als Kapelle, die nicht nur für Geld spielte, sondern diesen Verdienst als persönliches Honorar<br />
beanspruchte und unter den Mitwirkenden aufteilte. Damit war natürlich auch die Motivation<br />
sichergestellt.<br />
Am 20. April 1901 wurden beispielsweise Fr. 318. — unter 10 Mann aufgeteilt. Hauptlieferanten waren<br />
die Affolter-Tumer, denen man zum Tanz und zur Unterhaltung aufspielen musste, wobei auf Wunsch<br />
noch der "Bienenhaus-Marsch" zu lernen war.<br />
Schon 1902, bei einem Monatsbeitrag der Mitglieder von 30 Rappen, verändern sich die Zahlen<br />
erheblich. Bei Fr. l 266.80 Einnahmen und Fr. l 231.90 Ausgaben, bleibt ein Gewinn von Fr. 34.90.<br />
Nach den Krisenjahren herrschte in der Kasse regelmässig Ebbe. 1929 musste erst das Ergebnis einer<br />
Gemeindeversammlung abgewartet werden, um sich entscheiden zu können, ob man sich für das<br />
Kantonale Musikfest anmelden könne oder nicht. Die Gemeindeversammlung entschied dann positiv und<br />
setzte den jährlichen Beitrag von Fr. 50. — auf Fr. 150. - hinauf. Aber trotz einer zusätzlichen<br />
Haussammlung fehlte es an der notwendigen "Pinke-Pinke", um am Kantonalen Musikfest aktiv mit<br />
dabei sein zu können.<br />
Auf eine ganz neuartig und supermodern anmutende Idee kam der Dirigent 1938:<br />
"Etwas Neuartiges war das Traktandum Nr. 8. Auf einen Antrag des Dirigenten, Herrn Willi, wird<br />
beschlossen, für den Verein Aktien im Wert von Fr. 10. -drucken zu lassen und diese dann an die<br />
Gemeindebewohner zu verkaufen. Nach 5 Jahren würden dann etwa 10 Aktien verlost und den<br />
Betreffenden zurückbezahlt, Sodass nach und nach sämtliche Käufer ihr Geld wieder zurückerhielten, jedoch<br />
ohne Zins. Dadurch könnte der Verein wenigstens den Zins für das vor Jahren aufgenommene Geld<br />
sparen, was auch einen schönen Betrag ausmachen würde".<br />
Aber in der Folge wird in den Protokollen mit keinem Wort mehr auf diesen Beschluss<br />
zurückgekommen, Sodass der Chronist nicht weiss, ob die Aktien tatsächlich gedruckt worden sind oder<br />
nicht.<br />
Dann und wann — aber selten genug — erhielt die arme Kasse einen Zustupf durch ein Vermächtnis. So<br />
im Jahre 1944, Fr. l 000. - beim Tode des Passivmitglieds Wismer, und die bereits weiter vom erwähnten<br />
Fr. 7 200. — beim Tode von Reichling im Jahre 1946.<br />
Vergleicht man die Beiträge der Aktiven mit denjenigen der Passiven, muss man erstaunt feststellen, dass<br />
der Passivbeitrag mit Fr. 6. - eigentlich recht hoch war für die damalige Zeit.<br />
Lange genug blieb der Ansatz des Honorars für den Dirigenten pro Probe bei Fr. 3. —. Erst 1947 erhöhte<br />
man ihn um <strong>100</strong> % auf Fr. 6. — und Lorenz Monn erhielt dann noch im gleichen Jahr bei seiner<br />
Anstellung Fr. 12. — je Probe, sowie noch zusätzliche Fr. 20. — für seine Mehrleistungen bei den<br />
Vorbereitungen für das Kantonale Musikfest in Wädenswil.<br />
- Seite 25 -
Noch mehr sparte man beim Weibel, der damals sozusagen das heutige Telefon ersetzte. Bei kleinsten<br />
Beträgen angefangen, stieg der Lohn sukzessive bis auf Fr. 6.10 im Jahre 1947, was einem Stundenlohn<br />
von ungefähr einem Franken entsprach.<br />
Der Zustupf der Gemeinde begann mit Fr. 50. — pro Jahr und kletterte 1929 auf Fr. 150.-hinauf.<br />
Genau 20 Jahre blieb die finanzielle Unterstützung der Gemeinde dann auf dem Betrag von Fr. 150. -<br />
stehen. Sie wurde erst 1949 auf Fr. 250. - und wie bereits geschrieben, 1956 auf Fr. 600. — erhöht. Einen<br />
weiteren Sprung nach oben gab es schon 3 Jahre später, von Fr. 600. — auf Fr. l 000. — und heute, <strong>1988</strong>,<br />
beträgt sie Fr. 3 000. - pro Jahr.<br />
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8. TEIl MAGERE UND FETTE <strong>JAHRE</strong> 1958 - 1970<br />
VIII. l Neue Instrumente<br />
Wer ein Jahresprogramm des Musikvereins liest, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist<br />
beinahe unglaublich, wie oft und wo überall der Musikverein dabei sein muss. Dass er an Einweihungen<br />
aufzuspielen hat, versteht sich sozusagen von selbst, ebenso gehört es sich, dass er die von ihren Festen<br />
erfolgreich heimkehrenden Vereine abholt.<br />
Aber das ist noch längstens nicht alles.<br />
Nebst den wöchentlichen Proben rückt der Musikverein auch aus, wenn Betagte zu ehren sind, wenn<br />
Hochzeit gefeiert wird, am l. August, am Bettag, Muttertag, Tag der Kranken, an Ostern und am<br />
Silvester. Beinahe wöchentlich, wenn die Witterung es zulässt, spielt er auf öffentlichen Plätzen in<br />
Bonstetten und Wettswil, führt Wiesen- und Waldfeste durch sowie einen Salami—Jass und eigene<br />
Abendunterhaltungen. Die Vorbereitungen für die grossen regionalen und kantonalen Musikfeste müssen<br />
erst noch hinzugezählt werden. Wohl kein anderer Verein hat auch nur annähernd ein so vielseitiges<br />
und anspruchvolles Programm zu erledigen, wie ein Musikverein.<br />
Im Frühling 1958 ergaben sich Differenzen mit dem Dirigenten, die zur Auflösung des Vertrages führten.<br />
Monn dirigierte die Bonstetter Musik am 27. April 1958 bei der Einweihung des Primarschulhauses<br />
zum letzten Mal. Sein Nachfolger wurde ein Herr Zöbeli aus Dübendorf, der nun für Fr. 15. — die<br />
Proben übernahm. Mit dem neuen Dirigenten reiste man im roten Pfeil in den Jura, hatte Erfolg am Bezirksmusiktag<br />
in Obfelden und holte die Schützen ab, die 1958 mit einem Goldlorbeer vom<br />
Eidgenössischen Schützenfest heimkehrten. Zöbeli war sehr aktiv und gelangte mit einem Bittbrief an<br />
den Gemeinderat, in dem er um Fr. 2 500. — bat, zur Anschaffung neuer Instrumente. Zur<br />
Überraschung des Musikvereins entsprach der Gemeinderat dem Gesuch, Sodass die Instrumentierung<br />
wesentlich verbessert und ergänzt werden konnte, mit einem Flügelhorn, einer Trompete, drei Es-<br />
Waldhörnern, einer Trommel, sowie einer Es- und einer B—Klarinette. Herr Zöbeli sorgte sich auch um<br />
den Nachwuchs und konnte 7 Knaben interessieren, die von ihm gratis unterrichtet wurden.<br />
Am Bettag, 21. September 1958, kamen die neuen Instrumente zum ersten Mal zum Einsatz.<br />
Schade, dass trotz der neuen Instrumente auf den Besuch des kantonalen Musiktages 1959 verzichtet<br />
wurde.<br />
Über die Instrumentierung werden in den Protokollen sonst nicht viele Worte verloren. Man kann sich am<br />
ehesten anhand der noch vorhandenen Fotografien ein Bild machen. Immerhin wird 1901 erwähnt, dass<br />
der Musikverein Bonstetten zu seinem Es-Bass noch einen B—Bass durch ein Inserat suchte. In Gossau<br />
war einer erhältlich, den man für einige Zeit zur Probe nahm, dann aber wieder zurückgab.<br />
Um in die Musikalien endlich etwas Ordnung zu bringen, wurde 1925 eine Kisteangeschafft, in der man<br />
die Notenblätter und Ständer versorgen konnte.<br />
Nach einem Bombenerfolg mit dem Waldfest 1925, an dem Fr. 645.70 rein erwirtschaftet werden<br />
konnten, machte der Verein einen weiteren Schritt vorwärts. "Es wird beschlossen, von Herrn Seeholzer<br />
in Affoltern, ein Tenorhom und einen Bügel kommen zu lassen, auf die Kosten des Vereins, ferner ein<br />
Schlagzeug zu beschaffen, sofern sich ein Gelegenheitskauf ergibt, und es wird auf diesem Weg vom<br />
Musikverein Birmensdorf eine grosse Messingtrommel erworben zum Preis von Fr. 30. -, samt Cinellen".<br />
Und zwei Jahre später wurde dann nach langem Hin und Her doch noch ein B— Bass gekauft, für Fr.<br />
200. —. Das Geld dafür wurde von Erhard Illi zum Zins von 4 % zur Verfügung gestellt.<br />
Eine eigentliche, erste Neuinstrumentierung fand aber erst 1929 statt.<br />
Nur verschweigt das Protokoll, was alles gekauft wurde. Einzig die Pauke, zum Preis von Fr. 98. —, wird<br />
namentlich erwähnt und dass der Dirigent die Cinellen schenkte.<br />
Ihre eigentliche Taufe erlebten die neuen Instrumente an der Abendunterhaltung vom 23. / 24.<br />
November 1929 im Saal des Restaurants zum Bahnhof in Bonstetten.<br />
Ein Jahr später, 1930, wurde vorsorglich von jedem Aktiven für seine Uniform und sein Instrument ein<br />
Depositum von Fr. 20. — verlangt. Daraufhin wird es bis zum Jahre 1958, also beinahe 30 Jahre lang<br />
ruhig um die Instrumente - wenigstens, was die Protokolle betrifft.<br />
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VIII. 2 Die mageren sechziger Jahre<br />
In den sechziger Jahren wurde gespart, das heisst, das tat man ja schon immer, aber jetzt besonders<br />
augenfällig.<br />
Ein Vorschlag für eine Dreitagereise wurde verworfen, weil man nicht bereit war, Fr. 180. — dafür<br />
auszugeben. Die Reise wurde dann auf 2 Tage gekürzt, was die Kosten auf unter Fr. <strong>100</strong>. — senkte.<br />
Dem initiativen Dirigenten Zöbeli wurde im Dezember 1961 mit sofortiger Wirkung gekündigt, weil man<br />
an seinen an sich eher bescheidenen Honorarforderungen Anstoss nahm. Etwas unvermittelt taucht dann<br />
im Protokoll im Jahre 1962 ein neuer Dirigent namens Hürlimann aus Birmensdorf auf.<br />
Auch die Abendunterhaltungen bekamen das Sparregiment zu spüren. Sie wurden von zwei auf einen<br />
einzigen Tag, den Samstagabend verkürzt und ein Conferencier durfte beispielsweise nicht mehr über Fr.<br />
50. — kosten.<br />
Ebensowenig wurde für das <strong>100</strong>-jährige Jubiläum des Eidgenössischen Musikverbandes, am 24. Juni<br />
1962, vom Verein Geld aufgeworfen. Wer es besuchen wollte, musste dies auf eigene Rechnung tun.<br />
Allerdmgs ging es nicht immer nur um das Geld, das fehlte. Nicht minder mangelte es in dieser Zeit<br />
auch am rechten Vereinsgeist, der so ziemlich abhandengekommen zu sein schien, was sich in<br />
folgenden Worten im Protokoll widerspiegelt:<br />
"Am 7. September 1962 sollte unsere Weggis fahrt stattfinden, die nun leider nicht durchgeführt werden<br />
konnte, weil in unserem Verein eine ziemliche Unordnung war, und die Leute nicht mehr an unserem<br />
Vereinsschiff mitziehen wollten. "<br />
An einer ausserordentlichen Generalversammlung musste jedes Mitglied einzeln befragt werden, ob es<br />
willens sei, weiterhin mitzuwirken oder nicht. Da fast alle gute Miene zum bösen Spiel machten, blieb<br />
der Verein am Leben.<br />
Schon nach knapp einem Jahr tritt Herr Hürlimann als Dirigent von der Bühne ab und macht August<br />
Meyerhofer Platz, der zum ersten Mal eine Jahrespauschale bezieht. Für 1963 betrug diese Fr. l 200. -,<br />
musste aber schon 1964 auf Fr. l 500. -erhöht werden.<br />
Der Musikverein tat wahrlich sein Bestes um der Kasse auf die Beine zu helfen. Er gab Platzkonzerte<br />
noch und noch, nicht nur in Bonstetten, sondern auch auf dem Islisberg und in Wettswil. Wo immer ein<br />
Gönner einen runden Geburtstag feierte, kreuzte der Musikverein auf und brachte ein Ständchen. Auf<br />
diese Weise kamen hunderte von Franken zusammen, bestehend aus kleinen Beträgen von Fr. 5. — bis<br />
Fr. 50. —, die alle fein säuberlich im Protokoll aufgeführt und verdankt werden.<br />
Aber es reichte nicht. Man sah sich gezwungen, wieder an die Gemeinde zu gelangen, die denn auch<br />
am 24. April 1964 den Jahresbeitrag verdoppelte und auf Fr. 2 000. - heraufsetzte.<br />
Nun konnte man darangehen, die Mitglieder finanziell etwas zu entlasten. Wer an den Veteranentag<br />
delegiert wurde, was übrigens immer eine grosse Ehre war, erhielt jetzt Fr. 15. - Spesenentschädigung,<br />
und die Festkarten für den Bezirksmusiktag konnten 1964 erstmals aus der Vereinskasse bezahlt werden.<br />
Aber für die Anschaffung einer transportablen Platzkonzert-Beleuchtung waren zuwenig Batzen<br />
vorhanden, und aus dem gleichen Grund musste auf die begehrte Police-Mütze weiterhin verzichtet<br />
werden.<br />
VIII. 3 Der normale Ablauf eines Vereins—Jahres<br />
Um einen direkten Einblick in den Ablauf eines normalen Vereinsjahres zu erhalten, soll hier zur<br />
Veranschaulichung das Protokoll eines solchen Jahres im Wortlaut wiedergegeben werden.<br />
"PROTOKOLL für 1963"<br />
"Generalversammlung vom 12. Februar 1963, um 20.30 Uhr im Restaurant<br />
Löwen.<br />
Als erstes spielten wir den Eröffnungsmarsch "Schwyzer Soldaten". Dann Begrüssung durch den<br />
Präsidenten, Hans Kuhn, und Verlesen folgender Traktandenliste:<br />
1. Eröffnungsmarsch<br />
2. Appell<br />
3. Wahl von 2 Stimmenzählern<br />
4. Mutationen<br />
5. Protokoll<br />
6. Kassabericht<br />
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7. Wahlen<br />
8. Ehrungen<br />
9. Vereinstätigkeit<br />
10. Verschiedenes 11. Schlussmarsch<br />
Der Appell ergab 15 Anwesende und Ehrenveteran Adolf Näf. Als Stimmenzähler wurden Andreas<br />
Kündig und Peter Emi gewählt.<br />
Mutationen: In den Verein wurde Ernst Oggenfuss wieder neu aufgenommen. Ausgetreten ist Willi<br />
Bolliger.<br />
Das Protokoll wurde verlesen und gutgeheissen.<br />
Die Rechnung wurde vorgelesen und dem Kassier bestens verdankt.<br />
Wahlen: Für die Kantonale Delegiertenversammlung wurden Walter Illi und Peter Erni gewählt, und für<br />
die Bezirksdelegierten-Versammlung Kurt Ehrbar und Hans Kuhn.<br />
Da Walter Frech den Austritt aus dem Vorstand als Vizepräsident gab, wurde Oskar Reif vorgeschlagen<br />
und einstimmig gewählt. Ebenso wurde unser Dirigent, Herr August Meyerhof er, einstimmig gewählt.<br />
Ehrungen: Für fleissigen Probenbesuch wurden 8 grosse Löffel, 3 Gabeln und 5 kleine Löffel vergeben.<br />
Ernst Oggenfuss wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Zum Dank offerierte er dem ganzen Verein einen<br />
"Zabig" und spendierte noch Fr. <strong>100</strong>. - in die Kasse.<br />
Verschiedenes: Es wurde beschlossen, am Tag der Kranken, am 3. März, im Spital Affoltern a/Albis zu<br />
spielen.<br />
Wer 5 Passivmitglieder wirbt, soll einen kleinen Löffel und wer 8. Passivmitglieder •wirbt, einen grossen<br />
Löffel erhalten.<br />
Zum Schluss spielten wir den Marsch "Der österreichische Soldat". Um 22.00 Uhr schloss der Präsident<br />
die Versammlung mit bestem Dank für das zahlreiche Erscheinen.<br />
Abendunterhaltung vom 16. Februar 1963,<br />
Im ersten Teil brachten wir unser musikalisches Können zu Gehör, das beim Publikum grossen Anklang<br />
fand. In der Pause verkauften wir unsere Lose. Unter der Regie von Adolf Illi kam im zweiten Teil der<br />
humorvolle Zweiakter "Ich war kahl", zur Auffühung. Für die Tanzlustigen sorgte das Orchester<br />
"Salvador" aus Zürich für Unterhaltung bis morgens 5 Uhr.<br />
Am Tag der Kranken, am 3. März 1963, konzertierten wir beim Bezirksspital Affoltern a/Albis.<br />
Ostersonntag, den 14. April spielten wir einige Choräle und Märsche bei der Kirche und im Schachen.<br />
Danebst brachten wir Herrn Gloor noch ein Ständchen zu seinem 80. Geburtstag, was wiederum etwas in<br />
die Kasse einbrachte.<br />
Am 5. Mai empfingen wir die Wiedikoner Schützen beim Turpenweiher, die auf Schusters Rappen zu<br />
einem Freundschaftsschiessen nach Bonstetten kamen. Nach der Begrüssung offerierte man uns einen<br />
Znüni mit Bier. Damach marschierte die ganze Schützenschar mit Marschmusik zu unserem<br />
Schützenhaus. Dort überreichte uns der Präsident des Schützenvereins Wiedikon den Marsch "Züri Leu".<br />
Zum Dank und Abschluss bliesen wir noch einige Märsche.<br />
Am 12. Mai konzertierten wir zum Muttertag im Eiacker, Oberdorf und Schachen.<br />
Einen Tag zuvor, am 11. Mai 1963, mussten wir unser Vereinsinventar aus dem Löwensaal ins Schulhaus<br />
zügeln. Der Saal stand uns 40 Jahre lang als Probelokal zur Verfügung.<br />
Nach der Probe, am 16. Mai 1963, brachten wir Herrn Reinhold Schmid noch ein Ständchen zu seinem<br />
60. Geburtstag. Als Dank dafür offerierte er uns einen Zabig und etwas für den Durst, zudem spendierte<br />
er noch Fr. 50. - in die Kasse.<br />
Am 29. Juni führten wir in der Krone Hedingen unseren gemütlichen Vereinshock durch.<br />
Am Sonntag, 30. Juni, holten wir die fröhliche Turnerschar vom Eidgenössischen Turnfest auf der Station<br />
ab.<br />
- Seite 29 -
Verbandsmusiktag, am 7. Juli 1963, in Stallikon. Morgens um 9 Uhr marschierten wir los über Rüti nach<br />
Stallikon zum Vereinstreffen. Beider Rose wurden wir mit<br />
einem Ehrentrunk empfangen, den jeder gerne entgegennahm, um seine vom Marsch ausgetrocknete<br />
Kehle anzufeuchten. Als erstes mussten wir zur Marschmusik antreten, wo wir den flotten Marsch "Züri<br />
Leu " zu Gehör brachten, unter der Direktion von August Meyerhofer. In der Festhütte spielten wir die<br />
Ouvertüre "Besuch bei Offenbach ".<br />
Zwischen den Konzertstücken wurde die kantonale Veteranenehrung durchgeführt, da auch zwei von<br />
unserem Verein dabei sein durften, nämlich Walter Frech und Erhard Illi. Unser Verein spendierte ihnen<br />
zum Dank für ihre Treue einen Znacht im Restaurant Löwen, wo sie auch gebührend gefeiert wurden.<br />
An der l. Augustfeier brachten wir wieder einige Märsche und Konzertstücke der Gemeinde zu Gehör.<br />
Wie jedes fahr bekamen wir wieder einen Zabig, bestehend aus Servelat und Brot.<br />
Am 14. und 17. September führten wir auf dem Islisberg und in Wettswil unsere Platzkonzerte durch,<br />
wobei uns der Wettswiler Gemeinderat Fr. 30. - spendierte.<br />
Samstag, den 5. Oktober, konzertierten wir bei Toni Seiler in den Reben. Mit kalten Füssen und einem<br />
Frösteln über dem Rücken tranken wir den Wein, den Toni uns servierte. Zum Schluss lud er uns zu<br />
einem Kaffeehock ein. Aber nur diejenigen, welche die Schuhe auszogen, durften daran teilnehmen.<br />
Vorstandssitzung vom 25. September nach der Probe im Löwen. Die Abrechnung von der<br />
Abendunterhaltung wurde geprüft und für richtig befunden. Es wurde beschlossen, am 16. und 17.<br />
November einen Salami—Jass durchzuführen. Die Abendunterhaltung wurde provisorisch auf den 8.<br />
Februar festgesetzt. Als letztes beantragte der Präsident, dieses Jahr einmal eine Klausfeier während der<br />
Probe durchzuführen, was vom Vorstand genehmigt wurde. Schluss der Sitzung, 24.00 Uhr.<br />
Den Salami-Jass am 16. und 17. November 1963, führten wir im Restaurant Löwen und in der Linde<br />
durch. Die Beteiligung war so gross, dass wir noch zuwenig Salami hatten.<br />
11. Dezember, Klausfeier, während der Probe. Die Musikanten waren etwas überrascht, als der Nikolaus<br />
im Probelokal erschien. Zuerst verlangte er einen rassigen Marsch von uns. Als das Sündenregister<br />
verlesen wurde, war nicht mancher dabei, an dem es nichts zu rügen gab. Doch zum Schluss bekam dann<br />
noch jeder einen Klaussack. Nach der Probe begaben wir uns in den Löwen zu einem gemütlichen<br />
Klaushock.<br />
Vorstandssitzung vom 23. Dezember nach der Probe.<br />
1. Zusammenstellung des Programmes für die Abendunterhaltung<br />
2. Die Generatversammlung wurde auf den l. Februar 1964 festgelegt. Schluss der Sitzung, 24.00 Uhr.<br />
Am Silvester spielten wir in der Kirche zum Jahresabschluss. Nach der Kirche begab sich der ganze<br />
Verein in die Linde, wo wir noch einen gemütlichen Abend verbrachten.<br />
VIII. 4 1964-Das Jahr der grossen Feste<br />
Für die Richtigkeit: Max Näf"<br />
Während für den Frühling und den Sommer 1964 keine besonderen Ereignisse zu vermelden sind, ändert<br />
sich das im Herbst. Zum Auftakt der grossen Feste fuhr man im Herbst nach Hallau ans Winzerfest, wo<br />
so recht nach Lust und Laune gebechert werden konnte. Marschmusik und ein guter Tropfen gehören<br />
alleweil zusammen.<br />
Zwar bezahlte jeder die Reise selber, aber das Mittagessen wurde aus der Vereinskasse berappt. Ob mit<br />
oder ohne die Tranksame, wird im Protokoll nicht verraten.<br />
Zum zweiten Fest fand man sich am 13. September 1964 im Birch ein, zur Einweihung der Waldhütte.<br />
Mit einem abwechslungsreichen Konzert wurden die geladenen Gäste unterhalten, was nebst der<br />
Gratisbewirtung der Musikanten, der Kasse einen Zustupf von Fr. 150. - einbrachte.<br />
Von wesentlich grösserem Format war das nächste Fest:<br />
<strong>100</strong> Jahre Eisenbahn durch das Säuliamt, am Samstag,den 24. Oktober 1964. Eine grosse<br />
Menschenmenge hatte sich zum Empfang des Zuges eingefunden, in welchem die Mitreisenden und auch<br />
das Personal die Kostüme von anno dazumal trugen. Mit Posaunen- und Trompetenklang wurde der<br />
Jubiläumszug von den Bonstetter Musikanten begrüsst und auch bald wieder verabschiedet. Zur<br />
Nachfeier zogen die Musikanten in die nahegelegene Sonne, wo noch manches Wort über das<br />
denkwürdige Ereignis gewechselt wurde.<br />
- Seite 30 -
Zum Grosseinsatz gelangte der Verein beim eigentlichen Höhepunkt des Jahres 1964, bei der<br />
Einweihung des Gemeindehauses am Samstag und Sonntag, den 21. und 22. November 1964. Schon<br />
während des Festbanketts wurden die Gäste mit Musik beglückt und am Abend trat der Musikverein<br />
vereint mit anderen Dorfvereinen in einer Revue auf. Auch am Sonntag musizierte der Verein unentwegt<br />
weiter einen Nachmittag lang, während die Gemeindeeinwohner den Neubau inspizieren und bewundern<br />
konnten.<br />
Mit einem netten Familienabend als Klausfeier ging das Jahr 1964 zu Ende. Diese Feier verdient<br />
insofern eine besondere Erwähnung, als zum ersten Mal sämtliche Musikanten—Frauen eingeladen<br />
wurden. Voller Anerkennung für die Frauen schreibt der Aktuar: "Ihnen gehört an dieser Stelle unser<br />
erster Dank, denn sie zeigen ihre Opferbereitschaft für unseren Verein ".<br />
VIII. 5 Kantonaler Lorbeerkranz mit Gold<br />
Am 28. Juli 1965 kündigte der Dirigent, August Meyerhofer, etwas unerwartet, denn nur 14 Tage zuvor<br />
errang der Musikverein Bonstetten unter seiner erfolgreichen Leitung am Kantonalen Musikfest in<br />
Dietikon (11. / 12. Juli) einen Lorbeerkranz mit Goldeinlage. Die Qualifikation darf sich sehen lassen und<br />
sei hier im Wortlaut abgedruckt:<br />
"Vorzüglich (Lorbeerkranz mit Goldeinlage)<br />
Musikverein Bonstetten Direktion: August Meierhofer<br />
Burletta, Ouvertüre, von G. Lotterer<br />
Ein Vortrag, der hinsichtlich der rhythmischen, spieltechnischen und dynamischen Ausführung<br />
vorzüglich zu bewerten war. Auch das Zusammenspiel erfreute den Hörer durch seine Präzision, die sich<br />
nicht nur als Produkt des Eingeübten, sondern aus erlebter Beziehung zum Werk zu erkennen gab. Zwei<br />
bis drei unbegreifliche Kontaktunebenheiten im Adagio religioso wollen wir gerne als Zufälle halten.<br />
Tonreinheit und Tonkultur standen auf hoher Stufe. Die minimen Trübungen in den Takten 14, 24, 176,<br />
191 und 195 erwähnen wir zur Dokumentation unserer Aufmerksamkeit. Tonlich nicht ganz überzeugend<br />
trugen die Tenorinstrumente ab Takt 180 ihre Melodie vor. In den Takten 171 und 342 waren nicht alle<br />
Töne der aufgezeichneten Akkorde zu hören.<br />
Das Ziel des jungen, musikverständigen Dirigenten ging offensichtlich dahin, ein feines, dynamisch<br />
unbeschwertes und beschwingtes Musizieren zu demonstrieren, was ihm auch weitgehend gelang.<br />
Allerdings konnten wir den Zeitmassgestaltungen und ihren Nuancen nicht immer die restlose<br />
Zustimmung geben. Wohl erfreuten uns der frische Anfang der Ouvertüre und vor allem das Allegro<br />
leggiero, das auch die Begleitung von der besten Seite zeigte. Hingegen stand das Adagio religioso, das<br />
an sich schön und mit viel Empfindung geblasen wurde, etwas im Spannungsabfall zum vorangehenden<br />
Satz. Trotz der Tempobezeichnung Adagio hätte der Vortrag hier etwas bewegter sein sollen. Das<br />
Leisespiel wirkte sich nachteilig auf das Zeitmass aus. Im weiteren sei das Piu mosso am Schluss<br />
erwähnt, das sich zu wenig spürbar zwischen dem Allegro leggiero und dem Vivace abhob. Endlich hätte<br />
die Fermate mit dem eigentlichen Spannungs- und Überleitungsakkord vor Ziffer 5 noch etwas länger<br />
gehalten werden können als die vorangehende.<br />
Neben diesen gewiss nicht stark ins Gewicht fallenden Unebenheiten haben wir viel Schönes und<br />
Vorzügliches gehört, und wir freuten uns über die beachtliche Spieldisziplin der Bonstetter Musikanten.<br />
Die Wiedergabe der Burletta-Ouvertüre hinterliess im ganzen genommen einen vorzüglichen Eindruck.<br />
Die instrumentale Leistung reiht sich zwanglos zu den erfreulichsten Darbietungen ein. Wir möchten<br />
nicht unterlassen, dem tüchtigen Dirigenten und seinen getreuen und mit viel Liebe und Hingabe<br />
musizierenden Instrumentalisten zum schönen Erfolg zu gratulieren.<br />
- Seite 31 -<br />
Der Berichterstatter: Dr. W. Biber"
Herausgespielt wurde der Kantonale Goldlorbeer mit folgender Besetzung:<br />
Adolf Illi 1. Flügelhorn<br />
Hansruedi Frey 1. Flügelhorn<br />
Ernst Illi 2. Flügelhorn<br />
Andreas Kündig 2. Flügelhorn<br />
Rene Glauser 1. Trompete<br />
Erich Bühler 1. Trompete<br />
Peter Gut 2. Trompete<br />
Lorenz Atzli 2. Trompete<br />
Amold Mäder 1. Klarinette<br />
Brigitte Bleuler 1. Klarinette<br />
Röbi Jakober 2. Klarinette<br />
Gottlieb Gut 3. Klarinette<br />
Ernst Oggenfuss 1. B-Horn<br />
Max Näf Bariton<br />
Oskar Reif 2. B-Horn<br />
Erhard Illi 3. B-Horn<br />
Hans Illi 1. Es-Horn<br />
Edgar Strolz 2. Es-Horn<br />
Walter Illi 3. Es-Horn<br />
Albert Bereuter 1. Posaune<br />
Kurt Ehrbar 2. Posaune<br />
Hans Kuhn B-Bass<br />
Samuel Egli Es-Bass<br />
Walter Frech Pauke<br />
August Meyerhofer Tambour<br />
Reinhard Rindlisbacher Marschtambour<br />
Sepp Bissig Marschtambour<br />
Bruno Ruh Marschtambour<br />
VIII. 6 Festliche Höhepunkte 1965 – 1970<br />
Der Reigen festlicher Höhepunkte begann 1965, am Sonntag, den 15. Oktober mit der 88.<br />
Delegiertenversammlung des Zürcher Kantonalen Musikvereins in Bonstetten.<br />
"Herzlich willkommen !<br />
Im Unteramt heissen wir den Vorstand des Zürcher kantonalen Musikvereins, sowie sämtliche<br />
Delegierte, Veteranen und Ehren-Veteranen zu unserer traditionellen Jahrestagung herzlich willkommen.<br />
Auch Bonstetten, das schmucke Bauerndorf hinter dem Uetliberg, hat mit den Nebenerscheinungen der<br />
modernen Zeit zu kämpfen. Durch Landverkäufe, Überbauungen und dem damit verbundenen<br />
Bevölkerungszustrom werden immer neue Probleme geschaffen. Ein Wahrzeichen dieses Umbruchs ist<br />
unser neues Gemeindehaus, dessen Saal den 300 Delegierten zur Verfügung steht. Nachdem die kantonalen<br />
Veteranen am Musikfest in Dietikon geehrt wurden, sind nunmehr doch 40 eidgenössische<br />
Veteranen mit 35-fähriger Aktivität zu ernennen, nebst drei kantonalen Ehren-Veteranen, die bereits 60<br />
und mehr Jahre hinter sich haben.<br />
Der ZKMV wurde 1877 von wenigen Musikvereinen ins Leben gerufen und umfasst heute 120 Sektionen<br />
mit total 4 153 Aktivmitgliedern, und dazu 21 Knabenmusiksektionen mit über l <strong>100</strong> Buben und Mädchen.<br />
Das Zürcherische Blasmusikwesen hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet und erfreut sich heute<br />
grosser Beliebtheit. Unsere Musikvereine verkörpern heute in den Gemeinden und Städten ein solides<br />
Vereinswesen, das in unserer Zeit von grosser Bedeutung ist. Die Musikanten stellen sich überall in den<br />
Dienst der Öffentlichkeit, ohne dabei irgendwelchen Anspruch auf persönliche Entschädigung zu stellen.<br />
Die sinnvolle Freizeitgestaltung und die Freude am Musizieren allein, befriedigen das echte<br />
Musikantenherz. Durch die Förderung des Knabenmusikwesens leistet der ZKMV einen wichtigen<br />
Beitrag an die Jugenderziehung. Wir hoffen, den Vertretern des Zürcher Blasmusiktums, einige<br />
unterhaltsame Stunden bieten zu können und heissen sie in unseren Gemarken nochmals herzlich<br />
willkommen.<br />
- Seite 32 -<br />
Musikverein Bonstetten ".
Der grosse, eben erst eingeweihte Gemeindesaal bot sich geradezu an für die Durchführung grösserer<br />
Versammlungen und Veranstaltungen verschiedenster Art. Er war ideal für die Durchführung eines<br />
Kompagnieabends, einer Jungbürgerfeier, für die Bezirksdelegierten—Versammlungen der<br />
Feuerwehr, der Schützen, Posthalter und des Abwartverbandes. Und immer musste der Musikverein<br />
mit von der Partie sein, denn ohne Musik geht es eben nicht — wenigstens nicht so feierlich.<br />
Die Vereinstätigkeit weitete sich derart aus, dass der Musikverein Bonstetten aus Zeitmangel auf die<br />
Teilnahme am Kantonalen Musikfest verzichten musste !<br />
Durch die Entfaltung einer römisch-katholischen Kirchgemeinde in Bonstetten, wurde der Musikverein<br />
auch kirchlich vermehrt engagiert und begleitete 1966 zum ersten Mal eine Kommunionsfeier mit seinen<br />
Melodien.<br />
Kein Wunder also, dass das Gehalt des Dirigenten ständig anstieg und nun bei Fr. 150. - pro Monat<br />
angelangt war. Umso mehr überrascht, dass ein so intensiv tätiger Verein, wie es der Musikverein in<br />
dieser Zeit war, einstimmig die Gründung einer Knabenmusik Amt ablehnte. Die Gründe zu dieser<br />
negativen Haltung werden leider nicht genannt.<br />
Bonstetten war in dieser Zeit verschiedentlich Organisator kantonaler Treffen. Dem Kantonalen<br />
Schwingfest im Bruggen, am 11.9.1966 folgten l Jahr später zwei weitere kantonale Veranstaltungen;<br />
am 3. / 4. Juni 1967 der Kantonale Turn—Veteranentag und nur eine Woche später, am 10. / 11. Juni,<br />
der Kantonale Musiktag Kreis Amt und Limmattal.<br />
Für beide dieser Feste zeichnete damals der heutige Chronist als Präsident des Organisationskomitees,<br />
was vermutlich dazu beigetragen haben dürfte, ihn zum Ehrenmitglied zu ernennen.<br />
Und im selben Juni tummelten sich die Turner an einem Eidgenössischen Turnfest, das allerdings nicht in<br />
Bonstetten abgehalten wurde. Aber selbstredend wurden die erfolgreichen Turner auch diesmal mit<br />
wehender Fahne und klingendem Spiel vom Musikverein bei ihrer Heimkehr abgeholt.<br />
Das gegenseitige Abholen von Festen ist ein schöner alter Brauch, der die Verbundenheit und<br />
Zusammengehörigkeit als Dorfgemeinschaft zum Ausdruck bringt. Dass in Bonstetten die Dorfvereine<br />
bis heute ein ausgezeichnetes Verhältnis untereinander haben, zeigt sich jeweils besonders auch an<br />
Festen, wenn es darauf ankommt, sich gegenseitig auszuhelfen und in der Arbeit füreinander einzustehen.<br />
In den folgenden drei Jahren, 1968 — 1970 hätte der Musikverein eine etwas gemütlichere Gangart<br />
einschlagen können, denn die grossen Feste waren fürs erste vorbei. Es blieben lediglich noch der Kreis-<br />
Sängertag in Wettswil, an welchem die Bonstetter die Festmusik übernommen hatten, und eine<br />
kantonale Feier im Gemeindehaus "Hundert Jahre Kantonsverfassung", an welcher der Verein einmal<br />
mehr mit Stolz sein Können bewies.<br />
Aber den Bonstetter Musikanten behagte die Ruhe nicht. Sie wollten Leben und Betrieb, wenn nicht in<br />
Bonstetten, dann eben auswärts. So finden wir sie 1969 an der Spitze einer Prozession der griechischorthodoxen<br />
Kirche, dann wieder an einer Kirchweih in Sihlbrugg und im Oktober an einem grossen<br />
Winzerfest in Wilchingen, mit einem 3—stündigen Platzkonzert.<br />
Solch eine überbordende Lebensfreude kann ein Verein nur dann entfalten, wenn seine Mitglieder auch<br />
entsprechend einsatzfreudig sind. Dass dies beim Musikverein Bonstetten zutraf, kann allein schon an der<br />
reichlichen Vergabung der silbernen Löffel, Gabeln und Messer, für fleissigen Probenbesuch, abgelesen<br />
werden.<br />
- Seite 33 -
9. TEIL MIT NEUEN INSTRUMENTEN UND NEUEN UNIFORMEN 1971 - 1980<br />
IX. l Gehören Vereinsfahnen in die Kirche ?<br />
Seit Menschengedenken ist es Brauch, dass sich die Vereine von ihren verstorbenen Mitgliedern bei der<br />
Beerdigung in der Kirche und auf dem Grabe mit einer Fahnendelegation verabschieden.<br />
Nun schien diese Art der Ehrung eines Toten der Kirche nicht mehr genehm zu sein, denn sie gelangte<br />
mit einem Schreiben über "Die Teilnahme von Vereinen und Fahnendelegationen an Abdankungen" an<br />
den Vorstand des Musikvereins.<br />
"In diesem Schreiben legt die Kirchenpflege den Vereinen nahe, dass die Ehrung eines Verstorbenen<br />
durch die Vereine und Fahnendelegationen künftig nur noch ausserhalb der Abdankung und der Kirche<br />
stattfinden soll.<br />
Walter Frech meinte, dass die Ehrung eines Verstorbenen eine rein private Sache zwischen dem Verein<br />
und den Angehörigen sei, und die Kirchenpflege sollte eher versuchen, die Leute in die Kirche zu<br />
bringen, statt diese von ihr fernzuhalten ".<br />
Also blieb es beim Alten.<br />
IX. 2 Bonstetten Deutschland — Bonstetten Schweiz<br />
Blasmusikkapelle Bonstetten Deutschland<br />
Nebst dem Kantonalen Musiktag vom 14. - 16. Mai 1971, war der Besuch in Bonstetten Deutschland<br />
der unbestreitbare Höhepunkt des Jahres 1971. Das schwäbische und das zürcherische Bonstetten hatten<br />
damals nicht nur den Ortsnamen gemeinsam, sondern auch gleichzeitig Gemeindepräsidenten<br />
(Bürgermeister) die beide Huber hiessen, der eine Hubert Huber, der andere Max Huber.<br />
Nach sorgfältiger Planung, zusammen mit dem Gemeinderat, der seinerseits ebenfalls eingeladen war,<br />
und nach gründlicher Beratung über die mitzubringenden Geschenke, wurde mit 2 Cars gestartet, der eine<br />
für 2 Tage, und der andere mit den Musikanten für 3 Tage.<br />
Über die Festlichkeiten in Deutschland wurde in der Presse ausfuhrlich berichtet. Einige Ausschnitte<br />
seien hier im Wortlaut wiedergegeben:<br />
"Die Eidgenossen kommen”<br />
"Aufregung und Nervosität wie bei einem Staatsempfang. Am Ortseingang stehen die Mitglieder des<br />
Empfangskomitees. Die Blaskapelle präsentiert sich in der schwäbischen Tracht, fahnchen-schwingende<br />
Kinder mit den Deutschen und den Schweizer Flaggen in den Händen, warten ungeduldig auf die Gäste.<br />
- Seite 34 -
Als die zwei Schweizerbusse die Strasse hinauffahren, schmettern die Mannen um Isidor Fladerer einen<br />
flotten Marsch. Die Eidgenossen aus dem schweizerischen Bonstetten steigen aus, an ihrer Spitze<br />
Gemeindepräsident Dr. Max Huber und seine Gattin. Sie sind bester Laune, wurde doch das Wetter, wie<br />
der Präsident erfreut bei der Begrüssung feststellte, immer besser, je weiter sie sich von den<br />
Schneebergen entfernten. Auch die Eidgenossen sind mit einer Blaskapelle, uniformiert mit Schirmmützen<br />
und marineblauen Anzügen, angereist. Sie geben sofort eine musikalische Visitenkarte ab. Die Damen<br />
erhalten rote und weisse Nelken zur Begrüssung, dann marschieren Gastgeber und Gäste unter flotten<br />
Weisen ins Festzelt, wo die schwäbischen Bonstetter beide Nationalhymnen intonieren.....<br />
Zur Erinnerung an ihren Besuch im grössten schwäbischen Landkreis überreichte Dr. Wiesenthal dem<br />
Gemeindepräsidenten, Dr. Max Huber, das mehrfarbige Wappen des Landkreises Augsburg. Und mit<br />
einem Wappenteller erfreute der schwäbische Bonstetter Bürgermeister seinen Schweizer Kollegen. Dr.<br />
Huber erinnerte in einem Dankeswort an die zufällige Bekanntschaft der beiden Bonstetten, die die<br />
Schweizer Post dadurch zustande brachte, indem sie einen Brief, der nach Bonstetten in der Schweiz<br />
adressiert war, in das schwäbische Bonstetten schickte. Die verwandten Postleitzahlen - 8901 in<br />
Deutschland und 8906 in der Schweiz - hatten sicherlich auch noch dazu betgetragen.<br />
Den Empfang in Bonstetten bei Augsburg nennt Dr. Huber triumphal. Überall hatte man die nette<br />
Gastfreundschaft zu spüren bekommen.....<br />
Als sichtbares Zeichen der Freundschaft überreichte der Schweizer Gemeindepräsident seinem deutschen<br />
Amts- und Namenskollegen eine Zürcher Kanne mit Bechern und vergass dabei nicht zu bemerken, in<br />
Sachen Bier werde das schwäbische Bonstetten ja wohl gut ausgerüstet sein, in Sachen Wein hingegen,<br />
könne die Gemeinde vielleicht eher noch einiges gebrauchen.....<br />
Aus einer sehr schönen Wappenscheibe bestand das Geschenk des Musikvereins Bonstetten Schweiz an<br />
die Blaskapelle Bonstetten Deutschland.<br />
Links: Bürgermeister Hubert Huber, Bonstetten Deutschland<br />
Rechts: Gemeindepräsident Max Huber, Bonstetten Schweiz<br />
- Seite 35 -
IX. 3 Instrumenten- und Uniformenweihe 1973<br />
1973 Die Instrumenten— und Uniformenweihe<br />
Am 7. - 9. September 1973 wurden in einem dreitägigen Fest die neuen Instrumente und die neuen<br />
Uniformen eingeweiht.<br />
Bis es allerdings soweit war, bedurfte es einiger Vorarbeiten. Zuallererst dachte man noch gar nicht an<br />
neue Uniformen, sondern sprach lediglich von neuen Instrumenten. Es war dann der Präsident des<br />
Organisationskomitees, der den Vorschlag machte, doch gleichzeitig auch neue Uniformen anzuschaffen.<br />
Als Präsident des Organisationskomitees amtierte einmal mehr der heutige Chronist, Max Huber, der<br />
damals auch gleichzeitig Gemeindepräsident war. Die Vorbereitungen wurden sehr speditiv und<br />
zielbewusst an die Hand genommen; man holte je drei Offerten ein, liess sich die Angebote präsentieren<br />
und entschied sich jeweils rasch und relativ sehr eindeutig. Einzig bei den Instrumenten gab es anfänglich<br />
noch einige Diskussionen, ob man grundsätzlich der bisherigen gelben Farbe treu bleiben, oder eher der<br />
moderneren weissen Farbe den Vorzug geben sollte. Schlussendlich siegte das moderne Weiss.<br />
Als Lieferant der Instrumente kam die Firma Schmid in Zürich und für die Uniformen die Firma Schuler<br />
in Rothenthurm zum Zuge.<br />
Bei der Wahl der Marken wurde sehr viel Wert auf Qualität gelegt:<br />
Piccolo und Flöten Marke Yahama<br />
Klarinetten Marke Büffet<br />
Trompeten Marke Getzen Capri<br />
Flügelhorn und Posaunen Marke Reynolds<br />
Euphonium, Tenor, Althorn,<br />
Bässe Marke Besson<br />
Mit der neuen Uniform konnten sich die Musikanten ein zweites Mal von oben bis unten neu einkleiden:<br />
Kittel und Hose mit einer Mütze nach Lausanner Modell, Farben blau und bordeaux und dazu eine<br />
helle Sommerhose.<br />
Ursprünglich waren die Kosten auf insgesamt Fr. 40 000. — veranschlagt worden, was für die<br />
Neuinstrumentierung so ziemlich ausgereicht hätte. Den Verteiler stellte man sich etwa folgendermassen<br />
vor: Vereinskasse Fr. 12 000. —, private Spenden Fr. 4 000. -, Gemeinde Wettswil Fr. 5 000. -,<br />
Gemeinde Bonstetten Fr. 19 000. -. Wegen der neuen Uniformen musste das Budget aber kräftig nach<br />
oben revidiert werden. Und trotzdem reichte das Geld, denn die privaten Spenden flossen viel reichlicher<br />
als vorauszusehen war. Allein schon im Verein kamen Fr. 5 000. — spontan zusammen, von Ernst<br />
Oggenfuss Fr. 3 000. — und von Erhard Illi Fr. 2 000. -.<br />
- Seite 36 -
Mit erstaunlichem Tempo wurde das Festzelt unter Mithilfe sämtlicher Dorfvereine und vieler<br />
Freiwilliger im Feld aufgestellt. Der grosse Augenblick war da:<br />
Mit neuen Instrumenten und alten Uniformen wurde das Einweihungsfest eröffnet. Während der<br />
Ansprache des Präsidenten zogen sich die Musikanten um und erschienen in den neuen Uniformen auf<br />
der Bühne. Und während der Ansprache des OK—Präsidenten, Max Huber, zogen sich alle noch einmal<br />
um und traten nun im Sommertenue auf. Der Applaus wollte kein Ende nehmen, denn der Anblick der<br />
neuen Uniformen war wirklich überwältigend.<br />
Am 2. Festtag, Samstag 8. September 1973, wurden die Gäste aus Bonstetten Deutschland,<br />
empfangen. Das ganze Dorf und alle Behörden versammelten sich auf dem Dorfplatz. Zur grossen<br />
Überraschung aller wurde neben dem Gemeindehaus ein Gedenkstein enthüllt, mit den beiden Bonstetter<br />
Wappen. Ein Fass Bier, das die Gäste aus Deutschland mitgebracht hatten, wurde angestochen und bei<br />
dem heissen Wetter auch geleert. Als Gastgeber-Geschenk erhielten die Schwaben von den Eidgenossen<br />
einen riesigen Emmentaler—Käse.<br />
Eine Show—Gruppe brachte mit 13 Nummern viel Abwechslung in das Abendprogramm, das zur<br />
Hauptsache von den beiden Blaskapellen bestritten wurde. Die Stimmung im prall gefüllten Zelt erreichte<br />
immer wieder neue Höhepunkte.<br />
Am Sonntag begann das grosse Dorffest mit einem Umzug, der für Bonstetten einmalig war. Beim<br />
Ausklang des Festes am Nachmittag und Abend kamen die Schwaben wieder voll zur Geltung, denn sie<br />
verstanden es, für Stimmung zu sorgen.<br />
Wer viel wagt, gewinnt viel.<br />
Wie die Abrechnungen zeigten, lohnte sich der Wagemut des Musikvereins, nicht nur neue Instrumente,<br />
sondern gleichzeitig auch neue Uniformen anzuschaffen.<br />
Die Festabrechnung der Instrumenten— und Uniformenweihe ergab:<br />
Einnahmen Fr. 29 180.60<br />
Ausgaben Fr. 12881.20<br />
Gewinn Fr. 16299.40<br />
Das Resultat der Haussammlung stellte alle Prognosen weit in den Schatten. Zusammen mit den<br />
Beiträgen der beiden Gemeinden Bonstetten und Wettswil ergaben sich:<br />
Einnahmen Fr. 70876.--<br />
Ausgaben für Instrumente und Uniformen Fr. 66699.30<br />
Reinertrag Fr. 4 177.10<br />
Hinzu gesellte sich dann am Jahresende noch der Erlös der alljährlichen Abendunterhaltung von Fr.<br />
2545. --.<br />
Man schwamm sozusagen im Geld trotz Ausgaben von einmaliger Grössenordnung und gründete einen<br />
Instrumentenfonds von Fr. 12 000. -, einen Uniformenfonds von Fr. 5 000. - und eine Reisekasse, die<br />
man mit Fr. 5 118.85 speiste.<br />
IX. 4 Alltag, Sonntag und Routine des Musikvereins Bonstetten<br />
Zu den Sonntagen im Leben des Musikvereins Bonstetten gehören Beteiligungen<br />
an Musiktagen.<br />
1947 ein Kantonaler Musiktag, 1975 wieder ein Bezirksmusiktag.<br />
Solche Wettkämpfe brauchen anstrengende Vorbereitungen und bieten vor— und nachher jeweils viel<br />
Gesprächsstoff. Für die Aus— und Weiterbildung eines Vereins, sind sie von nicht zu unterschätzendem<br />
Wert, denn sie bedeuten ein gegenseitiges Messen des Könnens in öffentlicher Konkurrenz und fuhren<br />
jeweils zu einer neuen Standortbestimmung. Man weiss wieder, was man kann, aber es wird auch<br />
bewusst, was noch nicht erreicht ist.<br />
Eher zum Alltag sind die vielen Gelegenheiten zu zählen, bei denen der Musikverein Bonstetten um seine<br />
Mitwirkung gebeten wird: bei einem Schwingfest, bei der Gründung der GALM<br />
- Seite 37 -
(Gruppenwasserversorgung Amt, Limmattal und Mutschellen), bei der Rückkehr der Turner von<br />
einem Kantonalen Turnfest, bei.....<br />
Man fragt besser: wo nicht ?<br />
Wie ein Sonntag aus den vielen Alltagen ragt dann aber wieder ein Tag heraus, wie die Einweihung des<br />
Rigelhüslis 1975, dieses Bijou's mitten im Dorf, das einen ganz besonders heimeligen Akzent in den<br />
alten Dorfkern setzt.<br />
Vielleicht nicht ganz alltäglich war dagegen die Diskussion, die im März 1976 wegen der fristlosen<br />
Entlassung des Dirigenten Livio Simeon geführt wurde.<br />
An der Generalversammlung wurde dem Präsidenten, Andreas Kündig, vorgeworfen, statutenwidrig und<br />
eigenmächtig gehandelt zu haben, was dieser auch zugab, mit der Begründung, es sei alles im Interesse<br />
des Vereins geschehen. Im Protokoll wird festgehalten:<br />
"Da die Diskussion in ein nicht enden wollendes Debakel auszuarten drohte, stellte Ehrenmitglied Dr.<br />
Max Huberfolgenden Antrag zur Abstimmung:<br />
1. Die GV vom 26.3.1976 nimmt Kenntnis von der Mitteilung des Vorstandes, der bisherige Dirigent,<br />
Livio Simeon, sei vom Vorstand am 28.1.1976 fristlos entlassen worden, wobei der Vorstand<br />
erklärt, er sei sich bewusst gewesen, nicht den Statuten gemäss gehandelt zu haben.<br />
2. Die Generalversammlung spricht Livio Simeon den Dank aus für alle seine geleisteten Dienste<br />
während der 3 1/2 Jahre seiner Tätigkeit als Dirigent des Musikvereins Bonstetten. In dieser Zeit<br />
hat der Musikverein folgende Feste unter seiner Leitung besucht und dabei gute Qualifikationen<br />
erhalten: Musiktag in Birmensdorf, Instrumenten- und Uniformenweihe in Bonstetten, kantonales<br />
Musikfest in Adliswil, Musiktag in Mettmenstetten.<br />
Besonders gern erinnert sich der Musikverein an die schönen Tage des Bonstetter Festes mit dem<br />
schwäbischen Bonstetten vom September 1973. Zu diesem Anlass hat Livio Simeon einen gut<br />
gelungenen Bonstetter Marsch komponiert und dem Musikverein gewidmet. Die G V wünscht ihrem<br />
ehemaligen Dirigenten, Livio Simeon, den sie von der menschlichen Seite her immer besonders<br />
geschätzt hat, alles Gute für seine weitere Tätigkeit als Dirigent".<br />
Dieser Antrag wurde mit 19 zu l Stimme angenommen, womit diese leidige Affäre ihren Abschluss fand.<br />
Als neuer Dirigent wurde Musikdirektor Jakob Bopp gewählt mit einer Jahresbesoldung von Fr.<br />
6000. -.<br />
Mit dem neuen Dirigenten trat man am Palmsonntag, am Weissen Sonntag, am Musiktag in Hedingen<br />
und bei vielen Ständchen auf.<br />
Zu einem sonntäglichen Erlebnis wurde die dreitägige Reise nach Bonstetten in Deutschland, über<br />
Pfingsten 1976. Da während dieser Musiktage der deutschen Blaskapelle die vereinseigene<br />
Lautsprecheranlage gestohlen wurde, beschloss unser Musikverein, den deutschen Kollegen Fr. l 000. -<br />
zur Minderung des Schadens zu schenken.<br />
Mit zu den wichtigsten, alltäglichen Aufgaben gehört die Förderung des Nachwuchses. So weit wie<br />
möglich wurde diese Aufgabe vereinsintern mit eigenen Leuten gelöst.<br />
Mit der IMSA eröffneten sich jedoch neue Möglichkeiten. Um diese voll zu nutzen, ging der Musikverein<br />
dazu über, jungen Leuten, die sich bei der IMSA ausbilden Hessen, einen Teil ihrer Unkosten zu<br />
vergüten, sofern sie dem Musikverein beitraten. Und mit der JUMBA ergab sich eine weitere Chance zur<br />
Ausbildung des Nachwuchses.<br />
Neu geregelt wird das Absenzenwesen, ein immer wiederkehrendes Routinegeschäft.<br />
Entschuldigungen sind nun an den Präsidenten oder Vizepräsidenten zu richten und zwar zum voraus.<br />
Dreimal zu spätes Erscheinen wird als eine Absenz bewertet. Nicht als Absenz angerechnet wird<br />
Militär— oder Zivilschutzdienst. In den Ferien wird ein einmaliges Fehlen ebenfalls nicht als Absenz<br />
eingetragen. Bei einem Todesfall in der Familie gilt eine Schonzeit von vier Wochen. Die Auszeichnungen<br />
werden so gehandhabt:<br />
0—2 Absenzen l Messer, 3 Absenzen l Gabel oder l Löffel, 4 Absenzen l Becher oder Glas, und 5<br />
Absenzen l kleiner Löffel. Die aktiven Ehrenmitglieder und der Vorstand erhalten ebenfalls eine<br />
Auszeichnung.<br />
- Seite 38 -
Da 1977 das <strong>100</strong>—jährige Jubiläum des Kantonalen Musikverbandes stattfand, war jeder<br />
Musikverein gehalten, ein Jubiläumskonzert durchzuführen. Die Bonstetter und Stallikoner kamen<br />
überein, gemeinsam zu konzertieren und zwar in Bonstetten, Stallikon und Wettswil.<br />
IX. 5 Zum Jahr des Kindes 1979<br />
Zum Jahr des Kindes liess sich der Musikverein Bonstetten etwas Neues einfallen und informierte die<br />
Bevölkerung über die Presse mit folgenden Worten:<br />
"Wie bereits angekündigt, wird der Musikverein am Vormittag des Auffahrtstages Versprochenes<br />
nachholen und die Bevölkerung von Bonstetten und Wettswil mit "Frischluftmusik" zu erfreuen<br />
versuchen.<br />
Kurz vor 9 Uhr Marsch durchs Dorf Bonstetten mit anschliessendem ca. halbstündigem Konzert auf dem<br />
Dorfplatz. Freundlicherweise hat sich die reformierte Kirchenpflege bereit erklärt, den<br />
Gottesdienstbeginnauf 9.45 Uhr zu verschieben. Um 10 Uhr wird in Wettswil "Süd" im Bereiche<br />
Niederweg, Röschenächerstrasse musiziert und ab 11 Uhr in Wettswil "Nord", Langächer-<br />
Bäumlisächerstrasse.<br />
An allen drei Standorten sind die Kinder der Jahrgänge 1967 bis 1973 eingeladen, ihren per Flugblatt in<br />
alle Haushaltungen von Bonstetten und Wettswil verteilten Talon, in die Urne zu werfen.<br />
An Ort und Stelle werden jeweils ein Alpenrundflug mit modernstem Kleinflugzeug, sowie ein Segeltag<br />
mit toller Jacht auf dem Vierwaldstättersee ausgelost. Ein Beitrag des MVB zum Jahr des Kindes.<br />
Ausserdem hat sich eine Firma, die künftig im Geschäft mit Aperitiven mehr mitreden will, anerboten,<br />
den ganzen Parcours zu begleiten und dem Publikum somit "geistige Abwechslung" gratis anzubieten.<br />
Damit wäre auch der "Notfalldienst" für die Musikanten gewährleistet.<br />
Der Musikverein Bonstetten will sich mit seinem musikalischen Auffahrtsbummel öffentlich wieder einmal<br />
ganz herzlich bedanken und hofft auf entsprechendes Wetter und viel Publikum in den angesteuerten<br />
Quartieren.<br />
Bei zweifelhafter Witterung gibt Tel. 180 ab 08.00 Uhr Auskunft über die Durchführung.<br />
- Seite 39 -<br />
Ihr MVB"
10. TEIL ENDE GUT - ALLES GUT 1980 - <strong>1988</strong><br />
X. l Gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />
Längst hat man sich daran gewöhnt, dass sich im Musikverein Bonstetten unter die Männer in Hosen<br />
auch junge Röcke gemischt haben und in vorderster Reihe das Bild des Musikkorps sehr sympathisch<br />
aufwerten.<br />
Und längst ist der Musikverein zu einem allseits anerkannten und äusseist beliebten Dorfverein<br />
geworden.<br />
Aber es fehlte immer noch die breite, regelmässige finanzielle Unterstützung durch die gesamte<br />
Bevölkerung. So musste bei der Rechnungsabnahme im Januar 1980 in der Kasse wieder ein Rückschlag<br />
von Fr. 4 136. — in Kauf genommen werden. Vermögen und Ertrag standen miteinander nicht im<br />
Einklang, denn einerseits war der Verein recht vermögend, sofern man die Instrumente und Uniformen<br />
mit einbezog, und anderseits lagen die Ausgaben weit über den Einnahmen. Man beschloss deshalb zwei<br />
Massnahmen: Erstens sollten die Instrumente und Uniformen bis zum Jahr <strong>1988</strong> auf Null abgeschrieben,<br />
und zweitens sollte die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert werden.<br />
Der Präsident, Edgar Strolz, schuf ein neues Zirkular mit eingedrucktem Einzahlungsschein, das an alle<br />
Haushaltungen verschickt wurde und seinen Zweck weitgehend erfüllte. Gleichzeitig wurden aber auch<br />
die Leser des Anzeigers für den Bezirk Affoltern angesprochen.<br />
"Konzert, Unterhaltung und Tanz mit dem Musikverein Bonstetten<br />
In den letzten Tagen hat der Musikverein Bonstetten allen Haushaltungen in Bonstetten und Wettswil das<br />
Programm für die diesjährige Abendunterhaltung zugestellt. Es wurde einerseits damit versucht, die<br />
gesamte Bevölkerung zu erreichen und gleichzeitig auf einen gediegenen Abend hinzuweisen, anderseits<br />
mit dem gleichen Zirkulär Passiv- und Aktivmitgliederwerbung zu betreiben.<br />
Der MVB hofft, dass seine bisherigen, geschätzten Passivmitglieder und eben diejenigen, die es werden<br />
möchten, das grüne Blatt mit dem gelben Punkt nicht übersehen haben, und so freundlich sind, damit den<br />
Passivmitgliederbeitrag zur Post zu tragen. Herzlichen Dank fürs Nichtübersehen.<br />
Samstag, l. März 1980, wird also der Musikverein Bonstetten im ambiance-rei-chen Gemeindesaal seinen<br />
Konzert- und Unterhaltungsabend durchführen. Auf dem Programm stehen Werke von L. Delibes, Johann<br />
Strauss, C. Teike, etc. Unter der straffen Leitung des Musikdirektors, Jakob Bopp, ist wiederum ein<br />
Programm erarbeitet worden, das den Musikfreunden zweifellos einiges bedeuten wird. Der zweite<br />
Konzertteil, in dem meistens ja etwas "gefägt" wird, beinhaltet nicht weniger anspruchsvolle Werke.<br />
Charme, Ästhetik und Schwung sind dem mittleren Teil des Abends zugeordnet. Unter der Leitung von<br />
Frau Bruhin, Affoltern a/Albis, wird die Tanzgruppe "El Bimbo" aus Zürich, im Nonstop die Bühne eine<br />
halbe Stunde mit gekonnt gestreckten Händen, Beinen und Köpfen, unter Tango—, Charleston— und<br />
Rockklängen, ausmessen. Vielversprechend sind die choreographischen und tänzerischen Leistungen der<br />
ca. 12 Personen umfassenden Tanzgruppe.<br />
Während im Konzertteil absolut keine Spuren von Fasnachts — lies "Guggemusik" - vorhanden sein<br />
dürfen, ist es aber gestattet, beim Tanzen karnevalistische (nicht Seiten-) Sprünge zu vollziehen und das<br />
Ventil, das da und dort ein Jahr lang verklemmt sein "muss ", zu öffnen.<br />
Gegenwärtig stehen fast alle Veranstaltungen unter einem Motto wie z.B. "Party im Urwald", "Im<br />
Nudistenparadies" oder "Zum Frühstück im Panzer 68". Das Motto des MVB heisst aber permanent<br />
"Gepflegte Musik im schönen Saal und weitere Annehmlichkeiten in grosser Zahl". Auf ein Wiedersehen<br />
freut sich<br />
- Seite 40 -<br />
Ihr Musikverein Bonstetten ".<br />
Im Zuge dieser Öffentlichkeitsarbeit wurde auch ein Anschlagkasten eingerichtet, um die Bewohner<br />
besser zu orientieren über das Leben des Musikvereins.<br />
Auf die Reise nach Bonstetten in Deutschland begleiteten viele Fans ihren Musikverein. Die Bande<br />
zwischen den Einwohnern beider Bonstetten waren inzwischen so eng geknüpft worden, dass vereinzelt<br />
echte Freundschaften entstanden sind. Man fuhr in zwei grossen Cars, wurde wie immer enthusiastisch<br />
empfangen, brachte ein kleines Alphorn als Geschenk mit, und feierte vom 7. bis zum 9. Juni 1980 in<br />
ungetrübter deutsch—schweizerischer Eintracht.
Am 21. Juni 1981 feierte die Holzkorperation ihr 150-jähriges Bestehen im Gemeindehaus unter den<br />
Klängen des Musikvereins und bei der "Pfarrer-Installation" marschierte der Musikverein ebenso auf,<br />
wie beim Empfang des Schützenkönigs in Wettswil.<br />
X. 2 Wohin mit dem vielen Material ?<br />
Die Verwaltung des Materials und speziell seine Unterbringung waren schon lange Sorgenkinder des<br />
Musikvereins. Es musste endlich nach einer besseren Lösung gesucht werden —und sie wurde auch<br />
gefunden. Im oberen Teil der Gemeindescheune war viel unbenützter Raum vorhanden. Dort Hessen sich<br />
zweckmässige Räume für die Versorgung der Musikalien, Instrumente und Uniformen einbauen. Der<br />
Gemeinderat konnte sich mit dem Musikverein auf folgendes Vorgehen einigen:<br />
Die reinen Materialkosten übernimmt die Gemeinde. Dagegen muss der Musikverein im Frondienst<br />
sämtliche Arbeiten unter der Regie von Schreinermeister Sepp Müller selber ausführen. Sicher hat der<br />
Charme der energischen Materialverwalterin, Denise Schnabel, seinen Teil dazu beigetragen, dass alles<br />
so glatt über die Bühne ging.<br />
X. 3 Der Musikverein Bonstetten im Dienste der Kirchen<br />
In einem Zeitungsartikel wird auf den besonderen Einsatz des Musikvereins Bonstetten bei kirchlichen<br />
Anlässen hingewiesen:<br />
"Seit Jahren erachtet es der Musikverein Bonstetten als eine Selbstverständlichkeit, am Palmsonntag<br />
nach dem Gottesdienst die Konfirmanden vor der Kirche mit einem Ständchen zu erfreuen. Ebenso seit<br />
vielen Jahren nimmt der Musikverein Bonstetten am Karfreitag an der Prozession der griechischorthodoxen<br />
Kirche in Zürich, durch die Elisabethen-, Köchli- und Zweierstrasse, mit Prozessionsmusik<br />
teil.<br />
Alljährlich wird auch am Weissen Sonntag (l. Sonntag nach Ostern) dem Fest der Erstkommunikanten<br />
vor dem katholischen Pfarreizentrum ein feierliches, musikalisches Gepräge verliehen.<br />
Letzterem Anlass werden gleich noch zwei Platzkonzerte angegliedert. Von 09.00 bis 09.25 Uhr spielt der<br />
Musikverein im Bereich Niederweg/Muchried, Wettswil, von 09.30 bis 09.45 Uhr werden wieder einmal<br />
die Bewohner der Linth—Escher— Siedlung musikalisch geweckt. Von ca. 10.10 bis 10.45 Uhr -<br />
zwischen zwei Gottesdiensten - sind es dann die Erstkommunikanten, die mit einem Ständchen beim<br />
Bahnhof geehrt werden.<br />
Der Musikverein Bonstetten freut sich, mit seinem sonntäglichen Weckdienst möglichst viele Zuhörer<br />
ergötzen zu dürfen und dankt bei dieser Gelegenheit den vielen treuen und ebenso den neu registrierten<br />
Passivmitgliedern und Gönnern für ihren "finanziellen Weitblick".<br />
Der Musikverein Bonstetten ".<br />
X. 4 Das lässt sich hören<br />
Im Laufe der Jahre und speziell unter der Leitung von Musikdirektor Jakob Bopp, stieg das musikalische<br />
Niveau rasant an, was seinen Niederschlag in den Bewertungen findet, die der Musikverein Bonstetten<br />
von den Musiktagen nach Hause brachte. Dazu ein Beispiel aus dem Jahre 1982, vom Bezirksmusiktag in<br />
Affoltern am Albis:<br />
"Qualifikation für die Ouvertüre zur Operette "Banditenstreiche ", von Franz von Suppé.<br />
Stückwahl Sehr gut und angemessen<br />
Harmonische Reinheit Sehr gut und perfekt. Bravo !<br />
Rhythmus und Zusammenspiel<br />
Die ganze Aufführung war aussergewöhnlich an Disziplin und Selbstbeherrschung.<br />
Der Verein erspielte sich ein verdientes "vorzüglich ".<br />
Tonqualität und Treffsicherheit<br />
Unsäglich schön und zart wurde die Melodie interpretiert. So ausgeglichen hört man eine<br />
Registerverbindung selten. Ein Bravo auch für den Bass und die Begleitung, welche dezent, leicht, genau<br />
und unaufdringlich ihres Amtes walteten. Eine Klangerscheinung mit Seltenheitswert.<br />
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Interpretation<br />
Der ganzen Musik ein Bravo beim "Vivace . . .", man durfte füglich feststellen, Ende gut, alles gut.<br />
Ein Lob dem Dirigenten, Musikdirektor Jakob Bopp, für die Temponahmen. Auch dirigierte er diese<br />
liebe, gute, alte Operettenmusik mit Elan und schmissig ohne Schwere und Bombast, eben<br />
operettengerecht. "<br />
Und die Qualifikation für die Marschmusik:<br />
"Serenita", Marsch von J.P. Moresi<br />
Tambouren und Spielwechsel<br />
Sehr gut. Das einwandfreie Tempo wurde von den Bläsern aufgenommen und bis<br />
zum Schluss eisern durchgehalten.<br />
Musikalische Ausführung<br />
Der Sound war sehr schön. Man hörte gerne hin. Dazu kommt ein Schlagzeug, das nicht nur auf die<br />
Pauke haute, so laut, dass es für sämtliche Musikvereine des ganzen Bezirks langen täte. Die Stimmung<br />
war gut, die Register ausgewogen. Das Trio klang wunderbar, auch der eher schwierige Zwischenteil ab<br />
Takt 79, sowie das "Grandioso "am Schluss.<br />
Gesamtwertung<br />
Beste Werbung für die Blasmusik ".<br />
X. 5 Das erste grosse Bonstetter Dorffest 1982<br />
Natürlich ist in Bonstetten wie in allen Gemeinden schon immer gefestet worden. Aber ein eigentliches<br />
Dorffest, bei welchem der ganze Dorfkem miteinbezogen und zu einem einzigen grossen Festplatz<br />
verwandelt wurde, gab es bislang nicht. Ein solcher Anlass war auch undenkbar, solange der<br />
Durchgangsverkehr durch das Dorf rollte. Erst mit den beiden Umfahrungsstrassen eröffnete sich die<br />
Möglichkeit einer totalen, festlichen Benützung des Dorfplatzes.<br />
Auf den 10. / 11. Juli 1982 wurden Gäste geladen und ein grossartiges Programm mit vielen<br />
Attraktionen auf die Beine gestellt, Sodass jedermann voll auf seine Rechnung kam.<br />
Dem Vorwort des Programmheftes entnehmen wir den Willkomm-Gruss:<br />
"WILLKOMMEN AM BONSTETTER DORFFÄSCHT !"<br />
"Wir - der Musikverein Bonstetten - haben für Sie den Bonstetter Dorfkern als Festplatz entdeckt und<br />
bauen vor der Kulisse Rigelhüsli, Dorfbrunnen und Gemeindehaus ein Fest, das als Grossereignis in die<br />
Chronik unseres Dorfes eingehen soll.<br />
Der Musikverein und die Bevölkerung von Bonstetten begrüssen zu diesem Anlass ganz speziell den<br />
Musikverein Bonstetten Deutschland mit Angehörigen und Behördevertretern. Wer schon einmal dabei<br />
war, weiss, dass es jeweilen hoch hergeht, wenn unsere deutschen Freunde hier sind. Wirfreuen uns sehr<br />
auf die bevorstehenden, unterhaltsamen Stunden bayerischer Prägung mit dem Musikverein aus der<br />
BRD.<br />
Zweifellos werden aber - neben allen anderen Attraktionen - auch die seit 27 Jahren international<br />
erfolgreichen "Hartem Ramblers" Furore machen und Alt und Jung in Dixiland—Fans auf Lebzeiten zu<br />
verzaubern wissen..."<br />
Die Hauptprobe gelang so gut, dass man 1986 nachdoppelte und das Dorffest zum zweiten Mal aufzog.<br />
X. 6 Für höhere Ansprüche<br />
Der Aktivmitglieder-Bestand nahm zwar unregelmässig, aber im grossen und ganzen doch stetig zu und<br />
konnte 1984 einen Höchststand von 36 Aktivmitgliedern aufweisen.<br />
Aber auch die Beanspruchung der Musikanten wurde immer grösser. Nebst dem ständig anspruchsvoller<br />
werdenden, ordentlichen Programm wurde der Musikverein weiterhin wie gewohnt zu allen<br />
Sonderveranstaltungen angefordert. Einmal war es die Einweihung der "Burgwies" 1983, oder ein<br />
Kantonaler Ringertag in Bonstetten 1985, 800 Jahre Wettswil 1984, die Rückkehr der Turner und Schützen<br />
von Eidgenössischen Festen und so fort. Allein 1983 stand der Musikverein bei 72 Anlässen und<br />
Proben im Einsatz.<br />
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Offenbar hatte diese Vielheit eine gewisse Ermüdung zur Folge. Denn 1984 verzichtete man mit 12 zu 4<br />
Stimmen auf die Teilnahme am Kantonalen Musiktag mit dem Vorsatz, lieber einmal an einem<br />
Eidgenössischen Musikfest mitzumachen, blieb dann aber auch dort zu Hause.<br />
Ein guter Gradmesser für das Können des Musikvereins sind die Jahreskonzerte.<br />
Diese Konzerte sind im Laufe der Jahre zu einem echten Kunstgenuss geworden. Schon die jeweilige<br />
Auswahl und Zusammenstellung der Stücke ist ausserordentlich vielseitig, Sodass die Zeit beim Zuhören<br />
wie im Fluge vergeht.<br />
Es sind nicht etwa leichte Stücke, sondern mitunter solche, die hohe und höchste Ansprüche an alle<br />
stellen. Der Musikverein Bonstetten erfüllt diese Ansprüche allemal und kann jeweils den Erfolg dafür<br />
ernten, was er in vielen und intensiven Proben mit seinem Dirigenten, Jakob Bopp, in harter Arbeit<br />
einstudierte.<br />
Der Musikverein Bonstetten ist zudem in der beneidenswerten Lage, über einige Sonderkönner zu<br />
verfügen, die jederzeit auch als Solisten eingesetzt werden können, wie zum Beispiel Regula und Werner<br />
Brawand oder Adolf Illi, um nur diese drei zu nennen.<br />
Es ist schön, höheren Ansprüchen genügen zu können. Es ist aber auch ein Ansporn für die Zukunft, das<br />
Niveau zu halten oder auf dem Treppchen gar noch eine Stufe höher hinauf zu klettern.<br />
Sicher würden die ersten Mannen, die vor hundert Jahren in Bonstetten musiziert haben, stolz sein,<br />
könnten sie sehen, was aus dem geworden ist, was sie damals begonnen haben.<br />
Stolz sein darf aber auch unser Dorf auf seinen schmucken und rassigen Musikverein, der im Laufe der<br />
letzten hundert Jahre bei so ungezählt vielen Gelegenheiten für die festliche Stimmung gesorgt hat.<br />
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Der Chronist:<br />
Dr. Max Huber
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