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100 JAHRE MUSIKVEREIN BONSTETTEN 1888 - 1988

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<strong>100</strong> <strong>JAHRE</strong><br />

<strong>MUSIKVEREIN</strong> <strong>BONSTETTEN</strong><br />

<strong>1888</strong> - <strong>1988</strong><br />

Festschrift zum <strong>100</strong>-jährigen Jubiläum des Musikverein Bonstetten<br />

- Seite 1 -


Inhaltsverzeichnis Seite<br />

Vorwort des Präsidenten 4<br />

1. Teil <strong>1888</strong> – 1900 Ein erster Versuch 5<br />

1.1 1122 – <strong>1888</strong> oder 766 Jahre Bonstetten ohne Musikverein 5<br />

1.2 Die Geburtsstunde des Musikvereins Bonstetten fällt ins Jahr <strong>1888</strong> 5<br />

2. Teil 1901 – 1905 Die ersten Statuten 7<br />

2.1 Mit 9 Aktivmitgliedern beginnt der Musikverein Bonstetten das Jahrhundert 7<br />

2.2 Die vielseitige Musikgesellschaft Bonstetten ist im Knonaueramt und<br />

darüber hinaus sehr begehrt 7<br />

3. Teil 1906 – 1922 Die grosse Krise 9<br />

3.1 Aus der Gesellschaft wird ein Verein und mit diesem geht es bergab 9<br />

4. Teil 1922 – 1927 Ein neuer Anlauf 10<br />

4.1 Am Samstag, 5.August 1922, wird der Musikverein ein weiteres Mal neu<br />

gegründet 10<br />

4.2 Von der vielseitigen Bedeutung des Musikvereins für das Bonstetter<br />

Dorfleben 12<br />

4.3 Wo fanden die Proben statt? 12<br />

5.Teil 1927 – 1938 Die Konsolidierung 14<br />

5.1 Die Eingliederung in den kantonalen Verband 14<br />

5.2 Wettswiler helfen bei der Konsolidierung entschieden mit 14<br />

5.3 Höhen und tiefenflüge im Schatten der dreissiger Jahre 15<br />

5.4 Ein guter Dirigent ist Glückssache 16<br />

6. Teil 1939 – 1945 Mobilmachung und Verdunkelung 18<br />

6.1 In den Tagen des 2. Weltkrieges 18<br />

6.2 Die Ära Willi gehrt zu Ende 18<br />

7. Teil 1946 – 1957 Der Musikverein schmückt sich mit neuen Uniformen und einer<br />

Fahne 19<br />

7.1 Mit Schwung in die Nachkriegsjahre 19<br />

7.2 Die 50jährige Jubiläumsfeier kam neun Jahre zu spät 19<br />

7.3 Wieder einmal uf Dirigentensuche 20<br />

7.4 Kleider machen Leute und Uniformen Vereine 20<br />

7.5 In vollem Glanz auf neuen Wegen 22<br />

7.6 Endlich eine neue Fahne 1957 23<br />

7.7 Die arme Kasse 25<br />

8. Teil 1958 – 1970 Magere und fette Jahre 27<br />

8.1 Neue Instrumente 27<br />

8.2 Die mageren sechziger Jahre 28<br />

8.3 Der normale Ablauf eines Vereinsjahres 28<br />

8.4 1964: Das Jahr der grossen Feste 30<br />

8.5 Kantonaler Lorberkranz mit Gold 31<br />

8.6 Weitere Höhepunkte 1965 – 1970 32<br />

9. Teil 1971 – 1980 Mit neuen Uniformen und neuen Instrumenten 34<br />

9.1 Gehöhren Vereinsfahnen in die Kirche? 34<br />

9.2 Bonstetten Deutschland – Bonstetten Schweiz 34<br />

9.3 Instrumenten und Uniformenweihe 1973 36<br />

9.4 Alltag, Sonntag und Routine 37<br />

9.5 Zum Jahr des Kindes 39<br />

- Seite 2 -


Seite<br />

10. Teil 1980 – <strong>1988</strong> 40<br />

10.1 Gezielte Öffentlichkeitsarbeiten 40<br />

10.2 Wohin mit dem vielen Material 41<br />

10.3 Der Musikverein Bonstetten im Dienste der Kirche 41<br />

10.4 Das lässt sich hören 41<br />

10.5 Das erste grosse Bonstetter Dorffest 1982 42<br />

10.6 Für höhere Ansprüche 42<br />

- Seite 3 -


Jubiläumsschrift <strong>100</strong> Jahre Musikverein Bonstetten<br />

Vorwort des Präsidenten<br />

Der Musikverein Bonstetten ist <strong>100</strong> Jahre alt. Als Präsident dieses Vereins fällt mir die Ehre zu, mit der<br />

Bevölkerung zusammen dieses Jubiläum zu feiern. Unsere Ehrenmitglieder Walter Frech hat sich mit viel<br />

Freude in die Vorbereitung dieser Jubiläumsfeier gestürzt. Leider sind unsere Protokolle erst ab 1900<br />

vorhanden. In mühevoller Kleinarbeit ist es Walter gelungen, im Archiv des Anzeigers aus dem Bezirke<br />

Affoltern die Gründung des Musikvereins im Jahre <strong>1888</strong> zu eruieren.<br />

Wie lange <strong>100</strong> Jahre dauern, wird einem erst bewusst, wenn man die Protokolle durchliesst. Es hat sich in<br />

dieser Zeit sehr viel verändert, auch die Menschen und deren Gewohnheiten. Ich stelle fest, dass das<br />

Vereinsleben früher viel ernster genommen wurde. Beim Lesen wird man fast neidisch, wie viel Zeit die<br />

Leute damals hatten. Den heute bekannten Ausdruck „keine Zeit“ gab es damals noch gar nicht. Sehr<br />

erfreulich ist sicher, und das lässt sich über alle Zeiten hin feststellen, dass es immer Leute gibt, die sich<br />

zur Verfügung stellen und ihre kostbare Zeit opfern, damit solche Vereine überhaupt existieren können.<br />

Unsere Ehrenmitglieder sind sicher als Vorbilder zu betrachten.<br />

Seit hundert Jahren hat der Musikverein versucht, unser Dorfleben mit Musik zu bereichern. Die<br />

vorliegenden Dokumentation legt Zeugnis ab von ernsten Bemühen der Bonstetter Musikanten, während<br />

all den Jahren die Gemeinschaft zu pflegen, Differenzen beizulegen und musikalisch das bestmögliche zu<br />

erreichen. Ich hoffe und wünsche, dass der Musikverein Bonstetten auch in Zukunft auf<br />

begeisterungsfähige und einsatzfreudige Mitglieder zählen darf, welche diese langfristige Tradition<br />

weiterführen werden. Ein lebendiges Dorf braucht lebendige Vereine, um die gesellige Gemeinschaft zu<br />

pflegen. Der Musikverein ist einer davon. Ich bedanke mich bei allen, die den Musikverein Bonstetten in<br />

der Vergangenheit aufgebaut und getragen haben.<br />

Dem Verfasser dieser Jubiläumsschrift, Herrn Dr. Max Huber, gebühren unser aufrichtiger Dank für die<br />

enorme Arbeit, die er für uns geleistet hat. Es ist ihm gelungen, einen Teil des vergangenen kulturellen<br />

Dorfleben der Bevölkerung näher zu bringen. Wir freuen uns, erstmals eine Dokumentation des<br />

Musikvereins zu besitzen und hoffen, dass diese Festschrift zum <strong>100</strong> jährigen Jubiläum unserer Nachwelt<br />

erhalten bleibt.<br />

- Seite 4 -<br />

Kurt Ehrbar


1. Teil Ein erster Versuch <strong>1888</strong> - 1900<br />

I.1 1122 - <strong>1888</strong> oder: 766 Jahre Bonstetten ohne Musikverein<br />

Wenn es wahr ist, dass ein Dorf ohne Musikverein nur ein halbes Dorf ist, war Bonstetten über beinahe<br />

acht Jahrhunderte kein ganzes, sondern eben nur ein halbes Dorf, denn am Anfang des 12. Jahrhunderts<br />

wird der Ort Bonstetten zum erstenmal schriftlich erwähnt, aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts<br />

beginnt sich in Bonstetten ein Musikverein zu formieren.<br />

Das heisst natürlich nicht, dass man in Bonstetten in diesen langen Jahrhunderten weder singen noch<br />

musizieren konnte. Mindestens ein Instrument konnte schon damals wie heute jedermann sein eigen<br />

nennen: das Pfeifen zwischen den Lippen durch, mit oder ohne Gebrauch der Finger. Aber auch an<br />

vereinzelten, einfachen Instrumenten wird es nicht gefehlt haben, obwohl in der Dorfkirche noch lange<br />

Zeit anstelle eines Harmoniums oder gar einer Orgel der Vorsänger den Ton angab. Und Schulen oder<br />

etwa ein Obligatorium für Musikunterricht kannte man damals schon gar nicht. Die Bildung insgesamt,<br />

und damit auch das Musizieren, waren auf die Städte beschränkt und dort im Besonderen auf die Kirchen.<br />

Diese Feststellung gilt aber nicht nur für die Musik, sondern ebenso für das Turnen. Ob Turnverein oder<br />

Frauenverein, ob das Schiesswesen oder die Wasserversorgung, ob Eisenbahnbau oder die Gründung<br />

eines Gesangsvereins, alles entwickelte sich auf der Landschaft und hier insbesondere im Säuliamt, erst<br />

im 19. Jahrhundert.<br />

Dass also in den ersten Jahrhunderten unserer Dorfgeschichte kein Musikverein zustande kam, ist nicht<br />

dem Mangel an persönlicher Initiative oder der geringen Zahl an Einwohnern anzulasten, sondern der<br />

allgemeinen, politischen Situation.<br />

Wenn sich dann im 19. Jahrhundert die Musikanten zu regen begannen, beweist das, dass eben<br />

Musikanten vorhanden waren, dass sie den Trend jener Zeit zu nutzen verstanden und die erstmalige<br />

Gelegenheit, überhaupt einen Verein bilden zu können, ergriffen.<br />

I.2 Die erste Geburtsstunde des Musikvereins Bonstetten fällt ins Jahr <strong>1888</strong><br />

Die Geburtsstunde vieler Berühmtheiten unserer Geschichte verbirgt sich im Dunkeln. Es ist also<br />

durchaus nichts Aussergewöhnliches, wenn auch die ersten Lebensjahre des Musikvereins Bonstetten in<br />

einer etwas nebelhaften Ferne liegen.<br />

Die protokollarischen Aufzeichnungen, die uns überliefert sind, beginnen nämlich erst mit dem Jahre<br />

1900.<br />

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Musikverein Bonstetten spätestens <strong>1888</strong> oder sogar<br />

schon früher aus der Taufe gehoben wurde. Ein findiges Ehrenmitglied des Musikvereins, Walter Frech,<br />

hat nämlich im Archiv des Anzeiger für den Bezirk Affoltern ein Inserat gefunden, das wir hier abbilden.<br />

Inserat im Anzeiger vom 18. Februar <strong>1888</strong><br />

- Seite 5 -


Dieses Inserat ist am 18. Februar <strong>1888</strong> im Anzeiger erschienen<br />

Hier ist nun schwarz auf weiss zu lesen "unter Mitwirkung der Musikgesellschaft aufgeführt". Es muss<br />

die Musikgesellschaft von Bonstetten gewesen sein, denn andere Musikgesellschaften gab es noch<br />

kaum, und wenn es eine Musikgesellschaft von irgendwoher gewesen wäre, so wäre ganz sicher<br />

hinzugefügt worden, aus welchem Dorf sie stammt.<br />

Aber auch im Protokoll von 1901 wird auf frühere Zeiten verwiesen:<br />

"Nachdem schon vor vielen Jahren in Bonstetten sich eine Musikgesellschaft gebildet und bald früh, bald<br />

spät sich dann wieder aufgelöst hatte, . . .". Eine Jahreszahl wird hier leider nicht genannt, aber es wird<br />

indirekt bestätigt, dass vor vielen Jahren eine Musikgesellschaft gegründet worden sei. Bei späterer<br />

Gelegenheit, anlässlich einer Abendunterhaltung am 23. und 24.11. 1929 im Saale des Restaurantes zum<br />

Bahnhof in Bonstetten, wurde noch einmal auf die Vergangenheit zurückgeblendet, was im Protokoll mit<br />

folgenden Worten festgehalten worden ist:<br />

"Die Ansprache über den Aufstieg des neu uniformierten Vereins, hielt Amold Koch jun. in einem kurz<br />

abgefassten Bericht. Er hat es verstanden, die Entwicklung des Vereins im Anfangsstadium, 40 Jahre<br />

zurückgerechnet, zu schildern. In den achtziger Jahren marschierten sechs wackere Bürger über die<br />

Baldem nach Zürich und kauften dort die Instrumente und lernten dann beim Nievergeld im Schlehtal in<br />

Stallikon die edle Volks- und Tanzmusik.... Der Verein hat sich allerdings verschiedene Male aufgelöst".<br />

Damit haben wir also eine weitere Bestätigung, dass tatsächlich in den achtziger Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts in Bonstetten erstmals eine Musikgesellschaft organisiert worden ist.<br />

Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass die Musikgesellschaft von <strong>1888</strong> eine Vorgängerin hatte. Diese<br />

Vermutung beruht auf dem Erinnerungsvermögen des heute noch lebenden Ehrenmitglieds, Erhard Illi,<br />

wohnhaft unter der Kirche, der mit seinen 89 Jahren folgendes aus der Vergangenheit zu berichten weiss:<br />

"Die Ersten, die sich in Bonstetten musikalisch betätigten, waren die Pfiefer, namens Glättli,<br />

Pfieferschang, Pfieferbeck. Die waren Pfeifer bei der Armee. Deren Instrumente waren eine Art<br />

Zugpfeifen, ca. 30 cm lang, mit einer Noteneinteilung am Zug.<br />

Mein Vater besass noch eine solche Pfeife. Er war Vorsänger in der Kirche, bevor sie ein Harmonium<br />

besass.<br />

In den Jahren um 1870 bildete sich erstmals eine Kapelle. Die Namen dieser Leute waren Johannes<br />

Nievergelt, Trompeter, ein Onkel meines Vaters, Posthalter Frech, Trompeter und Geiger, gest. 1915,<br />

den habe ich noch persönlich gekannt. Dann waren noch ein Johannes Hedinger im Strumberg, Bass,<br />

Johannes Aeberli, genannt Dorferhans und Johannes Hedinger, Tambour.<br />

Diese Kapelle wurde dann im Jahre <strong>1888</strong> abgelöst durch die Jungmusikanten Jakob Aeberli, Trompete,<br />

Robert Koch, Klarinette, Amold Koch, Flügel-Horn, Adolf Aeberli, Bass, genannt Dorferadolf und<br />

Heinrich Reif, Horn. 1890 kamen dann hinzu, Heinrich Frech, Bäcker, Sohn vom Posthalter Frech,<br />

Konrad Nievergelt und Otto Hedinger, 1892 Otto Aeberli und meine Brüder Fritz und Heinrich Illi, 1893<br />

mein Bruder Wilfried, Theodor Hedinger, im Feld, und Oskar Hedinger, 1896 mein Bruder Johannes und<br />

1900 mein Bruder Konrad, 1901 Amold Aeberli, Potterskasper, 1906 Otto Toggweiler und Heinrich<br />

Frech, Vater von Paukist Walter Frech, 1907 Adolf Näf, 1908 Albert Illi und 1917 ich selber, Erhard<br />

Illi."<br />

Eindrücklich an dieser Aufzeichnung ist nicht nur das fast unglaublich gute Gedächtnis Erhard Illis,<br />

sondern auch die vielen Brüder aus ein— und derselben Familie, die einer nach dem andern zu einem<br />

Instrument griffen. Wahrlich eine für ein kleines Dorf aussergewöhnlich musische Familie.<br />

- Seite 6 -


2.TEIL DIE ERSTEN STATUTEN 1901 - 1905<br />

II. l Mit 9 Aktivmitgliedern beginnt der Musikverein Bonstetten das neue Jahrhundert<br />

"Es ist dies ja des Lebens schönste Seite, in Eintracht und Frieden ein fröhlich Stück zu spielen, und<br />

es möge daher die Mitglieder der Gesellschaft in unserer Gemeinde stets zusammen halten."<br />

Wer von uns könnte diesem Satz nicht aus vollem Herzen zustimmen. Er steht am Anfang des ersten<br />

Protokolls.<br />

Leider sah die Wirklichkeit in der Bonstetter Musikgesellschaft dann und wann ein wenig anders aus.<br />

Denn auch nach dem energischen Neubeginn zu Anfang des 20. Jahrhunderts begann es bald wieder zu<br />

hapern. Das ist weiter nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ein Musikverein Instrumente, einen<br />

Dirigenten, ein geeignetes Lokal und vor allen Dingen einen willigen und begabten Nachwuchs benötigt.<br />

Je kleiner ein Dorf und je kleiner die Zahl der Aktiven, umsomehr hangen Wohl und Weh eines Vereins<br />

vom Schicksal ab, von einem Zu— oder Wegzug und leider nicht zuletzt immer wieder von persönlichen<br />

Zwistigkeiten.<br />

Von Bedeutung ist deshalb viel weniger der oftmals wiederkehrende Prozess der Auflösung und des<br />

Neubeginns, als die ungewöhnliche Zähigkeit, mit welcher stets wieder von vorne begonnen wurde.<br />

Das älteste vorhandene Protokoll setzt mit dem Wiederanfang im Jahre 1901 ein.<br />

Wie ernst und umsichtig gestartet wurde, beweisen die Statuten, die auf den ersten Seiten des Protokolls<br />

aufgezeichnet sind.<br />

"Zweck der Gesellschaft"<br />

§ l "Die Musikgesellschaft setzt sich zum Zweck, durch fleissige Übung die Volksmusik zu heben und<br />

auszubilden und unter seinen Mitgliedern und in weiteren Kreisen Liebe zur Freiheit und Vaterland,<br />

Sinn für die Kunst und Freude an edler, heiterer Gesellschaft zu wecken und zu fördern".<br />

Dies ist wohl eine der schönsten Zweckbestimmungen, die ich je gelesen habe, eine Zweckbestimmung,<br />

die sich heute noch, oder heute erst recht wieder sehen lassen kann.<br />

In 23 Paragraphen wird die Organisation der Gesellschaft geradezu minutiös sorgfältig fixiert und<br />

entspricht in ihrem Gehalt erstaunlicherweise weitgehend unserem modernen Empfinden.<br />

Etwas überrascht stellt man fest, dass jede Woche zweimal geprobt wurde, je Dienstag und Freitag.<br />

Disziplin wurde gross geschrieben, jedenfalls auf dem Papier. So hatte man sich denn den Vorschriften<br />

und Weisungen des Kapellmeisters und des Vorstandes sofort und ohne Widerrede zu fügen. Mit dem<br />

Glockenschlag wurde Appell gemacht. Verspätetes Erscheinen wurde mit 20 Cts. und gänzliches<br />

Ausbleiben mit 50 Cts. bestraft.<br />

Sämtliche Aktivmitglieder hatten sich durch ihre eigenhändige Unterschrift zu verpflichten, getreu<br />

nach den Statuten zu leben.<br />

II. 2 Die vielseitige Musikgesellschaft Bonstetten ist im Knonaueramt und darüber hinaus sehr<br />

begehrt<br />

Am Anfang des 20. Jahrhunderts waren Musikgesellschaften im Knonaueramt Mangelware und deshalb<br />

sehr begehrt. So hatte beispielsweise die Musikgesellschaft Bonstetten am l. Januar 1901 gleichzeitig an<br />

zwei Orten zu spielen, bei einer Theateraufführung in Hedingen und im Tanzsaal zum Löwen in<br />

Bonstetten. Sie musste sich entsprechend aufteilen und erst noch Aushilfen aus Heferswil zuziehen.<br />

Natürlich liess sie sich nicht engagieren ohne eine entsprechende Gage. Für die Tanz— und Marschmusik<br />

an der Abendunterhaltung des Dramatischen Vereins Hedingen im Januar 1901, kassierte sie Fr. 30. —.<br />

Zum Teil wurden die Gagen auch an die Aktiven als Lohn ausbezahlt. In Bonstetten selber hielt die<br />

Musikgesellschaft die Preise niedriger und verlangte z.B. dem Dramatischen Verein bei seinen<br />

Aufführungen pro Abend nur Fr. 14. —.<br />

Wie eifrig die Musikanten von Bonstetten an der Arbeit waren, zeigt ein kleiner Ausschnitt aus ihrem<br />

Programm in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts:<br />

- Seite 7 -


1901 Fahnenweihe der Gesangsvereine von Hedingen<br />

Tanz in Uetikon, mehrere Male<br />

Tanz im Löwen, Unter—Albis<br />

Turnfest in Affoltern a/Albis<br />

Kirchweih in Hausen Bundesfeier in Bonstetten<br />

Kirchweih in Bonstetten um 05.00 Uhr auf der Rütihöhe<br />

Und so ging es in den folgenden Jahren weiter, wobei sich der Radius ihres Auftretens bis nach<br />

Zollikon und Baar ausweitete.<br />

Dazwischen kamen die eigenen Anlässe, wie z.B. Abendunterhaltungen und Platzkonzerte, nicht zu kurz.<br />

Auch Reisen gehörten dazu. Man fuhr mit ROSS und Wagen und selbstverständlich immer mit den<br />

Instrumenten, einmal auf die Felsenegg und ein andermal nach Männedorf.<br />

Mittlerweilen war die Gesellschaft noch im Jahre 1901 auf 10 Mann angewachsen, denn sie hatte durch<br />

einen Kavallerie-Trompeter Zuwachs erhalten.<br />

Die Musikgesellschaft Bonstetten war aber nicht nur auf Tanz—und Dorfplätzen oder in<br />

Theatersälen zu Hause, sondern auch in der Kirche. So gestaltete sie für den Silvesterabend 1904<br />

selbständig ein Programm, das so aussah:<br />

1. Gemeindegesang<br />

2. Bekränzte Tribüne<br />

3. Grosser Gott<br />

4. Harmonium<br />

5. Klänge aus dem Volksleben<br />

6. Gemeindegesang<br />

7. Ansprache von Dekan Egli<br />

8. Vaterland ruht in Gotteshand<br />

9. Harmonium<br />

10. Regina<br />

11. Gemeindegesang<br />

Beim Pfarreinsatz von Pfarrer Betulius im folgenden Jahr war die Musikgesellschaft dann allerdings aus<br />

gewissen Gründen nur beim Umzug dabei. Eine gemeinsame Uniform gab es noch nicht. Das<br />

Kennzeichen der Zusammengehörigkeit war eine Mütze, die bei öffentlichen Auftritten von allen<br />

getragen werden musste. Als sich einmal einer weigerte, die Mütze aufzusetzen, wurde er prompt mit 30<br />

Cts. gebüsst.<br />

- Seite 8 -


3. TEIL DIE GROSSE KRISE 1906 - 1922<br />

III. l Aus der Gesellschaft wird ein Verein und mit diesem geht es bergab<br />

Liest man die Protokolle der Jahre 1901 bis 1905, steht man unter dem Eindruck, die Musikgesellschaft<br />

Bonstetten befinde sich in blendender Verfassung. Noch 1905 wird der Name geändert und aus der<br />

Gesellschaft stillschweigend ein Verein gemacht, sodass der Name fortan Musikverein Bonstetten<br />

lautet.<br />

Völlig unvorbereitet wird man im Protokoll dann aber mit folgenden schockierenden Worten<br />

konfrontiert:<br />

"Versammlung, den 12. Januar 1906, Auflösung des Musikvereins Bonstetten.<br />

3. Unser Verein ist von sechs auf vier Mitglieder zusammengeschmolzen. Da nun die zwei, laut<br />

Protokoll ausgetretenen Mitglieder den Verein ohne triftigen Grund verlassen haben, und Zuwachs<br />

vorderhand nicht zu erwarten ist, und die vier Mitglieder keinen richtigen Musikverein mehr bilden<br />

können, so wurde das Vereinsvermögen bis auf die Musikalien reduziert. Der Verein verpflichtet<br />

sich, die Musikalien einem früher oder später in der Gemeinde Bonstetten konstituierten<br />

Musikverein nach Übereinkunft abzugeben.<br />

Femer kam zum Beschluss, die Musikalien einer amtlichen Person in Verwahrung zu geben. Obige<br />

Person hat das Recht, die ihr anvertrauten Musikalien herauszugeben, insofern die vier<br />

untenstehenden Unterschriften auf einem Gutschein vorgewiesen werden.<br />

Für die Richtigkeit des Protokolls<br />

Der Aktuar: Konrad Nievergelt<br />

Der Präsident: Theodor Hedinger"<br />

Dabei bleibt es bis 1909.<br />

Am 28. März 1909 konstituierte sich der Verein ein weiteres Mal mit acht Mann.<br />

Aber es wollte nicht mehr klappen. Der Präsident kam schon nach wenigen Wochen nicht mehr zur Probe<br />

und der Aktuar fand keine Zeit mehr.<br />

Ganz ausgeblasen wurde dem Musikverein das Lebenslichtlein zwar nicht. Es flakkerte noch weiter in<br />

Form eines freiwilligen Vereins. Am 14. Juli 1912 waren noch fünf Freiwillige mit von der Partie,<br />

nämlich Jean Illi, Fritz Illi, Heinrich Illi, Adolf Aeberli und Konrad Nievergelt.<br />

Aber Protokolle wurden keine geführt, sodass man aus dieser Zeit nichts Zuverlässiges mehr weiss.<br />

Erst 1922 lesen wir wieder in einem Protokoll über diese Zeit:<br />

"Seit dem Zerfall des im Jahre 1909 gegründeten Musikvereins bestand hier nur noch eine<br />

Musikgesellschaft, die hie und da auf gewissen Anlässen zusammentrat, um die Dorfbevölkerung durch<br />

einige Vorträge zu erfreuen, so war es bis zum Jahre 1922".<br />

Wie sich die Zeiten ändern können. Damals florierten die Chöre, der Männerchor, der Gemischten Chor<br />

und der Töchterchor sowie der Dramaturgische Verein, während sich die Musik knapp über Wasser<br />

halten konnte. Heute sind die Chöre bei uns fast alle verschwunden und vom Dramaturgischen Verein ist<br />

längstens nicht mehr die Rede. Aber der Musikverein führt ein stolzes Dasein.<br />

- Seite 9 -


4. TEIL EIN NEUER ANLAUF 1922 - 1927<br />

IV. l Am Samstag, 5. August 1922 wird der Musikverein Bonstetten ein weiteres Mal neu<br />

gegründet<br />

Die vier bis fünf freiwilligen Musikanten, die bei besonderen Dorfanlässen auch in den Zwischenjahren,<br />

also 1909 bis 1921, in denen es keinen eigentlichen Verein gab, aufspielten, waren wohl alles ältere<br />

Semester, denn erstmals 1922 ist im Protokoll die Rede von jüngeren Musikanten, "welche das Spielen<br />

frisch erlernt hatten ". Die alte und junge Garde begannen sich nun zu mischen und traten so gemeinsam<br />

am 1.8.1922 vor die Öffentlichkeit.<br />

Man fühlte sich jetzt wieder in der Lage, einen festen Verein zu gründen, griff auf die Statuten von 1901<br />

zurück und berief auf Samstag, 5.8.1922, auf 21.00 Uhr eine Gründungsversammlung ein.<br />

Neuer Präsident wurde Erhard Illi, der sich heute noch, im Jahre des Jubiläums, bester Gesundheit<br />

erfreut. Als monatlichen Beitrag waren von den Aktiven 50 Rappen zu entrichten und "für die<br />

Zuspätkommenden wurde eine Busse festgesetzt, wie folgt: mit Glockenschlag 20 Rappen, eine<br />

Viertelstunde später 30 Rappen, und bei Nichterscheinen 60 Rappen ".<br />

Wer die acht Musikanten dirigierte, steht nirgends im Protokoll. Dagegen sind die Namen der Aktiven<br />

überliefert: Erhard Illi, Albert Eisenegger, Otto Nievergelt, Hans Bernhard, Adolf Näf, Heinrich Frech,<br />

Ernst Scherbli und Edwin Toggweiler.<br />

Geprobt wurde anfänglich meistens am Mittwoch. Bald aber dann am Dienstag und für Marschübungen<br />

nahm man den Sonntagmorgen in Anspruch. Wenn es aber nicht anders ging, verlegte man die Übungen<br />

ausnahmsweise auch auf den Sonntagabend.<br />

Wie ernst man in diesem Gründungsjahr die durch die strengen Statuten auferlegten Pflichten nahm, wird<br />

durch verschiedene Ausschlüsse belegt.<br />

Wie in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde auch in den Zwanzigerjahren weiter<br />

musiziert bei Theateraufführungen, in der Kirche und auf Plätzen, bei Anlässen der Dorrvereine<br />

und in eigener Sache wurden Waldfeste und weiterhin auch Abendunterhaltungen durchgeführt.<br />

Gefordert wurden:<br />

"für Unterhaltungsmusik Fr. 30. —<br />

für Unterhaltungs- und Tanzmusik Fr. 65. - ".<br />

Allerdings fällt auf, dass sich sämtliche Aktivitäten nun fast ausschliesslich auf Bonstetten beschränken.<br />

Über die Instrumentierung vernimmt man vorläufig nicht viel, ausser dass sich Adolf Näf dafür hingab,<br />

Bügel zu erlernen. Das Inventar wird in diesen Jahren insofern erweitert, als man sich dazu entschliesst,<br />

"Musikböcklein " zu kaufen, womit wohl Notenständer gemeint sein dürften.<br />

In neuer Einigkeit machte man sich auch wieder auf gemeinsame Reisen, nicht mehr mit dem Fuhrwerk,<br />

sondern per Bahn auf die Rigi.<br />

Allzu rosig ist es indessen auch in dieser Zeit der Renaissance um den Mannschaftsbestand des neuen<br />

Musikvereins nicht bestellt. An der Generalversammlung vom 23. April 1923 zählte man nämlich<br />

lediglich sechs Anwesende.<br />

- Seite 10 -


von links nach rechts, hintere Reihe, mittlere und vordere Reihe:<br />

1. Besier Karl<br />

2. Besier Anna<br />

3. Hasler Josef<br />

4. König Eugen<br />

5. unbekannter Knabe<br />

6. Toggweiler Ernst, Hofwies<br />

7. Baumann Hans<br />

- Seite 11 -<br />

8. Frech Heinrich, Rüti<br />

9. Näf Adolf<br />

10. Eisenegger Albert<br />

11. Toggweiler Edwin<br />

12. Illi Erhard<br />

13. Scherble Ernst


IV. 2 Von der vielseitigen Bedeutung des Musikvereins für das Bonstetter Dorfleben<br />

Schon von allem Anfang an wird klar, dass der Musikverein das Bonstetter Dorfleben belebte und<br />

bereicherte.<br />

Unbekümmert, ob zehn, sechs oder sogar nur vier Mann zur Verfügung standen, wurde öffentlich<br />

aufgespielt, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot.<br />

Sie waren von erstaunlicher Vielseitigkeit, die Bonstetter Musikanten, wenn man bedenkt, dass sie<br />

am Silvester in der Kirche, am ersten August auf dem Dorfplatz, bei Theateraufführungen in einem Saal,<br />

anzutreten und je nachdem einen Choral, Schottisch, Marsch, Polka oder Walzer zu spielen hatten.<br />

Fürwahr ein äusserst vielseitiges Repertoire !<br />

Seit jeher war es Tradition, dass der Musikverein die kranzgeschmückten Dorfvereine, damals die<br />

Turner, Feldschlitzen und Gesangsvereine bei ihrer Rückkehr von grossen Festen abholte.<br />

Überhaupt bestand ein gutes Einvernehmen zwischen den Vereinen. So wurde z.B. am 13. Oktober 1923<br />

erstmals beschlossen, zusammen mit dem Turnverein eine Abendunterhaltung durchzuführen.<br />

Organisierte der Männerchor seinerseits ein Waldfest, durfte der Musikverein ebensowenig fehlen, wie<br />

an einer Dorfhochzeit.<br />

Mit einem Wort:<br />

Kein Anlass von Bedeutung für das Dorf und kein Fest im Dorf, ohne den Musikverein. Es ist<br />

deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Musikverein wenig Mühe hatte, Passivmitglieder zu werben.<br />

Und so ist es bis heute — zum Glück — geblieben. Denn, was ohne Musik stimmungslos und trocken<br />

bleibt, oder gar trostlos wird, kann durch die Musik beseelt werden. Sie hat eben die Fähigkeit, Stimmungen<br />

jeglicher Art, traurige und fröhliche, erhabene und mitreissende, in den Herzen der Menschen<br />

auszulösen.<br />

Erstaunlicherweise fanden die Musikanten aber auch genügend Zeit, um an sich selber zu arbeiten und<br />

sich auf ein Grossereignis hin vorzubereiten, nämlich auf ein Bezirks-Musikwettspiel, an dem sie am 5.<br />

Oktober 1924, erstmals teilnahmen. Darüber wird im Protokoll folgendes berichtet:<br />

"Musikwettspiel, der 5. Oktober 1924"<br />

"Sammlung um l Uhr mittags beim Schulhaus und Abmarsch. Mit den Klängen eines rassigen Marsches<br />

kamen wir nach Affoltern, wo wir nicht mehr lange warten mussten, sondern sofort wurden wir gerufen,<br />

zur Konkurrenz anzutreten. Da überkam jeden ein wenig ein kaltes Frösteln, darum wurde der Eingang<br />

ein wenig zaghaft gespielt, nachher jedoch wieder besser. Als wir beendet hatten, konnten wir uns eines<br />

stürmischen Beifalles des Publikums erfreuen. Endlich kam die Preisverteilung, wo wir uns mit einem<br />

Kranze beschmücken konnten. Nachher tranken wir noch eins und dann gings der Heimat zu, wo alle<br />

Ortsvereine auf uns warteten. "<br />

IV. 3 Wo fanden die Proben statt ?<br />

Zwar wird über die Bussen recht viel berichtet, auch über die Übungszeiten, nicht aber über den Ort der<br />

Proben.<br />

Erst im Jahre 1926, also im Jahr der Fahnenweihe des Feldschützenvereins Bonstetten, wird ein<br />

Vereinslokal erwähnt, das sich sehr wahrscheinlich im Löwensaal befunden haben wird. Damals nämlich,<br />

in den Zwanzigerjahren, stand zwischen der heutigen Heimburg und dem Gasthaus Löwen anstelle des<br />

jetzigen Mehrfamilienhauses eine riesige Scheune mit einem Saaleinbau, dem eigentlichen Dorfsaal, wo<br />

sich alle Tanzanlässe, Theateraufführungen und unter anderem auch die Absenden der Feldschützen<br />

abspielten.<br />

- Seite 12 -


Was da alles geboten wurde durch den Musikverein an einer Abendunterhaltung desselben, zeigt die<br />

Abbildung eines Programmes aus dem Jahre 1927:<br />

In dieser Zeit gingen Verhandlungen zwischen dem Musikverein und verschiedenen Behörden in<br />

Bonstetten für den Musikverein negativ aus. Zuerst verweigerte der Gemeinderat dem Musikverein ein<br />

Zimmer im Schulhaus zum Proben, und fast gleichzeitig hatte der Gemeinderat auch kein Musikgehör für<br />

das Gesuch des Musikvereins, um einen jährlichen Beitrag von Fr. <strong>100</strong>. —.<br />

Nicht besser erging es den Musikanten mit der Schulpflege, die sich ebenfalls weigerte, eine jährliche<br />

Subvention in der Höhe von Fr. 150. — zu entrichten.<br />

- Seite 13 -<br />

Nach einigem Hin und Her erhielt der<br />

Musikverein von der politischen Gemeinde Fr. 50. - pro Jahr unter der Voraussetzung, dass<br />

mindestens 10 Aktivmitglieder vorhanden seien. Das wurde nur knapp geschafft, denn unversehens<br />

gaben Edwin Toggweiler und der Präsident den Austritt aus dem Verein und zwei weitere Mitglieder<br />

wollten nachdoppeln, was zu der Bemerkung im Protokoll führte:<br />

"Auch sind noch zwei weitere Musikanten in der Meinung, die Entlassung dem Verein einzureichen,<br />

sodass wir in eine kritische Lage kommen ".<br />

Übrigens gab es dann 1927 einen weiteren Dorfsaal im Restaurant zum Bahnhof in Bonstetten. Dort<br />

wurde zwar nie geprobt, ausser vor Aufführungen, aber die Anlässe wurden nun vom Dorf in die Station<br />

verlegt.


5. TEIL DIE KONSOLIDIERUNG 1927 – 1938<br />

V. l Die Eingliederung in den Kantonalen Verband 1927<br />

Noch im Jahre 1927 wird der Musikverein Bonstetten Mitglied des Kantonalen Musikverbandes.<br />

Albert Eisenegger hatte die Ehre, Bonstetten als erster Delegierter im folgenden Jahr zu vertreten. Aus<br />

seinem Bericht zitieren wir:<br />

"Der Zürcher Kantonale Musikverband beging am Sonntag, den 18. März 1928, vormittags 11 Uhr, in<br />

der Krone Elgg, in Anwesenheit von 105 Delegierten aus 60 Sektionen, das 50-jährige Jubiläum seines<br />

Bestehens. Die kantonale Jahresrechnung pro 1927 wurde genehmigt, bestens verdankt und<br />

abgenommen, mit einem Vorschlag von Fr. 423.75. Der Jahresbeitrag wurde auf Fr. l. - pro Mitglied<br />

beibehalten.<br />

Der Verband beschloss die Einführung eines für alle Aktiv-Mitglieder obligatorischen Musikpasses, der<br />

zum Preis von 60 Rappen erhältlich ist und die Abhaltung einer außerordentlichen<br />

Delegiertenversammlung im Mai, zur Beratung neuer Statuten. Der Verband zählt 65 Sektionen mit ca. 2<br />

000 Mitgliedern...".<br />

An der ausserordentlichen Generalversammlung des Kantonalen Musikverbandes vom 24. Juni 1928<br />

wurde dann unter anderem auch Mettmenstetten in den Kantonalen Musikverband aufgenommen.<br />

Um die Verbundenheit mit der überregionalen Musikantenfamilie zu fördern, wurden 1928 zehn<br />

Exemplare der Musikzeitung abonniert, d.h. pro Mitglied ein Exemplar. Sie kostete im Jahr Fr. 3.50,<br />

wovon jedes Mitglied Fr. 2. — zu bezahlen und die Vereinskasse je Fr. l .50 zu übernehmen hatte.<br />

Ab 1930 kommt auch der Eidgenössische Verband mit ins Spiel, dem nun jährlich 30 Rappen vom<br />

Beitrag an den Kantonalen Musikverband zuflossen.<br />

V. 2 Wettswiler helfen bei der Konsolidierung entscheidend mit<br />

Bonstetten und Wettswil, die beiden in der gleichen Mulde angesiedelten Dörfer mit ihrem gemeinsamen<br />

Bahnhof, der damals noch weitab von den Häusern lag, rührten in den Zwanzigerjahren noch das<br />

friedliche Leben einer alteingesessenen Bauernschaft. Es war noch die Zeit der Wald- und Wiesenfeste,<br />

die Zeit der Zuckerstöcke und der Glücksräder, die Zeit der Pferde und Kühe, kurz: noch die maschinen-<br />

und fernsehlose Zeit.<br />

Und in dieser Zeit blieben Alt und Jung noch Stunden der Musse. Schon 1926 taucht in den Protokollen<br />

eine Bemerkung über junge Musikschüler in Wettswil auf. Gefördert wurde diese Entwicklung durch die<br />

vielen Platzkonzerte, die der Musikverein Bonstetten in Wettswil gab. Sie trugen ihre Früchte, denn<br />

bereits 1928 spielten Angelo Campellini und Willi Theiler von Wettswil aktiv in Bonstetten mit und 1929<br />

folgten aus Wettswil Walter Weilemann, Anton Huber und Emil Schmidlin.<br />

Ein Foto vom 5. Mai 1929 zeigt einen Verein mit 17 Aktivmitgliedern aus Bonstetten und Wettswil.<br />

5.Mai 1929<br />

- Seite 14 -


V. 3 Höhen— und Tiefenflüge im Schatten der Wirtschaftskrise der dreissiger Jahre<br />

Mittlerweile war die Zahl der Aktivmitglieder im Jahre 1930 auf die stattliche Zahl von 18<br />

angewachsen. Dieser Auftrieb gab den nötigen Schwung zum Beschluss, zum ersten Mal an einem<br />

Eidgenössischen Musikfest teilzunehmen. Aber schon ein Jahr später, 1931, sank der Mut wieder, und<br />

man verzichtete auf die Anmeldung.<br />

Aber geübt wurde trotzdem und zwar wacker. So kam man 1931 auf nicht weniger als 77 Proben, 10<br />

Platzkonzerte und verschiedene Unterhaltungs- und Tanzanlässe. Diese stolzen Zahlen dürfen aber nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass es mit der Disziplin bös haperte. Die Proben wurden so schlecht besucht,<br />

dass sich der Vorstand 1931 veranlasst sah, die Disziplinarmassnahmen zu verschärfen und folgenden<br />

Beschluss in den Statuten zu verankern:<br />

"Die Aktivmitglieder sind verpflichtet, allen Proben und Aufführungen mit gewissenhafter Pünktlichkeit<br />

beizuwohnen und sich den Weisungen des Dirigenten und des Vorstandes ohne Widerrede zu fügen. Zur<br />

festgelegten Zeit wird verlesen, verspätetes Erscheinen wird mit 50 Rappen, nach 15 Minuten mit Fr. l. -,<br />

gänzliches Ausbleiben mit Fr. 2. — Busse bestraft. Entschuldigungen sind jeweils an der nächsten Probe<br />

schriftlich mitzubringen und dem Präsidenten vorzulegen ".<br />

Dieser Beschluss musste von allen Aktivmitgliedern persönlich unterschrieben werden, was folgende 16<br />

Unterschriften ergab:<br />

Adolf Näf, Albert Eisenegger, Heinrich Frech, Willi Erler, Heinrich Huber, Ernst Duppenthaler, Josef<br />

Birrer, Erhard Illi, Traugott Eisenegger, Walter Gfeller, Georg Eisenegger, Ulrich Glättli, Johann<br />

Fallegger, Jakob Eichenberger, Ernst Spillmann, Robert Crot.<br />

Ohne Angabe von Gründen fehlen die Unterschriften von Jakob Juon, Anton Müller, Arthur Bolli und<br />

Adolf Illi.<br />

Man begnügte sich aber nicht nur mit Bussen, sondern griff noch viel radikaler durch, indem man<br />

undisziplinierte Aktivmitglieder kurz und bündig aus dem Verein ausschloss, sozusagen ohne<br />

Rücksicht auf Verluste. So geschehen im Jahre 1929 mit drei und 1930 mit weiteren Ausschlüssen. Dabei<br />

fielen jeweils die Fr. 10. -, die als Depositum für die Materialien beim Eintritt geleistet werden mussten,<br />

wieder in die Vereinskasse zurück.<br />

Die Vereinskasse bildete übrigens ein Kapitel für sich. Obwohl ab 1930 monatlich Fr. 2. — von einem<br />

jeden Aktivmitglied einbezahlt werden mussten, war in der Kasse immer Ebbe. Um dieser Schwindsucht<br />

wenigstens notdürftig abzuhelfen, sah man sich gezwungen, immer wieder öffentlich zu musizieren. Man<br />

spielte in Affoltern, in Ami, im Aeugsterthal, in Ringlikon und natürlich auch in Bonstetten und<br />

Wettswil. Das wiederum hatte den Vorteil, dass junge Leute Freude am Musizieren bekamen und sich<br />

dem Musikverein anschlossen. Allein 1930 gab es auf diese Weise 5 Neueintritte.<br />

Zu einem besonderen Ereignis wurde der Auftritt des Musikvereins Bonstetten beim Bezirks-Musikfest<br />

in Ottenbach am 12. Juli 1931.<br />

"Geschmückt mit einem Freundschaftskranz kehrte der Verein erst am späten Abend zurück und wurde<br />

vom Turnverein und vom Töchterchor Bonstetten in Hedingen abgeholt und heimbegleitet".<br />

Das Jahr 1932 begann sehr vielversprechend mit einer Abendunterhaltung, über die im Anzeiger<br />

folgender, kritischer Bericht zu lesen war:<br />

"Vor vollbesetztem Saal fand am Samstag, 16.1.1932 die Abendunterhaltung des Musikvereins statt. Das<br />

reichhaltige Programm wurde durch einen flotten Marsch eröffnet. Schon beim ersten Vortrag wurde mit<br />

Freude konstatiert, dass unsere Musiker im letzten Jahr grosse Fortschritte gemacht haben. Alle<br />

Vorträge zeugten dafür, dass der Dirigent, J. Willi, aus Steinhausen, mit Erfolg bestrebt ist, seine<br />

Musiker rhythmisch und dynamisch zu bilden.<br />

Der Walzer und die beiden Märsche wurden gut gespielt. Beim Vortrag "In die Feme", setzten im<br />

Mittelstück die Trompeter zu früh ein. Ebenso tönten nach meiner Ansicht die Posaunen zu stark. Bei der<br />

"Mignon-Ouverture" hatten die Klarinetten-Stimmen keinen freien und klaren Ton. Diese Fehler treten<br />

aber in den Hintergrund, wenn man die Gesamtleistung ins Auge fasst. Im Grossen und Ganzen haben<br />

sich die Musiker recht tapfer gehalten. Dem Dirigenten, Herrn Willi, gebührt ein besonderes Lob. Er hat<br />

es verstanden, den Verein innert kurzer Zeit in die Höhe zu bringen. Für seine opfervolle Arbeit sei ihm<br />

an dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen. Möge es ihm gelingen, den Verein in diesem Jahr wiederum<br />

vorwärts und aufwärts zu bringen.<br />

Zwischen den Musikvorträgen waren drei Theaterstücke eingeflochten. Die Spieler waren meist junge<br />

Leute, die zum ersten Mal auf einer Bühne auftraten. Aber ich muss gestehen, sie haben ihre Aufgabe<br />

über Erwarten gut gelöst. Das ganze Programm wickelte sich flott und ohne grosse Pausen ab, Sodass<br />

für die gemütliche Unterhaltung noch einige Stunden übrig blieben. Möge der Erfolg, den die Musiker<br />

- Seite 15 -


mit ihrer Aufführung gehabt haben, sie ermuntern, treu zur Sache zu halten. Dem Vereinsschiffchen<br />

leuchte auch dieses Jahr ein günstiger Stern, zur Freude seiner Mitglieder und zur Ehre der Gemeinde ".<br />

Und gegen Ende 1932 holte sich der Musikverein Bonstetten noch einmal öffentliches Lob mit<br />

seinem Kirchenkonzert, über das der Anzeiger folgendes Eingesandt brachte:<br />

"Das Kirchenkonzert vom letzten Sonntag hat uns mit der Durchführung seines gediegenen Programms<br />

zu innigstem Dank verpflichtet. Das temperamentvolle und taktsichere Musizieren unter der tüchtigen<br />

Leitung von Herrn DirektorJ. Willi, gab Zeugnis guter Schulung und sicherem Könnens. Überrascht<br />

waren wir von der warmen und ausdrucksvollen Art, mit welcher unsere altbekannten und lieben Kirchenlieder<br />

wiedergegeben wurden.<br />

Welch erhabener Augenblick, als die ca. 120 Anwesenden das "Harre des Herrn" mitsingen durften. Der<br />

von tiefer Ergriffenheit erfüllte Gesang wirkte, als ob in dieser wirtschaftlich so schwer<br />

darniederliegenden Zeit ganz besonders gelte:<br />

Ein neuer Frühling folgt dem Winter nach und halte fest !<br />

Zwischen jedem Vortrag gab uns Herr Pfarrer Blocher in freundlicher Weise Aufschluss über das<br />

Entstehen eines jeden Stückes, was zur verständnisvollen Würdigung wesentlich beitrug.<br />

Mächtig und ergreifend tönte zum Schluss "Ehre sei Gott in der Höhe" und löste, vereint mit den anderen<br />

Leistungen, wohl in jedem Besucher die Überzeugung aus:<br />

es war ein köstlicher, genussreicher Abend !<br />

Mögen sich solche Darbietungen wiederholen, und ganz gewiss werden sie zahlreiche und dankbare<br />

Hörer finden ".<br />

V. 4 Ein guter Dirigent ist Glückssache<br />

Wie ein Verein in der Regel mit seinem Präsidenten steht und fällt, so steht und fällt ein Musikverein mit<br />

seinem Dirigenten. Je kleiner ein Musikverein, umso schwieriger ist es, einen reputierten Dirigenten zu<br />

bekommen, und je magerer die Kasse, um so aussichtsloser ist das Unterfangen, einen Topstar engagieren<br />

zu können. Es braucht in jedem Fall von beiden Seiten viel Idealismus.<br />

Wer im Anhang die Chronologie der Kapellmeister durchsieht, wird unschwer feststellen, dass in den<br />

ersten Jahrzehnten ein reger Wechsel stattgefunden hat, was ja bekanntlich auch nicht dazu beiträgt,<br />

den Standard zu heben. Ursprünglich und später auch zwischendurch wurde der Dirigent im Musikverein<br />

Bonstetten notgedrungen behelfsmässig aus den eigenen Reihen bestellt.<br />

Mit Friedrich Küenzli begann dann 1924 der Reigen der auswärtigen Dirigenten, die für Fr. 4. - pro Probe<br />

den Stab schwangen. Aber die Vorstellung Küenzlis war von kurzer Dauer. Fritz Küenzli aus Affoltern<br />

musste "nach schweren Enttäuschungen" schon bald wieder entlassen werden. Welcher Art die<br />

Enttäuschungen waren, wird nicht gesagt.<br />

Dagegen war dann Josef Willi aus Steinhausen ein Volltreffer. Unter seiner "energischen und<br />

zielbewussten Leitung"' wurde ein vollständig neues Programm einstudiert. Wo in der Folge auch immer<br />

die Rede auf ihn kommt, ist man des Lobes voll. Die 13 Jahre, 1931 - 1944, seiner Arbeit mit dem<br />

Musikverein Bonstetten, wurden von allen Seiten uneingeschränkt anerkannt.<br />

Er führte Einzelproben ein, meldete den Verein bei den Zünften zum Sechseläuten an, spielte 1932 gross<br />

auf bei der Uniformweihe des Musikvereins Birmensdorf, konnte aber 1933 eine Beteiligung des<br />

Musikvereins Bonstetten am Kantonalen Musiktag noch nicht verantworten, übernahm dafür aber 1935<br />

zum erstenmal in Bonstetten den Bezirksmusiktag, der dazu erst noch mit einem Reingewinn von Fr.<br />

600. — abschloss.<br />

Wegen verschiedener Wegzüge wurde die Holzbesetzung vorübergehend so schwach, dass "die<br />

Harmonie in eine Blechmusik umgewandelt werden musste ". Aber mit 19 Aktivmitgliedern wurde 1935<br />

doch zahlenmässig der bisherige Höchststand erreicht. Und schon im folgenden Jahr folgten 9 weitere<br />

Eintritte.<br />

Am 9. Mai 1937 kam für Josef Willi der grosse Auftritt und mit ihm natürlich auch für den ganzen<br />

Verein bei der ersten Teilnahme an einem Kantonalen Musiktag. Und wie gut sie abschnitten !<br />

Zusammen mit Weiningen und Grüningen eroberten sie in der 4. Kategorie den ersten Rang, was mit<br />

einem Lorbeer mit Gold gekrönt wurde. Klar, dass sie von sämtlichen Vereinen am Bahnhof abgeholt<br />

wurden und beschlossen, das Foto als denkwürdige Erinnerung einrahmen zu lassen.<br />

- Seite 16 -


Der Erfolg am Kantonalen Musiktag wurde erzielt mit der "Frühlings-phantasie von Springer" und im<br />

Marschmusikwettbewerb mit dem "Radiomarsch von Friedmann", wobei speziell der Rhythmus, die<br />

Dynamik und Reinheit, die militärische Haltung und Ausrichtung, sowie das Tempo und die Schrittlänge<br />

bewertet wurden.<br />

Unter dem Dirigentenstab von Josef Willi wurde der Musikverein Bonstetten in den durch die<br />

Gemeindeanlässe, die Bezirksfeste und Kantonalen Musiktage festgelegten Rhythmus eingewöhnt, der<br />

höchstens einmal durch ein Naturereignis, wie zum Beispiel die Maul— und Klauenseuche von 1938<br />

unterbrochen wurde.<br />

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6. TEIL MOBILMACHUNG UND VERDUNKELUNG 1939 - 1945<br />

VI. l Im Schatten des 2. Weltkrieges<br />

Noch am Anfang des Jahres 1939 sah die Welt für den Musikverein rosig aus. Man war stolz auf den<br />

Bestand von 17 Mitgliedern, mit Namen :<br />

E. Toggweiler, E. Illi, R. Roth, W. Hirschbühl, J. Eichenberger, M. Eisenegger, A. Eisenegger, A. Näf, G.<br />

Eisenegger, E. Spillmann, A. Bereuter, W. Frech, H. Frech, H. Strickler, Erhard Spillmann, 0. Hirschbühl<br />

und E. Rüegg.<br />

Am 4. Februar 1939 wurde Walter Frech offiziell als Mitglied in den Musikverein aufgenommen. Es ist<br />

anzunehmen, dass er vorher schon mitgespielt hat, Sodass er heute, im Jahre <strong>1988</strong>, als immer noch<br />

aktiver Paukist, sein 50—jähriges Jubiläum feiern kann, wozu wir ihm herzlich gratulieren.<br />

Im Mai 1939 konnte in Hausen am Albis noch der Musiktag des Bezirks Affoltern durchgeführt werden.<br />

Dann aber wird es rasch still und stiller um den Musikverein. Im Herbst erfolgte die Mobilmachung<br />

und die Musikproben mussten ausfallen. Um wenigstens an Weihnachten und Silvester auftreten zu<br />

können, wenn auch nur im kleinen und bescheidenen Rahmen, mussten einige Anfänger, die durch<br />

Erhard Illi etwas geschult worden waren, erstmals spielen.<br />

Die guten Erfahrungen mit diesen Anfängern führten zu der Anregung des Dirigenten, J. Willi, einen<br />

Kurs für die jungen Musiker durchzuführen. Diese Anregung fand den Beifall des Vorstandes.<br />

Allerdings mussten die Kosten von den Anfängern selber übernommen werden.<br />

Ein ganz besonderes Verdienst um die Ausbildung der Anfänger erwarb sich übrigens während<br />

vieler Jahre Erhard Illi, was in den Protokollen des öfteren sehr positive Erwähnung findet.<br />

Aber der zweite Weltkrieg warf seine Schatten in vielerlei Gestalt störend auf das Vereinsleben. Nebst<br />

dem Ausfall der Proben wegen der Mobilmachung gab es auch sonst noch verschiedene Anpassungen im<br />

Zusammenhang mit den kriegsbedingten Veränderungen im Dorfe.<br />

Einmal, als der Musikverein nach der Silvesterfeier 1940 vor dem Gasthaus zum Löwen noch einige<br />

Märsche spielen wollte, wurde plötzlich verdunkelt, und der Marsch "Frohe Fahrt" musste vorzeitig<br />

abgebrochen werden.<br />

VI. 2 Die Aera Willi geht zu Ende<br />

1941 feierte die Eidgenossenschaft ihr 650-jähriges Bestehen. Im gleichen Jahr konnte in Bonstetten der<br />

Turnverein ein Jubiläum begehen, und im Musikverein gedachte man der 10-jährigen Tätigkeit des<br />

Dirigenten, Josef Willi.<br />

Im Musikverein gab es allerdings weder grosse Worte noch Festlichkeiten und auch keine Geschenke. In<br />

einfachen Worten ist im Protokoll folgendes festgehalten:<br />

"Der Präsident erwähnt, dass mit heutigem Datum, 16.3.1941, Herr Willi unseren Verein schon 10 Jahre<br />

dirigiert. Unter seiner straffen Leitung hat sich der Verein auf eine bessere Stufe hinaufgearbeitet und<br />

konnte als bisher grössten Erfolg vom Kantonalen Musikfest 1937 in Oerlikon mit Goldlorbeer<br />

zurückkehren ".<br />

Im Jahre 1944 ging dann die für den Verein so positive Aera Willi zu Ende, und es folgten wieder<br />

Zeiten mit Dirigenten von kurzer Lebensdauer.<br />

Der Abschied von Herrn Willi fiel recht nüchtern aus:<br />

"Der Austritt unseres langjährigen Dirigenten, Herrn Willi aus Steinhausen, kam etwas unerwartet, und<br />

wir hofften immer noch, ihn umstimmen zu können. Doch da er in Steinhausen in die Behörde gewählt<br />

wurde, hat er keine Zeit mehr, noch auswärtige Vereine zu leiten und hat auch im Sinn, den Musikverein<br />

Walchwil aufzugeben. Er verspricht uns jedoch, wenn wir nicht bald einen neuen Dirigenten finden, den<br />

Verein für das Nötigste noch zu leiten und hofft, dass wir die Proben bei einem neuen Dirigenten noch<br />

pünktlicher besuchen werden, ansonsten wir nicht auf eine höhere Stufe kommen werden.<br />

Der Präsident verdankt Herrn Willi seine vieljährige, gründliche Arbeit, die er zum Nutzen und Gedeihen<br />

des Vereins geleistet hat".<br />

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7. TEIL DER <strong>MUSIKVEREIN</strong> SCHMÜCKT SICH MIT NEUEN UNIFORMEN UND<br />

EINER FAHNE l 946 - 1957<br />

VII. l Mit neuem Schwung in die Nachkriegsjahre<br />

Der Krieg war vorbei, und das Leben konnte wieder seinen normalen Lauf nehmen.<br />

An der Generalversammlung des Musikvereins vom 26.1.1946 wurde das Inventar auf Fr. 500. -<br />

herabgesetzt, um dasselbe nicht versteuern zu müssen, und gleichzeitig konnten Fr. 7 200. — einkassiert<br />

werden, die dem Verein vom verstorbenen J. Reichling vermacht wurden.<br />

An der Fasnacht veranstaltete der Verein mit grossem Erfolg einen Maskenball mit Prämierung, im<br />

Sommer folgte ein Wiesenfest und im August fuhr man unter der Leitung des Vizedirigenten, Edwin<br />

Sigrist, an den Bezirksmusiktag nach Birmensdorf, wo man mit Affoltern, Mettmenstetten, Obfelden,<br />

Ottenbach und Stallikon um die Wette musizierte.<br />

Eine Reisekasse wurde gegründet, und nach langen Jahren konnte der Musikverein wieder einmal auf<br />

Reisen gehen. Am frühen Morgen des 8. September 1946 wurde mit Traktor und Pneuwagen Richtung<br />

Islisberg gestartet, "wobei sich dann die Islisberger als ziemlich freigebige und gesellige Leute<br />

entpuppten ". Über Aesch und Birmensdorf fuhr man nach Landikon, "wo es neben Kaffee und Most,<br />

Nüsse, Brot und Käse gab. Erst ziemlich nach Mitternacht ging es dann endlich heimzu ".<br />

Als Quittung für die Fahrt mit den Musikanten auf dem Pneuwagen, erhielt "unser Kamerad Ernst Illi<br />

eine Busse von Fr. 12.80, die dann aus der Vereinskasse berappt wurde".<br />

Ende 1946 verlangte Erhard Illi sein B—Horn zurück, das er von seinem Bruder Heinrich gekauft habe.<br />

"Der Vorstand war jedoch anderer Meinung und behauptete, das B-Hom gehöre dem Verein." Die<br />

Meinungsverschiedenheiten konnten erst beigelegt werden, als sich der frühere Dirigent, J. Willi, für<br />

Erhard Illi einsetzte. Unabhängig davon wurde dann Josef Willi zwei Jahre nach seinem Rücktritt als<br />

Dirigent, doch noch geehrt, indem man ihm die Ehrenmitgliedschaft in Form einer Plakette überreichte.<br />

VII. 2 Die 50-jährige Jubiläumsfeier kam 9 Jahre zu spät<br />

An der Generalversammlung 1947, die zum erstenmal in Wettswil abgehalten wurde, beschloss man,<br />

zwei grosse Feste durchzuführen, nämlich zum erstenmal den Bezirksmusiktag zu übernehmen und<br />

gleichzeitig das 50-jährige Jubiläum des Musikvereins Bonstetten zu feiern. Zum guten Gelingen dieser<br />

beiden grossen Vorhaben bestellte man erstmalig eine Musikkommission, deren Kompetenzen aber nicht<br />

näher umschrieben wurden.<br />

Man wird hier zu recht stutzig, denn dieses Jubiläum stimmt nicht überein mit unserer Chronologie. Nach<br />

Adam Riese kommt man nämlich auf das Gründungsjahr 1897, wenn man von 1947 50 Jahre zurückzählt<br />

und nicht auf das Jahr <strong>1888</strong>. Diese Differenz lässt sich nicht anders als so erklären, dass man sich damals<br />

irrte, was zwar einigermaßen erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass doch noch ein Gründungsmitglied<br />

lebte. Aber, es muss eben doch ein Irrtum gewesen sein.<br />

Die Jubiläums-Festrede hielt der Ehrenpräsident, Heinrich Frech, der bei dieser Gelegenheit dem<br />

ebenfalls anwesenden "ältesten Ehrenmitglied und Mitgründer des Musikvereins, Herrn Rudolf Huber,<br />

einen Becher mit Widmung überreichte".<br />

Am Sonntag, 29. Juni, trafen alle Musikanten aus dem Bezirk Affoltern am Bahnhof Bonstetten ein und<br />

formierten sich zu einem Umzug durch das Dorf. Kaum aber begann das Konzert auf dem Festplatz,<br />

brach ein Gewitter herein, und alle mussten den Festplatz fluchtartig verlassen. Nach etwa zwei Stunden<br />

konnte dann der musikalische Teil doch noch abgewickelt werden, aber die Stimmung hatte gelitten,<br />

"Wer aber nun glaubte, alles verlaufe programmgemäss, der hatte sich sehr getäuscht. Ungefähr um 24<br />

Uhr war es plötzlich dunkel. Wir versuchten was wir konnten, doch dunkel blieb es, bis auf die Lampen<br />

des Autos von Edy Rüegg, der damit wenigstens am Buffet das Kontrollieren des Geldes ermöglichte. Nun<br />

war es natürlich Schluss mit Festen. Nach einer Stunde schaltete das Licht wieder ein. Am Montagabend<br />

rückten wir nochmals aus, zuerst auf die Reitschule, dann auf den Festplatz. Auch diesmal gabs noch<br />

einige Zuhörer, die aber zugleich noch den restlichen Wein und das Bier kauften, was uns das Wichtigste<br />

war".<br />

- Seite 19 -


VII. 3 Wieder einmal auf Dirigentensuche<br />

Kaum hatte das Jahr 1948 seinen Anfang genommen, als Edwin Sigrist seinen Hut als Dirigent nahm.<br />

Man machte sich mit einem Inserat in der Musikzeitung auf die Suche nach einem Ersatz.<br />

Prompt trafen zwei Offerten ein, eine aus Winterthur und eine aus Luzern. Beiden Interessenten wurde<br />

umgehend abgesagt, da sie zu weit weg wohnten. Nun suchte umgekehrt per Inserat ein Dirigent einen<br />

Verein in der Nähe von Zürich. Man nahm sofort Kontakt auf mit diesem Mann, einem Herrn Kistler,<br />

und traf sich am 8.4.1948 zu einer Besprechung mit ihm im Restaurant Bahnhof. Daraufhin konnte<br />

Kistler eine Probe leiten. Aber es blieb bei dieser einen Probe, denn Kistler verlangte das "horrende<br />

Honorar" von Fr. 20. — (exklusive Spesen) pro Probe.<br />

Bei der weiteren Suche nach einem Dirigenten stiess man auf Lorenz Monn in Mettmenstetten, mit<br />

dem man einen guten Griff tat, und der nur Fr. 12. —je Probe verlangte.<br />

VII. 4 Kleider machen Leute und Uniformen Vereine<br />

Zu einem rechten Verein gehört auch eine rechte Uniform. Dem war aber in der Gründungszeit nicht so.<br />

Jeder trug sein eigenes Kleid, oder wenn er im Militär der Musik zugeteilt war, seine Militär-Uniform.<br />

Erst um die Jahrhundertwende begannen sich in Form einer Mütze, die ersten Ansätze zu einer<br />

gemeinsamen Bekleidung abzuzeichnen, "einem blauen Käppi". Schon 1902 wurde dann das blaue Käppi<br />

abgelöst durch einen eisengrauen Filzhut.<br />

Dabei blieb es zweieinhalb Jahrzehnte bis 1928, was weiter nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt,<br />

dass der Musikverein in diesen Jahren in seiner grossen Krise steckte, nicht zuletzt auch verursacht durch<br />

den ersten Weltkrieg.<br />

Leider aber war die Kasse des Musikvereins so erschöpft, dass weder an neue Uniformen, noch an eine<br />

Neu-Instrumentierung zu denken war. Deshalb machte der damalige Dirigent, Fritz Küenzli, die<br />

Anregung, eine Haussammlung durchzuführen. Ob diese dann auch durchgeführt wurde oder nicht, wird<br />

nicht überliefert.<br />

Aber schon ein Jahr später, am 12.9.1929, beschloss der Verein etwas überraschend, den Ankauf von<br />

Uniformen.<br />

"Es wurde sofort mit der Uniform-Fabrik A.J. Baer in Verbindung getreten. Die erste Zahlung musste auf<br />

den 15. Oktober erfolgen und mit monatlichen Raten von Fr. <strong>100</strong>. - bis Fr. 120. – weiter gehen".<br />

Genau auf den ersten Tag der Zahlung, am 15. Oktober 1929, trafen die Uniformen in Bonstetten ein<br />

"und konnten den Mitgliedern sofort mitgegeben werden. Am 23. und 24. November 1929 fand die<br />

Einweihung der neuen Uniformen im Rahmen der üblichen Abendunterhaltung statt".<br />

- Seite 20 -


Und wieder ein Jahr später, 1930, wurde mit einem jeden Benützer einer Uniform, bestehend aus Rock,<br />

Mütze und weisser Musikschnur (ohne Hose) ein Vertrag abgeschlossen, der sich gleichzeitig auf die<br />

Notentaschen, das Instrument und die anvertrauten Musikalien bezog.<br />

Hier der Vertrag in seinem Wortlaut:<br />

"Die unterzeichneten Mitglieder verpflichten sich, die Summe von Fr. 10. -(zehn) in monatlichen Raten<br />

von Fr. 2.-, bis zur endgültigen Tilgung der Schuld zu bezahlen. Die Uniform ist stets in gutem Zustand<br />

zu erhalten. Das Mitglied haftet für jeden aus Mutwillen oder Nachlässigkeit entstandenen Schaden an<br />

Uniform und Instrument.<br />

Verlorengegangene Notenblätter werden auf Kosten des betreffenden Mitgliedes ersetzt. Bei Austritt aus<br />

dem Verein fällt das Depositum in die Vereinskasse. Unterzeichnete Mitglieder erklären mit eigener<br />

Unterschrift, sämtliche Musikalien und Instrumente und Noten den drei Bürgern als Unterpfand zu<br />

überlassen, im Falle der Verein aufgelöst wird, und zwar bis zur endgültigen Abzahlung des aufgenommenen<br />

Darlehens der Zürcher Kantonalbank".<br />

Diese Uniform tat es während fast 20 Jahren, bis sich im Jahre 1949 die Gelegenheit ergab, vom<br />

Musikverein Adliswil gebrauchte Uniformen günstig zu kaufen. Man griff zu und präsentierte die<br />

neuen Röcke und Mützen dem Publikum zum erstenmal an der Abendunterhaltung vom 10.12.1949.<br />

In dieser "second hand-Uniform " holte sich der Musikverein Bonstetten am Kantonalen Musikfest in<br />

Winterthur, am 1.7.1951, wieder in der 4. Kategorie, den 2. Rang, sowohl im Konzertvortrag als<br />

auch in der Marschmusik-Konkurrenz, mit der Note "sehr gut".<br />

Dieser Silberkranz ist umso höher einzustufen, als die Proben 1951 sehr unter der um sich greifenden<br />

Maul- und Klauenseuche zu leiden hatten.<br />

Der Handel mit den Uniformen der Adliswiler war nur als Übergangslösung gedacht. Schon an der<br />

Generalversammlung vom 8. März 1952 wurde zum erstenmal eine Uniformen-Kommission bestimmt<br />

und gleichzeitig beschlossen, an den Gemeinderat zu gelangen, wegen einer finanziellen Unterstützung in<br />

Sachen Neukauf von Uniformen.<br />

Der Gemeinderat reagierte positiv und versprach einen entsprechenden Antrag vor die<br />

Gemeindeversammlung zu bringen. Um die Stimmung im Dorf günstig zu beeinflussen "hielten wir noch<br />

einige Platzkonzerte ab. Der Erfolg blieb nicht aus, denn an der Gemeindeversammlung wurden dem<br />

Verein Fr. 3 000. - bewilligt in bar für sofort und Fr. 4 000. — zur Rückzahlung innert 10 Jahren nebst<br />

Zins ".<br />

So weit, so gut.<br />

Alles schien auf dem besten Weg zu sein. Da ergab sich unverhofft ein arger Kampf um die Vergebung<br />

des Auftrages. Zwar konnte man sich noch gemeinsam dazu entschliessen, eine dunkelblaue Uniform<br />

anzuschaffen, mit weiss durchwirkter Schnur, aber dann spaltete sich der Verein in zwei Lager.<br />

Weshalb ? Wir lassen das Protokoll antworten:<br />

"Sofort empfahl sich uns Herr Ruch, Schneidermeister in Wettswil und bemühte sich alsbald um den<br />

Auftrag. Nach einiger Zeit meldete sich jedoch ein Vertreter der Uniformenfabrik in Rapperswil, sodass<br />

wir beschlossen, die beiden Bewerber sollten einem Musikanten einen Uniformenrock herstellen, was<br />

auch sofort prompt geschah.<br />

Alsdann wurden die beiden Uniformen dem Gemeinderat vorgeführt. Dieser empfahl uns, den Auftrag an<br />

Herrn Ruch zu übergeben. Leider konnten wir aber erst später feststellen, dass zwischen den beiden<br />

Röcken einige Punkte recht verschieden sind. So beschloss man, im Verein eine Abstimmung<br />

durchzuführen, was am 3.9.1952 stattfand. Die Zählung ergab: 12 Anwesende und eine schriftliche<br />

Stimmabgabe, total 13, wovon 6 Stimmen für Herrn Ruch und 7 für Helbling in Rapperswil.<br />

Nach Bekanntgabe des Resultates erfolgte der sofortige Austritt aus dem Verein von Jakob Eichenberger,<br />

Albert Suter und Hans Illi. Letzterer erschien aber nach geraumer Zeit wieder. " So ernst und persönlich<br />

wurden solche Geschäfte genommen ! Nur damals ?<br />

Am 16. und 17. Mai 1953 war es dann soweit, man konnte einmal mehr in einer neuen Uniform<br />

aufspielen.<br />

Zur Begrüssung kamen auch der Turnverein, die Damenriege und der Kirchenchor zum grossen Tag der<br />

Uniformenweihe.<br />

Zur Uniform wurde übrigens ausserordentlich Sorge getragen. Man bediente sich ihrer nur bei wirklich<br />

ganz auserlesenen Gelegenheiten. Noch 1955 wurde beispielsweise ein Antrag abgelehnt, die<br />

Uniformen auch bei Platzkonzerten zu tragen.<br />

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VII. 5 In vollem Glanz auf neuen Wegen<br />

Die neue Uniform hatte bald genügend Gelegenheit mit ihren Trägern in vollem Glanz zu erstrahlen:<br />

1954 wurde das neue Geläute der evangelisch-reformierten Kirche ins Dorf geleitet, als Auftakt zum<br />

grossartigen Glockenaufzug vom 13. November 1954. Der Musikverein war dabei.<br />

1954, am 12. Dezember, also nur wenig später, spielte der Musikverein zur Einweihung des römischkatholischen<br />

Kirchengebäudes auf der Station.<br />

Im neuen Kleid wagte man an der Abendunterhaltung am 15. / 16. Januar 1955 zum erstenmal neue<br />

Wege und spielte 20 Minuten lang Unterhaltungsmusik, was beim Publikum grössten Applaus auslöste.<br />

Auch in Fragen der Disziplin riskierte man erstmalig ein neues Rezept. Anstelle der Bestrafung mit<br />

Bussen, versuchte man zu belohnen und damit positiv zu motivieren. Ein kleiner Kaffeelöffel nur war es,<br />

der als Fleissprämie ausgesetzt wurde. Aber das Resultat war verblüffend. An der Generalversammlung<br />

1954 konnten nämlich nicht weniger als 13 Aktive diesen Kaffeelöffel für fleissiges Erscheinen in den<br />

Proben in Empfang nehmen.<br />

Zu den Neuigkeiten dieser Zeit ist auch eine 3-tägige Reise nach Deutschland zu zählen: Bonstetten -<br />

Schaffhausen — Donaueschingen — Offenburg - Oberachern - Freiburg i/Br. — und zurück über Basel<br />

nach Bonstetten. Über solche Reisen finden sich in den Protokollen jeweils die ausgiebigsten<br />

Reiseberichte, gewürzt mit lustigen Episoden.<br />

Davon eine kleine Kostprobe von der dreitägigen Reise nach Oberachern, 1955:<br />

"Nach markanten Begrüssungsworten durch den Präsidenten des Verbandes, Friedrich Schmidt, wurde<br />

uns ein echter Schwarzwälder Kirsch kredenzt. Unter klingendem Spiel erreichten wir den "Adler", wo<br />

uns Bürgermeister Früh im Namen der Gemeinde Oberachern begrüsste.<br />

Als kleine Überraschung überreichten wir den Kindern Süssigkeiten. Als Gegenleistung konnten wir<br />

einige Volkslieder entgegen nehmen. Am Abend fand vor zahlreichen Gästen das Festbankett statt. Der<br />

musikalische Teil wurde von der "Harmonie ", der Stadtkapelle und von unserem Verein bestritten. Uns<br />

zu Ehren spielte die "Harmonie" unsere Nationalhymne, während wir unseren Gastgebern die deutsche<br />

Hymne zum Vortrag brachten. Als äusseres Zeichen unserer Freundschaft überreichten unsere<br />

Festdamen dem Präsidenten, Friedrich Schmidt, ein herrliches Blumengebinde und eine kunstvolle<br />

Stammtischlampe mit Widmung.<br />

Helle Begeisterung lösten unsere musikalischen Weisen bei den Besuchern aus, die sie alsbald mit<br />

kräftigem Applaus quittierten. Doch bald ertönten schon die ersten Melodien der Tanzkapelle, um dem<br />

gemütlichen Abend noch den letzten Schwung zu geben.<br />

Nach kurzem Schlaf und kleinem Frühkonzert starteten wir an das Wertungsspiel. Anwesend waren 33<br />

Kapellen, unter anderem vom Flugplatz Solingen eine kanadische Kapelle, welche durch ihren<br />

gerissenen Anmarsch sowie den eigenartigen Weisen bei uns grösste Begeisterung auslöste, nicht zu<br />

vergessen die blonde Miss, die den Abschluss des linken Flügels bildete. "<br />

Die neuen Uniformen wurden wirklich zur rechten Zeit eingekauft, denn nach den bereits erwähnten<br />

Festen und Einweihungen in der Mitte der fünfziger Jahre, kamen noch weitere Schwerpunkte hinzu:<br />

Im Juni 1955 weihte der Turnverein Bonstetten unter den Klängen des Musikvereins seine neue<br />

Fahne ein, wobei es nicht ohne ein kleines Intermezzo abging:<br />

"Leider erschienen zu diesem Anlasse zwei Vorstandsmitglieder in etwas erregter Stimmung, was seine<br />

Folgen bald nach sich zog. Nach kleineren und grösseren Anspielungen und Föppeleien auf der Bühne<br />

zwischen diesen beiden Mitgliedern, geriet dann die ganze Sache zur Explosion und endete damit, dass<br />

unser Präsident, Hans Illi, unter Beigabe einiger schöner Ausdrücke seinen Bügel auf den Boden<br />

schmetterte und mit einem leichten Sprung von der Bühne verschwand, um auch gleich auf diesen Anlass<br />

hin den Austritt aus dem Verein bekanntzugeben."<br />

Die Reparatur des beschädigten Bügels hatte dann noch ein Nachspiel.<br />

Anfangs Juli 1955 war Bonstetten wieder der Austragungsort des Bezirks-Musiktages mit 10<br />

Musikkorps aus dem Bezirk und den beiden Gastvereinen Harmonie Adliswil und Alte Garde Zürich.<br />

Als Revanche reisten noch im gleichen Jahr die Bonstetter zur Fahnenweihe nach Adliswil.<br />

Aber noch war der Festlichkeiten kein Ende.<br />

Im Oktober 1955 ergab sich dem Musikverein Bonstetten noch einmal eine Gelegenheit seine Künste zu<br />

zeigen bei der Einweihung der Bibliothek im Sekundarschulhaus Bruggen. Und im Juni 1957 ging es<br />

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ei der Einweihung des Schützenhauses Bonstetten, selbstredend nicht ohne den Grosseinsatz der<br />

Musikanten.<br />

Bei der Einweihung der Bibliothek im Sekundarschulhaus 1955<br />

Von links nach rechts: Frau Utz und Frl. Bertha Aeberli tragen einen Kessel mit Würsten und neben<br />

ihnen Adolf Näf und Heinrich Frech.<br />

Gleichsam als Belohnung und Anerkennung der Leistungen erhöhte die Gemeindeversammlung am 31.<br />

Juli 1956 den Beitrag von jährlich Fr. 250. — auf Fr. 600. —. Zwar hatte der Musikverein Fr. 800. -<br />

beantragt, schätzte sich aber glücklich, wenigstens Fr. 600. - und damit mehr als das Doppelte der<br />

bisherigen Unterstützung erhalten zu haben.<br />

VII. 6 1957 Endlich eine Fahne<br />

Für jeden Verein ist die Fahne das weithin sichtbare Wahrzeichen seines Daseins und das Sinnbild seiner<br />

Ideale.<br />

Der Bonstetter Musikverein musste lange warten, bis es endlich so weit war. Erst 1957, also 69 Jahre<br />

nach seiner Gründung, kam die Fahne ins Gespräch und zwar hauptsächlich im Hinblick auf das<br />

Eidgenössische Musikfest in Zürich, an welchem dann aber doch nicht teilgenommen wurde. Immerhin,<br />

eine Fahne hatte man jetzt.<br />

Bei dieser Gelegenheit lesen wir den denkwürdigen Satz im Protokoll:<br />

"Unser Verein ist ja der älteste im Bezirk, aber immer noch ohne Fahne".<br />

Ob der Musikverein tatsächlich der älteste Verein im Bezirk Affoltern ist, hat der Chronist nicht<br />

nachgeprüft, aber möglich erscheint es ihm schon.<br />

Dem ortsansässigen Grafiker, Joe Mathis, wurde die Gestaltung übertragen, und das Geld wurde durch<br />

eine vom Gemeinderat bewilligte Haussammlung zusammengetrommelt. Diese fiel so ergiebig aus, dass<br />

man daraus auch noch die Bekleidung des Fähnrichs bestreiten konnte.<br />

Zum ersten Fähnrich wurde einstimmig Walter Frech gewählt. Der Fahnenkasten fand seinen Ort im<br />

Stammlokal, Gasthaus zum Löwen.<br />

"Die Einweihung eines neuen Vereinsbanners ist immer ein Anlass, die Dorfbewohner zu einer<br />

Gemeinschaft unter ein Dach zu bringen. Das Festefeiern unter dem freien Himmel ist vorbei. Um dem<br />

fröhlichen Tun und Treiben keinen Abbruch zu tun, Hessen wir uns auf kein Risiko ein und erstellten den<br />

grossen Kosten zum Trotz, zwischen dem Haus von Fräulein Martha Illi und dem Polizeihaus, eine<br />

grosse Festhütte".<br />

Mit diesen Worten beginnt der Festbericht.<br />

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Geladen war zur grossen Fahnenweihe am 8. Mai 1957, die Harmonie Oberachern aus dem badischen<br />

Schwarzwald, die mit rund 50 Mann anrückte. Mit ihr zusammen wurde die Patensektion Eintracht aus<br />

Zürich gebührend empfangen und begrüsst.<br />

"Mit klingendem Spiel gings in einem kleinen Festzug durchs Dorf zur Festhütte. Kaum dort angelangt,<br />

öffnete Petrus seine Schleusen ".<br />

Die Festrede hielt der Präsident, H. Kuhn.<br />

Über den Preis der von der Firma Heimgartner gestickten Fahne vernimmt man nichts, aber der Festakt<br />

mit der aus der Taufe gehobenen Fahne muss sehr eindrücklich gewesen sein.<br />

"Die Aufstellung der drei Musikkorps, der Ehrendamen und der Fahnendelegation der Ortsvereine, bot<br />

ein wunderbares Bild. Mit der Hymne "Gloria" wurde das Banner durch den Präsidenten der Eintracht,<br />

Herrn A. Gasser, enthüllt. Oben das gelbe Band mit der Schrift "Musikverein Bonstetten", der übrige Teil<br />

im Grund weiss, enthält ein Notenband in schwarz und ein Waldhorn in Gold. Die Oberachener<br />

Musikkameraden hefteten als Symbol der Freundschaft ein Freundschaftsband ins neue Banner. Unter<br />

dem Fahnenmarsch begrüssten nun die anwesenden Fahnen ihre neue Schwester. Der Gesamtvortrag<br />

"Alte Kameraden", beschloss den Weiheakt."<br />

Die neue Fahne 1957<br />

Verbunden wurde die Fahnenweihe mit dem Musiktag des Bezirkes, Sonntag, den 19. Mai 1957.<br />

Nebst Bonstetten traten folgende Vereine zur grossen Konkurrenz an: Stallikon, Maschwanden,<br />

Obfelden, Hedingen, Hausen, Mettmenstetten, Ottenbach, Affoltern und Birmensdorf.<br />

Als Gäste hatten die Oberachener, die Urdorfer und die Knabenmusik Zürich die<br />

Ehre.<br />

Leider musste die Marschmusikparade ausfallen, "denn es ergoss sich bald ein zäher Landregen über<br />

uns".<br />

Wie es sich gehört, wurden auch gegenseitig Geschenke ausgetauscht. "Unserem Verein wurden von der<br />

Knabenmusik und der Harmonie Eintracht Erinnerungsplaketten überreicht, was unseren Verein<br />

veranlasste, sich ihnen gegenüber mit Becher—Präsenten zu revanchieren. Auch unsere befreundeten<br />

deutschen Musikanten erhielten einen Becher, der sie an ihren Schweizeraufenthalt erinnern soll".<br />

Mit ebenso schönen, wie eindrücklichen Worten zieht der damalige Aktuar, Walter Illi, Bilanz:<br />

"Das Fest ist nun verrauscht. Es war ein Fest der Freude, der Freundschaft und der gegenseitigen<br />

Ermutigung zu weiterem Streben der Bläser. Dies wird für Veranstalter, Mitwirkende und Gäste der lang<br />

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nachklingende Gewinn des in allen Teilen - mit Ausnahme des aus der Reihe tanzenden Wettergottes -<br />

wohl gelungenen Anlasses sein".<br />

VII. 7 Die arme Kasse<br />

In keinem Jahrhundert je zuvor hat sich der Wert des Geldes so verändert, wie in unserem 20.<br />

Jahrhundert. Aus einem Batzen ist ein Franken und aus einem Fünfziger ein Fünfliber geworden, wenn<br />

nicht noch mehr.<br />

Diese Inflationsrate muss bedacht werden, wenn man sich mit den Zahlen und der Kasse unseres<br />

Musikvereins befasst. Trotzdem kann nicht geleugnet werden, dass sich die Verhältnisse von Grund auf<br />

geändert haben, indem der Wohlstand ganz allgemein enorm zugenommen hat, und die persönlichen<br />

Ansprüche auch im Vereinsleben teilweise auf Kosten eines gewissen Idealismus gewachsen sind. Anderseits<br />

muss doch hinzugefügt werden, dass auch heute noch viele Idealisten einen Teil ihrer Freizeit<br />

freiwillig und kostenlos dem Verein zur Verfügung stellen.<br />

Wie wenig sich die Verhältnisse mit der heutigen Zeit vergleichen lassen, mag ein kleines Beispiel aus<br />

dem Jahre 1900 zeigen. In diesem Jahr umfassten die Ausgaben insgesamt Fr. 36.35, nämlich Fr. 28.85<br />

für Musikalien und Fr. 7.50 für Notenbücher. Von einem Honorar für den Dirigenten war damals noch<br />

keine Rede.<br />

Noch 1901 hatte der Verein ein etwas anderes Selbstverständnis als heute. Er verstand sich nämlich zum<br />

Teil auch als Kapelle, die nicht nur für Geld spielte, sondern diesen Verdienst als persönliches Honorar<br />

beanspruchte und unter den Mitwirkenden aufteilte. Damit war natürlich auch die Motivation<br />

sichergestellt.<br />

Am 20. April 1901 wurden beispielsweise Fr. 318. — unter 10 Mann aufgeteilt. Hauptlieferanten waren<br />

die Affolter-Tumer, denen man zum Tanz und zur Unterhaltung aufspielen musste, wobei auf Wunsch<br />

noch der "Bienenhaus-Marsch" zu lernen war.<br />

Schon 1902, bei einem Monatsbeitrag der Mitglieder von 30 Rappen, verändern sich die Zahlen<br />

erheblich. Bei Fr. l 266.80 Einnahmen und Fr. l 231.90 Ausgaben, bleibt ein Gewinn von Fr. 34.90.<br />

Nach den Krisenjahren herrschte in der Kasse regelmässig Ebbe. 1929 musste erst das Ergebnis einer<br />

Gemeindeversammlung abgewartet werden, um sich entscheiden zu können, ob man sich für das<br />

Kantonale Musikfest anmelden könne oder nicht. Die Gemeindeversammlung entschied dann positiv und<br />

setzte den jährlichen Beitrag von Fr. 50. — auf Fr. 150. - hinauf. Aber trotz einer zusätzlichen<br />

Haussammlung fehlte es an der notwendigen "Pinke-Pinke", um am Kantonalen Musikfest aktiv mit<br />

dabei sein zu können.<br />

Auf eine ganz neuartig und supermodern anmutende Idee kam der Dirigent 1938:<br />

"Etwas Neuartiges war das Traktandum Nr. 8. Auf einen Antrag des Dirigenten, Herrn Willi, wird<br />

beschlossen, für den Verein Aktien im Wert von Fr. 10. -drucken zu lassen und diese dann an die<br />

Gemeindebewohner zu verkaufen. Nach 5 Jahren würden dann etwa 10 Aktien verlost und den<br />

Betreffenden zurückbezahlt, Sodass nach und nach sämtliche Käufer ihr Geld wieder zurückerhielten, jedoch<br />

ohne Zins. Dadurch könnte der Verein wenigstens den Zins für das vor Jahren aufgenommene Geld<br />

sparen, was auch einen schönen Betrag ausmachen würde".<br />

Aber in der Folge wird in den Protokollen mit keinem Wort mehr auf diesen Beschluss<br />

zurückgekommen, Sodass der Chronist nicht weiss, ob die Aktien tatsächlich gedruckt worden sind oder<br />

nicht.<br />

Dann und wann — aber selten genug — erhielt die arme Kasse einen Zustupf durch ein Vermächtnis. So<br />

im Jahre 1944, Fr. l 000. - beim Tode des Passivmitglieds Wismer, und die bereits weiter vom erwähnten<br />

Fr. 7 200. — beim Tode von Reichling im Jahre 1946.<br />

Vergleicht man die Beiträge der Aktiven mit denjenigen der Passiven, muss man erstaunt feststellen, dass<br />

der Passivbeitrag mit Fr. 6. - eigentlich recht hoch war für die damalige Zeit.<br />

Lange genug blieb der Ansatz des Honorars für den Dirigenten pro Probe bei Fr. 3. —. Erst 1947 erhöhte<br />

man ihn um <strong>100</strong> % auf Fr. 6. — und Lorenz Monn erhielt dann noch im gleichen Jahr bei seiner<br />

Anstellung Fr. 12. — je Probe, sowie noch zusätzliche Fr. 20. — für seine Mehrleistungen bei den<br />

Vorbereitungen für das Kantonale Musikfest in Wädenswil.<br />

- Seite 25 -


Noch mehr sparte man beim Weibel, der damals sozusagen das heutige Telefon ersetzte. Bei kleinsten<br />

Beträgen angefangen, stieg der Lohn sukzessive bis auf Fr. 6.10 im Jahre 1947, was einem Stundenlohn<br />

von ungefähr einem Franken entsprach.<br />

Der Zustupf der Gemeinde begann mit Fr. 50. — pro Jahr und kletterte 1929 auf Fr. 150.-hinauf.<br />

Genau 20 Jahre blieb die finanzielle Unterstützung der Gemeinde dann auf dem Betrag von Fr. 150. -<br />

stehen. Sie wurde erst 1949 auf Fr. 250. - und wie bereits geschrieben, 1956 auf Fr. 600. — erhöht. Einen<br />

weiteren Sprung nach oben gab es schon 3 Jahre später, von Fr. 600. — auf Fr. l 000. — und heute, <strong>1988</strong>,<br />

beträgt sie Fr. 3 000. - pro Jahr.<br />

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8. TEIl MAGERE UND FETTE <strong>JAHRE</strong> 1958 - 1970<br />

VIII. l Neue Instrumente<br />

Wer ein Jahresprogramm des Musikvereins liest, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist<br />

beinahe unglaublich, wie oft und wo überall der Musikverein dabei sein muss. Dass er an Einweihungen<br />

aufzuspielen hat, versteht sich sozusagen von selbst, ebenso gehört es sich, dass er die von ihren Festen<br />

erfolgreich heimkehrenden Vereine abholt.<br />

Aber das ist noch längstens nicht alles.<br />

Nebst den wöchentlichen Proben rückt der Musikverein auch aus, wenn Betagte zu ehren sind, wenn<br />

Hochzeit gefeiert wird, am l. August, am Bettag, Muttertag, Tag der Kranken, an Ostern und am<br />

Silvester. Beinahe wöchentlich, wenn die Witterung es zulässt, spielt er auf öffentlichen Plätzen in<br />

Bonstetten und Wettswil, führt Wiesen- und Waldfeste durch sowie einen Salami—Jass und eigene<br />

Abendunterhaltungen. Die Vorbereitungen für die grossen regionalen und kantonalen Musikfeste müssen<br />

erst noch hinzugezählt werden. Wohl kein anderer Verein hat auch nur annähernd ein so vielseitiges<br />

und anspruchvolles Programm zu erledigen, wie ein Musikverein.<br />

Im Frühling 1958 ergaben sich Differenzen mit dem Dirigenten, die zur Auflösung des Vertrages führten.<br />

Monn dirigierte die Bonstetter Musik am 27. April 1958 bei der Einweihung des Primarschulhauses<br />

zum letzten Mal. Sein Nachfolger wurde ein Herr Zöbeli aus Dübendorf, der nun für Fr. 15. — die<br />

Proben übernahm. Mit dem neuen Dirigenten reiste man im roten Pfeil in den Jura, hatte Erfolg am Bezirksmusiktag<br />

in Obfelden und holte die Schützen ab, die 1958 mit einem Goldlorbeer vom<br />

Eidgenössischen Schützenfest heimkehrten. Zöbeli war sehr aktiv und gelangte mit einem Bittbrief an<br />

den Gemeinderat, in dem er um Fr. 2 500. — bat, zur Anschaffung neuer Instrumente. Zur<br />

Überraschung des Musikvereins entsprach der Gemeinderat dem Gesuch, Sodass die Instrumentierung<br />

wesentlich verbessert und ergänzt werden konnte, mit einem Flügelhorn, einer Trompete, drei Es-<br />

Waldhörnern, einer Trommel, sowie einer Es- und einer B—Klarinette. Herr Zöbeli sorgte sich auch um<br />

den Nachwuchs und konnte 7 Knaben interessieren, die von ihm gratis unterrichtet wurden.<br />

Am Bettag, 21. September 1958, kamen die neuen Instrumente zum ersten Mal zum Einsatz.<br />

Schade, dass trotz der neuen Instrumente auf den Besuch des kantonalen Musiktages 1959 verzichtet<br />

wurde.<br />

Über die Instrumentierung werden in den Protokollen sonst nicht viele Worte verloren. Man kann sich am<br />

ehesten anhand der noch vorhandenen Fotografien ein Bild machen. Immerhin wird 1901 erwähnt, dass<br />

der Musikverein Bonstetten zu seinem Es-Bass noch einen B—Bass durch ein Inserat suchte. In Gossau<br />

war einer erhältlich, den man für einige Zeit zur Probe nahm, dann aber wieder zurückgab.<br />

Um in die Musikalien endlich etwas Ordnung zu bringen, wurde 1925 eine Kisteangeschafft, in der man<br />

die Notenblätter und Ständer versorgen konnte.<br />

Nach einem Bombenerfolg mit dem Waldfest 1925, an dem Fr. 645.70 rein erwirtschaftet werden<br />

konnten, machte der Verein einen weiteren Schritt vorwärts. "Es wird beschlossen, von Herrn Seeholzer<br />

in Affoltern, ein Tenorhom und einen Bügel kommen zu lassen, auf die Kosten des Vereins, ferner ein<br />

Schlagzeug zu beschaffen, sofern sich ein Gelegenheitskauf ergibt, und es wird auf diesem Weg vom<br />

Musikverein Birmensdorf eine grosse Messingtrommel erworben zum Preis von Fr. 30. -, samt Cinellen".<br />

Und zwei Jahre später wurde dann nach langem Hin und Her doch noch ein B— Bass gekauft, für Fr.<br />

200. —. Das Geld dafür wurde von Erhard Illi zum Zins von 4 % zur Verfügung gestellt.<br />

Eine eigentliche, erste Neuinstrumentierung fand aber erst 1929 statt.<br />

Nur verschweigt das Protokoll, was alles gekauft wurde. Einzig die Pauke, zum Preis von Fr. 98. —, wird<br />

namentlich erwähnt und dass der Dirigent die Cinellen schenkte.<br />

Ihre eigentliche Taufe erlebten die neuen Instrumente an der Abendunterhaltung vom 23. / 24.<br />

November 1929 im Saal des Restaurants zum Bahnhof in Bonstetten.<br />

Ein Jahr später, 1930, wurde vorsorglich von jedem Aktiven für seine Uniform und sein Instrument ein<br />

Depositum von Fr. 20. — verlangt. Daraufhin wird es bis zum Jahre 1958, also beinahe 30 Jahre lang<br />

ruhig um die Instrumente - wenigstens, was die Protokolle betrifft.<br />

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VIII. 2 Die mageren sechziger Jahre<br />

In den sechziger Jahren wurde gespart, das heisst, das tat man ja schon immer, aber jetzt besonders<br />

augenfällig.<br />

Ein Vorschlag für eine Dreitagereise wurde verworfen, weil man nicht bereit war, Fr. 180. — dafür<br />

auszugeben. Die Reise wurde dann auf 2 Tage gekürzt, was die Kosten auf unter Fr. <strong>100</strong>. — senkte.<br />

Dem initiativen Dirigenten Zöbeli wurde im Dezember 1961 mit sofortiger Wirkung gekündigt, weil man<br />

an seinen an sich eher bescheidenen Honorarforderungen Anstoss nahm. Etwas unvermittelt taucht dann<br />

im Protokoll im Jahre 1962 ein neuer Dirigent namens Hürlimann aus Birmensdorf auf.<br />

Auch die Abendunterhaltungen bekamen das Sparregiment zu spüren. Sie wurden von zwei auf einen<br />

einzigen Tag, den Samstagabend verkürzt und ein Conferencier durfte beispielsweise nicht mehr über Fr.<br />

50. — kosten.<br />

Ebensowenig wurde für das <strong>100</strong>-jährige Jubiläum des Eidgenössischen Musikverbandes, am 24. Juni<br />

1962, vom Verein Geld aufgeworfen. Wer es besuchen wollte, musste dies auf eigene Rechnung tun.<br />

Allerdmgs ging es nicht immer nur um das Geld, das fehlte. Nicht minder mangelte es in dieser Zeit<br />

auch am rechten Vereinsgeist, der so ziemlich abhandengekommen zu sein schien, was sich in<br />

folgenden Worten im Protokoll widerspiegelt:<br />

"Am 7. September 1962 sollte unsere Weggis fahrt stattfinden, die nun leider nicht durchgeführt werden<br />

konnte, weil in unserem Verein eine ziemliche Unordnung war, und die Leute nicht mehr an unserem<br />

Vereinsschiff mitziehen wollten. "<br />

An einer ausserordentlichen Generalversammlung musste jedes Mitglied einzeln befragt werden, ob es<br />

willens sei, weiterhin mitzuwirken oder nicht. Da fast alle gute Miene zum bösen Spiel machten, blieb<br />

der Verein am Leben.<br />

Schon nach knapp einem Jahr tritt Herr Hürlimann als Dirigent von der Bühne ab und macht August<br />

Meyerhofer Platz, der zum ersten Mal eine Jahrespauschale bezieht. Für 1963 betrug diese Fr. l 200. -,<br />

musste aber schon 1964 auf Fr. l 500. -erhöht werden.<br />

Der Musikverein tat wahrlich sein Bestes um der Kasse auf die Beine zu helfen. Er gab Platzkonzerte<br />

noch und noch, nicht nur in Bonstetten, sondern auch auf dem Islisberg und in Wettswil. Wo immer ein<br />

Gönner einen runden Geburtstag feierte, kreuzte der Musikverein auf und brachte ein Ständchen. Auf<br />

diese Weise kamen hunderte von Franken zusammen, bestehend aus kleinen Beträgen von Fr. 5. — bis<br />

Fr. 50. —, die alle fein säuberlich im Protokoll aufgeführt und verdankt werden.<br />

Aber es reichte nicht. Man sah sich gezwungen, wieder an die Gemeinde zu gelangen, die denn auch<br />

am 24. April 1964 den Jahresbeitrag verdoppelte und auf Fr. 2 000. - heraufsetzte.<br />

Nun konnte man darangehen, die Mitglieder finanziell etwas zu entlasten. Wer an den Veteranentag<br />

delegiert wurde, was übrigens immer eine grosse Ehre war, erhielt jetzt Fr. 15. - Spesenentschädigung,<br />

und die Festkarten für den Bezirksmusiktag konnten 1964 erstmals aus der Vereinskasse bezahlt werden.<br />

Aber für die Anschaffung einer transportablen Platzkonzert-Beleuchtung waren zuwenig Batzen<br />

vorhanden, und aus dem gleichen Grund musste auf die begehrte Police-Mütze weiterhin verzichtet<br />

werden.<br />

VIII. 3 Der normale Ablauf eines Vereins—Jahres<br />

Um einen direkten Einblick in den Ablauf eines normalen Vereinsjahres zu erhalten, soll hier zur<br />

Veranschaulichung das Protokoll eines solchen Jahres im Wortlaut wiedergegeben werden.<br />

"PROTOKOLL für 1963"<br />

"Generalversammlung vom 12. Februar 1963, um 20.30 Uhr im Restaurant<br />

Löwen.<br />

Als erstes spielten wir den Eröffnungsmarsch "Schwyzer Soldaten". Dann Begrüssung durch den<br />

Präsidenten, Hans Kuhn, und Verlesen folgender Traktandenliste:<br />

1. Eröffnungsmarsch<br />

2. Appell<br />

3. Wahl von 2 Stimmenzählern<br />

4. Mutationen<br />

5. Protokoll<br />

6. Kassabericht<br />

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7. Wahlen<br />

8. Ehrungen<br />

9. Vereinstätigkeit<br />

10. Verschiedenes 11. Schlussmarsch<br />

Der Appell ergab 15 Anwesende und Ehrenveteran Adolf Näf. Als Stimmenzähler wurden Andreas<br />

Kündig und Peter Emi gewählt.<br />

Mutationen: In den Verein wurde Ernst Oggenfuss wieder neu aufgenommen. Ausgetreten ist Willi<br />

Bolliger.<br />

Das Protokoll wurde verlesen und gutgeheissen.<br />

Die Rechnung wurde vorgelesen und dem Kassier bestens verdankt.<br />

Wahlen: Für die Kantonale Delegiertenversammlung wurden Walter Illi und Peter Erni gewählt, und für<br />

die Bezirksdelegierten-Versammlung Kurt Ehrbar und Hans Kuhn.<br />

Da Walter Frech den Austritt aus dem Vorstand als Vizepräsident gab, wurde Oskar Reif vorgeschlagen<br />

und einstimmig gewählt. Ebenso wurde unser Dirigent, Herr August Meyerhof er, einstimmig gewählt.<br />

Ehrungen: Für fleissigen Probenbesuch wurden 8 grosse Löffel, 3 Gabeln und 5 kleine Löffel vergeben.<br />

Ernst Oggenfuss wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Zum Dank offerierte er dem ganzen Verein einen<br />

"Zabig" und spendierte noch Fr. <strong>100</strong>. - in die Kasse.<br />

Verschiedenes: Es wurde beschlossen, am Tag der Kranken, am 3. März, im Spital Affoltern a/Albis zu<br />

spielen.<br />

Wer 5 Passivmitglieder wirbt, soll einen kleinen Löffel und wer 8. Passivmitglieder •wirbt, einen grossen<br />

Löffel erhalten.<br />

Zum Schluss spielten wir den Marsch "Der österreichische Soldat". Um 22.00 Uhr schloss der Präsident<br />

die Versammlung mit bestem Dank für das zahlreiche Erscheinen.<br />

Abendunterhaltung vom 16. Februar 1963,<br />

Im ersten Teil brachten wir unser musikalisches Können zu Gehör, das beim Publikum grossen Anklang<br />

fand. In der Pause verkauften wir unsere Lose. Unter der Regie von Adolf Illi kam im zweiten Teil der<br />

humorvolle Zweiakter "Ich war kahl", zur Auffühung. Für die Tanzlustigen sorgte das Orchester<br />

"Salvador" aus Zürich für Unterhaltung bis morgens 5 Uhr.<br />

Am Tag der Kranken, am 3. März 1963, konzertierten wir beim Bezirksspital Affoltern a/Albis.<br />

Ostersonntag, den 14. April spielten wir einige Choräle und Märsche bei der Kirche und im Schachen.<br />

Danebst brachten wir Herrn Gloor noch ein Ständchen zu seinem 80. Geburtstag, was wiederum etwas in<br />

die Kasse einbrachte.<br />

Am 5. Mai empfingen wir die Wiedikoner Schützen beim Turpenweiher, die auf Schusters Rappen zu<br />

einem Freundschaftsschiessen nach Bonstetten kamen. Nach der Begrüssung offerierte man uns einen<br />

Znüni mit Bier. Damach marschierte die ganze Schützenschar mit Marschmusik zu unserem<br />

Schützenhaus. Dort überreichte uns der Präsident des Schützenvereins Wiedikon den Marsch "Züri Leu".<br />

Zum Dank und Abschluss bliesen wir noch einige Märsche.<br />

Am 12. Mai konzertierten wir zum Muttertag im Eiacker, Oberdorf und Schachen.<br />

Einen Tag zuvor, am 11. Mai 1963, mussten wir unser Vereinsinventar aus dem Löwensaal ins Schulhaus<br />

zügeln. Der Saal stand uns 40 Jahre lang als Probelokal zur Verfügung.<br />

Nach der Probe, am 16. Mai 1963, brachten wir Herrn Reinhold Schmid noch ein Ständchen zu seinem<br />

60. Geburtstag. Als Dank dafür offerierte er uns einen Zabig und etwas für den Durst, zudem spendierte<br />

er noch Fr. 50. - in die Kasse.<br />

Am 29. Juni führten wir in der Krone Hedingen unseren gemütlichen Vereinshock durch.<br />

Am Sonntag, 30. Juni, holten wir die fröhliche Turnerschar vom Eidgenössischen Turnfest auf der Station<br />

ab.<br />

- Seite 29 -


Verbandsmusiktag, am 7. Juli 1963, in Stallikon. Morgens um 9 Uhr marschierten wir los über Rüti nach<br />

Stallikon zum Vereinstreffen. Beider Rose wurden wir mit<br />

einem Ehrentrunk empfangen, den jeder gerne entgegennahm, um seine vom Marsch ausgetrocknete<br />

Kehle anzufeuchten. Als erstes mussten wir zur Marschmusik antreten, wo wir den flotten Marsch "Züri<br />

Leu " zu Gehör brachten, unter der Direktion von August Meyerhofer. In der Festhütte spielten wir die<br />

Ouvertüre "Besuch bei Offenbach ".<br />

Zwischen den Konzertstücken wurde die kantonale Veteranenehrung durchgeführt, da auch zwei von<br />

unserem Verein dabei sein durften, nämlich Walter Frech und Erhard Illi. Unser Verein spendierte ihnen<br />

zum Dank für ihre Treue einen Znacht im Restaurant Löwen, wo sie auch gebührend gefeiert wurden.<br />

An der l. Augustfeier brachten wir wieder einige Märsche und Konzertstücke der Gemeinde zu Gehör.<br />

Wie jedes fahr bekamen wir wieder einen Zabig, bestehend aus Servelat und Brot.<br />

Am 14. und 17. September führten wir auf dem Islisberg und in Wettswil unsere Platzkonzerte durch,<br />

wobei uns der Wettswiler Gemeinderat Fr. 30. - spendierte.<br />

Samstag, den 5. Oktober, konzertierten wir bei Toni Seiler in den Reben. Mit kalten Füssen und einem<br />

Frösteln über dem Rücken tranken wir den Wein, den Toni uns servierte. Zum Schluss lud er uns zu<br />

einem Kaffeehock ein. Aber nur diejenigen, welche die Schuhe auszogen, durften daran teilnehmen.<br />

Vorstandssitzung vom 25. September nach der Probe im Löwen. Die Abrechnung von der<br />

Abendunterhaltung wurde geprüft und für richtig befunden. Es wurde beschlossen, am 16. und 17.<br />

November einen Salami—Jass durchzuführen. Die Abendunterhaltung wurde provisorisch auf den 8.<br />

Februar festgesetzt. Als letztes beantragte der Präsident, dieses Jahr einmal eine Klausfeier während der<br />

Probe durchzuführen, was vom Vorstand genehmigt wurde. Schluss der Sitzung, 24.00 Uhr.<br />

Den Salami-Jass am 16. und 17. November 1963, führten wir im Restaurant Löwen und in der Linde<br />

durch. Die Beteiligung war so gross, dass wir noch zuwenig Salami hatten.<br />

11. Dezember, Klausfeier, während der Probe. Die Musikanten waren etwas überrascht, als der Nikolaus<br />

im Probelokal erschien. Zuerst verlangte er einen rassigen Marsch von uns. Als das Sündenregister<br />

verlesen wurde, war nicht mancher dabei, an dem es nichts zu rügen gab. Doch zum Schluss bekam dann<br />

noch jeder einen Klaussack. Nach der Probe begaben wir uns in den Löwen zu einem gemütlichen<br />

Klaushock.<br />

Vorstandssitzung vom 23. Dezember nach der Probe.<br />

1. Zusammenstellung des Programmes für die Abendunterhaltung<br />

2. Die Generatversammlung wurde auf den l. Februar 1964 festgelegt. Schluss der Sitzung, 24.00 Uhr.<br />

Am Silvester spielten wir in der Kirche zum Jahresabschluss. Nach der Kirche begab sich der ganze<br />

Verein in die Linde, wo wir noch einen gemütlichen Abend verbrachten.<br />

VIII. 4 1964-Das Jahr der grossen Feste<br />

Für die Richtigkeit: Max Näf"<br />

Während für den Frühling und den Sommer 1964 keine besonderen Ereignisse zu vermelden sind, ändert<br />

sich das im Herbst. Zum Auftakt der grossen Feste fuhr man im Herbst nach Hallau ans Winzerfest, wo<br />

so recht nach Lust und Laune gebechert werden konnte. Marschmusik und ein guter Tropfen gehören<br />

alleweil zusammen.<br />

Zwar bezahlte jeder die Reise selber, aber das Mittagessen wurde aus der Vereinskasse berappt. Ob mit<br />

oder ohne die Tranksame, wird im Protokoll nicht verraten.<br />

Zum zweiten Fest fand man sich am 13. September 1964 im Birch ein, zur Einweihung der Waldhütte.<br />

Mit einem abwechslungsreichen Konzert wurden die geladenen Gäste unterhalten, was nebst der<br />

Gratisbewirtung der Musikanten, der Kasse einen Zustupf von Fr. 150. - einbrachte.<br />

Von wesentlich grösserem Format war das nächste Fest:<br />

<strong>100</strong> Jahre Eisenbahn durch das Säuliamt, am Samstag,den 24. Oktober 1964. Eine grosse<br />

Menschenmenge hatte sich zum Empfang des Zuges eingefunden, in welchem die Mitreisenden und auch<br />

das Personal die Kostüme von anno dazumal trugen. Mit Posaunen- und Trompetenklang wurde der<br />

Jubiläumszug von den Bonstetter Musikanten begrüsst und auch bald wieder verabschiedet. Zur<br />

Nachfeier zogen die Musikanten in die nahegelegene Sonne, wo noch manches Wort über das<br />

denkwürdige Ereignis gewechselt wurde.<br />

- Seite 30 -


Zum Grosseinsatz gelangte der Verein beim eigentlichen Höhepunkt des Jahres 1964, bei der<br />

Einweihung des Gemeindehauses am Samstag und Sonntag, den 21. und 22. November 1964. Schon<br />

während des Festbanketts wurden die Gäste mit Musik beglückt und am Abend trat der Musikverein<br />

vereint mit anderen Dorfvereinen in einer Revue auf. Auch am Sonntag musizierte der Verein unentwegt<br />

weiter einen Nachmittag lang, während die Gemeindeeinwohner den Neubau inspizieren und bewundern<br />

konnten.<br />

Mit einem netten Familienabend als Klausfeier ging das Jahr 1964 zu Ende. Diese Feier verdient<br />

insofern eine besondere Erwähnung, als zum ersten Mal sämtliche Musikanten—Frauen eingeladen<br />

wurden. Voller Anerkennung für die Frauen schreibt der Aktuar: "Ihnen gehört an dieser Stelle unser<br />

erster Dank, denn sie zeigen ihre Opferbereitschaft für unseren Verein ".<br />

VIII. 5 Kantonaler Lorbeerkranz mit Gold<br />

Am 28. Juli 1965 kündigte der Dirigent, August Meyerhofer, etwas unerwartet, denn nur 14 Tage zuvor<br />

errang der Musikverein Bonstetten unter seiner erfolgreichen Leitung am Kantonalen Musikfest in<br />

Dietikon (11. / 12. Juli) einen Lorbeerkranz mit Goldeinlage. Die Qualifikation darf sich sehen lassen und<br />

sei hier im Wortlaut abgedruckt:<br />

"Vorzüglich (Lorbeerkranz mit Goldeinlage)<br />

Musikverein Bonstetten Direktion: August Meierhofer<br />

Burletta, Ouvertüre, von G. Lotterer<br />

Ein Vortrag, der hinsichtlich der rhythmischen, spieltechnischen und dynamischen Ausführung<br />

vorzüglich zu bewerten war. Auch das Zusammenspiel erfreute den Hörer durch seine Präzision, die sich<br />

nicht nur als Produkt des Eingeübten, sondern aus erlebter Beziehung zum Werk zu erkennen gab. Zwei<br />

bis drei unbegreifliche Kontaktunebenheiten im Adagio religioso wollen wir gerne als Zufälle halten.<br />

Tonreinheit und Tonkultur standen auf hoher Stufe. Die minimen Trübungen in den Takten 14, 24, 176,<br />

191 und 195 erwähnen wir zur Dokumentation unserer Aufmerksamkeit. Tonlich nicht ganz überzeugend<br />

trugen die Tenorinstrumente ab Takt 180 ihre Melodie vor. In den Takten 171 und 342 waren nicht alle<br />

Töne der aufgezeichneten Akkorde zu hören.<br />

Das Ziel des jungen, musikverständigen Dirigenten ging offensichtlich dahin, ein feines, dynamisch<br />

unbeschwertes und beschwingtes Musizieren zu demonstrieren, was ihm auch weitgehend gelang.<br />

Allerdings konnten wir den Zeitmassgestaltungen und ihren Nuancen nicht immer die restlose<br />

Zustimmung geben. Wohl erfreuten uns der frische Anfang der Ouvertüre und vor allem das Allegro<br />

leggiero, das auch die Begleitung von der besten Seite zeigte. Hingegen stand das Adagio religioso, das<br />

an sich schön und mit viel Empfindung geblasen wurde, etwas im Spannungsabfall zum vorangehenden<br />

Satz. Trotz der Tempobezeichnung Adagio hätte der Vortrag hier etwas bewegter sein sollen. Das<br />

Leisespiel wirkte sich nachteilig auf das Zeitmass aus. Im weiteren sei das Piu mosso am Schluss<br />

erwähnt, das sich zu wenig spürbar zwischen dem Allegro leggiero und dem Vivace abhob. Endlich hätte<br />

die Fermate mit dem eigentlichen Spannungs- und Überleitungsakkord vor Ziffer 5 noch etwas länger<br />

gehalten werden können als die vorangehende.<br />

Neben diesen gewiss nicht stark ins Gewicht fallenden Unebenheiten haben wir viel Schönes und<br />

Vorzügliches gehört, und wir freuten uns über die beachtliche Spieldisziplin der Bonstetter Musikanten.<br />

Die Wiedergabe der Burletta-Ouvertüre hinterliess im ganzen genommen einen vorzüglichen Eindruck.<br />

Die instrumentale Leistung reiht sich zwanglos zu den erfreulichsten Darbietungen ein. Wir möchten<br />

nicht unterlassen, dem tüchtigen Dirigenten und seinen getreuen und mit viel Liebe und Hingabe<br />

musizierenden Instrumentalisten zum schönen Erfolg zu gratulieren.<br />

- Seite 31 -<br />

Der Berichterstatter: Dr. W. Biber"


Herausgespielt wurde der Kantonale Goldlorbeer mit folgender Besetzung:<br />

Adolf Illi 1. Flügelhorn<br />

Hansruedi Frey 1. Flügelhorn<br />

Ernst Illi 2. Flügelhorn<br />

Andreas Kündig 2. Flügelhorn<br />

Rene Glauser 1. Trompete<br />

Erich Bühler 1. Trompete<br />

Peter Gut 2. Trompete<br />

Lorenz Atzli 2. Trompete<br />

Amold Mäder 1. Klarinette<br />

Brigitte Bleuler 1. Klarinette<br />

Röbi Jakober 2. Klarinette<br />

Gottlieb Gut 3. Klarinette<br />

Ernst Oggenfuss 1. B-Horn<br />

Max Näf Bariton<br />

Oskar Reif 2. B-Horn<br />

Erhard Illi 3. B-Horn<br />

Hans Illi 1. Es-Horn<br />

Edgar Strolz 2. Es-Horn<br />

Walter Illi 3. Es-Horn<br />

Albert Bereuter 1. Posaune<br />

Kurt Ehrbar 2. Posaune<br />

Hans Kuhn B-Bass<br />

Samuel Egli Es-Bass<br />

Walter Frech Pauke<br />

August Meyerhofer Tambour<br />

Reinhard Rindlisbacher Marschtambour<br />

Sepp Bissig Marschtambour<br />

Bruno Ruh Marschtambour<br />

VIII. 6 Festliche Höhepunkte 1965 – 1970<br />

Der Reigen festlicher Höhepunkte begann 1965, am Sonntag, den 15. Oktober mit der 88.<br />

Delegiertenversammlung des Zürcher Kantonalen Musikvereins in Bonstetten.<br />

"Herzlich willkommen !<br />

Im Unteramt heissen wir den Vorstand des Zürcher kantonalen Musikvereins, sowie sämtliche<br />

Delegierte, Veteranen und Ehren-Veteranen zu unserer traditionellen Jahrestagung herzlich willkommen.<br />

Auch Bonstetten, das schmucke Bauerndorf hinter dem Uetliberg, hat mit den Nebenerscheinungen der<br />

modernen Zeit zu kämpfen. Durch Landverkäufe, Überbauungen und dem damit verbundenen<br />

Bevölkerungszustrom werden immer neue Probleme geschaffen. Ein Wahrzeichen dieses Umbruchs ist<br />

unser neues Gemeindehaus, dessen Saal den 300 Delegierten zur Verfügung steht. Nachdem die kantonalen<br />

Veteranen am Musikfest in Dietikon geehrt wurden, sind nunmehr doch 40 eidgenössische<br />

Veteranen mit 35-fähriger Aktivität zu ernennen, nebst drei kantonalen Ehren-Veteranen, die bereits 60<br />

und mehr Jahre hinter sich haben.<br />

Der ZKMV wurde 1877 von wenigen Musikvereinen ins Leben gerufen und umfasst heute 120 Sektionen<br />

mit total 4 153 Aktivmitgliedern, und dazu 21 Knabenmusiksektionen mit über l <strong>100</strong> Buben und Mädchen.<br />

Das Zürcherische Blasmusikwesen hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet und erfreut sich heute<br />

grosser Beliebtheit. Unsere Musikvereine verkörpern heute in den Gemeinden und Städten ein solides<br />

Vereinswesen, das in unserer Zeit von grosser Bedeutung ist. Die Musikanten stellen sich überall in den<br />

Dienst der Öffentlichkeit, ohne dabei irgendwelchen Anspruch auf persönliche Entschädigung zu stellen.<br />

Die sinnvolle Freizeitgestaltung und die Freude am Musizieren allein, befriedigen das echte<br />

Musikantenherz. Durch die Förderung des Knabenmusikwesens leistet der ZKMV einen wichtigen<br />

Beitrag an die Jugenderziehung. Wir hoffen, den Vertretern des Zürcher Blasmusiktums, einige<br />

unterhaltsame Stunden bieten zu können und heissen sie in unseren Gemarken nochmals herzlich<br />

willkommen.<br />

- Seite 32 -<br />

Musikverein Bonstetten ".


Der grosse, eben erst eingeweihte Gemeindesaal bot sich geradezu an für die Durchführung grösserer<br />

Versammlungen und Veranstaltungen verschiedenster Art. Er war ideal für die Durchführung eines<br />

Kompagnieabends, einer Jungbürgerfeier, für die Bezirksdelegierten—Versammlungen der<br />

Feuerwehr, der Schützen, Posthalter und des Abwartverbandes. Und immer musste der Musikverein<br />

mit von der Partie sein, denn ohne Musik geht es eben nicht — wenigstens nicht so feierlich.<br />

Die Vereinstätigkeit weitete sich derart aus, dass der Musikverein Bonstetten aus Zeitmangel auf die<br />

Teilnahme am Kantonalen Musikfest verzichten musste !<br />

Durch die Entfaltung einer römisch-katholischen Kirchgemeinde in Bonstetten, wurde der Musikverein<br />

auch kirchlich vermehrt engagiert und begleitete 1966 zum ersten Mal eine Kommunionsfeier mit seinen<br />

Melodien.<br />

Kein Wunder also, dass das Gehalt des Dirigenten ständig anstieg und nun bei Fr. 150. - pro Monat<br />

angelangt war. Umso mehr überrascht, dass ein so intensiv tätiger Verein, wie es der Musikverein in<br />

dieser Zeit war, einstimmig die Gründung einer Knabenmusik Amt ablehnte. Die Gründe zu dieser<br />

negativen Haltung werden leider nicht genannt.<br />

Bonstetten war in dieser Zeit verschiedentlich Organisator kantonaler Treffen. Dem Kantonalen<br />

Schwingfest im Bruggen, am 11.9.1966 folgten l Jahr später zwei weitere kantonale Veranstaltungen;<br />

am 3. / 4. Juni 1967 der Kantonale Turn—Veteranentag und nur eine Woche später, am 10. / 11. Juni,<br />

der Kantonale Musiktag Kreis Amt und Limmattal.<br />

Für beide dieser Feste zeichnete damals der heutige Chronist als Präsident des Organisationskomitees,<br />

was vermutlich dazu beigetragen haben dürfte, ihn zum Ehrenmitglied zu ernennen.<br />

Und im selben Juni tummelten sich die Turner an einem Eidgenössischen Turnfest, das allerdings nicht in<br />

Bonstetten abgehalten wurde. Aber selbstredend wurden die erfolgreichen Turner auch diesmal mit<br />

wehender Fahne und klingendem Spiel vom Musikverein bei ihrer Heimkehr abgeholt.<br />

Das gegenseitige Abholen von Festen ist ein schöner alter Brauch, der die Verbundenheit und<br />

Zusammengehörigkeit als Dorfgemeinschaft zum Ausdruck bringt. Dass in Bonstetten die Dorfvereine<br />

bis heute ein ausgezeichnetes Verhältnis untereinander haben, zeigt sich jeweils besonders auch an<br />

Festen, wenn es darauf ankommt, sich gegenseitig auszuhelfen und in der Arbeit füreinander einzustehen.<br />

In den folgenden drei Jahren, 1968 — 1970 hätte der Musikverein eine etwas gemütlichere Gangart<br />

einschlagen können, denn die grossen Feste waren fürs erste vorbei. Es blieben lediglich noch der Kreis-<br />

Sängertag in Wettswil, an welchem die Bonstetter die Festmusik übernommen hatten, und eine<br />

kantonale Feier im Gemeindehaus "Hundert Jahre Kantonsverfassung", an welcher der Verein einmal<br />

mehr mit Stolz sein Können bewies.<br />

Aber den Bonstetter Musikanten behagte die Ruhe nicht. Sie wollten Leben und Betrieb, wenn nicht in<br />

Bonstetten, dann eben auswärts. So finden wir sie 1969 an der Spitze einer Prozession der griechischorthodoxen<br />

Kirche, dann wieder an einer Kirchweih in Sihlbrugg und im Oktober an einem grossen<br />

Winzerfest in Wilchingen, mit einem 3—stündigen Platzkonzert.<br />

Solch eine überbordende Lebensfreude kann ein Verein nur dann entfalten, wenn seine Mitglieder auch<br />

entsprechend einsatzfreudig sind. Dass dies beim Musikverein Bonstetten zutraf, kann allein schon an der<br />

reichlichen Vergabung der silbernen Löffel, Gabeln und Messer, für fleissigen Probenbesuch, abgelesen<br />

werden.<br />

- Seite 33 -


9. TEIL MIT NEUEN INSTRUMENTEN UND NEUEN UNIFORMEN 1971 - 1980<br />

IX. l Gehören Vereinsfahnen in die Kirche ?<br />

Seit Menschengedenken ist es Brauch, dass sich die Vereine von ihren verstorbenen Mitgliedern bei der<br />

Beerdigung in der Kirche und auf dem Grabe mit einer Fahnendelegation verabschieden.<br />

Nun schien diese Art der Ehrung eines Toten der Kirche nicht mehr genehm zu sein, denn sie gelangte<br />

mit einem Schreiben über "Die Teilnahme von Vereinen und Fahnendelegationen an Abdankungen" an<br />

den Vorstand des Musikvereins.<br />

"In diesem Schreiben legt die Kirchenpflege den Vereinen nahe, dass die Ehrung eines Verstorbenen<br />

durch die Vereine und Fahnendelegationen künftig nur noch ausserhalb der Abdankung und der Kirche<br />

stattfinden soll.<br />

Walter Frech meinte, dass die Ehrung eines Verstorbenen eine rein private Sache zwischen dem Verein<br />

und den Angehörigen sei, und die Kirchenpflege sollte eher versuchen, die Leute in die Kirche zu<br />

bringen, statt diese von ihr fernzuhalten ".<br />

Also blieb es beim Alten.<br />

IX. 2 Bonstetten Deutschland — Bonstetten Schweiz<br />

Blasmusikkapelle Bonstetten Deutschland<br />

Nebst dem Kantonalen Musiktag vom 14. - 16. Mai 1971, war der Besuch in Bonstetten Deutschland<br />

der unbestreitbare Höhepunkt des Jahres 1971. Das schwäbische und das zürcherische Bonstetten hatten<br />

damals nicht nur den Ortsnamen gemeinsam, sondern auch gleichzeitig Gemeindepräsidenten<br />

(Bürgermeister) die beide Huber hiessen, der eine Hubert Huber, der andere Max Huber.<br />

Nach sorgfältiger Planung, zusammen mit dem Gemeinderat, der seinerseits ebenfalls eingeladen war,<br />

und nach gründlicher Beratung über die mitzubringenden Geschenke, wurde mit 2 Cars gestartet, der eine<br />

für 2 Tage, und der andere mit den Musikanten für 3 Tage.<br />

Über die Festlichkeiten in Deutschland wurde in der Presse ausfuhrlich berichtet. Einige Ausschnitte<br />

seien hier im Wortlaut wiedergegeben:<br />

"Die Eidgenossen kommen”<br />

"Aufregung und Nervosität wie bei einem Staatsempfang. Am Ortseingang stehen die Mitglieder des<br />

Empfangskomitees. Die Blaskapelle präsentiert sich in der schwäbischen Tracht, fahnchen-schwingende<br />

Kinder mit den Deutschen und den Schweizer Flaggen in den Händen, warten ungeduldig auf die Gäste.<br />

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Als die zwei Schweizerbusse die Strasse hinauffahren, schmettern die Mannen um Isidor Fladerer einen<br />

flotten Marsch. Die Eidgenossen aus dem schweizerischen Bonstetten steigen aus, an ihrer Spitze<br />

Gemeindepräsident Dr. Max Huber und seine Gattin. Sie sind bester Laune, wurde doch das Wetter, wie<br />

der Präsident erfreut bei der Begrüssung feststellte, immer besser, je weiter sie sich von den<br />

Schneebergen entfernten. Auch die Eidgenossen sind mit einer Blaskapelle, uniformiert mit Schirmmützen<br />

und marineblauen Anzügen, angereist. Sie geben sofort eine musikalische Visitenkarte ab. Die Damen<br />

erhalten rote und weisse Nelken zur Begrüssung, dann marschieren Gastgeber und Gäste unter flotten<br />

Weisen ins Festzelt, wo die schwäbischen Bonstetter beide Nationalhymnen intonieren.....<br />

Zur Erinnerung an ihren Besuch im grössten schwäbischen Landkreis überreichte Dr. Wiesenthal dem<br />

Gemeindepräsidenten, Dr. Max Huber, das mehrfarbige Wappen des Landkreises Augsburg. Und mit<br />

einem Wappenteller erfreute der schwäbische Bonstetter Bürgermeister seinen Schweizer Kollegen. Dr.<br />

Huber erinnerte in einem Dankeswort an die zufällige Bekanntschaft der beiden Bonstetten, die die<br />

Schweizer Post dadurch zustande brachte, indem sie einen Brief, der nach Bonstetten in der Schweiz<br />

adressiert war, in das schwäbische Bonstetten schickte. Die verwandten Postleitzahlen - 8901 in<br />

Deutschland und 8906 in der Schweiz - hatten sicherlich auch noch dazu betgetragen.<br />

Den Empfang in Bonstetten bei Augsburg nennt Dr. Huber triumphal. Überall hatte man die nette<br />

Gastfreundschaft zu spüren bekommen.....<br />

Als sichtbares Zeichen der Freundschaft überreichte der Schweizer Gemeindepräsident seinem deutschen<br />

Amts- und Namenskollegen eine Zürcher Kanne mit Bechern und vergass dabei nicht zu bemerken, in<br />

Sachen Bier werde das schwäbische Bonstetten ja wohl gut ausgerüstet sein, in Sachen Wein hingegen,<br />

könne die Gemeinde vielleicht eher noch einiges gebrauchen.....<br />

Aus einer sehr schönen Wappenscheibe bestand das Geschenk des Musikvereins Bonstetten Schweiz an<br />

die Blaskapelle Bonstetten Deutschland.<br />

Links: Bürgermeister Hubert Huber, Bonstetten Deutschland<br />

Rechts: Gemeindepräsident Max Huber, Bonstetten Schweiz<br />

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IX. 3 Instrumenten- und Uniformenweihe 1973<br />

1973 Die Instrumenten— und Uniformenweihe<br />

Am 7. - 9. September 1973 wurden in einem dreitägigen Fest die neuen Instrumente und die neuen<br />

Uniformen eingeweiht.<br />

Bis es allerdings soweit war, bedurfte es einiger Vorarbeiten. Zuallererst dachte man noch gar nicht an<br />

neue Uniformen, sondern sprach lediglich von neuen Instrumenten. Es war dann der Präsident des<br />

Organisationskomitees, der den Vorschlag machte, doch gleichzeitig auch neue Uniformen anzuschaffen.<br />

Als Präsident des Organisationskomitees amtierte einmal mehr der heutige Chronist, Max Huber, der<br />

damals auch gleichzeitig Gemeindepräsident war. Die Vorbereitungen wurden sehr speditiv und<br />

zielbewusst an die Hand genommen; man holte je drei Offerten ein, liess sich die Angebote präsentieren<br />

und entschied sich jeweils rasch und relativ sehr eindeutig. Einzig bei den Instrumenten gab es anfänglich<br />

noch einige Diskussionen, ob man grundsätzlich der bisherigen gelben Farbe treu bleiben, oder eher der<br />

moderneren weissen Farbe den Vorzug geben sollte. Schlussendlich siegte das moderne Weiss.<br />

Als Lieferant der Instrumente kam die Firma Schmid in Zürich und für die Uniformen die Firma Schuler<br />

in Rothenthurm zum Zuge.<br />

Bei der Wahl der Marken wurde sehr viel Wert auf Qualität gelegt:<br />

Piccolo und Flöten Marke Yahama<br />

Klarinetten Marke Büffet<br />

Trompeten Marke Getzen Capri<br />

Flügelhorn und Posaunen Marke Reynolds<br />

Euphonium, Tenor, Althorn,<br />

Bässe Marke Besson<br />

Mit der neuen Uniform konnten sich die Musikanten ein zweites Mal von oben bis unten neu einkleiden:<br />

Kittel und Hose mit einer Mütze nach Lausanner Modell, Farben blau und bordeaux und dazu eine<br />

helle Sommerhose.<br />

Ursprünglich waren die Kosten auf insgesamt Fr. 40 000. — veranschlagt worden, was für die<br />

Neuinstrumentierung so ziemlich ausgereicht hätte. Den Verteiler stellte man sich etwa folgendermassen<br />

vor: Vereinskasse Fr. 12 000. —, private Spenden Fr. 4 000. -, Gemeinde Wettswil Fr. 5 000. -,<br />

Gemeinde Bonstetten Fr. 19 000. -. Wegen der neuen Uniformen musste das Budget aber kräftig nach<br />

oben revidiert werden. Und trotzdem reichte das Geld, denn die privaten Spenden flossen viel reichlicher<br />

als vorauszusehen war. Allein schon im Verein kamen Fr. 5 000. — spontan zusammen, von Ernst<br />

Oggenfuss Fr. 3 000. — und von Erhard Illi Fr. 2 000. -.<br />

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Mit erstaunlichem Tempo wurde das Festzelt unter Mithilfe sämtlicher Dorfvereine und vieler<br />

Freiwilliger im Feld aufgestellt. Der grosse Augenblick war da:<br />

Mit neuen Instrumenten und alten Uniformen wurde das Einweihungsfest eröffnet. Während der<br />

Ansprache des Präsidenten zogen sich die Musikanten um und erschienen in den neuen Uniformen auf<br />

der Bühne. Und während der Ansprache des OK—Präsidenten, Max Huber, zogen sich alle noch einmal<br />

um und traten nun im Sommertenue auf. Der Applaus wollte kein Ende nehmen, denn der Anblick der<br />

neuen Uniformen war wirklich überwältigend.<br />

Am 2. Festtag, Samstag 8. September 1973, wurden die Gäste aus Bonstetten Deutschland,<br />

empfangen. Das ganze Dorf und alle Behörden versammelten sich auf dem Dorfplatz. Zur grossen<br />

Überraschung aller wurde neben dem Gemeindehaus ein Gedenkstein enthüllt, mit den beiden Bonstetter<br />

Wappen. Ein Fass Bier, das die Gäste aus Deutschland mitgebracht hatten, wurde angestochen und bei<br />

dem heissen Wetter auch geleert. Als Gastgeber-Geschenk erhielten die Schwaben von den Eidgenossen<br />

einen riesigen Emmentaler—Käse.<br />

Eine Show—Gruppe brachte mit 13 Nummern viel Abwechslung in das Abendprogramm, das zur<br />

Hauptsache von den beiden Blaskapellen bestritten wurde. Die Stimmung im prall gefüllten Zelt erreichte<br />

immer wieder neue Höhepunkte.<br />

Am Sonntag begann das grosse Dorffest mit einem Umzug, der für Bonstetten einmalig war. Beim<br />

Ausklang des Festes am Nachmittag und Abend kamen die Schwaben wieder voll zur Geltung, denn sie<br />

verstanden es, für Stimmung zu sorgen.<br />

Wer viel wagt, gewinnt viel.<br />

Wie die Abrechnungen zeigten, lohnte sich der Wagemut des Musikvereins, nicht nur neue Instrumente,<br />

sondern gleichzeitig auch neue Uniformen anzuschaffen.<br />

Die Festabrechnung der Instrumenten— und Uniformenweihe ergab:<br />

Einnahmen Fr. 29 180.60<br />

Ausgaben Fr. 12881.20<br />

Gewinn Fr. 16299.40<br />

Das Resultat der Haussammlung stellte alle Prognosen weit in den Schatten. Zusammen mit den<br />

Beiträgen der beiden Gemeinden Bonstetten und Wettswil ergaben sich:<br />

Einnahmen Fr. 70876.--<br />

Ausgaben für Instrumente und Uniformen Fr. 66699.30<br />

Reinertrag Fr. 4 177.10<br />

Hinzu gesellte sich dann am Jahresende noch der Erlös der alljährlichen Abendunterhaltung von Fr.<br />

2545. --.<br />

Man schwamm sozusagen im Geld trotz Ausgaben von einmaliger Grössenordnung und gründete einen<br />

Instrumentenfonds von Fr. 12 000. -, einen Uniformenfonds von Fr. 5 000. - und eine Reisekasse, die<br />

man mit Fr. 5 118.85 speiste.<br />

IX. 4 Alltag, Sonntag und Routine des Musikvereins Bonstetten<br />

Zu den Sonntagen im Leben des Musikvereins Bonstetten gehören Beteiligungen<br />

an Musiktagen.<br />

1947 ein Kantonaler Musiktag, 1975 wieder ein Bezirksmusiktag.<br />

Solche Wettkämpfe brauchen anstrengende Vorbereitungen und bieten vor— und nachher jeweils viel<br />

Gesprächsstoff. Für die Aus— und Weiterbildung eines Vereins, sind sie von nicht zu unterschätzendem<br />

Wert, denn sie bedeuten ein gegenseitiges Messen des Könnens in öffentlicher Konkurrenz und fuhren<br />

jeweils zu einer neuen Standortbestimmung. Man weiss wieder, was man kann, aber es wird auch<br />

bewusst, was noch nicht erreicht ist.<br />

Eher zum Alltag sind die vielen Gelegenheiten zu zählen, bei denen der Musikverein Bonstetten um seine<br />

Mitwirkung gebeten wird: bei einem Schwingfest, bei der Gründung der GALM<br />

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(Gruppenwasserversorgung Amt, Limmattal und Mutschellen), bei der Rückkehr der Turner von<br />

einem Kantonalen Turnfest, bei.....<br />

Man fragt besser: wo nicht ?<br />

Wie ein Sonntag aus den vielen Alltagen ragt dann aber wieder ein Tag heraus, wie die Einweihung des<br />

Rigelhüslis 1975, dieses Bijou's mitten im Dorf, das einen ganz besonders heimeligen Akzent in den<br />

alten Dorfkern setzt.<br />

Vielleicht nicht ganz alltäglich war dagegen die Diskussion, die im März 1976 wegen der fristlosen<br />

Entlassung des Dirigenten Livio Simeon geführt wurde.<br />

An der Generalversammlung wurde dem Präsidenten, Andreas Kündig, vorgeworfen, statutenwidrig und<br />

eigenmächtig gehandelt zu haben, was dieser auch zugab, mit der Begründung, es sei alles im Interesse<br />

des Vereins geschehen. Im Protokoll wird festgehalten:<br />

"Da die Diskussion in ein nicht enden wollendes Debakel auszuarten drohte, stellte Ehrenmitglied Dr.<br />

Max Huberfolgenden Antrag zur Abstimmung:<br />

1. Die GV vom 26.3.1976 nimmt Kenntnis von der Mitteilung des Vorstandes, der bisherige Dirigent,<br />

Livio Simeon, sei vom Vorstand am 28.1.1976 fristlos entlassen worden, wobei der Vorstand<br />

erklärt, er sei sich bewusst gewesen, nicht den Statuten gemäss gehandelt zu haben.<br />

2. Die Generalversammlung spricht Livio Simeon den Dank aus für alle seine geleisteten Dienste<br />

während der 3 1/2 Jahre seiner Tätigkeit als Dirigent des Musikvereins Bonstetten. In dieser Zeit<br />

hat der Musikverein folgende Feste unter seiner Leitung besucht und dabei gute Qualifikationen<br />

erhalten: Musiktag in Birmensdorf, Instrumenten- und Uniformenweihe in Bonstetten, kantonales<br />

Musikfest in Adliswil, Musiktag in Mettmenstetten.<br />

Besonders gern erinnert sich der Musikverein an die schönen Tage des Bonstetter Festes mit dem<br />

schwäbischen Bonstetten vom September 1973. Zu diesem Anlass hat Livio Simeon einen gut<br />

gelungenen Bonstetter Marsch komponiert und dem Musikverein gewidmet. Die G V wünscht ihrem<br />

ehemaligen Dirigenten, Livio Simeon, den sie von der menschlichen Seite her immer besonders<br />

geschätzt hat, alles Gute für seine weitere Tätigkeit als Dirigent".<br />

Dieser Antrag wurde mit 19 zu l Stimme angenommen, womit diese leidige Affäre ihren Abschluss fand.<br />

Als neuer Dirigent wurde Musikdirektor Jakob Bopp gewählt mit einer Jahresbesoldung von Fr.<br />

6000. -.<br />

Mit dem neuen Dirigenten trat man am Palmsonntag, am Weissen Sonntag, am Musiktag in Hedingen<br />

und bei vielen Ständchen auf.<br />

Zu einem sonntäglichen Erlebnis wurde die dreitägige Reise nach Bonstetten in Deutschland, über<br />

Pfingsten 1976. Da während dieser Musiktage der deutschen Blaskapelle die vereinseigene<br />

Lautsprecheranlage gestohlen wurde, beschloss unser Musikverein, den deutschen Kollegen Fr. l 000. -<br />

zur Minderung des Schadens zu schenken.<br />

Mit zu den wichtigsten, alltäglichen Aufgaben gehört die Förderung des Nachwuchses. So weit wie<br />

möglich wurde diese Aufgabe vereinsintern mit eigenen Leuten gelöst.<br />

Mit der IMSA eröffneten sich jedoch neue Möglichkeiten. Um diese voll zu nutzen, ging der Musikverein<br />

dazu über, jungen Leuten, die sich bei der IMSA ausbilden Hessen, einen Teil ihrer Unkosten zu<br />

vergüten, sofern sie dem Musikverein beitraten. Und mit der JUMBA ergab sich eine weitere Chance zur<br />

Ausbildung des Nachwuchses.<br />

Neu geregelt wird das Absenzenwesen, ein immer wiederkehrendes Routinegeschäft.<br />

Entschuldigungen sind nun an den Präsidenten oder Vizepräsidenten zu richten und zwar zum voraus.<br />

Dreimal zu spätes Erscheinen wird als eine Absenz bewertet. Nicht als Absenz angerechnet wird<br />

Militär— oder Zivilschutzdienst. In den Ferien wird ein einmaliges Fehlen ebenfalls nicht als Absenz<br />

eingetragen. Bei einem Todesfall in der Familie gilt eine Schonzeit von vier Wochen. Die Auszeichnungen<br />

werden so gehandhabt:<br />

0—2 Absenzen l Messer, 3 Absenzen l Gabel oder l Löffel, 4 Absenzen l Becher oder Glas, und 5<br />

Absenzen l kleiner Löffel. Die aktiven Ehrenmitglieder und der Vorstand erhalten ebenfalls eine<br />

Auszeichnung.<br />

- Seite 38 -


Da 1977 das <strong>100</strong>—jährige Jubiläum des Kantonalen Musikverbandes stattfand, war jeder<br />

Musikverein gehalten, ein Jubiläumskonzert durchzuführen. Die Bonstetter und Stallikoner kamen<br />

überein, gemeinsam zu konzertieren und zwar in Bonstetten, Stallikon und Wettswil.<br />

IX. 5 Zum Jahr des Kindes 1979<br />

Zum Jahr des Kindes liess sich der Musikverein Bonstetten etwas Neues einfallen und informierte die<br />

Bevölkerung über die Presse mit folgenden Worten:<br />

"Wie bereits angekündigt, wird der Musikverein am Vormittag des Auffahrtstages Versprochenes<br />

nachholen und die Bevölkerung von Bonstetten und Wettswil mit "Frischluftmusik" zu erfreuen<br />

versuchen.<br />

Kurz vor 9 Uhr Marsch durchs Dorf Bonstetten mit anschliessendem ca. halbstündigem Konzert auf dem<br />

Dorfplatz. Freundlicherweise hat sich die reformierte Kirchenpflege bereit erklärt, den<br />

Gottesdienstbeginnauf 9.45 Uhr zu verschieben. Um 10 Uhr wird in Wettswil "Süd" im Bereiche<br />

Niederweg, Röschenächerstrasse musiziert und ab 11 Uhr in Wettswil "Nord", Langächer-<br />

Bäumlisächerstrasse.<br />

An allen drei Standorten sind die Kinder der Jahrgänge 1967 bis 1973 eingeladen, ihren per Flugblatt in<br />

alle Haushaltungen von Bonstetten und Wettswil verteilten Talon, in die Urne zu werfen.<br />

An Ort und Stelle werden jeweils ein Alpenrundflug mit modernstem Kleinflugzeug, sowie ein Segeltag<br />

mit toller Jacht auf dem Vierwaldstättersee ausgelost. Ein Beitrag des MVB zum Jahr des Kindes.<br />

Ausserdem hat sich eine Firma, die künftig im Geschäft mit Aperitiven mehr mitreden will, anerboten,<br />

den ganzen Parcours zu begleiten und dem Publikum somit "geistige Abwechslung" gratis anzubieten.<br />

Damit wäre auch der "Notfalldienst" für die Musikanten gewährleistet.<br />

Der Musikverein Bonstetten will sich mit seinem musikalischen Auffahrtsbummel öffentlich wieder einmal<br />

ganz herzlich bedanken und hofft auf entsprechendes Wetter und viel Publikum in den angesteuerten<br />

Quartieren.<br />

Bei zweifelhafter Witterung gibt Tel. 180 ab 08.00 Uhr Auskunft über die Durchführung.<br />

- Seite 39 -<br />

Ihr MVB"


10. TEIL ENDE GUT - ALLES GUT 1980 - <strong>1988</strong><br />

X. l Gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />

Längst hat man sich daran gewöhnt, dass sich im Musikverein Bonstetten unter die Männer in Hosen<br />

auch junge Röcke gemischt haben und in vorderster Reihe das Bild des Musikkorps sehr sympathisch<br />

aufwerten.<br />

Und längst ist der Musikverein zu einem allseits anerkannten und äusseist beliebten Dorfverein<br />

geworden.<br />

Aber es fehlte immer noch die breite, regelmässige finanzielle Unterstützung durch die gesamte<br />

Bevölkerung. So musste bei der Rechnungsabnahme im Januar 1980 in der Kasse wieder ein Rückschlag<br />

von Fr. 4 136. — in Kauf genommen werden. Vermögen und Ertrag standen miteinander nicht im<br />

Einklang, denn einerseits war der Verein recht vermögend, sofern man die Instrumente und Uniformen<br />

mit einbezog, und anderseits lagen die Ausgaben weit über den Einnahmen. Man beschloss deshalb zwei<br />

Massnahmen: Erstens sollten die Instrumente und Uniformen bis zum Jahr <strong>1988</strong> auf Null abgeschrieben,<br />

und zweitens sollte die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert werden.<br />

Der Präsident, Edgar Strolz, schuf ein neues Zirkular mit eingedrucktem Einzahlungsschein, das an alle<br />

Haushaltungen verschickt wurde und seinen Zweck weitgehend erfüllte. Gleichzeitig wurden aber auch<br />

die Leser des Anzeigers für den Bezirk Affoltern angesprochen.<br />

"Konzert, Unterhaltung und Tanz mit dem Musikverein Bonstetten<br />

In den letzten Tagen hat der Musikverein Bonstetten allen Haushaltungen in Bonstetten und Wettswil das<br />

Programm für die diesjährige Abendunterhaltung zugestellt. Es wurde einerseits damit versucht, die<br />

gesamte Bevölkerung zu erreichen und gleichzeitig auf einen gediegenen Abend hinzuweisen, anderseits<br />

mit dem gleichen Zirkulär Passiv- und Aktivmitgliederwerbung zu betreiben.<br />

Der MVB hofft, dass seine bisherigen, geschätzten Passivmitglieder und eben diejenigen, die es werden<br />

möchten, das grüne Blatt mit dem gelben Punkt nicht übersehen haben, und so freundlich sind, damit den<br />

Passivmitgliederbeitrag zur Post zu tragen. Herzlichen Dank fürs Nichtübersehen.<br />

Samstag, l. März 1980, wird also der Musikverein Bonstetten im ambiance-rei-chen Gemeindesaal seinen<br />

Konzert- und Unterhaltungsabend durchführen. Auf dem Programm stehen Werke von L. Delibes, Johann<br />

Strauss, C. Teike, etc. Unter der straffen Leitung des Musikdirektors, Jakob Bopp, ist wiederum ein<br />

Programm erarbeitet worden, das den Musikfreunden zweifellos einiges bedeuten wird. Der zweite<br />

Konzertteil, in dem meistens ja etwas "gefägt" wird, beinhaltet nicht weniger anspruchsvolle Werke.<br />

Charme, Ästhetik und Schwung sind dem mittleren Teil des Abends zugeordnet. Unter der Leitung von<br />

Frau Bruhin, Affoltern a/Albis, wird die Tanzgruppe "El Bimbo" aus Zürich, im Nonstop die Bühne eine<br />

halbe Stunde mit gekonnt gestreckten Händen, Beinen und Köpfen, unter Tango—, Charleston— und<br />

Rockklängen, ausmessen. Vielversprechend sind die choreographischen und tänzerischen Leistungen der<br />

ca. 12 Personen umfassenden Tanzgruppe.<br />

Während im Konzertteil absolut keine Spuren von Fasnachts — lies "Guggemusik" - vorhanden sein<br />

dürfen, ist es aber gestattet, beim Tanzen karnevalistische (nicht Seiten-) Sprünge zu vollziehen und das<br />

Ventil, das da und dort ein Jahr lang verklemmt sein "muss ", zu öffnen.<br />

Gegenwärtig stehen fast alle Veranstaltungen unter einem Motto wie z.B. "Party im Urwald", "Im<br />

Nudistenparadies" oder "Zum Frühstück im Panzer 68". Das Motto des MVB heisst aber permanent<br />

"Gepflegte Musik im schönen Saal und weitere Annehmlichkeiten in grosser Zahl". Auf ein Wiedersehen<br />

freut sich<br />

- Seite 40 -<br />

Ihr Musikverein Bonstetten ".<br />

Im Zuge dieser Öffentlichkeitsarbeit wurde auch ein Anschlagkasten eingerichtet, um die Bewohner<br />

besser zu orientieren über das Leben des Musikvereins.<br />

Auf die Reise nach Bonstetten in Deutschland begleiteten viele Fans ihren Musikverein. Die Bande<br />

zwischen den Einwohnern beider Bonstetten waren inzwischen so eng geknüpft worden, dass vereinzelt<br />

echte Freundschaften entstanden sind. Man fuhr in zwei grossen Cars, wurde wie immer enthusiastisch<br />

empfangen, brachte ein kleines Alphorn als Geschenk mit, und feierte vom 7. bis zum 9. Juni 1980 in<br />

ungetrübter deutsch—schweizerischer Eintracht.


Am 21. Juni 1981 feierte die Holzkorperation ihr 150-jähriges Bestehen im Gemeindehaus unter den<br />

Klängen des Musikvereins und bei der "Pfarrer-Installation" marschierte der Musikverein ebenso auf,<br />

wie beim Empfang des Schützenkönigs in Wettswil.<br />

X. 2 Wohin mit dem vielen Material ?<br />

Die Verwaltung des Materials und speziell seine Unterbringung waren schon lange Sorgenkinder des<br />

Musikvereins. Es musste endlich nach einer besseren Lösung gesucht werden —und sie wurde auch<br />

gefunden. Im oberen Teil der Gemeindescheune war viel unbenützter Raum vorhanden. Dort Hessen sich<br />

zweckmässige Räume für die Versorgung der Musikalien, Instrumente und Uniformen einbauen. Der<br />

Gemeinderat konnte sich mit dem Musikverein auf folgendes Vorgehen einigen:<br />

Die reinen Materialkosten übernimmt die Gemeinde. Dagegen muss der Musikverein im Frondienst<br />

sämtliche Arbeiten unter der Regie von Schreinermeister Sepp Müller selber ausführen. Sicher hat der<br />

Charme der energischen Materialverwalterin, Denise Schnabel, seinen Teil dazu beigetragen, dass alles<br />

so glatt über die Bühne ging.<br />

X. 3 Der Musikverein Bonstetten im Dienste der Kirchen<br />

In einem Zeitungsartikel wird auf den besonderen Einsatz des Musikvereins Bonstetten bei kirchlichen<br />

Anlässen hingewiesen:<br />

"Seit Jahren erachtet es der Musikverein Bonstetten als eine Selbstverständlichkeit, am Palmsonntag<br />

nach dem Gottesdienst die Konfirmanden vor der Kirche mit einem Ständchen zu erfreuen. Ebenso seit<br />

vielen Jahren nimmt der Musikverein Bonstetten am Karfreitag an der Prozession der griechischorthodoxen<br />

Kirche in Zürich, durch die Elisabethen-, Köchli- und Zweierstrasse, mit Prozessionsmusik<br />

teil.<br />

Alljährlich wird auch am Weissen Sonntag (l. Sonntag nach Ostern) dem Fest der Erstkommunikanten<br />

vor dem katholischen Pfarreizentrum ein feierliches, musikalisches Gepräge verliehen.<br />

Letzterem Anlass werden gleich noch zwei Platzkonzerte angegliedert. Von 09.00 bis 09.25 Uhr spielt der<br />

Musikverein im Bereich Niederweg/Muchried, Wettswil, von 09.30 bis 09.45 Uhr werden wieder einmal<br />

die Bewohner der Linth—Escher— Siedlung musikalisch geweckt. Von ca. 10.10 bis 10.45 Uhr -<br />

zwischen zwei Gottesdiensten - sind es dann die Erstkommunikanten, die mit einem Ständchen beim<br />

Bahnhof geehrt werden.<br />

Der Musikverein Bonstetten freut sich, mit seinem sonntäglichen Weckdienst möglichst viele Zuhörer<br />

ergötzen zu dürfen und dankt bei dieser Gelegenheit den vielen treuen und ebenso den neu registrierten<br />

Passivmitgliedern und Gönnern für ihren "finanziellen Weitblick".<br />

Der Musikverein Bonstetten ".<br />

X. 4 Das lässt sich hören<br />

Im Laufe der Jahre und speziell unter der Leitung von Musikdirektor Jakob Bopp, stieg das musikalische<br />

Niveau rasant an, was seinen Niederschlag in den Bewertungen findet, die der Musikverein Bonstetten<br />

von den Musiktagen nach Hause brachte. Dazu ein Beispiel aus dem Jahre 1982, vom Bezirksmusiktag in<br />

Affoltern am Albis:<br />

"Qualifikation für die Ouvertüre zur Operette "Banditenstreiche ", von Franz von Suppé.<br />

Stückwahl Sehr gut und angemessen<br />

Harmonische Reinheit Sehr gut und perfekt. Bravo !<br />

Rhythmus und Zusammenspiel<br />

Die ganze Aufführung war aussergewöhnlich an Disziplin und Selbstbeherrschung.<br />

Der Verein erspielte sich ein verdientes "vorzüglich ".<br />

Tonqualität und Treffsicherheit<br />

Unsäglich schön und zart wurde die Melodie interpretiert. So ausgeglichen hört man eine<br />

Registerverbindung selten. Ein Bravo auch für den Bass und die Begleitung, welche dezent, leicht, genau<br />

und unaufdringlich ihres Amtes walteten. Eine Klangerscheinung mit Seltenheitswert.<br />

- Seite 41 -


Interpretation<br />

Der ganzen Musik ein Bravo beim "Vivace . . .", man durfte füglich feststellen, Ende gut, alles gut.<br />

Ein Lob dem Dirigenten, Musikdirektor Jakob Bopp, für die Temponahmen. Auch dirigierte er diese<br />

liebe, gute, alte Operettenmusik mit Elan und schmissig ohne Schwere und Bombast, eben<br />

operettengerecht. "<br />

Und die Qualifikation für die Marschmusik:<br />

"Serenita", Marsch von J.P. Moresi<br />

Tambouren und Spielwechsel<br />

Sehr gut. Das einwandfreie Tempo wurde von den Bläsern aufgenommen und bis<br />

zum Schluss eisern durchgehalten.<br />

Musikalische Ausführung<br />

Der Sound war sehr schön. Man hörte gerne hin. Dazu kommt ein Schlagzeug, das nicht nur auf die<br />

Pauke haute, so laut, dass es für sämtliche Musikvereine des ganzen Bezirks langen täte. Die Stimmung<br />

war gut, die Register ausgewogen. Das Trio klang wunderbar, auch der eher schwierige Zwischenteil ab<br />

Takt 79, sowie das "Grandioso "am Schluss.<br />

Gesamtwertung<br />

Beste Werbung für die Blasmusik ".<br />

X. 5 Das erste grosse Bonstetter Dorffest 1982<br />

Natürlich ist in Bonstetten wie in allen Gemeinden schon immer gefestet worden. Aber ein eigentliches<br />

Dorffest, bei welchem der ganze Dorfkem miteinbezogen und zu einem einzigen grossen Festplatz<br />

verwandelt wurde, gab es bislang nicht. Ein solcher Anlass war auch undenkbar, solange der<br />

Durchgangsverkehr durch das Dorf rollte. Erst mit den beiden Umfahrungsstrassen eröffnete sich die<br />

Möglichkeit einer totalen, festlichen Benützung des Dorfplatzes.<br />

Auf den 10. / 11. Juli 1982 wurden Gäste geladen und ein grossartiges Programm mit vielen<br />

Attraktionen auf die Beine gestellt, Sodass jedermann voll auf seine Rechnung kam.<br />

Dem Vorwort des Programmheftes entnehmen wir den Willkomm-Gruss:<br />

"WILLKOMMEN AM BONSTETTER DORFFÄSCHT !"<br />

"Wir - der Musikverein Bonstetten - haben für Sie den Bonstetter Dorfkern als Festplatz entdeckt und<br />

bauen vor der Kulisse Rigelhüsli, Dorfbrunnen und Gemeindehaus ein Fest, das als Grossereignis in die<br />

Chronik unseres Dorfes eingehen soll.<br />

Der Musikverein und die Bevölkerung von Bonstetten begrüssen zu diesem Anlass ganz speziell den<br />

Musikverein Bonstetten Deutschland mit Angehörigen und Behördevertretern. Wer schon einmal dabei<br />

war, weiss, dass es jeweilen hoch hergeht, wenn unsere deutschen Freunde hier sind. Wirfreuen uns sehr<br />

auf die bevorstehenden, unterhaltsamen Stunden bayerischer Prägung mit dem Musikverein aus der<br />

BRD.<br />

Zweifellos werden aber - neben allen anderen Attraktionen - auch die seit 27 Jahren international<br />

erfolgreichen "Hartem Ramblers" Furore machen und Alt und Jung in Dixiland—Fans auf Lebzeiten zu<br />

verzaubern wissen..."<br />

Die Hauptprobe gelang so gut, dass man 1986 nachdoppelte und das Dorffest zum zweiten Mal aufzog.<br />

X. 6 Für höhere Ansprüche<br />

Der Aktivmitglieder-Bestand nahm zwar unregelmässig, aber im grossen und ganzen doch stetig zu und<br />

konnte 1984 einen Höchststand von 36 Aktivmitgliedern aufweisen.<br />

Aber auch die Beanspruchung der Musikanten wurde immer grösser. Nebst dem ständig anspruchsvoller<br />

werdenden, ordentlichen Programm wurde der Musikverein weiterhin wie gewohnt zu allen<br />

Sonderveranstaltungen angefordert. Einmal war es die Einweihung der "Burgwies" 1983, oder ein<br />

Kantonaler Ringertag in Bonstetten 1985, 800 Jahre Wettswil 1984, die Rückkehr der Turner und Schützen<br />

von Eidgenössischen Festen und so fort. Allein 1983 stand der Musikverein bei 72 Anlässen und<br />

Proben im Einsatz.<br />

- Seite 42 -


Offenbar hatte diese Vielheit eine gewisse Ermüdung zur Folge. Denn 1984 verzichtete man mit 12 zu 4<br />

Stimmen auf die Teilnahme am Kantonalen Musiktag mit dem Vorsatz, lieber einmal an einem<br />

Eidgenössischen Musikfest mitzumachen, blieb dann aber auch dort zu Hause.<br />

Ein guter Gradmesser für das Können des Musikvereins sind die Jahreskonzerte.<br />

Diese Konzerte sind im Laufe der Jahre zu einem echten Kunstgenuss geworden. Schon die jeweilige<br />

Auswahl und Zusammenstellung der Stücke ist ausserordentlich vielseitig, Sodass die Zeit beim Zuhören<br />

wie im Fluge vergeht.<br />

Es sind nicht etwa leichte Stücke, sondern mitunter solche, die hohe und höchste Ansprüche an alle<br />

stellen. Der Musikverein Bonstetten erfüllt diese Ansprüche allemal und kann jeweils den Erfolg dafür<br />

ernten, was er in vielen und intensiven Proben mit seinem Dirigenten, Jakob Bopp, in harter Arbeit<br />

einstudierte.<br />

Der Musikverein Bonstetten ist zudem in der beneidenswerten Lage, über einige Sonderkönner zu<br />

verfügen, die jederzeit auch als Solisten eingesetzt werden können, wie zum Beispiel Regula und Werner<br />

Brawand oder Adolf Illi, um nur diese drei zu nennen.<br />

Es ist schön, höheren Ansprüchen genügen zu können. Es ist aber auch ein Ansporn für die Zukunft, das<br />

Niveau zu halten oder auf dem Treppchen gar noch eine Stufe höher hinauf zu klettern.<br />

Sicher würden die ersten Mannen, die vor hundert Jahren in Bonstetten musiziert haben, stolz sein,<br />

könnten sie sehen, was aus dem geworden ist, was sie damals begonnen haben.<br />

Stolz sein darf aber auch unser Dorf auf seinen schmucken und rassigen Musikverein, der im Laufe der<br />

letzten hundert Jahre bei so ungezählt vielen Gelegenheiten für die festliche Stimmung gesorgt hat.<br />

- Seite 43 -<br />

Der Chronist:<br />

Dr. Max Huber


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