Jahresbericht 2008 der Suchtkrankenhilfe - Caritas-pb.de

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Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Konfliktsituation – LOBBY v.l.: Philip Krüger, Anja Willeke, Marion Böwer, Reinhold Nacke, Verena Seefeld Am Haxthausenhof 14-16 33098 Paderborn 05251-207469 FAX 05251-282125 lobby@caritas-pb.de www www.caritas-pb.de Öffnungszeiten: Mo-Fr von 10.00h bis 19.00h Offene Sprechstunde: Donnerstag von 14.00h bis 16.00h Wenn ich drei Wünsche frei hätte … drei Fallbeispiel unserer Arbeit Jugendliche wünschen sich eine gute berufliche Perspektive für ihre Zukunft. Häufig scheitern sie bereits während ihrer Schulzeit. Maria mit 16 Jahren klare Vorstellungen von ihrer Zukunft. „Mein erster Wunsch ist es, den Realabschluss zu erhalten und meinen Traumjob zu realisieren. Ich möchte Hebamme werden. Mein zweiter und dritter Wunsch sind Familie und Kinder, natürlich brauch’ ich auch das entsprechende Geld dafür.“ Auch wenn Maria diese Wünsche nicht in der zeitnahen Reihenfolge umgesetzt hat, befindet sie sich weiterhin auf den Weg ihre Ziele zu verwirklichen. Aufgrund familiärer Konflikte, hat sie eine zeitlang die Schule geschwänzt und Kontakte zur Szene geknüpft, wo sie mit einer Clique ihre Freizeit verbrachte. Sie hat dann in Begleitung der LOBBY die Schule wieder regelmäßig aufgesucht und sich von dem Freundeskreis distanziert. Maria hat den Hauptschulabschluss noch erreichen können, leider ohne Fachoberschulqualifikation, wie sie heute bedauert. Mit 17einhalb Jahren hat sie sich gemeinsam mit ihrem Freund für ein Kind entschieden. Das Familienleben genießt sie insgesamt, dennoch fehlt ihr eine berufliche Identifikation, die sie mit ihren persönlichen Fähigkeiten noch mal anders herausfordert. Vitali, 17 Jahre hat auch klare Vorstellungen von seiner Zukunft. „Ich möchte meine Lehre im Metallbereich erfolgreich abschließen, um dann eine gute Arbeitsstelle zu bekommen. Ein Familie möchte ich erst mit 30 Jahren gründen, vorher will ich meinen Spaß haben, ein Auto und eine Wohnung besitzen.“ Vitali ist vor 15 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland migriert. Für ihn war es sehr schwer von den deutschen Mitschülern anerkannt zu werden, deshalb schloss er sich einer Clique an, die denselben Migrationshintergrund hatte. Hier wurde viel Alkohol getrunken, was dazu führte, dass er häufig die Schule schwänzte und kriminell auffällig wurde. Unter Mithilfe der Familie, der Jugendgerichtshilfe und der LOBBY konnte Vitali so stabilisiert werde, dass er den Hauptschulabschluss erreichte und in eine Ausbildungsstelle vermittelt werden konnte. Vitali wird während seiner Ausbildung weiter durch die LOBBY begleitet. Anhand Laras Beispiel möchten wir die Verkettung von Konflikten aufzeigen, die dazu führen, dass Schule zur „Nebensache“ wird und somit einen wichtigen Baustein für die weitere Zukunftsperspektive zerschlägt: Die LOBBY bietet Kindern und Jugendlichen Hilfe und Lara war 17 Jahre alt, als eine ihr vertraute Schulsozialarbeiterin den Kontakt zu uns herstellte. Durch zunächst unregelmäßige Kontakte zu Lara konnten wir eine Vertrauensbeziehung zu ihr aufbauen. In den Gesprächen berichtete sie davon, dass ihre Eltern geschieden seien und es sehr problematisch zwischen ihr, ihrer Mutter und dem Bruder sei. Es käme zuhause immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Vor einigen Jahren hatten sie bereits Kontakt zu einer Beratungsstelle aufgrund der häufigen Konflikte innerhalb der Familie. Durch die Beratungsstelle hat sich das Zusammenleben deutlich verbessert. Doch nun seien neue Konflikte aufgetaucht. Ihr Freund, der ihr bisher Halt gegeben habe, sei nun gerade für zwei Jahre inhaftiert. Vor der Freundschaft zu ihm hat Lara häufig illegale Drogen konsumiert. Ihr Freund nehme ebenfalls welche zu sich, habe aber Lara motiviert, selber nicht mehr zu konsumieren. Dadurch ist es Lara gelungen, ihren Konsum deutlich einzuschränken. Nun, wo sie ihn nur noch unregelmäßig sieht, haben ihre Konsumtage wieder deutlich zugenommen. Es fällt ihr schwer sich zu konzentrieren, sie reagiert gereizt und aggressiv und hat deutlich an Antrieb verloren, deshalb kann sie die Beratungsgespräche nur sehr unregelmäßig wahrnehmen. Nach Beendigung der Hauptschule geht sie zur weiterführenden Schule, wo sie derzeit ihr Berufsgrundschuljahr absolviert. Während sie und ihr Umfeld in der früheren Schule bekannt waren und somit die Schule zum Teil Stützfunktion für Lara übernommen hat, sind sie und ihre Umstände an der neuen Schule unbekannt. Es gibt keine Lehrperson zu der Lara, zunächst Vertrauen fassen kann. Sie hatte einen klaren Berufswunsch; sie wollte Malerin und Lackiererin werden. Doch diese Zukunftsperspektive gleitet ihr immer mehr aus den Händen. Ihre Gedanken an ihren Freund, die Konflikte zuhause, das Absacken der schulischen Leistungen lassen sie immer häufiger zu den Drogen greifen, um abzuschalten, um Ruhe zu finden. Sie flüchtet sich in eine andere Welt und zieht sich mehr und mehr in sich zurück. Gleichzeitig wirkt sie unkonzentriert und ungeduldig und verhält sich zunehmend aggressiv bei Anforderungen aus dem Umfeld von Familie und Schule. Im weiteren Beratungsprozess in der LOBBY wirkt Lara schon etwas erleichtert und zuversichtlich. Ein erster Lösungsplan ist gemeinsam entwickelt, der besteht aus neuen Verhaltensstrategien im Umgang mit ihren Gefühlen und des Drogenkonsums. Gemeinsame Gespräche mit Freunden und der Familie sollen Verständnis, Halt und Unterstützung für Lara schaffen. Gemeinsam mit ihrer Freundin wird sie künftig wieder ein Pflegepferd mitversorgen und die Möglichkeit nutzen, in der Natur auszureiten. 16
Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Konfliktsituation – LOBBY Unterstützung bei Konflikten in der Familie, Schule und Ausbildung. Die Startchancen in den Familien unserer Mädchen und Jungen sind oft schwierig. Die Familie bietet wenig emotionale Sicherheit, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. Die biografische Entwicklung ist geprägt durch unsichere Bindungen zu ihren Bezugspersonen, zu wenig Halt bzw. Grenzsetzung. Es fehlt den Jugendlichen an fundamentalen Kompetenzen wie Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen und Konfliktfähigkeit, so wie ein sicheres Gefühl, den Aufgaben gewachsen zu sein. Anja Willeke Dipl. Sozialpädagogin Auswertung der fachlichen Arbeit der Lobby in 2008: Die „Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Konfliktsituationen - LOBBY“ hat in 2008 insgesamt 176 KlientInnen betreut, davon 17 durch unsere Fachkraft Verena Seefeld in Delbrück. Damit hat sich die Gesamtzahl der Fallbetreuung um knapp 64% gesteigert. Ein Grund ist das zusätzliche Beratungsangebot für Eltern für Kinder und Jugendliche, das wir an die LOB- BY angebunden haben. 28 Elternberatungen fanden in 2008 statt. Neben der Fallarbeit ist ein weiterer wichtiger Baustein die Streetwork im Stadt- und Kreisgebiet: Hierüber konnten in 2008 insgesamt 507 im Kreis und 442 Minderjährige in der Stadt Paderborn informiert und versorgt werden. Über Schulveranstaltungen erreichten die Mitarbeiter/innen der LOBBY zusätzliche 987 Personen. Über das offene Angebot der Lobby, das neben einer warmen Mahlzeit auch erste Beziehungs- und Kontaktmöglichkeiten anbietet, konnten wir 324 Minderjährige versorgen. Hinzu kommt ein neues Angebot, das „Mütterfrühstück“ für minderjährige Mütter mit 171 Besucherinnen. So ergibt sich insgesamt eine Personenanzahl von 2431, die wir mit den verschiedensten Angeboten versorgen konnten. der seit jeher einen Schwerpunkt in der LOBBY-Arbeit bildet. Bei der Gemeindezugehörigkeit der Klientel wird deutlich, dass wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Stadt- und Kreisgebiet haben. Wir erreichen fast dieselbe Anzahl an Jugendlichen im Kreisgebiet. Die kreisweite Arbeit ist mit einem hohen Zeitaufwand verbunden, da wir die Jugendlichen mit einem gut ausgestatteten Bulli in den Kreisgemeinden anfahren und vor Ort aufsuchen, ggf. beraten und betreuen. Splitten wir nach Gemeindezugehörigkeit auf, so waren Salzkotten, Hövelhof und Delbrück, wie schon in den Vorjahren, die Gemeinden mit den höchsten Anteilen an Jugendlichen. Dies sind unter anderem die Gemeinden, die wir regelmäßig mit dem Bulli anfahren und in denen wir Sprechstunden vor Ort abhalten. Der Anstieg bei der Altersverteilung der über 18- jährigen ist sicherlich durch die Elternberatung zu erklären. Im Verhältnis ist lediglich die Altergruppe der unter 14-jährigen und der 14-15-jährigen gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegen. 6 4 16 44 38 38 18 15 unter 14J. 14J-15J 16J-17J Über 18J 51 2006 2007 2008 36 44 Altersstruktur Bei der Suchtmittelverteilung liegen der Alkohol, Cannabis und das Nikotin weit an der Spitze. In der Tabelle sind Mehrfachnennungen angegeben, oftmals konsumiert unsere Klientel verschiedene Substanzen. Der Konsum von Amphetaminen, Kokain und Heroin ist im Gegensatz zum Vorjahr deutlich gesunken (siehe Tabelle nächste Seite). 54 Suchtmittelverteilung Der Anteil der erreichten Mädchen in der Arbeit der Lobby liegt wie in den Vorjahren über dem Bundesdurchschnitt Weiblich 48% Geschlecht Männlich 52% bei 48%. Ein sehr hoher Anteil, der sicherlich auf unseren geschlechtsspezifischen Ansatz zurückzuführen ist, Schnüffelstoffe Medikamente Biogene Drogen Heroin Kokain XTC; Amphetamine Nikotin Cannabis Alkohol 1 1 5 3 2 2 32 45 66 17
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