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Max Ernst - Artinside - Das Museumsmagazin der Region Basel

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Zilvinas Kempinas. The works of the Lithuanian artist Zilvinas Kempinas are not only<br />

kinetic but also minimalistic. Now a resident of New York, Kempinas uses the simplest of<br />

means to create complex and atmospheric room situations of great beauty. His installations<br />

play with air and lightness – the reliefs are based on time and chance. In the large single<br />

exhibition devoted to Kempinas at the Museum Tinguely, his work will in part be shown<br />

in rooms of its own and partly in dialogue with works by Jean Tinguely.<br />

23<br />

Zilvinas Kempinas, 2-Fan Drawing, 20101109-3, 2010<br />

Zilvinas Kempinas, Parallels, 2007<br />

<strong>Artinside</strong><br />

Eine <strong>der</strong> schönsten Raumpassagen des Museums, die<br />

sogenannte «Barca», <strong>der</strong> mit Fensterband zum Rhein<br />

hin offene Erschliessungsgang vom Erdgeschoss zum<br />

Galeriegeschoss, nutzt Kempinas für die Arbeit Timeline<br />

(2013): vertikal und parallel gespannte Videobän<strong>der</strong> orientieren<br />

den Blick nach aussen neu. Während das Material<br />

<strong>der</strong> Bän<strong>der</strong> bei frontaler Aufsicht verschwindet<br />

und den Blick auf den Rhein freigibt, schliesst sich die<br />

Fensterfront scheinbar, sobald <strong>der</strong> Blick in die Diagonale<br />

o<strong>der</strong> nach links o<strong>der</strong> rechts wan<strong>der</strong>t. Dann erlebt<br />

man ein reiches Spiel von Lichtbrechungen und Reflexionen,<br />

die sich auf <strong>der</strong> manchmal matten, manchmal<br />

glänzend-dunklen Oberfläche abzeichnen.<br />

Im zweiten Obergeschoss mit vier Oberlichtsälen<br />

von klassischer Proportion sind zwei weitere, den Raum<br />

durchmessende Arbeiten installiert. Slash besteht wie<br />

Parallels aus parallel eng gespannten Videobän<strong>der</strong>n,<br />

ihre Wirkung ist aber doch verblüffend an<strong>der</strong>s. Da sich<br />

die Bän<strong>der</strong> diagonal durch den Raum erstrecken, wird<br />

die perspektivische Raumwahrnehmung verhin<strong>der</strong>t<br />

und die Raumproportionen verschwimmen. Im letzten<br />

Raum hält sich ein Band auf scheinbar magische Weise<br />

selbst in <strong>der</strong> Luft und umtanzt die Wände. Es ist eine Poesie<br />

<strong>der</strong> Leichtigkeit und <strong>der</strong> Schwerelosigkeit, die unsere<br />

individuellen Träume vom Fliegen beflügeln kann.<br />

Eine die Sinne überfor<strong>der</strong>nde Manifestation von Energie<br />

inszeniert Kempinas in <strong>der</strong> Installation Ballroom<br />

(2010) im Untergeschoss, wo Ventilatoren, farbige Glühbirnen,<br />

Videotapes und Spiegelfolie zu einem dichten<br />

Tanz <strong>der</strong> Elemente vereint sind. Es ist eine Art Licht-<br />

Raum-Modulator, in dem die Betrachter sich in ihrer<br />

Orientierung verlieren können.<br />

Zilvinas Kempinas ist ein Magier <strong>der</strong> Elemente, <strong>der</strong><br />

das Natürliche und das Künstliche als Ingenieur und<br />

Orphiker verbindet. Schon in seiner frühen Arbeit Moon<br />

Sketch (2005) ist <strong>der</strong> Kontrast zwischen Faktur und Wirkung<br />

eindrucksvoll. Aus einfachsten Materialien, einer<br />

im Innern schwarz bemalten Kartonrolle, Klebeband<br />

und einem Kleinbilddia-Rahmen, entsteht ein Instrument<br />

zur Himmelsbeobachtung, das allerdings als Periskop,<br />

als «Wallgucker» funktioniert: nur Millimeter vor<br />

einer Wand angebracht und auf diese gerichtet, zeichnet<br />

sich scheinbar am dunklen Firmament in fahlem<br />

Licht <strong>der</strong> kraterübersäte Mond ab. Tatsächlich blicken<br />

wir auf ein Stück Wand von knapp zehn Zentimeter<br />

Durchmesser, das mit seiner Textur, <strong>der</strong> weissen Wandfarbe<br />

und <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lichtsituation diese Illusion<br />

erst ermöglicht. Nichts ist versteckt, alles ist zu sehen,<br />

und doch führt uns die Wirkung an einen Ort, <strong>der</strong> unsere<br />

Sehgewohnheiten hinterfragt und herausfor<strong>der</strong>t.<br />

Zilvinas Kempinas, Ballroom, 2010<br />

<strong>Artinside</strong>

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