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Max Ernst - Artinside - Das Museumsmagazin der Region Basel

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30<br />

Femme au béret orange<br />

et au col de fourrure, 1937<br />

“<br />

Dies ist unser Plakatmotiv, und es handelt sich nun<br />

wirklich um eine Trouvaille. Nachdem Picasso dieses Bild<br />

gemalt hatte, wurde es nur ein einziges Mal ausgestellt,<br />

sehr kurz in <strong>der</strong> Galerie Beyeler. Ein Basler Sammler hat<br />

es damals gekauft und es wurde nie wie<strong>der</strong> ausgeliehen,<br />

nie wie<strong>der</strong> ausgestellt. Niemand kannte dieses Gemälde.<br />

An diesem Bild lässt sich gut erklären, wie man Picassos<br />

Modelle erkennen kann: Klassisch, blond und eine<br />

Nase, die gerade in einer Linie in die Stirn übergeht – das<br />

ist Marie-Thérèse Walter. Braune Haare und das Gesicht<br />

in einzelne Anatomieteile zerstückelt und kompliziert –<br />

das ist die schwierige Dora Maar. Es war die Zeit, in <strong>der</strong><br />

Picasso in einer Vierecks-Beziehung lebte, und Dora<br />

Maar, selbst eine Künstlerin, eine Fotografin, die sich<br />

im Surrealisten-Zirkel bewegte, war sicherlich die anspruchvollste<br />

und stärkste Geliebte Picassos.<br />

Nina Zimmer<br />

”<br />

Malerin mit «Pinsel-Speer» und «Farb-Schild»<br />

Suite de 180 dessins, 1953/1954<br />

“<br />

Hier zeigen wir eine ganz spezielle Serie – wir haben hier 26 Blätter aus einer<br />

Privatsammlung, und ein einzelnes <strong>der</strong> Fondation Beyeler aus einer Serie von 180<br />

Zeichnungen, die Picasso im Dezember 1953 und Januar 1954 entstehen liess. Picasso<br />

war damals in einer Krise. Ein guter Freund war gestorben, und Françoise<br />

Gilot hatte ihn mit den gemeinsamen Kin<strong>der</strong>n Claude und Paloma verlassen. Es<br />

war das einzige Mal in Picassos Leben, dass er von einer Frau verlassen wurde.<br />

Picasso nutzte Krisenzeiten immer wie<strong>der</strong>, um neu anzusetzen: Diese Serie<br />

mit den 180 Zeichnungen wurde im Frühling 1954 in einer Doppelnummer <strong>der</strong><br />

Kunstzeitschrift Verve publiziert. Obwohl er wusste, dass diese Zeichnungen veröffentlicht<br />

werden, haben die Skizzen starken Tagebuchcharakter. So zeichnet er<br />

beispielsweise eine Malerin, die den Pinsel wie einen Speer und die Palette wie<br />

einen Schild hält – da ist <strong>der</strong> Bezug zu Françoise Gilot, die selbst Ambitionen als<br />

Malerin hatte. Er zeichnet sie aber korpulent und nicht gerade hübsch, dabei war<br />

Françoise Gilot eine wun<strong>der</strong>schöne Frau!<br />

Picasso stellt sich hier aber nicht nur als Maler vor <strong>der</strong> Staffelei dar, son<strong>der</strong>n<br />

auch als Zeichner mit Zeichenblock. Er nimmt sich, den 70-Jährigen, dabei selber<br />

aufs Korn. Er zeichnet sich als alten, kurzsichtigen Mann mit Brille. Es zeigt sich<br />

hier schön, wie er sich mit sich selbst beschäftigt. Er fragt sich wohl als Mann wie<br />

als Künstler: Was will ich noch? Was kann ich noch? Was kommt auf mich zu?<br />

Er war damals extrem produktiv, und anhand <strong>der</strong> exakten Datierung wissen wir,<br />

welche Zeichnungen er am gleichen Tag gemacht hat.<br />

Anita Haldemann<br />

”<br />

31<br />

Die Ausstellung wird unterstützt durch:<br />

L. + Th. La Roche-Stiftung<br />

Swisslos <strong>Basel</strong>-Landschaft<br />

Stiftung für das Kunstmuseum <strong>Basel</strong><br />

Zeichner und Modell<br />

Pablo Picasso, Femme au béret orange et au col de fourrure, 1937<br />

Le déjeuner sur l’herbe, 1961<br />

“<br />

Dieses Bild ist aus einer Serie, in <strong>der</strong> Picasso das<br />

Manet-Bild Déjeuner sur l’herbe variiert und Paraphrasen<br />

darauf entwickelt. Im Gegensatz zu früher, wo er sich<br />

Frauen als Modelle nimmt, greift er hier im Spätwerk auf<br />

Meisterwerke <strong>der</strong> Kunstgeschichte zurück. Wenn man<br />

das Gemälde von Manet kennt – die beiden lagernden<br />

Studenten und die nackte Frau beim Picknick im Grünen<br />

–, dann erkennt man bei Picasso, dass das schon eine<br />

spätere Variante ist. Es fängt mit <strong>der</strong> Figurenkonstellation<br />

an: den Mann links lässt er weg, die Frau im Hintergrund<br />

entkleidet er – aber ein paar Elemente bleiben: wie<br />

<strong>der</strong> Baum rechts, gegen den <strong>der</strong> Student mit dem Spazierstock<br />

gelehnt ist. Und auch <strong>der</strong> Spazierstock ist sehr<br />

genau umgesetzt. Er malt dieses Bild im Hochformat, obwohl<br />

Manets Vorlage ein Querformat ist. Er geht zunehmend<br />

sehr, sehr frei mit diesen Anregungen um. Aber er<br />

braucht immer dieses «Gegenüber» des an<strong>der</strong>en Gemäldes,<br />

an dem er sich abarbeitet.<br />

” Nina Zimmer<br />

Pablo Picasso, Le déjeuner sur l’herbe, 1961<br />

Pablo Picasso, Suite de 180 dessins, 1953/1954<br />

<strong>Artinside</strong><br />

<strong>Artinside</strong>

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