05.11.2012 Aufrufe

Muskelkater - Highländer Albmagazin

Muskelkater - Highländer Albmagazin

Muskelkater - Highländer Albmagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

highlaender54_temp:Layout 1 02.03.2009 10:02 Seite 14<br />

14<br />

Heckenscheisser<br />

DIE DIAET<br />

Pünktlich zum Frühjahrsbeginn startet Frau H.<br />

ihre Diät. Über Weihnachten hat sie es ein<br />

bisschen schleifen lassen, gibt sie zu. Naja und<br />

davor waren ein paar Familienfeiern und dann<br />

die gelegentlichen Kaffee-Treffs mit ihren<br />

Freundinnen und, und …. Ehrlich besehen hat<br />

sie mindestens elf sündige Monate hinter sich.<br />

Das hat natürlich Spuren hinterlassen! Im<br />

Winter lässt sich die zugewonnene Masse<br />

wenigstens noch einfach kaschieren. Selbst vor<br />

ihrem Mann im Schlafzimmer versteht sie, sich<br />

zu tarnen. "Wegen der Kälte muss ich zwei<br />

Nachthemdle anziehen!", flunkert sie ihm vor.<br />

Dabei sind die Hemdle inzwischen schon mehr<br />

als ausgewachsene Hemden geworden und<br />

von wegen zwei. Das zweite hat sie nur erlogen,<br />

um von der doch beträchtlichen Zunahme<br />

ihrer Leibesfülle abzulenken.<br />

Herr H. indes hat das Masseproblem seiner<br />

Frau noch gar nicht so richtig wahrgenommen.<br />

Seit einigen Monaten, es könnten auch schon<br />

Jahre sein, ist der direkte Körperkontakt mit<br />

seiner Göttergattin nicht mehr ganz so regelmäßig.<br />

Das ist schon alles ok so, kein Problem.<br />

Schließlich war er früher auch nicht gerade der<br />

Gott Amor unter den Jünglingen. Was ihn viel<br />

mehr ärgert, ist, dass seine Frau ihn seit kurzem<br />

nicht mehr ins Bad lässt, solange sie drin<br />

ist. Sie hat geradezu eine Phobie, dass er ihre<br />

Kilos auf der Waage sehen könnte. Erst seit sie<br />

sich so verhält, ist ihm aufgefallen, dass sie um<br />

die, sowieso schon breiten Hüften noch breiter<br />

geworden ist.<br />

Nun aber, wie gesagt, hat Frau H. ihre<br />

Frühjahrsdiät gestartet. Mit Freundinnen und<br />

regelmäßigem Programm versteht sich. Zwei<br />

Mal pro Woche!! Eines Abends bewegt sie sich<br />

verdächtig andächtig durch das heimische<br />

Wohnzimmer. Herr H. nimmt das erst wahr, als<br />

seine Frau das dritte Mal störend durchs<br />

Fernsehbild läuft. "Ist was?" fragt er sie etwas<br />

unmutig, ob dieser Störung. "Nein, nein!", sagt<br />

sie, um nach einer kurzen Pause gleich nachzuschieben:<br />

"Fällt Dir nix auf?".<br />

Herr H. schaut etwas perplex drein, nein ihm<br />

fällt nichts auf. Aber wenn sie so fragt, muss da<br />

was sein? Er schaut sie von oben bis unten an:<br />

Friseur? Nein, alles noch zerzaust. Neues<br />

Kleid? Nein, das kennt er schon vom vorvorletzten<br />

Jahr. Da hat es ihm schon nicht gefallen.<br />

Er findet nichts!<br />

"Ich habe abgenommen!", kreischt sie ihm mit-<br />

ten in seine Überlegungen. "Ein Kilo abgenommen!".<br />

- "Toll!" presst er geduckt hervor und<br />

wundert sich, wo denn dieses Kilo fehlen solle.<br />

Seine Frau ist angesichts seiner vermeintlichen<br />

Ignoranz aber schon beleidigt, da ist nichts<br />

mehr zu machen. Der Haussegen hängt schief.<br />

Zwei Tage später - im Hause H. wird sich seither<br />

angeschwiegen - beschließt Herr H., sich<br />

gegen das Schicksal zu stemmen. Er bringt seiner<br />

Frau etwas von seinem Stadtspaziergang<br />

mit nach Hause. Hübsch verpackt in schönem<br />

Papier. Und tatsächlich: Sie freut sich. Ein cleverer<br />

Schachzug des Gentleman H.. Flugs<br />

packt Frau H. ihr Geschenk aus und jubiliert:<br />

Ein Spitzenhemdchen aus dem Schaufenster<br />

der Miederwarenabteilung des stadtbekannten<br />

Modegeschäftes. Da hat sich ihr Mann aber<br />

nicht lumpen lassen.<br />

Frau H. verschwindet im Bad. Die Tür bleibt<br />

geschlossen. Es vergehen Sekunden, dann<br />

Minuten. Nichts tut sich. Herr H. wundert sich<br />

schon, dann endlich bewegt sich was. Frau H.<br />

kommt heraus wie sie hinein gegangen ist.<br />

"Wo hast Du denn das schöne Spitzenhemd?",<br />

fragt Herr H. ahnungslos. "Das ist zu klein und<br />

zu eng!", antwortet seine Frau. " Aber ich habe<br />

es doch in Deiner Größe gekauft!", ist er etwas<br />

ratlos. "Nein- es ist zu klein," erwidert sie leicht<br />

angenervt, "da hast Du Dich wohl vertan!"<br />

"Aber mein Schnurzel", versucht Herr H. seine<br />

Frau zu besänftigen, "ich habe im gleichen<br />

Laden, die gleiche Größe gekauft wie Du letztes<br />

Jahr. Ganz sicher!!" - "Ach was die gleich<br />

Größe," wird Frau H. noch etwas heftiger, "und<br />

vor einem Jahr, was interessiert vor einem<br />

Jahr!". In seiner männlich-einfältigen<br />

Ratlosigkeit erkennt Herr H. nicht die Gefahr,<br />

die da auf ihn zukommt: "Aber vor einem Jahr<br />

hat Dir so was doch auch gepasst - und jetzt<br />

hast Du sogar noch abgenommen!"<br />

Wenn Blicke töten könnten ….. Mit dem letzten<br />

Satz traf er ihren Nerv! Erst jetzt erkennt Herr<br />

H. seinen Fehler. Was hat er da nur gesagt?!<br />

Wie ein heißer Teekessel baut seine Frau Druck<br />

auf und pfeift ihn an: "Was willst Du sagen? Ich<br />

bin dick geworden? Ich hätte nicht abgenommen?<br />

Du hast es doch selber gesagt!!!"<br />

Herr H. überlegt in seiner Not, er habe selber<br />

was gesagt? Was? ----- Gesagt bekommen<br />

vielleicht, ja daran kann er sich erinnern, aber<br />

selber….? Nun es bleibt ihm keine Zeit für<br />

langes Denken.<br />

Instinktiv hört er sich sagen: "Aber nein<br />

Schätzle, bestimmt hast Du abgenommen.<br />

Natürlich hast Du abgenommen. Das sieht<br />

doch jeder. Die haben sich garantiert in der<br />

Größe vertan. Das können wir doch noch<br />

umtauschen, ist doch kein Problem. Gar kein<br />

Problem!". Die Beschwichtigungsorgie funktioniert.<br />

Frau H. beruhigt sich. Sie glaubt ihrem<br />

Mann, das heisst, sie will ihm glauben. Denn<br />

die Augen strafen Lügen, was er da von sich<br />

gibt. Dennoch ist dieser Tag gerettet. Fast<br />

scheint es, als ob sich die ganze Lage entspannt.<br />

Zwei Tage später geschieht sogar das<br />

Wunder, dass Herr H. das Bad zeitgleich mit<br />

seiner Frau betreten darf. Vorsichtig und<br />

bedacht meint er, ihr daraufhin etwas Liebes<br />

sagen zu müssen: "Sodele - dann hast Du es<br />

also geschafft mit dem Abnehmen.... Toll, gell,<br />

das sieht man auch!!", schmiert er ihr Honig<br />

ums Maul. Sie dreht sich daraufhin nur verächtlich<br />

um und sagt kurz: "Noi, d´Woog isch<br />

he!".( "Nein, die Waage ist kaputt").<br />

Mit ihrem Kilo- und Waagentick hat Frau H.<br />

ihrem Mann den Blick erst so richtig geschärft.<br />

Seither fällt ihm ganz ohne Waage jede kleine<br />

Änderung schon eher ins Auge. So hat Frau H.<br />

früher im Auto noch ungestreift zwischen die<br />

Gurthalter gepasst. Heute stößt sie schon beidseits<br />

an! Das sind automobile Dimensionen,<br />

die Herr H. sofort in Relation setzen kann. Sein<br />

Auto ist und bleibt eben der Maßstab für alles.<br />

So oder so ähnlich erlebt im November 2008<br />

in Feldstetten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!