Archivbestände zur Geschichte Liv-, Est- und ... - Herder-Institut
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(Baltenarchiv)“. Weise empfahl, die Kisten in Marburg nicht auszupacken, da dort<br />
angesichts der Kriegslage sicher keine Benutzung stattfinden werde. 28 Indessen verschlechterte<br />
sich auch in Marburg die Beurteilung der Lage der Luftsicherheit. Man<br />
bemühte sich, sowohl eigenes Archivgut an sicherer Stelle einzulagern wie auch solches,<br />
das aus dem Osten nach Marburg verbracht worden war. Neben dem ursprünglich<br />
ins Auge gefaßten Salzbergwerk Vacha erhielt das Kalibergwerk Grasleben bei<br />
Helmstedt („Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg“) für die aus Marburg kommenden<br />
Bestände immer größere Bedeutung. Am 4. Oktober 1944 bat Weise den Generaldirektor<br />
in Berlin, doch in Marburg vorstellig zu werden, damit die dorthin ausgelagerten<br />
Bestände rasch nach Grasleben befördert würden, denn er habe erfahren,<br />
„daß die Sicherheit gegen Luftgefahr am Orte [in Marburg] selbst keinesfalls mehr so<br />
zuversichtlich beurteilt wird als <strong>zur</strong> Zeit der Verlagerung meines Archivalientransportes<br />
im August“. 29 Am 6. Oktober 1944 richtete der Generaldirektor aus Berlin den<br />
dringenden Appell an das Staatsarchiv Marburg, „tunlichst bald“ auch die aus Posen<br />
stammenden Bestände nach Grasleben weiterzuleiten. 30 Der Transport von Marburg<br />
nach Grasleben mit den Materialien aus dem Reichsarchiv Posen <strong>und</strong> dem „Baltenarchiv“<br />
ging allerdings erst am 30. Januar 1945 nach Grasleben ab. Gemäß früherer Absprache<br />
sollte dies auf Kosten des Reichsarchivs geschehen. Entsprechend der militärischen<br />
Situation im Osten war es allerdings für das Staatsarchiv Marburg nicht mehr<br />
möglich, das Reichsarchiv Posen zu erreichen. Es übersandte daher am 8. Februar<br />
1945 die entsprechende Rechnung an den Generaldirektor in Berlin mit der Bitte um<br />
weitere Verfügung. 31<br />
Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 befand sich alles aus Marburg angelieferte<br />
Archivgut, eben auch das Baltenarchiv, in der Britischen Besatzungszone. Die Briten<br />
konzentrierten alles infolge der Kriegshandlungen verlagerte Archivgut zunächst in<br />
ihrem in der Kaiserpfalz Goslar eingerichteten Zonalen Archivlager (Archival Repository).<br />
32 Im Januar 1946 wandte sich das von der britischen Besatzungsmacht als<br />
28 Ebenda, Bl. 28 (Reichsarchiv Posen an Staatsarchiv Marburg, 21.8.1944).<br />
29 Ebenda, Bl. 29 (Reichsarchiv Posen an Generaldirektor, 4.10.1944).<br />
30 Ebenda, Bl. 29 (Generaldirektor an Staatsarchiv Marburg, 6.10.1944).<br />
31 Ebenda, Bl. 32 (Staatsarchiv Marburg an Generaldirektor, 8.2.1945).<br />
32 Hier befanden sich auch die aus dem Osten verlagerten Teile des Reichsarchivs Danzig <strong>und</strong><br />
des Preußischen Staatsarchivs Königsberg sowie des Reichsarchivs Posen <strong>und</strong> des Stadtarchivs<br />
Reval. Mit Ausnahme der Bestände, die aus den nach der Kapitulation sowjetisch<br />
gewordenen Städten Reval <strong>und</strong> Königsberg stammten, wurden nahezu alle Materialien der<br />
polnischen Archivverwaltung übergeben, die sie nach Danzig, Posen <strong>und</strong> in andere Städte<br />
<strong>zur</strong>ückbrachte. Dies geschah auch dann, wenn es sich um Deposita von Privatpersonen<br />
handelte, die infolge Flucht <strong>und</strong> Vertreibung in den damaligen Westzonen lebten <strong>und</strong> vor<br />
1944 ihr Eigentum nur als Leihgabe an das Staatsarchiv Danzig oder das Reichsarchiv Posen<br />
gegeben hatten (vgl. u.a. das Schicksal des Nachlasses Albert Breyer; für Auskünfte<br />
danken wir dem Sohn, Herrn Dr. Richard Breyer, Marburg/Lahn, gest. Dez. 1999). Zur<br />
Frage der im Zonalen Archivlager Goslar deponierten Materialien vgl. C.A.F. MEEKINGS:<br />
Rückgabe von Archiven an Polen, in: Der Archivar 1 (1947/48), 2, Sp. 71-74; DERS.: Liste<br />
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